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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JosefineS
Wohnort: 
Schwarzenberg
Über mich: 
https://bibliomanie-hoch2.blog/

Bewertungen

Insgesamt 140 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


sehr gut

Die Unendlichkeit der Rache
Voller Sehnsucht wartet die mykenische Prinzessin Elektra auf die Heimkehr ihres Vaters. Als Agamemnon die Griechen einte und nach Troja aufbrach, um den Raub der schönen Helena zu rächen war sie noch ein Kind. Seitdem sind 10 Jahre vergangen, in denen ihre Mutter Klytaimnestra von Trauer um ihre geliebte Tochter Iphigenie, Wut und Rache zerfressen wurde. Kassandra, eine Prinzessin Trojas, der durch Apollons Hand eine Gabe zu Teil wurde, die Segen und Fluch zugleich ist, sieht das Unheil auf das die Mykener zusteuern, doch ist sie dazu verdammt ungehört zu bleiben. Drei Frauen, die, die Taten der Männer erdulden müssen und zu Statisten im Ränkespiel der Götter auserkoren wurden. Doch Elektra ergibt sich dem nicht, sie hat eigene Werte, eigenen Stolz und sie wird ihren eigenen Weg gehen. Im Bestreben ihrem Schicksal zu entkommen ebnet sie jedoch eben jenen weg der von vornherein von den Göttern für sie vorherbestimmt war.
Lektüre über griechische Mythologie ist neben viel Dramaturgie auch zuweilen Männer- und Kriegslastig. Doch auch wenn die Frauen oft nur Statisten oder Nebenrolle belegen, sind sie bei genauer betrachtet oft die, in deren Händen das Schicksal liegt. Ihre Entscheidungen und Taten Einen oder entzweien Königreiche, entscheiden über Krieg und Frieden oder Leben und Tot. Jennifer Saint gibt in ihrem 2. Roman den oftmals nur kurz erwähnten Frauen, um den allseits bekannten trojanischen Krieg, eine Stimme. Doch dieser soll keine zentrale Rolle hier finden, sondern lediglich als Auslöser für Geschehnisse rundherum genannt werden, da das Dasein aller eng mit einander verwoben ist und dass, alles nur wegen einer schicksalshaften Frage von drei Göttinnen. Für Neulinge der griechischen Mythologie ist das Buch bedingt geeignet, es werden zwar alle Schlüsselmomente ihre Erwähnung finden aber die Thematik um den trojanischen Krieg, wie auch die Personen sind sehr umfassend,sodass es etwas verwirrend sein kann. Für mich kam diese Komponente sogar stellenweise etwas zu kurz, doch alle relevanten Ereignisse werden genannt. Auf die Emotionen der Protagonistinnen wir intensiv eingegangen, was die Dramatik der Geschehnisse untermalte und half deren Entscheidungen nachzuvollziehen. In manchen Szenen war es mir teilweise etwas zu viel gefühlvolles Zerdenken der Situation, da hätte ich mir eine etwas nüchterne Betrachtung, mit mehr Tiefe zum mythologischen Hintergrund gewünscht. Nichts destotrotz ein Werk was zum Leiden, Träumen, Bangen und Lieben einlädt und dessen Thematik Trauer, Wut und Rache in allen zeitlichen Epochen ihre Präsenz findet.

Fazit: wieder eine mitreißend erzählte Geschichte aus der griechischen Mythologie, die den Frauen eine starke Stimme verleiht.

Bewertung vom 20.10.2022
Galatea
Miller, Madeline

Galatea


weniger gut

Eine Novelle, kalt wie Stein
Pygmalion reicht es, diese zügellosen Weibsstücke überall. Er schließt sich ein und widmet sich seiner über alles geliebten Bildhauerei. Er schafft sich seine eigene Version einer perfekten Frau. Bildschön, still und fromm soll sie sein. Doch die Statue wird so wunderschön, dass er sich in sein eigenes Werk verliebt und zu den Göttern fleht, sie mögen seiner Schöpfung Leben einhauchen. Als sich diese erbarmen und seinem Begehren nachgeben, ist er überglücklich. Doch schon bald merkt er, dass mit dem Lebenshauch, in seinem Werk auch eigenständiges Denken, Fruchtbarkeit und Empfindungen eingezogen sind. Bei den Göttern, das hat nun wirklich keiner gewollt.

Galatea ist eine Schilderung aus Ovids Metamorphosen, derer sich Madeline Miller annimmt, der Statue ihre eigene Stimme und auch endlich einen Namen verpasst. Dieser war leider währen der letzten paar tausend Jahre als eher überflüssig angesehen worden. Die Zeiten in denen man die einzige Aufgabe im Leben einer Frau, das reine glücklich machen des Gemahls, stillschweigend hin nimmt sind vorbei. Wir werden laut, äußern unsere Gedanken, fordern rechte ein, haben Bedürfnisse und treffen Entscheidungen. Da auch im 21. Jahrhundert die Duldung und Akzeptanz dessen an viele Grenzen stößt, nimmt sich Madeline Miller dieser Erzählung an und zeigt die Aktualität des Themas, auch 2000 Jahre später. Pygmalions Grenzen gegenüber zügellosem Verhalten enden nämlich ganz schnell und zwar bei ihm selbst. Da ist alles erlaubt, was geht. Doch nun gilt es auch dieses Weib mit seinen unliebsamen Eigenschaften los zu werden. Bei Ovid sicher ein stiller Bühnen Abgang für sein Werk, doch nicht bei Madeline Miller. Ein Untergang mit Paukenschlag. Leider kam ich weder in die Erzählung rein, noch fand ich Zugang zu Galatea selbst. Ich verstehe die Intension die dahinter steckte, diese Novelle zu verfassen, doch hier fehlte einfach zu viel von dem sonst so geliebten mythologischen Flair, von Galateas zum Teil mehr als unangebrachten Ausdrucksweise mal abgesehen. Die Handlung blieb kalt, hart und rau wie Stein. Galatea war so trocken in ihrer Schilderung als wäre sie eine außenstehende. Was natürlich perfekt in der Verkörperung, als zum Leben erweckte Statue war, war leider auch irgendwie der Todesstoß für die Story an sich. Zu kurz die Geschichte, gespickt mit Illustrationen, die mich persönlich null ansprachen und ein Nachwort was man sich auch hätte schenken können. Alles in allem fühlte es sich kalt und mehr wie gezwungenes Seiten füllen an. An ihre bisherigen Werke reicht es vom Inhalt her in keinster Weise heran. Wenn auch die Vorlage nicht so viel Stoff bot, blieb Galatea weit hinter den Emotions- und Tragik geladenen Geschichten und Erwartungen.

Fazit: eine, in meinen Augen eher überflüssige Novelle, deren Text und Bild Inhalt in keinster Weise den Preis rechtfertig. Mehr als optisch nett, denn als wortgewandtes Werk zu betrachten.

Bewertung vom 12.10.2022
This Charming Man
McDonnell, C. K.

This Charming Man


sehr gut

Ein neues Abenteuer, mit gewohnt bissigem Sarkasmus
Wirklich jeder weiß, dass Vampire nur eine Erfindung der Filmindustrie sind um kleinen Kindern Angst einzujagen. Nur leider hat der Kerl vor ihnen verdächtig spitze Eckzähne und etwas zu viel Blut im Magen um als normaler Mensch durch zu gehen. Die magische Welt, die es im Gegensatz zu Vampiren wirklich gibt ist sich trotz ihrer Zerstrittenheit in diesem Punkt sehr einig: Vampire gibt es nicht! Doch was auch immer dieser Mann ist, es muss geklärt werden was es mit dem ganzen auf sich hat und wer wäre da besser geeignet als die Mitarbeiter der Stranger Times? Doch um ehrlich zu sein haben die gerade ganz andere Sorgen. Chaotische Scheidung, eine Praktikantin mit unerklärlichen Kräften, die es zu schützen gilt und eine unerhört löchrige sanitäre Installation. Das kann Chefredakteur Vincent Bonecraft nicht auf sich sitzen lassen. Wenn hier einer seine Mitarbeiter schlecht behandelt, dann ist das immer noch er selbst, da hat er Prinzipien.

Nach einem erfolgreichen 1. Band um die Mitarbeiter der wohl skurrilsten Zeitung der Welt, schmiedete C.K. McDonnell ein weiteres Abenteuer, dieses Mal mit jeder Menge Biss. Der Fall und die Auflösung des Ganzen, hätten das Buch nicht allein um die Ecke tragen können, doch bei den Stranger Times Geschichten sind die Charaktere und Dialoge eher vordergründig ausgelegt. Der irische Comedian und Autor schafft es mit Humor, jeder Menge Sarkasmus, wechselnden Handlungsszenen und mehr als außergewöhnlichen Personen eine grandiose Lesestimmung zu erzeugen. Auch wenn es mir zwischenzeitlich zu viele Handlungsstränge und ebenso viele, damit verbundene Fragen gab, konnte zum Schluss das meiste geklärt werden. Wie auch im ersten Teil tritt sein Chefredakteur durch seine grausigen Führungsqualitäten, unverschämt scharfe Menschenkenntnis und vor Sarkasmus triefende Dialoge in den Vordergrund. Für mich war Bonecraft wieder ein echtes Highlight, auch durch eher unerwartete Züge, die in diesem Buch zu Tage treten. Auf der Fantasy Ebene geht die Story weniger in die tiefe, wer sich also weite Einblicke in magische Welten erhofft könnte enttäuscht werden, für mich war es aber kein zu bemängelnder Aspekt, da es wie schon erwähnt Vordergründig um die skurrilen Begegnungen der Mitarbeiter mit der magischen/ realen Welt geht. Zusammen begegnen wir sowohl neuen, als auch alten Charakteren, deren Extravaganz sowohl in bösen Machenschaften als auch sonderbarem Auftreten, der Belegschaft in nichts nachstehen.

Fazit: ein 2. Teil der in der Skurrilität seiner Story etwas hinter dem 1. hinterherhinkt. Dafür aber in Sachen Humor, Sarkasmus, einzigartige Dialoge und kuriose Charaktere im Überfluss liefert.

Bewertung vom 09.08.2022
Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1
Stoverock, Meike

Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1


gut

Als Helios Strahlen erlosch
In Überstadt hat alles seine Ordnung, jeder seine Aufgabe, denen die meisten Geschöpfe gewissenhaft nachgehen. Jahr für Jahr macht der Zirkus am Rand der Stadt halt. Auch wenn die meisten sie für aussätzige, verlorene Seelen halten, können der Neugierde über den tätowierten Tod, einem einarmigen Artisten oder einer bärtigen Dame, die wenigsten widerstehen. Ein bedrohlicher Schatten legt sich über diese schillernde Atmosphäre, als der strahlende Zirkusdirektor Helios in seinem Wagen ermordet aufgefunden wird. Für Sutten, den Polizeichef ist der Fall eindeutig und der Täter alsbald hinter Gittern. Doch für Skarabäus Lampe stinkt der Fall gewaltig, der Detektiv muss den wahren Mörder finden, bevor ein Unschuldiger bestraft wird. Der Kreis der Verdächtigen wächst jedoch stetig und Lampe läuft die Zeit davon.

Vereinfacht dargestellt würde ich „Das Strahlen der Herrn Helios“ als Sherlock meets Zoomania bezeichnen, doch das wäre nur ein grober abriss, denn der Inhalt ist schon einiges mehr als sich auf diesen ersten, einfachen Blick erkennen lässt. Meike Stoverock ersinnt hier einen Kriminalroman und versetzt diesen in eine Fantasie Welt, deren Darsteller Tiere sind. In Überstadt tragen sie Kleider, bewegen sich auf zwei Beinen, gehen berufen nach und haben die zivilisierte Übereinkunft, sich nicht gegenseitig zu fressen. Doch wie in jeder Zivilisation und sei sie noch so kultiviert, gibt es Vorurteile, Dogmen, Stigmata, Ausgrenzung, illegale Handlungen und Verbrechen. Letzteres nimmt sich Skarabäus Lampe, seines Zeichens Detektiv, an. Die Adaption seines Namens, vom altdeutschen Sprachgebrauch, in der, der Hase immer als Meister Lampe bezeichnet wurde, gefiel mir von Anfang an sehr gut. Der Charakter war schön ausgearbeitet. Gefühlt gibt es ja immer parallelen zu diesem einen, gewissen Detektiv, doch Skarabäus konnte sich etwas absetzen. Sein Faible für die Entomologie, seine allerliebste Haushälterin und nicht zuletzt wegen seines kleinen, ungestümen Freundes. Die Idee hinter dem Kriminalfalle, war in meinen Augen gut, der Genre Mix brachte mich dennoch ab und an ins straucheln. Der Spannungsbogen hat leider immer wieder Tiefs, da zwischendurch Erläuterungen über das Leben der Tiere die Story kreuzten, was den Fall ausbremste. Es passte zwar immer in die Situation und war interessant, doch war es gleichzeitig auch immer ein break. Witziger weise waren es mir auf der Fantasieebene zu wenige Details. Ich hätte gern mehr über die Bewohner von Überstadt erfahren, nur einfach nicht als grätsche in die Ermittlungen. Die Idee des Genre-Mixes gefiel mir sehr gut, bei der Umsetzung eines flüssigeren Leseflusses ist allerdings noch etwas Luft nach oben. Man spürt förmlich den Verdruss der Autorin, über viele aktuelle Themen unserer Welt, es weht ab und an einen sozial kritischen Hauch, der zwar leicht zu erkennen, jedoch nie zu dominant ist. Ihr Statement für Gleichberechtigung und Akzeptanz blieb immer klar definiert. Leider stieß mir unter genau diesem Gesichtspunkt die Darstellung der bärtigen Dame auf, der als Walross selbstverständlich eine gewisse Leibesfüllen zu eigen ist. Die jedoch, zu meinem bedauern in jeder einzelnen Szene durch eben jene überall aneckt, Dinge zerstört oder zu Boden befördert. Bei so viele sozial kritischem Unterton hätte ich mir eine weniger klischeehafte Darstellung von Körperformen gewünscht, doch das sei lediglich als Randnotiz gesagt.

Fazit: 3,5 Sterne - Ein Kriminalfall mit tierischen Protagonisten, in einer Fantasie Welt. Die Idee konnte sehr bei mir punkten, die Umsetzung eines harmonischeren Leseflusses hat aber noch Luft nach oben.

Bewertung vom 08.07.2022
Kleine Wunder (eBook, ePUB)
Booth, Anne

Kleine Wunder (eBook, ePUB)


weniger gut

Eher kleine Qual als kleines Wunder
Das Kloster, des einst so florierenden Ordens der Schwestern der heiligen Philomena, steht vor der der unmittelbaren Schließung. Die drei verbleibenden Nonnen müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Das Dach ist löchrig, die Elektrik alt, der Herd defekt und auf Oberin Margaretes Tisch stapeln sich zu dem auch noch die Rechnungen. Ein Job um den sie wahrlich nicht gebeten hat, doch die Wege des Herrn sind manchmal unergründlich. Als sie sich mit dem Gedanken, das Kloster in Faibridge verkaufen zu müssen abfinden, ändert ein überraschender Lottogewinn alles, jedoch völlig anders als die drei sich das erträumt hätten.

Das „charmant …, für Sister Act Fans“ habe ich leider suchen müssen. Bis auf die parallele von 3 Nonnen, bin ich jedoch nicht fündig geworden. Wie überraschen und was für ein Aufhänger, drei fromme Schwestern und ein 6er beim Glücksspiel, das könnte Aufregend werden. Wurde es leider nicht, denn wie sooft ist der Mittelpunkt des Klappentextes, nicht der Mittelpunkt des Buches. Leider plätscherte die Geschichte so vor sich hin und statt Trubel gab es jede Menge Lebensgeschichten der Dorfbewohner, steht´s unterbrochen von durchaus fragwürdigen, jedoch endlosen Gebeten. Möglicherweise war diese Version von englischem Humor mir auch nicht ganz zugänglich. Die Barmherzigkeit, die Anne Booth in ihre Kindebücher thematisiert hat sie scheinbar hier ernster genommen und noch intensiver verarbeitet. Dabei gab das Ganze ein doch eher oberflächliches Bild ab. Ein Überfluss an hintereinander gereihten, optischen Attributen, einer gelegentlichen Erwähnung eines Berufes, Talents oder Stimmlage im Chor. Der ganze Schreibstil ein Stakkato, wenn es zuwenigst noch etwas Charme/ Humor besessen hätte, doch die wahrscheinlich zum Schmunzeln erdachten Passagen waren eher merkwürdig. Zum Plot Twist war ich bereits so oberflächlich abgestumpft, dass es jetzt auch nicht mehr viel in mir auslöste, zumal es sich schnell wieder in diesem überdrehten „Freundschaft, Gemeinschaft, Glauben, Liebe, Herzerwärmungsauftrag“ erstickt wurde. Was leider zu jeder Menge Empathie-Tod in mir sorgte. Lieber Gott, was wurde hier geweint und was hat mich das irgendwann nicht mehr tangiert. Leider ein Fall von „eingestiegen, weil falsche Erwartungen gehabt“.

Fazit: der erwähnte Bezug zu Sister Act, gab mir leider falsche Vorstellungen, weswegen mich diese Cosy Feelings über Nächstenliebe und Freundschaft förmlich erstickt haben. Was jedoch nichts an der teilweise stark oberflächlichen Darstellung der Charaktere und dem Stakkato Schreibstil geändert hätte. Wer sich die volle Barmherzigkeitsdröhnung geben möchte, könnte sehr glücklich damit werden.

Bewertung vom 31.05.2022
Rabenzauber / Die Hexen von Woodville Bd.1
Stay, Mark

Rabenzauber / Die Hexen von Woodville Bd.1


ausgezeichnet

Vom Kürbiskopf und dem geheimen Zauberbuch

Faye Bright, eine etwas andere junge Dame, aus dem ruhigen Örtchen Woodville findet beim entrümpeln des Kellers ein altes Buch, dass ihre Mutter vor ihrem Tod für sie geschrieben hat. Der Inhalt beantwortet Faye so einige Fragen, wirft jedoch zugleich noch mehr neue Fragen in ihrem Leben auf. War ihre Mutter eine Hexe? Völliger Quatsch, so etwas wie Magie gibt es gar nicht. Doch ob sie will oder nicht, spätestens als eigenartige Vogelscheuchen im Dorf auftauchen und Unruhe stiften, muss sie einsehen, dass es an der Zeit ist, die Wahrheit zu erkennen und mit zwei schrulligen, alten Damen das ahnungslose Dorf zu retten.

Rabenzauber ist der Auftakt von Mark Stays Trilogie über die Hexen von Woodville. Faye merkt zwar schon lange, dass sie anders ist als die anderen jungen Damen im Dorf, doch der Grund ist erstmal völlig unglaublich. Im 1. Band lernen wir das Dorf, die Bewohner und die aktuelle Situation kennen. Denn es ist 1940 und England wappnet sich gerade für den 2. Weltkrieg. Alle wehrtüchtigen Männer sind an der Front und Woodville ist schutzlos dem ausgeliefert was da in alten, mit Stroh ausgestopften Kleidern auf sie zu wankt. Ich hatte durchweg beim lesen dieses „Zauberer von Oz“ Feeling, was eigentlich verrückt ist, da es bis auf eine Vogelscheuche keinerlei parallelen in der Handlung gab. Doch Faye ist eine ziemlich kluge und freche 17-jährige, ihr Charakter war sehr schön ausgearbeitet, so dass man bereitwillig mit ihr in dieses Abenteuer zieht. Die Story war nicht zu kitschig und der Fantasy Anteil, für mein Empfinden nicht zu hoch. Es war in dem Maß „Realität streift magisches“ genau austariert und bot, dank einiger Wendungen Spannung und sogar etwas Humor. Ein idyllisches Dorf mit dem ein oder anderen herrlich schrulligen Bewohner. Man sollte sich aber zumindest auf etwas Kräutermagie, Beschwörungszauber und nicht zuletzt auch lebendige Vogelscheuchen einlassen können um das Buch zu genießen. Ich bin kein allzu großer Fantasy Fan, doch Mark Stay konnte mich dennoch mit seinem wundervollen Schreibstil, der tollen Geschichte und einem Hauch von Kräuter, Kerzen und Kröten verzaubern.

Fazit: von Anfang bis Ende eine tolle Geschichte mit sehr ausgewogenem – Realität meets Fantasy- Verhältnis. Die Zauberei hatte ein angenehmes „Kräuter Hexen“ Feeling.

Bewertung vom 03.05.2022
RABBITS. Spiel um dein Leben
Miles, Terry

RABBITS. Spiel um dein Leben


ausgezeichnet

Suchst du noch oder spielst du schon?
K wird diese eine, schicksalhafte, beinahe tödliche Nacht nie vergessen. Die Nacht in der er das erste Mal von einem geheimen Spiel erfuhr. Auch heute kreisen seine Gedanken ständig darum, er schläft und isst kaum, ist definitiv besessen davon. Obsessiv sucht er nach Diskrepanzen, Zusammenhängen, Ungereimtheiten, zusammen mit seinen Freunden Baron und Chloe ist er auf der Jagd nach dem Spiel. Denn das Untergrundspiel ist streng geheim, niemand weiß wie, wann und wo man es spielt, doch eins ist klar: Wer spielt, der schweigt! Bald tauchen Gerüchte auf, das Spiel sei beschädigt, es jetzt noch zu suchen wäre lebensgefährlich. Als sich für K. die Diskrepanzen häufen muss er sich fragen ob das Zufall ist oder hat er begonnen Rabbits zu spielen?

Rabbits ist zwar Terry Miles Debüt Roman, doch im Unterhaltungsbusiness ist er so zu sagen ein alter Hase. Das merkt man dem Buch beim Lesen auch gleich an. Durchweg interessant, geheimnisvoll und mit jeder Menge Cliffhanger versehen, Jagd man dem Spiel mit K zusammen hinterher. Dreh und Angelpunkt des Buches ist das mysteriöse, gleichnamige Game, da niemand darüber redet, ist auch so gut wie nichts darüber bekannt. K hat sich schon immer für Muster, Ungereimtheiten und auffällige Gleichnisse interessiert und so lässt in dieses Spiel einfach nicht mehr los, er will dem Mysterium auf den Grund gehen, koste es was es wolle. Die Thematik um dieses Geheimnis umwobene Spiel hat mich sehr interessiert, die technische Komponente hat das ganze unglaublich gut ergänzt. Auch wenn ich mich nicht immer zu 100% mit den technischen und physikalischen Begriffen auskannte, war es gut verständlich eingebaut und teilweise sogar erläutert. Mein absolutes Highlight des Buches waren die unerklärlichen Phänomene, die ständig auftauchen, die manchmal zu unglaublich schienen um Zufall zu sein. Mit der ständigen Frage „spielt K gerade Rabbits oder verliert er endgültig den Verstand?“ Jagd uns Terry Miles durch das Buch. Er hat dabei ein sehr gutes Händchen für Effekte und den Spannungsbogen, ich könnte mir Rabbits auch sehr gut als Film vorstellen. Man sollte jedoch bereit sein, sich etwas auf die Story ein zulassen, da vieles fiktional ist und mit den aktuellen Möglichkeiten wenig reell erscheint. Doch eine Runde -Mensch ärger dich nicht- zwischen K, Baron und Chloe wäre auch bei weitem nicht so spannend und unterhaltsam gewesen. Für mich war es ein echtes Highlight, da mich selten ein Buch von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann zieht, so genial mit seinen Stilelementen spielt und mich sämtliche Begebenheiten hinterfragen lässt. Selbst an Setting und Charakteren gab es nichts auszusetzen. Auf die Auflösung war ich zwar sehr gespannt, fand sie jedoch nicht übermäßig überwältigend, kein Vergleich zur Story an sich. Möglicherweise fand ich es schade, dass es schon vorbei war und das Abenteuer bis dahin einfach so genial war, schwer so etwas mit einem Ende noch zu toppen. Deswegen spielte das Ende und das wie, zum Schluss, für mich nicht die größte Rolle. Hier war der Weg eindeutig das Ziel.

Fazit: große sog Wirkung, spannende Story, viel Mysteriöses. Bei Gamern und Rätsel Fans könnte es genauso gut ankommen. Dennoch ist es kein Thriller im herkömmlichen Sinne.

Bewertung vom 20.04.2022
Die Wut, die bleibt (MP3-Download)
Fallwickl, Mareike

Die Wut, die bleibt (MP3-Download)


schlecht

Die Flucht einer Mutter und das was bleibt

Helene ist Mutter von drei Kindern und ein einziger Satz am Abendbrot Tisch bringt das Fass zum überlaufen. Sie öffnet die Balkon Tür und stürzt sich in die Tiefe. Zurück bleiben eine Familie und die beste Freundin, was fehlt ist ihr Fixpunkt im Chaos des Lebens. Eben jenes muss aber weitergehen schon allein für die Kinder. Doch das Leben anderer Menschen sieht bekanntlich immer leichter aus als es in Wirklichkeit ist. Nur wer fremde Schuhe trägt und fremde Wege geht, kann auch fremde Entscheidungen verstehen.

Zu aller erst hätte dem Hörbuch ein Nachwort gutgetan, ich hoffe sehr, dass es im Buch eines gibt. Diese Erzählung einfach so im Raum stehen zu lassen, unerklärt, fühlt sich unrund an. Was am Ende blieb war tatsächlich Wut. Doch nicht auf Helene und ihren Suizid, Sarahs anfänglich überhebliche Einstellung der Mutterrolle gegenüber oder Lolas Entwicklung in diesem Buch. Nicht einmal auf das System, wo sie berechtigt wäre, denn viele der angesprochenen Themen in diesem Buch sind real, präsent und grauenvoll, doch die Wut die blieb betraf allein das Buch selbst und seine Autorin. Was will sie uns als Müttern, Opfern oder Heranwachsenden mit diesem Werk sagen? Noch wichtiger, was will sie der Welt mit diesen Zeilen sagen? Der Suizid einer völlig ausgebrannten Mutter wird in keinster Weise hinterfragt bis auf ein beleidigtes „du hättest durchhalten müssen“ und die beiläufig gemachte Erkenntnis über diesen 24/7 Job. Die Kinder hätten dringend Therapie oder zumindest eine Trauerbegleitung gebraucht aber irgendwie musste man ja die Kurve zur ausflippenden Teeny Tochter schlagen. Alles kein Grund zur Sorge, die beste Freundin kommt ja und wuppt das, wie schwer kann das alles schon sein. Gott sei Dank merkt sie schnell, dass es eben nicht so einfach ist, doch sitzt das wirklich fest in jemandem, der jederzeit die Option hat zu gehen? Es werden unglaublich viele Themen angeschnitten, sozialer Druck, herabwürdigendes Verhalten untereinander, Gewalt gegen Frauen, sexuelle Übergriffe, Rollenbilder, die Genderfrage und Bodyshaming um nur ein paar zu nennen. Diese Themen sind wichtig, weil sie reale und gravierende Probleme unserer Gesellschaft sind, umso wütender lies mich das Buch zurück, weil sie angeschnitten, erwähnt werden, wütend machen, aufwiegeln und dann stehen gelassen werden. Der bittere Nachgeschmack, bleibt am Ende bestehen, dass all diese benutzt wurde um eine Story zu fabrizieren und nicht mehr. Männer wurden hier als alleiniges Feindbild dargestellt. Natürlich gibt es sie an jeder Ecke, sie akzeptieren kein nein, sie packen nicht mit an, sie greifen dazu, wo es sie es nicht dürfen, sie entziehen sich der Verantwortung. Doch in diesem Buch gab nicht einen einzigen Mann der eine positiv zu wertende Interaktion zeigte. Die Antwort darauf ist Gewalt, wir bekämpfen Feuer mit Feuer und was noch schlimmer ist, diese Gewalt wir verherrlicht und unter dem Deckmantel des Feminismus, der zur Wehrsetzung und das Aufbegehren gegen das System verkauft. Es gibt keine guten Täter und Rache als Symbol der Befreiung zu bezeichnen ist erschreckend. Es werden Grenzen überschritten und das ist in diesem Buch völlig okay. Ich bin als Mutter entsetzt wie diese fordernde und auszehrende Situation als Stilmittel benutzt, wie Wut und Angst junger Menschen instrumentalisiert wurde und der Mann zum gemeinsamen Feindbild erhoben wird. Seid lieber die Mütter und Vater der Söhne und Töchter, die es irgendwann besser machen werden, seid untereinander füreinander da. Lolas „Slang“ war manchmal anstrengend, die Kapitelüberschriften machten das Ganze auch nicht viel besser. Die Sprachliche Umsetzung des Hörbuches war gut, ich hatte nur anfänglich Schwierigkeiten mich an eine der beiden Sprecherinnen zu gewöhnen, da sie mir von einem anderen Buch mit polarisierender Rolle noch zu stark im Gedächtnis war.

Fazit: was bleibt ist Wut und Unverständnis über dieses Buch, der bittere Beigeschmack, dass sehr ern

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Oliver Pötzsch schlägt wieder in Wien zu
Leopold von Herzfeld steht mal wieder vor Augustin Rothmayers Tür. Der neuste Tote aus dem Kunsthistorischen Museum fällt völlig aus der Rolle. Doch Rothmayer wäre nicht einer der renommiertesten Totengräber seiner Zeit, wenn er nicht auch darauf eine Antwort hätte. Zufälligerweise arbeitet er an einem neuen Buch und „Totenkulte der Völker“ geschrieben zu Wien 1894, liefert schnell einen Verdacht was es mit dem neusten Opfer auf sich haben könnte. Doch Leo scheint der Lösung ferner als zuvor und Augustin hat aktuell mit den Lebenden genug Probleme um sich auch noch damit zu befassen. Bis weitere Menschen sterben und sich die lage beginnt zu zuspitzen, denn in Wien scheint ein Wahnsinniger sein Unwesen zu treiben.

Das Mädchen und der Totengräber ist der 2. historische Kriminalroman um den Ermittler Leopold von Herzfeld und den Wiener Totengräber Augustin Rothmayer, von Oliver Pötzsch, der durch viele erfolgreiche Romane im historischen Genre bekannt wurde. Der Einstieg in die Geschichte konnte mich schon sehr begeistern, da das Thema ägyptische Ausgrabungen sehr interessant und vielschichtig ist. Die von ihm eingebauten Verbrechen waren durchweg gut konstruiert und keinesfalls 0815. Sein Protagonist hat sich, im Vergleich zum 1. Band deutlich weiterentwickelt. Dieses Mal war er mehr Herr der Handlung und auch der Ermittlungen. Dem Spott seiner Wiener Kollegen war der deutsche Kriminal Ermittler zwar weiterhin ausgeliefert, doch zeigt er dieses Mal die Tendenz sich dagegen zu behaupten. Das Beziehungs- auf und ab zwischen Julia und ihm, vor allem ihre wankenden Gefühle dieser Verbindung gegenüber waren jedoch zum Teil anstrengend. Auch im 2. Band bleibt uns der schrullig, eigenartige Totengräber mit dem unfassbar umfangreichen Wissen erhalten. Ein Charakter der den Roman um vieles bereichert und an Schläue, Herzlichkeit und trockenem Humor kaum zu übertreffen war, auch dieses Mal wieder mein heimlicher Star er Geschichte. Der Fall stand in diesem Buch etwas mehr im Vordergrund, die Ermittlungen waren strukturierter und kein blindes tappen im Dunkeln. Spätestens im Nachwort wird auch dem letzten klar, dass sich Oliver Pötzsch intensiv mit der Zeit, Begeben-, sowie Gepflogenheiten und Schauplätzen auseinandergesetzt hat. Denn in diesem Buch steckt überraschend weniger Fiktion als man es beim Lesen annehmen könnte. Bereits im ersten Roman war die Umsetzung des Wiener Dialekts ein absolutes Highlight und ich bin sehr froh, dass er dies auch im 2. Band wieder umgesetzt hat. Man fühlt sich einfach direkt in die Szene versetzt, was natürlich zuletzt auch seinem unfassbar angenehmen Schreibstil zu verdanken ist. Ein harmonischer Mix aus flüssiger Handlung und ausreichend Umgebungsbeschreibung, so dass sich die Bilder des geschehen wie von selbst im Kopf abzeichnen. Es ist möglich den 2. Band unabhängig zum ersten zu lesen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind aber um den Überblick über die zwischenmenschlichen Zusammenhänge zu behalten würde ich die Reihenfolge einhalten. Als Fan von historischen Kriminalromanen kann ich das Buch also uneingeschränkt empfehlen.

Fazit: gut recherchierter Kriminalroman im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem sogar das ein oder andere Körnchen Wahrheit zu Grunde liegt. Natürlich wieder mit unheimlich sympathischem Totengräber.