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Sali

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2022
Gassengeflüster
Sommerfeldt, Albrecht

Gassengeflüster


ausgezeichnet

Leises Flüstern im Verborgenen
Albrecht Sommerfeldt erzählt dunkle, historische Geschichten und lässt Grabräuber, Gaukler, Nonnen, Handwerker und Gelehrte zu Wort kommen. Aufgrund des gelungenen Spannungsaufbaus konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und musste gleich mit der nächsten Geschichte fortfahren. Die 4 Geschichten sind düster, grundverschieden, mit überraschenden Wendungen und spannenden Protagonisten. Sie sind genau richtig für dunkle Herbstabende, wenn der Wind ums Haus heult oder sind es doch gepeinigte Seelen? Ich kann dieses Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 20.11.2022
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


ausgezeichnet

Nutze Deine Chancen
Henrietta schreibt sogenannte Lebensbücher, d.h. sie schreibt die Lebensgeschichte von Todkranken für deren Angehörige auf. Sie macht das nicht aus Überzeugung, sondern weil sie nachdem sie zweimal schon gekündigt wurde, dringend eine Anstellung braucht. Ihre erste Klientin Annie macht es Henrietta schwer, da diese sich in keinster Weise an den vorgebenden Rahmen halten will und Henrietta auch nicht alles erzählt. Und so ist das Buch ziemlich leer und das erste Mitarbeitergespräch rückt näher. Aber Henrietta’s detektivischer Spürsinn ist geweckt und eigentlich mag sie Annie auch sehr gern und so recherchiert Annie selbst.
Ein sehr emphatisch geschriebenes Buch, welches aber wohltuend rational mit dem Tabuthema Tod und Sterben umgeht. Es ist liebevoll, macht Hoffnung und schärft den Blick für das Wesentliche im Leben - nämlich das Leben selbst. Eine Geschichte, die zwar in Teilen traurig ist, aber den Leser getröstet zurücklässt. Es fühlt sich an wie eine warme Umarmung. Jeder sollte es lesen.

Bewertung vom 12.11.2022
Agent Sonja
Macintyre, Ben

Agent Sonja


ausgezeichnet

Hut ab
Ursula Kuczynski, welche für den russischen Geheimdienst angeworben, in mehreren Ländern ihrer Spionagetätigkeit nachging und das Glück hatte, diese zu überleben. Eine glühende Kommunistin, die das was die Tat aus Leidenschaft, erbrachte. Ihre Weggefährten waren so bekannte Persönlichkeiten wie Richard Sorge. Dieses Buch liest sich spannend wie ein Thriller und ist doch ein Sachbuch. Ich bin zu tiefsten beeindruckt von dieser Frau, die sich aus purer Überzeugung, mit immensen Talent und technischen Sachverstand in der Männerwelt der Spione behauptete.
Es ist spannend geschrieben, die Quellenangaben belegen die Aussagen und was ich besonders schön finde, auch ihr ältester Sohn hat daran mitgearbeitet. Denn die Familie war die, die immer wieder Opfer bringen musste. Sei es durch überstürzte Umzüge oder wechselnde Partner bis hin zu Lagerhaft des ersten Mannes.
Auch wenn mir Ursula / Sonja mit ihrer fanatischen Art nicht sympathisch war, bin ich doch von ihrer Leistung schwer beeindruckt. Dieses Buch hat auf unterhaltsame Art mein Allgemeinwissen erweitert. Es ist lesenswert und Geschichtsinteressierte werden begeistert sein.

Bewertung vom 11.11.2022
Teufelskreuz
Prokopetz, Joesi

Teufelskreuz


sehr gut

Höllenkaff - da wo gott klein geschrieben wird
Am Anfang war das Wort… Der neue Pfarrer von Ursprung ist anders - jung, in Jeans und nicht unattraktiv. Seine Predigten sind dankenswerterweise kurz - häufig nur ein Satz, der es meistens in sich hat und er trinkt gemeinsam mit den Einheimischen. Nur irgendwas ist komisch - im Dorf häufen sich merkwürdige Todesfälle. Aber das kann ja nicht am Mann Gottes liegen oder doch.
Ein Buch, was durch tiefschwarzem Humor besticht. Ein Humor, der wirklich finsterer als die schwärzeste Nacht ist. Manche Szenen sind so plastisch geschrieben, dass es einen graust. Passend zum Thema ist, dass Fußnoten und Kapitelabtrennungen mit kleinen Teufelskreuzen erfolgen und der rote Buchschnitt ist einfach teuflisch. Wer idyllische Landschaften, mit tapfer ermittelnden Polizisten vor romantischem Kirchengeläut sucht, der wird enttäuscht sein. Die Geschichte ist kein Krimi im herkömmlichen Sinn, aber durchaus reizvoll zu lesen. Und in Ursprung gibt es das Wort - hoffentlich wird es nie ausgesprochen…

Bewertung vom 27.10.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

Lehrreich, Spannend, Berührend
Lindsey Fitzharris hat ein Sachbuch geschrieben, welches teilweise so spannend wie ein Thriller ist, welches aber auch von aufopfernder Hingabe eine Ausnahmearztes zeugen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, schwerst im Gesicht verletzten Soldaten zu helfen. Bislang war es so, dass die die es überlebten notdürftig zusammengeflickt worden und dann ein Leben in Einsamkeit führen mussten, da die Öffentlichkeit viel zu geschockt von ihrem entstellten Äußerungen war und dies auch öffentlich kund tat. Das Buch beschreibt den Werdegang von Dr. Harold Gillies anhand verschiedener Krankengeschichten - von seinen Anfängen bis hin zu immer größeren Plastiken. Besonders beeindruckt hat mich der emphatische Schreibstil, der behutsam den Verletzten eine Stimme verliehen hat und auch Misserfolge und Rückschritte zeigte. Man bangt und hofft mit den Patienten und sollte sich immer vor Augen halten, dass deren Schicksale reell sind und es sich um junge Männer von Anfang 20 handelte. Ein Buch, welches mich tief beeindruckt hat und stellenweise nichts für schwache Nerven und Mägen ist.

Bewertung vom 24.10.2022
Astrid Lindgren / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.24 (eBook, ePUB)
Lieder, Susanne

Astrid Lindgren / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.24 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine wunderbare Biografie über eine Frau, die sich ihr Kindsein bewahrt hat

Eine Biografie über eine Autorin zu schreiben, deren Bücher uns alle in unserer Kindheit begleitet haben, ist eine Herausforderung. Susanne Lieder hat sich ihr gestellt. Herausgekommen ist ein liebevoll und warmherzig erzähltes Buch über die prägendsten Abschnitte in Astrid Lindgrens Leben. Das Buch beginnt als Astrid ihren kleinen Sohn von seiner Pflegemutter zurückholt und endet 2 Tage nach der Hochzeit ihrer Tochter.
Wir erfahren wie das freche Mädchen Pippi Langstrumpf bei Astrid und ihrer Tochter Katrin in der Tür steht. Denn so ist es bei ihr, die Helden ihrer Geschichten erzählen ihr sprichwörtlich ihre Abenteuer und leben quasi mit der Familie Lindgren zusammen oder die Geschichten kommen durch die Luft gesaust und Astrid Lindgren greift zu.
Mit ihrer gefühlvollen Schreibweise hat es Susanne Lieder geschafft, mir die nicht nur die Autorin, sondern den Mensch und die Mutter Astrid Lindgren nahe zu bringen, welche sich das kleine und freche Mädchen aus Näs immer im Herzen bewahrt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


sehr gut

Blutsaugerplage
Es gibt so Tage… Da kommt Hannah, stellvertretende Chefredakteurin der Stranger Times, gestresst aus ihrem Scheidungsurlaub und muss direkt einem, zum Glück neuen und unbenutztem, Toilettenbecken ausweichen, was ihr Chef soeben aus dem Fenster geworfen hat. Ja die Handwerksfirma, welche das Badezimmer der Redaktion sanieren sollte, hat selbiges in eine Falle verwandelt. Und nicht nur, dass sie nun der Frage nachgehen müssen, warum und für welchem Auftraggeber diese „Böslinge“ tätig waren, suchen merkwürdige bleiche Männer mit spitzen Fangzähnen und Blutdurst London heim. Und schon kämpft das Team an zwei Fronten. Der Fortsetzungsband ist ähnlich fantasievoll und mit schrägen englischen Humor verfasst wie Band 1. Es gibt wieder Geister, alte Gottheiten, Unholde und undurchschaubare Aufsichtsräte. Aber mir fehlt bei dem schrägen Klamauk eine klare Linie, ähnlich der, die mich so schön durch Band 1 geführt hat. Das Buch ist lustig und verrückt ohne Zweifel, der schwarze Buchschnitt ein toller Hingucker, aber es gibt aus meiner Sicht zu viele Handlungen, zu viele Personen. Es war verwirrend ein Buch, welches meiner Meinung nach unterhalten soll, wie ein Fachbuch lesen zu müssen. Es ist nichts, was man so nebenher lesen kann, dann verläuft man sich im Inhalt wahrscheinlich wie in den Straßen Londons. Und kennt man Teil 1 nicht, dann hat man es aus meiner Sicht es richtig schwer. Es gibt hier keine Zusammenfassung und die Protagonisten werden nicht nochmal vorgestellt. Man verpasst viel, wenn man ohne Vorkenntnisse einsteigt. Spaß beiseite Mr. McDonnell das können sie besser, das haben sie in Teil 1 bewiesen und ich hoffe, dass sie in Band 3 daran wieder anknüpfen.

Bewertung vom 14.10.2022
Spicy Noodles / Food Universe Bd.2
Graßhoff, Marie

Spicy Noodles / Food Universe Bd.2


sehr gut

Henkersmahlzeit?

Für den Ich- Erzähler Toma läuft es aktuell nicht toll. Erst lehnen ihn alle Universitäten ab, dann schmeißt sein Vater ihn raus und er wird Zeuge eines Mordes durch einen gesuchten Serientäter, der ganz New York in Atem hält. Nur gut, dass sein Großvater ihn aufnimmt und in seinem Restaurant arbeiten lässt. Doch hier wimmelt es geradezu von Geheimnissen. Warum muss das Lokal immer geöffnet sein, wo doch nur wenige Gäste zum Essen kommen. Und was hat es mit den geheimnisvollen Essstäbchen auf sich, mit welchen Toma als Kleinkind die elterliche Wohnung in Brand gesteckt hat. Aber da ist ja noch die attraktive Akari, die für Toma bald mehr als nur eine Stammkundin ist. Doch als sein Großvater entführt wird, überschlagen sich die Ereignisse und Toma muss sich entscheiden, ob er sein vorbestimmtes Erbe antreten will. Und wird ihn diese Entscheidung eventuell umbringen? Ein Buch, dass sehr von verschiedenen Stimmungen lebt. Zum einen New York, dessen Einwohner aufgrund des Serienkillers Overkill wie gelähmt sind, zum anderen romantische Gefühle, aber auch Geheimnisse, die sich Toma nur langsam offenbaren. Die Geschichte ist spannend und bildhaft geschrieben. Der Mittelteil hätte zugunsten des Schlusses aus meiner Sicht kürzer sein können, denn hier plätschert die Handlung dahin. Dafür ist das Finale eher kurz. Aber wer spannende Geschichten, Rätsel und das Verborgene mag, wird nicht enttäuscht werden.

Bewertung vom 26.09.2022
Heute keine Kekse
Groß, Juliette

Heute keine Kekse


ausgezeichnet

Zum Nachdenken
Eine berührende Geschichte einer Freundschaft. Claudette und Malik - ein ehemaliges Liebespaar und jetzt Freunde sind neugierig, was das Leben nach dem Abitur für sie bereit hält. Studium, Reisen, sich Verlieben - die Welt steht ihnen offen bis ein Schicksalsschlag ihr Leben komplett verändert. Maliks Leben findet nach einem schweren Unfall in diversen Kliniken und Behinderteneinrichtungen statt. Er, der schon vor dem Unfall kein netter Typ und jemand, für den Rücksicht eher ein Fremdwort war, ist auf fremde Hilfe angewiesen.
Das Buch wird aus Sicht von Claudette erzählt. Die immer zu Malik hält. Ihn mehr besucht als dessen Familie. Die versucht, Malik etwas wie Normalität zu geben und sich dafür mit Ärzten und Pflegern streitet und immer wieder versucht, Malik’s Leben zu verschönern. Trotz des traurigen Themas ist das Buch nicht rührselig. Das liegt schon an Claudette’s leicht ironischem Erzählstil voller bildhafter Beschreibungen. Schön sind auch die Rückblicke auf gemeinsame Erinnerungen, so dass man auch Malik besser kennenlernt.
Traurig und Erschütternd ist die Behandlung des jungen Mannes in den Einrichtungen. Zum Teil erniedrigend, zum Teil brutal, manchmal gleichgültig oder von oben herab. Ich war erschüttert und hoffe, dass sich hier in den letzten 20 Jahren etwas verbessert hat.
Die Autorin Juliette Groß schafft es in diesem Buch mit leisen Tönen die Freundschaft der Beiden und ihre jeweilige Entwicklung einzufangen. Ich gebe hier eine uneingeschränkte Leseempfehlung

Bewertung vom 26.09.2022
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


gut

Leider nicht so meins

Elly Berger, welche als Köchin im Haus der jüdischen Familie Sternberg lebt und arbeitet, hat eine besonders enge Bindung zu deren Sohn Leon. Als die Nazis die Macht ergreifen und Leons Eltern verhaftet werden, gibt Elly das Kind als ihr eigenes aus. Trotz dass diese Geschichte so gut klingt und Elly wirklich alles für Leon tut, bin ich mir der Geschichte nicht warm geworden. Elly war mir unsympathisch, obwohl sie wirklich mutig ist und viel riskiert. Aber sie ist außer zu Leon kalt und unnahbar. Mir kam es immer so vor, als würde sie empfangene Hilfe ( und die hatte sie) als selbstverständlich erachten. Obwohl sie ihr Wohlergehen immer zu Gunsten des Kindes hintenanstellt, hat sie mein Herz nicht erreicht. Auch empfand ich den Schreibstil eher als nüchtern und meine Sympathien lagen eher auf den Randfiguren. Ich denke bei der Geschichte ist viel Potential liegen geblieben.