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Lesehonig
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Berlin

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Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2024
Stadler, Franziska

Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1


ausgezeichnet

In der Spanischen Hofreitschule in Wien werden seit jeher Lipizzaner in der edlen Kunst der Dressur ausgebildet. Die junge Reiterin Irma muss aus der Not heraus ihren geliebten und talentierten Lipizzaner-Hengst Novio dorthin verkaufen. Zur Bedingung macht sie, dass gleichzeitig der junge Konrad als Bereiter in der Hofreitschule ausgebildet wird und nur er Novio reiten darf. Was sie verschweigt, ist, dass sie als Konrad verkleidet diesen Dienst antreten wird. Im Jahr 1898 völlig undenkbar und ein Skandal. Wie lange wird ihre Maskerade halten? Und wer kommt ihr auf die Schliche?
Wer Pferde mag, wird dieses Buch lieben, denn die kommen hier nicht zu kurz. Ich habe dieses Buch sehr sehr gerne gelesen. Das ganze Ambiente war märchenhaft. Wir begegnen Kaiserin Sisi, erleben die Anmut der edlen Pferde und besuchen den Zirkus Busch. Wir wandeln durch die Straßen Wiens und begegnen dort vielen historischen Persönlichkeiten aber auch fiktiven Charakteren. Wien ist bunt und vielfältig und Irma muss nicht nur ihre Rolle überzeugend spielen, sondern auch manch zwielichtiger Gestalt entgehen. Die Autorin hat mich verzaubert und mir einen sagenhaften Blick in die Welt der Spanischen Hofreitschule ermöglicht. Dies ist der erste Teil einer Dilogie und ich bin sehr gespannt wie sich diese wirklich tolle Geschichte fortsetzt.

Bewertung vom 16.11.2024
Münch, Gregor

Rund um Berlin


ausgezeichnet

Dieses neue wunderbare Buch aus dem BeBra Verlag ließ mein Wandererherz gleich höherschlagen. Wer kann denn schon behaupten einmal, um seine Stadt gelaufen zu sein? Als Berlinerin kann ich nicht mal behaupten schon in jedem Bezirk Berlins gewesen zu sein. Wie der Titel es bereits verrät, ist die Tour in 19 Etappen unterteilt. Die Strecken sind unterschiedlich lang (mal 5-6 km aber auch mal 19-20 km). Denn die An- und Abreise wird mit den Öffis durchgeführt, so dass man auch gut ohne Auto wieder nach Hause kommt. Man kann diese Tour natürlich an unterschiedlichen Punkten beginnen und nach Lust und Laune ablaufen. Während der Wanderung steht einem Onlinekartenmaterial zur Verfügung. Doch wer glaubt nur stupide den ehemaligen Mauerweg abzulaufen irrt glücklicherweise, denn der Autor war sehr darauf bedacht interessante und sehenswerte Ziele in die Strecken einzubauen. Besonders schön finde ich auch wieder die Gestaltung des Buches. Wir haben bereits einige Berlin-Bücher aus dem BeBra Verlag in unserem Bücherregal stehen und ich liebe die fröhlichen Farben und die wunderschönen Fotos. Die Bücher sind ein echter Hingucker. Und vor allem beherbergen sie richtige physische Abenteuer, die man zusammen mit seiner Familie erleben kann. Ich freue mich schon riesig darauf im nächsten Jahr das Projekt „Wir umrunden Berlin“ zu starten. Auf ins Abenteuer!

Bewertung vom 13.11.2024
Recchia, Roberta

Endlich das ganze Leben


ausgezeichnet

Roberta Recchia zeichnet das Leben einer italienischen Familie, deren Lebensweg sich in ein Vorher und Nachher teilt. Während sich Marisa und Stelvio verlieben und eine Familie gründen erleben sie so manch unschönes Ereignis. Diese gehören zum Leben dazu, beeinflussen und verändern sie, aber lassen sie weiterleben. Doch dann passiert das unfassbare, ihre Tochter Betta wird ermordet. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Der Schmerz zerreißt die gesamte Familie. Ein unbeschwertes Leben ist nicht mehr möglich. Und so hat diese Tat nicht nur ein Leben zerstört, sondern das der ganzen Familie. Neben der sehr vielschichten und dramatischen Geschichte, hat mich besonders der Schreibstil von Roberta Recchia beeindruckt. Sie schreibt in ruhiger, aber mitreißender Art und Weise. Ihre Figuren sind charismatisch und selbst die Nebenrollen sind mit Leben gefüllt. Dem Leser bleibt nichts verborgen und beim Eintauchen in die Figur wird einem die ganze Tragweite dessen Handlung bewusst. Der Schmerz den Marisa und Stelvio aushalten müssen ist so intensiv, dass ich ihn fast körperlich fühlen konnte. Ich kann hier nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ein wirklich sehr berührendes und starkes Buch. In jedem Fall eines meiner Jahreshighlights!

Bewertung vom 07.11.2024
Lettermann, Karla

Die Trauerrednerin und der tote Tenor


ausgezeichnet

Penelope (Penni) Sattler wird als Trauerrednerin engagiert, um auf der Beerdigung des verstorbenen Finanzbeamten Joachim Hagelmann zu sprechen. Sein Tod wird als Selbstmord deklariert. Doch so ganz will das Penni nicht glauben. Denn dazu sind die Umstände seines Todes doch zu merkwürdig. Und auch die Geliebte von Joachim glaubt nicht an einen Selbstmord. So schleicht sich Penni in den Lübecker Irenenchor ein, um auf eigene Faust zu ermitteln. Denn dort hat Joachim als Tenor gesungen. An Pennis Seite ist ihre On-off-Beziehung Erik-Erkan. Zusammen versuchen sie den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Und die Spur führt bis nach Schottland. Doch als sie dem Täter näherkommt, begibt Penni sich in Gefahr. Ich mochte Penni von der ersten Seite an. Sie ist quirlig, neugierig und einfallsreich. Und sie lässt nicht locker, das hat mir sehr gefallen. Das hier ein Chor im Mittelpunkt steht hat mir auch sehr gut gefallen und ist mal etwas anderes. Sowohl Penni als auch die Nebenfiguren waren sehr vielschichtig und interessant. Ich würde mich sehr freuen, wenn Penni noch mehrere Fälle lösen darf, ihre Figur hat viel Potential. Ein wirklich sehr gelungener Krimi mit Lokalkolorit.

Bewertung vom 31.10.2024
Fitzek, Sebastian

Das Kalendermädchen


ausgezeichnet

Olivia ist verzweifelt auf der Suche nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter Alma. Denn Alma ist schwer krank und benötigt eine Knochenmarkspende. Doch bei ihrer Recherche stößt Olivia auf die urbane Legende vom Kalendermädchen. Eine junge Frau die in einem Haus im Frankenwald gefangen gehalten wird und jeden Tag ein neues Türchen mit enthaltenen Grausamkeiten öffnen muss. Ob die Legende tatsächlich einen waren Kern enthält, und es sich bei dieser Frau um Almas Mutter handeln kann?
Seit langem hat mich kein Buch mehr so gefesselt wie dieses hier. Es war wirklich spannend, von der ersten bis zur letzten Seite. Es gab absolut keine Längen, sondern mächtig Tempo. Beim Wechsel der Perspektive wird auch der Leser (wie ich) mit prägnantem Kurzzeitgedächtnis abgeholt. Passend zum Herbst war für mich auch genügend Gruselfaktor dabei. Die Auflösung bot so manche ungeahnte Überraschung und hat mich kalt erwischt. Hier war mal wieder der Meister des Thrillers am Werk. Ich bin einfach nur schwer begeistert und gerade gruselig beseelt. Hut ab Herr Fitzek!

Bewertung vom 18.10.2024
Habekost, Britta

Der Untergang von Thornton Hall


ausgezeichnet

Sehnsüchtig erwartet Elinda ihren Bruder David am Hafen. Denn der soll an diesem Tag von seiner Kavaliersreise aus Italien zurückkehren. Doch zu ihrem Entsetzen kommt er nicht von Board des Schiffes. Die Lords, mit denen er reiste, sind schwer erkrankt und behaupten ihn in Rom beerdigt zu haben. Neben der Sorge um ihren Bruder kämpft Elinda gegen die Vermählung mit dem widerlichen Andrew Hydeworth, den ihre Eltern für sie ausgesucht haben, da er viel Geld hat und so die verarmte Familie vor dem Ruin retten soll. Doch Elinda ist viel zu taff um sich von anderen unterdrücken zu lassen. Obwohl nicht üblich im Jahr 1789, beschließt die englische Lady sich einem Mann anzuschließen, der ihren Bruder suchen soll. Gemeinsam überqueren sie die Alpen und reisen nach Italien. Dort beginnt ein wildes Katz-und-Maus Spiel mit unbekannten Gegnern.
Diese Geschichte ist unglaublich vielseitig und hat mich schwer begeistert. In erster Linie ist es ein historischer Roman, der aber auch viele mystische Elemente enthält. Neben einer sehr spannenden Geschichte habe ich so viele Informationen und Eindrücke aufgesogen, dass ich gerade das Gefühl habe von einer Zeitreise wiedergekommen zu sein. Elinda ist mir sehr ans Herz gewachsen und es gab so einige Stellen, an denen ich stark mit ihr mitgefühlt habe. Sowohl Beginn als auch Finale des Buches führen uns bis in die Antike und auf die Spuren von Vergils Aeneis. Für mich war es ein grandioses Leseerlebnis und eine sagenhafte Grand Tour.

Bewertung vom 11.10.2024
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


sehr gut

Endlich ein neuer Fall für den kauzigen Kommissar Kluftinger. Dieses Mal kommt das Opfer aus den eigenen Reihen. Bei einer Terrorübung wird ein Kollege tot aufgefunden. Die Mannschaft ist geschockt und beginnt zu ermitteln. Schnell wird klar, dass der Kollege in der rechten Szene unterwegs war. In Kluftis Privatleben geht es auch wieder hoch her. Seine Partei braucht noch einen Kandidaten, um ihre Liste zu füllen. Was für den Kommissar erst eine Gefälligkeit war, schwappt bald in einen erbitterten Wahlkampf um. Denn sein Gegner ist niemand geringeres als sein Erzfeind Langhammer.
Ich habe es auch in diesem Band wieder geliebt, den schrulligen Kommissar durch seinen Alltag zu begleiten. Das Geplänkel zwischen ihm und Langhammer war wieder sehr amüsant und seine Art sich möglichst einfach durchs Leben zu lavieren hat mich zum Schmunzeln gebracht. Für mich kam in diesem Band der eigentliche Kriminalfall zu kurz. Mir fehlte das Miträtseln und verdächtigen. Leider fehlte es an Verdächtigen und so war das Ende nicht so überraschend. Jedenfalls bezüglich des Mordfalls, privat hat mich Klufti über alle Maßen überrascht, und ich bin sehr gespannt wo das noch hinführt. Mein Fazit: Auch diesen neuen Band der Reihe möchte ich in meiner Sammlung auf keinen Fall missen. Ich habe die Zeit mit Klufti wieder außerordentlich genossen.

Bewertung vom 25.09.2024
Lenze, Ulla

Das Wohlbefinden


ausgezeichnet

Da der Tuberkulose keine modernen Medikamente entgegengesetzt werden konnten, war die wirksamste Therapie das Wohlbefinden der Patienten. Darauf setzten auch die Heilstätten in Beelitz. Hier wurden in erster Linie Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter behandelt. So auch die etwas sonderbare Anna. Von ihr geht eine spirituelle Kraft aus, denn sie kann angeblich die Zukunft sehen. Das verschafft ihr viele Anhänger, besonders auch im Kreise der gehobenen Gesellschaft. Die Schriftstellerin Johanna wird ein regelrechter Fan von Anna. Bis ins hohe Alter kann Johanna nicht von Anna lassen.
Dieser Roman ist sehr facettenreich und umspannt mehrere Zeitebenen von 1907 bis ins Coronajahr 2020. Die Vergangenheit und Gegenwart spiegeln sich in vielen Parallelen wider. Sehr interessant fand ich das Bohei um den Okkultismus Anfang des letzten Jahrhunderts. Was wohl mal als Zeitvertreib begann, wurde für manch einen zur Religion. Die Protagonistinnen waren mir alle gänzlich unsympathisch. Dennoch waren sie scharf gezeichnet und ihre Geschichte grandios erzählt. Am Ende blieb so einiges offen. Für mich als Leserin ist dies natürlich unbefriedigend. Aber ich habe auch festgestellt, dass mir dadurch diese sehr vielschichtige und zum Teil auch etwas merkwürdige Geschichte nicht mehr aus dem Kopf geht. Für mich klar, ein Buch, dass man nicht so schnell vergisst und das beim Lesen eine gewisse Sogwirkung entwickelt.

Bewertung vom 21.09.2024
Strauch, Dietmar

Alter St. Matthäus Kirchhof Berlin-Schöneberg


ausgezeichnet

Friedhöfe waren bisher für mich ein Ort der Trauer. Vielleicht noch etwas, wo man Ruhe finden konnte, jedoch kein Ort, den ich bei einem Sonntagnachmittagsspaziergang besucht hätte. Doch bei der Lektüre dieses Buches habe ich begriffen, dass es hier gar nicht um die Toten geht, sondern um die Lebenden. Besser gesagt um das Leben und die Erinnerung. Und wer etwas über Berlin und seine Bewohner erfahren möchte, der ist hier in Schöneberg auf dem St. Matthäus Kirchhof genau richtig. In diesem Buch bekommt man zwei Spaziergänge vorgeschlagen. Beide führen einen über den Friedhof, entlang der Gräber von Menschen mit ihrer außergewöhnlichen Geschichte und quer durch alle Gesellschaftsschichten und Epochen. So begegnet man beispielsweise dem Grab von Rudolph Virchow aber auch ebenso dem von Rio Reiser oder den Gebrüdern Grimm. An jedem dieser Gräber kann man verweilen und lernt durch dieses Buch etwas über den Menschen und seine Geschichte. Besonders gefallen hat mir, dass hier auch berühmte Menschen der queeren Szene beigesetzt sind und ich so einiges über ihr Wirken und Schaffen gelernt habe, dass mir vorher unbekannt war. So ist also dieser Friedhof genauso vielfältig und bunt wie das Berlin-Schöneberg der Lebenden. Ein wirklich sehr gelungenes und lesenswertes Buch, dass uns zu einem Spaziergang durch die Zeit einlädt.

Bewertung vom 15.09.2024
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


sehr gut

Drei Töchter von drei Männern. Und im Mittelpunkt dieser Familie steht Hanna, die Mutter. Nach und nach hat sie jeden ihrer besten Freunde geheiratet und von jedem ein Kind bekommen. Die Ich-Erzählerin ist das Nesthäkchen und kennt nur ihre intakte Familie mit Hanna und ihrem Papa Bow. Doch auch diese Familie zerbricht an der Unbeständigkeit der Mutter. Den Erwartungen ihrer Ehemänner kann Hanna nicht gerecht werden. Sie ist eine Intellektuelle, ein Freigeist der eigene Wege gehen muss. Familie ist für sie Bedrängung und Einschränkung. Und so ist die gelebte Familie immer nur eine Frage der Zeit.
An diesem Buch habe ich besonders den Schreibstil genossen. Wilde Gedankenketten wurden zu Bildern, die Empfindungen hervorriefen. Unerwartete Handlungen ließen mich schmunzeln und Hannas unkonventionelle Art war wild und facettenreich. Dennoch muss ich sagen, dass die Geschichte an sich für mich zu wenig Inhalt hatte. Es war eher die Aneinanderreihung von Anekdoten, anstatt einer fortführenden Handlung. Dies war auf die Dauer etwas ermüdend. Ich hatte mir doch ein bisschen mehr von diesem Buch erhofft. Sprachlich jedoch lesenswert.