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Frau M. aus M.
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Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2024
Ruge, Sybille

9mm Cut


ausgezeichnet

Man sollte sich immer etwas für den nächsten Morgen hinlegen
Das Buch ist ein Thriller und zeichnet zugleich ein sehr klares Bild bestimmter gesellschaftlicher Kreise. Die Ich-Erzählerin ist Privat-Detektivin. Unter dem Decknamen Evelina Klein wird sie von ihrem stinkreichen, absolut egozentrischen und ziemlich bigotten Kunden K2 in die Schweiz geschickt, um auffällige Geschehnisse in einer K2 gehörenden Stiftung aufzuklären. Sie landet in einem Sumpf aus kaputten Typen und kriminellen Machenschaften. Sie trifft auf Menschen, die ziemlich verbogen sind und die fragwürdigen Zielen folgen. Mit ihrer nüchternen und abgeklärten Art bewegt sich Eve Klein sehr souverän in dieser Szenerie. Mit scharfem Verstand erfasst sie sehr schnell, was gespielt wird. Die Mission ist nicht ungefährlich, doch Eve versteht es sehr gut, sich selbst abzugrenzen und zu schützen. Da habe ich tatsächlich einiges dazugelernt, was ich zukünftig auch in meinem Leben anwenden werde.
Der Schreibstil ist eigenwillig und messerscharf. Die Story ist sehr cool und sehr spannend. Ich habe mich bestens amüsiert und gebe sehr gern fünf Sterne.

Bewertung vom 21.03.2024
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


ausgezeichnet

Kathleen - Eine Frau geht ihren Weg
"Kosakenberg" ist ein sehr komplexer und spannender Roman. Es ist die Geschichte der Ich-Erzählerin Kathleen, die in den 1980er Jahren in einem kleinen Dörfchen in Brandenburg aufgewachsen ist und inzwischen seit vielen Jahren als Grafikdesignerin in London lebt. Es ist eine Geschichte von Veränderungen, von den Dingen, die hinter uns zusammenfallen und verschwinden und von den Dingen, die uns schwer anhängen. Kathleens Geschichte unterscheidet sich von der ihrer Mutter und Großmutter vor allem dadurch, dass sie die Möglichkeit hat, ihr Leben selbstbestimmt und unabhängig zu gestalten. Dazu gehört auch, dass sich ihr durch die deutsche Wiedervereinigung und die rasanten technischen Entwicklungen jede Menge Möglichkeiten auftun. Sie macht Abitur, studiert und entscheidet sich für ein Leben im Ausland. Sie tut nur das, womit sie sich wohlfühlt. Mit ihren ländlichen ostdeutschen Wurzeln hat das alles scheinbar nichts mehr zu tun. Dennoch sind sie da und zerren teilweise heftig an ihr. Die Geschichte wird in zehn Heimfahrten erzählt, die den Prozess des Fortgehens, des Wandels und der danach möglichen Heimkehr beschreibt. Es ist ein Frauenroman, ein Mutter-Tochter-Roman, ein Wenderoman, ein Dorf-Stadt-Roman und ein Roman über Wurzeln und neue Heimat.
Dieses Buch hat mich sehr berührt. Viele Dinge konnte ich sehr gut nachvollziehen. Sehr gern gebe ich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.03.2024
Schulz, Bernhard M.

Liebe ist ganz anders


ausgezeichnet

Feuilleton vom Feinsten
Bernhard M. Schulz (1913-2003) gilt als Meister des Feuilletons und der Kurzgeschichten. Sein Sohn Ansgar hat hier eine sehr schöne Auswahl von Texten, die er hauptsächlich für die Neue Osnabrücker Zeitung und andere Zeitungen und Zeitschiften verfasst hatte, herausgegeben. Die kleinen Geschichten drehen sich um die Liebe in verschiedenen Variationen. Da ist natürlich die romantische Liebe zwischen Männern und Frauen, aber auch die Liebe zu den Kindern, unter Geschwistern, zu einem Hobby oder einem Beruf und auch einfach zum Leben an sich. Es sind fröhliche und traurige Geschichten, die spannend sind und in denen es oft auch unverhoffte Wendungen gibt. Sie sind mit ihrem jeweiligen Entstehungsjahr versehen, so dass man sich den gesellschaftlichen Kontext dazu sehr gut vorstellen kann. Die Geschichten aus den 1950er, 1960er, 1970er und 1980er Jahren spiegeln die verschiedenen Themenkreise wieder, die typisch für diese Jahrzehnte waren. Hervorragend ergänzt werden die Texte durch viele tolle Karikaturen von Fritz Wolf (1918-2001), der seinerzeit Hauskarikaturist der Neuen Osnabrücker Zeitung und Weggefährten von Bernhard M Schulz war.
Ich bin sehr begeistert von dieser besonderen Sammlung kleiner literarischer Schmuckstücke. Deshalb gebe ich sehr gern eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.03.2024
Stekovic, Slaven

Jung bleiben, alt werden


sehr gut

Über die Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens
Dieses Buch beschäftigt sich mit den neuesten Ergebnissen der Langlebigkeitsforschung. Die vielen schönen Illustrationen und der lockere bildhafte Schreibstil nehmen die Leser und Leserinnen mit in die Welt der Wissenschaft. Ausführlich und sehr anschaulich wird erläutert, was Gene sind und wie sie funktionieren, wie Proteine aufgebaut sind und wie sich deren Rolle im Laufe des Lebens verändert, welche Arbeit unser MIkrobiom leistet und wie individuell der Stoffwechsel eines jeden Körpers ist. Es wird ziemlich schnell klar, wie komplex so ein menschlicher Organismus aufgebaut ist, so dass es wohl noch ziemlich viele Geheimnisse zu lüften gibt. Die in diesem Buch beschriebene Forschung ist auf die biologischen Funktionen und Interaktionen im menschlichen Körper begrenzt. Die Wechselbeziehungen zwischen Körper, Psyche und Geist werden nur in dem einen oder anderen Nebensatz erwähnt. Das Buch ist aber insgesamt betrachtet sehr informativ und unterhaltsam.

Bewertung vom 07.02.2024
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


ausgezeichnet

Einstein und Ritas Tochter
"Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge" ist ein ganz besonderer Roman. Er ist zum Schreien komisch und in gleichem Maße ernst. Er vermittelt Ostdeutsche Geschichte, insbesondere DDR-Geschichte, jenseits von irgendwelchen Ideologien. Aus der Sicht von Heinz Labensky eben. Der ist wegen einer Lernbehinderung früh von der Schule abgegangen. Sein Herz hat er schon sehr früh und für immer an Rita verschenkt, die für ihn die Welt bedeutet. Leider ist der Kontakt zu ihr vor vielen Jahren verloren gegangen. Jetzt ist er 79 und Insasse eines "Feierabendheims" in Thüringen, wo er die Tage verdämmert, bis er eines Tages einen Brief aus Stralsund von einer Frau erhält, die behauptet, Ritas Tochter zu sein und die Kontakt zu ihm aufnehmen will. Stehenden Fußes macht sich Heinz auf den Weg. Es beginnt ein Roadtrip quer durch Deutschland und quer durch verschiedene Ereignisse und Themen der DDR-Geschichte. Viele alte Erinnerungen kommen hoch. Durch Bekanntschaften, die er unterwegs macht, wird er mit der heutigen Welt konfrontiert. Alte Geschichten weben sich auf diese Weise in aktuelle Geschehnisse ein, wodurch ein komplexes Bild von Labenskys Welt entsteht. Am Ende steht verblüffender Weise ein Neubeginn für Heinz Labensky. Es ist eben nie zu spät für überraschende Wendungen.
Besonders gefällt mir, dass viele typische DDR-Redewendungen, DDR-Vokabeln und viele DDR-typische Sachen in den Text eingeflochten sind .
Ich hatte sehr viel Freude beim Lesen und gebe eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.01.2024
Attia , Peter

OUTLIVE


ausgezeichnet

Medizin 3.0
Dr. Peter Attia beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Thema der Langlebigkeit. Sein Anspruch besteht insbesondere darin, die Spanne des gesunden Lebens zu verlängern. Er hinterfragt die üblichen Therapien und stellt auch seine eigenen Ergebnisse immer wieder zur Diskussion. Auch Studien bewertet und hinterfragt er kritisch.Von vielen Ärzten werden die typischen Zivilisationskrankheiten, die die Menschen im Alter früher oder später heimsuchen, inzwischen als normal und unvermeidlich angesehen. Peter Attia hingegen erklärt in diesem Buch, wie diese Krankheiten entstehen und wie sie funktionieren bzw. was genau nicht mehr gut funktioniert. Er erklärt sehr genau, wie jeder Einzelne ziemlich viel tun kann, um diese Krankheiten zu vermeiden oder doch deren Beginn weiter nach hinten zu verschieben. Peter Attia fordert uns dazu auf, anders nachzudenken. Dr. Peter Attia ist ein klassischer Schulmediziner. Er beschäftigt sich entsprechend intensiv mit Medikamenten, Gentechnik und Operationsmöglichkeiten. Komplementäre Medizin wie z. B. Ayurveda, Schüssler Salze, Akkupunktur, TCM und anderes spielen für ihn keine Rolle. Das empfinde ich trotz aller Umfänglichkeit der Ausführungen als Manko, denn in der "sanften Medizin" liegt ebenfalls sehr viel Potenzial zur Verbesserung der Gesundheit und zur Verlängerung des Lebens.
Ich würde mich sehr freuen, wenn insbesondere Ärzte mit "alter Denke" dieses Buch in die Hände bekommen würden. Es könnte viel menschliches Leid verhindert werden.
Alles in allem ist es ein sehr lesenswertes Buch, das mir viele Inspirationen für mein Leben geliefert hat.

Bewertung vom 15.01.2024
Rutt, Matthias

Grenzschichten


ausgezeichnet

Schaut hin und staunt über das, was es zu sehen gibt!
Im Grunde ist "Grenzgeschichten" eine Betrachtung unserer Welt in all ihren Details. Das Wunder, das in den Grenzschichten zwischen allen Bereichen liegt, ist im besonderen Fokus des Autors. Der Leser darf genauer hinschauen und lernt quasi das Sehen auf eine neue sehr bereichernde Weise. Besonders spannend finde ich die Erkenntnis, dass Grenzschichten die Existenz von mehreren Ebenen, Bereichen, Objekten erst ermöglichen. Sie trennen dieses von jenem und ermöglichen gleichzeitig auch Austausch dazwischen. "Semipermeabilität" ist ein neues Wort, das ich hier gelernt habe.
Der Autor macht das an verschiedenen Themen nachvollziehbar. Natur und Kultur, Freiheit und Solidarität, Gut und schlecht, Geschlechterwelten, Wir und die anderen sind nur einige Beispiele.
Wie diese Sichtweise in die geselschaftliche und persönliche Lebenspraxis integriert werden kann, ist im letzten Teil des Buches besprochen.
Ich hatte sehr viel Freude an diesem Buch. Es ist sehr unterhaltsam, spannend und leicht lesbar. Ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 05.01.2024
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


ausgezeichnet

Hoffnung - von allen Seiten betrachtet
In diesem Buch legt Till Raeter den Finger direkt in die Wunde. Wie gehen wir mit den Bedrohungen unserer Gegenwart um? Was sagen wir unseren Kindern angesichts der bevorstehenden unabwendbar erscheinenden Klimaveränderungen? Angesichts der Komplexität des Themas wird ein tieferes Nachdenken doch eher gern verdrängt. Till Raether setzt sich hier jedoch auf sehr sympathische Weise genau damit sehr ausführlich auseinander. Er arbeitet den Unterschied zu früheren Bedrohungsszenarien in seiner Jugendzeit heraus. Raether scheut sich auch nicht, sehr genau hinzuschauen und schwierige Zusammenhänge beim Namen zu nennen. Er tastet die Welt sozusagen nach allen möglichen moralischen Haltegriffen ab. In Zeiten der "Vereinzelung" finde ich es sehr erfrischend, an den Überlegungen, Ängsten, Lösungsversuchen eines anderen Menschen teilzuhaben und sie direkt mit den meinigen abgleichen zu können. Nicht immer bin ich mit Till Raethes Ausführungen konform. Hier und da sehe ich die Dinge völlig anders. Dennoch freue ich mich, dass wir beide zu denselben Schlüssen kommen. Eine sehr unterhaltsame und auch durchaus spannende Lektüre, für die ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe.

Bewertung vom 05.01.2024
Behmann, Jan C.

Reuter (eBook, ePUB)


sehr gut

Reuters Reise zu sich selbst
Format und Einband lassen schon von Weitem ein Behmann-Buch erkennen. Es ist ein Taschenbuch im wahrsten Wortsinn, das den ganz persönlichen Stil von Jan C. Behmann widerspiegelt. Erzählt wird Reuters Geschichte. Der ist ein Mann, der vom Leben wenig erwartet, stets sein Licht unter den Scheffel stellt und sich für alles verantwortlich fühlt, was schief läuft. Reuter ist ein Außenseiter, der die bürgerlichen Klischees in Frage stellt und sich ihnen nicht beugen will und kann. Seine enge Freundin Alba, eine Künsterlin mit ungewöhnlichem Sujet und ungewöhnlicher Lebensgeschichte ist für ihn ein wichtiger Halt und eine gute Beraterin. Im Verlaufe des Romans gehen Reuter alle seine Lebensanker verloren. Sein Job in einer Anzeigenabteilung wird gekündigt. Seine Liebe zu einer Kollegin wird enttäuscht. Alba verschwindet spurlos. Sein Therapeut erkrankt und steht nicht mehr zur Verfügung. Was passiert mit einem Menschen, der ohnehin zu Depressionen neigt, wenn ihn alle seine Sicherheiten entzogen werden?
Sehr plastisch werden die Seelenzustände und Sichtweisen von Reuter beschrieben. Sehr gut kann die Leserin nachempfinden, wie er am Boden liegt und wie schwierig es für ihn ist, jeden einzelnen Tag auszuhalten. Die Erfahrung, dass das Leben immer weiter trägt und dass die Verluste stets der Grundstein für neue Entwicklungsmöglichkeiten sind, erschließt sich Reuter sehr langsam, aber unaufhaltsam. Das Ende des Romans war für mich überraschend. Es scheint mir etwas inkonsequent. Dennoch glaube ich, dass das viele Leser und Leserinnen gern mögen werden.
Die eingestreuten Musikhinweise sind sehr origenell und bereichernd.
Ich hatte große Freude beim Lesen und gebe gern eine Leseempfehlung.