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knappenpower

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10 (eBook, ePUB)
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Andreas Föhr schreibt mit dieser Serie keine Thriller, die vor Blut triefen. Er schreibt Krimis, die einem auch ans Herz gehen (Wallners Opa) und die einen zum Lachen bringen (Leos und Manfreds Eskapaden). Er schreibt liebenswerte Krimis, ohne dabei vollständig in die „Cosy-Schiene“ zu rutschen, so dass man herrlich dem realen Leben für ein paar Stunden entfliehen kann. Eine richtig gut gelungene Mischung aus Verbrechen und Lokalkolorit.

Die Bücher leben von den 3 Charakteren Wallner, Leo und Manfred, Wallners Opa. Es ist immer wieder das bewährte Schema: Leo stellt irgendeinen Blödsinn an und findet dabei in der Regel eine Leiche. Der Blödsinn fliegt normalerweise im Laufe des Falles auf, egal, wie sehr Leo sich bemüht, genau das zu verhindern. Wallner ist dabei der „Moralapostel“ und versucht, sowohl den Fall zu lösen als auch Leo (und teilweise auch Manfred) aus der Schusslinie zu nehmen, soweit es ihm bei seiner pingeligen Einstellung zur Wahrheit möglich ist.

Bei dieser Serie gibt es daher im Grunde genommen auch nur zwei Optionen: Man mag diese Art Krimi oder man mag sie nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden; ich persönlich liebe Leo und Wallner und dabei ist es mir auch vollkommen egal, das bei den Dialogen bayerisch geschrieben wird. Man kann es sich zu 90% zusammenreimen, was die Leute sagen *grins*

Dieses Mal ist das Buch gespickt mit Rückblicken, die allerdings nicht die Sicht des Täters beschreiben (was mich bei anderen Büchern unheimlich stört), sondern die aktuellen Geschehnisse lediglich ansatzweise erklären. Aber sie erklären nicht zu viel und hören an einer bestimmten, für den Spannungsaufbau strategisch günstigen Stelle auf, so dass dem Leser nicht zu viel verraten wird. Man ist im Endeffekt immer auf dem gleichen Wissenstand wie Wallner und kann so fleißig mitraten, wer denn jetzt was wann verbrochen hat.

Natürlich weiß man als Serienfan eigentlich von Anfang an, von wem der Zettel ist, der Wallner übergeben wird und warum Leo so gehandelt hat wie er gehandelt hat. Auch was das Ende angeht, hatte ich mich schnell festgelegt und Recht behalten. Aber das ist mir bei dieser Serie so was von egal. Die Bücher sind keine Thriller, sondern es ist Unterhaltung und Spaß pur. Dafür volle 5 Sterne.

Bewertung vom 19.10.2022
Hinter der Dunkelheit
Johannsen, Anna

Hinter der Dunkelheit


sehr gut

Ich kenne die Autorin aus ihren anderen Serien um Lena (aktuelle Fälle) und Enna (Cold Cases) und habe die Bücher jeweils verschlungen. Jetzt war ich natürlich auf ihre dritte Serie gespannt und als ich dazu noch gelesen habe, dass nun auch ein Kriminalpsychologe mitspielt, hatte das Buch bei mir schon Vorschusslorbeeren ohne Ende. Ich liebe dieses „Eintauchen in den Kopf des Täters“ und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Protagonisten:
Zum einen Jan, Kriminalpsychologe, Ende 30, hat 10 Jahre in London gelegt und einen 9jähriger Sohn und zum anderen Hanna, KHK, Mitte 30, vorher bei der Bundeswehr (Militär-Polizei), erinnert Jan auch in ihrer Art an eine Berufssoldatin, die in Afghanistan gekämpft hat, was ja eher wenig schmeichelhaft ist.
Beide Charaktere sind gut gezeichnet und regen zu ausgiebigem Kopfkino an. Natürlich haben beide wieder ihr persönliches Päckchen zu tragen. Erfrischend war allerdings dabei, dass diese Päckchen immer nur kurz angerissen und nicht seitenweise erörtert wurden.

Der Schreibstil hat es mir wieder angetan. Sehr flüssig zu lesen, ohne dabei „platt“ zu wirken.
Die Story ist ebenfalls top und gut durchdacht; es bleiben am Ende keine Fragen offen.

Das einzige Manko ist, dass es dieses Mal irgendwie „flacher“ wirkt. Ich kam auch gar nicht so in die Geschichte rein wie sonst. Mich hat irritiert, dass sich Hanna so früh auf einen angeblichen Täter festgelegt hat. Geht es tatsächlich ausschließlich um das Überführen des Täters? Ich konnte es nicht glauben und deshalb war lange ein unsicheres Gefühl da, wobei dadurch bedingt bei mir auch keine richtige Spannung aufkam. Durch die reine, wenn auch unkonventionelle Ermittlungsarbeit ohne das, was mich eigentlich fasziniert, nämlich zu erraten, wer der Täter ist und warum, hat mich auch das Ende nicht wirklich gepackt. Daher ein Punktabzug für Spannung.

Irritierend fand ich ebenfalls, dass Hanna immer mit vollem Namen genannt wurde: Hanna Will. Warum? Jan ist auch nur Jan. Für mich war das sehr störend, obwohl ich den Hintergrund (dass, was Hanna will, wird auch gemacht) natürlich verstanden habe.

Bewertung vom 19.10.2022
Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10 (eBook, ePUB)
Voosen, Roman; Danielsson, Kerstin Signe

Die Spur der Luchse / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.10 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Diese Serie hat es mir auf jeder Ebene angetan:
Die Charaktere sind top, nahbar und sehr menschlich und der Schreibstil der Autoren ist für mein Empfinden mega --- schwedisch halt.
Bis auf eine einzige Ausnahme haben mich alle Bücher gefangen und enorm gut unterhalten.

Ich war von Anfang an sehr gespannt, wie die Autoren die Serie weiterführen. Die Hauptneugier lag selbstverständlich darauf, wie Stina zurückkommt (beim letzten Buch war es ja mehr ein „nebeneinander ermitteln, ohne etwas voneinander zu wissen“) und ob sie überhaupt zurückkommt oder das Schema des vorletzten Buches weitergeführt wird. Für mich ist die Zusammenführung diesmal 100% besser gelungen als beim letzten Mal. Daumen hoch dafür.

Wie immer war es zu Anfang verwirrend. Der Prolog, die kursiv gedruckten Abschnitte und die aktuellen Geschehnisse kann ich auch nach 1/4 noch nicht richtig in Einklang bringen, was natürlich die Spannung sehr erhöht hat. Wobei es beim Prolog am extremsten war, denn die kursiven Abschnitte konnte ich in gewisser Weise den aktuellen Geschehnissen zuordnen, aber der Grund für genau dieses Vorgehen und genau diese Opfer hat sich mir sehr lange nicht erschlossen und genau das hat mir richtig gut gefallen.

Im Laufe des Buches wurden dann so nach und nach die Zeitspannen zwischen dem Prolog, den kursiven Abschnitten und der Gegenwart aufgelöst, aber erst kurz vor der Hälfte des Buches begann ich den Grund zu erahnen, ausgelöst durch ein kleines Pronomen. Dachte ich zumindest ☺

Ganz großes Kino für Leser, die mitraten wollen und ganz tief in ein Buch einsinken können.

Besonders gelungen fand ich den Epilog, der sich nicht nur auf den Fall bezog, sondern jedem der Charaktere ist ein eigenes, kleines Kapitel gewidmet worden. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Stina „so richtig“ zurückkommen wird.

Bewertung vom 28.09.2022
Schmerzwinter
Sander, Aaron

Schmerzwinter


gut

Ein -für mich- neuer Autor ist immer wieder spannend. Fängt er mich mit seiner Art zu Schreiben und seiner Geschichte ein? Wie nah kann er mir seine (Haupt)Charaktere bringen?

Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen und die Charaktere sind eigentlich gut beschrieben: Jan der Draufgänger mit Problemen und Anna die Verständnisvolle, aber scheinbar auch mit familiären Problemen. Allerdings unterlässt es der Autor, Angaben zum Alter seiner Charaktere zu machen und das ist nicht gut für‘s Kopfkino. Der Leser kann das Alter nur schätzen. Jan Mitte 40 und Anna Anfang 30?

Was das Buch angeht, so richtet sich der Autor nach dem -für mich leider- übliche Aufbau der Story: Zu Anfang wird auf der einen Seite der Ermittler zum Leichenfund gerufen und seine privaten Probleme angeschnitten und auf der anderen Seite das nächste Opfer beschrieben und damit die Schilderung der nächsten Tat. Das setzt sich auch während des gesamten Buches fort; also alles nach „Schema F“.

Nach der Hälfte des Buches ist aber leider immer noch nichts richtig passiert. Kein Fortschritt in der Ermittlung, keinerlei Spannung und fast nur Schilderungen von Jan‘s Problemen. Dazu kommt noch, dass nach nicht mal 2/3 des Buches der Täter schon feststand und es eigentlich „nur“ darum ging, ihn zu fassen.

Das ist leider nicht das, was ich lesen möchte. Ich möchte mitraten, bestenfalls bis zum Schluss, und ich möchte Spannung in der Geschichte, gefesselt werden und das Buch nicht aus der Hand legen wollen. All des habe ich bei Schmerzwinter leider nicht gefunden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2022
Die Blutliste / Martin Abel Bd.4 (eBook, ePUB)
Löffler, Rainer

Die Blutliste / Martin Abel Bd.4 (eBook, ePUB)


weniger gut

Ich habe sehr lange auf die Fortsetzung warten müssen. Deshalb habe ich mir auch zunächst das Ende von „Der Näher“ nochmal durchgelesen. Ist ja schon eine ganze Weile her. Und vielleicht gerade weil ich mich so gefreut habe, dass es endlich weitergeht, war ich am Ende sehr enttäuscht.

Der Anfang war - gelinde gesagt - einfach nur ekelig, was mir das Eintauchen in die Geschichte sehr schwer gemacht hat. Die Tat wurde extrem plastisch erzählt, was sich später immer mal wieder wiederholt. Da ich über ein ausgeprägtes Kopfkino verfüge, habe ich später diese Passage einfach nicht mehr gelesen.

Zu Anfang war für mein Empfinden auch zu viel Dunkelheit in Abels Gemüt.

Auch fehlten mir die Erklärungen zu seinem Verhalten, was gerade für Quereinsteiger noch schlimmer sein muss. Warum schleppt er Karl mit? Ich weiß, er stellt für ihn den Mörder da, mit dem er sich „unterhalten“ kann. Abel braucht die Angst, um zu denken wie der Täter. Aber woher kommt die Angst vor Karl? Und warum zieht er ausgerechnet Doris hinzu? Sie arbeitet gar nicht im Außen-, sondern im Innendienst. Da fehlt sogar mir die Erklärung bzw. Erinnerung.

Dadurch, dass ich versucht habe, das alles zu verstehen, bin ich überhaupt nicht in die Geschichte reingekommen. So richtig gepackt hat es mich erst nach der Schilderung der Geschehnisse in LA. Und da hatte ich schon fast die Hälfte des Buches hinter mir.

Dazu denn die Kapitel über den Wolf mit dem anschließenden „Kampf“ … für mich vollkommen unglaubwürdig.

Und was ist mit dem Friedhofswärter? Erst ist er im Todeskampf und dann später doch nicht tot? Ein logischer Fehler?

Dazu kommt noch, dass das Motiv, und damit auch der Täter, durch die (kursiv geschriebenen) Rückblicke in die Vergangenheit relativ schnell klar sind, auch wenn der Täter weder durch Beschreibung noch durch Namensnennung klar definiert ist. Aber man weiß eben, wer und warum und das hat mir das Mitraten so richtig madig gemacht.

Und die -ebenfalls kursiv gedruckten- Abschnitte, in denen in Bezug auf Abel Du statt Er geschrieben wurde, habe ich überhaupt nicht verstanden.

Vielleicht bin ich auch nur zu dumm für dieses Buch.

Bewertung vom 27.08.2022
Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12 (eBook, ePUB)
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bitte mehr davon

Ich bin ein Fan der Serie, das gebe ich unumwunden zu, und habe gespannt auf die Fortsetzung gewartet. Chris Carter ist für mich einer der besten Autoren. Sein Schreibstil ist einfach im Sinne von leicht zu lesen, aber nicht „platt“. Er fesselt die Leser und schafft es immer wieder, dass man einfach nicht aufhören kann. Seine Charaktere haben genau die Tiefe, die ich mir wünsche, ohne die private Seite zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Dabei erzählt er die Geschichte so anschaulich, dass man gar nicht anders kann, als das Kopfkino anzustellen und nicht wieder abstellen zu können.

Die Bücher dieser Serie waren bislang allgemein nichts für schwache Nerven, aber immer noch im Rahmen dessen, was ich vertragen kann. Dieses Mal -wobei ich immer mit einem ausgeprägten Kopfkino lese- ist es teilweise aber doch sehr hart, da die Taten noch ausführlicher und noch plastischer beschrieben werden als sonst. Trotzdem konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen.

Auch dieses Mal ist die Story wie immer fesselnd und spannend. Als begeisterter Leser der Serie war ich sofort wieder mittendrin, es nicht mal 1 Minute gedauert. Kein Grübeln á la „wie war das nochmal?“ oder „wer war das nochmal?“, was sich bei anderen Serien schon mal einstellt, wenn seit dem letzten Buch 1 Jahr oder mehr vergangen ist.

Um die Ermittlungen herum baut Chris Carter wieder viele verständliche Erklärungen ein, so dass man als Leser ohne Probleme nachvollziehen kann, was und warum die Ermittler in eine bestimmte Richtung denken bzw. handeln.

Zwischendurch hatte ich immer wieder das Gefühl, alles durchschaut zu haben. Der Hinweis bei einem Verhör war in meinen Augen doch schon sehr eindeutig und ich war teilweise fast schon frustriert: So früh hatte ich den Mörder entlarvt und hat Hunter es übersehen. Unglaublich. Allein schon für diese extrem gut gelungene Irreführung (wenn sie denn beabsichtigt war) verdient das Buch 5*.

Bewertung vom 15.06.2022
Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1 (eBook, ePUB)
Almstädt, Eva

Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Ich kenne von der Autorin nur die Akte um die Kommissarin Pia Korittki. In dieser neuen Serie steht die Hauptperson quasi „auf der andere Seite“. Sie ist nicht Polizistin, sondern Verteidigerin, die mit einem Journalisten zusammenarbeitet, was natürlich zunächst sehr ungewohnt ist. Aber wenn man sich auf die Charaktere einlässt, vergisst man Pia schnell und wartet nicht darauf, dass sie gleich auftaucht.

Wer sind die Protagonisten?
Zum einen Fentje: Eine taffe Frau, die als Waise bei den Großeltern eher arm aufgewachsen ist und es trotzdem geschafft hat, Jura zu studiert. Sie hat ihr Büro auf der Farm der Großeltern eingerichtet, kümmert sich um ihre Nichte, während der Bruder weit weg sein Geld verdient, und hilft nebenbei auf dem Hof (Schafzucht) aus.
Zum anderen Niklas: Reich aufgewachsen mit einem schlechten Verhältnis zu seinem Vater. Ansonsten äußerst selbstbewusst (es sei denn, es geht um seine Ex-Freundin, deren Katze Blofeld -cooler Gag- weiterhin bei ihm lebt). Er macht was ihm Spaß macht, nämlich als freier Journalist arbeiten.
Eigentlich super Voraussetzungen für eine explosive Beziehung bis zum Kuss. Allerdings kommt das leider bei mir überhaupt nicht rüber.

Zu Anfang war der Aufbau des Buches zudem für mich irritierend. Kurze Abschnitte innerhalb eines Kapitels, wobei die Abschnitte zwischen verschiedenen Personen hin und her gewechselt sind. Manche Abschnitte gehen gerade mal knapp über eine Seite und somit wird man als Leser zu Beginn mit so vielen verschiedenen Personen „überschüttet“, dass selbst ich, wo ich i.d.R. für die Rezession bereits beim Lesen mitschreibe und mir Personen gut merken kann, den Überblick verloren habe. Zumal ich natürlich auch nicht wusste, inwieweit diese Personen wichtig oder nur Randfiguren sind.
Deshalb fiel mir der Einstieg zunächst sehr schwer, da es mir durch die sehr kurzen Abschnitte, der ständige Wechsel innerhalb eines Kapitels und die Unmenge an Personen schwer gemacht wurde, mich in die jeweilige Situation hineinzuversetzen.
Natürlich ergibt alles im Nachhinein einen Sinn, aber es war für mich halt schwer zu greifen und als dann die Teile alle an die richtige Stelle gefallen waren, war es fast schon zu spät, um meinen negativ angehauchten Eindruck abzuschwächen. Erst ab Kapitel 11/43 wurde es besser und damit das Lesen auch flüssiger.

Viele Abschnitte enden zudem aber auch sehr abrupt und man hat das Gefühl: „Da fehlt doch was, da muss doch noch was kommen“. Die Geschehnisse im Anschluss an diese abrupten Enden werden zwar später teilweise als Gedanken von Fentje oder Niklas erzählt, aber dadurch fehlt natürlich der Fluss.
So ist Fentje z.b. bei der Haushälterin des Pfarrers. Mitten im Gespräch wird dieser Abschnitte beendet. Später stellt sich heraus, dass Fentje scheinbar eine Ohrfeige von der Haushälterin erhalten hat. Warum wird aber nicht erklärt. Für mich unbefriedigend und abgehackt.

Im Großen und Ganzen war das Buch für mich, ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll, eher „hausbacken“. Die Serie um Pia fand ich – bis auf das letzte Buch – immer fesselnd und mitnehmend. Das hat mir hier vollkommen gefehlt. Ich fühlte mich eher an eine andere Autorin erinnert, deren Bücher in Ostfriesland spielen und von der ich dieses „hausbackene“ gewohnt bin. Diese Bücher sind relativ kurz und handeln von „Hausfrauenermittlungen“ (nicht negativ gemeint). Von Frau Almstädt bin ich so etwas aber überhaupt nicht gewohnt.

Was mich am meisten gestört hat, und da kann man mich ruhig pingelig oder kleinlich nennen, sind die aufgetretenen Ungenauigkeiten. Einige Beispiele:
• Die Katze liegt auf der Tastatur und Niklas gibt einen Suchbegriff bei Google ein. Wie soll das gehen?
• Es herrscht Ausgehverbot im Internat inkl. Wachschutz und trotzdem sind die Jugendlichen im Bondi, ohne jede Erklärung, wie sie das Internat verlassen konnten.
• Dann wird nebenbei erwähnt, dass die Oma leichte Demenz hat, ohne vorher auch nur irgendwas in der Richtung zu b

Bewertung vom 15.06.2022
Die Leere der Nacht
Hartung, Alexander

Die Leere der Nacht


gut

Ich kenne den Stil des Autors aus einer anderen Serie und komme eigentlich gut damit klar. Flüssig und verständlich, die Schilderungen eher kurz und knapp statt ausschweifend. Dieses Mal allerdings war es mir ein bisschen zu knapp.

Alina, Elias und Lennert werden als Personen so gut wie nicht erklärt/beschrieben. Auch die Vergangenheit hätte meiner Meinung nach erklärt werden müssen. Wie soll sich sonst ein Quereinsteiger zurechtfinden bzw. hineinversetzen können? Ich selbst hatte schon nach 1 Jahr Probleme, mich genau an die Geschehnisse im ersten Buch zu erinnern. Für Quereinsteiger fehlt alles, was einem die Drei näher bringt. Wer sind diese Personen? Welchen Background haben sie? Wie haben sie zueinander gefunden und warum?
Man will doch die Charaktere kennen lernen. Hier wird nicht dazu geschrieben. Wer ist/war Elias? Und wer ist/war Lennert? Warum läuft er als alter Mann herum? Das sind doch Dinge, die wichtig für das Verständnis der Personen sind. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, was Herr Hartung sich dabei gedacht hat, den Leser so im Regen stehen zu lassen.
Und so Gags wie z.B. Lennert und der Schweinebraten verstehen dadurch auch nur diejenigen, die auch das erste Buch gelesen (und sich diese Passage gemerkt) haben.

Erst auf Seite 44 wird Alina kurz angerissen. Aber auch nur, warum sie nicht mehr Polizistin ist. Auf Seite 159 wird Elias‘ Vergangenheit als Söldner und auf Seite 173 Lennerts frühere Betrügereien erwähnt. Ich finde, das ist viel zu spät, um richtig in das Buch und insbesondere die Personen eintauchen zu können.

Auch wird z.B. nicht erklärt, warum Alinas Vater im Koma liegt. So Sachen kann man sich doch über das Jahr nicht merken (falls es im ersten Buch überhaupt erwähnt wurde). Auch wenn es für die Geschichte vollkommen unwichtig ist, hätte ich es gerne gewusst und es hinterlässt bei mir ein unbefriedigendes Gefühl.

Der „Fall“ selbst hat mir dieses Mal leider auch nicht so gut gefallen. Es gibt nur schwarz und weiß, kein grau und damit auch keine Überraschungen.

Bewertung vom 15.06.2022
In dunklen Tiefen
White, Loreth Anne

In dunklen Tiefen


ausgezeichnet

Das Buch beginnt mit dem Gang zum Gericht und den Gedanken der -angeblichen?- Mörderin. Es sind verstörende Gedanken über Schauspielerei und darüber, der Jury Geschichten verkaufen. Ein Buch über den perfekten Mord?

Die Kapitel wechseln zwischen dem Gerichtsverfahren (aktuell) und Rückblicken (Ellies früheres Leben, Leichenfund, Ermittlungen) sowie die vorprozessuale psychologische Begutachtung, die auch in die Kindheit zurückgeht, wobei die aktuellen Ereignisse immer sehr kurz beschrieben sind, die Rückblicke, insbesondere aus Sicht von Ellie, dagegen sehr ausführlich.

Der Stil ist, wie ich es gewohnt bin, hervorragend. Einfach, aber nicht „platt“, dazu flüssig, aber enorm anschaulich. Gleich im ersten Rückblick ist z.B. die Umgebung sehr plastisch beschrieben. Ich kenne das Land und die Gegend nicht, war aber sofort im Kopfkino da.

Alles, außer den geschilderten Ermittlungen, ist in der Ich-Form geschrieben. Natürlich ist man als Leser somit nicht objektiv, aber es bleibt jedem selbst überlassen, inwieweit er sich damit beeinflussen lässt.

Es ist überaus interessant, die Vorgeschichte aus Ellies alleiniger Sicht zu lesen. Was ist real und was ist Einbildung? Ellie ist seelisch labil durch den frühen Tod ihrer Mutter, die gestörte Beziehung zu ihrem Vater und den Geschehnissen um ihre Tochter und ihre Ehe. Aber lässt sie sich deshalb so offensichtlich manipulieren? Oder bildet sie sich das alles ein und sieht alles „durch die Brille“ einer traumatisierten und von Selbstzweifeln zerfressene Frau? In Australien kommen alle Ängste von Ellie wieder hoch. Angst, Martin zu verärgern oder ihn zu verlieren. Angst vor ihrer Entscheidung, in als Geschäft zu investieren. Angst vor anderen Frauen, die Martin ihr vorstellt und die nach Ellies Auffassung Geheimnisse mit Martin oder ein Verhältnis mit ihm haben.

Den Leser werden zwei Möglichkeiten gegeben: Ellie hat Recht und Martin manipuliert sie, nutzt sie aus, versetzt sie absichtlich in Panik und gibt etwas in ihre Getränke, dass sie betrunken wird oder zumindest zu sein scheint. Oder ist Ellie doch psychisch krank, süchtig und paranoid. Je nach Sichtweite ergibt zunächst alles einen Sinn und ist logisch. Aber welche Sichtweise stimmt?

Und dann taucht plötzlich eine dritte Person, der Beobachter, auf. Ellie sieht Personen im Auto oder im Nachbarhaus. Wer bzw. was ist das? Einbildung oder gezielte Verunsicherung? Gibt es diese Person überhaupt?

Und die Auflösung …………. war der HAMMER

Am liebsten hätte ich 10 Sterne vergeben!

Bewertung vom 16.05.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2 (eBook, ePUB)
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe die Autoren erst kürzlich für mich entdeckt und war beim ersten Buch „Der andere Sohn“ sowohl vom Schreibstil als auch von der Geschichte hellauf begeistert, weil das Buch nicht nur flüssig, sondern auch fesselnd und spannend geschrieben war. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an den Folgeband. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Aufbau des Buches war auch im zweiten Teil wie gehabt. Die Autoren springen wieder Kapitel für Kapitel zwischen John und der anderen wichtigen Person -diesmal Alicia- hin und her.

Das Buch selbst schließt nahtlos an den ersten Teil an. Es ist nur 1 Tag vergangen und ich war bin froh, dass ich das erste Buch ein paar Wochen zuvor gelesen hatte und somit noch voll im Bilde war. Aber durch die eingestreuten Hinweise auf die Vorgeschichte von John und Trevor kommen wohl auch Quereinsteiger gut klar.

Im ersten Teil wird wieder mit Johns Vergangenheit begonnen und ein Fall ist nicht in Sicht. Es ist schon fast ein bewährtes Schema und es wirkt. Man will nicht aufhören, sondern wissen, worauf das alles hinausläuft. Der Plan funktioniert also. Auf der einen Seite John und seine privaten Probleme und auf der anderen Seite der Fall und damit Alicia. Immer wenn es richtig spannend wird, wird gewechselt. Und je mehr ich lese, desto verwirrter werde ich in Bezug auf Trevor und die Verfolger. Einfach nur herrlich gemacht, wobei ich die Lösung mit Trevor nicht optimal fand.

Der zweite Teil steht unter dem Motto: Motto: Wie weit darf ich gehen, um mein Leben zu schützen.
Was sich am Ende des ersten Teils andeutet, setzt sich im zweiten Teil fort und ich wusste zunächst nicht, ob mir das gefällt.

Später nimmt der Fall auf und Mona bringt frischen Wind ins Geschehen und John in Bedrängnis. Plötzliche Wendungen und Überraschungen steigern die Spannung wieder so hoch, wie ich es gar nicht mehr erwartet hatte. Und wenn du denkst, es verstanden zu haben, kommt der nächste Hammer und alles ist wieder anders als gedacht.

Volle Punktzahl für ein hervorragendes Buch.