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zeilen_drama

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2023
Luftmaschentage
Becker, Anne

Luftmaschentage


ausgezeichnet

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Farbenfroh, etwas schräg und wie der Titel „Luftmaschentage“ gemacht, für zahlreiche Interpretationen.
Angesprochen sind Leser*innen ab 11 Jahren.
Man merkt der Geschichte an, daß sie von einer fachlich kompetenten Autorin (Förderschullehrerin) geschrieben wurde. Sie liest sich leicht und verständlich, unterteilt sich in Tage mit/ohne Ricci und Sprachnachrichten an sie.
Neben der eigentlichen Handlung, die aus dem Klappentext hervor geht, möchte ich kurz die Nebenschauplätze erwähnen.
Da ist zum einen die alte, inzwischen verstorbene Frau Loose, die Matea das Häkeln gelernt und sie mit Wolle versorgt hat. Sie scheint eine Schlüsselfigur zu sein, mit Verständnis für Mateas Sprachblockade und kann ihr mit Häkeln als Kommunikationsmittel, eine Brücke zu bauen.
Die Krake in Mateas Bauch, von Frau Loose als Fräulein Schüchtern bezeichnet, verdeutlicht den inneren Kampf mit eigenen Ängsten und die Macht der Gefühle. Dazu gesellen sich Probleme wie Mobbing, soziale Herkunft, Kinderarmut, Leistungsdruck und die immer weiter klaffende Schere zwischen arm und reich, behüteter und vernachlässigter Kinder.
Emphatische Lehrer, ähnlich tickende Erwachsene und Schüler (mit Tieren im Bauch), ein fürsorglicher Bruder und erste Gefühlsneigungen zu den Jungs der Klasse, sind positive Balancehalter.
Wie gut, das dieses Buch ein versöhnliches und hoffnungsvolles Ende hat und aufzeigt, wie wichtig jede einzelne Masche einer Handarbeit ist. Keine(r) sollte dabei verloren gehen!

Bewertung vom 29.06.2023
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


sehr gut

Cover und Titel passen gut zueinander und führen uns mit einem Zeitsprung in die deutsche Geschichte ab 1938.
Die Protagonistin Ella erlebt als Haushälterin hautnah mit, wie die jüdische Familie in der sie angestellt ist, von den Nazis verhaftet wird. Sie setzt alles daran, den kleinen Sohn der Familie zu retten und mit ihm zu fliehen.
Immer wieder lasse ich mich literarisch in die Zeit und auch in die menschliche Tragik des Krieges ziehen.
Anfangs sah ich die resolute Elly mutig und konnte mich gut mit ihr identifizieren.
Im Laufe der Geschichte fand ich jedoch, daß sie ihr Ziel, Leon zu retten, groß zu ziehen und ihm eines Tages seinen Eltern wieder zuführen zu können, zu überspitzt.
Sowohl ihren Ehemann, seinen Sohn Erich, den sie sogar aus dem Heim zurückholte, als auch ihre eigene Tochter, gab sie nicht diese Liebe wie Leon.
In dem Ende sehe ich die Erkenntnis, das oft die Hoffnung mehr wiegt als die Wahrheit. Da Elly, als auch Leon‘s Mutter, beide nicht den Mut aufbringen sich der Wahrheit zu stellen, haben sie Leons Leben stark geprägt/ beraubt und um sich die Hoffnung zu erhalten. Als Debütroman gut aber nicht überzeugend.

Bewertung vom 25.06.2023
Träumer
Janssen, Mark

Träumer


sehr gut

In jedem Falle ist dies ein besonderes Kinderbuch ab 5 Jahren.
Obwohl Text und Illustrationen aus einer Feder stammen, möchte ich sie doch getrennt bewerten. Sowohl die kurze Leseprobe, als auch das Cover haben mich sofort angesprochen.
Die Illustrationen sind sehr gefühlvoll ausgeführt. Warme Farben, fantasievolle Traumgestalten mischen sich in malerische Naturlandschaft. Die beiden Akteure, Vater und Sohn Aaron, geben eine enge Bindung und Vertrautheit wieder.
Die Bilder sind kleine Kunstwerke in denen es viel zu entdecken gibt und die Fantasie des Betrachters anregt. Kleine Träumer erschließt sich hier ihre eigene Welt. Der Mittelteil des Buches ist über vier Doppelseiten mit Fantasiegestalten und unnachsprechlichen, groß gedruckten Ausrufen versehen. Etwas überbelastet, finde ich.

Der Text ist leicht und verständlich.
Der Anfang des Buches führt in die Situation ein. Dann entsteht ein Dialog, der bist zur letzten Seite weiter geführt wird. Sehr emphatisch!
Besonders beeindruckend fand ich das Nachwort.
Auf einer ganzen Seite sind Namen aufgelistet von berühmten Menschen, die man durchaus als Träumer und Visionäre betiteln kann. „Die alle waren mal Kinder, die kleine besondere Dinge taten“, so der Autor. Vielleicht eine gute Gelegenheit, seinem Kind den ein oder anderen näher vorstellen. Zum Beispiel Friedensreich Hundertwasser, Jane Goodell, Anne Frank, Ali Mitgutsch,….

Bewertung vom 31.05.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Ich habe mir so sehr einen 3. Band gewünscht und ich bin nicht enttäuscht worden!

Zum einen liegt es natürlich daran, das auch ich, wie Theresia Graw, ein Kind der 60er Jahre bin.
Zum anderen hat vieles, dieser gut recherchierten, ostpreußischen Familiensaga, in meiner Familie geradezu verblüffend ähnlich stattgefunden.
Band I und II waren mir daher sehr vertraut und umso neugieriger war ich auf den 3. Band "Der Freiheit entgegen".
Es ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, welche auch als Einzelroman gut zu lesen ist. Wichtige Informationen aus den anderen Bänden sind gut eingebaut.
Wen also mehr die 60er Jahre reizen als die Kriegswirren ab 1942 , findet hier einen unterhaltsamen Roman, der das Zeitgeschehen von Beatles über Urlaube in Italien, studierende Frauen,... aufleben lässt.
Ich schätze sehr den Schreibstil von Theresia Graw der trotz, sicher mühevoller Recherche, so leichtfüßig daher kommt, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag.
Auf 594 Seiten dürfen wir eine neue Generation ins Erwachsenenleben begleiten.
Wir erleben, wie uns die Geschichte der eigenen Familie prägt. Wie wir uns mit unseren Wurzeln auseinander setzen müssen. Aber auch, das wir die Chance haben, uns Dämonen der Vergangenheit zu stellen.
Diese Familiensaga ist nun beendet. Der Autorin Theresia Graw werde ich aber weiterhin treu bleiben!!

Bewertung vom 22.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Da ist er wieder mit einem großen Wumms, T.C. Boyle!
In bekannter Manier bringt er die Klimakrise auf den Punkt. Nicht global gesehen, nicht in ferner Zukunft, nein, er packt uns privat im familiären Umfeld.
Zu welchen Zugeständnissen sind wir bereit? Wie wird der Alltag einzelner Familienmitglieder aussehen? Welche Jobs wird die nächste Generation haben?
Immerhin hat es seit fünf Jahren in Carlifornien nicht mehr geregnet!
Anhand einer amerikanischen Familie mit zwei erwachsenen Kinder zeigt Boyle uns ganz eindrücklich, was uns in den nächsten 20-30 Jahren erwarten kann, oder besser gesagt, wird.
Sie merken es sicher, Boyle hat mich mit seinem Klima-Szenario überzeugt...
Mutter und Hausfrau Ottilie hat es mir besonders angetan. Sie ist so bemüht mit den Veränderungen zugerecht zu kommen und vor ihren Kindern und Mann zukunftsorientiert da zu stehen. Egal, ob es der geschenkte Bienenstock des Sohnes ist oder sie ein Abendessen mit Freunden zubereitet (jeder Gang mit verarbeiteten Grillen), sie hat ihr Arrangement mit der neuen Zeit getroffen. Doch auch die anderen Familienmitglieder tragen gleichberechtigt zur Handlung bei.
Über den Verlauf möchte ich nicht zuviel verraten.
Lediglich das Ende war für mich nicht überraschend und hätte etwas mehr Spannung haben dürfen.

Bewertung vom 06.05.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


ausgezeichnet

Ein Cover so bunt wie das Land. Ein paar Wanderschuhe und einen Kompass. Mehr braucht man eigentlich nicht für eine Reise nach Nepal. Über schneebedeckten Achttausendern hängen Gebetsfahnen, herrlich! Ein Wegweiser Richtung Freundschaft oder Liebe. Ja, was denn nun?
Genau das ist die Frage, die sich Erik und Jule inmitten ihrer Clique stellen als sie der spontanen Eingebung folgen, statt in die Mongolei nach Nepal zu reisen.
Dieses Buch ist kein Liebesroman, kein Reisebericht oder Touristenführer.
Auf der Innenseite befindet eine kleine Karte mit den Reisezielen innerhalb Nepals.
Unter den Danksagungen ist allerdings ein Hinweis auf die Homepage des Flamingo-Tales-Verlages mit Reiseerfahrungen und ein paar Originalfotos.
Als Debütroman ist Sven Jähnel ein wunderbar leichtes, launiges und humorvolles Werk gelungen. Besonders bemerkenswert ist, wie authentisch er diese ganz einzigartige Atmosphäre Kathmandus, die charismatische Art der Nepalis und das Naturwunder Nepals eingefangen hat.
Sollten Sie meine Schwärmerei bemerken, so oute ich mich kurz:
Auch ich habe mein Herz an dieses Land verloren. In jeder Zeile brechen alte Erinnerungen an meine Reisen auf.
Garantiert wird dieses Buch Reiselust wecken in ein Land, mit einem so herzlich, dem Menschen zugewandten Volk! Und dann wollen Sie doch sicher noch erfahren, ob in einer Clique Freundschaft oder auch Liebe entstehen kann, oder?

Bewertung vom 03.05.2023
Kühe kuscheln
Berge, Joar

Kühe kuscheln


ausgezeichnet

Ein Buch über einen Lebenshof für Kühe? Nein, es ist viel mehr als das!
Es ist die Geschichte von Joar Berge, der uns tiefe Einblicke in sein Leben gibt. Das Buch ist von ist in Ich-Form geschrieben, unterstützt mit ganz persönlichen Fotos seiner Kindheit, den Tieren und Menschen des Hofes.
Es beginnt mit Erinnerungen und der Idee sein Leben zu ändern.
Untergliedert in viele Kapitel darf der Leser ihn auf dieser Reise begleiten. Leicht, locker, humorig ist es ohne einen erhobenen Zeigefinger geschrieben.
Ganz leicht lässt sich Joar Berge‘s tiefe Verbundenheit zu seinen Tieren erspüren und wird auch auch den Blick des Lesers auf die Tiere verändern. Diese Tiere stehen für jede andere Kuh oder sogenanntes Nutztier, welche leider nicht ein Minimum an Empathie, Respekt oder einfach nur ein artgerechtes Leben erwarten können.
Danke, Joar Berge für dieses Buch voll Offenheit, Aufklärung und nachzufühlender Liebe zum Tier! Für die Menschen ist es nur eine Kuh, für die Kuh ist es ihr Leben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

Sansa Stanisic hat sich an einen Jugendroman auf 185 Seiten, ab 11 Jahren, gewagt. Und um es vorweg zu nehmen, es ist ihm gelungen!
Der Bucheinband ist auffällig in gelb/schwarz-Zeichnung gehalten. Zahlreiche Illustrationen im Buch sind gefühlsstark in gleicher Farbkombination, manche wie von einem talentierten Jugendlichen gemalt. Sie nehmen einen großen Platz in der Geschichte ein.
Das Buch ist in 17 Kapitel unterteilt aber es keine einzeln abgeschlossenen Geschichtsstränge.
Der Protagonist Kemi erzählt in jugendlicher Sprache wie er gezwungenermaßen in einem Ferienlager landet obwohl ihm eigentlich die Natur zuwider ist.
Er beschreibt Schulkameraden und Betreuer sehr realistisch. Vom Nerd, Opfer, Anführer, dem andersartigen Jörg und Betreuern, welche gern mal wegsehen und Problemlösung der Kindern überlassen, ist alles dabei.
Diese Woche Ferienlager wird allerdings vorrangig durch Gefühle (der Angst-Wolf), Konflikte und Mobbing bestimmt. Wer einen spannenden Abenteuerroman erwartet, könnte vielleicht etwas enttäuscht sein.
Trotzdem ein wichtiges Jugendbuch, indem sich jeder wiederfinden kann. Es zeigt auf, wie wichtig es ist, emphatisch seine Mitschüler wahrzunehmen, sich eigenen Ängsten zu stellen und sich auch mal mutig auf etwas Neues einzulassen. Wer sich dann seinem Wolf stellt, neue Freundschaften gewinnt und versöhnlicher zu Erwachsenen wird, kann das Buch weiterreichen. Ausdrücklich auch für Pädagogen empfohlen!

Bewertung vom 12.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Endlich! Endlich wieder dürfen wir dem ernsthaften Autor begegnen, den ich seit seinem grandiosen Werk "28 Tage lang" vermisst habe.
Die Vielfältigkeit seiner Bücher ist unglaublich. Mit Leichtigkeit (Miss Merkel), Tiefsinn (Mieses Karma) oder Poesie (Die Ballade von Max und Amelie) ist er einer meiner Lieblingsautoren.
Das Cover knüpft nicht an die orangefarbenen Ausgaben an, sondern ist durch die persönlichen Fotos seiner Eltern auf dem Umschlag und den Innenseiten des Buchdeckels eine Offenbarung.
Safier ist es gelungen, die Geschichte seiner Eltern zu einem Roman zu machen. Die Eltern sind Romanfiguren, die er nicht besser hätte erfinden können. Zugleich aber mit einer Distanz, die mich zunächst etwas irritiert hat.
Obwohl er selbst als Kind und später als Erwachsener im Roman mitwirkt, bleibt er in seiner Erzähler-Rolle. In zwei Geschichtsstränge beschreibt er das Leben seines Vaters und seiner Mutter (ab 1937) wie sie ein Paar werden, das Leben als Familie, bis hin zu dem Tod beider (bis 2005).
Unterschiedliche Schriftformen erleichtern die Sprünge zu den Personen.
Safier lässt uns teilhaben an den Verbrechen der Nazis an Juden. Dieses Unrecht hat auch die Geschichte seiner Familie verändert und reicht weit in die folgende Generation hinein.
Ein sehr persönliches Meisterwerk, das unbedingt geschrieben werden musste!

Bewertung vom 06.03.2023
Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling
Grimm, Sandra

Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling


ausgezeichnet

Ein herrlich, erfrischendes Frühlingsbuch für kleine Bilderbuchstarter!
Auf acht Hartpappe-Seiten dürfen wir mit Lotta den Frühling entdecken.
Wunderschöne Illustrationen mit fotografischem Hintergrund. Dadurch wirken die Bilder sehr realistisch. Auch die Darstellung von Lotta (mit Helm/Roller) und junggebliebener Oma sind glaubwürdig.
Das Schriftbild regt zum Lesen und Betonung an. Tierlaute werden optisch hervorgehoben oder das Wort „Regentropfen“ wird versetzt, so das es wie fallende Tropfen aussieht.
Der Text ist in leichter Sprache gehalten.
Die Gefühle werden gut transportiert und man kann förmlich den Umgang von Lotta mit den Tiere/Natur nachspüren. Wenn Lotta zum Schaf flüstert: „Du bist niedlich“ oder auf der Pfefferminze kaut und feststellt, daß sie Pfefferminze mag, möchte man direkt in Buch hüpfen!