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birdies_buecherwelt

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Die Welt mit anderen Augen sehen

Dieser Atlas ist kein gewöhnlicher Atlas, wie man ihn aus dem Geographie Unterricht kennen mag. Dieser Atlas ist wortwörtlich ein Atlas der Unordnung. Ein sehr informatives und trotz seiner Komplexität sehr interessantes Sachbuch. Das Format des Buches ist groß, jedoch nicht so groß wie bei einem normalen Atlas.
Über 60 Karten und weitere Grafiken wechseln sich harmonisch mit längeren Sachtexten zum jeweiligen Kontext ab. Begonnen mit der Historie der Grenzen in der Weltgeschichte, widmen sich die Autoren unglaublich vielfältig den Themen, die Grenzen zu bieten haben. Meere und Grenzen, Mauern und Migration und auch kurioses in Bezug auf Grenzen wird thematisiert.
Besonders fasziniert und erschrocken zugleich war ich von den Kapiteln 'Russlands Comeback' und 'Ukraine gegen Moskau'. Grenzen bieten großes Konfliktpotential und genau dieses hat sich aktuell verwirklicht.
Der Umfang an Wissen in diesem Buch ist unglaublich groß. Von Allgemeinwissen bis zu Spezialwissen ist alles vorhanden. Ich möchte nicht von "unnützen Wissen" sprechen, denn Wissen ist niemals unnütz und sich auf so besondere Weise im Bereich Geographie, Geschichte, Religion-und Kultur sowie Politik (fort-)bilden zu können, finde ich ganz wunderbar. Ich möchte damit nur deutlich machen, dass dieses Sachbuch -sofern man möchte - hochkomplex ist. Mir macht es viel Spaß in so einem "Füllhorn an Informationen" zu lesen und mich auf eine spannende Reise rund um die Welt zu begeben.

Bewertung vom 09.04.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Ein Buch wie ein Hollywood-Film

Monique Grant, eine junge aufstrebende Journalistin, wird von niemand geringerem als der Filmikone Evelyn Hugo auserwählt, ihre Biographie zu schreiben. In der New Yorker Penthouse-Wohnung der Hollywood-Legende, verbringen die beiden viel Zeit zusammen, in der Evelyn Hugo auspackt: die ganze Wahrheit über die sieben Ehen, die sie geführt hat. Ihr Aufstieg in den 50er Jahren, die glamouröse Filmbranche, Manipulationen, Macht und Scheitern. All das, was Hollywood zu bieten hat.
Dieses Buch war mir bereits über den englischen Original-Titel bekannt und wurde auf Social Media gefeiert und gehypt. Zugeben, das hat mich skeptisch gemacht. Sehr skeptisch. Als ich das Buch dann im lokalen Handel entdeckt und den Klappentext gelesen habe, habe ich es kurzerhand doch gekauft. Und was soll ich sagen? Ich wurde positiv überrascht. Was genau ich von diesem Buch erwartet habe, kann ich im Nachhinein gar nicht genau sagen. Vielleicht eine schnulzigen Liebesgeschichte? Und diese Art von Geschichten mag ich gar nicht. Aber genau das ist dieses Buch nicht. Dieses Buch ist wie ein Blockbuster und doch so ganz anders. Evelyn Hugo hat sich ihren Weg nach ganz oben hart erkämpft, sie hat viele Höhepunkte in ihrer Karriere erlebt, einen Oscar gewonnen, war die bestbezahlte Schauspielerin in Hollywood und sehnte sich doch nach etwas sehr bodenständigen: einer Familie.
Der Schreibstil von Taylor Jenkins Reid ist so wunderschön fesselnd, leicht und einfach mitreißend. Ich habe sofort in die Geschichte hinein gefunden und habe das Buch in nur wenigen Stunden gelesen. Es liest sich so leicht, wie einen Film zu sehen. Teilweise habe ich sogar vergessen, dass Evelyn Hugo nur eine fiktive Person ist. Diese Frau hat so viel Persönlichkeit und Charakter und ist einfach unglaublich.
Dies hier ist sicher eines meiner Lese-Highlights dieses Jahr und ganz sicher werde ich Hollywood und die Welt der Stars jetzt mit ganz anderen Augen sehen.

Bewertung vom 30.03.2022
Der vergessene Geschmack von Glück
Simon, Lars

Der vergessene Geschmack von Glück


ausgezeichnet

Ein literarischer Genuss!

Leif Söderberg ist ein junger, talentierter und ambitionierter Koch, der Gäste mit seinen Kochkünsten glücklich machen möchte. Jedenfalls war Leif ambitioniert, als er seine Lehre in der französischen Küche seines Ausbilders begann und die Kunst, Essen auf ganz besondere Weise zuzubereiten lernte. Nun fristet er sein Dasein in einer Imbissbude zwischen Backfisch und Frittierfett. Eines Tages überkommt es den jungen Koch, er kündigt und sieht sich damit konfrontiert irgendwie seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Weil seine Umschulung verschoben wird, nimmt Leif ein Stellenangebot auf der einsamen Insel Fjärranö vor der Küste Stockholms an. Nur für 6 Monate, sagt er sich. Als der Küchenjunge Miikaa Leif deutlich zu machen versucht, dass man "in dieser Küche nicht kochen kann", glaubt Leif zunächst nicht daran. Doch schnell muss er feststellen, in dieser Küche gelingt kein noch so einfaches Gericht. Ist die Küche, das Hotel auf der Insel oder gar die Insel selbst verflucht? Und was hat es mit dem Vermächtnis von Anna-Greta Olsson auf sich? Die talentierte Köchin und ehemalige Besitzerin der Insel stürzte sich vor 100 Jahren unter mysteriösen Umständen von einer Klippe in den Tod.
Dieser Roman ist einfach wundervoll. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich bin begeistert von dem gefühlvollen Schreibstil des Autors, der alles mit einer Liebe für's Detail beschreibt, die fast unvergleichlich ist. Leif, der seine Leidenschaft für das Kochen verloren hat, ist mir sehr sympathisch, die Darstellung seiner Gedanken tiefgründig. Der Küchenjunge, Miikaa ist mein heimlicher Held dieser Geschichte, eine wahre Frohnatur und voller positiver Energie. Viel Energie hat der Autor auch in die Beschreibung der Lebensmittel und deren Zubereitung gesteckt. Wahnsinn, dass man Kochen so unterhaltsam und geradezu philosophisch darstellen kann.
Die Verstrickung der zwei Geschichten, die von Leif in der Gegenwart und die von Anne-Greta in der Vergangenheit, harmonieren perfekt miteinander.
Eine berührende und magische Geschichte, für die ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche! 5 Sterne!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


sehr gut

Mord im Urlaubsparadies

In seinem dritten Fall der Capri-Krimi Serie, schickt 'Luca Ventura' den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen Kollegin Antonia Cirillo nicht nur quer über Capri sondern auch in das berühmte Konservatorium für Musik von Neapel. Als auf einem Felsvorsprung über dem Meer eine Frau tot aufgefunden wird ist schnell klar, es handelt sich um Maria Grifo: Leiterin des Instituts. Rizzi und Cirillo belassen es jedoch nicht bei den Ermittlungen auf der tourisitischen Insel. Voller Tatendrang den Fall zu lösen, bleiben sie hartnäckig und machen sich damit vor allem bei ihren Kollegen von der Mordkomission Neapel nicht gerade beliebt.
Obwohl ich die beiden vorausgegangenen Fälle nicht kenne, habe ich sehr schnell in die Handlung hinein gefunden. Die Charaktere werden direkt zu Beginn vorgestellt. Rizzi ist mir sofort sympathisch gewesen, ein italienischer Polizist, der mit seiner Vespa unterwegs ist, während es bei seiner Kollegin Cirillo eine gewisse Distanz während des gesamten Romans gab. Das mag an ihrer Vergangenheit liegen, über die nicht viel gesprochen wird und ich denke, sie soll als Person einfach geheimnisvoll bleiben.
Neben den beiden, kann man die Insel Capri ohne Zögern als weitere Protagonistin bezeichnen, denn der Autor schafft es, die Insel lebendig wirken zu lassen. Ich hatte richtiges Kopf-Kino und konnte die Landschaft und den Golf von Neapel beim Lesen genießen. Vor allem die Gegensätze des schönen, naturnahen Capri und der dreckigen Stadt Neapel sind sehr bildlich dargestellt.
Es handelt sich um einen 'ruhigen' Krimi, der für meinen Geschmack an ein paar Stellen etwas komprimierter hätte sein können, der aber schöne Lesestunden verspricht und eigentlich so etwas wie perfekte Urlaubslektüre ist.

Bewertung vom 19.03.2022
A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.1
Brown, Roseanne A.

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.1


gut

Solstasia afeshiya!

In der Stadt Ziran auf dem Kontinent Sonande, lebt die Alahari-Prinzessin Karina. Ihr war es nie bestimmt, Sultanin des Königreiches zu werden. Doch seit dem tragischen Tod ihrer älteren Schwester, lastet das Erbe des Thrones auf ihren Schultern. Als bei einem Attentat die Königin ermordet wird, steht Karina nicht nur vor der Aufgabe die Verantwortlichen für den Tod ihrer Mutter zu finden, als neue Sultanin sie ist auch für die Durchführung des Solstasia-Festes verantwortlich. Ein Fest, das während des Erscheinens eines Kometen gefeiert wird, ein neues Zeitalter einläutet und gleichzeitig ein Ritual ist, das die Stadt Ziran seit Jahrhunderten vor dunklen Mächten schützt. Mit Hilfe eines mächtigen Zaubers fasst Karina den Entschluss, ihre Mutter wieder ins Leben zurück zu holen. Dabei spielt der Sieger des Solstasia-Turniers, ein Wettkampf bei dem sich die Champions messen, eine wichtige Rolle, genauer gesagt: sein Herz.
Dass der Geflüchtete Malik an dem Wettstreit der Champions teilnimmt um seine kleine Schwester aus den Fängen eines rachsüchtigen Geistes zu befreien, ahnt weder Karina noch jemand anderes in Ziran.
Dies ist eine sehr ungewöhnliche und unglaublich fantasievolle Geschichte. Der fiktive Kontinent Sonande sowie seine Bewohner sind Afrika nachempfunden: verschiedene Bevölkerungsgruppen, verschiedene Stämme und Kulturen, die nicht alle friedlich und im Einklang miteinander Leben. Die Geschichte wird zum Einen aus der Sicht von Karina und zum Anderen aus der Sicht von Malik erzählt. Je Kapitel wechseln diese Sichtweisen sich ab, was der Handlung eine schöne Dynamik und Abwechslung verleiht.
Vor allem zu Beginn habe ich mich mit den vielen ungewöhnlichen Namen und der Welt aus Fantasie und Magie schwer getan, sodass ich schon einige Seiten benötigt habe, um in die Welt hinein zu finden. Aber auch dann, nachdem die Geschichte an Fahrt und Spannung aufgenommen hat, konnte ich mich nicht richtig fallen lassen uns sie genießen. Es war mir irgendwie von allem etwas zu viel, die Handlungsorte wechselten sich schnell ab, zu viele Namen, zu viel Verwirrung bezüglich Magie und alter Geschichten. Die Charaktere haben mir allesamt sehr gut gefallen, sie waren schön ausgearbeitet und greifbar.
Für meinen Geschmack wäre hier insgesamt etwas weniger mehr gewesen. Trotz der Kritik, es ist eine tolle, sehr fantasievolle und vor allem ungewöhnliche Geschichte, die ich in einer vergleichbaren Form noch nicht gelesen habe. Ich bin sicher, dass eingefleischte Fantasy Fans hier voll auf ihre Kosten kommen können.

Bewertung vom 16.03.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Grandiose Neuinterpretation

Joachim B. Schmidt hat mit "Tell" eine grandiose Neuinterpretation von Schillers Drama geschaffen. Er lässt den schweizer Volkshelden in einem ganz anderen Licht erscheinen; nicht als furchtlosen Freiheitskämpfer, sondern als sehr zurückgezogenen und antipathischen Mann, der am liebsten nur für sich ist. Die Handlung wird in sehr kurzen Kapiteln aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt. Dies gibt dem Ganzen ein sehr hohes Tempo sowie neue und ungewohnte Blickwinkel auf die Person Wilhelm Tell oder den Landvogt Gessler. Dessen Darstellung als mitfühlenden und differenzierten Menschen hat mich überrascht und beeindruckt.
Den Stoff der Tell-Sage hat Schmidt gekonnt genutzt und ein neues Drama, auch mit teilweise überraschend aktuellen Bezug, geschaffen. Ein Drama, ein Thriller, eine Neuerzählung, wie auch immer man dieses Werk bezeichnen möchte, es ist absolut Lesenwert!

Bewertung vom 14.03.2022
Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1
Frank, Sylvia

Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1


sehr gut

Eine besondere Liebesgeschichte

Das Autorenduo Sylvia Frank eröffnet mit "Gala & Dali - Die Unzertrennlichen" die Reihe "Berühmte Paare - Große Geschichten" des aufbau-taschenbuchverlags.
Im Zeitraum von 1929 bis 1933 zeichnen sie die Biographie des jungen aufstrebenden Malers Salvador Dalí nach. Er lebt in Spanien, in dem kleinen Fischerort Cadaqués. Hier lernt er Gala kennen, eine 10 Jahre ältere und verheiratete Frau. Die beiden fühlen sich sofort voneinander angezogen, sie ergänzen sich in ihrem Charakter und ihren Eigenschaften geradezu perfekt. Die beiden werden ein Paar und treiben Salvadors Bekanntheit als Künstler voran, doch der Weg ist nicht immer einfach.
Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und schafft es, die beiden so unterschiedlich Welten von Gala und Dalí miteinander zu verbinden. Da es nicht viele offizielle Quellen zu der Biographie der beiden gibt, verschwimmen Realität und Fiktion. Besonders gut gefallen haben mir die hin und wieder eingebauten Beschreibungen von Dalís Werken. Sich hier auf die Anfänge seiner Künstler-Karriere zu konzentrieren, halte ich für absolut richtig.
Ein leichter Roman und ein ungleiches aber sehr besonderes und letztendlich unzertrennliches Paar, machen diesen Roman zu einem schönen Leseerlebnis.

Bewertung vom 04.03.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


weniger gut

Toxisch

Anna ist 24 Jahre jung, Gesangsstudentin und lebt in London. Gemeinsam mit einer Freundin teilt sie sich ein Zimmer, denn das Geld ist knapp. Abends singt und Kellner Anna in einer Bar, in der sie de 15 Jahre älteren Max kennen lernt. Was dann folgt, ist meiner Meinung nach an Klischee kaum zu überbieten. Anna geht eine Beziehung mit dem geheimnisvollen, scheinbar nur auf den ersten Blick charmanten, wohlhabenden Banker ein. Die Beziehung der beiden ist hauptsächlich sexuell geprägt, es ist eine sehr toxische Beziehung, was Anna aber nicht erkennt oder nicht erkennen will. Sie lässt sogar ihre Proben für Opern und den normalen Gesangsunterricht mehr und mehr schleifen. Ihr Privatleben und auch ihr mentales Befinden bewegt sich unaufhörlich wie in einer Spirale abwärts.
Von Beginn an habe ich mich mit diesem Buch sehr schwer getan, denn die Autorin verwendet keine wörtliche Rede. Das macht das Lesen, vor allem das Verständnis für die Dialoge, sehr anstrengend. Die gesamte Handlung ist strikt aus Annas Perspektive erzählt, wirkt über lange Passagen sehr trostlos, langweilig und einfach anstrengend. Vermutlich passend zu Annas innerer Einstellung, aber nicht angenehm zu lesen. Die Charaktere sind mir allesamt unsympathisch geblieben. Die "Beziehung" zwischen Anna und Max ist ganz einfach als toxisch zu bezeichnen. Ich weiß nicht, wer daran gefallen findet, für mich war es jedenfalls nichts.

Bewertung vom 01.03.2022
Jeder Tag für dich
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


sehr gut

Die Frau mit dem Schild

Jeden Abend steht Mary O'Connor mit einem Schild am Bahnhof von Ealing. Auf dem Schild steht "Komm nach Hause, Jim." Seit sieben Jahren hält Mary Ausschau nach Jim, ihrer großen Liebe. Im digitalen Zeitalter bleibt es nicht aus, das ein Video von ihr im Internet auftaucht. So weckt sie mit ihrer Geschichte unweigerlich das Interess einer jungen Journalistin, die auf eine große Story aus ist und dabei auch vor Lügen nicht zurück schreckt.
Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum Einen das Kennenlernen von Mary und Jim, die Zeit vor seinem Verschwinden und zum Anderen die Gegenwart, in der Mary verzweifelt und Jim nicht aufgeben will. Es ist keine klassische Liebesgeschichte. Das finde ich nicht schlimm, denn ich mag schnulzige Liebesgeschichten eigentlich nicht besonders gerne. Diese Geschichte hier ist nicht kitschig, denn sie beschäftigt sich mehr mit dem, was aus Liebe werden kann, welche Abgründe sich auftun können und wie sich Menschen verändern. Ich möchte nicht zu viel verraten und nur andeuten, in welche Richtung es geht. Die zwei sich abwechselnden Zeitebenen haben mir gut gefallen, so wurde auch Spannung aufgebaut, wieso Jim denn jetzt gegangen ist bzw. was mit ihm passiert ist. Diese Spannung wird manchmal aber etwas zu weit getrieben und macht das ganze etwas unglaubwürdig.
Die Charaktere, alles voran natürlich Mary und Jim, sind teilweise etwas anstrengend, ebenso wie die Beziehung der beiden, die ich hier aufgrund der Handlung nicht weiter kommentieren möchte. Insgesamt hat mir der Roman aber gut gefallen, im echten Leben ist nunmal nicht alles perfekt.
Ich habe dieses Buch an einem Stück gelesen, ohne die ganze großen Emotionen zu empfinden. Es ist kein "unvergesslicher Liebesroman", wie der Aufkleber auf dem Cover es suggeriert, aber es ist auch kein schlechter Roman. Wichtige Themen werden thematisiert, aber die Umsetzung ist leider nicht so, wie ich sie mir gewünscht oder erwartet hätte.
Bei der Bewertung schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen, möchte aber doch 4 Sterne vergeben, denn ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 25.02.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite

Der Polizist Avi Abraham ist ein guter und gewissenhafter Polizist, doch seine Arbeit stellt ihn nicht zufrieden, selbst wenn er Fälle aufklärt. Denn dann ist es meist schon zu spät und den Opfern ist nicht mehr zu helfen.
Plötzlich gibt es direkt an einem Tag zwei vielversprechende Fälle. Vor einem Krankenhaus wird ein Neugeborenes ausgesetzt und ein vermeintlicher Tourist lässt nicht nur sein Gepäck im Hotelzimmer zurück, sondern verschwindet spurlos und ohne das Zimmer zu bezahlen. Avi Abraham stürzt sich in diesen Vermisstenfall, nichts ahnend wohin er ihn führen wird.
Der Kriminalroman besteht aus zwei Handlungssträngen, die gleichzeitig beginnen und sich immer wieder überkreuzen. Einer ist der von Liora Talias. Die Frau, die mutmaßlich das Neugeborene ausgesetzt hat und die im Fokus der Ermittlungen steht, die allerdings nicht von Abraham geleitet werden, sondern einer Polizistin.
Im zweiten Handlungsstrang steht Inspektor Avi Abraham im Vordergrund. Nicht nur seine Ermittlungsarbeit, auch sein Privatleben und seine Vergangenheit werden beleuchtet.
Dies ist der erste Roman, den ich von Dror Mishani gelesen habe und ich bin sehr begeistert. Die Figuren sind sehr lebensnah dargestellt. Avi Abraham war mir von Beginn an sympathisch. Er ist kein Ermittler, der dubiose Methoden oder eine besondere Fähigkeit hat, die ihn unglaubwürdig erscheinen lässt. Er ist einfach ein Mensch, der nicht locker lässt, der sich viele Gedanken macht und dabei auch eigene Schwächen zeigen darf.
Besonders gefallen haben mir die kleinen Einblicke in den Alltag des Lebens in Israel und die Bedeutung, die der Glaube in diesem Alltag spielt. Dies ist ein etwas anderer Kriminaroman, ohne Blutvergießen und Gänsehaut-Momente. Es geht mehr um die (Zwischen-)Menschlichen Beziehungen und um gute alte Ermittlungsarbeit. Die Handlung kann ich mir gut in einer Verfilmung vorstellen. Ich habe stets mitgerätselt, wurde überrascht und habe das Buch bis zur letzten Seite genossen.