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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 544 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2020
Hoersch, Judith

Juno und die Reise zu den Wundern


sehr gut

Juno war schon immer eine Träumerin, die sich in Büchern oder ihrer Phantasie verloren hat. Dies stieß auf wenig Begeisterung bei ihren Eltern oder Mitschülern. Aus diesem Grund hat sie sich nie verstanden und akzeptiert gefühlt und war stets einsam. Als sie alt genug ist, zieht sie von zuhause weg, doch auch in der Stadt fehlt ihr etwas. Letztendlich begibt sie sich auf eine magische Reise rund um die Welt. Dabei ist sie auf der Suche nach sich selbst und der großen Liebe. Sie trifft auf viele verschiedene Menschen, Tiere und erkundet neue Orte. Im Verlauf zieht sie wichtige Lehren aus ihren Erlebnissen, die sie nach jedem Aufenthalt in einer Lektion festhält. Diese findet man auch zusätzlich zusammengefasst am Ende des Buches.

Die Botschaften, die Juno für einen bereit hält, sind allesamt wertvoll, wichtig und machen das Buch so lesenswert. Es geht darum mit der Vergangenheit abzuschließen, zu vergeben, sich selber zu finden und anzunehmen. Besonders hervorzuheben ist aber vor allem auch der metaphorische und bildgewaltige Schreibstil, der ebenso magisch, phantastisch und märchenhaft ist. Es handelt sich hierbei um eine Fabel, aus der man viel für sich mitnehmen kann und die das Herz erwärmt.

Die Länder, in die Juno reist werden nicht so bezeichnet wie wir sie kennen, sondern bekommen einen neuen, aber dennoch ausdrucksstarken Namen, wie beispielsweise "das Land der qualmenden Köpfe", "das Land der dicken Menschen" oder "das Land der bunten Fahnen". So kann man immer miträtseln, ob man anhand von Junos Beschreibungen erkennen kann, wohin die Reise geht. Für die, die sich nicht sicher sind oder die es ganz genau wissen wollen: Am Ende befindet sich eine Karte samt Legende. Diese Karten und auch die wenigen Illustrationen im Buch sind sehr schön gestaltet.

Für Leser, die fabelhafte Märchen mögen, ein Muss!

Bewertung vom 21.10.2020
Neumayer, Antonia

Zwischen dir und der Dunkelheit


sehr gut

Sera und ihre Freunde Jo(hanna) und Mark veröffentlichen regelmäßig YouTube-Videos über die Mythen und Sagen Bayerns. Diese sind so beliebt, dass sie die Genehmigung erhalten nachts in der Münchener Frauenkirche drehen zu dürfen. Als sie sich dem sogenannten Teufelstritt nähern beginnt dieser auf mysteriöse Art und Weise zu glühen und ein unerklärlicher Wind geht durch die Kathedrale. Obwohl sie alles aufgenommen haben, glaubt man ihnen nicht und sie werden als Lügner beschimpft. Das geht vor allem Sera sehr nahe und sie befürchtet schon, sich alles nur eingebildet zu haben. Sie war schon immer feinfühlig und hat mehr wahrgenommen und gesehen als andere. Als sie Nachforschungen anstellt, bietet ihr Lily unerwartet Hilfe an.

Man wird direkt in das Geschehen hineingeworfen und es geht dementsprechend aufregend los. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, allerdings erlebt Sera auch immer wieder Visionen, in denen sie in den Körper von Margarete schlüpft, die scheinbar im Mittelalter gelebt hat. Grade diese Zeitsprünge/ Perspektivenwechsel halten die Spannung permanent aufrecht. Nach und nach deckt man zusammen mit der Protagonistin die komplexen Zusammenhänge auf und bringt Klarheit ins Dunkel.

Am Anfang handelt Sera ziemlich impulsiv und naiv. Für meine Begriffe lässt sie sich doch ein bisschen zu überstürzt auf ihr völlig fremde Personen ein. Grade wenn man bedenkt, was sie mit denen eigentlich geplant hat, standen mir die Haare zu Berge. Im Verlauf macht sie aber eine ziemlich große Veränderung durch, die mir sehr gut gefallen hat.

Leider bleiben ihre besten Freunde Jo und Mark eher ein wenig im Hintergrund, schade, denn ich mochte die beiden. Mehr im Vordergrund steht Elias, den sie durch Lily kennenlernt. Als sie ihn das erste Mal trifft, scheint es ihr als habe sie ihn schonmal gesehen. Er ist geheimnisvoll und wirkt ständig abwesend.

Interessant fand ich auch die Bezüge zu realen Plätzen in und um München. Den Teufelstritt gibt es tatsächlich, ebenso wie die Sagen, die hier im Buch aufgegriffen werden.

Die Thematik des Buches ist ganz anders als ich erwartet habe, deshalb aber nicht weniger gut. Religion und Glaube spielen eine große Rolle, Gut und Böse, Gott, Engel sowie der Teufel und seine Dämonen. Das ist etwas, worüber ich in dem Umfang bisher noch nichts in einem Jugendbuch gelesen habe. Es war mal was neues, man muss es aber mögen und/ oder sich dafür interessieren. Für mich ist es absolut lesenswert!

Bewertung vom 21.10.2020
Marzi, Christoph

Mitternacht


sehr gut

Es gibt einen Ort in den Nebeln, der von Geistern bevölkert ist. Sie führen dort zuzusagen ein zweites Leben nach dem Tod und handeln mit Alpträumen und Geschichten. Der junge Autor Nicholas übertritt durch einen Zufall die Grenze zwischen dieser und unserer Welt und wird dabei in Machtkämpfe und Intrigen hineingezogen.

Zwei Aspekte sind hier besonders hervorzuheben: die tollen und liebenswerten, aber manchmal auch ein wenig verschrobenen Charaktere sowie der sehr bildhafte und detaillierte Schreibstil. Ich mochte vor allem Chesterton, der Nicholas unter seine Fittiche nimmt. Szenen mit ihm haben mir immer ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. Auch der sogenannte Findelgeist Agatha ist sehr interessant. Sie weiß nicht wirklich, wer sie eigentlich ist, weil sie keinerlei Erinnerung an ihr Leben hat. Aber natürlich war mir auch Nicholas selber sympathisch, auch wenn er ab und zu ein bisschen naiv und unüberlegt handelt.

Mich hat die Story mit ihrem metaphorischen Schreibstil und der düsteren, leicht gruseligen Atmosphäre sofort in ihren Bann gezogen. Wer gerne Geistergeschichten liest, dem wird auch dieses Buch gefallen.

Leider kam das Ende allerdings unerwartet zackig daher. Die letzten Seiten unterscheiden sich vom Rest des Buches wie Tag und Nacht: deutlich kürzere und „abgehacktere“, ja schon fast eher zusammenfassende Kapitel und dementsprechend auch ein völlig anders anmutender Schreibstil. Zuerst war ich etwas enttäuscht, vor allem weil ich auf Anhieb auch nicht alles verstanden habe. Dann habe ich das Nachwort des Autors gelesen. Die Erklärung ist leider traurig und tragisch: 2018 erlitt Christoph Marzi einen schweren Schlaganfall. „Mitternacht“ hat er deshalb nur unter großen Anstrengungen beenden können. Er hat meinen vollen Respekt, dass er es trotzdem geschafft hat die Geschichte von Nicholas, Agatha und Chesterton für uns Leser und wahrscheinlich besonders auch für sich selbst abzuschließen.

Übrigens ist im Nachwort auch die Rede von einem möglichen Folgeband. Vielleicht wird das Ende dort nochmal neu aufgerollt? Zu wünschen wäre es diesem ansonsten überaus überzeugenden Buch.

Bewertung vom 21.10.2020
Lane, Melanie

Running Wild - Liebe, Chaos und Alpaka (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Chess Bruder Peter wird seit einer Woche vermisst. Für ihn ist es völlig unüblich ohne ein Wort zu verschwinden, schließlich ist er - im Gegensatz zu Chess - der Goldjunge der Familie. Außerdem wird er in ein paar Wochen heiraten. Kurzerhand springt Chess in ihren alten VW-Bus und macht sich auf die Suche nach ihm. Mit an Bord ist, neben Hund Mango und dem verhaltensgestörten Alpaka Ross, auch Peters bester Freund Matt. Auf seine Begleitung hätte Chess gerne verzichtet, denn er verkörpert alles, was die junge Frau verachtet.

Ich mochte Chess direkt von der ersten Seite an. Sie ist tough, nicht auf den Mund gefallen und weiß, was sie will. Sie liebt Tiere und träumt von einer eigenen Tierpension und Praxis. Theoretisch hat ihre Familie das Geld, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen, aber sie will es alleine schaffen. Kein Wunder, denn ihre Eltern verhalten sich ihr gegenüber sehr kalt und abwertend. So lassen sie ihre Tochter immer wieder spüren, dass sie ihre Erwartungen nicht erfüllt. Toll finde ich grade deswegen auch, dass Chess sich von den Vorurteilen ihr gegenüber nicht kleinkriegen lässt. Natürlich verletzt es sie, wie ihre Familie sie behandelt, aber sie gibt ihnen Kontra. Und was „andere“ Leute angeht, so lässt deren Meinung sie nahezu kalt. Hier frage ich mich doch ernsthaft, was an ein paar Tattoos, knappen Klamotten und roten Lippen so schlimm sein soll. Und auch ihr Job und ihre Leidenschaft für Tiere finde ich eher bewundernswert als abschreckend.

Auch Matt ist ein wirklich sehr charmanter, sympathischer und hilfsbereiter Charakter, was Chess zunächst allerdings nicht besonders in den Kram zu passen scheint. Aber beide fühlen sich dann doch irgendwie zueinander hingezogen. Ich mag das Gekabbel zwischen den beiden, zumal die Geschichte sowohl aus Chess als auch Matts Perspektive geschrieben ist.

Die beiden tierischen Begleiter sind einfach nur Zucker, ich finde es so süß, wie sie auf das Verhalten der Menschen eingehen, bemerken, wenn Chess sich beispielsweise anspannt und nervös wird. Aber auch die Art und Weise wie Chess und Matt mit ihnen umgehen ist so schön.. Grade die Szenen mit Mango und Ross brachten mich immer wieder zum Schmunzeln.

„Running Wild - Liebe, Chaos und Alpaka“ ist ein tolles Buch mit liebenswürdigen menschlichen sowie tierischen Charakteren. Es ist teilweise sehr emotional, aber auch oft total witzig. Es macht einfach Spaß Chess, Matt, Mango und Ross auf ihrer Reise zu begleiten. Es ist ein spannender Roadtrip mit viel Gefühl und Drama.

Bewertung vom 15.10.2020
Fischer, Tami

Hiding Hurricanes / Fletcher-University Bd.3


sehr gut

Lenny führt ein Doppelleben: tagsüber studiert sie an der Fletcher University, verhüllt ihren Körper mit schlabbriger Kleidung, ist eher mürrisch und abweisend. Nachts hingegen verdreht sie den Männern als maskierte Tänzerin „Daisy“ in einem Edel-Stripclub den Kopf. Seit Jahren ist sie in ihren besten Freund Creed verliebt. Blöd nur, dass der sich jetzt ausgerechnet in Daisy verguckt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der beiden Protagonisten erzählt, die man bereits aus den Vorgänger-Bänden kennt (die man unabhängig voneinander lesen kann). Ich war mega gespannt auf dieses Buch, weil ich die Charaktere dort gerne mochte und sie mich so neugierig auf sich gemacht hatten. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die beiden es wirklich meisterhaft verstehen sich selber im Weg zu stehen.

Für mich war es faszinierend zu sehen, wie gut und schnell Lenny es geschafft hat sich in Daisy und wieder zurück zu verwandeln. Daisy führt das Leben, das sie sich immer erträumt hat und besitzt Charakterzüge, die sie selber gerne hätte. Sie ist selbstbewusst, schlagfertig, lebt ihre größte Leidenschaft - das Tanzen - aus und wird dafür gefeiert. Denn ohne all das ist sie eben „nur“ Lenny. Und diese schafft es nicht die Aufmerksamkeit von Creed auf sich zu ziehen, denn für den ist sie nur eine Art Kumpel. Als er dann plötzlich immer wieder im „Dolly House“ auftaucht und ihr Alter Ego anhimmelt, gerät ihre Welt ins Wanken. Schließlich will sie ihm nah sein, aber eben als sie selbst.

Creed auf der anderen Seite ist genauso sympathisch wie eh und je. Er tut einem schon fast ein bisschen Leid, wie er von Lenny (unbeabsichtigt) an der Nase herumgeführt wird. Als Leser ist man den beiden natürlich deutlich voraus, man weiß also wie ihre Gefühlswelt aussieht und was in der Vergangenheit passiert ist. Das macht das Ganze irgendwie noch dramatischer und manchmal auch etwas anstrengend, weil die beiden vor lauter Bäumen den Wald einfach nicht sehen.

Die Themen Tanzen, Showtanz und Striptease wurden interessant umgesetzt. Es wirkt nie „billig“, sondern zeigt eher wieviel Training, Arbeit und Leidenschaft dahinter steckt. Auch der Zusammenhalt unter den Mädchen war schön zu sehen, besonders zu erwähnen ist hier ihre Kollegin und Freundin Gigi. Allerdings zeigt sich natürlich auch teilweise Eifersucht und Missgunst. Es wird außerdem erwähnt, dass Lenny Glück hat im „Dolly House“ gelandet zu sein, weil es ein gehobeneres Etablissement ist, der Chef die Mädchen gut behandelt und auf sie Acht gibt. Das ist dementsprechend leider nicht immer der Fall.

Tami Fischer hat mich mit „Hiding Hurricanes“ wieder in ihren Bann gezogen und ich bin gespannt auf weitere Geschichten der Fletcher University.

Bewertung vom 12.10.2020
Freytag, Anne

Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte


ausgezeichnet

Rosa und Frank treffen sich in Australien. Beide sind unverhofft alleine zu dieser Reise aufgebrochen und beschließen nun zusammen einen Roadtrip zu machen. Doch dann schließt sich ihnen auch noch David an und verändert damit alles, denn drei sind einer zu viel. Oder?

Für mich ist dies die beste Dreiecksbeziehung, die ich bisher beschrieben bekommen habe. Das Buch ist aus allen drei Perspektiven geschrieben, was die Sache besonders spannend gemacht hat. Es herrscht die ganze Zeit ein ganz spezielles Feeling. Die Jugendlichen haben Urlaub, es ist Sommer, sie reisen durch ein riesiges und faszinierendes Land. Sie sind räumlich frei, aber eben nicht emotional. Sie wollen einander nicht verletzen, aber dennoch sind sie hin- und hergerissen zwischen Freundschaft, Leidenschaft und prickelnden Gefühlen, die nicht unbedingt nur einer Person gelten.

Bewertung vom 12.10.2020
Milazzo, Sabrina

Aus Asche & Nacht


sehr gut

Noelle wird seit dem Tod ihrer Mutter von schrecklichen Albträumen heimgesucht. Nach jahrelangen Qualen und der ständigen Angst davor die Augen zu schließen und einzuschlafen, ist sie an ihrem 18. Geburtstag kurz davor aufzugeben. Doch dann trifft sie auf Nate, der mysteriös, geheimnisvoll und unnahbar ist. Allerdings behauptet er ihr helfen zu können. Da sie ansonsten niemanden hat, dem sie sich anvertrauen kann, legt sie ihre ganze Hoffnung in ihn.

Mich hat diese Traumthematik sehr interessiert und direkt in ihren Bann gezogen, weil ich selber immer wieder ziemlich krasse Albträume habe. Die Art und Weise wie das Ganze umgesetzt und schließlich aufgelöst wurde, hat mich ebenfalls überzeugen können. Sabrina Milazzo hat in „Aus Asche & das Nacht“ eine teilweise düstere und bedrohliche Traumwelt erschaffen, die auf der anderen Seite aber auch wunderschön sein kann. Sie selber und ihre Besucher unterliegen bestimmten Regeln, die es unbedingt einzuhalten gilt. Ansonsten kann dies fatale Folgen haben.

Für mich ist es völlig unverständlich wie Noelle diesen Schlafmangel und die Panik vor den nächtlichen Ereignissen so lange durchhalten konnte. Sie macht im Verlauf auf jeden Fall eine riesige Entwicklung durch, die ich sehr mochte. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihr fühlen. Generell waren mir die Charaktere sehr sympathisch. Obwohl Nate anfangs doch eher arrogant und überheblich wirkte, merkt man schnell, dass da noch mehr dahinter steckt.

Die Geschichte erschreckt, überrascht und bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Vor allem Noelle ist eine starke und mutige Protagonisten, mit der man gerne mitfiebert. Lesenswert!

Bewertung vom 05.10.2020
Till, Jochen

Memento Monstrum (Bd. 1)


ausgezeichnet

Graf Dracula stehen die Haare zu Berge: er soll ganz alleine auf seine Enkelkinder aufpassen, während deren Mutter zusammen mit seiner Frau ein Wellness-Wochenende macht. Was, wenn den Kleinen etwas passiert? Doch als der Jüngsten ein altes Photo-Album in die Hände fällt, ist für Unterhaltung und Ablenkung gesorgt. Denn er hat allerlei aus seinem langen Leben zu berichten.

Da gibt es gleich mehrere Dinge, die ich super fand. Zuerst mal die Namen der Enkel: Globinchen, Vira und Rhesus, die alle etwas mit Blut zu tun haben. Auch die ganzen Wortspiele, die aufs Vampir-Dasein gemünzt sind, waren sehr amüsant. Die Vorstellung, dass Graf Dracula sich in die Hosen macht, weil er auf die Enkel hüten soll, hat mich auch schmunzeln lassen.

Generell sind alle Charaktere einfach der Hammer! Allen voran Vlad (Dracula) selber, seine Enkel und natürlich sein Gegenspieler Van Helsing. Sie alle waren für die ein oder andere Überraschung gut. Besonders Letzterer, dessen Persönlichkeit und Rolle im Buch doch mehr als unerwartet war. Das Gekabbel zwischen den Geschwistern war ebenfalls sehr nett anzusehen. Da ist Rhesus, der sich nur für sein Handy und die Spiele darauf zu interessieren scheint sowie die kluge, aber ein wenig besserwisserische Vira. Auch Globinchens kindliche, logische Argumentationen und Denkweise waren echt Zucker. Sie alle interessieren sich dann schließlich sehr für das, was ihr Großvater zu erzählen hat.

Dementsprechend haben wir hier also noch vier zusätzliche Geschichten in der Geschichte. Auch dort treffen wir auf liebenswürdige Charaktere wie DIE Yeti, ein Fischmonster, eine Mumie sowie einen Werwolf. Jede dieser kurzen Stories vermittelt wichtige und überzeugende Botschaften, die unter anderem mit Vorurteilen, Mobbing oder auch Bodyshaming zu tun haben.

Das Buch hat mich rundum unterhalten mit interessanten Charakteren, spannenden und humorvollen Geschichten, witzigen Wortspielen und Anspielungen auf Romanfiguren oder Persönlichkeiten der Geschichte, wirklich grandios! Besonders zu erwähnen ist aber auf jeden Fall auch die wunderschöne, stimmungsvolle Aufmachung und die zahlreichen Illustrationen - ein Traum. Danke für dieses Leseerlebnis!

Bewertung vom 30.09.2020
Mueller, Nicolas

Milo und das Geheimnis von Polyrica


sehr gut

Milo ist Außenseiter und wird ständig schikaniert und gemobbt. Deshalb flüchtet er sich gerne in Filme, Videospiele oder Bücher. Wer hat sich nicht schon vorgestellt, wie es wäre in seine liebste Geschichte einzutauchen und Einfluss darauf nehmen zu können? Für Milo wird dieser Traum Wirklichkeit. Er hat sogar eine Art Mission, er soll nämlich ein schreckliches Ereignis verhindern. Doch welche Folgen hat sein Eingreifen auf Personen und Handlung?

Die Idee finde ich ganz großartig. Als "Experte" für die Werke seines Lieblingsautors hat er im Gegensatz zu den anderen Charakteren, die wir in Polyrica treffen, natürlich einige Vorteile. Er besitzt einfach mehr Wissen über deren eigene Welt. Daher muss er auch besonders umsichtig vorgehen, um ihnen nicht zu viel zu verraten und damit unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen .

Er findet sich also in einer mittelalterlichen Welt wieder, die aber auch von Magie geprägt ist. So leben dort beispielsweise chimärenartige Wesen, die allerdings einen sehr schlechten Ruf haben und für einige Todesfälle verantwortlich gemacht werden. Politik spielt ebenso eine Rolle, denn die Wahl für den Hafenvorsteher steht an. Die Stadt unterscheidet arme und reiche Bürger und gliedert sich in die Viertel der verschiedenen Berufsstände. Natürlich geht dort nicht immer alles gerecht zu und Milo beteiligt sich daran, dass es der Unterschicht irgendwann besser geht.

Es ist schön zu beobachten wie unser Protagonist endlich Anschluss und Freunde findet. Wenn er seine Mission erfüllen kann, wird er sogar zum Helden seiner eigenen Lieblingsgeschichte werden. Beides etwas, das in der realen Welt bisher nicht möglich war. Endlich tut er Dinge, die er selber möchte und die ihm selber wichtig sind. Ansonsten lässt er sich nämlich ständig von seinem Vater unter Druck setzen, was ihn auf Dauer ziemlich unglücklich gemacht hat. Dementsprechend geht es in der Geschichte also nicht nur darum seinen eigenen Weg zu gehen, sondern auch um Freundschaft, Zusammenhalt und die Verarbeitung von Mobbing. Sein Wunsch ist es einfach "normal" zu sein und irgendwo dazuzugehören. Zudem spielt auch die erste Liebe eine Rolle, was wirklich süß war.

Für mich kam die Auflösung, was einen bestimmten Umstand angeht, nicht überraschend. Dennoch hält Nicolas Mueller einige spannende Wendungen für den Leser bereit. Auch die Charaktere sind interessant und vielschichtig. Die Welt ist phantasievoll ausgearbeitet und hat mir wirklich gut gefallen. Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, wie man es von Jugendbüchern gewöhnt ist. Doch "Milo und das Geheimnis von Polyrica" ist nicht nur etwas für junge Leser, sondern wird auch ältere Fantasy-Fans begeistern.