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Jackiistz
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2023
Be My First / First & Forever Bd.1
McLean, Jay

Be My First / First & Forever Bd.1


ausgezeichnet

Mit dem neuen Roman „be my first“ führt Jay McLean zwei gebrochene Seelen zusammen und zeigt ihnen die wahre Liebe. Jedoch erreicht man diese nicht ohne Hindernisse und die machen es den beiden Liebenden Ava und Conner alles andere als leicht…

Conner hat einen Traum. Er möchte Profibasketballspiele werden und zieht für diesen Traum sogar extra mit seinem Vater in eine andere Stadt. Dort lernt er in der Schule die stille, schüchterne aber wirklich gutaussehende Ava kennen. Schnell ist sein Interesse an der Schönheit geweckt, die scheint darüber aber alles andere als erfreut zu sein. Sie schneidet ihn und lässt ihn nicht an sich heran. Schnell merkt Conner auch, warum sie dies tut und dass quasi die ganze Schule über Ava’s Leben Bescheid weiß und sie deshalb auch gemieden wird. Denn Ava hat es nicht leicht. Nachdem ihre Mutter einen schlimmen Anschlag überlebte, ist für die Familie nichts mehr wie es vorher war. Einzig Ava’s Stiefbruder Travor ist ihr noch als Hilfe für ihre schwer traumatisierte Mutter geblieben. Deshalb kann und möchte sie sich auch niemandem öffnen. Ihr fehlt einfach die Kraft und die Zeit dazu. Auch Conner hatte es in der Vergangenheit schwer. Er wuchs alleine mit seinem Vater auf und erinnert sich auch heute noch an die Schlimmste Zeit in seiner Kindheit. Doch er gibt nicht auf und öffnet Ava’s Herz. Zumindest soweit, dass er sich hineinschleichen kann. Und auch wenn es wirklich die wahre Liebe zwischen Ava und Conner zu sein scheint, wird diese oft auf die Probe gestellt. Sie haben beide Ziele im Leben, die sich schwer miteinander vereinbaren lassen. Conner möchte Basketball spielen und Ava möchte ihre Mutter so unterstützen, wie diese es verdient hat. Finden die beiden einen Mittelweg um glücklich miteinander zu werden? Schafft Ava es auch zukünftig ihre Mutter ausreichend zu versorgen und selbst das Leben einer jungen Erwachsenen zu führen und zu genießen? Ist Conner bereit alles für Ava zu geben und sich eine Zukunft auch mit schwer kranker Mutter vorzustellen?

„be my first“ hat mich natürlich direkt mit dem wunderschönen Cover angesprochen. Ich musste es einfach schon deswegen lesen! Auch der Klappentext klang mehr als gut und so stürzte ich mich Hals über Kopf in diese dramatische Liebesgeschichte, die mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat. Gleich zu Beginn war ich voll drin und die Gefühle wurden echt gut übermittelt. Der Schreibstil gefällt mir auch sehr und ich bin durch ihn nur so durch die einzelnen Seiten geflogen. Ich konnte das Buch praktisch nicht mehr aus der Hand legen und bin etwas wehmütig, da es (kleiner Spoiler), ein offenes Ende hat. Der zweite Teil der Dilogie ist bereits draußen und ratet mal, wer sich diesen gleich heute Nachmittag zulegt? Ich mag die Story hierhinter einfach sehr. Das habe ich in dieser Zusammensetzung auch noch nie gelesen und war von dieser Geschichte einfach gefesselt. Obwohl sowohl Ava, als auch Conner ihr Päckchen im Leben zu tragen haben, sind sie offen dem anderen gegenüber und lassen sich auf etwas Großartiges ein: die Liebe. Die Liebe ist auch im echten Leben nicht immer leicht und unter den Voraussetzungen, die hier gegeben sind, natürlich doppelt schwer. Ich liebe die kleinen Plänkeleien zwischen den beiden und konnte den dauerhaften Flirt immer spüren. Dass das Buch eine Triggerwarnung hat und auch braucht, ist sehr wichtig und richtig. Denn hier wird man mit Themen konfrontiert, die man vielleicht nicht immer so leicht wegstecken kann. Trotzdem finde ich es wichtig, dass auch solche Themen verarbeitet werden, denn sie sind nun einmal für viele Menschen Alltag und die harte Realität. Für mich war das Buch große Klasse und ich kann es kaum erwarten mit dem zweiten Teil anzufangen. Von mir gibt’s hier eine Empfehlung.

Bewertung vom 02.05.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


weniger gut

„Ein Geist in der Kehle“ ist der neue Titel von Doireann Ní Ghríofa und verspricht sowohl literarische, als auch poetische Highlights. Literarisch und poetisch wurde die Geschichte auf jeden Fall. Leider aber auch oft zusammenhangslos und etwas wirr. Es geht um eine Frau aus dem Hier und Jetzt und eine, die vor vielen, vielen Jahren gelebt hat. Wie diese beiden Frauen zusammenpassen und was sie verbindet, erzählt die Geschichte.

Zwei Schriftstellerinnen, die in zwei Jahrhunderten leben, trotzdem untrennbar miteinander verbunden, versuchen ihre Leben zu meistern und sich als Frau eine Stimme zu verschaffen. Die eine lebt in der aktuellen Zeit und ist Hausfrau, Mutter und Schriftstellerin. Man verfolgt eine längere Zeit ihres Lebens und bekommt auch die Geburten ihrer vier Kinder hautnah mit. Die andere taucht in einem Gedicht auf, welches sie für ihren verstorbenen Mann geschrieben hat. Dies geschah im 18. Jahrhundert, berührt die Protagonistin aus der jetzigen Zeit aber so sehr, dass sie ihr komplettes Leben nach dieser unbekannten Frau aus einem anderen Jahrhundert widmet. Sie atmet deren Geschichte förmlich ein und versucht so viel wie möglich über sie herauszufinden. Es wird auch irgendwie eine Obsession und es macht sie ganz wahnsinnig, wenn sie nicht weiterkommt und in der Geschichte in einer Sackgasse steht. Sie möchtet dieser Frau aber unbedingt eine Stimme geben und der Welt zeigen, wie außergewöhnlich sie war und dass sie es wert ist, erwähnt zu werden. Denn was wir im Laufe des Buches feststellen ist, dass man sich bei damaligen Aufzeichnungen oder auch im Schriftverkehr keine große Mühe gemacht hat diese Frau zu erwähnen. Aber auch eine Frau hatte schon damals viel zu sagen. Wird unsere Protagonistin es schaffen, alle Informationen und Daten der anderen Frau ans Licht zu bringen? Wird sie somit ihre Obsession zu dieser Geschichte beenden? Und schafft sie es selbst glücklich zu werden und den Sinn in ihrem Leben anders auszurichten?

Ich muss sagen, dass ich mir doch sehr viel von diesem Buch erhofft hatte. Es wurde in den Himmel gelobt und als poetisches Meisterwerk bezeichnet. Dass der Text auf den Seiten somit ein völlig anderer werden wurde, wie ich es normalerweise von den Büchern gewohnt bin, die ich lese, war mir also schon vorher klar. Aber leider kam ich hier so gar nicht in die „Geschichte“ rein und war viel zu oft verwirrt und kam überhaupt nicht mehr mit. Die Protagonisten blieben für mich eher oberflächlich und vor allem mit der Dame aus unserem Jahrhundert konnte ich mich so gar nicht identifizieren. Sie meistert ihr Leben gut und das mit vier Kindern. Allerdings scheint es hier auch so, dass sie „nur“ für ihre Kinder lebt. Das wird anhand mehrerer Beispiele deutlich und ein Loslassen von Routinen fällt ihr unfassbar schwer. Versteht mich nicht falsch, natürlich kann der Sinn ihres Lebens aus ihren Kindern bestehen und wenn sie das glücklich macht, ist das auch gut so. Aber wir merken hier im Laufe des Buches, dass sie selbst bemerkt, dass dies nicht alles im Leben sein kann. Denn sonst würde sie nicht diese Obsession mit der anderen Frau aus dem 18. Jahrhundert entwickeln. Sie macht sich diese Frau zur Lebensaufgabe und das krampfhaft. Ich verstehe den Gedanken hinter der Geschichte und was sie versucht uns zu erklären. Ich finde es aber einfach nicht gut umgesetzt. Der Text hat mich oft verwirrt, da er auch in den Zeiten hin- und hergesprungen ist. Manchmal wusste ich gar nicht, in welcher Zeit ich mich gerade befinde. Auch werden bestimmte Ereignisse der Frauen sehr detailliert und deutlich dargestellt und manche Szenen musste ich dann auch skippen. Vielleicht bin ich zu zart besaitet, aber man bekommt schon einen krassen Einblick zu den Themen Geburt, Tod und auch ein Medizinstudium ist mit dabei. Ich weiß, was die Autorin hier versucht hat auszudrücken, ich konnte es allerdings nicht richtig auffassen. Ich denke, dass andere aber vielleicht in einem anderen Blickwinkel darauf schauen können und es besser verstehen, als ich.

Bewertung vom 26.04.2023
ACADIA LOVE
Kamberger, Franziska

ACADIA LOVE


gut

„ACADIA LOVE“ von Franziska Kamberger behandelt viele, kritische aber auch aktuelle Themen, die eine Triggerwarnung erfordern. Diese wird im Buch auch direkt ausgesprochen und auf betreffende Stelle hingewiesen. Wenn aus einem Leben, welches eigentlich Sicherheit bedeuten sollte, das Grauen wird. Wenn man sich und seine Liebsten einfach nicht mehr beschützen kann. Was ist dann zu tun? Sich der Gefahr stellen ist ein Weg, ein anderer ist davor wegzulaufen…

Andy trifft alleine in Bar Harbor ein, um dort ein neues Leben fernab von ihrem bisherigen zu führen. Sie möchte studieren und sich ihren Traum erfüllen Autorin zu werden. Das geht am besten an der AU, an welcher sie glücklicherweise auch angenommen wird. Ihr Ziel ist allerdings nicht nur der Uniabschluss, sondern auch ein anonymes und zurückgezogenes Leben. Sie möchte keine Kontakte knüpfen, um unerkannt zu bleiben. Dies hat einen Grund, denn Andy ist vor ihrer Vergangenheit geflohen. Ihre gesamte Kindheit über mussten sie, ihre Mutter und auch ihr Bruder Brian die üblen Launen des Stiefvaters ertragen. Immer gewalttätiger wurden dessen Attacken, sodass Andy es zu Hause einfach nicht mehr aushielt. Das große Problem: ihrem Stiefvater Link passt das so gar nicht. Er will sie für ihre Flucht bestrafen und würde dafür bis zum Äußersten gehen. Dass es mit der Anonymität nicht so einfach ist, wie Andy sich das anfangs dachte, wird sie schnell merken. Denn es schleichen sich nach und nach liebe Menschen in ihr Leben, mit denen sie zu gerne ihre Zeit verbringen würde. Darunter ist auch der gutaussehende und stinkreiche Hunter Bray. Schnell ist klar, dass sie sich vor Hunter nicht verstecken kann, denn auch dieser hat Gefallen an der jungen Frau gefunden. Aber sich auf eine Liebe mit jemandem einzulassen, gehört nicht zu Andys Plan. Trotzdem beginnt sie sich nach und nach Hunter zu öffnen und ihm zumindest kleine und bruchstückhafte Einblicke in ihre Vergangenheit zu geben. Auch Hunter hat es nicht gerade leicht. Trotz Geld und gutem Aussehen, wird er von den meisten Menschen geschnitten, was an unheimlichen Gerüchten liegt, die um seine Person kursieren. Dabei steckt auch hinter Hunters Vergangenheit wesentlich mehr, als er anderen gegenüber zugeben möchte. Werden die beiden trotzdem zueinander finden? Könnte ihre Liebe stark genug für eine feste Beziehung sein? Und werden sie sich dem jeweils anderen voll und ganz offenbaren können?

Wir haben hier die perfekte Grundlage für einen spannenden und gefühlvollen Roman, wie ich finde. Es gibt zwei potentielle Liebende, dunkle Geheimnisse und die Gefahr, von einer unberechenbaren Person verfolgt und gejagt zu werden. Im Prinzip ist der Roman auch echt gut und angenehm geschrieben. Mit der Sprache kam ich richtig gut klar. Leider fand ich die einzelnen Handlungsstränge und auch die Geschichten hinter den Protagonisten ein wenig too much… Da sind natürlich die beiden Hauptprotagonisten Andy und Hunter, die beide ihr Päckchen zu tragen haben. Andys Vorgeschichte wird gut und auch viel thematisiert, Hunters Geschichte wird dagegen nur angekratzt. Auch Andys neue Freunde Dustin, Vicky und Logan haben es nicht immer leicht und ihre eigenen Probleme. Darüber liest man im Buch auch nur oberflächlich. Alle haben irgendein Drama, welches sie durch das Leben begleitet. Etwas weniger Drama hätte der Geschichte für mein Dafürhalten allerdings mehr gebracht. Ich mag die Dynamik zwischen Hunter und Andy sehr. Man merkt, dass sich die beiden zueinander hingezogen fühlen und dass sie auch wirklich zusammengehören. Auch wenn sie sich beide nicht unbedingt direkt am Anfang öffnen wollen. Oft verstehe ich jedoch besonders Andy nicht so richtig. Sie tut oder Dinge oder verschweigt viel, was mir in ihrer Situation nicht logisch erscheint. Vielleicht kann ich aber auch in meiner Position nicht einfach so über Andys Verhalten urteilen, da ich einer solchen Stresssituation noch nie ausgesetzt war. Am Ende wird der Roman nochmal sehr spannend, da so viel passiert, was sich mit in den nächsten Teil tragen lässt. Dass so viel aber erst am Ende passiert, passte für mich auch nicht ganz. So viele Cliffhanger, dass man sie kaum zählen kann und NATÜRLICH möchte auch ich den ein oder anderen jetzt aufgeklärt haben… Das Ziel, den zweiten Teil lesen zu wollen, wurde bei mir in jedem Fall erreicht. Vielleicht wird es im nachfolgenden Teil auch etwas geradliniger. Da es sich hierbei um einen Debüt Roman handelt, kann ich schon verstehen, dass hier noch nicht alles so rund läuft.

Bewertung vom 29.03.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


sehr gut

„Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks erzählt die Geschichte um eine Kinderfreundschaft, die alle Widrigkeiten überwinden kann, eine starke, junge Frau, die in ihrer Kindheit mit viel Verlust umgehen musste und die Ignoranz und das Vergessen der Menschen in Deutschland um die Zeit des 2. Weltkrieges. Agnes und Lily führen uns auf eine Reise in die Vergangenheit und geben uns einen Einblick in das Leben, von dem wir uns gar nicht vorstellen wollen, wie es damals war. Auch die Blindheit vieler Deutscher aus den 60er Jahren wird hier gut beschrieben, denn auch zu dieser Zeit wollte man lieber vergessen, als sich den alten Dämonen zu stellen.

Agnes und Lily sind Freundinnen, als die jüdische Lily aus ihrer Heimatstadt Sulzburg gemeinsam mit ihren Eltern deportiert und in ein Arbeitslager nach Gurs in Frankreich gebracht wird. Vorher geben sich die beiden Freundinnen allerdings ein Versprechen. Sie wollen sich wiedersehen, koste es, was es wolle. Es soll dann aber doch zwanzig Jahre dauern, bis die beiden inzwischen erwachsenen Frauen sich wieder gegenüberstehen. Und sie haben sich beide verändert. Der Krieg hat sie verändert. Agnes ist mittlerweile beim Radio und dort als einzige Frau beschäftigt. Sie schafft es gut sich in der Männerwelt zu behaupten, wird aber auch in den 60er Jahren immer noch schief angesehen, weil sie eine Frau ist. Lilys Leben verlief nicht so leicht, aber auch sie ist ihren Weg gegangen und arbeitet heute in einer wichtigen Sache. Agnes Beruf ist es zu verdanken, dass sie durch ihren Chef auf die Spur von Beauvallon stößt. Ein kleiner, französischer Ort, in welchem tausende, jüdische Kinder damals Zuflucht fanden und relativ unbeschwert aufwachsen konnten. Der Widerstand rettete damals viele, jüdische Kinder unter schwersten Bedingungen. Die Kämpfer des Widerstandes, darunter auch die junge Frau Jolie, taten alles, um so viele Kinder zu retten, wie möglich. Auch, wenn dies Gefahr für das eigene Leben bedeutet hat. Agnes stößt nun auf diese unfassbare Geschichte und somit auch auf ihre alte Kinderfreundin Lily. Sie erkennt schnell die Zusammenhänge und erfährt, dass Lily eines der geretteten Kinder ist. Doch als sich die beide nach so lange Zeit endlich wieder gegenüberstehen, ist die Wiedersehensfreude nicht beidseitig… Was musste Lily damals alles erdulden? Wie gelang es ihr und anderen Kindern aus einem Arbeitslager zu fliehen und halbwegs gut behütet aufzuwachsen? Welche Rolle spielt dabei die geheimnisvolle Jolie, auf die Lily auch heute nach so vielen Jahren noch große Stücke hält?

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Story, die wirklich sehr gut recherchiert wurde. Sie beruht nämlich auf wahren Begebenheiten, was die ganze Sache noch viel unglaublicher macht. Mir geht es immer so, wenn ich Lektüre aus dem 2. Weltkrieg, Berichte über die Gefangenschaft von Juden oder andere Storys aus dieser Zeit lese. Mich erfasst dann eine Beklemmung und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie diese armen Menschen damals leben mussten oder auch behandelt wurden. Für viele endete dieses Martyrium mit dem Tod. Einem sinnlosen Tod, den kein Mensch der Welt verdient hat. Die Geschichte rund um Agnes und Lily hat mich tief bewegt, mir aber auch wieder aufgezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen und alle Strapazen der Welt aufzunehmen, wenn man am Ende am Ziel angelangt ist und ein „normales“ Leben führen kann. Die Story ist spannend geschrieben und ich konnte das Buch gar nicht richtig aus der Hand legen. Das viele Hintergrundwissen, welches man hier insbesondere über die Flucht von Lily mit Jolies Hilfe erfährt, ist wirklich umfangreich und hat mir einen guten Einblick gegeben. Eine Flucht ist nie leicht, wird man jedoch dazu noch auf Leben und Tod verfolgt, hat man es doppelt schwer. Die Angst der Kinder war für mich an manchen Stellen so greifbar, dass ich erst einmal schlucken musste. Geschrieben ist das Buch also wirklich sehr gut. Man kommt flüssig durch und die Kapitel sind auch nicht allzu lang. Einzig die gerade zu Anfang häufig verwendeten, französischen Satzfetzen haben es mir nicht ganz so leicht beim Lesen gemacht. Über diese bin ich oft gestolpert, obwohl ich in der Vergangenheit ein wenig französisch gesprochen habe. Dass diese Sätze dann anschließend auf Deutsch erklärt wurden, macht das Ganze für mich noch unsinniger. Ich hätte die Sätze alle lieber direkt auf Deutsch gelesen mit dem Hinweis, dass hier eben nur französisch gesprochen wurde. Ansonsten kann ich das Buch mit diesem Schicksal Agnes und Lilys wirklich empfehlen.

Bewertung vom 27.03.2023
Dream and Dare / Faith-Reihe Bd.3
Stankewitz, Sarah

Dream and Dare / Faith-Reihe Bd.3


sehr gut

„Dream & Dare“, der neuste und dritte Teil der Faith-Reihe von Sarah Stankewitz ist endlich da! Nachdem ich den ersten Teil „Rise & Fall“ und auch den zweiten „Shatter & Shine“ regelrecht verschlungen habe, war direkt klar, dass ich mir auch den dritten Teil anschauen muss. Die Reihe konnte mich bisher immer überzeugen und ich mochte die bisherigen Protagonisten sehr. Ob mir das bei der Neuen aus der Reihe, Hope, auch so ergangen ist? Hope steht zusammen mit Isaac, dem Bandmitglied von Crashing December, in diesem Teil im Vordergrund. Und die beiden geben uns keine Zeit für Langeweile, so viel sei schon einmal gesagt.

Isaac und seine Bandkollegen von Crashing December sind erfolgreich. Sehr erfolgreich sogar. Leider gibt es ein Problem. Der Sänger der Band, Isaac Walker, hat seine Stimme verloren. Mit dem neusten Skandal rund um seine Schwester, scheint etwas in ihm passiert zu sein, was er nicht erklären kann. Eine Blockade hemmt ihn von nun an zu singen und somit sind die geplanten Konzerte von Crashing December in Gefahr. Damit die Fans davon nichts mitbekommen, lässt die Band sich etwas einfallen und engagiert eine junge, sehr talentierte Sängern, die sie sozusagen auf der Straße gefunden haben. Hope ist gerade noch alles andere als erfolgreich und hat ihr Leben auch nur wenig unter Kontrolle. Sie steht kurz davor ihre Wohnung zu verlieren, hat alle Hände voll zu tun mit ihrem kleinen Bruder und versucht sich und ihn mit ihrem Gesang auf der Straße über Wasser zu halten. Dabei wird sie von der Band entdeckt und direkt um Hilfe gebeten. Das Problem ist, dass Hope und Isaac sich dabei nicht das erste Mal begegnen und die Sympathie zueinander ist auch nicht gerade die beste. Trotzdem versuchen sie es alle miteinander und stehen kurze Zeit später gemeinsam auf der Bühne. Dabei kommen sich Isaac und Hope auch emotional immer näher und können nicht die Hände voneinander lassen. Mit Isaacs Problemen und Stimmungsschwankungen ist es jedoch oft gar nicht so einfach für die beiden. Vor allem, weil Hope Isaac nun auf der Bühne die Show zu stehlen scheint. Und auch Hope hat es nicht leicht mit ihren Gefühlen, da die Vergangenheit immer wieder hochkommt und sie auch die Verantwortung für ihren Bruder weiterhin trägt… Passen Isaac und Hope zusammen und haben eine Zukunft? Wird Hope es durch Crashing December aus ihrer finanziellen Lage schaffen? Und findet Isaac seine Stimme wieder?

Vorab kann ich sagen, dass ich es wieder geliebt habe in die Welt der Faith-Reihe einzutauchen. Ich mag es generell sehr gerne, wenn sich in verschiedenen Büchern mit unterschiedlichen Storylines gewisse Personen wiedertreffen. So war es natürlich auch bei „Dream & Dare“. Hier hätte ich mir allerdings noch ein wenig mehr von den „alten“ Protagonisten gewünscht. In den beiden vorherigen Bänden waren sie auch öfter vertreten und mehr mit ins Geschehen einbezogen. Die Story zwischen Isaac und Hope fand ich an sich sehr spannend. Wie sich zwei Menschen, die sich eigentlich nicht riechen können, ineinander verlieben, ist immer wieder schön zu sehen. Die Anspannung zwischen den beiden war auch oft zu spüren. Aber die Funken sind auch kräftig geflogen und es lag sehr viel Liebe in der Luft. Dass in diesem Buch auch viel auf die psychischen Probleme der Protagonisten eingegangen wird, finde ich gut. So wird auf diese Themen aufmerksam gemacht und bekommt so vielleicht auch einen kleinen Denkanstoß selbst etwas zu tun oder im eigenen Leben etwas zu verändern. Auch wenn mir die Geschichte von Isaac und Hope gut gefallen hat, ist dies leider der schwächste Teil aus der Reihe. Zumindest ist das meine Meinung. „Rise & Fall“ und „Shatter & Shine“ waren beide deutlich stärker und haben mir persönlich auch mehr Gefühl gegeben. Geschrieben ist aber auch dieser Teil wieder gut und die Sprache zieht sich flüssig durch das ganze Buch. Toll ist, dass man die Faith-Reihe auch unabhängig voneinander lesen kann. Die Teile hängen durch die Protagonisten zwar zusammen, sind aber in sich abgeschlossene Geschichten und können einzeln gelesen werden. Ich mag es jedoch immer ganz gerne, alle Teile einer Reihe zu lesen.

Bewertung vom 06.03.2023
Dein Blick in meine Seele
Saxx, Sarah

Dein Blick in meine Seele


sehr gut

Sarah Saxx schreibt in ihrem neuen Roman „Dein Blick in meine Seele“ darüber, was es heißt wirklich die Seele eines anderen Menschen zu sehen und auch tiefere Gefühle für jemanden aus einer Dating-App zu entwickeln. Es geht um die große, einmalige Liebe. Eine Liebe, die nur einmal in seinem ganzen Leben zu finden scheint. Und um die kleinen und manchmal auch größeren Notlügen, die eine Dating-App so verlockend machen.

Cami ist nicht der Typ Frau, der sich auf wildfremde Männer einlässt und diese über eine Dating-App kennenlernt. Doch nach einer toxischen Beziehung, findet Cami einfach keinen Mann mehr für sich und lässt sich dann auf den Vorschlag ihrer Freundin Sheryl ein, sich doch einmal ein Profil bei Perfect Match anzulegen. Dort lernt sie, nach einigen Fehlversuchen, Elijah kennen. Er scheint DAS Perfect Match für sie zu sein. Er sieht gut aus, ist gebildet, süß, nicht überheblich und total zuvorkommend. Ein Mann also, mit dem man sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann und möchte. Für Cami nicht immer ganz einfach, denn wie bereits erwähnt, hat sie eine toxische und schlimme Beziehung mit ihrem Ex hinter sich, der sie das Vertrauen in Männer hat verlieren lassen. Doch auch bei Elijah scheint nicht alles so ganz zu passen… Er verbirgt ein paar Geheimnisse, die man vor dem ersten Date auf jeden Fall wissen sollte. Wird Cami mit diesen Geheimnissen und Einschränkungen in Elijahs Leben klarkommen? Kann sie ihm vertrauen, obwohl er zu Beginn nicht ganz aufrichtig war? Hat die Beziehung der beiden eine Chance?

Der Titel „Dein Blick in meine Seele“ verrät schon unfassbar viel über die Hintergründe der Geschichte, was einem im Laufe des Buches auch klar wird. Deshalb finde ich den Titel auch schon mal sehr gut gewählt. Sowohl Cami, als auch Elijah sind mir als Charaktere sehr sympathisch. Sie wurde in der Vergangenheit oft verletzt und vertraut nicht mehr so schnell (mit diesen Eigenschaften können sich wohl viele Frauen [und auch Männer] identifizieren. Elijah scheint schon zu Beginn ein sehr sympathischer und herzensguter Mensch zu sein. Er sieht gut aus, ist super höflich und nicht einer von der Sorte Mann, der die Frau beim ersten Date ins Bett bekommen möchte. Also wirklich der Stoff von Mann, mit dem man sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Dass die beiden sich aber manchmal selbst im Weg stehen, trägt nicht dazu bei, dass alles ganz reibungslos abläuft. Meiner Meinung nach gehören die beiden einfach zusammen. Sie passen echt gut zueinander. Diese Gefühle sind im Laufe des Buches immer wieder deutlich zu spüren und man fühlt sich oft selbst so, als würde man auch gerade eine neue Beziehung eingehen und diesen unbekannten Menschen kennenlernen. Es ist unfassbar romantisch und wird an manchen Stellen sogar sehr spicy. Die kleinen oder auch größeren Hindernisse in Camis und Elijahs Geschichte finde ich jetzt nicht ganz perfekt ausgearbeitet. Es gibt da zum Beispiel eine Exfreundin, von der Elijah nicht loskommt oder auch andere Dates, die Cami hat. Dort hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, ist für mich aber keine Hauptpriorität. Die Story an sich hat mir dennoch gut gefallen und die Liebesgeschichte zwischen Cami und Elijah hat sich auch prima entwickelt. Auch wenn es mir manchmal etwas zu rosig verlief, war die Geschichte unterhaltsam und sehr gut geschrieben. Erzählt wurde aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten Cami und Elijah. So bekam man deren Gefühle ungefiltert und direkt mitgeteilt. Was sie dachten, wie sie agieren würden und auch manchmal wie sie etwas verzweifelt versuchten sich ihrer Gefühle und Handlungen klar zu werden. Ein schöner Roman, der beim Lesen viel Spaß gemacht hat und nicht zu langatmig war. Einfach Lesefreude pur mit viel Gefühl.

Bewertung vom 01.03.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


sehr gut

„Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ von Isaac Blum erzählt die spannende Geschichte eines jungen Mannes, der sich in seiner eigenen Welt behaupten muss und immer wieder in Konflikte zwischen seinem Herzen und dessen Gefühlen und seiner Religion und seiner Familie kommt. Ein ganz liebenswerter, junger Mann, der versucht immer das Richtige zu tun, damit aber nicht bei allen Anklang findet. Ein Roman, der tiefe Gefühle birgt, andererseits auch Antisemitismus beinhaltet, den es zu bekämpfen gilt, auch heute noch.

Hoodie Rosen, ein orthodoxer Jude, der mit seiner Familie und der kompletten Gemeinde in eine neue Stadt zieht um dort ein neues Leben zu beginnen. Den Juden werden in dieser Stadt viele Steine in den Weg gelegt. Man kann sich einfach nicht damit anfreunden, dass nun so viele Juden in der eigenen Stadt leben. Und Hoodie ist mittendrin. Er ist ein wirklich gläubiger Jude und lebt sein Leben nach der Tora. Eines Tages schaut er während des Unterrichts aus dem Fenster und erblickt ein Mädchen. Dieses stellt sich später als Anna-Marie heraus, die Tochter der Bürgermeisterin dieser Stadt. Ganz anders als die anderen Nichtjuden, unterhält Anna-Marie sich gerne mit Hoodie und verbringt ihre Freizeit mit ihm. Dies weckt in dem gläubigen Jungen Gefühle, die er eigentlich nicht für eine Nichtjüdin empfinden sollte. Denn seine Religion verbietet es strickt, sich auf Nichtjuden einzulassen. Gegen den Rat seiner Familie trifft er sich weiterhin mit Anna-Marie und wird deswegen von der Gemeinde geschnitten und ausgegrenzt. Bis zu einem schicksalhaften Tag, an dem sich alles für die jüdische Gemeinde ändern soll. Hoodie Rosen, ein tapferer, junger Mann, welcher sich seinen Gefühlen stellt und diese nicht einfach abschaltet. Welcher sich seinen Rabbis wiedersetzt und seinem Vater die Stirn bietet. Welcher seine Familie über alles liebt, sich aber selbst deshalb nicht hintenanstellen möchte. Wird Hoodie seinen Frieden mit sich selbst finden? Werden die Nichtjuden die jüdische Gemeinde akzeptieren? Wieso müssen wir auch heute noch den Antisemitismus bekämpfen und warum gibt es diesen im 21 Jahrhundert überhaupt noch?

Zu Beginn fand ich es ein klein wenig schwierig in den Roman hereinzukommen. Es sind so viele, jüdische Begriffe gefallen, die ich teilweise gar nicht aussprechen konnte. Mit der Zeit hatte ich mich aber auch an diese Worte gewöhnt und fand es sogar sehr spannend etwas mehr über die jüdische Religion zu erfahren, mit allem was dazugehört. Das Schicksal von Hoodie Rosen ist sehr tragisch, da der junge Mann einfach nur seinen Gefühlen folgen will. Er hat sich in ein nichtjüdisches Mädchen verguckt, na und? Ich wollte ihm mehrfach zuschreien, dass er lieben kann, wen er lieben möchte. Das ist seine freie Entscheidung. Nur ist es das in vielen, jüdischen Gemeinden auch heute noch nicht, was mich dieses Buch gelehrt hat. Die Juden in diesem Roman leben streng nach der Tora und ihrem Glauben. Sie kapseln sich von der Gesellschaft ab und schimpfen auf die Herangehensweise der Nichtjuden. Das hat mir echt sprachlos gemacht. Was mich natürlich auch völlig fertiggemacht hat, waren die Nichtjuden und deren antisemitisches Verhalten gegenüber der neuen Gemeinde in der Stadt. Natürlich ist mir klar, dass wir den Antisemitismus auch heute immer noch nicht besiegt haben. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Allerdings erschreckt mich ein solches Verhalten jedes Mal auf’s Neue und treibt mir die Tränen in die Augen. Warum können sich die Menschen nicht alle gleich behandeln? Was bringt diesen Hass ans Tageslicht? Die ganzen Vorurteile, die die Nichtjuden in diesem Buch gegenüber den Juden genannt haben, haben mich wütend gemacht. Generell war ich beim Lesen dieses Buches oft an der Grenze zum Wutausbruch. Mein Mann musste sich meine Gedanken zu dieser Geschichte auch anhören, weil ich danach einfach großen Redebedarf hatte und diese Ungerechtigkeit von BEIDEN SEITEN nicht verstehen kann. An dem Konflikt, der im Buch aufkommt, sind BEIDE Seiten beteiligt. Beide Parteien tragen zu dieser Situation bei. Einsicht zeigen nicht wirklich viele. Außer Hoodie, Anna-Marie und Hoodies Schwester Zippy, wurde mir auch kein anderer Charakter in irgendeiner Weise sympathisch. Hoodie ist meiner Meinung nach teilweise sehr blauäugig und an manchen Stellen auch etwas naiv. Zippy ist für mich am klügsten und am wohlüberlegtesten. Sie hat oft gute Ansätze, wenn sie ihren kleinen Bruder bei seinen Gefühlen berät.

Alles in allem, kann ich es jedem empfehlen das Buch einmal zu lesen. Die knapp über 200 Seiten sind hoch explosiv, erklären einem den jüdischen Glauben und öffnen uns die Augen, dass wir auch im 21 Jahrhundert immer noch nicht genug gegen Antisemitismus getan haben.

Bewertung vom 28.02.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


gut

„Morgen, morgen und wieder morgen“. Der Titel sagt an sich nicht viel aus und man weiß zu Beginn absolut nicht, worum es in diesem Roman von Gabrielle Zevin gehen soll. Das Cover bringt insofern Aufschluss, da man hier direkt erkennt, dass es um die 90er Jahre und die dort hervorgekommenen Videospiele geht. Das war zumindest mein erster Gedanke, als ich es sah. Und so war es dann schließlich auch. Bei „Morgen, morgen und wieder morgen“ handelt es sich um einen Roman, der in den frühen 90er Jahren der USA spielt und in welchem es um die Entwicklung von Videogames geht.

Sam und Sadie könnten unterschiedlicher nicht sein, trotzdem freunden sie sich eines Tages im Krankenhaus an, als Sadie dort ihre krebskranke Schwester besucht und Sam dort selbst Patient nach einem schweren Unfall ist. Sie spielen zusammen Videospiele; die große Leidenschaft beider Kinder. Wie es bei Kindern so üblich ist, entsteht schnell eine tiefe Freundschaft, die leider nicht so lange andauert, wie sich das beide gewünscht hätten. Jahre später treffen sie sich in einer U-Bahnstation wieder und beschließen ihre alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Dieses Mal dann auch für länger und in Verbindung mit einer geschäftlichen Beziehung. Denn die beiden wollen an ihre Liebe zu Videospielen anknüpfen und beschließen zusammen neue Spiele zu entwickeln. Beide haben sich in der Zwischenzeit auch beruflich in diese Richtung entwickelt und studieren Programmieren an der Uni. Schnell wird klar, dass Sams und Sadies unkomplizierte Freundschaft von damals so nicht existieren kann. Eine tiefe und sehr seltsame Verbindung ist jedoch weiterhin da. Meist sind Videospiele mit dem ganzen Programmieren drum herum wesentlich einfacher für sie, als über die echten Gefühle zu sprechen. Werden Sam und Sadie ihren Gefühlen auf den Grund gehen? Wie werden sich ihre Spiele auf dem Weltmarkt entwickeln und werden sie damit glücklich werden?

Zu Beginn fand ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, kam dann aber doch ganz gut hinein. Auch, dass man am Anfang so mitten ins Geschehen geworfen wurde und der Schauplatz dazu waren mir etwas suspekt. Man landet direkt in einer Geschichte rund um tiefe Freundschaft, Herzschmerz und Verlust. Aber auch die Nostalgie der frühen 90er ist hier deutlich zu spüren und das liebe ich! Ich bin selbst ein Kind der 90er und habe früher auch eine Menge Videospiele gespielt. An die „alten Spiele“ von damals, kommen heute nicht mehr viele ran. Dass Sam und Sadie nun Videospiele entwickeln wollen, ist eine sehr originelle Idee und kam für mich auch in noch keinem Roman, den ich vorher gelesen habe, vor. Im Laufe der Geschichte kommt es zu vielen Höhen und Tiefen. Oft hatte ich das Gefühl, dass einige Passagen in die Länge gezogen wurden. So richtig Spannung kam auch erst im letzten Drittel auf, wo es zu einem unschönen Vorfall kommt, der aber mächtig Spannung und Emotionen reinbringt. Sams und Sadies Beziehung ist auch eher schwierig zu betrachten. Beide Protagonisten sind extreme Sturköpfe und oft herrscht Neid und Missgunst. Sie sind sich beide ihrer Gefühle oft nicht klar und verrennen sich in Konflikten. Das machte sie für mich auch eher unsympathisch. Der einzige, der mir im Laufe des Buches sympathisch wurde, war Marx, Sams Mitbewohner und Mitgründer der Videogame-Firma von Sam und Sadie. Ansonsten blieben mir die Charaktere eher fern. Oft wurde es durch den Wechsel in den Zeiten auch schwierig nachzuvollziehen, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Dies geschah ohne große Vorwarnung und endete dann auch wieder plötzlich. Schön fand ich allerdings, dass auch zwischen den Welten hin und hergewechselt wurde. Man befand sich einmal in der realen Welt und dann auch mal in der fiktiven, von Sam und Sadie erbauten Welt. Die Videospiele haben dieses Buch auch für mich ausgemacht und es zu etwas Besonderem gemacht. Da mir die Charaktere leider eher unsympathisch waren und das Buch auch seine Längen hatte, vergebe ich hier 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.02.2023
Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
Bourne, Holly

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)


ausgezeichnet

Alleine bei dem Titel des neuen Buches von Holly Bourne wird man direkt hellhörig und auch mein Interesse war sofort geweckt. „Orte an denen ich geweint habe (wegen dir)“ lautet dieser und verspricht eine herzzerreisende Geschichte um die Themen große Liebe und toxische Beziehungen. Amelie verrennt sich komplett in ihrer Liebe zu Reese, ignoriert alle Warnungen, Red Flags und verliert sich schließlich selbst.

Amelie wollte das alles gar nicht. Sie wollte nicht aus dem Norden in den Süden des Landes ziehen, weil ihr Vater in der alten Heimat keine neue Arbeitsstelle gefunden hat, sie wollte ihre Freunde nicht zurücklassen, darunter auch Alfie, ihre erste Liebe und ganz bestimmt wollte sie auch ihren Packt mit Alfie nicht brechen und sich neu in jemand anderen verlieben… Aber all dies ist passiert und wirft die junge Schülerin komplett aus der Bahn. Denn Reese, der auf ihre neue Schule geht, lässt die Schülerin nicht mehr los. Mit seiner charmanten und charismatischen Art hat er sie schnell in seinen Bann gezogen, aus welchem Amelie nicht mehr so einfach herauskommt. All die Gespräche und Gefühle, die sie für Alfie hegt, wirft sie über Bord und verliert sich komplett in der Liebe zu Reese. Nur ist das überhaupt Liebe, was die beiden haben? Denn auch wenn Reese zu Beginn der Beziehung einfühlsam, liebevoll und so ganz Gentleman ist, verläuft sich dies mit der Zeit immer mehr. Er wird zunehmend mürrischer, abweisender und was das Schlimmste ist, er demütigt Amelie so oft es geht. Amelie scheint jedoch so verliebt, dass sie diese Signale alle nicht war nimmt und rennt immer tiefer in ihr Unglück hinein… Wie weit wird Reese sie treiben und welche Tricks hat er auf Lager um sie sich gefügig zu machen? Wird Amelie wach werden und den Absprung aus dieser toxischen Beziehung machen?

Also diese Geschichte hat mich wirklich nachhaltig geschockt. Und auch während ich diese Zeilen für meine Rezension schreibe, bin ich noch nicht wirklich über sie hinweg. Eine toxische Beziehung zu führen ist immer nervenaufreibend, zumindest für eine Partei der Beziehung. Wenn man einen toxischen Partner hat, ist es auch gar nicht so leicht von diesem loszukommen. Oft nimmt dieser dich total ein, gibt dir am Anfang das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein nur um dich nach und nach mit seiner Art komplett zu zerstören. Was ich mir während des Lesens leider selbst eingestehen musste ist, dass ich in der Vergangenheit ein paar der geschilderten Situationen in dieser Geschichte selbst fast so erlebt habe. Deshalb kann ich mich auch total in Amelie hineinversetzen und sie auch VERSTEHEN. Viele mögen sich während des Lesens gedacht haben „Was ist mit diesem Mädchen los?! Sie soll ihn einfach verlassen und gut ist.“ Aber so einfach ist es leider nicht immer. Amelie war komplett in Reeses Bann gefangen und er war der Mittelpunkt ihrer Welt. Verliert man diesen, droht man in sich zusammenzubrechen. Diese Gefühle hat die Autorin hier wunderbar (wenn man dieses Wort in Zusammenhang mit dem, was Amelie passiert ist, überhaupt verwenden kann) wiedergegeben. Generell fand ich den Aufbau des Buches sehr, sehr gut und spannend gestaltet. Man sieht jedes Wort aus der Sicht von Amelie, allerdings wird hier in den einzelnen Kapiteln in den Zeiten hin und her gesprungen. Damit dies für den Leser einfacher zu verstehen ist, wurde die Schriftart der Vergangenheit geändert. Man sieht somit gleich, in welcher Phase ihres Lebens man sich gerade befindet, Gegenwart oder Vergangenheit. Die Kapitel beziehen sich immer auf einen Ort (an dem Amelie wegen ihm geweint hat) und dieses Konzept finde ich auch sehr gelungen. Sie hat nicht nur für sich, sondern auch für uns als Leser eine Gedächtniskarte dieser Orte erstellt und geht sie mit uns im Laufe der Geschichte nach und nach ab. In den Texten, in welchen sie in der Gegenwart spricht, spricht sie auch Reese direkt an. Sie spricht hier direkt zu ihm und auch dort sind die Gefühle wie Verzweiflung, Trauer, Wut und manchmal auch Freude gut zu spüren. Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen, wobei ich auch dazu sagen muss, dass hier schon harter Tobak verarbeitet wird. Deshalb findet man auch als Betroffene/r Hilfsangebote am Ende des Buches. Eine sehr bewegende Geschichte, die direkt aus dem Alltag entsprungen sein könnte. Sie regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Bewertung vom 13.02.2023
Vor uns die Dämmerung
Celeste, B.

Vor uns die Dämmerung


gut

„Vor uns die Dämmerung“, der Roman von B. Celeste verrät erst einmal mit seinem Titel und dem unfassbar hübschen Cover nicht viel über den Inhalt und die Thematik des Buches. Liest man sich dann aber den Klappentext durch, wird man schnell hellhörig und bekommt Lust in diese wirklich herzzerreisende Geschichte einzutauchen. Denn hier werden Themen wie Verlust einer geliebten Person, eine lebensbedrohliche Krankheit und die Liebe zwischen Teenagern behandelt. Also genau die Mischung, die einen guten Roman für mich persönlich ausmacht.

Emery ist noch sehr jung als ihre Zwillingsschwerster Logan an Lupus stirbt. Mit ihr starb damals auch ein großer Teil von Emery selbst und auch die Liebe ihrer Eltern ist durch den Tod der Schwester fast vollständig erloschen. Ihre Mutter sieht in Emery nur noch Logan und lässt sie dies auch deutlich spüren. So bleibt Em keine andere Wahl, als doch zu ihrem Vater zu ziehen, welcher in der Vergangenheit auch nicht wirklich etwas mit ihr zu tun haben wollte. Emerys Leben ändert sich dort jedoch total, denn das Leben in einer Patchworkfamilie ist alles andere als einfach. Vor allem nicht dann, wenn man einen neuen Bruder wie Kaiden bekommt. Kaiden ist ungefähr in Ems Alter und macht ihr das Leben nicht gerade leicht. In der Schule ist er derjenige, mit dem sich niemand anlegt und auf dessen Wort alle hören. Zu Hause ist er jedoch der verschlossene, mürrische Junge, der nicht hinter seine Fassade blicken lässt. Nach und nach kommt Emery allerdings dahinter und Kaiden so ein ganzes Stück näher. Denn auch er musste in der Vergangenheit mit viel Schmerz und Trauer umgehen. Em hilft ihm mit ihren Erfahrungen auf ihre Weise, hält aber zurück, dass sie ihm in der Zukunft vielleicht noch weiteren Schmerz bringen wird. Denn auch Emery ist krank und hat, wie ihre Zwillingsschwester auch, Lupus. Wird Emery ein Leben mit dieser Krankheit führen können? Wird Kaiden ganz aus seinem Schneckenhaus herauskommen und sich seiner Familie öffnen?

Die Geschichte um eine tödliche Krankheit ist für mich immer schlimm und sehr emotional. Da bleibt eigentlich nie ein Auge trocken und ich verdrücke oft ein paar Tränchen. Die Stimmung ist hier schon zu Beginn des Buches sehr bedrückend und man weiß eigentlich sofort, dass ein Happy End sehr unwahrscheinlich werden wird. Die Tatsache, dass Emery schwer krank ist, ihre Mutter den Tod der Schwester nicht richtig überwinden konnte und auch, dass ihr Vater sie eigentlich nicht mehr wollte, macht die Geschichte so tragisch für mich. Denn dieses junge Mädchen möchte doch nur ein normales Teenagerleben führen. Geschrieben ist das Buch aus der Sich von Emery, weshalb man ihr und ihren Gefühlen hierbei auch sehr nahekommt. Sie ist mir auch am sympathischsten von allen Protagonisten. An alle anderen, außer vielleicht Kaidens Mutter, komme ich nicht wirklich heran. Da kommt kaum Sympathie auf und auch die Erklärungen, wieso die einzelnen Familienmitglieder damals so handelten, wie sie eben handelten, bringt mir keine Befriedigung. Generell finde ich, dass die Story an sich etwas platt ist. Vielleicht ist es bei mir einfach nur daran, dass ich vor nur wenigen Wochen ein Buch gelesen habe, welches fast eins zu eins dieselbe Thematik hat und mir wesentlich mehr Gefühle entlocken konnte. In dieser Geschichte hier wurden oft Dinge eingebracht, denen man eine deutlich höhere Bedeutung hätte beimessen können. So wäre die Geschichte etwas runder geworden und hätte mir mehr Emotionen bescheren können. Zum Ende hin ging leider auch alles sehr schnell und ich hatte gar keine Zeit mehr mich so wirklich darauf vorzubereiten. Was ich allerdings sehr gelungen fand, sind die Emotionen Emerys. Dadurch, dass man aus ihrer Sicht liest, bekommt man ungefiltert mit, wie sie sich fühlt und wie stark sie eigentlich ist. Obwohl sie eine tödliche Krankheit in sich trägt, hat sie sich selbst noch nicht aufgegeben und blickt auch dem Tod nicht mit Angst und Schrecken entgegen. Schön ist auch, und das könnte jetzt ein kleiner Spoiler sein, als bitte nicht weiterlesen, falls ihr nichts über den Lauf der Geschichte wissen wollt, dass Emery mit sich, ihrer Familie und den Gefühlen aller nachher im Einklang ist. Ein Trost, wenn man bedenkt, wie schwierig ihr bisheriges Leben aussah. Die Story an sich fand ich gut, leider war sie für mich nicht zu 100 % perfekt umgesetzt. Da ich eben den direkten Vergleich habe, weiß ich, dass es auch anders gehen kann.