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Lilli33

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2016
Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1
Dahl, Arne

Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1


ausgezeichnet

Hochspannend und voller Überraschungen

Inhalt:
Sam Berger, Kripo Stockholm, sucht nach einem entführten Mädchen. Hinweise aus der Bevölkerung führen die Polizei zu einer Hütte in Märsta. Doch kommt die Polizei offenbar zu spät. Von dem Mädchen gibt es nur Blutspuren. Berger ist überzeugt, dass dieser Fall mit zwei älteren Vermisstenfällen zusammenhängt, doch sein Chef verweigert sich der Serientäterthese vehement. So bleibt Berger nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln. Schon bald wird klar, dass er persönlich in den Fall verwickelt ist.

Meine Meinung:
Nachdem ich von Arne Dahl alle Bände mit den Eliteeinheiten A-Gruppe und Opcop-Gruppe gelesen habe, war ich nun gespannt auf sein neuestes Werk, von dem ich erwartete, es mit einem ganz normalen Kriminalkommissar und seinen ganz normalen Mitarbeitern zu tun zu bekommen. Mit dem „normal“ ist es dann doch nicht so weit her, denn mit einer überraschenden Wendung schlägt die Handlung vollkommen um.

Und es bleibt nicht bei dieser einen Wendung. Kaum hatte ich eine Theorie, wie alles zusammenhängen könnte oder auch nur, wo ein bestimmtes Puzzleteilchen einzuordnen ist, wurde diese mit dem nächsten Fakt, den Berger erfuhr, wieder komplett über den Haufen geworfen. Dabei überschlugen sich die Ereignisse von Zeit zu Zeit so, dass mir beim Lesen fast schwindlig wurde. Man muss sich schon ordentlich konzentrieren, um den verschiedenen Vermutungen und Schlussfolgerungen folgen zu können. Das fand ich einfach herrlich.

Von den verschiedenen Charakteren bekam ich schnell eine gute Vorstellung, doch haftet den meisten noch etwas Mysteriöses, Ungeklärtes an. Das macht sie umso interessanter.

Der Roman ist absolut spannend aufgebaut, geht es doch darum, das Leben einer 15-Jährigen zu retten und evtl. noch frühere Fälle aufzuklären. Dass Berger und weitere Polizisten dabei in Lebensgefahr geraten, sorgt auch nicht gerade für Langeweile. Mich fesselte dieser Kriminalroman von der ersten bis zur letzten Seite.

Am Ende wird der Fall geklärt und trotzdem ist noch einiges offen. Ein genialer Ausgangspunkt für den nächsten Band dieser Reihe, auf den ich schon sehr gespannt bin.

Fazit:
Ein raffinierter und absolut spannender Auftakt einer neuen Reihe. Eine relativ undurchsichtige Geschichte, die sich aber am Ende als gut durchdacht erweist und noch viel Potenzial für die Folgebände bietet.

Bewertung vom 19.09.2016
Die Entflammten / Secret Fire Bd.1
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entflammten / Secret Fire Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnde Jugendfantasy

Inhalt:
Taylor Montclair aus Woodbury in England ist eine Musterschülerin. Ihr größter Wunsch ist es, eines Tages in Oxford bei ihrem Großvater zu studieren. Doch ahnt sie noch nicht, welche Fähigkeiten in ihr stecken. Sacha Winters lebt in Paris – noch. Denn ein Fluch, der auf seiner Familie lastet, besagt, dass er an seinem 18. Geburtstag sterben wird. Bis dahin ist er quasi unsterblich. Als die beiden 17-Jährigen sich begegnen, werden ungeahnte Kräfte frei …

Meine Meinung:
Nachdem ich mich in letzter Zeit an Jugendfantasy ein bisschen satt gelesen hatte, konnte C. J. Daugherty mich nun absolut positiv überraschen. Mit ihrem mitreißenden Schreibstil und den sympathischen Protagonisten hat sie mich gepackt. Ich flog nur so durch die Seiten und habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Es war einfach zu spannend. Die jugendlichen Helden schlittern von einer brenzligen Situation in die andere, dabei geht es oft um Leben und Tod.

Ich mochte die beiden Jugendlichen auf Anhieb. Beide lieben ihre Familien und wollen sie beschützen. Und natürlich wollen sie den Fluch brechen. Dafür haben sie allerdings nur wenige Wochen Zeit, denn dann wird Sacha 18 Jahre alt. Sollte es ihnen nicht gelingen, wird nicht nur Sacha sterben, sondern die ganze Welt wird nicht mehr so sein wie zuvor. Also mal eben kurz die Welt retten

Bewertung vom 12.09.2016
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


gut

Er läuft und läuft und läuft …

Inhalt:
Edgar ist ein ganz normaler durchschnittlicher Mann. Er lebt mit Frau und zwei kleinen Kindern in Edinburgh, versucht sich vor der Verantwortung zu drücken, wo es nur geht und rettet sich lieber in den Alkohol anstatt mal die Windeln zu wechseln. Kurz: Er hat sein Leben satt.

Als ein Asteroidenschauer auf die Erde niedergeht und die Britischen Inseln mehr oder weniger komplett verwüstet, beginnt Ed ums Überleben und um seine Familie zu kämpfen. Bei der Evakuierung wird er von den anderen getrennt und muss sich zu Fuß 500 Meilen weit quer durchs Land schlagen, wenn er sie wiedersehen will, und das innerhalb von drei Wochen.

Meine Meinung:
Anfangs hatte ich große Probleme mit dieser Geschichte. Ed ist ein total langweiliger und unsympathischer Mensch, den ich im richtigen Leben nicht unbedingt zu meinen Freunden zählen würde. Und deshalb war es mir auch ziemlich egal, wie es ihm ergeht, ob er irgendetwas schafft oder nicht. Auch die häufigen Zeitsprünge halfen mir nicht gerade, leicht in die Geschichte hineinzufinden. Mit der Zeit ging es dann aber.

Nach der Kurzbeschreibung hatte ich eine hochspannende Story erwartet. Die habe ich leider nicht bekommen. Die erste Hälfte des Buches empfand ich als sehr zäh und nichtssagend. Die Handlung erschien mir oft sehr unglaubwürdig. Der Niedergang der Zivilisation ging mir definitiv zu schnell, und unsere Helden kamen doch immer wieder ganz gut durch. Hier hätte ein wenig mehr Dramatik nicht geschadet.

Mir scheint aber, Adrian J Walker wollte hier gar keinen Endzeitthriller abliefern, sondern einen Entwicklungsroman. Sein Hauptaugenmerk lag gar nicht auf dem postapokalyptischen Setting, sondern auf dem Laufen. Hierüber wird so viel philosophiert. Für Jogger, Marathonläufer usw. ist das Buch womöglich interessanter als für mich.

Schließlich kam ab ca. der Hälfte des Buches doch noch etwas Schwung in die Geschichte. Es passierten unvorhersehbare Dinge, die dann auch für große Spannung beim Lesen sorgten, sodass ich ab hier das Buch richtig genießen konnte.

Leider konnte mich der Schluss dann wieder nicht überzeugen. Es blieben für mich am Ende einfach zu viele Fragen offen.

Vielen Dank an den Fischer Verlag und LovelyBooks für das Rezensionsexemplar.

Bewertung vom 23.08.2016
Elanus
Poznanski, Ursula

Elanus


ausgezeichnet

Spannender Jugendthriller mit einem ganz besonderen Protagonisten

Inhalt:
Jona ist 17, als er jüngster Student der Elite-Universität Rothenheim wird. Mit seinem Spielzeug Elanus, einer hochleistungsfähigen Drohne, spioniert er seinen Kommilitonen nach. Dummerweise tappt er dabei in ein Wespennest, was ihn und Elanus in große Gefahr bringt.

Meine Meinung:
Ursula Poznanski machte es mir anfangs nicht leicht, den Protagonisten Jona zu mögen. Er weiß alles besser und liebt es, damit anzugeben. Er ist hochintelligent, sozial aber ziemlich inkompetent. Er versteht es erstklassig, sich Feinde zu machen. Freunde sind dagegen Mangelware. Da kommt sein Nachbar Pascal gerade recht, ein immer gut gelauntes Sonnenscheinchen, dem sich nicht mal Jona entziehen kann. Von ihm kann Jona einiges lernen, was den Umgang mit anderen Menschen angeht.

Doch nicht nur soziale Kontakte stellen für Jona ein Problem dar. Kurz nach seiner Ankunft in Rothenheim wird einer seiner Dozenten tot aufgefunden. Viele Menschen benehmen sich sehr merkwürdig und Jona fühlt sich verfolgt. Offensichtlich war seine Drohne an einem bestimmten Ort, wodurch jemand sich bedroht fühlt.

Von Kapitel zu Kapitel wird es für Jona brenzliger. Und durch seine aufbrausende und wütende Art reitet er sich immer noch weiter in den Schlamassel. Poznanski gelingt es, Jona und den Leser so zu verwirren, dass man nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann. Plötzlich wirken alle irgendwie verdächtig.

Die Autorin versteht es einfach, spannende Geschichten zu erzählen. Dabei sorgt sie auch immer wieder für überraschende Wendungen. Und doch ist alles in sich logisch und wird am Ende auch relativ komplett aufgelöst, von ein paar eher unwichtigen Details abgesehen. Aufmerksame Leser haben so auch die Chance, mit zu rätseln, was hinter der ganzen Sache steckt. Poznanski versucht zwar immer wieder, einen auf eine falsche Fährte zu führen, aber wenn man konsequent mitdenkt, muss man nicht unbedingt darauf hereinfallen. Trotzdem ist die Handlung alles andere als vorhersehbar.

Fazit:
Ein spannender Jugendthriller, der sich mit aktuellen Themen befasst und für Jungen wie Mädchen geeignet ist. Aber auch mancher Erwachsene wird seine Freude an diesem Buch haben.

Bewertung vom 06.08.2016
Und damit fing es an
Tremain, Rose

Und damit fing es an


ausgezeichnet

Die Geschichte einer besonderen Freundschaft

Inhalt:
Gustav wächst in den 1940er Jahren bei seiner Mutter im schweizerischen Matzlingen in kargen Verhältnissen auf. Er liebt seine Mutti über alles, auch wenn es umgekehrt nicht so zu sein scheint. Als ein Neuer in die Vorschule kommt, der jüdische Junge Anton, entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Kindern. Gustav wird von Antons gut situierter Familie liebevoll aufgenommen, was Mutti allerdings ein Dorn im Auge ist. Gibt sie doch den Juden die Schuld an ihrem gescheiterten Leben.

Meine Meinung:
„Und damit fing es an“ ist ein stiller Roman, ein Buch der leisen Töne. Hier gibt es keine Hochspannung und keine reißerischen Szenen, und trotzdem hat mich die Geschichte von Gustav und Anton enorm gefesselt. Dies liegt sicher an dem wunderbaren Schreibstil von Rose Tremain, die feinsinnig ihre Figuren beschreibt und zum Leben erweckt. Ja, ich hatte wirklich den Eindruck, ich wäre mit Gustav und Anton in der Vorschule oder beim Schlittschuhlaufen, ich sah die beiden im Konzertsaal – den einen nervös auf der Bühne, den anderen im Publikum. Und ich spürte die unbedingte Zuneigung, die Gustav seinem Freund stets entgegenbringt. Ich litt mit den beiden und auch mit ihren Eltern, wenn es nicht so ging, wie sie es sich vorstellten. Rose Tremain hat mich wirklich ganz tief in diese Geschichte hineingezogen, sodass ich mich als Teil davon fühlte und alles um mich herum beim Lesen vergaß.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Teil 1 erzählt die Jahre 1947-1952, die ersten Jahre der Freundschaft zwischen Gustav und Anton. Im 2. Teil erfahren wir, wie Erich und Emilie Perle, Gustavs Eltern, sich kennenlernten und wie es zu dem Unglück in ihrem Leben kam. Hier spielt die Zeit von 1937-1942 eine große Rolle. Der dritte Teil springt schließlich weit nach vorne, nämlich in die Jahre 1992-2002. Gustav und Anton haben nun schon einen Großteil ihres Lebens hinter sich, in der Freundschaft gibt es ein Auf und ein Ab, aber sie bleiben doch immer verbunden.

Es fiel mir leicht, mir die einzelnen Charaktere vorzustellen. Ich hatte sofort ein detailliertes Bild von ihnen im Kopf. Dabei wirken sie alle ganz verschieden. Gustav hat von kleinauf gelernt, sich zu beherrschen und ist ein eher ruhiger, zurückhaltender Typ. Er versucht, es seiner Mutti immer recht zu machen. Obwohl diese ihm wenig mütterliche Gefühle entgegenbringt, schafft Gustav es, andere Menschen zu lieben. Anton ist der Mittelpunkt seiner Familie, der kleine Prinz, für den die Eltern alles tun. Schon früh träumt er davon, Konzertpianist zu werden und wird von seinen Eltern dabei voll unterstützt, aber nicht unter Druck gesetzt. Der Gegensatz zwischen Antons und Gustavs Elternhaus könnte kaum krasser sein, und doch verbindet beide so viel.

Interessant waren für mich auch die Ausführungen zur Schweizer Neutralität und die Thematisierung der Ereignisse während der Nazizeit. Dies alles einmal aus Schweizer Sicht zu lesen – wenn auch von einer Engländerin geschrieben -, war für mich neu.

Fazit:
Rose Tremain hat mich mit ihrem neuesten Werk wirklich begeistert. Die schöne Sprache macht einfach Spaß und der Roman über Freundschaft, Liebe und Verrat gibt viele Anstöße zum Nachdenken und wird mich sicher noch nachhaltig beschäftigen.

Herzlichen Dank an den Insel Verlag und an vorablesen für das Rezensionsexemplar.

Bewertung vom 22.07.2016
Krähenmutter / Laura Kern Bd.1
Shepherd, Catherine

Krähenmutter / Laura Kern Bd.1


sehr gut

Fesselnd, obwohl das Atemberaubende eines Thrillers fehlt

Inhalt:
Laura Kern vom Berliner LKA ist auf Entführungen spezialisiert. So ermittelt sie auch im Fall des verschwundenen Babys Henri Nussbaum. Die Eltern verheimlichen offenbar etwas. Bevor Henri gefunden wird, wird ein weiteres Baby entführt. Beide Fälle weisen Parallelen auf. War hier derselbe Täter am Werk?

Meine Meinung:
„Krähenmutter“ hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert. Es ist ein solide ausgearbeiteter Roman, mit dem man nicht viel falsch machen kann. Zwar ist die Idee nicht hundertprozentig neu, aber man kann ja das Rad schließlich nicht immer wieder neu erfinden. Und die Umsetzung ist recht gut gelungen.

Das Buch lässt sich locker lesen. Der Schreibstil ist fesselnd, aber ohne große Raffinesse. Die Geschichte wird von einem personalen Erzähler aus Lauras Perspektive erzählt. Dadurch erfährt man viel über diesen Charakter. Dazwischen gibt es kürzere Passagen, die dem Leser Einblicke in die Sicht des Täters gewähren. Ich fürchte, dabei geht ein bisschen Spannung verloren, weil etwas zu viel verraten wird. Auf der anderen Seite sind diese Seiten aus Tätersicht aber auch für das Verständnis wichtig.

Laura ist eine Kommissarin, wie man sie oft in Büchern findet. Sie hatte ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit, dessen Narben sie heute noch quälen. Dadurch reagiert sie zuweilen etwas seltsam, was sie nicht immer sympathisch wirken lässt. Da fand ich ihren Kollegen Max schon angenehmer, und auch Taylor aus einer anderen Abteilung konnte bei mir punkten.

Die Geschichte um die entführten Babys und die Kommissarin mit dem Knacks hat mich zwar gefesselt, für einen Thriller war es mir aber doch zu wenig Thrill. Dafür konnte Catherine Shepherd mich durch eine gut konstruierte Story überzeugen, die mich immer wieder überraschen konnte.

Daher spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.05.2016
Wovon träumst du? / Pandora Bd.1
Siegmund, Eva

Wovon träumst du? / Pandora Bd.1


ausgezeichnet

Atmosphärischer und hochspannender Zukunftsroman

Inhalt:
Berlin im Jahr 2032. Die NeuroLink Solutions Inc. hat einen Chip entwickelt, der den Menschen implantiert werden kann, damit sie jederzeit bequem online gehen können. Doch über diesen Chip können auch die Träume manipuliert werden. Und es gibt jemanden, der das gewissenlos ausnutzt, der Sandmann.

Als Sophie 17 Jahre alt ist, erfährt sie, dass sie adoptiert wurde und eine Zwillingsschwester hat, Liz. Gemeinsam gehen die beiden Mädchen ihrer Vergangenheit auf den Grund. Sie kommen einer riesigen Verschwörung auf die Spur und bringen sich damit in Todesgefahr.

Meine Meinung:
Eva Siegmund konnte mich mit ihrem zweiten Roman rundum begeistern. Mit knapp 500 Seiten hält man einen ordentlichen Schmöker in der Hand, prall gefüllt mit einer atemberaubenden Geschichte. Hier ist keine Seite zu viel, und das Lesen macht unheimlich viel Spaß.

Die Erzählung wechselt zwischen Sophies Perspektive und der von Liz. Dabei berichten beide in der Ich-Form, was aber kein Problem darstellt, da jedes Kapitel mit „Sophie“ oder „Liz“ überschrieben ist, sodass man sofort weiß, wer gerade erzählt. Dazwischen gibt es immer wieder kurze Zwischensequenzen, zu denen ich gar nicht viel sagen will, um nicht zu spoilern. Was es damit auf sich hat, sollte jeder Leser selbst herausfinden. Besonders in der ersten Buchhälfte sorgen sie für vermehrte Spannung.

Sophie und Liz sind voneinander getrennt und in ganz verschiedenen Milieus aufgewachsen. Dementsprechend unterschiedlich haben sie sich entwickelt. Während Liz reiche Adoptiveltern hat, die selten zu Hause sind, und eine teure Privatschule besucht, kommt Sophie aus ärmeren Verhältnissen und wirkt bodenständiger. Anfangs hielt ich Liz noch für arrogant, aber zum Glück legte sich das schnell wieder. Mit ihren so unterschiedlichen bisherigen Erfahrungen ergänzen sich die beiden Mädchen auf jeden Fall sehr gut und bilden ein schlagkräftiges Team.

Aber auch die übrigen Figuren fand ich sehr gut dargestellt, ob das nun die Haushälterin Fe oder Liz’ schwuler Freund Carl ist, man kann sich ein gutes Bild von ihnen machen.

Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, darf natürlich auch eine romantische Komponente nicht fehlen. Für meinen Geschmack hatte sie genau das richtige Ausmaß. Das Hauptthema bilden aber auf jeden Fall die Thrillerelemente.

Dabei steigert sich die Spannung von Kapitel zu Kapitel immer mehr. Bald wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil ich zum einen um die Protagonisten bangte, zum anderen aber auch endlich wissen wollte, wer nun hinter diesen üblen Machenschaften steckt. Denn das Buch bietet unheimlich viel Raum für Spekulationen. Es ist ein Netz von (falschen) Spuren und verleitete mich sogar noch dazu, Dinge zu vermuten, die in keiner Weise auch nur angedeutet waren. Einfach weil in gewisser Weise alles möglich scheint. Das ist einfach genial gemacht.

Am Ende kann man das Buch sehr zufrieden zuklappen. Es wird alles aufgelöst, alle Fragen werden beantwortet. Und dann kann man in Ruhe darüber nachdenken, was man selbst von dieser vielleicht gar nicht so fiktiven Zukunft hält.

Ein kleines Bonbon hat sich Eva Siegmund noch zusätzlich ausgedacht. Im Buch spielt der Blog „Pandoras Wächter“ eine gewisse Rolle. Dieser Blog wurde wirklich eingerichtet unter der Adresse http://pandoras-waechter.blogspot.de/. Hier finden sich einige interessante Artikel. Aber Achtung: die mit „Spoiler“ gekennzeichneten bitte erst ganz am Ende der Lektüre lesen!

Fazit:
Ein spannendes, gefühlvolles und technologiekritisches Jugendbuch, das in seiner Komplexität auch Erwachsene wunderbar unterhalten kann. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.04.2016
Wolken wegschieben
Coleman, Rowan

Wolken wegschieben


sehr gut

Warmherzig und berührend

Inhalt:
Willow Briar ist 39 Jahre alt und ein wenig übergewichtig. Sie ist seit Jahren in ihren besten Freund Daniel verliebt, aber er interessiert sich nicht für sie. Sie arbeitet in einer Talentagentur, wo sie von ihrer Chefin gnadenlos ausgenutzt wird. Doch Willow nimmt alles mit Humor, zumindest vordergründig. In ihrem Inneren brodelt es – die Dämonen der Vergangenheit machen ihr zu schaffen.

Alles läuft ein wenig aus dem Ruder, als plötzlich ihre 15-jährige Ex-Stieftochter schwanger vor ihr steht, sie eine junge Schauspielerin bei sich verstecken soll und gleich mehrere Kandidaten für eine Beziehung mit ihr in Frage kommen.

Meine Meinung:
Das erste Buch, das ich von Rowan Coleman gelesen habe, war ihr Debütroman „Einfach unvergesslich“. Und genau das war dieses Buch auch für mich: einfach unvergesslich. Nun messe ich natürlich jeden neuen Roman an dem Erstling. „Wolken wegschieben“ war nett zu lesen, aber an „Einfach unvergesslich“ kommt das Buch leider nicht heran.

Der Schreibstil ist recht unterhaltsam, glatt und flüssig. Dadurch, dass immer wieder eine Prise Humor aufblitzt, macht das Lesen wirklich Spaß, auch wenn mir einige Passagen zu langatmig waren. Manche Beschreibungen hätte man etwas kürzen und manche Wiederholungen weglassen können. Anderen Leserinnen wird aber vielleicht gerade das gefallen, was mir zu viel war.

Mit der Protagonistin Willow bin ich sofort warmgeworden. Ich mochte ihre geduldige und zupackende Art. Ich konnte verstehen, warum sie mit sich und ihrer Figur haderte und sich minderwertig fühlte.

Die Handlung kommt vielleicht ein bisschen langsam in Gang, dafür gibt es viele „Fronten“, an denen Willow zu kämpfen hat. Diese Vielfalt hat mir gut gefallen, und ich fühlte mich wunderbar unterhalten. Ich war dann allerdings überrascht, als ich merkte, dass sich die Geschichte in eine andere, ernsthaftere Richtung entwickelt, dass Willows aktuelle Probleme ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben. Zu diesem Zeitpunkt war der Roman aber fast schon zu Ende, und die Geschehnisse in der Vergangenheit kamen mir zu kurz, obwohl sie doch so wichtig für Willows ganzes Leben sind.

Fazit:
„Wolken wegschieben“ ist ein warmherziges Buch um eine sympathische Protagonistin, die ihr Päckchen zu tragen hat, sich aber nicht unterkriegen lässt. Eine durchaus ernste Geschichte, wenngleich sie locker und manchmal humorvoll erzählt wird, und trotz einiger Längen recht unterhaltsam.

Bewertung vom 19.04.2016
Sonnentänzer
Jeromin, Ana

Sonnentänzer


sehr gut

Ein uralter Mythos der Haida-Indianer

Cover:
Das Cover finde ich wirklich wunderschön. Das Mädchen wirkt ein bisschen verträumt, der Wind weht ihr die Haare ins Gesicht, und den Rahmen bilden verschiedene Federn. Dies alles passt sehr gut zur Handlung, spielt doch ein Rabe ein große Rolle darin. Dabei sind der Buchtitel und die Federn erhaben, man möchte immer wieder darüberstreichen und die Erhöhungen ertasten.

Inhalt:
Kathrin hat viele Jahre ihrer Kindheit mit ihrer Familie bei den Haida-Indianern in Kanada verbracht. Ihr bester Freund dort war Táan, mit dem sie sich sehr verbunden fühlte – bis sie einen Schatz an sich nahm, den Táans Familie hütete. Als nun Táan und sein Zwillingsbruder Sigai bei Kathrin in Deutschland auftauchen, ist sie zuerst nicht sonderlich be-
geistert, ahnt sie doch, dass ihr damaliges Vergehen nicht vergessen ist …

Meine Meinung:
Ich mag den Schreibstil der Autorin Ana Jeromin, auch bekannt als Anika Beer oder Franka Rubus. Er lässt sich leicht lesen, ohne zu einfach und banal zu wirken. Für die Zielgruppe der 12-15-Jährigen ist er hier sehr gut gelungen.

Kathrin hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie wirkt zunächst wie ein ganz normales Mädchen, doch hat sie seit einigen Jahren ein sehr spezielles Problem, von dem niemand erfahren darf, sonst würde man sie für verrückt halten. Sie hat dieses Problem eigentlich ganz gut im Griff, bis Táan und Sigai auftauchen und quasi eine Lawine loslösen, wobei sogar Kathrins kleiner Bruder Moritz in Gefahr gerät. Kathrin ist hin und her gerissen, ebenso Táan. Sollen sie Moritz opfern, damit es dem Haida-Dorf Old Masset wieder gutgeht? Oder sollen sie Moritz retten? Oder einfach hoffen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommt? Die Zwickmühle, in der die Jugendlichen sich befinden, ist klar greifbar und man leidet als Leser wirklich mit ihnen mit.

Dabei finde ich es sehr gut, dass die Charaktere nicht schwarz oder weiß gezeichnet sind, sondern vielschichtig, dass jeder gute und weniger gute Seiten zeigt. Die meisten Handlungsweisen konnte ich gut nachvollziehen, einige wenige fand ich aber nicht so besonders logisch.

Die zarte Liebesgeschichte, die sich langsam entspinnt, hat mir auch sehr gut gefallen. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund, ist aber trotzdem immer präsent. So passt sie sehr gut in die Handlung.

Das Zusammenspiel von realer Welt und fantasievollen uralten Mythen fand ich sehr gelungen. Ich mag sowieso alles, was mit Indianern zusammenhängt. Diese alten Geschichten sind einfach faszinierend und haben oft auch einen wahren Kern.

Die Geschichte beginnt langsam, um dann immer mehr an Fahrt aufzunehmen. Je weiter die Handlung voranschreitet, umso spannender wird sie auch, wobei es gegen Ende in einem großen Kampf zwischen den Mächten zur Lösung des Konflikts kommt. Hier erwartete mich eine große Überraschung, mit der ich nie gerechnet hätte, obwohl ich sie im Nachhinein absolut logisch finde.

Fazit:
Ein schöner Roman über einen alten Indianer-Mythos, über Freundschaft, erste Liebe und Familie.