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Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2019
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


weniger gut

All das zu verlieren, Roman von Leila Slimani, 224 Seiten, erschienen im Luchterhand Verlag
Roman über eine Arztfrau die sich in ihrer Sexsucht verliert.
Adele schön, gutaussehend, stilvoll könnte eigentlich mit ihrem Leben zufrieden sein. Sie hat einen kleinen Sohn Lucien, der ihr lästig ist. Ihr Mann ist Chirurg, sie leben in einem angesehenen Pariser Viertel, in der Nähe von Montmatre. Sei reisen viel, er beschenkt sie. Nebenbei arbeitet sie als Journalistin bei einer Pariser Tageszeitung. Sie ist trotz allem nicht mit ihrem Leben zufrieden. Und obwohl sie weiß, dass sie alles verlieren könnte gibt sie sich wildfremden Männern hin. Es ist wie eine Sucht.
Ich bin wirklich ratlos über dieses Buch. Ich verstehe die Protagonistin nicht, ich verstehe auch nicht was die Autorin mit dieser Geschichte ausdrücken will. Das Buch hat mich absolut nicht erreicht. Eher fühle ich mich immer wieder vom Verhalten der Protagonistin angewidert, die kultivierte schöne Frau hat es nicht nötig sich, von zum Teil von sogar sehr abstoßenden Männern, so erniedrigend benutzen zu lassen. Obwohl immer wieder Szenen aus ihrer Kindheit und Jugend beschrieben werden, konnte ich für ihre Promiskuität keine Ursache finden. Ihr Mann kann ihr seine Liebe nicht so richtig zeigen, trotzdem stößt er sie nicht von sich. Die Szenen sind unpornografisch dargestellt. Mich hat das Buch traurig gestimmt. Selbst die Spannung ist hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Das Ende wirft mehr Fragen auf als es beantwortet. Der Vergleich mit der „Bovary“ hält bei mir nicht stand, die einzige Parallele konnte ich nur durch die Gegebenheit erkennen, dass es sich bei beiden um Arztfrauen handelt die sexsüchtig sind. Es fehlt in dieser Erzählung einfach an Tragik und auch an Romantik. Auch hätte man aus den Figuren mehr herausholen können. Weil es sich um kurze Kapitel und eine niedrige Seitenzahl handelt, hatte ich das Buch an einem Tag ausgelesen. Da ich vor einiger Zeit schon ein Buch von Slimani gelesen habe, welches mir gefallen hat. (Dann schlaf auch du) Bin ich überhaupt erst auf diesen Band aufmerksam geworden. Es hat sich nicht gelohnt.

Bewertung vom 13.07.2019
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


ausgezeichnet

Unbarmherzig, Kriminalroman von Inge Löhnig, 384 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
Gina Angelucci ermittelt in ihrem zweiten Fall.
Die Kommissarin Gina Angelucci ist nach ihrer Elternzeit wieder ins Kommissariat „Cold Cases“ für ungeklärte Altfälle, K12 zurückgekehrt. Dort gibt es jede Menge zu tun, doch Skelettfunde in Altbruck etwas nördlich von München lassen sie nicht los. Gegen den Widerstand des Oberstaatsanwalts beginnt sie zu ermitteln. Die erste Spur führt in das neu ausgewiesene Gewerbegebiet der Gemeinde, wo sich zur Zeit des Nationalsozialismus eine Munitionsfabrik befand. Das männliche Skelett scheint zu einem jungen Mann zu gehören der aus der Nähe kam und in den letzten Kriegsmonaten verschwunden ist, das weibliche Opfer jedoch, welches aus dem Baltikum zu stammen scheint, gibt Rätsel auf. Könnte es sich um die sterblichen Überreste einer jungen Lettin handeln die zeitgleich mit dem jungen Mann verschwunden ist? Gina will es sich zur Aufgabe machen, den Toten ihre Identität wieder zu geben. Doch nicht alle Bewohner des Dorfes sind an einer Lösung des Falls interessiert.
Schon im Prolog ist der Leser dabei als ein Liebespaar erschossen wird, die Spannung setzt also unmittelbar bei Beginn des Buches ein. 51 Kapitel in angenehmer Länge, lebhafte Dialoge, zum Teil im Dialekt, was mir besondere Freude machte, bildhafter Schreibstil und hervorragend gezeichnete Charaktere waren der Grund, warum ich sofort in Lesefluss kam und ungern die Lektüre unterbrach. Bis der Fall geklärt und der letzte Satz gelesen war fiel es mir schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Die Autorin verwendete die auktoriale Erzählweise, der Leser ist also immer nah am Geschehen und etwas besser informiert als die ermittelnden Beamten. Es handelt sich um einen Plot in zwei Zeitebenen, zum einen kursiv geschrieben und somit deutlich hervorgehoben, der Rückblick ins Jahr 1944, als Tagebucheintrag der Lettin Kairi. Zum anderen die Gegenwart, die die Ermittlungsarbeit und das nicht minder aufregende Privatleben der Kommissarin aufzeigt. Gleichzeitig wird auch ein langjähriges Eifersuchtsdrama, und eine daraus resultierende, mir sehr zu Herzen gehende, Familienfehde erzählt. Löhnig hat mich mit diesem atmosphärisch dichten Kriminalroman hervorragend unterhalten, obwohl ich den Vorgängerband nicht gelesen habe hatte ich keinerlei Mühe der Geschichte zu folgen. Besonders anrührend fand ich die Bestrebungen der Protagonistin, den Familien der Opfer, nach so vielen Jahren noch die Gewissheit über das Schicksal ihrer Lieben zu geben. Das wurde auch im Buch zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht. Die Charaktere sind gut gelungen. Gina war natürlich meine Lieblingsfigur, eine gute Polizistin und Mutter. Den beiden verfeindeten Cousinen Lisbeth und Toni gehörte meine Sympathie, wie auch der jungen Zwangsarbeiterin Kairi. Ihre Notizen im Tagebuch haben mich zu Tränen gerührt. Inge Löhnig gibt allen Figuren ihre Geschichte, selbst den eher unbedeutenden. Ein überaus ergreifender Plot aus der Nazi-Zeit und die Spannung aus den gegenwärtigen Ermittlungen ,dazu der private Stalker-Fall. Ich bin begeistert und der Vorgängerband steht nun ganz oben auf meiner Leseliste.
Ich hoffe, dass es noch weitere Gelegenheiten gibt, Gina Angelucci, ihre sympathische Familie und die tüchtigen Kollegen, bei weiteren Fällen zu begegnen. Eine absolute Leseempfehlung für die Fans von Inge Löhnig. Ein mitreißender Krimi, der alles hat, was eine fesselnde Geschichte braucht, deshalb von mir 5 Sterne.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.07.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


ausgezeichnet

R.I.P., Thriller von Yrsa Sigurdardottir, 444 Seiten, erschienen im btb-Verlag.
Kommissar Huldar, seine Chefin Erla und die Psychologin Freyja ermitteln wieder.
Das Mädchen Stella wird in einem Kino in dem sie arbeitet, überfallen. Der Täter lässt sie um Verzeihung flehen, erschlägt sie auf brutalste Weise und schleppt sie aus dem Kino. Kurz darauf wird ihre Leiche in einem Hinterhof gefunden, dabei ein Blatt mit der Ziffer zwei darauf. Kurz darauf wird in seinem Elternhaus ein weiterer Jugendlicher zusammengeschlagen, diese Tat wird ebenso, wie die Tat an Stella, über Social Media an seine Klassenkameraden und Freunde weitergeleitet, er wird in einem Container gefunden, dabei ein Blatt mit der Nummer drei. Kommissar Huldar und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Wer ist der Mörder der die jungen Menschen so eiskalt und brutal ermordet und was haben sie verbrochen um den Tod zu verdienen? Auf der Suche nach dem Opfer Nummer eins und dem Täter, stoßen die Ermittler auf menschliche Abgründe. Die ermordeten Schüler haben auf gemeinste Weise Mitschüler gemobbt.
42 aufregende Kapitel in angenehmer Leselänge, lebendige Dialoge, ein auktorialer Erzählstil, bildhafte Beschreibung des Settings und der Personen machten die Lektüre zu einem wahren Lesevergnügen. Wie auch der Vorgängerband hat mich R.I.P. bestens unterhalten.
Ich habe das vorangehende Buch gelesen, was aber m. E. zum Verständnis des vorliegenden Bandes nicht nötig ist. Huldar hat sein angespanntes Verhältnis zu den Damen in seinem Team noch nicht klären können, Erla ist auf ihn sauer und Freyja geht ihm immer noch aus dem Weg was den Plot belebt aber die Nachforschungen auch etwas behindert. Der Anfang ist gut beschrieben und ich hatte keine Mühe sofort in Lesefluss zu kommen. Die Ermittlungen sind logisch und die Polizeiarbeit ist interessant erklärt. Der Spannungsbogen zieht sich vom ersten Kapitel bis zur letzten Seite. Die Taten sind schonungslos, jedoch gut beschrieben. Die Personen sind hervorragend charakterisiert und handeln nachvollziehbar. In der Mitte der Geschichte meinte ich den Täter ausgemacht zu haben, doch die Autorin hat es geschickt verstanden, den Leser auf die Falsche Fährte zu locken und immer wieder unerwartete Wendungen einzubauen, die Lösung des Falls hat mich letztendlich total verblüfft. Da die einzelnen Abschnitte oft mit einem Cliffhänger enden, hat mich die Geschichte einfach nicht losgelassen ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Blogeinträge von „Vala“ in kursiver Schrift, die dazwischen eingestreut waren, haben mich betroffen gemacht, das Thema „Mobbing“ vor allem in sozialen Medien, das auch den Taten zugrunde liegt, wurde im Buch hervorragend herausgearbeitet. Wieder einmal hat es Sigurdardottir geschafft einen erstklassigen, spannenden und unterhaltsamen Thriller vorzulegen. Ich bin begeistert und hoffe, dass ich den „Hauptdarstellern“ in einem weiteren Islandthriller begegnen werde. Eine absolute Leseempfehlung für die Genießer von skandinavischen Krimis und vor allem für die Fans der Autorin. Dafür verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 19.12.2018
Bausch, Joe

Gangsterblues


ausgezeichnet

Gangsterblues, Sachbuch von Joe Bausch, 240 Seiten, erschienen bei Ullstein extra
Harte Geschichten aus dem härtesten Gefängnis in Deutschland.
Das Buch ist in zwölf Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel ist mit einem Titel passend zum Inhalt überschrieben. Am Anfang ist eine Inhaltsangabe eingefügt, die die Übersicht erleichtert, es ist möglich die einzelnen Erzählungen schnell zu finden. Medizinische Fachausdrücke und Begriffe der Juristensprache sind kursiv gedruckt und werden dadurch deutlich hervorgehoben.
Zwölf außergewöhnliche Geschichten – erzählt von Bestsellerautor Joe Bausch. Er ist der „Hausarzt“ von Mördern, Dieben, Vergewaltigern, Betrügern und Drogendealern. Sie sitzen langjährige Haftstrafen ab und eines Tages wollen sie reden. Das Buch befasst sich mit dem Alltag in deutschen Gefängnissen. Die geschilderten Fälle beschreiben keine lebenden oder toten Personen, sie hätten sich aber so zutragen können.
Zwölf Geschichten die Gefangene dem Gefängnisarzt Joe Bausch, Tatort-Fans bekannt als Kölner Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth, in der Justizvollzugsanstalt Werl anvertraut haben, als sie der „Knast-Blues“ erwischt. Erst im Vorwort erfährt der Leser, dass es sich im Buch um fiktive Erzählungen handelt und nicht wie im Klappentext beschrieben um „Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen. Was in den Stories der Wahrheit entspricht und wie viel der Phantasie des Autors entsprungen ist, ist egal. Wichtig ist, dass es sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte. Und das ist von Bausch glaubhaft und äußerst spannend dargestellt. Keine unnötigen Längen und in deutlicher Sprache, zuweilen im Knastjargon und urteilsfrei erzählt der Autor flüssig und prägnant. Ich fühlte mich gut unterhalten und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Einige der Geschichten haben mich betroffen gemacht. Z.B. die Geschichte „Auf die Knochen“. Hier handelt es sich um den jungen Fußballstar aus Ghana, dessen erhoffte Karriere aus gesundheitlichen Gründen zu Ende ist bevor sie begann. Das Kapitel Mörderkind hat mich auch nachdenklich gemacht. Wie fühlt sich eine Zeugin, wenn der, durch ihre Aussage, verurteilte Mörder aus dem Gefängnis entlassen wird? Teilweise sogar humoristisch wurde es als drei „alteingesessene“ Knastbrüder entlassen werden und sie so schnell wie möglich wieder in ihre vertraute Umgebung „hinter Gitter“ kommen wollen. Egal was die Insassen auf dem Kerbholz haben, sie sind für ihn zuallererst Patienten, um die er sich kümmert, so gut er kann. Auch wenn es manchmal darum geht nur zuzuhören und dabei zwischen den Zeilen zu lesen, was dem Patienten auf dem Herzen liegt. Wie im Fall des Psychopathen, dessen Entlassung auf eigenes Bestreben und zur Verhinderung einer neuen schrecklichen Straftat verhindert werden konnte.
Dieses Buch hat mir einen guten Einblick verschafft, wie es im Gefängnisalltag zugeht, fernab von diversen Knastserien. Wie Gefangene „ticken“ und ihre sympathischen und auch menschlichen Seiten, obwohl sie „Schwerverbrecher“ - und in Sicherheitsverwahrung untergebracht sind. Dies hat der Autor durch die Anonymisierung geschafft, ohne anzuprangern, oder zu werten, alleine durch seinen sachlichen emotionslosen Schreibstil bleibt es auch dem Leser erspart über die Insassen zu urteilen.
Ich kann dieses Buch nur jedem Leser empfehlen. Sehr informativ, sehr interessant und unterhaltsam, dazu schnell und flüssig gelesen. Joe Bausch ist nicht nur ein guter Schauspieler, hier beweist er erneut, dass er auch als Schriftsteller erfolgreich ist. Volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 13.12.2018
Jacobsen, Gina

Tödlich ist die Versuchung


weniger gut

Tödlich ist die Versuchung, Thriller von Gina Jacobsen, E-book, 300 Seiten, erschienen im FeuerWerke-Verlag.
In diesem Erotik-Thriller zieht sich das Thema „Wie Männer ticken“ durch die Handlung.
Emanuela hat seit dem Tod ihres Bruders und dem Verschwinden ihrer Jugendliebe Rasmus ein Trauma. Dies will sie nun mit dem bekannten Beziehungstherapeuten Bernhard Rett aufarbeiten. Doch der Beziehungscoach schickt sie in gewagte sexuelle Abenteuer mit verschiedenen Männern. Als plötzlich einer nach dem anderen an einer mysteriösen Grippe stirbt, gerät auch Emanuela in Gefahr. Ist Rett, in den sie sich verliebt hat gefährlich, oder wird er sie retten?
Dieses Werk lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Zuerst einmal finde ich die Bezeichnung Thriller, auf dem Cover verwirrend. Es handelt sich hier eindeutig um einen Erotik-Thriller. Der Crime Anteil im Buch ist der Autorin gut gelungen. Spannender Plot, Cliffhanger und unvorhergesehene Wendungen besonders am Ende, haben mich gut unterhalten. Der Fall wurde plausibel und vollständig aufgelöst. Der auktoriale Erzählstil, besonders die Szenen aus der Sicht eines Stalkers erzeugten Spannung.
Dazwischen und besonders zum Anfang dachte ich schon, ich müsste das Buch abbrechen. Zu abrupte Szenenwechsel, der Leser erfährt stets nur Bruchstücke, zu viele für die Handlung unwichtige Charaktere, ließ mich nur schlecht in Lesefluss kommen. Der Plot enthält für mich weder schöne, noch romantische Sexszenen, zum Teil sogar gewalttätige. Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass eine Frau bei einer "Vergewaltigung" und das war es für mich, plötzlich Spaß oder Erregung verspürt. Ich lese davon, bin entsetzt - und dann steht geschrieben „Emanuela begann langsam daran Gefallen zu finden“ das geht für mich gar nicht. Ganz schlimm finde ich auch, dass die Protagonistin bei ihren promiskuitiven Vergnügungstouren nie ein Kondom benutzt. Selten konnte ich das Verhalten der Protagonistin nachvollziehen, eine selbstbewusste Frau und Wissenschaftlerin, die sich von einem „Beziehungscoach“ peinliche Sex-Hausaufgaben geben lässt, und dann auch noch ihre Studenten mit Aufgaben dieser Art betraut, ist für mich nicht plausibel. Wirklich sympathisch fand ich keinen der handelnden Personen.
Ich fürchte die Autorin hat in ihrem Werk einfach zu viel gewollt, Erotik, Thrill, interessante Charaktere, psychologische Ansätze, es war einfach zu viel des Guten. Letztendlich ist sie keinem Teil befriedigend gerecht geworden. Von mir, auch wegen des wunderschönen Covers, 2 gutgemeinte Sterne von 5 möglichen.

Bewertung vom 06.12.2018
Lahayne, Olaf

Schöne Bescherung!


sehr gut

Schöne Bescherung, Anthologie von Olaf Lahayne, 136 Seiten.
Ein handliches Buch mit sehr stabilem Einband, das sehr hochwertig wirkt. Am Anfang ist ein Inhaltsverzeichnis platziert, dadurch kann man seine Lieblingsgeschichte sehr leicht finden. Jede einzelne Geschichte ist mit einer zum Text passenden Überschrift versehen, hier hätte ich mir gewünscht, dass der Abstand zwischen Überschrift und Text etwas größer gewesen wäre, es macht leider einen etwas zusammengedrückten Eindruck.
Das Buch enthält 12 Erzählungen rund um das Thema Weihnachten. Krimi Mystische Erzählungen Historie und Satiren sind in der bunten Mischung enthalten. Eine Reise durch die Zeit, angefangen beim Geschehen in Bethlehem, in der Gegenwart bis in die Zukunft. Eine Winterreise vom Nordpol über Europa bis in die Judäische Wüste.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, ich wurde bestens unterhalten, es ist immer möglich gewesen auch zwischendurch, eine der Geschichten zu genießen, denn sie sind in einer übersichtlichen Länge gehalten. Zu jeder Zeit konnte ich der Handlung folgen, die Charaktere handelten nachvollziehbar und logisch. Die einzelnen Geschichten haben mich unterschiedlich angesprochen, am besten hat mir die Story „Kommet ihr Hirten“ gefallen, die mich noch einige Zeit nach der Lektüre beschäftigt hat. Lahayne hat es geschafft, weihnachtliche Erzählungen zu schreiben, die völlig ohne Kitsch auskommen.
Dieses Büchlein kann ich nur empfehlen, es ist für jeden Geschmack und für jeden Leser geeignet, der eine Geschichtensammlung abseits von Friede Freude Eierkuchen sucht. Sehr gut eignet sich der Band auch zum Vorlesen, da die einzelnen Erzählungen eine angemessene Länge aufweisen.

Bewertung vom 30.11.2018
Kolb, Suza

Mein Haferhorde Weihnachtsbuch


ausgezeichnet

Mein Haferhorde Weihnachtsbuch, Adventskalenderbuch von Suza Kolb, 67 Seiten, erschienen im Magellan-Verlag, empfohlenes Alter 8-10 Jahre
Was für ein bezauberndes, hübsch gestaltetes, lustiges Buch für die Vorweihnachtszeit und noch darüber hinaus. Allein die Bilder und Zeichnungen von Nina Dulleck, sind in tollen Farben gedruckt und wunderschön anzuschauen. Der Umschlag ist robust und das Format in einer handlichen Größe. Die Texte sind kindgerecht und auch für „Leseranfänger“ geeignet, wenn ein Erwachsener ein wenig Anleitung gibt. Am Ende des Buches sind die Auflösungen der Rätsel angegeben. Einige der Texte und auch Rätsel sind etwas schwieriger, da können die Eltern oder ein größeres Geschwister ein wenig mithelfen. Treffend geeignet um die lange Wartezeit bis Heiligabend kurzweiliger zu gestalten. Für jeden Tag im Dezember gibt es eine eigene Doppelseite, sowie für den 1. Und auch zweiten Weihnachtsfeiertag. Eine besondere Überraschung war, dass auch für Silvester noch eine eigene Doppel-Seite eingefügt war. Geschichten, Mitmach-Spiele, Rezepte, Rätsel, etwas zum Zeichnen, ankreuzen und Basteleien. Oder auch Animation zum Schreiben von Geschichten. Ein Buch welches sicher Eltern, wie auch Kindern Freude macht. Nebenbei erfahren die Kleinen auch wie in anderen Ländern Weihnachten gefeiert wird. Am liebsten hätte ich selbst in das Buch gemalt oder geschrieben und hätte es gerne behalten. Natürlich freue ich mich, dass ich es nun an meinen Neffen und die Nichte weitergeben kann. Ich bin sicher, dass ich den Beiden sehr viel Freude mit diesem Buch bescheren werde.
Gerne empfehle ich dieses Buch zum Verschenken, als Adventskalender. Eine passende Alternative zu den, mit Süßigkeiten gefüllten Adventskalendern, die oftmals phantasielos gestaltet sind. Eine Bereicherung für Kinder und Eltern in der Vorweihnachtszeit. Ich bin sicher, dass dieses Werk auch schon Leseanfängern bis zu den 10jährigen eine riesige Freude machen kann. Geeignet für Jungen wie auch Mädchen, die Tiere mögen. Ein tolles Buch wohlverdiente 5 Sterne - volle Punktzahl.

Bewertung vom 26.11.2018
Hornak, Francesca

Sieben Tage wir


ausgezeichnet

Sieben Tage wir, Familienroman von Francesca Hornak, 464 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Eine Woche mit der Familie, auf engstem Raum und in Quarantäne und jedes Mitglied hat sein eigenes Geheimnis. Mehr als ein Weihnachts-Roman.
Familie Birch verbringt ihr traditionelles Weihnachtsfest in ihrem alten Landhaus Weyfield in Norfolk, aber einiges ist anders als sonst. Olivia die älteste Tochter ist Ärztin und von einem Einsatz aus Liberia zurückgekehrt. Da sie dort mit dem lebensgefährlichen Haag-Virus in Kontakt kam und sieben Tage Quarantäne einhalten muss, bleibt den anderen Familienmitgliedern nichts anders übrig als diese Woche mit ihr durchzuhalten. Andrew der Vater ist unzufrieden mit seinem Job als Restaurantkritiker. Ein Sohn, der aus einer Beziehung vor seiner Ehe entstammt, kontaktiert ihn, Phoebe die jüngere Tochter hat sich gerade verlobt, ist aber nicht ganz glücklich in der Beziehung und Emma die Mutter verschweigt dem Rest der Familie ihre Krebserkrankung. Als George, der Verlobte Phoebes und Jesse, Andrews unehelicher Sohn dazukommt spitzt sich das Geschehen dramatisch zu.
Das Buch ist in 15 Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel teilt sich in einzelne Abschnitte, die mit Namen, Ort und Uhrzeit versehen sind. Dadurch wird der chronologische Überblick gewährleistet. Jeder Abschnitt ist in auktorialem Erzählform aus der Sicht der verschiedenen handelnden Charaktere verfasst, dieses Stilmittel hat die Autorin gut gewählt, denn der Leser kann sich bestens in die Sichtweise der jeweiligen Figur hineindenken. Eigennamen und Phrasen erscheinen kursiv, Emails sind in einer anderen Schrift gedruckt und werden somit deutlich hervorgehoben.
Dieses Buch ist weit mehr als nur ein Familien-Weihnachts-Roman und von diesen üblichen Friede- Freude-Eierkuchen-Erzählungen weit entfernt. Ich habe mit den Charakteren mitgelitten und gelacht und sie sind mir alle sehr schnell ans Herz gewachsen. Auch das Ende war für mich zum Einen glücklich, aber auch tragisch. Die Geschichte ist in einem überaus flüssigen Schreibstil verfasst. Einmal angefangen habe ich das Buch mit kurzen Unterbrechungen in einem Tag weggelesen. Jede Person ist hervorragend charakterisiert, alle haben ihre Ecken und Kanten, einzig Andrew ist mir ein wenig fremd geblieben. Hornak schaffte es, für jede Figur Mitgefühl zu erzeugen, sobald die Handlung aus der Sicht der jeweiligen Person erzählt wird. Z.B Phoebe, die ich anfangs für verwöhnt und oberflächlich gehalten habe, hat sich am Schluss als liebenswerter Mensch erwiesen. Auch Olivia hat mich zuerst mit ihrer überheblichen Art irritiert, durch die Eindrücke von ihrem Liberia-Einsatz scheint es, dass sie den anderen die unbeschwerte, traditionelle, mit Geschenken überladene Weihnachtzeit nicht gönnen kann. Dabei macht sie sich große Sorgen um einen geliebten Menschen. Sehr sympathisch erscheint auch Emma, trotz ihrer schlimmen Diagnose versucht sie, der Familie ein schönes Weihnachtsfest auszurichten. Am Ende konnte ich ein paar Tränen nicht mehr zurückhalten. Durch die bildhafte Schreibweise der Autorin fiel es leicht, mir Setting und Personen vorzustellen. Die Geschichte ist logisch aufgebaut und die handelnden Charaktere agieren nachvollziehbar.
Ein emotionaler Roman, der nicht nur in der Weihnachtszeit gut unterhält. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für Leser, die Bücher abseits von den üblichen besinnlichen Weihnachtbüchern suchen, oder emotionale Familiengeschichten mögen. Dazu von mir 5 Sterne

Bewertung vom 24.11.2018
Procházková, Iva

Der Mann am Grund


ausgezeichnet

Das Buch besteht aus langen dicht gepackten Kapiteln. Die Besonderheit hier, dass sich die Geschichte zu einem zu erwartenden Gewitter zuspitzt. Die Überschriften der Kapitel von „Der drittletzte Tag vor dem Regen“ bis „24 Stunden später“, hatte ich so noch nie gelesen, fand ich aber sehr gut. Spanische und tschechische Ausdrücke, sowie Eigennamen sind kursiv gedruckt und beleben die Erzählung. Die Gedanken des Täters sind eingerückt und in anderer Schrift eingefügt, das lässt den Leser ganz nahe an den Beweggründen und Taten teilhaben. Als Stilmittel hat die Autorin, die auktorialen Erzählweise gewählt, der Überblick ist dadurch hervorragend gewährleistet.
Dieser Prag-Krimi hat mich bestens unterhalten. Die Spannung beginnt schon beim Prolog und zieht sich in einem Spannungsbogen, der leider im Mittelteil etwas abflacht bis zum furiosen Ende hin. Bis zum Schluss habe ich fieberhaft mit gerätselt wer am Tod Zapletals wohl schuld war. Im Laufe der Ermittlungen gab es immer mehr Verdächtige, die gute Gründe gehabt hätten, diesen widerlichen Menschen zu beseitigen. Von der Auflösung des Falles war ich regelrecht überrascht, mit dem finalen Plot-Twist konnte Procházkova bei mir vorzüglich punkten, toll inszeniert. Die astrologischen Nebenschauplätze wären m.E. nicht notwendig gewesen, die haben für mich nichts mit seriösen Ermittlungen zu tun. Am Anfang habe ich mich auch mit den ungewohnten tschechischen Namen schwer getan, was sich schnell gelegt hat. Dass bei tschechischen Frauen an den Ehenamen ein –ova drangehängt wird, habe ich gewusst, das war eine aparte Variante und sehr passend zum Setting.
Der Ermittler Holina und auch sein Assistent Diviš Mrštik sind unbedingte Sympathieträger, mir hat gefallen, dass Holina , Diviš des Öfteren lobt, ihm Tüchtigkeit zugesteht, was in Kriminalromanen nicht unbedingt üblich ist. Die private Situation Holinas bleibt offen, das macht neugierig die Serie weiter zu verfolgen. Die Tatverdächtigen sind gut charakterisiert und ihre Gründe konnte ich stets nachvollziehen, unsympathisch blieben nur das Opfer und seine Mutter. Der Apfel fiel auch hier nicht weit vom Stamm. Besonders bedauernswert fand ich das Schicksal des Marihuana-Züchters und seiner Lebensgefährtin. Der Plot ist logisch aufgebaut und unbedingt nachvollziehbar. Falls es einen weiteren Fall für Kriminalrat Holina und sein Team gibt, will ich unbedingt dabei sein.
Iva Procházková, bekannt für Literatur für Kinder und Jugendliche, hat die Zielgruppe gewechselt und das ist ihr mit Bravour gelungen. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle die spannende und stringent gelöste Kriminalromane mögen und gerne einmal in einem anderen Land mit ermitteln möchten. Von mir 5 wohlverdiente Sterne.