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Lisi891

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Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2018
Fölck, Romy

Totenweg / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.1


ausgezeichnet

Wir dürfen die junge Kommissar-Anwärterin Frida begleiten, zurück in ihre Heimat, an den Ort, an dem vor vielen Jahren ihre beste Freundin ermordet wurde. Ihr Vater wurde nun auf dem selben Feldweg niederschlagen - ein Mordversuch? Der selbe Kommissar wie damals, Kommissar Haverkorn, ermittelt wieder. Auch für ihn war der damalige Mord ein Wendepunkt: Er war damals frisch der Chef der Mordermittlung, konnte den Fall nicht lösen und trat wieder zurück. Er hat sich nie von diesem Rückschlag erholt und versucht nun wieder den Fall von damals zu lösen.
Diese beiden Ermittler - die damals Gegenspieler waren, denn Frida hat gelogen - arbeiten nun zusammen um den zu finden, der Fridas Vater niedergeschlagen hat und den Mörder von damals.
Als Frida zurückkommt überschlagen sich die Ereignisse und alles bricht wieder über sie herein. Alles was sie über die Menschen, die sie kannte, zu wissen glaubte, wird auf den Kopf gestellt. Nach und nach finden sie immer mehr heraus und es passiert immer mehr. Aber genug - ich will hier nicht zu viel verraten.
Der Krimi ist sehr spannend geschrieben. Wir erfahren die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Haverkorn und von Frida. Beide lassen uns auch in ihr Privatleben blicken und wir lernen sie gut kennen. Das lässt den Leser besonders mit beiden mitfühlen. Dadurch werden die Geschehnisse noch spannender.
Die Sprache und der Erzählstil sind sehr rasant und abwechslungsreich. Die Dialoge sind intensiv und gut ausgearbeitet.
Insgesamt ein sehr guter Krimi, der auf mehr hoffen lässt. Wir haben unsere beiden Ermittler gerade erst kennengelernt und werden hoffentlich noch viele Fälle mit ihnen erleben dürfen.

Bewertung vom 16.02.2018
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


sehr gut

"Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz ist sowohl ein spannender Roman als auch ein besonderes Zeitdokument aus dem Klett-Cotta-Verlag.
Von dem ins Exil geretteten Juden Ulrich Alexander Boschwitz zur Zeit in der er spielt geschrieben und von Peter Graf editiert erzählt der Roman die Geschichte des Juden Otto Silbermann, der 1938 in Berlin gerade noch rechtzeitig aus seiner Wohnung fliehen kann um nicht im Zuge der Novemberprogrome verhaftet zu werden. Er war gerade noch ein angesehener und wohlhabender Geschäftsmann, als er sich - zunächst fast ohne Geld - auf der Straße wiederfindet. Er kann nicht mehr nach Hause, und weiß auch sonst nicht wo er hin soll. Er schafft es zumindest einen Teil seines Vermögens wiederzubekommen. Nun ist sein vorrangiges Ziel ins Ausland zu gelangen. Doch das will ihn auch nicht und so folgt eine schier endlose Odyssee mit der Bahn, immer unterwegs, denn nur an Bahnhöfen und unterwegs ist man anonym.
Man merkt dem Erzählstil und der Sprache an, dass das Buch ein Originaldokument ist. Zwar handelt es sich um eine fiktive Erzählung aber man erkennt, dass der Autor soetwas selbst miterlebt hat. Wenn jemand heute so einen Roman schreiben wollte würde er ganz anders aussehen, denn niemand würde mehr diese Sicherheit und Gutgläubigkeit, die Silbermann am Anfang noch hat, erfinden können. Auch die Offenheit, mit der er diffamiert und niedergemacht wird, würde sich heute niemand mehr schreiben trauen. Und doch ist es gut - sehr hart und unangenehm natürlich, aber auch gut so etwas zu lesen um wieder wachgerüttelt zu werden und zu erkennen wo auch in unserer Gesellschaft wieder ähnliche Tendenzen erwachsen. Wir müssen alles aufhalten, was in diese Richtung des damaligen Terrors führt und auch alles, was uns davon überzeugen will, dass das damalige Regime vielleicht nicht in allem schlecht war. Solches Gedankengut darf sich heute nicht mehr durchsetzen und solche schlimmen Geschehnisse dürfen sich niemals wiederholen. Dafür müssen besonders wir Deutschen uns einsetzen.
Dieser Roman ist ein Erlebnis, nicht einfach zu lesen, aber eine wichtige Lektüre zum Verständnis der Vergangenheit und zur Wachsamkeit in der Zukunft.

Bewertung vom 15.01.2018
Cogman, Genevieve

Die maskierte Stadt / Die unsichtbare Bibliothek Bd.2


ausgezeichnet

"Die maskierte Stadt" von Genevieve Cogman ist der zweite Teil einer Reihe um die *Bibliothekarin* Irene Winters. Die *Bibliothek* ist ein Gebäude/ ein Ort / eine Welt. Sie befindet sich zwischen verschiedenen Welten in verschiedenen Zeiten, mit verschiedenem Maß an Magie, Technik, usw. In manchen Welten herrscht ein Übermaß an Chaos (Vorherrschaft der Elfen) oder an Ordnung (Vorherrschaft der Drachen) oder irgendetwas neutrales dazwischen. Die *Bibliothek* ist ebenfalls neutral und versucht mäßigend auf beide Kräfte zu wirken, zeigt aber deutlich, dass den Drachen eher zu vertrauen ist - den Elfen aber auf keinen Fall. Um die verschiedenen Welten im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig die eigene Kraft und Macht und das Leben der normalen Menschen in den Welten zu sichern schickt die *Bibliothek* ihre *Bibliothekare* auf Außenmission in die verschiedenen Welten. Diese sind langwierig und perfekt ausgebildete Agenten, sie beherrschen viele Kampftechniken und Sprachen, besonders aber die *Sprache*, in der man nicht lügen kann, dafür Personen beeinflussen und Gegenstände nach der eigenen Pfeife tanzen lassen kann. Die *Bibliothekare* leben sich in der jeweiligen Welt ein und bauen eine sichere Tarnidentität auf. Eine solche *Bibliothekarin* und Agentin ist Irene Winters, die in einer Art Steampunk-London ihre Identität aufgebaut hat und den Drachen-Lehrling Kai zum Bibliotheksagenten ausbilden soll - ein absolutes Novum. Noch nie gab es andere *Bibliothekare* als normale Menschen. Sie erfüllen Aufträge für die *Bibliothek* und versuchen Machenschaften der Elfen aufzudecken, als Kai aus heiterem Himmel entführt wird. Schnell ist klar: Er wurde von Elfen entführt und in eine andere Welt verschleppt um einen Krieg zwischen Elfen und Drachen anzuzetteln. Nur mithilfe von weniger radikalen Elfen gelingt es Irene, Kai und seinen Entführern in die chaosverseuchte, weil von Elfen kontrollierte Welt, ein Venedig zur Zeit der Dogen, zu folgen - ja, eigenlich sind Abkommen mit Elfen streng verboten, aber es ist eindeutig Gefahr im Verzug. Sie schlägt sich wacker, lernt viel Neues über Elfen und gerät in große Gefahren. Wie die Geschichte ausgeht möchte ich hier natürlich nicht verraten - lest selbst, es ist sehr spannend!

Ich habe die Reihe mit diesem Teil, also Teil 2 begonnen, hatte aber kaum Schwierigkeiten mich in die andersartige Welt und Irenes Arbeit einzufühlen. Es wird am Anfang schon einiges vorab erklärt, was das Verhältnis zwischen Drachen und Elfen betrifft, das erleichtert die Sache.

Die Sprache und der Erzählstil waren sehr angenehm. Man kann gut folgen, trotzdem wird angenehm ausgeschmückt und es wird auch auf die Gefühlswelt der Personen eingegangen, man kann sich gut einfühlen. Es ist insgesamt auch sehr spannend, aber die Gefahren und abenteuerlichen Situationen folgen nicht Schlag auf Schlag, so kann man das Gelesene gut verdauen und versteht alles, was bei manchen spannenden Geschichten am Ende nicht mehr so ganz der Fall ist. Hier aber schon!

Das Ende kam mir etwas plötzlich, und damit meine ich nicht das Ende der Handlung, sondern das Ende des Buches. Es bleiben viele Fragen offen und nach dem Showdown folgen nur noch ein paar mickerige Seiten, keine Erholung, keine Erklärung, überhaupt einfach nur ein paar Sätze Überleitung zum nächsten Teil. Man merkt hier stark, dass das Ganze als Reihe angelegt ist.

Trotzdem hat die Geschichte für mich 5 Sterne verdient, denn sie ist sehr spannend, neuartig kreativ und für mich auch in sich stimmig, an Gefahren, Logik, Auflösung, ...
Eine klare Leseempfehlung!
Ich bin nun auch ein Fan geworden und werde nun noch den ersten Teil lesen (das ist ohne Probleme möglich, es wurde noch nicht viel verraten) und danach auch alle anderen Teile, die da noch kommen mögen (hoffentlich sind es viele!).

Bewertung vom 08.01.2018
North, Claire

Das Spielhaus


sehr gut

"Das Spielhaus" von Claire North ist eine Folge von drei Novellen, die eben das im Titel genannte Spielhaus als Rahmenhandlung haben. Es ist ein Haus, das an jedem Ort, in jeder Epoche und zu jeder Zeit auftauchen kann, für alle Arten von taktischen und logischen Spielen, nur Glückspiel hat hier nichts verloren. Wer sich als großer Denker und Taktiker erweist bekommt die Chance, in die oberen Gemächer aufzusteigen und größere, bedeutendere Spiele zu spielen, bei denen die Einsätze auch weit größer sind.
In den ersten beiden Novellen dürfen wir Spieler der oberen Gemächer begleiten und beobachten. In der ersten Novelle Thene, die in Venedig, zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihr erstes großes Spiel spielt, in der zweiten Remy bei einem seiner vielen großen Spiele der oberen Gemächer. Diese beiden Spiele und Spieler zeichnen sich durch Überlegung, Taktik und sparsamen Einsatz ihrer Ressourcen und Figuren (echte Menschen in der echten Welt) aus. Die dritte Novelle bildet gleichzeitig das große Finale und den Abschluss der Rahmenhandlung. In dieser wird erbittert gekämpft, Gesellschaften, Unternehmen zerstört und Menschenleben nur so hingemetzelt. Diese letzte Novelle gleicht mit ihrem actionreichen Zerstörungswahr eher einem Actionthriller als einer Fantasyerzählung. Ich will das Ende hier natürlich nicht verraten, nur so viel sagen: Ich hatte mir etwas anderes erhofft, aber das kann ich auch zur ganzen dritten Novelle sagen.

Sprachlich und Erzählerisch ist das Buch als ganzes ein wahres Kunstwerk. In jeder einzelnen Novelle werden die Erzählart, die Formulierungen und die Sprache an das jeweilige Zeitalter und die Epoche angepasst, selbst die Schrift der Kapitelüberschriften richtet sich danach. Mit hat das Buch sprachlich und erzählerisch sehr sehr gut gefallen.

Der traditionelle Novellen-Aufbau wird gut umgesetzt, es gibt eine Rahmengeschichte (Anfang und letzer Teil) und dazwischen zwei Teilgeschichten (über Thene und Remy). Das wird konsequent umgesetzt, das Spielhaus und damit der Rahmen werden zu Beginn jeder Geschichte noch einmal erklärt.

Die ersten beiden Novellen sind inhaltlich spannend, logisch und die Opfer werden auf ein Minimum reduziert. Sie hätten für sich 5 Sterne verdient. Von der Hektik und Gleichgültigkeit, mit der in der letzten Novelle die Zerstörung wütet, war ich sehr entsetzt. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt, ich hätte mir mehr erhofft. Hierfür würde ich eher 3 Sterne geben. Sprachlich und erzählerisch hat mich das Buch aber so begeistert, dass es sich für mich insgesamt noch auf 4 Sterne rettet.

Bewertung vom 28.09.2017
Kling, Marc-Uwe

QualityLand Bd.1 (schwarze Ausgabe)


sehr gut

Das neue Buch von Marc-Uwe Kling, "QualityLand" wäre ein sehr lustiger Zukunftsausblick - wenn wir nicht im Alltag schon sehen könnten, dass wir unaufhaltsam auf so etwas Ähnliches zusteuern! Deswegen ist es zusätzlich zu seinen sehr humorvollen Elementen auch ein warnendes Beispiel, was aktuell schon schief läuft und wo wir es nicht zu weit treiben dürfen.

Wir werden als Touristen und stumme Beobachter in die neue Zeit und Welt QualityLand geführt, in der alles nicht gut oder sehr gut, sondern perfekt ist, schon von Gesetzes wegen. Wir begleiten Peter Arbeitsloser (die Nachnamen erhält man nach dem Beruf der Eltern) bei seinem halbherzigen Kampf gegen das System und den Präsidentschaftskandidaten John of Us in seinem Wahlkampf - er ist der erste Androide in der Politik.
Dazwischen wird das Geschehen von Werbeeinblendungen und Nachrichten-Posts unterbrochen, die sehr dazu beitragen, dass man sich die Welt besser vorstellen kann. Bei diesem Teil des Buches wird auch interessant ob man ein helles oder dunkles Buch gekauft hat, denn diese unterscheiden sich nicht in der Handlung, sondern nur in den Einblendungen. Am Ende des Buches bekommt man einen Link unter dem man die Einblendungen der jeweils anderen Ausgabe lesen kann. Diese verschiedenen Ausgaben passen perfekt in das Konzept von QualityLand, in dem alles so personalisiert und berechnet ist, dass man, z.B. nichts mehr bestellen muss, sondern das, was man sich wünscht automatisch geliefert bekommt.

Leider bekommt "QualityLand" von mir aber trotz allem nur 4 statt 5 Sterne. Ich finde die meisten Bestandteile dieses Buches sehr gut: die Grundidee, den logischen Aufbau der Welt, die Erzählweise, die Werbe-Einblendungen und die grafische Gestaltung des Buches. Doch das wichtigste - die Handlung - gerät für mich etwas zu sehr in den Hintergrund. Neben dem Aufbau der schillernden neuen Welt bleibt am Ende doch das Gefühl, dass es nur wenig Entwicklung gab und wir, trotz einiger - mehr oder weniger halbherziger - Versuche etwas zu verändern, wieder genau da sind, wo wir begonnen haben. Das hat mich am Ende etwas enttäuscht.
Ich habe bei Büchern, die ein für mich so unerwünschtes Bild von der Zukunft zeigen, immer die Hoffnung, dass am Schluss alles in sich zusammenbricht und eine "normalere" Welt einkehren kann. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Das System wurde zwar infrage gestellt und kritisiert - trotzdem ändert sich nichts und keinen scheint es zu stören.

Alles in allem ist "QualityLand" ein sehr gelungener Zukunftsroman, der satirisch die aktuellen technischen Entwicklungen und Personalisierungsbestrebungen, die den Nährboden für das, was in QualityLand Realität ist, bilden, aufs Korn nimmt. Absolut lesenswert - aber hinterher ist man ein bisschen paranoider als zuvor. ;)

Bewertung vom 18.09.2017
Bornstädt, Matthias von

Das magische Labyrinth / Die drei Magier Bd.1


ausgezeichnet

"Die drei Magier - Das magische Labyrinth" ist ein herzerwärmendes Kinderbuch. Conrad und Vicky müssen nachsitzen und das an einem brütendheißen Sommertag. Natürlich habe sie da besseres vor: Sobald der Lehrer verschwunden ist verduften sie und gehen, gemeinsam mit Conrads Schwester Mila, am See baden. Da passiert es: Sie werden von magischen kleinen Leuchtwesen entführt, in eine fremde, magische Welt, in der sogar Bäume und Steine sprechen können. Sofort merken sie auch, wer das Böse in dieser Welt verkörpert: Ein gemeiner Zauberer namens Rabenhorst, der fiese Trolle für sich arbeiten lässt.
Die Kinder kommen in das Cafe von Fia Feu und erfahren: Sie sind die drei auserwählten Magier, die Algravia, die Welt in der sie sich befinden, retten sollen! Dabei sind sie weder Magier noch wissen wie sie all das anstellen sollen. Doch dabei hilft ihnen der Kater Kasimier.
Ich will noch nicht mehr von der Geschichte vorweg nehmen, denn das war eh schon einiges. Lest lieber selbst, es lohnt sich!


Mir hat die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird gut gefallen. Es wird spannend, aber nicht so, dass die Kinder richtig Angst bekommen müssten. Die Sprache hat mir auch gut gefallen, mit einer Ausnahme: Manchmal finde ich die Sprache der Kinder zu flapsig und unhöflich, aber das ist wahrscheinlich nur realistisch. :D


Die zahlreichen Bilder und Illustrationen haben mir auch sehr gut gefallen. Der Zeichner findet genau das richtige Maß zwischen Feinheit und Grobheit der Linienführung, sodass auch die unheimlichsten Bilder noch ein wenig lustig wirken. Die grafische Gestaltund in Zusammenspiel mit dem Text ist gut durchdacht und abwechslungsreich.


Insgesamt ein wunderbares Kinderbuch, das man schnell verschlungen hat. Ich kann es nur weiterempfehlen und freue mich auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 30.08.2017
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


ausgezeichnet

Ein Buch wie dieses habe ich, glaube ich, noch nie gelesen.
"Palast der Finsternis" von Stefan Bachmann kommt in seinem typischen Diogenes-Design und mit dem Untertitel "Roman" ganz brav daher, aber es ist ein Horror-Roman, der, wenn man über die nötige Vorstellungskraft verfügt, viele Horrorfilme in den Schatten stellt.
Wir begleiten Anouk, die trotz ihres zarten jugendlichen Alters Kunstgeschichte studiert und schon viele Teile der Welt für längere Zeit bereist hat. Wir merken schnell, dass sie eine einsame Außenseiterin ist und selbst von ihrer Familie gemieden wird - warum erfährt man erst sehr spät im Laufe der Geschichte.
Sie wird gemeinsam mit vier weiteren Jugendlichen für eine besondere Mission ausgewählt, scheinbar weil sie hochbegabt ist. Sie sollen einen unterirdischen Palast aus der Zeit der Französischen Revolution erforschen, der erst kürzlich in Frankreich entdeckt wurde.
Achtung Spoiler ab hier:
Sie werden mit Privatjet eingeflogen und mit viel Luxus empfangen - doch das hört bald auf: Nach dem Abendessen bekommen sie eine Kapsel zu essen, die sie bewusstlos macht. Als sie wieder erwachen liegen sie in einem stockdunklen engen Spiegel-Raum. Anouk erwacht als erste, sie kann die anderen rechtzeitig wecken und dazu bringen dem Raum zu entkommen - alle, bis auf Hayden, der nicht aufwacht. Als sie aus ihrem sicheren Versteck beobachten, wie die Leute, die sie für ihre "Mission" hergebracht haben, in den Raum eindringen und Hayden kurzerhand grausam ermorden (!) erkennen sie, dass nichts so ist, wie vorher behauptet wurde. Von da an sind sie auf der Flucht vor ihren Verfolgern durch den labyrinthischen unterirdischen Palast, der in vielen Räumen tödliche Fallen bereithält. Es geschehen immer abstrusere Sachen, sie treffen auf einen Mann, der ihnen helfen will zu entkommen, tödlich verwundet ist und angeblich schon seit dem 18. Jahrhundert hier lebt. Außerdem werden auch viele ihrer Verfolger von fremder Hand getötet. Wer ist die unheimliche dritte Partei? Werden sie je wieder entkommen? Und warum sind sie wirklich hier?
All das will ich noch nicht vorweg nehmen. Lest selbst, das Buch ist wirklich lesenswert, wenn man einigen Grusel verträgt!

Insgesamt war ich zuerst geschockt, wie sehr ich mich in meiner ersten Meinung über das Buch (immerhin nach einer 100-seitigen Leseprobe) getäuscht hatte. Es war kein harmloses Fantasy-Abenteuer sondern waschechter Horror. Aber ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so spannend war es! Der Text ist wundervoll geschrieben, man kann sich gut in die Erzählerin Anouk hineinversetzen, obwohl sie einen recht seltsamen Charakter hat, fühlt man intensiv mit ihr mit und erlebt jeden Augenblick der Geschichte mit den Jugendlichen so, als wäre man dabei.
Ein wirklich bemerkenswertes Buch, das man nicht nach seinem Äußeren beurteilen darf!

Bewertung vom 26.08.2017
Ryan, Jennifer

Der Frauenchor von Chilbury


ausgezeichnet

"Der Frauenchor von Chilbury" von Jennifer Ryan ist ein wunderschönes, hoffnungsvolles, aber auch ein herzzerreißend trauriges Buch.
Die Männer des Dorfes Chilbury sind fast alle im Krieg, da beschließt der Vikar ganz einfach, dass der Chor aufgelöst wird, weil er ja nach nichts mehr klingt. Die Frauen des Chores sind nicht begeistert, sie hätten gerne weitergesungen in dieser deprimierenden Kriegszeit, neben all der Arbeit als Krankenschwestern usw., aber sie trauen sich nicht.
Da kommt die Musikprofessorin Prim gerade recht, sie gibt den Frauen den Mut, den Chor wieder auf die Beine zu stellen und alleine zu singen.
Im Laufe der Geschichte bekommen die Frauen durch ihre gemeinsamen Aktionen und den Rückhalt in der Gemeinschaft viel mehr Selbstbewusstsein und wagen immer mehr. Man erfährt viel aus dem Leben der erzählenden Frauen, alle haben ihr eigenes Schicksal, ihre Hoffnungen und Probleme. Es geschehen auch tragische Dinge, aber sie rappeln sich immer wieder auf und am Ende gibt es fast Happy Ends, wenn man das im Krieg überhaupt so nennen will.

Mir haben der Schreib- und der Erzählstil sehr gut gefallen. Durch die Briefromanstruktur erfährt man die Geschehnisse in jedem Kapitel aus einem anderen Blickwinkel und bekommt viele verschiedene Meinungen und Gedanken mit. Manche der Frauen des Dorfes schreiben Briefe, andere in ihre Tagebücher, und wir dürfen überall mitlesen.
Ich muss gestehen, dass es Phasen gab, in denen ich tagelang nicht weiterlesen konnte, weil es so traurig war, aber der Roman spielt nunmal zur Kriegszeit.

Insgesamt ein Roman der mich sehr berührt und bereichert hat. Man fühlt sich als Frau bestärkt und fühlt mit den tapferen Damen von Damals.
Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 15.08.2017
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


ausgezeichnet

"Und Marx stand still in Darwins Garten" von Ilona Jerger ist eine interessante und gut recherchierte fiktive Biografie zweier berühmter Männer der Weltgeschichte.
Die Handlung spielt hauptsächlich im Jahre 1881, Darwin auf der Höhe seines Ruhmes, alle Welt kennt ihn, die einen hassen ihn, die anderen verehren ihn; Marx dagegen hat erst das kommunistische Manifest und den ersten Band des Kapitals geschrieben, an der Fortsetzung arbeitet er noch, so komplizierte Schriften, dass ihn außer ein paar revolutionären Studenten kaum einer kennt. Ilona Jerger hat den jungen aufstrebenden Arzt Dr. Beckett erfunden, der das Bindeglied zwischen den beiden Männern bildet, die sich wahrscheinlich nie getroffen haben, obwohl sie zeitgleich in London lebten.
Kapitelweise abwechselnd wird aus dem Leben des einen und des anderen erzählt. Dr. Beckett ist der behandelnde Arzt der beiden. Er behandelt Darwins Altersleiden und seine Hypochondrie und Marx' viele verschiendenen Krankheiten, wie Bronchitis, Rippenfellentzündung, ... Man merkt dem Buch an, dass sich Ilona Jerger als Wissenschaftsjournalistin deutlich länger mit Darwin beschäftigt hat als mit Marx. Am Ende hin wird fast nur noch aus dem Leben Darwins erzählt, da es mit ihm zu Ende geht. Er rückt in den Mittelpunkt der Geschichte. Mir als Darwinfan gefällt das sehr gut. Ich fand es aber auch interessant etwas aus dem Leben des Karl Marx zu erfahren, aber ich fand es gut, dass die Teile über Darwin etwas länger und detaillierter ausfallen.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, besonders die Figur des Dr. Beckett, der als junger atheistischer Arzt versucht, neue Methoden anzuwenden und besonders auch die Psyche der Patienten zu ergründen und zu heilen, finde ich sehr gut ergedacht.
Vielen Dank, dass ich dieses wunderbare Buch lesen und so am Leben dieser bedeutenden Männer auf sehr unterhaltsame Weise teilhaben durfte!

Bewertung vom 01.08.2017
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7


sehr gut

"Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf" von Oliver Pötzsch ist ein historischer Krimi mit Spannung bis zum Schluss.
Im siebten Band um die Henkersfamilie Kuisl (und meinem bisher ersten) geht es darum, dass der Schongauer Henker Jakob Kuisl endlich in den Rat der Zwölf berufen wurde. Deswegen muss die ganze Familie Kuisl nach München reisen. Doch jeder hat dabei auch seine eigenen, zum Teil geheimen Pläne im Blick. Die jüngste Tochter Barbara soll verheiratet werden, versucht dabei selbst ihre ungewollte Schwangerschaft zu verbergen, bis sie unter der Haube ist.
Insgesamt wird es ein abenteuerlicher Münchenbesuch, bei dem eine Mordserie an jungen Mädchen aufgeklärt und eine Münzfälscherbande entlarvt wird. Ganz nebenbei gibt es natürlich viele persönliche Verwicklungen - positive und negative. Aber mehr soll natürlich noch nicht verraten werden.
Insgesamt sei das Buch allen ans Herz gelegt, die Krimispannung und gelungene historische Settings mögen. Es war für mich auch kein Problem, dass ich die Bände 1 bis 6 noch nicht gelesen habe, ich habe alles gut verstanden und dir familiären Beziehungen ohne Probleme überblickt.

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