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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1465 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2022
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen


gut

Einer wie keiner
Denn Max Strohe hat ein entsprechendes Vorbild: Und zwar seinen Vater, den (Klein-)Stadneurotiker - als nicht mehr und nicht weniger verdient dieser bezeichnet zu werden. Und der Autor folgt ihm geradewegs in diese eigenwilligen Fussstapfen. Wenn auch auf seine ganz besondere, individuelle Art.

Beruflich wirft er sich den ein oder anderen Stein selbst in den Weg, was er selbst nicht macht, das erledigen andere für ihn. Was sich dann manchmal bzw. immer öfter auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt.

Insbesondere auf Genuss der unterschiedlichsten Art und Weise. Dabei kristallisieren sich schnell zwei zentrale Bereiche heraus: Drogen unterschiedlicher Art ... und Frauen. In dieser Zeit waren sie gewissenmaßen auch eine Droge für Max Strohe.

Ehrlich und schonungslos breitet er seine Geschichte vor seinen Leserinnen und Lesern aus - mir ist er oftmals zu offen. Denn es wird oft ungemütlich, unästhetisch und manchmal sogar ganz abscheulich.

Jedenfalls erfährt man wenig darüber, wie aus ihm der Sternekoch wurde, der er heute ist. Was gewissermaßen auch für ihn spricht, denn er gibt definitiv nicht an oder versucht sich, von seiner besten Seite zu zeigen.

Nein, in diesem Fall spricht es ganz klar gegen mich als Lesende, die nicht bereit ist, sich das alles so reinzuziehen. Habe ich zwar gemacht, aber es war mir über weite Strecken alles andere als ein Vergnügen.

Ich kann es also wirklich nur denen empfehlen, die bereit sind, den Autor bis in die tiefsten Niederungen seines Lebens zu begleiten.

Bewertung vom 24.09.2022
Dobson, Melanie

Wo die Winterrose blüht


sehr gut

Grace befindet sich in den letzten Monaten - aber das wissen nur wir, sie natürlich noch nicht - des Zweiten Weltkriegs in Südfrankreich, um jüdischen Kinder bei der Flucht zu helfen. Für die Quäkerin aus dem beschaulichen Oregon, die gleichwohl schon so einiges erlebt hat, ist es eine große Umstellung, die sie mithilfe ihres starken Glaubens meistert.

Nach dem Krieg findet sie sich mit Roland, den sie in Frankreich kennen- und liebengelernt hat und drei "übriggebliebenen" jüdischen Kindern als Familie in Oregon wieder, wo sie Haus und Grundbesitz ihrer Großeltern geerbt hat.

Roland ist um die halbe Welt gereist, um sie wiederzufinden und nun, in Zeiten des Friedens sind sie bereit, hier eine Existenz aufzubauen. Doch es zeigt sich, dass es manchmal in Friedenszeiten schwieriger ist, als im Krieg, ausgeglichen zu leben - zunächst ist es Graces Mutter Ruby, eine überkandidelte Hollywood-Diva, die sie nicht in Ruhe lassen will und dann machen auch noch einige Kinder Schwierigkeiten.

Ein schönes Buch, in dem ich gerade die sehr authentisch geschilderten Situationen in Kriegs- und Nachkriegszeiten genoss. Das Ende insgesamt - also inklusive der dorthin führenden Entwicklungen - war mir dann aber doch deutlich zu dramatisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2022
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Ein Roman darüber, wie es zu Ausgrenzung kommen kann.

Nein! Eigentlich ist es ein Roman über Ausgrenzung, wie sie bereits auf der Welt geschehen ist, geschieht und weiter geschehen wird, wenn sich nichts ändert.

Hier zeichnet Autorin Celeste Ng die Vereinigten Staaten von Amerika als Land, in dem vor allem Menschen asiatischer Herkunft ausgegrenzt werden und zwar auf die brutalste denkbare Art und Weise: durch eine vermeintliche "Unterstützung".

Ihnen werden ihre Kinder weggenommen, damit sie in ein besseres, ein leichteres Leben überführt werden können. So wird es ihnen übermittelt. Und es folgt die Aktion, sie folgt unabdinglich, egal, ob die Familien dem zustimmen (was sie natürlich nie tun) oder nicht. Die Kinder sind weg, man weiß nicht, wohin sie gebracht werden.

Gleichzeitig erfolgt eine Entfernung des asiatischen Einflusses aus den verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit - über mehrere Jahre hinweg.

Bei Noah, von seiner Mutter Bird genannt, läuft es anders. Da verlässt die Mutter, asiatischer Abstammung ist, die Familie. Er hat in seinem 12jährigen Leben bereits drei Jahre ohne sie gelebt - bis ihm der Gedanke kommt, seine Mutter zu suchen. Und endlich zu erfahren, warum sein Vater nicht mehr über sie spricht; sie waren doch einst eine glückliche Familie.

Ein heftiger Roman, den die Autorin unter dem Eindruck der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu schreiben begann, wie sie in den USA ab Herbst 2016 mit aller Macht einsetzten. Und natürlich auch vorher bereits spürbar waren.

Celeste Ng zeichnet ein fremdes Bild. Und zugleich ein sehr vertrautes - auch mir, die ich seit meiner Geburt als Nichtdeutsche in Deutschland lebe. Ja, seit einigen Jahren ticken die Uhren anders, auch hier. Manches wird gestoppt, aber hält das auf Dauer?

Ein Roman, der aufgrund seiner von mir empfundenen teilweisen Nähe zu bestimmten Aspekten der Realität sehr gruslig war. Aber auch zeigt, dass Zusammenhalt etwas bewirken kann, auch in Zeiten, in denen es gar keine Möglichkeiten zu geben scheint. Was wird es für ein Ende nehmen?

Im Buch bleibt so einiges offen, eine aus meiner Sicht ausgesprochen passende Wahl. Ich empfehle dieses Buch kritischen Menschen, aber auch solchen mit Diskussionsbedarf - ich finde, es eignet sich ganz hervorragend für Lesekreise und Ähnliches.

Bewertung vom 20.09.2022
Baumeister, Inge;Schmid, Anja

Windows 11 für Senioren


ausgezeichnet

Hier wird Windows 11 so vereinfacht dargestellt, dass Computer Muffel - es müssen nicht unbedingt Senioren sein, wie hier im Titel aufgeführt - keine Ausrede mehr haben, sich vor dem modernen Zeuch zu drücken!

Und wenn sie merken, wie einfach und schnell damit vieles geht, wollen sie es auch gar nicht mehr missen. So ging es jedenfalls meiner Tante - sie brummelt zwar der Form halber noch ein bisschen, aber wenn ich sie besuche, ist das Teil immer an! Oft in vorliegendem Programm, aber natürlich auch im Internet. Aber da wäre sie über die Tür des Windows 11 gar nicht erst hingekommen!

Bewertung vom 19.09.2022
Krause, Karl;Colijn, Daan

Couple of Men


ausgezeichnet

Schwul unterwegs sind Karl und Daan, ein deutsch-niederländisches Paar, seit sie einander kennen- und lieben gelernt haben, was quasi in einem Atemzug geschah!

Seitdem gehen sie gemeinsam durchs Leben und das ist wörtlich zu nehmen. Denn eines ihrer größten gemeinsamen Hobbys ist das Reisen und da sie zudem Blogger aus Überzeugung sind, sind sie dabei sozusagen immer im Dienst.

Das Reisen nehmen sie ernst - dennoch mit dem Humor, den es verdient. Woran man merkt, dass die beiden schwul unterwegs sind?

Nun, die Regenbogenfahne ist quasi immer dabei. Dann werden auch entsprechende Locations vorgestellt - wohlgemerkt unter anderem.

Denn "Schwul" ist keine Etikette, die sie sich an die Brust heften, sondern ein elementarer Bestandteil ihres Lebens und deswegen stechen sie auch immer mal ins Wespennest. Und reisen dorthin, wo es keine Homosexualität gibt. Einfach, weil sie verboten ist - mit unterschiedlichen Konsequenzen.

Dennoch sind die beiden sympathischen Jungs, die ich sofort ins Herz geschlossen habe - als Paar natürlich - auch "normale" Reisende, die wichtige Tipps haben, mit denen man seine Reisen angenehmer gestalten kann.

In jeder Hinsicht ein ganz besonderes Buch, das ich jedem empfehlen kann. Unabhängig von seiner sexuellen Orientierung. Nur eines sollten die potentiellen Leser mitbringen - Toleranz noch und nöcher - die bieten nämlich auch die beiden Autoren!

Bewertung vom 19.09.2022
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Wie immer bei Yrsa Sigurdarsdottir ist der unmittelbare Einstieg der spannendste - als der Sohn kurz vor dem Tode der Mutter entdeckt, dass es offenbar noch eine Schwester gibt. Wie fügt sie sich in die Geschichte ein und existiert sie überhaupt noch?

Und wie passt das alles zu den fünf Wanderern, von denen sich vier aus purer Sensationslust zu einer Winterwanderung aufmachen und bald schon den Kräften der Natur - allem voran eisige Kälte und Schneestürme - gnadenlos ausgeliefert sind.

Letztendlich sind es drei Handlungstränge - der dritte besteht aus einem jungen Paar, das in die Aufklärungsarbeiten den Vorfälle involviert ist - der Mann ist Polizist, die Frau ist als freiwillige Helferin eingebunden.

Die Wanderer - nur vier sind bekannt - werden vermisst und eine großangelegte Suche beginnt in der Gegend, in der man letzte Lebenszeichen von ihnen festmachen kann. Bald schon wird klar, dass in diese Geschichte auch ein übersinnliches Element mit hineinspielt. Und als allgegenwärtiger Akteur wieder und wieder die erbarmungslose, kraftvolle isländische Winterwelt - die quasi auf jeder Seite spüren lässt, dass man die Natur nicht unterschätzen sollte.

Es ist einmal mehr ein eindringlicher, eher ruhiger Thriller, der der isländischen Autorin Yrsa Sigurdardottir gelungen ist. Teilweise war er mir zu ruhig, die Gedanken der Akteure nahmen stellenweise zu viel Raum ein. Doch am Ende wird klar, dass die Autorin sich bis zum Schluss nicht in die Karten schauen lässt - zuletzt gab es noch einmal eine ordentliche Überraschung.

Ein winterlicher Thriller für Leser, die sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen!

Bewertung vom 18.09.2022
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

Ein Herrchen und seine Familie
Toni nämlich - von seiner Familie ist aber eigentlich nur Pepa übriggeblieben, sein Hund. Sein Sohn lebt bei der geschiedenen Ehefrau - für beide hat er eigentlich nur Verachtung übrig. Für den Sohn - den aus Tonis Sicht minderbemittelten Nikita - eigentlich schon immer und für Exfrau Amalia ist nicht anderes übriggeblieben.

Der Protagonist führt sehr detailliert, faktenverliebt und wortgewaltig in seine Geschichte ein, in deren Gegenwart er mit seinem Hund alleine steht bzw. lebt, wenn auch nicht mehr lange.

Schon im nächsten Juli will er seinem Leben ein Ende setzen, trotz Vorhandenseins eines Sohnes wie auch eines Hundes. So beschreibt er sein letztes Jahr in exakt 365 Kapiteln, so dass man beim Lesen immer mitfiebern kann: tut er's oder tut er's nicht?

Das klingt makaber und genauso ist es gemeint. Toni ist gewissermaßen ein Menschenfeind, man fragt sich immer wieder, ober er das alles, was er so aus sich herausschüttet, ernst meint.

Bewertung vom 13.09.2022
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


gut

Der Leser weiß schon ziemlich viel im Voraus

Allem voran das Allerwichtigste. Dass sich nämlich bei den beiden Protagonisten Charlie und Becca aus Hass Liebe entwickelt und das im Laufe von 10 Jahren, nämlich nach dem Tod der gemeinsamen Freundin Ally, die für jeden von ihnen so viel mehr war, nämlich der Lebensmensch.

Für Becca - bei der ich sehr gut nachvollziehen kann, warum Charlie sie nicht mag - ist sie schon seit Langem der wichtigste Mensch im Leben. Der sie auch nicht im Stich lässt, als sie den Mann fürs Leben, nämlich Charlie, trifft. Was mich durchaus erstaunt, denn Becca ist wirklich überaus häufig ein wahrer Kotzbrocken, der sich immer in den Vordergrund spielen muss, vor allem, wenn es gerade überhaupt nicht passt. Würde man sie als taktlos bezeichnen, wäre das die Unertreibung der Woche. Mindestens. Auch wenn es so scheint, als wäre sie Ally gegenüber ein besserer Mensch gewesen.

Was wir als Leser nicht überprüfen können. Denn der Roman setzt mit Allys Beerdigung ein: die Arme ist in sehr jungen Jahren einer besonders aggressiven Krebsart erlegen und sowohl Becca als auch Charlie, mit dem Ally verlobt war, sind untröstlich.

Wie nicht anders zu erwarten, verarbeiten sie Allys Tod vollkommen unterschiedlich und vor allem Becca meint, Charlie Jahr für Jahr mitteilen zu müssen, dass er falscher nicht hätte handeln können.

Jahr für Jahr? Ja, denn Ally hat ihnen Aufgaben aufgegeben, die sie zusammen erledigen sollen.

Klingt nervig? Es wird besser, vor allem zur Mitte hin. Jedenfalls so sehr, dass ich doch noch statt einem drei Sterne habe springen lassen!

Bewertung vom 13.09.2022
Kemkes, Antonia

Finde den Tempel in dir


ausgezeichnet

Es gibt eine Meditation - hilfreich bspw. bei Angst- und Panikattacken, auch bei Depression - die "der sichere Ort" heißt - nach einigen Übungen findet man innerlich immer wieder dorthin zurück, fühlt sich gestützt, geheilt und gekräftigt. Hier soll man sich einen Ort, an dem man sich besonders wohlfühlt, vorstellen, der immer wieder eine Art zu Hause, einen Rückzugsort bieten kann, wo auch immer man ist.

Die Autorin des vorliegenden Buches fährt einen anderen Ansatz: sie bietet den inneren Tempel, also einen Raum im eigenen Inneren als Rückzugs- und Zufluchtsort an, für unterschiedliche , auch unterschiedlich intensive Meditationen und andere Übungen. Dieser Tempel steht in Verbindung mit Yoga; bei den meisten vorgestellten Übungen muss man allerdings keine allzugroßen körperlichen Verrenkungen veranstalten. Meist sind es sogar gar keine.

Dieser Ansatz bietet eine Vielfalt von Möglichkeiten und das Tolle daran ist, dass sie mit etwas Übung an jedem Ort, zu jeder Zeit, abrufbar sein sollen. Das hängt natürlich von jedem Selbst und von seiner Fähigkeit, sich in die Ausführungen hineinzuversetzen, ab.

Ich möchte jedoch behaupten, dass diese so einladend, offen und vielseitig dargestellt sind, dass jeder einen oder mehrere Varianten für sich entdecken kann.

Ein wundervolles Buch, das ich sicher auch verschenken werde - wenn auch nicht dieses Exemplar - das brauche ich in der nächsten Zeit, um mich so richtig einzuarbeiten. Beim ersten Lesen habe ich große Lust bekommen, mich eingehend damit zu beschäftigen!

Bewertung vom 12.09.2022
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


weniger gut

Der mit Abstand langweiligste Krimi des Jahres

Und zwar mit einem Riesenabstand zur Nr. 2 (ehrlich gesagt, gibt es die bisher nicht). Deswegen verkneife ich mir das Wörtchen "vorerst" - denn hier muss ich den guten alten Spruch "Schlimmer geht nimmer" bemühen.

Was habe ich mich gefreut auf den Krimi zu diesem spannenden Thema, der Beutekunst, waren meine bisherigen (einige Jahre zurückliegenden) Erfahrungen mit der belletristischen Aufarbeitung doch nicht die besten. Ich konnte nicht ahnen, dass sich das Niveau noch um Längen nach unten bewegen wird.

Denn: die wundervollen Rechercheergebnisse, die Rückblicke in die 1940er und 1960er Jahre - das alles wird in einem so umständlichen Stil, in dem man sich quasi jeden einzelnen der zahlreich vorkommenden Charaktere separat herausgraben muss, um eine Besonderheit an ihm oder ihr zu entdecken, präsentiert, dass ich regelmäßig beim Lesen eingeschlafen bin.

Wer also ein wirksames Schlafmittel sucht, dem kann ich den Krimi von ganzem Herzen empfehlen, ansonsten würde ich eher die Finger davon lassen. Und ja, ich habe ihn in Gänze gelesen, es hat nur etwas gedauert. Mein Trick: ich habe ihn mir an Locations vorgeknöpft, an denen Einschlafen einfach nicht möglich war. Welchen, das bleibt mein Geheimnis!