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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone


sehr gut

Die Autorin Sabrina Qunaj, erzählt mit ihrem historischen Roman „Die Tochter der Drachenkrone“ den Auftakt ihres neuen großen historischen Epos vor atemberaubender walisischer Kulisse.

Das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und die Gestaltung des Inhalts mit dem Personenregister und den Stammbäumen sowie die Landkarte über Wales im inneren Buchumschlag, haben mir sehr gut gefallen. Besonders hilfreich fand ich gleich am Anfang des Buches, die kleine Einführung in die richtige Aussprache der walisischen Namen. Das Nachwort der Autorin enthält interessante Informationen über die Geschichte und die künstlichen Freiheiten, die sie sich charmant, erlaubt hat.

Wales, 1197: Nach dem Tod ihres Vaters muss Gwenllian, die Fürstentochter der Drachenkrone um die Unabhängigkeit und Einheit ihrer Heimat kämpfen.
Gwenllian wirkt auf der einen Seite für ihr junges Alter recht erwachsen aber auf der anderen Seite, doch noch recht unbedarft und daher war es recht interessant ihre charakterliche Entwicklung sowie ihre familiären Bindungen von früher Kindheit an, zu verfolgen. Gwenllian steht zwischen ihren rivalisierenden Brüdern, die um die Macht ihrer Heimat kämpfen und muss sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht.

Bei den ganzen Wirrungen, Bündnissen und Treuebrüchen zwischen den Walisern (wie die Briten genannt werden) und den Freinc (wie die Normanen genannt werden) dreht es sich um Macht, Nachfolgeregelungen, ums Erbe und um die politisch strategisch optimale, teils frühe Verheiratung der weiblichen Figuren.

Gwenllian wiedersetzt sich den ersten beiden Anwärtern und geht aus freien Stücken ein Bündnis mit einem einflussreichen Krieger ein. Wird sie ihr Glück finden und den Kampf für die Freiheit ihres Landes gewinnen?

Fazit:
Der von der Autorin akribisch recherchierte geschichtliche und politische Hintergrund wurde sehr geschickt in die Handlung eingeflochten. Der Schreibstil ist hier wie gewohnt sehr flüssig geschrieben und sehr gut an die Zeit angepasst, aber eben nicht ganz so packend, wie ich es gewohnt bin. Es gibt zuviele Einzelheiten, die ich zwar total interessant fand – wie die Rolle und die Rechte der Frauen, die Traditionen und Brauchtümer aber eben auch einige Ausschweifungen und Wiederholungen, die das Tempo sehr gebremst haben.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.01.2025
Cordes, Stefan

BILLIE 'Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden'


ausgezeichnet

Der Autor Stefan Cordes, versteht es in seinem historischen Debütroman „Billie“ auf eine eindrucksvolle Weise eine Romanbiografie über die Barockdichterin Sibylla Schwarz, die im 17. Jahrhundert zu Ruhm gelangte, zu schildern.

Die jüngste Tochter des Bürgermeisters Sybilla Schwarz, genannt Billie, gilt als kleine Rebellin, denn sie fordert die gleichen Rechte für sich wie für ihre Brüder. Billie erwartet mehr vom Leben, denn sie möchte Lesen sowie Schreiben lernen und nach Möglichkeit eine große Dichterin werden. Als junge Frau im 17. Jahrhundert fast unmöglich denkt man, aber nicht für Billie, die ungezähmt ihrem Willen folgt. Einen Unterstützer findet sie vorerst in ihrem großen Bruder, der ihr vorschlägt, Latein zu lernen. Später, den Lehrer ihres kleinen Bruders, der ihre Gabe wahrnimmt und von dem Freund ihres Bruders, der sich für ihre Gedichte interessiert, sie mit Büchern unterstützt und mehr für sie empfindet als Billie bereit ist, ihm zu geben..

Auf der anderen Seite herrscht der 30-jährige-Krieg in Pommern, indem sich Protestanten und Katholiken gegenüber stehen. Der Vater zieht in den Krieg und die Familie untersteht dem Schutz ihres Onkels, als die Katholiken, Billies Elternhaus besetzen. Nach einem Vorfall, wird Billie von ihrem Onkel hart bestraft und er entwendet ihre geschriebenen Gedichte und ihre geliebten Bücher. Doch Billies aufrührerischer Geist lässt ihr keine Ruhe und sie findet Wege, ihre Gedanken gegen den Hass, der ihr als Frau entgegenschlägt aber auch über ihre Liebe zu einer Frau, in Gedichten zu verarbeiten.

Erst Jahre später nach ihrem frühen Tod wurde Billie weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt und als die Sappho Pommerns gefeiert.

Besonders begeistern konnte mich das einfallsreiche Nachwort des Autors: Was aus ihnen wurde.

Fazit:
Der Autor hat hier eine bildhafte und atmosphärische Romanbiografie über die Barockdichterin Sibylla Schwarz (genannt: Billie), vor dem Hintergrund des 30-jähringes Krieges in Pommern, wunderbar und mit einer Leichtigkeit erzählt, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Billies Entwicklung, ihrer Suche nach Liebe und ihrem ganz eigenen Platz im Leben, wobei sie sich von Rückschlägen nicht aufhalten ließ, konnte mich von der ersten Zeile an, begeistern.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für eine lesenswerte Romanbiografie!

Bewertung vom 24.01.2025
Ahern, Cecelia

Dem Sturm entgegen


sehr gut

Die Autorin Cecelia Ahern, erzählt in ihrem neuen Roman „Dem Sturm entgegen“ die Geschichte über eine Frau, die dem Aufruhr in ihrem Inneren zu entfliehen sucht – bis sie erkennt, dass sie dem Sturm nicht entgehen kann, sondern ihm mutig entgegengehen muss um das Leben neu zu entdecken.

Meine Meinung:
Mit ihrem gelungenen Schreibstil und einer fesselnden Geschichte, gelingt es der Autorin ein gelungenes Porträt über den inneren Sturm der Ärztin Enya, zu erzählen.

Enya ist in einer stürmischen Dezembernacht mit dem Auto unterwegs als sie plötzlich helle Lichter sieht und schnell erkennt, dass hier ein Unfall passiert ist. Ein Taxifahrer, der bereits vor Ort ist, verhält sich etwas eigenartig und ungeschickt aber Enya als Ärztin weiß genau, wie sie handeln muss. Der Anblick des verletzten Jugendlichen erschüttert sie, denn bei seinem Anblick, denkt sie an ihren Sohn. Mit ihren Wiederbelebungsversuchen, rettet sie dem Jungen das Leben.

Enya ist sechsundvierzig Jahre alt, verheiratet, Mutter eines Sohnes und eine erfolgreiche Ärztin aber genau nach diesem schrecklichen Unfall, tobt in Enya ein innerer Sturm, der ihr Leben in Frage stellt. Ist sie glücklich mit ihrem Leben! Sie erkennt, dass sie in der Beziehung zu ihrem Mann schon seit Jahren nicht mehr glücklich ist und trennt sich von ihm. Enyas Vater macht ihr den Vorschlag, in den Midlands von Irland, eine Hausarztpraxis zu übernehmen und sie lässt sich darauf ein. Wird sie hier das Leben für sich neu entdecken …

Das Ende der Geschichte konnte mich auf jeden Fall überraschen, denn damit hätte ich so nicht gerechnet.

Fazit:
Die Autorin hat hier eine spannende Geschichte über das verworrene Leben von Enya, ihrer Ängste, Depressionen, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem Mann und ihrem Sohn und ihre oft doch sehr ausweglose Situation erzählt, die mir sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Auch die Protagonisten werden lebendig dargestellt und sind vielschichtig gezeichnet. Den Gedanken und Gefühlen konnte ich sehr gut folgen. Eine Geschichte, mit der ich viele schöne Lesestunden hatte.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine verdiente Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.12.2024
Lark, Sarah

Wir leben unsere Träume / Himmelsstürmerinnen Bd.2


gut

Mit ihrem zweiten Band „Himmelsstürmerinnen - Wir leben unsere Träume“ beendet die Autorin Sarah Lark, die Dilogie ihrer neuen fiktiven Familiensaga vor einem historischen Hintergrund über vier starke und mutige Frauen, am Ende des 19. Jahrhunderts.

Meine Meinung:
Mit dem Einstieg in den 2. Band hatte ich nicht mit Mary Anns Geschichte gerechnet und wie sie sich mit Hilfe von Hoss, ihre Freiheit erkämpft. Schnell wird klar, dass Mary Ann die Tochter der verstorbenen Haily Hard ist und plötzlich rangeln sich die Großmutter, Ailis und Donella um sie. Ein bisschen schade, denn bei Mary Anns Geburt, wollte keine sich um sie kümmern geschweige denn, sie aufnehmen.

Mary-Ann lebt letztendlich bei ihrer Großmutter Lady Mairead und dann kommt der Tag, wo sie ihr wohlbehütetes zu Hause verlässt um ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Hier fehlten mir schon ein paar klärende Worte zwischen Mary-Ann und ihrer Großmutter.
Das Leben hält Mary Ann ganz schön in Atem und so manche Herausforderung muss sie meistern. Erst zum Ende der Geschichte findet sie endlich ihr Glück.

Ailis geht mit ihrer Freundin Molly nach Südafrika um in einer Sternwarte zu arbeiten und beide freuen sich auf ihr neues Umfeld in Johannesburg, doch schnell stellen sie fest, dass der Zweite Burenkrieg tiefe Spuren hinterlassen hat, die unüberbrückbar scheinen. Als in Brickfields die Beulenpest ausbricht, steht Ailis plötzlich vor einer schwierigen Entscheidung, die ihr Leben verändern wird.

Donella geht als Mechanikerin und Flugausbilderin für die amerikanische Einheit Lafayette Escadrille nach Frankreich um in die Nähe ihres Mannes, der schon einige Zeit dort als Berater stationiert ist, zu gelangen. Erstaunt war ich jedoch, dass plötzlich so viele Familienmitglieder an der Front in Frankreich anzutreffen waren. Irgendwie schien mir das unwirklich!

Die Autorin lässt zwar geschickt passende Themen wie: Kriegsneurosen, Rassendiskriminierung und Prohibition die auf andere illegale Geschäfte wie Prostitution und Menschenhandel übertragen wurden, perfekt zum Zeitgeschehen in die Handlung mit einfliessen aber handelt diese in einem rasanten Tempo ohne Tiefgang und einer wirklichen Verknüpfung, ab.

Fazit:
Die einzelnen Geschichten und Ereignisse der Protagonisten werden zwar nebeneinanderher erzählt aber trotzdem fehlt es jedem Charakter an Tiefe. Die vielen Themen, die nicht unbedingt in die Handlung gemusst hätten, haben die Atmosphäre und den Lesefluss der Geschichte, erheblich gestört.
Mit ihren fesselnden Neuseeland- und Karibikromanen, konnte mich die Autorin bisher immer hell begeistern, während mich die Himmelsstürmerinnen-Saga, nicht unbedingt überzeugen konnte.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.12.2024
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

In ihrem neuen Roman „Sing, wilder Vogel, sing“ erzählt die irische Schriftstellerin Jacqueline O’Mahony, die wahre Tragödie von Doolough 1849 inmitten der Großen Hungersnot (1845 bis 1852) in Irland und verknüpft diese geschickt mit der fiktiven jungen Außenseiterin Honora, die nach ihrer Freiheit sucht und jemanden, der sie als das erkennt, was sie ist.

Inhalt:
Die junge Honora war schon immer eine Außenseiterin in ihrem Dorf an der irischen Westküste. Es ist das Jahr 1849. Als die Hungersnot ihre Gemeinschaft mit brutaler Wucht trifft, schöpft sie genau aus ihrem Anderssein die Kraft zu überleben. Nachdem sie alles verloren hat, bricht sie auf nach Amerika, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Honora gibt nicht auf, ehe sie ihre Freiheit findet – und jemanden, der sie als das erkennt, was sie ist.

Meine Meinung:
Ein Rotkehlchen im Haus ist ein piseog. Ein Fluch, der Unglück bringt …

Bei Honoras Geburt stirbt ihre Mutter und der Vater will sie lieber nicht in seiner Nähe haben. Erst durch die alte Alice, lernt Honora zu überleben und kämpft sich dann alleine durchs Leben. Sie hält sich fern von den Menschen, verbringt die Nächte im Wald, denn zu Hause hat sie nicht mal ein eigenes Bett. Honora lernt die Geheimnisse von Feld und Wald und der Lebewesen besser kennen als die meisten anderen Menschen, wird zur Außenseiterin und Käpferin.

Als die große Hungersnot Honoras Heimat mit brutaler Härte trifft und sie auf bestialische Art alles verliert, schöpft sie letztendlich Kraft aus ihrem Anderssein und widersetzt sich ihrem Schicksal. Als blinder Passagier auf einem Schiff, wagt sie schließlich als stummes Mädchen mit dem Namen Nell, den gefährlichen Weg nach Amerika. Denn dort, so glaubt Honora, wartet auf sie die lang ersehnte Freiheit, doch zunächst erfährt sie nichts anderes als Gewalt und Unterdrückung. Und wieder muss Honora um ihre Freiheit kämpfen.

Für Honora scheint Prosper der einzige Ausweg aus ihrer schwierigen Lage zu sein. Sie heiraten und leben versteckt in einer kleinen abgelegenen Hütte bis Honora plötzlich Joseph begegnet. Sie erkennt in ihm den indigenen Mann, dessen Erfahrungen ihrem eigenen ähneln und weiß, sie ist angekommen.

Fazit:
Besonders gut gefällt mir der Aufbau der Geschichte und die in der Nachbemerkung beschriebenen Verbindung zwischen den Iren und den indigenen Amerikanern. Der eindrucksvolle Schreibstil der Autorin konnte mich von der ersten Zeile an fesseln und mich tief in die Geschichte eintauchen lassen. Honora als Außenseiterin und Kämpferin, hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen.
Von mir 5 Sterne und eine absloute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.12.2024
Goby , Valentine

Über allen Bergen


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Über allen Bergen“ erzählt die französische Autorin Valentine Goby, eine eindrucksvolle und atmosphärische Geschichte über die Kraft der Natur und den Zauber der Berge.

Inhalt:
Auf seiner ersten Zugreise mitten durchs Schneegestöber kann Vadim nur an eines denken: Atmen. Hoch oben in den Bergen, wo das Ende der Welt nicht mehr weit zu sein scheint, fließt die Luft klar und ungehindert in seine Lungen. Dort oben ist weit und breit kein Fliegeralarm zu hören, nur die alles umfassende Stille der Natur.
Von nun an wird er als Vincent ein neues Leben führen, fern von seiner russisch-jüdischen Familie, abgeschieden von der Zivilisation. Und trotz der schneidenden Kälte findet er in dem kleinen Dorf am Hang ein Zuhause und Menschen, die ihm Wärme schenken. Doch über allen Bergen bleibt die Zeit nicht stehen, und schließlich wird die Realität 1943 auch über seinen Zufluchtsort hereinbrechen ...

Meine Meinung:
Im Januar 1943 wird Vadim aus Paris, in die französischen Alpen in ein abgelegenes Bergdorf geschickt, um der Verfolgung der Deutschen zu entkommen. Hoch in den Bergen fernab von seiner russisch-jüdischen Familie, wird Vadim als Vincent, ein neues Leben führen.

Vincent ist von dem unbekannten Leben in dem kleinen Dorf am Hang überwältigt, denn die Menschen sind herzlich und bieten ihm ein neues Zuhause ohne Bedenken. Vincent ist begeistert von den Bergen und verarbeitet mit Hilfe der Jahreszeiten und der Farben Weiß – Grün – Gelb seine Emotionen und Eindrücke. Aus seiner Sicht beschreibt er sehr detailliert seine Umgebung und über den Zauber der Berge, dem man sich kaum entziehen kann.
Zeit um Heimweh zu haben, bleibt Vincent nicht, denn täglich gibt es neues für ihn zu entdecken. Zaghaft richtet sich Vincents Blick hin und wieder auf seine Familie und da realisiert er allmählich, was in Paris eigentlich geschehen ist. Besonders das merkwürdige Verhalten seines Vaters als Polizisten sich nach ihm erkundigten und er so getan hatte, als könne er nicht sprechen, weil er wusste, dass sein Akzent ihm Probleme bereiten würde, wird Vincent die Gefahr in Paris klar. Ihm wird bewußt, dass er aus dem Verhalten seines Vaters gelernt hat: Es zählt nicht, wer du bist, sondern für wen man dich hält.

Gespannt habe ich Vadims Leben in den französischen Alpen verfolgt und wurde durch die leise und atmosphärische Erzählung, nicht enttäuscht.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, eine berührende Geschichte, Schnörkellos, direkt und sprachlich unglaublich gut zu erzählen. Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht Vadims/Vincent in der Ich-Perspektive und lässt somit einen wunderbaren tiefen Blick auf das Innerste ihres Protagonisten zu. Das historische Geschehen des Krieges ist zwar gegenwärtig, bleibt aber im Hintergrund der Handlung, denn die Erzählung dreht sich um Vincent und die Berge.
Mich konnte dieser Roman, mit den leisen Tönen und Vadims Geschichte, von der ersten Zeile an, überzeugen.
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.11.2024
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Und wieder begibt sich der Autor Kai Meyer, in seinem neuen historischen Roman „Das Haus der Bücher und Schatten“, in das Graphische Viertel der Bücherstadt Leipzig und erzählt einen atmosphärisch historischen Kriminalroman und bibliophiler Schauergeschichte auf zwei Zeitebenen.

Inhalt:
Baltikum, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Tiefer Schnee und endlose Wälder schneiden ein Herrenhaus von der Welt ab. Hierher reist die junge Lektorin Paula Engel aus Leipzig, um das Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand einzusehen. Paula und ihr Verlobter Jonathan begegnen einem faszinierenden Exzentriker, der ein dunkles Mysterium wahrt.
Leipzig, 1933. Im legendären Graphischen Viertel rettet der von den Nazis entlassene Kommissar Cornelius Frey einem Mädchen das Leben. Bei ihrem Abschied flüstert sie »Sie weinen alle im Keller ohne Treppe«. In der nächsten Nacht liegt sie ermordet neben einem toten Polizisten. Auf der Spur des Mörders kämpft Cornelius sich zurück in seinen alten Beruf und stößt auf ein Netz aus Okkultisten und Verschwörern, Freimaurern und Fanatikern. In welcher Verbindung standen sie zu Paula und Jonathan, die vor zwanzig Jahren spurlos im Baltikum verschwanden?

Meine Meinung:
Auf zwei Zeitebenen erzählt der Autor mit einigen phantastischen Elementen, einen spannenden historischen Kriminalroman und bibliophiler Schauergeschichte, der in den Jahren 1933 im Graphischen Viertel Leipzig und in die Vergangenheit ins Baltikum 1913 führt.

Leipzig 1933 – Der von den Nazis entlassene Kommissar Cornelius Frey, rettet eine junge Frau vor ihrem selbstmörderischen Sprung von einer Brücke vor einem einfahrenden Güterzug. Sie scheint ihm etwas verwirrt und er setzt sie kurzerhand in ein Taxi, doch zum Abschied flüstert sie ihm die Worte „Sie weinen alle im Keller ohne Treppe“, zu. Mysteriös, denn in der folgenden Nacht, liegt sie gemeinsam mit Freys Ex-Kollegen Kommissar Zirner, ermordet vor dem Haus der Bücher.
Kommissar Cornelius Frey, kämpft sich mit Unterstützung zurück auf seinen alten Posten und versucht mit allen Mitteln den Zweifachmord aufzuklären. Während Cornelius dabei zwischen die Fronten von Nationalsozialisten, Kommunisten, Okkultisten und Verschwörern, Freimaurern und Fanatikern gerät, begibt er sich selbst in Gefahr. Bald befindet sich Cornelius auf der Spur Jonathans, dem Bruder des ermordeten Ex-Kollegen Kommissar Zirner, der mit seiner Verlobten Paula Engel im Winter 1913 im baltischen Livland, spurlos verschwand.

Baltikum 1913 – auf Wunsch ihres Arbeitgebers, reist die junge Lektorin Paula Engel mit ihrem Verlobten Jonathan ins baltische Livland auf das einsam gelegene Herrenhaus Hundsheide um das neue Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand, abzuholen. Im Herrenhaus spürt Paula bald eine mystische und geheimnisvolle Gefahr, deren sie sich nicht entziehen kann. Die Geheimnisse werden immer verworrener und undurchschaubarer.

Leipzig 1933 –Zum Ende gelingt es Kommissar Cornelius Frey, alle Puzzleteile mit einer überraschenden und nachvollziehbaren Logik, zusammenzufügen.

Fazit:
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, eine historische Geschichte, voller unerwarteter Wendungen, interessanter Charaktere und einer leicht schaurigen Atmosphäre, zu erzählen. Besonders das Ende der Geschichte konnte mich mit seinen Wendungen total überraschen. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr intensiv dargestellt und gut eingebunden, obwohl mir nicht alle sympathisch waren.
Von mir 5 Sterne und gerne eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.11.2024
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


ausgezeichnet

Der Autorin Judith W. Taschlers, erzählt in ihrem neuen Roman “Nur nachts ist es hell“, eine berührende Geschichte über Elisabeth, die Schwester der Zwillinge Carl und Eugen Brugger, aus dem Roman „Über Carl reden wir morgen“ (der als erster Band vorausging) und setzt die Geschichte der Familie Brugger fort.

Inhalt:
Elisabeth ist das jüngste der vier Brugger-Kinder. Im Ersten Weltkrieg arbeitet sie als Lazarettschwester, nach dem Krieg studiert sie Medizin. Sie heiratet den Sohn einer alteingesessenen Wiener Ärztefamilie, der versehrt von der Südfront zurückgekehrt ist. Die beiden führen gemeinsam eine Praxis. Elisabeth kann die Augen nicht verschließen vor dem Elend der Frauen, die in ihrer Verzweiflung eine Engelmacherin aufsuchen. Sie muss sich die Frage stellen, wie weit sie bereit ist zu gehen … Eine besonders enge Beziehung hat sie zu ihrem Bruder Eugen, sie ist die Einzige, die von seiner Affäre mit der Frau seines Zwillingsbruders Carl weiß. Als Eugen eine Familie vor der SS versteckt, wird er selbst zum Gesuchten. War es Carl, der ihn verraten hat?

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Elisabeth, die im Jahr 1972 mit ihren 77 Jahren auf ihr bewegtes Leben voller Höhen und Tiefen zurückblickt. Sie erzählt ihre Geschichte auf nüchterne, ehrliche Weise in der Ich-Perspektive und richtet dabei ihre anspruchsvolle aber nicht immer chronologisch aufgebaute Erzählung an ihre Großnichte Christina. Oft schweifen ihre Gedanken ab, die Zeitsprünge sind groß, kehren aber zwischendurch immer wieder zurück um am Ende sich glücklicherweise zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Elisabeth, wurde im Jahr 1895 im Mühlviertel bei Linz geboren und lebte ein privilegiertes Leben in der Belle Époque, jener glanzvollen Ära, die mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs ihr jähes Ende fand. Diese Zeit ist geprägt von kulturellem Aufschwung, künstlerischer Blüte und technologischem Fortschritt, aber auch eine Phase des gesellschaftlichen Wandels, insbesondere für die Rolle der Frau. Während des Ersten Weltkriegs arbeitet Elisabeth als Lazarettschwester an der Front und studiert danach Medizin.
Elisabeth heiratet Georg, den Sohn einer alteingesessenen Wiener Ärztefamilie, der versehrt von der Südfront zurückgekehrt ist. Elisabeth und ihr Mann übernehmen eine Praxis und bekommen zwei Söhne. Aus dem Kaiserreich wird eine Republik, es folgt das 3. Reich und der Zweite Weltkrieg.

Gespannt habe ich Elisabeths Werdegang hier verfolgt und natürlich auch, was aus Carl und Eugen geworden ist. Doch der Fokus liegt eindeutig auf Elisabeth, der Medizingeschichte und auf Frauen und Frauenrechte zu der damaligen Zeit.

Die Autorin ist es gelungen, sowohl persönliche als auch historische Themen hervorragend miteinander zu verweben

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, eine berührende Geschichte, Schnörkellos, tiefgründig, direkt und sprachlich unglaublich gut an die Situationen angepasst, zu erzählen. Sie erzählt die Geschichte aus Sicht Elisabeths in der Ich-Perspektive und lässt somit einen wunderbaren tiefen Blick auf das Innerste ihrer Protagonistin zu. Durch die ständigen Zeitsprünge in der Geschichte, geht die Spannung nie verloren. Mich konnte dieser Roman, mit der ich viele schöne Lesestunden hatte, von der ersten Zeile an, überzeugen.
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.11.2024
Pfaffeneder, Uschi; Pfaffeneder, Klaus

Die Schwester des Ketzers


sehr gut

Das Autorenduo Uschi & Klaus Pfaffeneder, erzählen in ihrem zweiten historischen Roman „Die Schwester des Ketzers - Propheten der Apokalypse “, die Fortsetzung der Täufer-Saga: Die wahre Geschichte der süddeutschen Täufer.

Meine Meinung:
Das Buch ist wieder mit einem stilvollen und passenden Cover zum 1. Band gestaltet und enthält die gewohnte Fülle an Informationen, die durch viel Recherche des Autorenduos, gelungen erzählt wird.
Besonders gut gefällt mir zu Beginn des Buches, das Inhaltsverzeichnis und die gelungenen Kartenübersichten aus Memmingen, Landsberg und Augsburg. Das ausführliche Personenregister beschreibt die historischen und einige fiktive Personen.

Im Jahr 1927 gelingt Anna Schuster, ihrem kleinen Neffen Ignaz und Lenz Kirchperger die Flucht in die Reichsstadt Memmingen um sich ein neues Leben aufzubauen. Bei seinem früherem Meister Lodweber, wird Lenz, mit Anna und Ignaz, herzlich aufgenommen doch schon bald bekommen sie auch hier Verrat und Intrigen zu spüren.

In Augsburg bemerkt Magdalena, dass sie schwanger ist und bevor sie sich dem Willen ihrer Eltern beugt, einen älteren Mann zu heiraten, muss ihr gelingen Lenz zu finden. Bald schon bietet sich ihr die Gelegenheit und sie macht sich auf den Weg nach Memmingen. Raffiniert und geschickt versucht sie Lenz das Kind unterzuschieben und Anna fühlt sich von ihrer Vergangenheit bedroht und eingeholt. Anna sieht keinen anderen Ausweg als zurück nach Augsburg zu kehren und gerät dabei erneut in den Bann der Täuferbewegung. Selbst einer Taufe schließt sie sich nicht aus und gerät damit in noch größere Gefahr.

In Augsburg nimmt die Verfolgung gegen die Wiedertäufer eine dramastische und fanatische Wendung, die Lenz vor Sorge um Anna, fast verzweifeln lässt. Er setzt alles aufs Spiel um seine geliebte Anna aus Augsburg zu retten.

Fazit:
Dem Autorenduo ist es recht gut gelungen, durch einige Überraschungen und Wendungen, die Fortsetzung der Täufer-Saga zu Anfang des 16. Jahrhunderts, gut recherchiert weiterzuerzählen. Ich habe die Fortsetzung sehr gerne gelesen und gebe hier auf jeden Fall eine Leseempfehlung, denn die Geschichte regt zum Nachdenken an und ich könnte mir gut vorstellen, dass hier noch ein weiterer Teil folgt.
Von mir 4 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.11.2024
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


sehr gut

Die Autorin Clare Pollard, entführt in ihrem historischen Roman “Der Salon der kühnen Frauen“, in das 17. Jahrhundert nach Versailles und erzählt eine Geschichte vom Zusammenhalt einer Gruppe von Frauen, die sich der Übermacht der Männer am Hof des Sonnenkönigs widersetzen.

Inhalt:
Versailles zu Zeiten Ludwig XIV. Am Hof des Sonnenkönigs herrschen Pomp und Verschwendungssucht. Wer einen Blick hinter die Kulissen wagt, findet Intrigen, Missgunst, Klatsch und Tratsch. Das wissen vor allem die Frauen, die sich regelmäßig in Marie d'Aulnoys Kaminzimmer in Paris treffen und dort zusammen flirten, lachen, Champagner trinken und sich Märchen erzählen. Doch das Geschichtenerzählen ist riskant und droht die Frauen eine nach der anderen in große Gefahr zu bringen …

Sexy, scharfsinnig, zeitgemäß: ein schillernder historischer Roman, der von wahren Begebenheiten inspiriert ist und von der Kraft des Geschichtenerzählens unter mutigen Frauen handelt.

Meine Meinung:
Die Autorin entführt schillernd, in das Zeitalter und die Regentschaft von Ludwig dem XIV. in die Zeit der Intrigen, Missgunst, Klatsch und Tratsch.

Regelmäßig trifft sich ein Kreis aus Frauen aber auch Männern, im Kaminzimmer von Madame d'Aulnoy, um einander ihre Interpretationen von Märchen zu erzählen. Diese Runde erfreut sich großer Beliebtheit, den die einzelnen Mitglieder erzählen ihre Versionen der Volksmärchen, versetzt mit frivolen Anmerkungen, Grausamkeiten, versteckten Anspielungen und Spitzfindigkeiten. Jeder weiß, dass Geschichtenerzählen riskant und gefährlich ist, denn der König ist da sehr empfindlich und hat seine Spitzel, überall.

Die im Kaminzimmer erzählten Märchen stehen dabei meist in einem speziellen und spannenden Bezug auf die Schicksale der Menschen um den König herum und enthalten dadurch ein hervorragendes Sittenporträt der damaligen Zeit am Hof von Versailles. In den Erzählungen verstecken sich oft die Sehnsüchte und Lebensgeschichten der einzelnen Frauen und Männer. Zunächst ahnt man noch nicht, welche Tragik sich hinter den oft gruseligen und brutalen Märchen, verbergen. Denn auch die Realität schlägt grausam zu!

Zitat:
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Leben ihrer Protagonisten, die Salons und das Leben am Hof des Sonnenkönigs, realistisch widerzuspiegeln. Inspiriert zu dieser Geschichte wurde die Autorin von den wahren Abenteuern der modernen Märchenerzählerinnen des ausgehenden 17. Jahrhunderts, die den Märchen die Form gegeben haben, die wir heute kennen. Ein großartiger Blick hinter die Kulissen am Hof des Sonnenkönigs. Mit der Geschichte hatte ich schöne lesenswerte Stunden.
Von mir 4 von 5 Sternen!