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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2074 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


sehr gut

Sommer 2006

Christoph Kramer beschreibt erstaunlich ehrlich seine erste Liebe, als 15 Jahre alt war. Es ist 2006 und ein heisser Sommer.
Seine Angebetete heißt Debbie. Und eines Abends nach dem Kino kommt es zum ersten Kuss.
Christoph Kramer ist offenbar ein Romantiker, denn diese Passage beschreibt er ausführlich als zentrale Stelle im Buch.
Diese neue Beziehung scheitert aber schnell.
Konstant bleibt aber seine Freundschaft zu seinem Kumpel Johnny.

Der Roman ist die Momentaufnahme der Gefühlswelt eines Jugendlichen in der beschriebenen Zeit.
Christoph Kramer beschreibt das auf lockere, überwiegend positive Art.

Bewertung vom 12.03.2025
Tiny House (eBook, ePUB)
Wurmitzer, Mario

Tiny House (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Protagonist und Icherzähler ist ein junger Mann, der Literatur und Soziologie studierte und jetzt einen ungewöhnlichen Job angenommen hat. Er zieht in ein Tiny House und es wird gefilmt und gestreamt, wie er darin lebt. Eine Werbemaßnahme der Hersteller. Doch eines Tages brennt das Tinyhouse ab und kurze weitere Versuche scheitern, so das er den Job verliert.
Eigentlich kennt man diesen Teil des Buches schon durch den Text „Das Tiny House ist abgebrannt“, der 2023 beim Bachmannpreis gelesen wurde. Mario Wurmister hat den Text weiter ausgebaut, aber man muss schon sagen, dass der erste Teil der stärkste ist. Danach plätschert es streckenweise. Der Plot ist solide, aber lange nicht viel mehr. Erst das letzte Romanviertel stellt wieder eine Steigerung dar. Es ist ein lesenswertes Buch, da eine feine Ironie den Roman durchzieht.

Bewertung vom 12.03.2025
Die Hochzeit
Carnal, Marc

Die Hochzeit


gut

Ein Buch, das einen Tag zeigt, einen Hochzeitstag.
Es beginnt schon morgens schlecht mit einem Hexenschuss des Wirts, die Köchin motzt und im Verlaufe des Tages geht noch mehr schief, zum Beispiel taucht die Braut nicht auf.

Überraschenderweise ist das Buch außerordentlich viel illustriert. Jedoch sind es relativ einfache, wenig ansprechende Illustrationen.

Dadurch sind auf manchen Seiten wenig Text, der abschnittsweise sogar gereimt ist.

Das Problem mit dem Buch ist dessen Derbheit. Das liegt nicht jedem.

Bewertung vom 12.03.2025
Der Einfluss der Fasane
Strubel, Antje Rávik

Der Einfluss der Fasane


sehr gut

Hella Karl

Der Einfluss der Fasane ist auf dem ersten Blick nicht so komplex wie Antje Ravic Strubels Erfolgsbuch Die blaue Frau. Aber auch dieses Buch hat ein relevantes Thema.
Mit der Journalistin Hella Karl hat die Autorin eine gute Figur geschaffen, stark und sensibel zugleich.
Trotzdem muss sie sich mit einer schwierigen Situation auseinandersetzen. Die Verantwortung für den Selbstmord eines Mannes wird ihr vorgeworfen, da sie einen kritischen Artikel gegen ihn geschrieben hat.
Der Roman ist relativ ruhig gehalten, sprachlich weniger fordernd als erwartet. Das sie damit noch einmal den Deutschen Buchpreis gewinnt, wie sie es 2021 schaffte, glaube ich nicht.
Es ist ein interessantes Buch, aber vielleicht zu unspektakulär für meinen Geschmack. Doch für die Sorgfalt, mit der der Roman geschrieben ist, kann man als Leser dankbar sein.

Bewertung vom 11.03.2025
Heimweh im Paradies
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

Thomas Manns Zeit in Kalifornien

Das Buch zeigt Thomas Manns Zeit in Kalifornien. Mann lebte in Pacific Palisades, einem Viertel von Los Angeles nahe dem Meer, ein erfolgreiches und engagiertes Leben im Einsatz für die Demokratie und er schrieb an wichtigen Büchern, z.B. an Doktor Faustus.
Das Buch ist weniger erzählerisch als erhofft, schafft aber dennoch ein höchstwahrscheinlich treffendes Bild von Thomas mann in dieser zeit zu zeichnen, insbesondere auch wie er auf andere wirkt. Da ist zum Beispiel ein Kapitel von der jungen Susan Sontag, die Thomas Mann zum Tee traf und ihn als alten Mann empfand.
Das Buch ist kurz, manchmal kamen mir die Szenen wie im Zeitraffer erzählt vor. Das sie so stimmig gemacht sind, gleicht das wieder aus.
Es ist fair gemacht. Thomas Mann wird weder glorifiziert noch wird er in seinen Schwächen bloßgestellt.
Bei der Masse an Thomas Mann-Biografien, die es gibt, empfand ich diese aber doch als lesenswert.

Bewertung vom 11.03.2025
Die Frau im weißen Kimono
Johns, Ana

Die Frau im weißen Kimono


sehr gut

Als erstes fällt auf, dass es in diesem Buch zwei gleichwertige Erzählebenen gibt. Eiine 1957 in Japan, mit der Liebesgeschichte zwischen einem japanischen Mädchen und einem US-Amerikanischen Matrosen. Und eine in der Gegenwart in den USA, wo eine Frau sich um ihren sterbenden Vater kümmert und dabei die Geschichte seines Lebens erfährt.
Man ahnt natürlich als Leser sofort, dass der Vater in den USA der Matrose von damals in Japan war.
Ana Johns arbeitet so einige interessante Details gut durch.
Das Buch setzt ganz auf große Gefühle und ist für Fans dieses Genre ein Lesefest. Für andere Leser ist es vielleicht too much!

Bewertung vom 11.03.2025
Mein Vater, vielleicht
Forti, Laura

Mein Vater, vielleicht


sehr gut

Der nonsolo-Verlag bietet Literatur aus Italien. Das Buch von Laura Forti ist sprachlich ansprechend und erzählt in Form eines Memoir, vielleicht auch autofiktional, von einer Frau, die kurz vor dem Tod ihrer Mutter von ihrem biologischen Vater erfährt, den sie nie kennen gelernt hat. Ganz klar ist nicht, wie zuverlässig diese Aussage war. Es bleibt ein vielleicht.
Durch Lesen des Tagebuchs der Mutter geht die Autorin in die Zeit zurück.
Man bekommt Eindrücke von Italien der sechziger Jahre. So ist es auch ein Stück Zeitgeschichte. Aber Laura Forti setzt das auch viel in Verbindung mit ihrem Leben, vergleicht wie sie war im Alter der Mutter damals. Zudem spricht sie auch von ihrer Kindheit und ihren Eltern, die so ihre Probleme miteinander hatten. Hinzu kommt noch ein Element, die jüdische Identität.
Laura Forti gelingt es, den Leser mit ihrer Geschichte zu erreichen.

Bewertung vom 11.03.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


sehr gut

Ansprache eines Bücherwurms

„Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ ist ein raffinierter Roman, der ganz von der suggestiven Erzählstimme bestimmt ist.
Rückerinnernd erzählt ein sensible Frau von ihrem stürmischen, nicht immer ganz einfachen Leben.
Dazu gehört auch die Liebe zu Büchern, besonders Lyrik und da ganz besonders die Dichterin Mascha Kaléko.
Deren Gedichte sind teilweise vor Kapiteln enthalten.
Nicht nur das Cover, selbst die Autorin sieht Mascha Kaleko ähnlich und vielleicht stellt man sich beim Lesen auch die Protagonistin so vor.
Die Erzählerin in der Gegenwart, da ist sie 39 Jahre alt, ruht anscheinend sehr in sich, das war nicht immer so. In vielen Episoden ihres Lebens gab es emotionale Sturmfahrten. So lernt man sie ganz gut kennen. Es gab eine Zeit, in der sie stark drogensüchtig war. Da gab es auch Übergriffe.
Erstaunlich, die schonungslose Ehrlichkeit und Offenheit. Eine hohe Qualität.
Die letzten Abschnitte sind dann wieder sehr emotionalisierend, aber davon soll an dieser Stelle noch nichts verraten sein.

Bewertung vom 11.03.2025
Twist
McCann, Colum

Twist


sehr gut

Komplex und vielschichtig

Der Erzähler ist ein Schriftsteller, der einen Artikel über Unterseekabel schreiben will und daher an Bord eines Kabelreparaturschiffes im Einsatz ist.
Meisterhaft beschreibt McCann den Moment als es zum großen Kabelbruch kommt. Anthony Fennell, der Protagonist ist gerade in Kapstadt und beobachtet, wie alles ins Schlingern gerät, wenn das Internet ausfällt, Geldautomaten nicht mehr funktionieren etc.
Der Kabelbruch ist im Meer vor dem Kongo. Passend dazu gibt es eine Anspielung auf Herz der Finsternis von Joseph Conrad.
Auch die Schifffahrt beschreibt der Autor sehr atmosphärisch, wobei der Blick des Protagonisten manchmal ein eigenwilliger ist. Ein Teil des Romans ist ein Reisebericht, mit vielen Details vom Leben an Schiff und der Arbeit.
Eine zentrale, rätselhafte Figur des Buch ist John A.Conway, der Ingenieur an Bord, der nach der Rückkehr spurlos verschwindet und anscheinend an Anschlägen beteiligt ist.
Ein außergewöhnlicher Roman, ruhig aber konzentriert erzählt, erzeugt er eine spürbare Energie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2025
Überleben ist alles
Morrison, Ewan

Überleben ist alles


weniger gut

Der Survival-Guide
Bei diesem Buch ist neben der Handlung vor allen die Form entscheidend. Es ist geschrieben als eine Art Survival Guide. Das ist schon ungewöhnlich, kann nach einer Weile aber auch leicht nerven.
Erzählerin ist die sechzehnjährige Haley, die zusammen mit ihren jüngeren Bruder vom Vater in eine abgelegene Gegend gebracht wurde. Dort leben ein paar Menschen zusammen, die an eine angebliche neue Pandemie glauben.
Haley ist hin- und hergerissen. Das Buch ist zwar alles andere als subtil, aber man kann ihren Gedankengängen und ihrer Verwirrung folgen. Gibt es die neue Pandemie und Verschwörung oder ist alles eingebildet?
Leicht übertrieben wird es, als auch Haleys Mutter entführt wird. Haley steht bald zwischen den Stühlen, denn die Mutter wirkt kalt und der Vater psychisch krank.
Haley als Erzählerin ist interessant. Sie ist zwar Jugendliche, doch der Autor Ewan Morrison macht nicht den Fehler zu sehr auf Jugendsprache zu setzen. Dennoch bekommt der Roman einen Touch von Young adult. Das Hauptproblem dabei ist, dass sich der Autor nur unzureichend und zu klischeebeladen in einen weiblichen Teenager hineinversetzen kann. Haley ist als Figur nicht ganz glaubhaft. Die anderen Figuren sind noch schlimmer gestaltet, keine wirkt echt.

Hinzu kommt, dass der Roman aus zu vielen guten Ansätzen viel zu wenig macht.