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Magda
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Köln

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Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


ausgezeichnet

Die Töchter der Ärztin, Zeit der Sehnsucht, von Helene Sommerfeld. 500 Seiten, erscheint im November 2022 im dtv Verlag.
Die Handlung spielt Ende der 1920er Jahre, die Kapitel beschreiben abwechselnd Antonias Leben in Afrika und das von Henny in Berlin.
Antonia (Tony) ist in Tansania geboren und hat nur noch wenige, aber gute Erinnerungen an ihre Zeit dort. Um ihre Sehnsucht nach Afrika zu stillen, bewirbt sie sich in der Ocean Road Klinik bei Daressalam, um dort ihr Praktisches Jahr als Ärztin zu absolvieren. Auf der Schiffsüberfahrt lernt sie den Piloten Ben kennen, den Sohn des Verwalters einer Teeplantage in Kenia. Bei der Ankunft in Daressalam trennen sich ihre Wege. Tony hat im Krankenhaus, in dem nur Weiße behandelt werden, nicht viel zu tun, deshalb baut sie mit Hilfe der Diakonisse Matti ein kleines Krankenhaus für Einheimische auf. Als der Patient Sir Roderick aus Kenia zur Behandlung in die Ocean Road Klinik kommt, sieht Tony Ben wieder. Sir Roderick bittet Tony, auf seiner Plantage ebenfalls ein Krankenhaus für Einheimische zu errichten. So führt ihr Weg sie nach Kenia und zu Ben.
Henny lebt als Onkologin mit ihrer kleinen Tochter Vicky in Berlin. Sie betreibt eine Praxis und hat sogar eins der brandneuen Röntgengeräte zu ihrer Verfügung. Hennys Ex-Mann Victor kommt nach einigen Jahren als Filmproduzent in Hollywood nach Berlin zurück und will Henny zurückerobern. Die beiden stürzen sich in das pulsierende Nacht- und Partyleben der 20er Jahre in Berlin.
Die Erlebnisse der Familien Freystetten und Thomasius werden von dem Autorenehepaar sehr spannend und mitreißend beschrieben. Es passiert unheimlich viel, die Ereignisse überschlagen sich. Tony erschießt einen Löwen, muss sich mehrere Tage allein in der Wildnis Afrikas durchschlagen, ihre Gefühle zu Ben fahren Karussell. Die Beschreibungen der Landschaft Afrikas sind herrlich, man wähnt sich inmitten der afrikanischen Fauna und Flora. Eine wunderbare Familiensaga, sowohl für Liebhaber von Generationen- und historischen Romanen, als auch für Afrikainteressierte. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die nächstes Jahr erscheint.

Bewertung vom 05.10.2022
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


gut

Elif, 27 Jahre alt, feiert zum ersten Mal Weihnachten mit der Familie ihres Freundes Jonas. Die beiden sind zwar bereits seit zwei Jahren ein Paar, Elif hat Jonas' Eltern jedoch noch nicht kennengelernt. Als Türkin kennt sie Weihnachten als ein Fest, an dem sich die Familie zum Essen trifft und dabei auch nach deutschem Vorbild Geschenke verteilt werden.

Die Planung der Familienfeier an Heiligabend beginnt bereits im September. Jonas' Mutter erstellt eine WhatsApp-Gruppe mit 38 Familienmitgliedern, die in die Planung einbezogen sind. Es wird geplant, wer was zu essen mit bringt, wer wem was schenkt, um wieviel Uhr gegessen wird, wann gesungen wird, wann die Familie geschlossen in die Kirche geht...

In dem Roman geben die Deutschen bzw. Jonas' Familie kein allzu gutes Bild ab. Über den christlichen Glauben schreibt die Autorin, dass von Kirchen ein morbider Vibe ausgehe, Zitat: "An der Wand hängt ein toter Mann am Kreuz, ..., da stirbt einer, und dann wird sein Körper seit Jahrtausenden in Form von Oblaten an Menschen verteilt, die auch noch sein Blut trinken." Diese Aussage finde ich respektlos. Was mich überrascht hat, war, dass sie nicht wußte, was ein Krippenspiel ist, und das, obwohl sie in Deutschland aufgewachsen und in einem deutschen Kindergarten war.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, das Buch liest sich schnell. Man findet darin nicht nur Vorurteile und Clichés über Türk*innen, sondern auch etliche über Deutsche.

Bewertung vom 23.09.2022
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

Toni, 54 Jahre alt, ist Philosophielehrer in Madrid. Er ist geschieden von der Radiomoderation Amalia. Den gemeinsamen Sohn Nicolas, von ihm Nikita genannt, hält er für missraten. Nikita wohnt mit anderen jungen Leuten in einem besetzten Haus, hat auf dem Rücken ein Hakenkreuz und eine weitere Tätowierung auf der Stirn.
Tonis Mutter leidet an Demenz und lebt in einem Pflegeheim. Er besucht seine Mutter regelmäßig und geht dabei seinem Bruder aus dem Weg, dem er möglichst nicht begegnen will.
Toni hasst eigentlich alle in seiner Umgebung, seine Schüler, die Kollegen, seine Ex-Schwiegereltern (die besonders), er mag noch nicht mal seinen Bruder Raùl (den er gegen dessen Willen Raùlito nennt). Er hat nur einen Freund, der ebenfalls alleinstehend ist, und den er fast täglich in Alfonsos Bar trifft. Dieser Freund hat bei einem Terroranschlag einen Fuß verloren, seitdem nennt Toni ihn heimlich Humpel.
Er beschließt, in genau einem Jahr den Freitod zu wählen, da er meint, das Leben hätte ihm nichts mehr zu bieten, er hätte seine beste Zeit hinter sich, es könne nichts mehr kommen, was ihn dazu verleiten könnte, weiterzuleben. Er mag auch seinen Beruf nicht.
Jeden Tag in den 365 Tagen, die er es noch auf dieser Erde aushalten will, schreibt er ein Kapitel in ein Notizbuch, das er seinem Sohn hinterlassen will. Er erinnert an Ereignisse in seiner Kindheit und Jugend, die Zeit mit seinem Vater, der seine Söhne und seine Frau nicht gut behandelt, ja sogar misshandelt hat. Der Vater ist gestorben, als Toni zwanzig war. Eins seiner schönsten Erlebnisse war die erste Zeit mit seiner späteren Frau, daran denkt er oft wehmütig zurück.
Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es einige Längen hat, und die Themen Philosophie und Politik für meinen Geschmack zu viel Raum einnehmen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, die Aufteilung der Tage auf einzelne Kapitel war eine gute Idee. Eine anspruchsvolle Lektüre, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 18.09.2022
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


sehr gut

Ein Kind namens Hoffnung - die Geschichte einer heimlichen Heldin, der Debütroman von Marie Sand, Paperback 284 Seiten.
1938: Elly Berger, Pfarrerstochter und gelernte Köchin, arbeitet für die jüdische Familie Sternberg. Hanns Sternberg ist Neurologe, seine Frau Sara Pianistin. Elly hängt sehr an deren 6jährigem Sohn Leon, den sie von klein auf mit aufgezogen hat.
Als die Sternbergs eines Abends von den Nazis abgeholt werden, gibt Elly Leon als ihren Sohn aus. Noch in der gleichen Nacht verlässt sie mit ihm Berlin und flieht zu ihrer Familie nach Bonn. Elly Vater ist Pfarrer und nichtdestotrotz ein Anhänger der Nationalsozialisten. Bevor er Leon denunzieren kann, muss Elly wieder fliehen. Am Bahnhof lernt sie Stephan kennen, einen Bauer aus der Eifel, dessen Frau gestorben ist, und der seitdem mit seinen drei Söhnen alleine lebt. Sie heiratet ihn und verlebt auf dem Bauernhof die Kriegsjahre. Nach Kriegsende verlässt sie Stephan und geht mit Leon und ihrer kleinen Tochter Mathilda nach Berlin zurück, um Leons Mutter Sara zu suchen.
Die Geschichte war sehr fesselnd, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie Elly die entbehrungsreichen Kriegsjahre übersteht und ob und wie sie es schafft, den jüdischen Jungen vor dem Konzentrationslager zu bewahren.
Der Schreibstil war recht flüssig, allerdings hätte ich mir mehr Dialoge gewünscht, und teilweise waren die Sätze abgehackt und für meinen Geschmack zu kurz. Ellys Gefühle und Taten wurden sehr verständlich und detailliert beschrieben.
Von mir gibt es eine klare Lesempfehlung.