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Benutzername: 
minjo
Wohnort: 
Reutlingen

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


gut

Das sehr gelungene Cover und der Klappentext hat mich als Joggerin natürlich sofort neugierig gemacht: Was für eine schaurige Vorstellung, dass ein Fremder meine Laufstrecken kennt und mich irgendwo abpasst, brrrrrr.....

Die Geschichte spielt in Hamburg, wo sich Hauptkommissar Jens Kerner innerhalb weniger Tage einem herausfordernden Fall gegenübersieht: Mehrere Joggerinnen, die ihre Laufstrecken online in einer Laufgruppe posten, werden während ihres Lauftrainings abgepasst und grausam zu Tode stranguliert. Zeitgleich fällt sein guter Freund und Kollege im Dienst einem Verbrecher zum Opfer. Schnell wird klar, dass beide Fälle zusammenhängen und schließlich sind es Jens Kerner und seine Partnerin Rebecca, denen die Zeit davonläuft: können sie den Täter rechtzeitig identifizieren und aufhalten?

Von Andreas Winkelmann hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber natürlich ist mir sein Name wohlbekannt im Krimi-Genre. Sein Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig, schnörkellos und kommt in überschaubaren Kapiteln zügig zur Sache. Die Geschichte startet rasant und spannend, doch leider flacht der Spannungsbogen zur Mitte und Ende hin immer mehr ab. Das mag daran liegen, dass man als Leser zwar viel über Jens Kerner erfährt, leider bleiben aber vor allem die Opfer und auch der Täter und dessen Motivation sehr konturlos und blass. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Tiefgang gewünscht, statt fast schon wie in einem Nebensatz am Ende des Buchs zu erfahren, was ihn zu seinen Taten veranlasst hatte. Gerade die Motivation des Täters war mir zu sehr konstruiert, einige Handlungsweisen diverser Charaktere und Ermittlungsansätze nicht immer schlüssig und leider blieben am Ende so manche Frage offen. Stattdessen wird anschaulich beschrieben, wie der als "Dirty Harry" berühmt-berüchtigte Ermittler Jens Kerner mit teils unkonventionellen Methoden und seinem imposanten knallroten 68-er Truck namens "Red Lady" durch Hamburg brettert und allerlei Spuren verfolgt und dabei in der einen oder anderen Sackgasse landet. Das ist durchaus unterhaltsam, doch so manches Mal drängte sich mir der Eindruck auf, dass der Autor sich selbst in der Rolle von Jens Kerner beschreibt und allzu viele amerikanische Serien geschaut hat, denn in diesem Krimi spielt definitiv er recht plakativ die große Hauptrolle. Der Fall selbst bleibt leider recht oberflächlich, obwohl die Story an sich wirklich viel Potential gehabt hätte, aus dem Vollen zu schöpfen und in die Tiefe zu gehen.

Was mir beim lesen immer wieder auffiel und zunehmend störte waren Wendungen wie "...die Windmüller fragte ihn..../ die Sittler schüttelte den Kopf" etc. Das mag umgangssprachlich okay sein, aber in einem Roman hört es sich herablassend an, so über andere (überwiegend betraf es Frauen) zu schreiben. Das mag natürlich sujektiv von jedem anders empfunden werden - mich hat es in der Häufigkeit, in der diese Wendungen vorkamen, jedoch zunehmend irritiert. Ansonsten fand ich das Ermittlerpaar Jens und Rebecca aber durchaus gelungen und auch sympathisch.

Fazit: Solide Krimiunterhaltung für kurzweilige Stunden.

Bewertung vom 29.05.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Da ich den ersten Band dieser Serie gelesen habe und mir dieser sehr gut gefiel, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit dem zweiten Fall "Nordwestzorn" gut anknüpfen konnte. Und sie konnte!

Das Thema geht wohl jedem unter die Haut: ein Kind verschwindet spurlos aus dem Sommercamp. Sechzehn Jahre vergehen und der damalige Sommercamp-Leiter - seinerzeit der Hauptverdächtige und so lange gemoppt, bis er mit seiner Frau ins Ausland zog - ist wieder zurück in SPO. Geht die Hexenjagd nun wieder von vorne los? Sein plötzliches Verschwinden lässt nichts gutes ahnen. Und da kommt auch schon das bereits bewährte Ermittler-Team zum Einsatz: Anna Wagner ist zurück in SPO, denn sie übernimmt die neu eingerichtete Vermisstenstelle und nimmt sich mit dem langsam auftauenden Dienststellenleiter Hendrik Norberg und dem sympathischen Nils diesen Cold Case vor. Doch aufgescheucht von den wiederaufgenommenen Ermittlungen überschlagen sich sehr bald die Ereignisse...

Mir sind Anna Wagner und Hendrik Norberg bereits im ersten Band ans Herz gewachsen, denn die Autorin nimmt sich viel Zeit für Ihre Charaktere und das schätze ich sehr, da ich so am besten einen persönlichen Zugang zu ihnen finde. Beide sind authentisch beschrieben und haben ihre Ecken und Kanten, so kommt es auch in diesem Fall durchaus einmal zu Meinungsverschiedenheiten, die aber zur Entwicklung der Personen und des Plots beitragen. Schon beim Prolog, der das Verschwinden des Jungen im Jahre 2004 thematisiert, ergeben sich dem Leser zwangsläufig Fragen: Was ist aus den damaligen Verdächtigen geworden, wie sind die Eltern mit dem spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und der damit verbundenen quälenden Ungewissheit zurechtgekommen, warum wurde der Fall in der Zwischenzeit nicht wieder erneut betrachtet, usw. Diese Fragen wurden im Verlauf des Buches Stück für Stück geklärt und so die Spannung erhöht, was die Auflösung betrifft.

Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte inhaltlicher Art. Was mich etwas störte, waren z.B. Nachlässigkeiten wie diese: Hendrik und Anna fahren zusammen (in einem Auto) nach Flensburg (Hendrik fährt), dort trennen sich nach ihrem gemeinsamen Termin ihre Wege, Hendrik fährt nach SPO zurück und Anna nach Hamburg weiter und sie kommt komischerweise dann mit ihrem eigenen Auto zurück nach SPO. Wie geht das denn? Andere Baustelle: Johannsen lässt Hendrik zu sich ins Haus und bietet ihm sogar einen Kaffee an, ohne zu wissen, um was es geht, obwohl sich die beiden spinnefeind sind? Das sind für mich nicht ganz nachvollziehbare Handlungsweisen oder vielleicht auch nur Nachlässigkeiten, die die Autorin zu wenig ausgeführt hat. Mit fehlte es vor allem in vielen Dialogen an Ausführlichkeit, oft wurde hier die "Abkürzung" genommen und ein Großteil wichtiger Gespräche einfach in wenigen Sätzen zusammengefasst. Trotz allem stimmt für mich das Gesamtpaket und ich hatte Spaß bei der Lektüre. Meine romantische Ader hofft zudem, dass Anna und Hendrik auch irgendwann als Paar zueinanderfinden, daher freue ich mich heute schon auf den dritten Band und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen.

Fazit: Absolute Leseempfehlung für alle, die einen spannenden Krimi mit zwei authentischen, sympathischen Ermittlern und viel Lokalkolorit zu schätzen wissen.

Bewertung vom 25.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Wer war die Frau des bedeutenden britischen Staatsmannes und Premierministers, der im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte schrieb? Über sein politisches und schriftstellerischen Wirken kann man alles nachlesen, doch über sein privates Leben wurde nicht allzu viel bekannt. Darüber und noch viel mehr erfährt der Leser aus der Perspektive seiner Frau Clementine.

Die Autorin schreibt aus der Perspektive Clementines und im Präsens. Dadurch gelingt es ihr hervorragend, Nähe und Vertrautheit entstehen zu lassen und diesem ungewöhnlichen Paar auf einer sehr persönlichen Ebene zu begegnen. Niemand verstand es so wie Clementine, mit diesem schwierigen Mann umzugehen. Churchill war extrem fordernd und selbstbezogen, alles hatte sich um ihn zu drehen und oft verhielt er sich wie ein launisches Kind. Trotz aller Sympathie für Clementine fand ich es irritierend, wie oft betont wurde, dass Churchill ohne Clementine "total hilflos wäre und ohne sie nicht zu politischen Entscheidungen finden würde". Das fand ich dann doch schwer vorstellbar. Man bekommt den Eindruck, als ob Winston Churchill's Erfolg allein auf Clementine's Einfluss zurückzuführen wäre - zumindest aus ihrer Sicht. Während die erste Hälfte des Buchs sehr unterhaltsam und informativ war, war die zweite Hälfte etwas langatmig und fand einen netten Abschluss mit dem Kriegsende und Clementines Rückkehr aus Russland an Winston Churchill's Seite. Sehr schade, dass es hier nicht noch etwas weiterging, denn wie geschichtlich belegt, wurde es danach noch einmal richtig spannend bei den Churchill's.

Fazit: Ein empfehlenswerter Roman über das Leben und Wirken der Churchill's mit einem persönlichen Blick hinter die Kulissen auf das, was nicht in den Geschichtsbüchern steht.

Bewertung vom 24.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


ausgezeichnet

Einen Krimi an einem touristisch sehr beliebten Ort ist an sich nichts neues, hat sich aber bewiesenermaßen in den letzten Jahren bewährt. So verknüpft auch hier so mancher Leser Urlaubserinnerungen mit den beschriebenen Lokalitäten und darf sich wieder etwas wohlig beim Gedanken gruseln, dass auch idyllische Städtchen wie St. Peter-Ording eine Schattenseite haben können.

Der Einstieg schafft schon die nötige Atmosphäre: Zwei Polizisten finden während ihrer Streife zwei Opfer eines Verkehrsunfalls auf der regennassen, dunklen Strasse. Die Frage, wer dafür verantwortlich ist, wird natürlich nicht beantwortet. Kurz darauf verabschiedet sich der Dienststellenleiter der Schupo von St. Peter-Ording in den Ruhestand und der Leser lernt den Nachfolger Hendrik Norberg kennen und fühlt mit ihm mit, denn er hat vor drei Monaten seine Frau verloren und verzichtet auf eine Karriere als Leiter der Mordkommission in der großen Stadt, um für seine Kinder dasein zu können. Zeitgleich nimmt die aus Bayern stammende, kürzlich geschiedene, Kriminialoberkommissarin Anna Wagner Ermittlungen in einem Vermisstenfall in St. Peter-Ording auf. Dem aufmerksamen Leser ist natürlich klar, dass alles irgendwie zusammenhängt. Wie es sich für einen anständigen Krimi gehört, gibt es mehrere Verdächtige, die alle ein Motiv haben könnten und auch einige Spuren, die ins Nichts führen...

Mir gefällt der flüssige, bildhafte Schreibstil ausnehmend gut. Die beiden Hauptpersonen, Hendrik Norberg und Anna Wagner, sind gut gezeichnet, so dass man sich sowohl optisch als auch charakterlich ein Bild machen kann. Mir sind die beiden im Laufe ihres "Falles" immer mehr ans Herz gewachsen, ob ich es wollte oder nicht. Die Geschichte ist sehr interessant und gut durchdacht, hätte aber durchaus etwas mehr Spannung hier und da vertragen. Auf den Spuren der Verdächtigen lernt man die Stadt und deren Umgebung etwas kennen und bekommt Lust, am endlosen Strand entlangzuwandern, Matjesbrötchen zu essen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Das Cover mit seiner etwas düsteren Nordsee-Stimmung passt sehr stimmig zum Inhalt. Die Kapitelgestaltung mit den Rettungsringen zu Beginn jedes neuen Kapitels ist ebenfalls gelungen.

Dieser Krimi ist der Einstieg in eine neue Serie um ein überaus sympathisches Ermittlerduo in einem idyllischen Setting. Ich freue mich heute schon auf den nächsten Fall und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen, denn nun habe ich im wahrsten Sinne des Wortes "Blut geleckt".

Klare Empfehlung für alle, die einen guten Regionalkrimi zu schätzen wissen!

Bewertung vom 07.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Ich freue mich sehr über diesen Roman aus einer Kultur, die uns in vielem doch sehr fremd ist: (Süd-)Korea. Ein Land, das vor allem durch seine technischen Fortschritte in der westlichen Welt bekannt und angesehen ist, doch über das Leben - vor allem das der Frauen - weiß man eigentlich nicht viel.

Das Cover des kleinen, schmalen Buches verkörpert das Thema des Buches schon sehr gut: eine gesichtslose Frau vor einer modernen Skyline. Doch schnell entdeckt man zwischen den Buchdeckeln, dass es sich um ein gesellschaftspolitisches Thema handelt und eigentlich die Geschichte unzähliger Frauen - übrigens nicht nur in Korea -, die tagtäglich versuchen, den hohen Erwartungen von Familie und Gesellschaft gerecht zu werden. Mädchen sind in vielen Ländern leider auch heute noch nicht so "wertvoll" und angesehen wie Jungen und das zieht sich durch ihr ganzes Leben. Die meisten fügen sich, manche zerbrechen daran oder werden krank.

Der Schreibstil der Autorin ist klar und prägnant. Nüchtern wird von Kim Jiyoung's Kindheit, ihrer Familie und ihrer jetztigen Lebenssituation berichtet. Doch gerade durch diese Nüchternheit - ihre Geschichte wird von ihrem Therapeuten erzählt - ging mir die Geschichte Kims umso mehr unter die Haut! Sie steht stellvertretend für das Schicksal vieler Frauen und man kann nur hoffen, dass in Korea irgendwann ein Umdenken stattfindet und das Arbeitsleben der Frauen auch nach der Geburt eines Kindes noch eine Perspektive hat. Doch solange die überwiegende Zahl der Männer, die in der Arbeitswelt nach wie vor das Sagen haben, an ihren Traditionen und Denkweisen festhalten, wird dieser Prozess noch sehr lange dauern. Der letzten Absatze des Buches zeigen dies nur allzu deutlich: Kims Therapeut versteht einerseits ihre Situation, da seine eigene Frau in einer ganz ähnlichen Situation gefangen ist, doch in seiner eigenen Praxis ist er nicht bereit, etwas zu ändern: "Selbst die fähigste Mitarbeiterin kann dem Unternehmen in vielerlei Hinsicht zur Last fallen, wenn sie das Problem der Kinderbetreuung nicht zufriedenstellend lösen kann. Ich werde also darauf achten müssen, eine unverheiratete Frau einzustellen"
Da sind wohl noch viele weitere Massenproteste nötig, bis sich wirklich etwas ändern kann...

Ich fand diesen Roman sehr aufschlussreich und berührend, da er eben nicht nur eine fiktive Geschichte ist, sondern auf Fakten beruht. Deshalb kann ich das Buch jedem empfehlen, der gerne wirklich etwas über andere Länder und Lebensweisen erfahren möchte.

Bewertung vom 24.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


sehr gut

Das Cover vermittelt schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Bereich "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber hey, warum eigentlich nicht?

Die Königin ist ganz und gar not amused, denn nach einer Feier auf Schloss Windsor wird ein junger, russischer Pianist unter ausgesprochen peinlichen Umständen tot im Kleiderschrank aufgefunden. Recht schnell ist klar, dass es sich hierbei um Mord handelt und der MI5 wittert sofort einen Auftragsmord durch Putin. Doch der Queen ist schnell klar, dass hier einiges nicht zusammenpasst. Zusammen mit ihrer neuen Privatsekretärin Rozie und einem loyalen ehemaligen Leibwächter geht sie dem Fall nach und nach auf den Grund. Sehr diskret, versteht sich.

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über den britischen Königsfamilie und den Hof kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen und ihrer Familie aussehen könnte. Auch mein persönlicher Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein Highlight. Der Autorin gelang es, die Queen und ihre Angestellten in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen, wie eine große Familie, die einem schnell ans Herz wächst mit ihren Eigenarten. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen außerhalb der Palastmauern durchführt. Über die Opfer und ihr Leben geht es in diesem Roman jedoch nicht primär, der Schwerpunkt liegt klar bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, unblutiger Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Bewertung vom 04.12.2020
Die neue Nebenbei-Diät
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


sehr gut

Das Cover ist im für Stiftung Warentest typischen Design gestaltet: Optisch zwar kein Meisterwerk, aber es bringt das Thema des Buchs an die Mann bzw die Frau und fällt im Wust der vielen Ernährungs- und Diätbücher sicherlich auf.

Was mir sehr gut gefällt, ist das Format: es ist nicht zu klein und nicht zu groß, sondern sehr handlich. Ein idealer Begleiter für den Alltag und passt gut in jede Tasche, um auch unterwegs bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.

Mit den positiven Eindrücken geht es auch im Buch weiter: alles ist farblich schön und vor allem übersichtlich gestaltet und durchweg mit ansprechenden Fotos bebildert. Es ist logisch aufgebaut und erleichtert die Orientierung ungemein.
Auf der linken Seite befindet sich meist ein Beispiel, wie viele von uns sich bisher ernähren: nicht immer die cleverste Wahl, wohlgemerkt. Auf der rechten Seite wird eine gesunde Variante gegenübergestellt und man erkennt sehr schnell, was man besser machen kann, um sich gesünder zu ernähren und langfristig Pfunde zu verlieren.

Zum Inhalt: Das bereits bekannte und beliebte Thema Intervallfasten wird in diesem Buch noch um neue Erkenntnisse und Impulse vertieft. Es werden die verschiedenen Formen, sowie deren Vor- und Nachteile erklärt. Die biologischen Zusammenhänge werden in einfachen Worten so erklärt, dass sie leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Außer Theorie und Grundlagenwissen ist natürlich die Umsetzung maßgeblich und so findet man sehr viele Tipps und Tricks rund um das Thema, die einem die Umstellung und Integration des Intervallfastens in den Alltag erleichtern. Man merkt schnell: hier muss niemand Hunger leiden, man muss sich nur an eine etwas anderen Zeitrythmus für seine Mahlzeiten gewöhnen. Ganz klar ist auch: es ist keine Crashdiät, sondern eine Zeit- und Ernährungsumstellung, die auf langfristige Sicht zum Erfolg führt.

Ich bin mit Intervallfasten schon etwas länger vertraut und war neugierig, ob ich in diesem Buch neue Informationen und Anregungen finden würde und ich wurde nicht enttäuscht: Ich habe überraschend viel aus diesem Buch mitgenommen und wende es bereits im Alltag an. Es macht wirklich Spaß, in diesem Buch zu blätten und man entdeckt immer wieder ein Schräubchen, an dem man noch drehen kann.

Klare Empfehlung für alle, die langfristig ein gesünderes und vor allem auch schlankeres Leben führen möchten und bereit sind, sich auf das Intervallfasten einzulassen. Es lohnt sich!

Bewertung vom 07.11.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Mitreißend und berührend von der ersten bis zur letzten Seite!

Eigentlich dachte ich erst "nicht schon wieder ein Buch über starke Frauen in der Kriegszeit...", doch das Mädchen auf dem Cover hat mich dann doch neugierig gemacht und ehe ich mich versah, hatte mich die Geschichte auch schon in den Bann gezogen.

Die ersten Seiten zaubern ein fast schon verklärtes Bild über das Leben Anna's in einer kleinen Kölner Backstube. Man meint, die Düfte von frischgebackenem Brot riechen zu können und spürt die Liebe und Geborgenheit in diesem Haushalt. Doch Anna muss früh lernen, was es für bittere Konsequenzen haben kann, ein Geheimnis nicht für sich zu behalten. Ihr Onkel wird eingezogen und an die Ostfront geschickt, von nun an sind Marie und Anna auf sich alleine gestellt. Besonders im bitterkalten Winter 1946/47 - der Krieg war inzwischen vorbei, doch die Bevölkerung litt schrecklichen Hunger und das Schicksal ihres Onkels war unklar - müssen sie um ihr Überleben kämpfen. Anna schließt sich in ihrer Not einer Kinderbande an, um auf dem Schwarzmarkt das allernötigste zu ergattern, um sich und Marie und ihren kranken kleinen Bruder durchzubringen. Ihr Traum, die Bäckerei wiederaufzubauen, scheint in immer weitere Ferne zu rücken, denn Kälte, Hunger, Misshandlung und eine bösartige Intrige machen ihnen das Leben zur Hölle. Doch sie geben nicht auf ...

Die Autorin hat mich mit ihrer lebendigen, bildstarken Sprache sofort abgeholt. Der Schreibstil ist flüssig und hat eine Wärme, die auf die liebenswerten Protagonisten abstrahlt: sympathische Charaktere, die mir sehr schnell ans Herz gewachsen sind und deren Schicksal mich tief berührt haben. Es sind zwar fiktive Gestalten, doch der Krieg, die Kälte- und der Hungersnot, die ausgebombte Stadt, die Schwarzmärkte - all das fand statt und so ist das Schicksal der Bäckerfamilie Odenthal ein Abbild unendlich vieler Familien zu jener Zeit. Der Überlebenskampf hat die Autorin jedenfalls absolut authentisch und atmosphärisch eingefangen und wiedergegeben - ich habe mit Anna, Marie und Karl mitgelitten und habe Joseph, Matthias, Agnes sowie die mutige Hilde mit ihrer Bande sehr ins Herz geschlossen. Es war spannend von der ersten Seite an und der Spannungsbogen riss bis zum Ende nicht ab. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und so war das Wort ENDE zwar gleichzeitig Auflösung und Happy End, doch auch ein bedauerndes Abschiednehmen von liebgewonnenen Freunden.

Liebe Autorin Lilly Bernstein:
BITTE denken Sie über eine Fortsetzung nach!!! Diese Geschichte hat so unglaublich viel Potential, sie weiterzuerzählen: Wie geht es mit Marie und Matthias und ihrer Bäckerei weiter, was wird aus Anna und Joseph, aus Agnes und ihren Kindern sowie ihrem auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Willibald, verwirklicht der kleine Karl seinen Wunsch, Arzt zu werden, usw.

Dieses Buch ist ein kleines Juwel und damit ganz klare Weiterempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


sehr gut

Inhalt:
Ein reicher Scheidungsanwalt wird tot in seinem Haus aufgefunden, erschlagen mit einer edlen Flasche Wein. Schnell scheint klar zu sein, wer hinter diesem Mord steckt. Doch genauso schnell muss die Polizei und Detektiv Hawthorne auch feststellen, dass dieser Fall komplexer ist, als er am Anfang schien ...

Erzählperspektive & Schreibstil:
Ein Autor, der selbst eine der tragenden Rollen in seinem Roman spielt - die Idee ist zwar nicht neu, aber trotzdem in seiner Umsetzung ungewöhnlich und originell. Neben Detektiv Hawthorne fungiert der Autor somit gleichzeitig als Hauptperson und als Erzähler. Der Mord in Highgate ist bereits der zweite Fall, bei dem Horowitz den Detektiv bei seinen Ermittlungen begleitet, da er als Schriftsteller über Hawthorne schreiben soll. Es macht durchaus Spaß, den Fall aus der Sicht des Autors kennenzulernen und der typisch britische Humor kommt dabei auch nicht zu kurz. Der Krimi liest sich flüssig und bietet eigentlich alles, was das Herz eines (Krimi-)Lesers begehrt: ein rätselhafter Mord und viele Verdächtige, die alle ein Motiv haben könnten. Spannung kommt erst im letzten Drittel auf, dennoch ist der Roman kurzweilig und nie langweilig. Parallelen zu DEM berühmten Ermittlerpaar Sherlock Holmes und Watson sind erkennbar, ob das so gewollt war oder ob hier die persönlichen Vorlieben des Autors miteingeflossen sind, ist schwer zu sagen. Trotz allem eine gelungene Umsetzung.

Persönliche Meinung:
Einige Charaktere gaben dem Krimi zwar die entsprechende Würze, sind für meinen Geschmack aber etwas zu klischeehaft, z.B. die toughe Ermittlerin Cara Crunshaw, die nicht nur das Bild des "Bad Cops" verkörpert, sondern auch mit wenig schmeichelhaften Beschreibungen ihres Äußeren einhergeht.
Während der Autor noch im Dunkeln tappt, erlebt man Hawthorne als überlegen und oft sogar herablassend. Für mich ergibt sich kein wirklich klares Bild seiner Person: zwar will er, dass Horowitz über ihn schreibt, gleichzeitig ist er aber extrem bedacht darauf, keine persönlichen Details preiszugeben. Dadurch bleibt er für mich undurchsichtig und ehrlich gesagt - aufgrund der Beschreibungen des Autors - auch ziemlich unsympathisch. Seiner Kompetenz tut all das natürlich keinen Abbruch, wie erwartet erfasst er die Hintergründe recht zügig und es gelingt ihm, den Fall vor der Polizei zu lösen.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist ein weiterer Band einer bestehenden Serie, ist in sich aber aber ein abgeschlossener Fall. Ich habe den ersten Band nicht gelesen, habe mich aber rasch zurechtgefunden. Einige Fragen zur Person Hawthorne sind für mich jedoch offen geblieben - vielleicht wurden diese ja im ersten Band erklärt oder es ist Absicht, um die Neugier auf das nächste Buch anzufeuern. Es ist auf jeden Fall ein solider Krimi mit interessanten Charakteren und einem schlüssigen Abschluss.