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Jasika

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Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2025
Bruno, Natalie;Bruno, Marisa

Italia a casa - authentische Familien-Rezepte aus Italien


ausgezeichnet

Schon beim ersten Durchblättern steigt einem der Duft von Rosmarin, frischem Knoblauch und sonnengereiften Tomaten förmlich in die Nase. "Italia a casa" ist eine Einladung an den Esstisch einer italienischen Familie, ein liebevoll gedeckter Platz in der Küche zweier Schwestern, die das Kochen im Blut haben.

Natalie und Marisa Bruno, deutsch-italienische Schwestern mit spürbarer Leidenschaft für die Cucina Italiana, haben mit diesem Buch ein Stück Heimat zwischen zwei Buchdeckel gebannt. Dabei bleibt alles bodenständig, authentisch und – das ist wohl das Wichtigste – überwiegend unkompliziert. Denn hier geht es um echte Hausmannskost: mit Herz gekocht, zum Teilen gemacht.

Die Struktur des Buches folgt den klassischen Gängen eines italienischen Menüs: Antipasto, Primo, Secondo, Contorno und Dolce. Wer sich also ein vollständiges italienisches Essen zusammenstellen möchte, findet im Buch eine logische, klare Gliederung.

Besonders hilfreich ist, dass zu jedem Rezept konkrete Angaben gemacht werden – von der Zubereitungszeit über die Jahreszeit bis hin zur Herkunft des Gerichts. Ob vegetarisch, vegan oder eher deftig: Die Orientierung fällt leicht.

Ein schönes Detail sind die zweisprachigen Rezeptangaben – Italienisch und Deutsch –, die dem Ganzen zusätzlich Flair verleihen. Schon das Lesen der Gerichtsnamen bringt italienisches Lebensgefühl in die Küche. Wer gerne Pasta selbst macht, wird sich über die ausführlichen Anleitungen freuen – auch für gefüllte Varianten. Hier wird nicht nur erklärt, wie es geht, sondern auch warum sich der Aufwand lohnt – und das tut er.

Besonders gelungen sind z. B. die "Fettuccine all' Abruzzese", ein einfaches, aber geschmacklich überzeugendes Gericht, das schnell zubereitet ist und allen schmeckt. Auch die "Gnocchetti Sardi alla contadina' sind ein Beispiel für bodenständige, regionale Küche, die mit wenigen Zutaten große Wirkung erzielt. Im Kapitel „Primi“ finden sich daneben verschiedene Risotto-Rezepte – inklusive einer detaillierten Anleitung zur perfekten Zubereitung. Schritt für Schritt wird erklärt, worauf es ankommt, damit das Risotto cremig wird und seinen Biss behält.

Die weiteren Kapitel – Secondi, Contorni und Dolci – sind ebenso vielseitig und gelungen. Die "Verdure grigliate" etwa sind ein wunderbares Beispiel für ein schlichtes, aber raffiniertes Gemüsegericht, das hervorragend als Beilage oder leichtes Hauptgericht funktioniert. Und natürlich ist das Kapitel der Süßspeisen ein kleines Paradies: Ob Kuchen oder Dessert – was hier vorgestellt wird, ist himmlisch gut und lässt keinen hungrig vom Tisch aufstehen.

Was beim Blättern ebenfalls positiv auffällt: Alle Gerichte sind ansprechend bebildert. Die Fotografien machen Lust aufs Nachkochen und vermitteln ein Gefühl von Wärme, Gastfreundschaft und echter italienischer Lebensfreude. Auch das doppelte Register am Ende – sowohl nach Gerichten, als auch nach Zutaten sortiert – ist eine schöne Ergänzung, die das Buch besonders benutzerfreundlich macht.

Was "Italia a casa" letztlich auszeichnet, ist nicht nur die Qualität der Rezepte, sondern die Haltung dahinter: „Liebe für gutes Essen, für das Zusammensein und das Teilen schöner Momente mit besonderen Menschen.“ Dieser Satz aus dem Vorwort bringt genau das auf den Punkt, was das Buch transportiert. Es geht nicht nur um Geschmack, sondern um das gemeinsame Erlebnis. Um Familie, um Nähe, um all die kleinen Dinge, die ein gutes Essen so besonders machen.


Fazit:

Ein authentisches, liebevoll gestaltetes Kochbuch voller alltagstauglicher Familienrezepte, das italienisches Lebensgefühl in jede Küche bringt.

Bewertung vom 10.07.2025
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


sehr gut

Dominic Salt lebt mit seinen drei Kindern seit acht Jahren im Leuchtturm auf Shearwater Island, einer abgelegenen Insel zwischen Australien und der Antarktis. Er ist als Verwalter dort eingesetzt, während das Forschungsteam, dem er angehörte, bereits mit einem Schiff abgereist ist. In wenigen Wochen sollen auch Dominic und seine Familie die Insel verlassen – ein Abschied von einem Ort, der langsam vom steigenden Meer verschlungen wird. Doch plötzlich wird eine schwer verletzte Frau an die Küste gespült. Wer ist diese Fremde, und wie ist sie auf eine Insel gelangt, die von nichts als dem endlosen Ozean umgeben ist?

Dieser unerwartete Zwischenfall bringt Bewegung in das isolierte Leben der Familie und öffnet den Raum für Geheimnisse, Sehnsüchte und verborgene Konflikte. Während Dominic und die Kinder sich von ihrer Heimat verabschieden, entfaltet sich eine Geschichte, die aus mehreren Perspektiven erzählt wird und ein vielschichtiges Bild der Inselbewohner und ihrer inneren Welten zeichnet.

Die Natur ist mehr als eine bloße Kulisse: Sie ist lebendig, bedrohlich und zugleich voller Wunder. Neben der stetig steigenden Flut, die Shearwater Island Stück für Stück verschlingt, ist vor allem der Schutzbunker mit kostbarem Saatgut von zentraler Bedeutung. Dort lagern Pflanzensamen, die für das Überleben in einer zukünftigen Welt unabdingbar sind, doch auch dieser Zufluchtsort gerät zunehmend in Gefahr, da die Temperaturen im Bunker steigen und nicht alle Samen gerettet werden können.

Die Tierwelt der Insel ist beeindruckend vielfältig und wird detailreich beschrieben: Wale ziehen vorbei, Robben liegen faul am Strand, Albatrosse gleiten majestätisch über den Klippen, und Pinguine tummeln sich am Ufer – all dies bringt die Autorin lebendig und atmosphärisch dicht zu Papier. Das Setting basiert auf der realen Macquarie Island, die als Weltnaturerbe Heimat von Millionen von Seevögeln, Robben und anderen Tieren ist.

Symbolisch steht etwa die Banksia für das Überleben in einer zerstörerischen Umgebung: „So wartet und wartet sie also, die Banksia, wartet auf das Feuer. Erst wenn Flammen und Rauch alles ringsum bedecken, öffnet sie ihre Klappen und lässt ihre Samen von dem sengend heißen Wind davontragen.“ (S. 317).
Dieses Bild von Zerstörung und Neuanfang spiegelt die tieferen Themen des Romans wider.

Die ernüchternde Erkenntnis, die immer wieder anklingt, bringt es auf den Punkt: „… weil wir, die ganze Menschheit, längst entschieden haben, was gerettet werden soll: wir selbst.“ (S. 263).
Diese Worte fassen die existenzielle Dimension des Romans zusammen und verstärken die Spannung zwischen Mensch und Natur, die sich durch das gesamte Buch zieht.

Sprachlich überzeugt der Roman mit einem klaren, bildhaften Stil, der die raue Schönheit der Insel greifbar macht. Die menschlichen Figuren bleiben allerdings gelegentlich etwas distanziert, was das emotionale Eintauchen erschwert. Die Handlung ist durchzogen von einer geheimnisvollen, fast mythischen Atmosphäre, die durch häufige Andeutungen einer drohenden Katastrophe Spannung erzeugt, aber auch den Lesefluss verlangsamen kann.

„Die Rettung“ ist eine melancholische Reflexion über Verlust, Überleben und die Zerbrechlichkeit von Heimat. Eine atmosphärisch dichte Erzählung, die trotz kleinerer Schwächen lange nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 10.07.2025
Orso, Kathrin Lena

Schatzsuche auf vier Hufen / Die Ponys von Lillasund Bd.2


ausgezeichnet

Ein Sommer in Schweden, eine eingeschworene Freundesgruppe und ein Pony, das zu verkaufen droht – Schatzsuche auf vier Hufen ist der zweite Band der Reihe "Die Ponys von Lillasund" und erzählt eine ebenso stimmungsvolle wie spannende Geschichte, die Pferdefans begeistern dürfte.

Im Mittelpunkt steht Ida, die mit ihrer Mutter erst kürzlich nach Lillasund gezogen ist. Für sie bedeutet der Sommer vor allem eines: Zeit mit dem Islandpony Flóki zu verbringen. Doch die Idylle gerät ins Wanken, als bekannt wird, dass Flóki verkauft werden soll – der Hof braucht dringend Geld. Ida ist fassungslos. Flóki ist für sie mehr als nur ein Pony – er ist ihr Herzstück in dieser neuen Heimat. Zusammen mit ihren Freunden Elsa, Mikkel und Oscar will sie das unbedingt verhindern. Die Lösung scheint in einer alten Legende zu liegen: Ein verschollener Wikingerschatz soll irgendwo in der Nähe verborgen sein. Und so beginnt ein Abenteuer auf vier Hufen, bei dem die Kinder nicht nur über sich hinauswachsen, sondern auch entdecken, was es heißt, füreinander und für das Richtige einzustehen.

Kathrin Lena Orso versteht es meisterhaft, junge Leserinnen in die schwedische Sommerwelt eintauchen zu lassen. Ihre Sprache ist leicht, lebendig und voller Wärme. Die Charaktere wirken authentisch – nicht zu glatt, sondern mit Ecken, Kanten, Ideen und echten Gefühlen. Gerade das Zusammenspiel der Kinder ist liebevoll und mit einem feinen Gespür für kindliche Dynamik erzählt: kleine Reibereien, große Träume, freche Streiche – und immer wieder echter Zusammenhalt.

Besonders schön ist die Verankerung der Geschichte in Schweden. Die Landschaftsbeschreibungen wecken Fernweh, schwedische Begriffe sorgen für Lokalkolorit, ohne den Lesefluss zu stören. Die Atmosphäre ist leicht und sommerlich, aber nie kitschig – vielmehr durchzieht das Buch ein wohltuender Realismus: Die Kinder erleben Abenteuer, aber sie stoßen auch an Grenzen, müssen kreativ sein und Verantwortung übernehmen.

Das Buch ist zudem sehr ansprechend gestaltet. Das Cover verspricht Sommer, Freundschaft und Ponyfreude – und hält genau das. Auch im Inneren finden sich liebevoll gezeichnete Illustrationen, die das Leseerlebnis abrunden.

Fazit:

"Die Ponys von Lillasund – Schatzsuche auf vier Hufen" ist ein warmherziger Sommerroman voller Abenteuer, Freundschaft und Pferdeliebe. Die Geschichte ist nicht nur spannend und atmosphärisch, sondern auch klug erzählt – mit Themen, die Kindern wichtig sind und sie ernst nehmen. Meine zehnjährige Tochter war sofort begeistert und fiebert schon dem nächsten Band "Winterzauber im Stall" entgegen.

Bewertung vom 01.07.2025
Pierre, Marie

Der Weg der Frauen / Das Pensionat an der Mosel Bd.3


sehr gut

"Wie viel mehr konnte man doch erreichen, wenn man sich zusammentat, als Frauen in dieser von Männern beherrschten Welt. Wie sehr konnte man die Gesellschaft verbessern, solange man gemein-sam an einem Strang zog."


1912: Das Mädchenpensionat in Diedenhofen (Thionville) steht unter Druck. Nach der Verhaftung der Schülerin Sophie bei einer Frauenrechtskundgebung in Metz geraten Pauline Martin und ihre Schule in Misskredit. Nach kurzer Zeit bei ihren Eltern kehrt Sophie ins Internat zurück – verändert, verschlossen, traumatisiert. Pauline erkennt schnell, dass hinter diesem Wandel mehr steckt, und stößt bei ihren Nachforschungen auf beunruhigende Umstände im Elternhaus.


Gleichzeitig kehrt Paulines ehemaliger Verlobter Roland in die Stadt zurück und wirbt um sie. Eine Begegnung, die nicht folgenlos bleibt – zumal Erich von Pliesnitz, der Pauline inzwischen sehr zugetan ist, sich zurückzieht. Zwischen Loyalität, Verantwortung und persönlichem Glück steht Pauline vor einer Entscheidung, die alles verändern könnte.

Marie Pierre gelingt es, die gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit eindringlich einzufangen. Der Roman bewegt sich zwischen politischen Spannungen, dem Ringen um Frauenrechte und den persönlichen Herausforderungen seiner Figuren. Im Mittelpunkt steht dabei Pauline – eine Frau, die für Bildung, Haltung und Menschlichkeit einsteht und sich selbst dabei nicht schont.

Die jungen Frauen des Pensionats entwickeln sich spürbar weiter. Besonders berührend ist zu sehen, wie sie beginnen, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen – geprägt von Paulines Engagement und Fürsorge. Ihre Arbeit ist mehr als Unterricht: ein Versuch, die Mädchen stark zu machen für eine Welt, die ihnen noch wenig zutraut.

Auch dieser Band spart ernste Themen nicht aus: psychische Belastung, familiäre Gewalt, gesellschaftliche Ablehnung. All das fließt in die Handlung ein, glaubwürdig und ohne Pathos. Dabei bleibt die Erzählweise ruhig, dicht und atmosphärisch. Unterstützt wird der Text durch ein aufwendig gestaltetes Nachwort, Glossare, eine historische Karte sowie Reisetipps zum Schauplatz.

Fazit:

Ein überzeugender Abschluss der Trilogie, vielschichtig und inhaltlich kraftvoll. Pauline Martins Einsatz für ihre Schülerinnen, ihr Ringen um Integrität und ihr persönlicher Weg machen diesen Roman zu einer eindrucksvollen Lektüre über Bildung, Mut und weibliche Selbstbestimmung.

Bewertung vom 25.06.2025
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2


sehr gut

Ein brutaler Mord erschüttert Berlin: Der Investigativjournalist Peter Hester wird mitten in der Stadt getötet. Schnell richtet sich der Verdacht auf die berüchtigte Tiznit-Bande, denn Hester war maßgeblich an der Verurteilung ihres Anführers beteiligt. Doch bei ihren Ermittlungen stößt Kriminalhauptkommissarin Mara Eisfeld auf eine bislang unveröffentlichte Recherche des Journalisten – eine Enthüllung, die so brisant ist, dass jemand bereit war, dafür zu töten. Und vielleicht nicht nur einmal.

"Eisfeld - Dunkle Enthüllungen" ist bereits der zweite Fall für Mara Eisfeld, lässt sich aber auch unabhängig vom Vorgängerband lesen. Der Autor Steffen Weinert, bekannt als Drehbuchautor und Regisseur, versteht es, Spannung aufzubauen: Der Krimi ist dynamisch erzählt, die Kapitel sind kurz und prägnant, und durch den Perspektivwechsel erhält auch der Täter eine Stimme.

Die Ermittlungsarbeit ist realitätsnah, authentisch und angenehm unaufgeregt geschildert – ohne übertriebene Action, aber mit klarem Fokus auf Teamarbeit, Befragungen und kriminalistisches Gespür. Dabei überzeugt die Hauptfigur: Mara Eisfeld ist keine makellose Heldin, sondern eine Frau mit Ecken, Kanten und einem vollen Leben. Sie steckt mitten in der Trennung von ihrem Mann, versucht, für ihren kleinen Sohn Sami da zu sein, und wird zugleich beruflich extrem gefordert. Dieser Spagat zwischen Verantwortung und Belastungsgrenze wird glaubwürdig dargestellt – ein Aspekt, der der Figur Tiefe verleiht.

Trotz der düsteren Grundstimmung gelingt es Weinert, mit einem trockenen, feinen Humor punktuell aufzuhellen, ohne die Ernsthaftigkeit der Geschichte zu untergraben.

Der Roman lebt nicht nur vom Fall selbst, sondern auch von der stimmigen Verbindung zwischen privatem Druck und beruflichem Einsatz. Mara Eisfeld ist eine Ermittlerin, der man gerne folgt – menschlich, klug und mit innerer Stärke. Dass sie im Laufe der Handlung selbst ins Visier gerät, erhöht die Spannung zusätzlich, ohne ins Übertriebene zu kippen.

Fazit:

"Eisfeld - Dunkle Enthüllungen" ist ein gelungener Krimi für Leserinnen und Leser, die temporeiche, realitätsnahe Spannung mit glaubwürdigen Figuren und einem durchdachten Plot suchen.

Bewertung vom 22.06.2025
Lane, Soraya

Die verschwundene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.5


sehr gut

Mit dem fünften Teil ihrer internationalen Familiensaga nimmt Soraya Lane ihre Leserinnen und Leser diesmal mit nach Paris – in die glanzvolle, aber unsichere Zeit des Jahres 1939. Zwischen Haute Couture und dem aufziehenden Schatten des Krieges entfaltet sich eine Geschichte über Verlust, Hoffnung und die Kraft der Liebe – über Generationen hinweg.


Blake lebt im heutigen London und erhält von einer Kanzlei ein seltsames Erbstück - ein Kästchen, darin ein Stück silbrig glänzender Samt und eine alte Modeskizze. Der Name ihrer Großmutter ist daran befestigt – doch was hat es damit auf sich? Blakes Neugier ist geweckt. Ihre Spurensuche führt sie nach Paris, wo sie nicht nur in die Welt der Modegeschichte eintaucht, sondern auch dem charmanten Henri begegnet – einem Kurator mit einer Vorliebe für alte Stoffe und verborgene Geschichten.

Gleichzeitig wird in Rückblenden das Schicksal von Evelina erzählt, Blakes Urgroßmutter, die 1939 in Paris als angehende Modedesignerin lebte – eine starke junge Frau, die sich trotz schwieriger Umstände nicht verbiegen ließ. Ihre Liebe war echt, ihre Entscheidungen mutig – und doch hatte ihr Leben Wendungen, die bis in die Gegenwart nachwirken.


Wie in den Vorgängerbänden wechselt Soraya Lane auch hier geschickt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Übergänge sind fließend, die Kapitel gut aufeinander abgestimmt. Besonders hervorzuheben ist der atmosphärische Schreibstil: Paris in den späten Dreißigern wird mit Leben gefüllt – Cafés, Salons, Mode. Diese Welt lebt durch Evelina, deren Abschnitte mich persönlich stärker berührt haben als die von Blake.


Was diesen Roman besonders macht, ist nicht nur das reizvolle Setting in Paris, sondern auch die Verbindung von Mode, Geschichte und emotionalen Geheimnissen. Die Geschichte lädt dazu ein, den Fäden der Vergangenheit nachzuspüren, und stellt zugleich die Frage: Was bedeutet es, mutig zu sein – damals wie heute?

Dass die Kapitel aus der Vergangenheit etwas mehr Tiefe und emotionale Wucht haben, war für mich kein Manko, sondern ein gelungener Kontrast. Soraya Lane gelingt es, die Brücke zwischen den Zeiten glaubhaft zu schlagen. Am Ende fügt sich alles zusammen – nicht kitschig, sondern bittersüß und genau richtig.


Fazit:

Ein gefühlvoller Roman über die Suche nach Wurzeln, über mutige Entscheidungen in schwierigen Zeiten – und darüber, wie sich Vergangenheit und Gegenwart auf unerwartete Weise berühren. Für Leserinnen, die historische Familiensagas mit einer Prise Romantik und einer starken Atmosphäre lieben, ist "Die verschwundene Tochter" ein schöner, berührender Lesegenuss.

Bewertung vom 13.06.2025
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Im schwedischen Skiort Åre herrscht Hochbetrieb, als in einem abgelegenen Waldstück die grausam zugerichtete Leiche eines prominenten Skifahrers entdeckt wird. Johan Andersson, bekannt und beliebt, scheint auf den ersten Blick keine Feinde gehabt zu haben. Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, verschwindet in einem benachbarten Dorf eine junge schwangere Frau: Rebecka Nordhammar, Ehefrau des örtlichen Pastors. Zwei rätselhafte Fälle, ein eiskalter Winter und Ermittler unter Druck – Viveca Sten spannt in ihrem zweiten Band um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog einen fein gewebten, spannenden Plot, der Leserinnen und Leser nicht loslässt.

Besonders gelungen ist der Aufbau des Romans: Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, vor allem aus der Sicht der beiden Hauptkommissare Hanna Ahlander und Daniel Lindskog, aber auch aus Rebeckas Sicht. Dadurch entsteht eine vielschichtige Erzählstruktur, die nicht nur Spannung aufbaut, sondern auch eine emotionale Nähe zu den Figuren ermöglicht. Die dunkle, frostige Kulisse von Åre wird dabei ebenso plastisch geschildert wie das innere Gefüge der Figuren: die Kälte, das Zwielicht, die Einsamkeit – sie ziehen sich wie ein feiner Schleier durch den ganzen Roman und schaffen eine Atmosphäre, die unter die Haut geht.


Die Reihe um Hanna Ahlander lebt nicht nur von klug konstruierten Kriminalfällen, sondern auch vom Zusammenspiel der Ermittler. Hanna und Daniel bilden ein eingespieltes Team, das sich auf Augenhöhe begegnet – kompetent, empathisch und glaubwürdig. Besonders Daniel steht in diesem Band im Spannungsfeld zwischen Job und Familie: Die Belastung durch das Kleinkind, der Frust seiner Partnerin, sein schlechtes Gewissen – all das wirkt sehr lebensnah und nachvollziehbar. Auch Hanna zeigt erneut, dass sie mehr ist als nur eine Ermittlerin: verletzlich, intuitiv, zielstrebig.


So spannend und atmosphärisch dicht der Weg bis zur Auflösung auch ist – das Finale selbst konnte mich nicht ganz überzeugen. Zu früh deutete sich an, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde, und die letzten Kapitel verloren dadurch etwas an Wucht. Dennoch bleibt der Eindruck insgesamt positiv, denn Viveca Sten versteht es, Kriminalgeschichten nicht nur spannend, sondern auch menschlich zu erzählen.

Fazit:

"Tief im Schatten" ist ein durch und durch solider, atmosphärisch starker Krimi mit nordischer Seele. Die Mischung aus mitreißender Handlung, überzeugenden Figuren und einem winterlich-bedrückenden Setting macht die Åre-Krimis zu einer lohnenswerten Reihe für Fans skandinavischer Spannung. Auch wenn das Ende vorhersehbar war – der Weg dorthin war spannend genug, um Lust auf den nächsten Fall zu machen!

Bewertung vom 10.06.2025
Morel, Susanne

Unter der Sommerlinde von Gourdon


sehr gut

"Unter der Sommerlinde von Gourdon" entführt in das Südfrankreich der 1930er-Jahre – in eine Zeit des Umbruchs, in der persönliche Freiheit und gesellschaftliche Erwartung zunehmend miteinander konkurrieren. Im Mittelpunkt stehen zwei ungleiche Schwestern, deren Lebenswege sich im Schatten des aufziehenden Krieges auf unterschiedliche Weise entfalten.

Manon ist eine engagierte, mutige Krankenschwester, die nicht davor zurückschreckt, ihren moralischen Überzeugungen zu folgen – auch wenn sie dadurch ihre berufliche Existenz aufs Spiel setzt. Als sie einem jüdischen Jungen entgegen aller Vorschriften hilft, verliert sie ihre Anstellung. Doch es ist auch ein Wendepunkt, der ihr neue Wege eröffnet – beruflich wie privat, denn in Léandre, dem zurückhaltenden Besitzer einer Kräuterfarm, findet sie eine leise, tiefe Zuneigung.

Ihre Schwester Estelle hingegen steht auf einem gänzlich anderen Fundament: Schönheit, gesellschaftlicher Aufstieg und das Streben nach Ansehen bestimmen ihr Leben – jedenfalls dem äußeren Anschein nach. Denn innerlich tobt ein Konflikt. Ihr Herz gehört einem anderen Mann als dem, der ihr eine standesgemäße Zukunft verspricht. Estelle wirkt dabei oft zerrissen, schwankend, ja bisweilen unentschlossen – und ihr Verhältnis zu Manon ist von stiller Rivalität und unausgesprochenem Neid geprägt.

Der Roman lebt von seinem Wechsel der Perspektiven und der feinfühligen Beschreibung zweier Frauen, die ganz unterschiedlich geprägt sind – und doch auf ihre Weise nach Freiheit, Liebe und Sinn suchen. Die Provence mit ihren typischen Düften und Farben bilden dabei eine stimmungsvolle Kulisse.

Susanne Morels Sprache ist klar, zugänglich und angenehm zu lesen. Die Handlung bleibt durchweg spannend, auch wenn sie eher leise Töne anschlägt. Die politischen Entwicklungen jener Zeit werden angerissen, stehen jedoch nicht im Vordergrund – vielmehr geht es um persönliche Entscheidungen inmitten gesellschaftlicher Enge.


Fazit:

Ein fein gearbeiteter, stimmungsvoller Roman über zwei Frauen zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht. Die Geschichte liest sich flüssig, ist unterhaltsam, aber nicht seicht – ein historischer Roman mit Tiefe und Gefühl.
4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.06.2025
Toon, Paige

Ich in deinen Augen


gut

Als Hannah dem selbstbewussten Sonny begegnet, spürt sie sofort, dass dieser Mann sie nicht kaltlässt. Auch er fühlt sich zu ihr hingezogen – und obwohl beide keine feste Beziehung suchen, wächst zwischen ihnen eine stille Vertrautheit. Nach und nach wagen sie es, einander Einblick in ihre verletzte Vergangenheit zu gewähren.

Paige Toon gelingt es durchaus, die leisen Zwischentöne und das zaghafte Knistern zwischen den beiden glaubhaft und gefühlvoll einzufangen. Diese Momente zählen zu den stärksten im Buch. Doch insgesamt verliert sich die Geschichte zu oft in Nebensächlichkeiten. Viele Szenen wirken unnötig ausgedehnt, es kommt zu Wiederholungen, und die Handlung zieht sich stellenweise so sehr, dass ich ganze Passagen nur noch quer gelesen habe.

Auch wenn dramatische Elemente eingeführt werden, schaffen sie es nicht, die nötige emotionale Tiefe zu erzeugen. Statt mitzureißen, bleiben die Figuren seltsam distanziert. So bleibt das Potenzial der Geschichte – zwei Menschen mit dunkler Vergangenheit, die sich zaghaft öffnen – letztlich ungenutzt.


Fazit:

Die Chemie zwischen Hannah und Sonny ist spürbar und schön beschrieben. Doch die Erzählung wirkt überladen, streckenweise langatmig und in ihrer Gesamtheit wenig überzeugend. Eine Liebesgeschichte mit Ansatz und Gefühl – aber ohne den letzten Funken.

Bewertung vom 04.06.2025
Laban, Barbara

Die Reise nach Silversands / Wishkeeper Bd.2 (1 MP3-CD)


sehr gut

Mit dem zweiten Teil der Wishkeeper-Reihe entführt Barbara Laban erneut in die fantastische Welt von Everwish – jenen geheimnisvollen Ort, an dem unerfüllte Kinderwünsche weiterexistieren, verwandelt in liebenswerte, teils freche Wesen. Lexi, Milo und Talon sollen die knuffigen Crimsons in ihre Heimat Flavia zurückbringen. Doch als einer von ihnen, der kleine Hope, in die Gewalt des düsteren Tremoris gerät, beginnt eine gefährliche Reise in die frostige Eiswelt Eterna.

Früh wird klar: Die Bedrohung ist größer, die Atmosphäre düsterer als im Vorgänger. Everwish gerät ins Wanken, und nicht nur Mut, sondern auch Vertrauen wird auf die Probe gestellt. Besonders gelungen ist, wie Barbara Laban die persönlichen Konflikte der Kinder – von Eifersucht bis zu verletzten Gefühlen – in den Handlungsbogen einwebt, ohne die Dynamik zu bremsen. Das macht die Figuren nahbar und die Geschichte emotional greifbar.

Altbekannte Wesen wie Hope, Sirabelle und Baxter sorgen für vertraute Momente und heitere Zwischentöne – und gerade die Vorstellung, dass verlorene Wünsche in Everwish eine neue Gestalt annehmen, verleiht dem Ganzen eine poetische Tiefe.

Barbara Laban erzählt bildreich, warmherzig und mit Sinn für Spannung. Ihre Welt wechselt zwischen glitzerndem Zauber und dunkler Bedrohung – ein Kontrast, der junges wie älteres Publikum fesselt.

Julia Nachtmann als Sprecherin ist erneut ein Glücksgriff: Jede Figur erhält eine eigene Färbung, jede Szene das passende Gefühl. Ihr Vortrag wirkt lebendig und vielschichtig – ein echter Hörgenuss!


Fazit:

Ein magisches Abenteuer mit Tiefgang, fesselnd erzählt und meisterhaft gesprochen – "Wishkeeper. Die Reise nach Silversands" verzaubert und macht Lust auf weitere Teile dieser Reihe!