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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


sehr gut

Reflektionen

** Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann. **

Robert Seethaler zeichnet hier den privaten Menschen Gustav Mahler - krank, gebrechlich, mit emotionalen Schwächen und einer dysfunktionalen Beziehung. Den Komponisten und Dirigenten lernt man dabei leider nur sehr rudimentär kennen, um seine Beziehung zur Musik geht es selten..

Es beginnt mit Mahlers letzter Reise per Schiff nach Amerika und die rückblickenden Episoden aus seinem Leben scheinen willkürlich, zeitlich nicht immer klar einordbar und mal mehr, mal weniger interessant. Die Oberflächlichkeit wird bei Begegnungen mit Rodin oder Freud besonders deutlich. Es werden ein paar bekannte Charakterzüge Rodins herausgestellt, aber das war es dann auch eigentlich schon. Für mich eine überflüssige Episode, bei grade einmal 126 Seiten.

Seethalers Sprache ist klar, ein wenig lakonisch und distanziert. Einen richtigen Zugang bekommt man selten, aber dann sind sie plötzlich da, diese kostbaren Sätze, die einen tief berühren und die fast schon magisch sind. Wahrscheinlich eine Stärke Seethalers. "Der letzte Satz" ist mein erstes Buch von ihm - Roman vermag ich es fast schon nicht zu nennen, Novelle oder Erzählung trifft es wohl eher - und er hat mich nicht ganz überzeugen können. Sein Protagonist ist ein Mann, der am Ende seines recht kurzen Lebens zurückschaut und reflektiert; leise, melancholisch und unaufgeregt. Ob man diesen Mann nun unbedingt Mahler nennen muss....er wirkt oftmals austauschbar und hätte Jedermann sein können.

Ein lesenswertes kleines Büchlein, doch anhand der Leseprobe hatte ich mir mehr dieser magisch-poetischen Sätze versprochen.

Bewertung vom 23.08.2020
Das Mündel des Hofmedicus
Weber-Bock, Jutta

Das Mündel des Hofmedicus


gut

Historisch interessant - aber einiges an Potential verschenkt

** Louisle, hilf mir. Du bist nicht da. Besser so. Ich nehme Aufstellung. Niemals ist sie meine Mutter. Sie krallt mir ihre Finger in die Schulter und schiebt mich aus dem Haus. Barfuß und im Gartenkleid, aber mit der guten Schürze, steige ich in die Kutsche. **

"Das Mündel des Hofmedicus" ist eine sehr interessante, aber auch verworrene Geschichte um ein junges Mädchen, das schon als Baby von einem zum anderen weitergereicht wurde und an der gegensätzliche Erziehungsmethoden ausprobiert wurden. Immer mit im Gepäck zwei gemalte Spielkarten, die Herz- und die Ecksteinsieben.

Ich habe einen spannenden Roman erwartet, doch was die Geschichte interessant gemacht hat, blieb leider oftmals zu oberflächlich, sowohl das perfide Spiel um die Karten als auch die Erziehungsmethoden. Hier hätte es gern mehr in die Tiefe gehen dürfen.

Der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, kurze Sätze, oftmals abgehackt. Vor allem mit den Gedanken des Kleinkindes habe ich mich schwer getan. Was mir hingegen sehr gefallen hat, war der Lokalkolorit. Nicht nur in den Beschreibungen der Ortschaften und der Gegend, sondern auch im schwäbischen Dialekt, der hier und da authentisch mit einfließt und sich sehr flüssig lesen lässt.

Die Charakterzeichnung fand ich persönlich etwas schwach, obwohl man von jedem nicht nur ein ganz klares Bild vor Augen hatte, sondern auch die wesentlichen Charakterzüge. Aber dabei blieb es. Ich hätte so gern mehr über Elisabeth Hehl erfahren, der Frau, die Christiane mit harter Hand erzieht und ihre eigene Schwester als Baby erstickt hat. Es gab einfach recht wenig Hintergrundinformationen. Über den Hofmedicus erfährt man so gut wie gar nichts, außer, dass er den Blasensteinschnitt liebt. Denn die Kapitel der beiden Geschwister beginnen immer mit demselben Satz, ob bei Elisabeth die "geborene von" oder bei ihm der "Blasensteinschnitt", irgendwann war es einfach zu viel des Guten.

Der Roman ist interessant, keine Frage und er hat einen historisch belegten Kern, der im Anhang aufgeführt wird. Christianes Lebensstationen formen ihren Charakter und es ist spannend zu sehen wie sie sich weiterentwickelt und hinter das Geheimnis der Spielkarten und ihrer Geburt kommt.

Ein Buch, das mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Komplett überzeugen konnte es mich nicht, da ich mir die Themen mehr in die Tiefe gehend gewünscht hätte. Auf der anderen Seite erfährt man einiges über den Umgang mit Kleinkindern Anfang des 19. Jahrhunderts und man möchte selber wissen, wer Christianes Mutter ist.

Bewertung vom 23.08.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


sehr gut

** Die deutsche Industrie steht als begeisterndes Beispiel und Vorbild für die deutschen Truppen (./.) Nicht London, nicht Paris, nein, Berlin ist der Mittelpunkt der Welt in Fragen der Mode, des guten Geschmacks und der Eleganz, die den Weg vorschreibt. **

Berlin 1913: Das Kaufhaus Lichtenstein muss aufpassen, dass es den Anschluss nicht verliert. Die Konkurrenz wird immer größer und nicht nur deren Schaufenster sind besser ausgeleuchtet. Auch das Lichtenstein hat ein breites Sortiment, aber an der Präsentation mangelt es und die Ware hebt sich nicht wirklich von der Masse ab. Das will Jakob schon lange ändern, stößt mit seinen Ideen aber jedes Mal auf den Wiederstand seines Bruders. Deswegen stellt er im Alleingang einen neuen Konfektionär ein, der den Pariser Chic ins Lichtenstein bringen soll...

Ein interessanter Einblick in die Modegeschichte und die Welt der großen Kaufhäuser ihrer Zeit.

Marlene Averbeck (auch bekannt als Liv Winterberg) hat mit "Das Lichtenstein - Modehaus der Träume" einen vielschichtigen Auftakt gestartet. Sie zeigt nicht nur das Leben, die Sorgen und Nöte der Kaufmannsfamilie, sondern auch die des kleinen Mannes, des Ladenmädchens Hedi, der Schneiderin Thea und der Schauspielerin Ella. Mit Jakob gibt es insgesamt 4 Perspektiven. Dadurch brauchte ich eine Weile, bis mich das Lichtenstein endgültig in seinen Bann gezogen hat. Ich mag Perspektivwechsel und die Autorin hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, aber durch die teils rechts kurzen Kapitel und raschen Wechsel, fiel es mir anfangs schwer einen emotionalen Bezug zu den Charakteren aufzubauen und tatsächlich hat es bei Hedi am längsten gedauert. Ihr hätten, grade auch wegen der Liebesgeschichte, ein paar längere Szenen manchmal ganz gut getan. Aber das ist auch ein wenig Geschmackssache.

Was ich hingegen vollständig vermisst habe, war das Berlinern. Grade um 1913 habe ich das zumindest von den Zulieferern, Zwischenkonfektionären und im Privatleben erwartet. Das hat mich wirklich oft irritiert. Ansonsten ist der Flair der Zeit perfekt eingefangen und auch die seelischen Gräuel des Krieges sind so geschickt eingebaut, dass sie mich tief berührt haben.

Ein Roman über Mode, Aufbruch, Neuanfänge, Liebe, Krieg und Mut, aber auch die Rolle und die Möglichkeiten der Frauen zur damaligen Zeit sind sehr interessant geschildert.

Fazit: Ein gelungener Auftakt, dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

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Bewertung vom 12.08.2020
Kiss Me Twice / Kiss the Bodyguard Bd.2 (MP3-Download)
Tack, Stella

Kiss Me Twice / Kiss the Bodyguard Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

** Ryan hatte mir den Kaktus damals mit den Worten übergeben: Der Kaktus ist wie du. Stachlig, aber unverwüstlich. ihr werdet euch mögen. **

Wer hat es auf den jungen Prinzen von Nova Scotia abgesehen?

Als weiblicher Bodyguard hat man es eh schon nicht leicht, wenn man dann aber dem letzten Klienten auch noch die Nase bricht, ist eine kleine Auszeit wirklich wohl das beste. Zähneknirschend nimmt Silver Ryans Einladung an, ihn in seiner neuen Heimat Kanada zu besuchen. Am Flughafen wird Prescot von einer Horde Paparazzi und Demonstranten bedrängt und mit der ihr eigenen Selbstverständlichkeit bringt Silver ihn kurzerhand aus der Schusslinie.

Ein Prinz, der Schutz braucht und eine arbeitslose Bodyguard - eine WinWin-Situation, oder?

Ging es in "Kiss me once" um Bodyguard Ryan, steht in "Kiss me twice" seine beste Freundin Silver im Mittelpunkt. Beide Bücher sind im Übrigen völlig unabhängig voneinander les- und hörbar. Ich kannte den ersten Teil noch nicht.

Stella Tacks Buchvorlage ist klasse und Julia Meier und Tim Niebuhr setzen sie großartig und herrlich lebendig um. Insbesondere Silvers trockener Humor und ihr etwas derber Charme ist sehr pointiert. Da macht es einfach Spaß zuzuhören. Die Autorin hat so viele geniale Ideen und Wendungen, es geht in einem rasanten Tempo Schlag auf Schlag - genauso wie die Wechsel von Action zu Romantik. Eine wirklich gelungene Mischung.

Der Schreibstil ist locker, spritzig und Stella Tack hat einen tollen Humor. Ihre Charaktere tragen die Geschichte mit Leichtigkeit. Die taffe Silver und der privilegierte Prescot, man hört es regelrecht knistern. Und dann gibt es ja auch noch so ein paar richtig coole Nebencharaktere, Charakterköpfe, die einen immer wieder schmunzeln lassen und auch so manches Mal überraschen.

Ein kurzweiliges, unterhaltsames und romantisches Hörvergnügen. Mehr davon!

Bewertung vom 08.08.2020
Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1
Schuster, Stephanie

Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

** "Ich habe eine andere Idee", sagte sie und ließ ihn gewähren. Dann wagte sie es einfach: "Wie wäre es mit einem Laden?" So, nun war es gesagt. Sie atmete aus. **

Stephanie Schuster fängt den Zeitgeist der 50-iger Jahre geschickt ein und trotz durchaus auch mal ernsterer Themen ist "Die Wunderfrauen" ein absoluter Wohlfühlroman.

4 Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, deren Wege sich immer wieder kreuzen, bis sie irgendwann zusammenwachsen und Freundschaften entstehen.

Luise träumt nach dem Tod der Schwiegermutter von einem eigenen kleinen Laden. Selbständig sein, etwas wagen, ihre Träume verwirklichen.... Helga, die lebenslustige Fabrikantentochter möchte nicht länger nur eine gute Partie und vorzeigebrav sein. Sie bricht mit ihrem Elternhaus und geht als Lernschwester ihren eigenen Weg. Annabel, Arztgattin und Mutter merkt wie ihr Mann sich immer mehr von ihr entfernt und sie in einem goldenen Käfig sitzt. Und Marie. Marie, die auf der Flucht aus Schlesien alles verloren hat und einfach neu beginnen möchte, aber ihre Vergangenheit immer im Gepäck hat. .

Was für ein großartiger Roman, der absolut hält, was man sich von ihm verspricht. "Die Wunderfrauen" lässt die 50-iger Jahre herrlich lebendig wieder aufleben. Man fühlt sich sofort hineinversetzt in eine Zeit, die man aus Erzählungen der Eltern und Großeltern kennt. Die Zeit des Wirtschaftswachstums, der wunderbaren Tante Emma Lädchen, in denen man von Milch bis Perlonsöckchen alles bekam, sogar telefonieren konnte und das ganze Dorf hörte mit - aber auch die Zeit, in der Frauen sich ihre Eigenständigkeit und Rechte noch erkämpfen mussten und so manche Nachbarin neidvoll lästerte.

Stephanie Schuster hat mit ihren Charakteren starke, authentische Frauen erschaffen, die ihre Träume und Wünsche haben und doch eigentlich einfach nur glücklich sein möchten. Sie gehen einem nahe und man kann ihr Leben, ihr Denken und Handeln so gut nachvollziehen - auch wenn die ein oder andere sich erstmal ihren Platz und Sympathie erkämpfen muss. Einige Szenen werden dafür aus dem jeweils anderen Blickwinkel kurz wiederholt und der überrascht so manches Mal. Das hat mir sehr gefallen.

Ein weiteres kleines Highlight waren die Notizen und Auszüge aus Luises Kladde, wie Lebensmittelkunde, ein Rezept für Brennsuppe, Ideen für den Verkauf usw. Der Schreibstil ist insgesamt sehr angenehm, flott und leicht und es macht einfach Spaß die vier Frauen auf ihrem Weg zu begleiten.

Fazit: Ein sehr gelungener Auftakt und eine unterhaltsame Zeitreise. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2020
Geheimakte Midas / Max Falkenburg Bd.3
Milewski, André

Geheimakte Midas / Max Falkenburg Bd.3


ausgezeichnet

** "Nein, es ist keine Gabe." Midas blickte auf. "Es ist ein Fluch! Sieh mich doch an! Ich sitze hier, umgeben von unermesslichem Reichtum, aber ich werde an Hunger und Durst zugrunde gehen wie ein Bettler." **

Erneut schlittert Max in ein interessantes Abenteuer. Diesmal geht es um das Goldene Vlies und den sagenumwobenen König Midas, der alles was er berührte zu Gold werden ließ. Zeitlich ist es der 3. Band der Reihe, aber wie immer können alle Teile unabhängig voneinander gelesen werden.

Max reist mit seinen Freunden nach Athen, wo er völlig unvorbereitet posthum eine Auszeichnung für seinen Vater entgegennimmt. Noch am selben Abend heften sich Blum und der Franzose Carcopino wie Bluthunde an seine Fersen und wollen wissen, was ihm sein Vater über das Goldene Vlies hinterlassen hat. Und eine abenteuerliche und spannende Jagd nach dem größten Artefakt der griechischen Mythologie nimmt seinen Lauf.

Über die Falkenburg Chroniken gekommen, bin ich mittlerweile ein genauso großer Fan der Geheimakten. Diese Mischung aus Mythologie, Fakten und Fiktion ist einfach großartig und jedes Mal hervorragend recherchiert. Dabei greift André Milewski immer sehr spannende Themen auf, die nicht überpopulär sind. So waren mir auch Midas und das Goldene Vlies zwar ein Begriff, aber nur entfernt.

Und obwohl ich eigentlich gar nicht so auf diese Indianer Jones Action stehe, gehören sie zu den Geheimakten dazu und hier liebe ich sie. Ohne die waghalsigen Abenteuer am Rande würde mir inzwischen tatsächlich etwas fehlen. Ich habe wieder unheimlich viel in kurzweiliger, rasanter Manier über die antike Geschichte erfahren und das macht einfach Spaß. Genauso wie die charmanten, liebgewonnenen Charakterköpfe. Ja, selbst die Nebenfiguren wie der Japaner Morita, mit seinen Sprüchen a la Konfuzius oder der schlitzohrige Grieche Onassis ("Aristoteles ist ein Vetter von mir") sind großartig und man merkt, wie viel Herzblut in ihnen steckt.

Wer Indianer Jones auch nur ansatzweise mag, der wird André Milewski, Max & Co. lieben. Und wer auf die alten mystischen Geheimnisse neugierig ist, der erst recht.

Am Ende gibt es wie immer eine Aufschlüsselung der Fakten und Fiktion, was mir persönlich immer unheimlich wichtig ist.

Ich wünsche mir jetzt schon, dass die Geheimakten niemals enden werden.

Bewertung vom 04.08.2020
Die Gartenvilla
Caboni, Cristina

Die Gartenvilla


gut

"Konzentrier dich auf die schönen Dinge, belaste dich nicht mit Problemen," fuhr der Großvater fort, "behalt dein Ziel im Blick und frag dich jeden Abend, ob du wirklich alles dafür getan hast, es zu erreichen. Das allein zählt, mein Schatz."

Ich mag die Romane von Cristina Caboni und eigentlich hätte die Geschichte alles, was es braucht; tolle Schauplätze, eine interessante Vergangenheit und ein Familiengeheimnis.... Dennoch hat mich "Die Gartenvilla" nicht ganz überzeugt.

Das lag ein wenig an den Charakteren, die größtenteils recht eindimensional und oberflächlich waren, aber auch an der Tiefe der erzählten Vergangenheit. Und obwohl die sehr spannend ist, hat es mich unheimlich gestört, sie auf 244 Seiten gleich ganze 3 Mal erzählt zu bekommen - denn anstatt Informationen hinzuzufügen, beginnt Caboni immer wieder von vorn. Eva, die Hauptprota in der Vergangenheit, bleibt mir dabei fremd und handelt für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Ihre ergreifende Geschichte, in Rückblicken erzählt, war mir fast schon ein wenig zu behäbig und wirkte langatmig. Ihr Mann Micele allerdings hat mir vom ersten Moment an und durch die Jahre hinweg unheimlich gut gefallen. Er ist sympathisch, sehr liebevoll und kein bisschen verbittert. Jedoch fehlte mir hier, wie er damals mit der Sache umgegangen ist. Das verläuft so ein bisschen im Sande.

Zu der Hauptprota in der Gegenwart, der Enkelin Milena, hatte ich wenig Bezug. Ich bin mir ihr einfach nicht so recht warm geworden, da war auch keine klare Linie in ihrer Figur und das kleine Techtelmechtel mit dem Commissare kam für mich absolut aus dem Nichts - wenig nachvollziehbar und hinterließ das Gefühl irgendetwas überlesen zu haben.

Cristina Caboni hat an sich einen angenehmen, sehr bildhaften Schreibstil und vielleicht liegt es auch ein wenig an der Übersetzung, aber hier wirkt er manchmal etwas trocken. Ein paar Seiten mehr und ein tieferer Ausbau der Figuren und Vergangenheit, hätten dem Buch ohne Frage gut getan, denn es ist eine wichtige Geschichte, die die Autorin erzählt.

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an den neuen Roman, die Story hörte sich vielversprechend an und ich mag die Autorin. Doch diesmal wurden sie nicht ganz erfüllt, da konnte auch die traumhafte Kulisse nichts dran ändern. "Die Gartenvilla" ist dennoch eine nette kleine Sommerlektüre.

Bewertung vom 21.07.2020
Glück ist meine Lieblingsfarbe
Günak, Kristina

Glück ist meine Lieblingsfarbe


ausgezeichnet

** "Was ist denn Glück?", fragte er und lehnte sich jetzt an den Türrahmen. Ich öffnete den Mund und klappte ihn gleich darauf wieder zu. **

Mein erster Roman von Kristina Günak, an den ich irgendwie ohne große Erwartungen herangegangen bin und total überrascht wurde. Das Cover ist zwar etwas kitschig, aber es hörte sich nach einer schönen, leichten Sommerlektüre an. Und das ist auch, allerdings eine, die berührt und mit mehr Tiefgang als erwartet.

Die lebensfrohe Juli fühlt sich grade total verloren. Sie will nicht tagein-tagaus in einem Büro versauern, doch herauszufinden, was sie stattdessen machen möchte, scheint auch nicht so einfach. Sie flüchtet kurzerhand nach La Palma, jobbt in einem Foodtruck, führt Hunde aus und wohnt in einer kleinen Kellerwohnung bei den 3 Marias. Der ernste Quinn ist genau das Gegenteil. Bei ihm ist alles geplant und getaktet, in seinem Leben herrscht strikte Ordnung und er scheint fast wie ein Getriebener. Lächeln sieht man ihn kaum, nur die Begegnung mit Juli schafft es, ihm immer häufiger eins zu entlocken....

Bei diesem Roman stimmt irgendwie alles - er hat großartige Charaktere, eine leise, authentische Liebesgeschichte, einen angenehmen Schreibstil mit einer Prise Humor, Tiere, Familie und ein traumhaftes Setting.

Ich habe das Buch in einer Leseflaute zur Hand genommen und dann nicht mehr weggelegt - es hat mich sofort gepackt. Die Charaktere sind herrlich lebendig und warmherzig. Man kann Handlungen und Denken von Juli und Quinn immer nachvollziehen - es ist alles so schön authentisch und greifbar und die ganze Geschichte hat ein angenehm realistisches Tempo. Dazu kommen noch tolle Nebenfiguren, wie Oma, Mutter, Tochter Maria oder der Postbote Pedro. Sie bringen viel La Palma und Dorf Flair mit. Aber auch die Vierbeiner haben ihren ganz eigenen Charme und Persönlichkeit. Das ist toll geschildert. Dazu diese feine, leise Liebesgeschichte.... Was will man mehr, für eine traumhafte Auszeit.

Kristina Günak hat so einen schönen, angenehmen Schreibstil, dass man komplett in die Geschichte versinkt. Vor allem schafft sie den schmalen Grad teilweise sehr emotionale Geschehnisse zu erzählen, ohne dabei ausschweifend oder kitschig zu werden, und die einem trotzdem unter die Haut gehen. Das ist schon klasse gemacht.

Trotz nicht immer einfachen Themen, ist "Glück ist meine Lieblingsfarbe" ein absolutes Wohlfühlbuch und ich freue mich schon darauf, mehr von Kristina Günak zu entdecken.

Bewertung vom 20.07.2020
Die Dame vom Versandhandel
Wolff, Ulrike

Die Dame vom Versandhandel


gut

Viel Familiengeheimnis - wenig Versandhandel

** Kurt wusste genau, dass sein großer Bruder ihm etwas vormachte. Er und Fritz wollten ihn nur aus dem Weg haben, das war alles! So wie sonst auch, wenn sie etwas vorhatten, was keiner wissen sollte, und ihm einfach verboten mitzukommen. **

Titel und Klappentext führen einen leider in die Irre und suggerieren eine Geschichte über die Anfangsjahre des Versandhandels, doch in erster Linie steht ein Familiengeheimnis im Vordergrund und der Versandhandel meist weit im Hintergrund.

Nach den ersten rückblickenden Kapiteln von Kurts Kindheit in Polen und der Flucht nach Magdeburg, habe ich noch gehofft, die Story hat einfach nur eine lange Anlaufzeit. Doch schon bald wurde klar, worum es eigentlich geht - und das konnte mich weder überzeugen noch fesseln. Diese Familiengeschichte war recht langatmig, arg konstruiert und man wusste ziemlich schnell, worauf es hinausläuft - was die Sache aber weder besser noch spannender gemacht hat.

Wirklich gut gefallen haben mir dagegen, die Szenen in denen es tatsächlich um den Versandhandel ging. Das Autorenduo fängt den Zeitgeist der 50/60iger Jahre sehr gekonnt ein. Nicht nur im Sittenbild, sondern man wird zurückversetzt in eine Zeit, in der die Versandhäuser boomten, neue Wege ausprobierten und Grenzen austesteten. Es gibt tolle kleine Einblicke, Werbeslogans, die einem so oder ähnlich noch in den Ohren klingen und auch einige bekannte Namen und Größen der Zeit. Das hat einen hohen Unterhaltungswert und hätte ich vom Titel her als Haupthandlung erwartet.

Die Charaktere sind Kinder ihrer Zeit, dennoch blieben sie, bis auf Annie, insgesamt recht blass - wobei die Autoren es dennoch geschafft haben, Annie als starke Persönlichkeit rüberzubringen. Doch obwohl ich ihre Gedanken in Sachen Ehe, Beruf usw. absolut nachvollziehen konnte, so richtig warm wurde ich mit ihr nicht.

Insgesamt bin ich von dem Roman etwas enttäuscht, weil ich mir mehr darunter versprochen hatte und das Titelthema von einem unglaubwürdigen Familienkonstrukt völlig überlagert wurde. Schade.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2020
Lieblingssteine
Rechl, Christine

Lieblingssteine


ausgezeichnet

Grundlagen und tolle Ideen für Lieblingssteine

Ich habe ja immer gedacht, ich bin künstlerisch nicht begabt genug, um schöne Steine zu zaubern, doch dieses Buch hat mir das Gegenteil bewiesen. Bei Christine Rechl finden sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene tolle Ideen und Anregungen.

Zu Beginn stellt sie Steine und auch die diversen Maltechniken ausführlich vor, wobei bereits Motive miteinbezogen werden. Dann folgen Punkte, Spiralen, Tiere, Blumen, Runen bis hin zu Geschenken wie Armbändern, Schlafsteinen, Tischkartensteine usw. Und im Anhang finden sich weitere Motivvorlagen von Hunden und Katzen. Und das ist auch das einzige klitzekleine Manko an diesem großartigen Buch. Ich hätte mir mehr Vorlagen wie Blumen, Fische etc. gewünscht, die insbesondere für Anfänger hilfreich wären - allerdings kann man sich die Motive oftmals auch von den Bildern abkupfern.

Christine Rechl hat hier viele wunderschöne Steine und großartige Ideen zusammengetragen und da ist wirklich für jeden was dabei, ob Anfänger und Fortgeschrittene, ob bunt oder edel, einfarbig oder mehrfarbig... Wer Inspiration sucht oder auch der eigenen Kreativität freien Lauf lassen möchte, dem kann ich "Lieblingssteine" absolut empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.