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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 910 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2023
Rode, Tibor

Der Wald


ausgezeichnet

Bedrohung von unbekannter Seite
"Der Wald" von Tibor Rode ist ein Thriller, der es schafft, ein Szenario zu erstellen, dass einem fremd und doch unglaublich vertraut erscheint.
Es beginnt mit Postsendungen von rätselhaften Samen, exotisch aussehend und sehr schnell wachsend. An manchen Orten schafft es die neue Pflanze schon, die vorhandene Natur zurückzudrängen und nicht nur die. Erst als man ernsthaft versucht dieses Problem zu erledigen, ahnt man, was hier für Kräfte dahinter stecken und welche Auswirkungen diese haben könnten.
Marcus Holland ist Botaniker und hat erst ein sehr erfolgreiches Buch über die Macht der Pflanzen und das Zusammenleben mit ihnen veröffentlicht und er wird in dieser Problematik zu Rate gezogen. Auch die Archäobiologin Waverly Park verfolgt einen eigenen Ansatz, sie ist da schon länger mit beschäftigt.
Das Buch beginnt von Anfang an spannend und mit einem hohen Erzähltempo. Es kommt keinen Moment Langeweile auf. Schon durch die kurzen Kapitel schafft man es fast nicht, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen.
In jedem der Kapitel wechselt die Perspektive und der Erzähler, es gibt auch Sprünge in die Vergangenheit, aber alles gut dokumentiert. Durch die vielen Perspektiven kann man als Lesende das Geschehen sehr gut einschätzen und wird trotzdem oftmals überrascht.
Gut gefällt mir die Nähe zu echten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien, es ist bei weitem nicht alles fiktiv. Allerdings ist auch gerade das sehr furchterregend.
Für mich war das sehr spannend zu lesen und eine kurzweilige und doch nachdenklich machend Lektüre, empfehle ich gerne weiter.

Bewertung vom 03.09.2023
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


gut

Für mich zu wenig greifbar
"Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe.
Der Roman erzählt von einem Riesenkalmar, einem monströsen Tintenfisch und das Besondere, er wird erzählt aus der Sicht des Kalmars. Das sehe ich als einen absolut genialen Ansatz.
Jeder der Tentakel hat seinen eigenen Namen und erzählt hier eine Geschichte, was heißt eine, es werden viele Geschichten erzählt, nacheinander, nebeneinander, übereinander. Irgendwann entstehen hier so viele Ebenen, dass ich mich als Lesende überfordert fühle.
Es sind sehr viele interessante und spannende Geschichten dabei, es geht um Autoren, um Filme, um Dinge, die ich kenne und liebe und mit viel Freude auch wiedererkenne. Und doch verliere ich immer wieder den Faden, den Anschluss auf diese Geschichte.
Irgendwann will ich aufgeben und lese doch weiter, in Erwartung des krönenden Abschluss des Ganzes, um zu sehen, wo es hinführt, was der Autor mir sagen will.
Ich bleibe ratlos und enttäuscht zurück. Ich wurde teilweise sehr gut unterhalten, auch der Schreibstil hat mir zugesagt und doch hat mich die Geschichte immer wieder verloren und bei mir bleiben zu viele Fragen offen.

Bewertung vom 30.08.2023
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


sehr gut

Eigenwillig erzählt
"Die Affäre Alaska Sanders" von Joël Dicker habe ich als Hörbuch gehört und es war in keiner Minute langweilig.
Es gibt hier einen besonderen Erzählstil, der Autor erzählt und kommt zu einer besonderen Stelle oder Begebenheit und nimmt uns dann dahin mit und wir erleben das dann aus der jeweiligen Sicht mit. Dadurch kommt es teilweise zu mehreren Verschachtelungen, das ist sehr geschickt und spannend gemacht.
Im April 1999 wird in Mount Pleasant die Leiche von Alaska Sanders gefunden, ein Bär war schon vor Ort, aber nicht der Mörder. Es werden schnell Geständnisse gemacht und ein Schuldiger inhaftiert.
Im Juni 2010 wird der Fall von dem Hauptermittler Perry Gahalowood und dem Schriftsteller Marcus Goldman wieder aufgenommen und alte Spuren und Indizien widerlegt oder bestätigt. Vieles wurde damals verdrängt und ist heute vergessen, wie es scheint. Und auch der Protagonist eines anderen Roman des Autors, Harry Quebert, taucht ab und an auf, wobei man das andere Buch nicht gelesen haben muss.
Mir machte hier das Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen, Sprüngen und Perspektiven sehr viel Spaß, gerade weil sich auch so einiges mit einer anderen Perspektive wieder ändert und verschiebt.
Auch ist der Fall sehr geschickt konstruiert, so dass wirklich nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Für mich ist das definitiv nicht der letzte Band des Autors, den ich lesen werde, die anderen werden jetzt nachgeholt. Der Sprecher des Hörbuchs, Torben Kessler, machte seine Sache sehr gut, ich habe ihm sehr gerne zugehört.

Bewertung vom 21.08.2023
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Durchweg spannend
"Nicht ein Wort zu viel" von Andreas Winkelmann ist ein Thriller, der einem Buch-Liebhaber noch tiefer unter die Haut geht.
Denn hier tauchen wir ab in die Welt der Bücher und Lesenden, der Bibliotheken und Buchhandlungen, von Buchblogs und Lesungen.
Faja ist Buchbloggerin und bekommt ein Video, in dem ein Freund von ihr gefesselt und mit einem Zettel um den Hals um sein Leben bangt. Sie soll eine spannende Geschichte mit genau 5 Worten schreiben. Sie tut das als einen Scherz ab, aber dann ist der Freund tot, grausam erstickt.
Sehr gut gefallen mir hier die Perspektiven, aus denen das Geschehen erzählt wird. Hier haben wir nicht nur Faja, sondern auch die Opfer. Und es ermitteln zwei sehr unterschiedliche Personen von ihren jeweiligen Stellen aus. Jeder der Protagonisten ist sehr gut und menschlich gezeichnet. Manchmal erscheinen es schon etwas viel geballte Probleme bei ihnen zu sein. Aber es muss ja nicht alles glaubwürdig sein, sondern spannend. Und das ist es, von Beginn an, ohne Atempause.
Gerade weil es hier in die Welt der Bücher geht, fand ich es noch interessanter. Man konnte hier auch gut miträtseln bei der Tätersuche, die Auflösung hat mich dann doch überrascht. So ganz nachvollziehbar fand ich die Auflösung nicht, aber wurde sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 20.08.2023
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin Bd.1


sehr gut

Sie sind noch unter uns
"Die schwarze Königin" von Markus Heitz ist ein Fantasyroman, der sich wie ein historischer Roman liest.
Er ist in zwei verschiedenen Zeiten angesiedelt, einmal im Jetzt und dann im 15. Jahrhundert. Es gibt beim Lesen nie Zweifel, wann und mit wem man gerade unterwegs ist.
Len ist auf einer Busreise unterwegs, nach Prag und weiter ins Banat. Mit dabei ist seine Bekannte Klara mit ihrer Oma. Len ist ein Nachfahre von Vlad, eine Aussage seiner Oma, der er aber nicht wirklich Glauben schenkt.
In der Vergangenheit begleiten wir Barbara, die später als die schwarze Königin bekannt wird und sind dabei, wie sie Vlad kennenlernt und eine starke Bindung zu ihm aufbaut.
Im historischen Teil werden viele reale Fakten, Personen und Geschehnisse aufgearbeitet, was den Reiz der Geschichte nochmal beträchtlich steigert.
Im heutigen Prag hat Len einige Begegnungen der sehr unschönen Art, ja sein Leben scheint in Gefahr zu sein.
Das Buch ist spannend, ohne Frage, aber es liest sich teilweise auch nicht wirklich leicht, sondern eher schleppend. Ich mag die Figuren und ich mag das Setting, ich finde auch beide Handlungsstränge sehr interessant. Etwas lieber war mir Lens Geschichte in der Neuzeit. Schade, dass diese den weitaus kleineren Anteil hatte.
Sehr gut gefallen haben mir hier die Darstellungen der Vampire und anderen Anderswesen und die Geschichte, wie Vlad zu seinem Namen Dracula kam. Auch geschichtlich konnte ich einiges für mich mitnehmen.

Bewertung vom 19.08.2023
Milewski, André

Alle Feuer der Hölle


ausgezeichnet

Von Beginn an fesselnd
"Alle Feuer der Hölle" von André Milewski ist sein zweites Buch, das einen Vulkanausbruch zum Thema hat. Das Buch ist aber als Einzelband lesbar, keine Probleme gibt es dabei.
Der deutsche Handelskapitän Leonhard Mahler landet im Jahr 1902 in der Stadt St. Pierre auf der Karibikinsel Martinique an, um Handelsgeschäfte mit Zucker und Rum abzuschließen.
Während der Mont Pelée seine Warnungen, bestehend aus Asche und Rauch, in die Luft schickt, werden hier die nächsten Wahlen vorbereitet. Es wird intrigiert, gehandelt, gearbeitet, geliebt und gestritten. Es fühlt sich alles sehr lebensecht an, bis hin zu echt fiesen Charakteren und auch witzigen und liebenswerten Zeitgenossen.
Dieses Echte kommt auch daher, dass in diesem historischen Roman mehr als nur en Körnchen Wahrheit steckt. Der Autor hat hier viel recherchiert und wahre Begebenheiten mit Fiktion verknüpft. Und dieses schreiben entlang der historischen Tatsachen hat sich absolut gelohnt.
Es liest sich so, als wäre man mit dem Kapitän auf dieser Insel und würde die Katastrophe sich anbahnen sehen. Hilflos und machtlos, er versucht zu retten, was zu retten ist.
Die Spannung steigt hier sehr schnell an, man ahnt das Unglück ja, teilweise gibt es auch Action und so einige Situationen zu schmunzeln. Auf jeden Fall kommt beim lesen nie Langeweile auf.
Der Vulkanausbruch ist sehr gut beschrieben, auf diese Art habe ich das noch nie gelesen, hier empfindet man es wirklich als schlimm, dass es auf Tatsachen beruht.
Viele Faken und Personen, sogar Fotos gibt es dann noch im Anhang, so gut und einfach sollte sich Geschichte immer lesen lassen.

Bewertung vom 18.08.2023
Scott, Mairghread

The Sea Serpent's Heir - Das Vermächtnis der Seeschlange 1


ausgezeichnet

Ganz toller Comic mit Tiefgang
"The Sea Serpent's Heir – Das Vermächtnis der Seeschlange 1" von Mairghread Scott ist ein Comic, aber nicht unbedingt für Kinder.
Aella lebt auf der Insel Kinamen und ihr Leben ist geprägt von der Sehnsucht nach ihrer Mutter, die ständig zur See fährt. Allerdings wächst sie behütet in ihrer Gemeinde auf.
Dann kommt eine religiöse Organisation auf die Insel, die Xir zerstören will, den Dämon, der die Welt vernichten wird.
Und auf einmal ist für Aella alles anders als vorher, alle Bewohner, ihre Tanten, ihre Mutter und ja sie selbst sogar, sind andere Menschen, als gedacht.
Das ist total spannend erzählt, mit sehr wenigen Worten, alles Wichtige wird hier wirklich zeichnerisch ausgedrückt.
Vor allem die Hauptperson, Aella, hat es mir hier angetan. Sie ist so ein tolles Mädchen, sie ist aufrichtig, ehrlich, gutherzig und hat große Träume, möchte Abenteuer erleben und doch ist sie manchmal einfach nur ein kleines Mädchen, dass ihre Mama braucht.
Die Mächte und Verwandlungen, die Kämpfe, innen wie außen , werden mit einer zeichnerischen Wucht dargestellt. Unglaublich, was man alles ohne Worte ausdrücken kann.
Ich reue mich hier sehr auf Fortsetzungen und eine spannende Abenteuer- oder Piratengeschichte, je nachdem wohin die Reise geht.
Das Buch ist absolut hochwertig gestaltet, durchwegs farbig gezeichnet und mit einigen Artworks als Abschluss, ich bin begeistert.

Bewertung vom 16.08.2023
Nisi, Sarah

Ich bringe dich zum Schweigen


ausgezeichnet

Auf die Bühne gebracht
"Ich bringe dich zum Schweigen" von Sarah Nisi ist ein Psychothriller, der mit den Erwartungen des Lesenden spielt.
Phoebe und Charlie sind Stiefschwestern und sind seit ihrer Kindheit in einem ständigen Konkurrenzkampf, sie mögen sich einfach nicht. Das geben sie auch zu und pflegen keinen Umgang mehr miteinander. Jetzt sollen sie gemeinsam eine Erbschaft antreten, eine, die auch wirklich Zusammenarbeit bedeutet. Und das kann gar nicht gut gehen.
Diese Geschichte wird jetzt aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, nicht nur die der beiden Schwestern. Dazu kommen auch noch unterschiedliche Zeitebenen und nach und nach setzt sich ein Bild zusammen. Es geht auch viel auf Geschehnisse der Vergangenheit zurück, die rückblickend erklärt werden.
Das ist alles psychologisch sehr geschickt aufgebaut, man traut hier niemanden, ja, ich finde nicht mal jemanden sympathisch und irgendwie ist das auch ganz richtig so.
Es ist ein großes Spiel, nicht nur der Schwestern, sondern auch der Autorin mit den Lesern. Ganz klar durchdacht und ausgeführt. Man ahnt den Betrug und sieht ihn dann doch nicht kommen, sehr gut geschrieben.

Bewertung vom 13.08.2023
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


sehr gut

Wichtige Sichtweisen
"Über Leben in der Klimakrise" von Milena Glimbovski ist ein Buch mit einem sehr wichtigen Thema. Es ist ein Sachbuch, aber auch persönliche und emotionale Erzählung. Das muss man mögen, mir gefällt das Auflockernde dabei.
Es ist ein ernstes und wichtiges Thema, aber alle, die sich dieses Buch zur Hand nehmen, müssen davon nicht mehr überzeugt werden. Aber es ist immer wieder gut, wenn man mal eine neue, andere Sicht mitbekommt und auch einige der Fakten sind sehr interessant und waren mir neu. Viele bekannte Dinge werden hier aber auch nochmal schön auf den Punkt gebracht.
Individuell, aber vor allem Dingen politisch müssen endlich mal die wichtigen, die großen Themen angepackt werden, Ideen und Vorschläge dazu gibt es so einige.
Ganz wichtig ist für mich nicht der Schwerpunk auf dem handeln von uns Einzelnen, sondern der Gesellschaft, der Politik, die auf die Wirtschaft Einfluss nehmen muss.
Wichtig ist, über dieses Thema zu reden, es in den Mittelpunkt zu stellen und auch das geschieht in diesem Buch.

Bewertung vom 13.08.2023
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Mir war alles etwas zu viel
"Das Glück der Geschichtensammlerin" von Sally Page ist die Geschichte einer Frau, die sich erst ihrer eigenen Stärken vollständig bewusst werden muss.
Janice ist Putzfrau und sehr gut in dem, was sie tut, in allem. Denn sie putzt nicht nur, sie hört sich die Geschichten ihrer Kunden an, ist ihnen Freund und Beistand. Nebenbei füttert sie auch noch einen Ehemann mit durch, der sie ausnutzt und sich zusätzlich für seine Frau auch noch schämt.
Da Janice Geschichten sammelt, bekommt man hier so einige Geschichten erzählt, nicht nur die große Rahmenhandlung. Diese sind sehr abwechslungsreich und gut erzählt.
Die Rahmenhandlung gewinnt erst nach und nach an Substanz und weiß zum Ende hin auch noch zu überraschen. Viele Dinge waren für mich vorhersehbar, trotzdem hatte ich Freude mit den vielen unterschiedlichen, teils skurrilen Charakteren.
Viele Dinge sind mir etwas zu überzogen, zu dramatisch und zu tragisch, immer ein wenig übertrieben, aber vielleicht sollte man das halt auch mit einem Augenzwinkern lesen und nichts davon zu ernst nehmen. Spaß macht die Geschichte auf jeden Fall, auch wenn sie im mittleren Teil so ihre Längen hat.
Ich habe das Buch als ungekürztes Hörbuch gehört, die Sprecherin war überzeugend, man konnte alles sehr gut verfolgen.