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birdies_buecherwelt

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


sehr gut

Unbarmherzige Natur

In der Siedlung Jakobsleiter, hoch oben in den Bergen und fernab der Zivilsation, leben die Bewohner nach ihren eigenen Regeln. Die Natur ist wunderschön, aber auch gnadenlos und unbarmherzig zu diejenigen, die sich nicht in der Welt der Berge auskennen. In der abgelegenen Region häufen sich Fälle vermisster Frauen, doch außer der engagierten Journalistin Smilla scheint niemand Verdacht zu schöpfen. Als Rebekka verschwindet, beginnt deren Freund Jesse, die Gemeinschaft ihres Zuhauses in Jakobsleiter zu hinterfragen. Irgendwo lauert das Böse.
Zu Beginn fiel es mir ein paar Kapitel lang schwer der Handlung zu folgen, denn die Geschichte wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der jeweils betroffenen Personen erzählt. Aber dann haben mich der Schreib- und Sprachstil der Autorin so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Stellenweise hat es mich ziemlich gegruselt, die Stimmung ist meist düster und unheilvoll, aber ich bin auch etwas zartbesaitet.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und ihre Ängste und Unsicherheiten spiegeln sich in der stets bedrohlichen Atmosphäre wider. Mit jedem neuen Kapitel wurde ein weiterer Aspekt der Geschichte enthüllt und die Spannung stieg bis zum packenden Ende.
Für mich war es ein Ausflug in das Thriller-Genre, der für meinen Geschmack definitiv genug Spannung zu bieten hatte.
Ich bin gerne in die düstere Welt eingetaucht, gleichzeitig aber froh, dass es ein Buch mit einem abgeschlossenen Ende ist.

Bewertung vom 08.05.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Zwischen Freiheit und Verantwortung

In ihrem Debütroman erzählt Caroline Wahl die Geschichte von Tilda, die sich aufopferungsvoll um ihre kleine Schwester Ida kümmert, während die alkoholabhängige Mutter ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt. Tilda lebt in einer Kleinstadt, jobbt an der Supermarktkasse und schreibt ihre Masterarbeit. Ihre Tagesabläufe und ihr Leben sind streng durchgetaktet, doch als sie eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt bekommt und eine Person aus ihrer Vergangenheit auftaucht, scheinen sich neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Diese tiefgründige Geschichte hat mich von Beginn an für sich eingenommen. Der Schreib- und Erzählstil der Autorin ist modern, etwas eigenwillig aber dafür umso authentischer und quasi direkt aus dem Leben gegriffen. Die Handlung ist derart bewegend und mitreißend, dass ich das Buch an nur einem Tag gelesen habe. Ich bin beeindruckt, wie fürsorglich Tilda sich um ihre kleine Schwester Ida kümmert und nicht nur die Rolle der großen Schwester, sondern auch die der Mutter einnimmt. Tildas Leben scheint ein Spagat zwischen der Verantwortung für Ida und der Freiheit, ihr eigenes Glück zu finden und sich selbst zu verwirklichen, zu sein. Ein Lesehighlight, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 02.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Aufbruchstimmung

Wien in den 1960er Jahren: Robert Simon schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter durch, doch sein Leben ändert sich, als er sich seinen Traum von einem eigenen Café erfüllt. Die Menschen aus dem Viertel, egal ob jung oder alt, kommen schon bald in Scharen zu ihm und bringen ihre Geschichten mit. Das Café wird zu einem Ort der Begegnung, an dem sich Sehnsüchte, Verluste, aber auch Glück und Liebe miteinander verbinden.
Dies ist mein erster Roman von Robert Seethaler und direkt zu Beginn war ich von dem unaufgeregten und dennoch einfühlsamen Schreibstil begeistert. Die beinahe schnörkellose Erzählung ist geprägt von Melancholie aber ebenso von zutiefst menschlichen Emotionen und dem Drang, etwas zu verändern. Zur Zeit der Handlung liegt der Zweite Weltkrieg noch nicht lange zurück, die Stadt Wien befindet sich im Um- und Aufbruch und auch die Protagonisten scheinen alle mehr oder weniger ihren Platz im Leben zu suchen. Die vielen individuellen Schicksale der Besucher des Cafés verknüpft der Autor gekonnt zu einer tiefgründigen Geschichte.
Mich hat der Roman, auch Dank Zitaten wie diesem, stellenweise sehr nachdenklich gemacht: "Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?"
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die einen ruhigen und dennoch tiefgründigen Roman lesen wollen.

Bewertung vom 01.05.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Ein spannendes Puzzle

Um einen unvergesslichen Junggesellinnenabschied zu feiern, reist Lexi gemeinsam mit fünf Freundinnen auf die malerische Insel Aegos. Wie unvergesslich dieser tatsächlich werden wird, ahnt bei der Ankunft noch niemand. In der luxuriösen Villa, oberhalb der steilen Klippen am Meer, scheint alles bereit für ein perfektes Wochenende unter Freundinnen. Doch am Ende wird jemand sterben, aber wer?
Mein erster Thriller von Lucy Clarke, überhaupt mal wieder ein Ausflug in dieses Genre, und ich bin begeistert! Der vermeintlich perfekte Urlaub der sechs Frauen wirkte zunächst auch auf mich als Leserin einfach traumhaft. Die Beschreibung der Insel, die Villa mit Meerblick, Boots-und Tauchausflüge.. aber ja, das hier ist ein Thriller!
Lexi und ihre Freundinnen sind sehr lebendig und greifbar dargestellt, sodass ich mit jeder von ihnen fast gleichermaßen mitfiebern konnte. Die sich abwechselnde Perspektive in den einzelnen Kapitel sorgt für sehr viel Spannung und aus der leichten Atmosphäre wird schnell eine düstere Bedrohung, die über allem schwebt.
Jede Figur hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Geheimnisse und Motive, die nach und nach ans Licht kommen und das Puzzle weiter vervollständigen. Nicht nur ein Mal wurde ich auf eine Falsche Fährte gelockt, so viel sei verraten.
Lucy Clarke hat es geschafft, eine perfekte Kombination aus Geheimnissen, Intrigen, Freundschaft, Eifersucht und noch vielen weiteren Aspekten zu einem packenden Leseerlebnis zu machen, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Bewertung vom 15.03.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Berührend

1991: Als Olga an ihrem 66. Geburtstag unfreiwillig in ihren Heimatort in der Uckermark zurückkehrt, ist sie alles andere als begeistert. Zu viele schmerzhafte und traumatische Erinnerungen verbindet sie mit Ginsterburg. Bisher konnte und wollte Olga nicht über diese Ereignisse sprechen, aber haben ihre Tochter und ihre Enkelin nicht ein Recht darauf, zu erfahren, was damals passiert ist?
Olga ist eine selbstbewusste Frau, die sich schon als Kind für die Natur und ganz besonders für die Medizin interessiert. Ihr Großvater, bei dem sie aufwächst, ist Arzt. Er fördert die Leidenschaft seiner Enkelin und bestärkt sie darin, ihren eigenen Weg zu gehen. Der scheinbar unbeschwerten Kindheit folgt eine Jugend, die vom Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg überschattet wird. Auf ihrer entbehrungsreichen Flucht kämpft Olga für das Wohl ihrer kleinen Tochter und ihre gemeinsame Zukunft. Trotz aller Widrigkeiten verliert sie nie ihr Ziel, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Ärztin zu werden, aus den Augen. Überraschende Wendungen sowie die zwei Zeitebenen sorgen für zusätzliche Spannung. Der Erzählstil ist mitreißend, berührend und teils sehr beklemmend. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut und sorgt für ein Ende, das ich so nicht erwartet habe.
Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.03.2023
Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1
Lück, Anne

Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1


sehr gut

Überraschend spannend

Die junge Avery ist eine Magierin, genauer gesagt eine Poisenerin. Mit Hilfe von Getränken kann sie Menschen positiv wie negativ manipulieren. Leider überwiegt die negative Seite, denn Avery steht in der Schuld des Gangsterbosses Dorian Mars. Als immer mehr Morde an Magiern begangen werden, beginnt Avery zu rätseln wer dahinter steckt.
Avery ist mir, trotz ihrer 'Arbeit' als Giftmischerin sofort sympathisch gewesen. Sie hat ein stark ausgeprägtes Bewusstsein für Richtung und Falsch und steckt deswegen in einer tiefen emotionalen Krise. Ausgerechnet in Isla Kennedy, der Erbin der mächtigsten Magierfamilie von New York, scheint sie eine verständnisvolle Freundin zu finden.
Ich bin was Fantasy betrifft immer sehr kritisch. Zu schnell wird mir etwas zu unplausibel, zu magisch und einfach zu viel des Guten. Das traf hier jedoch nicht zu. Die Magie und ihre unterschiedlichen Ausprägungen wurden verständlich erklärt und haben sehr gut in die Story gepasst. Die Handlung ist durchweg spannend und hat mich in der ein oder anderen Szene an einen Krimi oder Thriller erinnert. Zur Handlung möchte ich gar nicht mehr verraten, aber es blieb bis zum Ende spannend und (fast) immer unvorhersehbar. Da es es sich um eine Dilogie handelt, war das aber zu erwarten.
Ein schöner Urban-Fantasy Roman, der mich positiv überrascht hat.

Bewertung vom 15.11.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


sehr gut

Vom Bewahren einer Kultur

Schweden, nördlich des Polarkreises: Hier leben die Samen, ein indigenes Volk, deren wichtigster Bestandteil ihrer Kultur die Zucht und die Haltung von Rentieren ist. Auch Elsa ist eine Sámi. Im Alter von neun Jahren erlebt sie etwas traumatisches, das ihr ganzes Leben prägen wird. Sie muss mit ansehen, wie ein Mann eines ihrer Rentiere ermordet und ihr mit dem Tod droht, sollte sie nicht schweigen. Die Polizei interessiert sich nicht für den Vorfall, ebenso wenig wie für nachfolgende Misshandlungen und Morde an Rentieren. Die Minderheit der Samen haben es nicht leicht, von großen Teilen der Bevölkerung werden sie skeptisch beäugt und die Kinder werden in der Schule gehänselt. Als junge Erwachsene will Elsa sich diesen Schikanen nicht länger aussetzen und beginnt zu handeln.
Bisher war mir über die samische Kultur kaum etwas bekannt, dieser Roman hat das nun geändert. Die Autorin, selbst gebürtige Sámi, beschreibt sehr eindringlich die Schwierigkeiten, die eine uralte Kultur in unserer modernen Welt hat und welchen Ungerechtigkeiten sie auch noch heute ausgesetzt ist. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und das macht sie noch interessanter als sie ohnehin schon ist.
Während der erste Teil des Romans teils etwas langatmig ist, nimmt die Handlung später umso mehr an Fahrt auf. Angst, Verzweiflung und Wut, und noch viele weitere Emotionen prägen die Handlung. Es wird deutlich, wie eng die Samen mit ihren Rentieren und der Natur verbunden sind. Das Buch liest sich beinahe wie ein Kriminalroman oder Thriller.
Mir hätte der Titel der Originalausgabe besser gefallen: "Stöld" übersetzt "Gestohlen". Aber das alleine ändert ja nichts an diesem packenden und bewegenden Roman.
Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


sehr gut

Oh du Fröhliche...

Das erste Weihnachten bei den zukünftigen Schwiegereltern kann ganz schön nervenaufreibend sein. Man möchte um jeden Preis einen guten Eindruck hinterlassen und wenn möglich, in kein Fettnäpfchen treten. So denkt auch Elif, als sie bereits im September der Weihnachts-Whatsapp-Gruppe der Familie ihres Freundes Jonas hinzugefügt wird. Elif ist als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie soll das nur enden, denkt sie sich? Sie hat keinen blassen Schimmer von christlichen Weihnachtstraditionen oder wie das Fest bei einer deutschen Familie überhaupt gefeiert wird. Der Culture-Clash ist quasi vorprogrammiert.
Aylin Atmaca hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, in dem es vor lauter Vorurteilen, Klischees und peinlichen Situationen nur so wimmelt. Natürlich ist alles stark übertrieben dargestellt, sodass ich es keinesfalls als beleidigend empfinde - weder in die eine noch in die andere Richtung. Elif hat einen ganz anderen Blick auf teilweise durchaus fragwürdige Traditionen, wie beispielsweise das Aufbügeln des Geschenkpapiers für das nächste Jahr. Auch ich habe meine Familie und mich in einigen Dingen wiedererkannt und musste mehrfach schmunzeln. Jede Familie richtet sich doch nach der individuellen Brötchenbestellung, oder etwa nicht?
Insgesamt halte ich alles für so stark übertrieben, dass es in dieser Form keinesfalls real sein könnte. Man wird einfach mit der Nase auf so manche Eigenarten gestoßen und das ist einfach unterhaltsam. Gleichermaßen stimmt diese Geschichte auf die herannahende Weihnachtszeit ein.

Bewertung vom 18.10.2022
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


gut

Die Schädlingsbekämpferin

Mit ihren 65 Jahren ist Hornclaw das, was man als rüstige Rentnerin bezeichnen könnte. Doch sie steckt noch mitten im Berufsleben. Sie ist eine Schädlingsbekämpferin der besonderen Art, oder ganz unverblümt ausgedrückt: Auftragsmörderin. Nein, dies ist bestimmt kein leichter Job und nein, im Alter wird es nicht gerade einfacher. Hornclaw hat keine Familie, nur einen Hund namens Deadweight, den sie von der Straße aufgelesen hat.
In der "Firma" wird ihr hohes Alter zunehmend skeptisch beäugt. Vor allem Hornclaws jüngerer Kollege und Rivale Bullfight scheint nur auf einen Fehler der Alten zu warten.
Das Alter bringt nicht nur körperliche Einschränkungen mit sich, wie Hornclaw erkennen muss. Sie lässt Gefühle zu, die sie vorher immer unterdrückt hat. Damit bringt sie sich und andere in Gefahr.
Ein ungewöhnlicher Stoff für ein ungewöhnliches Buch. Eine weibliche James-Bond-Seniorin, die auf der anderen Seite des Gesetzes steht, aber dennoch eine liebenswerte Frau ist. Die Autorin stellt nicht nur das Alter und die Auseinandersetzung damit kritisch dar, auch die südkoreanische Gesellschaft wird hinterfragt.
So richtig konnte mich das Buch nicht packen, viel zu schnell habe ich erahnen können, worauf das Ganze hinausläuft.

Bewertung vom 05.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


sehr gut

Vampire gibt es nicht

Der zweite Teil der "The Stranger Times"-Reihe von C. K. McDonnell glänzt erneut mit schwarzem Humor, schrägen und gleichzeitig liebenswerten Charakteren und einer spannenden Story, die mir sogar besser gefallen hat als die des ersten Teils.
Als in Manchester ein Mann in der Pathologie landet, der überdurchschnittlich entwickelte Eckzähne hat und in dessen Magen sich menschliches Blut befindet, traut sich noch niemand das V-Wort auszusprechen. Auch als sich Vorfälle mehren, die auf blutsaugende und mordende Geschöpfe hindeuten, sind sich sowohl die übernatürlichen Begründer, das Altvolk als auch ein Mann, der ausschließlich die Wahrheit sagen kann einig: Vampire gibt es nicht. Hannah und ihre Kollegen von der Stranger Times stürzen sich in diese Story und versuchen herauszufinden, was wirklich vor sich geht.
Ich würde jedem empfehlen, den ersten Teil der Reihe zu lesen, denn ohne Vorwissen dürfte es schwierig sein, den kuriosen Ereignissen folgen zu können. Während ich beim ersten Teil noch skeptisch war, bin ich von "This Charming Man" wirklich begeistert.
Die Charaktere haben sich weiterentwickelt, ja selbst Banecroft der ausgesprochen menschenfeindliche Chef der Redaktion, und auch das Übernatürliche wirkt nicht mehr ganz so ungreifbar und unverständlich. Gerne hätte ich mehr über das Altvolk und die Begründer erfahren, da gibt es definitiv noch einiges zu entdecken. Da aber bereits der dritte Teil der Reihe angekündigt ist, hoffe ich dort auf viele weitere spannende Entwicklungen.
Wer britischen und schwarzen Humor liebt, sich auf eine außergewöhnliche und magische Geschichte einlassen möchte, der ist beim Team der Wochenzeitung "The Stranger Times" bestens aufgehoben und wird spannende Lesestunden erleben.

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