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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 937 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2023
Segtnan, Linda

Das achte Haus


gut

Der historische Teil ist überzeugend
"Das achte Haus" von Linda Segtnan ist eine Art Krimi mit einem historischen Bezug.
Das Buch hat Geschehnisse in zwei Zeitebenen, die abwechselnd erzählt werden.
Linda Segtnan bekommt einen Artikel über einen ungeklärten Mordfall an Birgitta Sivander im Mai 1948 in die Finger. Brigitta war ein neunjähriges Mädchen und der Autorin lässt dieser Fall ab da keine Ruhe mehr und sie beginnt zu recherchieren.
Sie taucht tief ab in die Vergangenheit, sucht Zeugenaussagen, durchleuchtet Tatverdächtige, kopiert Polizeiakten. Sie kontaktiert noch lebende Angehörige und Betroffene. Auch an Ort und Stelle stellt sie Zeitpläne auf und geht diesen nach und zeichnet damit ein recht genaues Bild des damaligen Geschehens.
Es wird auch schnell klar, dass unterlassene Verhöre und Durchsuchungen nicht mehr nachgeholt werden können, auch andere Verdächtige nicht mehr befragt.
Es wurden eindeutig Fehler und Unterlassungen begangen, das Ende kann hier eigentlich bloß offen bleiben. Dieser Teil war toll recherchiert und auch geschrieben.
Sehr unbehaglich habe ich mich mit dem gegenwärtigen Teil gefühlt, wo sie ihre Schwangerschaft akribisch beschreibt und ihr Leben mit den beiden kleinen Kindern. Das nimmt mir zu viel Raum ein, ich kann auch ein wenig ihre Ängste verstehen und ihre Übervorsorglichkeit, gerade weil sie an dem Mord an einem Kind ermittelt, aber das war mir echt zu viel und zu anstrengend.
Verbunden wird alles durch kleine übersinnliche Aspekt, die ich nicht als störend empfinde, höchstens etwas unheimlich.

Bewertung vom 16.11.2023
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Starker Beginn
"Der Trip" von Arno Strobel ist ein Thriller, der versucht den Lesenden in die Irre zu führen, auf einen Trip über Campingplätze mitzunehmen.
Fabian und seine Frau sind mit einem Wohnmobil auf dem Weg nach Spanien, als sie in Frankreich eine Panne haben. Von dem Moment an fehlt von den beiden jede Spur.
Zwei Jahre später glaubt die forensische Psychologin Evelyn Jancke in einem Bild ihren verschollenen Bruder Fabian wiederzuerkennen.
Zusammen mit dem Hauptkommissar Gerhard Tillmann ermittelt sie in den Morden auf Campingplätzen, weil sich in ihr ein furchtbarer Verdacht gebildet hat.
Leider war der Auftakt des Buches das spannendste an der ganzen Geschichte.
Die Psychologin Evelyn gehört mit ihrem Benehmen wohl selber in solche Behandlung, selten habe ich jemanden so seltsame Entscheidungen treffen sehen.
Auch der Freund und Polizist an ihrer Seite war als Figur nicht glaubwürdig dargestellt. Die Geschichte an sich strotzt vor Widersprüchen und sehr schnell wurde klar, um was es eigentlich geht.

Bewertung vom 16.11.2023
Winterstein, Co

Nathan Kantereit


ausgezeichnet

Die Kunst zu leben
"Nathan Kantereit" von Co Winterstein ist eine sehr angenehm zu lesende Novelle.
Nathan ist ein junger Mann, der allein lebt und der sein Leben ganz ruhig und geplant verbringt. Keine besonderen Vorkommnisse sozusagen.
Er arbeitet als Wärter in einem Museum und liebt seine ruhige und gleichmütige Arbeit sehr. Eine halbe Stunde dort, dann die Stelle wechseln, dann dort eine Stunde. So verplant er seine Tage und verbringt sie zwischen Wohnung, Supermarkt und Museum.
Mir kommt Nathan nicht fremd vor und auch nicht unglücklich oder einsam, er wird hier sehr gut gezeichnet und beschrieben.
Nathan verehrt Clara, ja er ist fast in sie verliebt. Nur dass Clara keine junge Frau der Gegenwart ist, sondern die Figur in einem Gemälde von Renoir.
Dann wird das Gemälde abgehängt, es ist verliehen an ein Museum in Italien. Nathan nimmt kurzerhand das erste Mal Urlaub und reist ihr nach.
Damit beginnt das erste große Abenteuer seines Lebens.
Die Geschichte ist hier so schön und einfühlsam erzählt, mir kam es vor, als wäre Nathan ein Bekannter von mir. Die Autorin findet hier schöne Worte für Nathans Mut zur Veränderung, zu der Kraft in sich selbst, die einen Traum wahr werden lässt. Zwar auf andere Weise als erwartet, aber es ist ein Aufbruch.
Unterstützt wird diese wunderbare Erzählung von ebenso wunderbaren Bildern von Till Gerhard, das hat gut gepasst.

Bewertung vom 16.11.2023
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


sehr gut

Gutes und wichtiges Buch
"Kontur eines Lebens" von Jaap Robben ist ein sehr emotionaler Roman, der uns eine Menge zu sagen hat.
Die einundachtzigjährige Frieda lebt heute in einem Pflegeheim. Ihr Mann ist verstorben und außer dem Sohn bleiben ihr nicht viele Kontakte in die Außenwelt. Man könnte sie als einsam bezeichnen. Natürlich hält sie da Rückschau auf ihr Leben und so im Nachhinein sieht man beim Lesen sehr genau diese Kontur, auf die der Titel abspielt.
Egal ob in der Vergangenheit, die hier aufgearbeitet wird, mit allen Problemen der damaligen Zeit oder aber in der Gegenwart, die Figuren wirken unglaublich echt und authentisch. Manchmal möchte man am liebsten korrigierend eingreifen.
Neben bei entsteht hier auch ein Abbild der damaligen Zeit und ihrer Konventionen, in den sie genauso gefangen ist, wie in denen der heutigen Zeit.
Gerade die Teile, die sich mit der jetzigen Frieda beschäftigen, mit ihren Gefühlen und Gedanken, mochte ich sehr, obwohl das komplette Buch sehr fesselnd und gut geschrieben ist. Ein Frauenschicksal, dass ganz sicher kein Einzelschicksal war.

Bewertung vom 07.11.2023
Shelley, Mary

Biblioteca Obscura: Frankenstein


ausgezeichnet

Klassiker in modernem Gewand
Bei der illustrierten Schmuckausgabe von "Frankenstein" handelt es sich um einen Klassiker der Weltliteratur in einem neuen Gewand.
Es ist einer der ersten Horrorromane, der von der Thematik aber immer noch zu überzeugen weiß. Mir war die Geschichte nicht unbekannt, an der Erzählung selbst wurde auch zum Glück nichts geändert.
Wenn man sich hier eingelesen hat, der Schreibstil ist in der heutigen Zeit doch ein wenig sperrig und ungewohnt, zieht die Geschichte eiern schnell in ihren Bann.
Es geht hier um die alte Frage, wer hier wirklich das Monster ist, es geht um Liebe und Isolation, um Einsamkeit und ethische Werte.
Was hier das Besondere ist, ist die vorliegende Ausgabe im Rahmen der Biblioteca Obscura, als wunderschöne und illustrierte Schmuckausgabe.
Das Buch ist wundervoll illustriert von Marcin Minor, in düsteren und unheilschwangeren Bildern. Schon das blättern darin macht sehr viel Spaß, es ist ein Buch, dass ich sicherlich öfter in die Hand nehmen werde.

Bewertung vom 07.11.2023
Preis, Robert

Gottes Plagen


ausgezeichnet

Absolut lesenswertes Buch über das Mittelalter
"Gottes Plagen" von Robert Preis entführt beim Lesen in das 15. Jahrhundert.
Wir begleiten hier Helena, die schwangere Frau des letzten Königs der Serben auf ihrer Flucht vor den Türken, die ihren Mann vor ihren Augen ermordeten.
Ein kleines, aber treues Gefolge begleitet sie und kurz danach stößt auch ein Pilger zu ihnen und rettet so viele Leben, wie er kann.
Das ist nicht die einzige brenzlige und kämpferische Situation in diesem Buch, es wird hier gefoltert, gemordet und Krieg geführt, trotzdem ist es kein brutales Buch.
Der Autor schafft es eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, fast so als wäre man dabei und könnte die schwelenden Feuer riechen und die Schreie hören. Gleichzeitig wird an der Geschichte von Helena und dem Pilger Johann die Geschichte des Landes erzählt, fast so, wie es sich abgespielt haben wird.
Viel geht es hier um Graz und den Kaiser Friedrich III, wobei auch das Bild am Grazer Dom titelgebend ist.
Durch die Verknüpfung der politischen Gegebenheiten mit den persönlichen Schicksalen von Helena und besonders auch Johannes ist alles sehr spannend und auch emotional.
Das Leben ist gut beschrieben, das in den Städten und Burgen, aber auch das der Bauern und Vogelfreien. Die Schlachten sind fast filmreif dargestellt und auch Land und Leute standen mir bildlich vor Augen.
Abgerundet wird dieses Werk dann noch mit einem Verzeichnis von den realen historischen Persönlichkeiten und den Eckdaten der Geschichte.

Bewertung vom 07.11.2023
Dutzler, Herbert

Die Welt war voller Fragen


ausgezeichnet

Zeitreise
"Die Welt war voller Fragen" von Herbert Dutzler ist der Nachfolger von „Die Welt war eine Murmel“, das man zum Verständnis aber nicht unbedingt vorher gelesen haben muss. Nach der Lektüre möchte man das aber unbedingt.
Erzählt wird hier die Geschichte vom erwachsenen Siegfried, der sein Elternhaus ausräumt. Beim sortieren treffen ihn viele Erinnerungen und Rückblicke, lustige, emotionale und auch schwierige. Damit taucht er dann in die Vergangenheit ein.
Siegfried ist ein aufgeweckter, kluger Junge, der eine scharfe Beobachtungsgabe hat. Ihm entgeht nicht viel, obwohl er einiges noch nicht einordnen und verstehen kann.
Durch seine Augen erleben wir die sechziger Jahre in Österreich, die rasante Entwicklung, die in vielen Gebieten stattfand, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und für Siegfried wichtig, die Raumfahrt.
Die Mutter emanzipiert sich langsam und will arbeiten und sogar Autofahren, der Vater säuft, aber besteht auf seiner Rolle als Familienoberhaupt, Kriegsgeschehnisse müssen verarbeitet werden und die Oma versucht zu vermitteln.
Siegfried selbst bringt sich durch ehrliche Fragen und seine etwas vorlaute Art in so manche Bedrängnis. Vieles ist zum schmunzeln, durch die Erzählweise und den Betrachter, obwohl es teils bitterböse Wahrheit ist.
In diesem Buch geht man auf eine ganz humorvolle und auch intime Weise auf Zeitreise und erinnert sich an viele Dinge, die nicht immer nur gut waren. Super und sehr interessant geschrieben.

Bewertung vom 06.11.2023
Dunne, Ellen

Unfollow Stella


ausgezeichnet

Verwirrspiel
"Unfollow Stella" von Ellen Dunne ist schon der vierte Band rund um die Ermittlerin Patsy Logan. Für mich persönlich ist es der zweite, den ich gelesen habe. Obwohl mir der letzte sehr gut gefiel, hat das dieser Band noch toppen können.
Patsy ist in Irland, sie befindet sich beruflich und auch privat in einer Auszeit.
Sam Feuerstein, ein guter Freund und Botschafter, bittet sie um Mithilfe bei der Suche nach einer vermissten jungen Frau. Die Ermittlungen führen nach Dublin und es ist sehr spannend und interessant in diese Stadt einzutauchen. Alles ist sehr gut beschrieben.
Noch weitaus faszinierender fand ich die Beschreibung der Tätigkeit von Stella, sie arbeitete für eine Agentur für Content-Prüfung, die Material in der virtuellen Welt auf Massentauglichkeit sichten. Was für eine Arbeit, in was für Abgründe blicken diese Menschen dort täglich, das war sehr gut erklärt.
Aber wie und ob das alles mit ihrem Verschwinden zusammenhängt, klärt dieses Ermittler-Team in mühevoller Kleinarbeit mit viel Recherche und Detektivsinn.
Das Buch hat ein sehr ernstes Thema, es gibt viel Gewalt und Intrigen, aber der Schreibstil ist trotzdem mit Humor und jederzeit gut verständlich.
Von der ersten Seite an war dieses Buch spannend und hat mich mitgenommen auf die Suche nach Stella und auch Patsy ist mir wieder etwas vertrauter geworden und ich warte schon gespannt darauf neues über sie zu lesen.

Bewertung vom 03.11.2023
Freytag, Anne

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle


sehr gut

Familienleben von nahe betrachtet
"Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle" von Anne Freytag ist ein Buch, dass einige Geschichten in einer erzählt.
Das meiste wird aus der Sicht von Sally, der jugendlichen Protagonistin, erzählt. Gerade den Blick durch ihre Augen, ihre persönliche Sicht der Dinge, fand ich sehr schön dargestellt.
Sally erzählt von ihrer Familie, der eigenwilligen Mutter und mehreren Geschwistern, den Haustieren und auch den Freunden der Familie. Es gibt auch noch Väter, die hier aber eher keine Rolle spielen. Das Familienleben ist eigenwillig, aber sehr präzise und genau beobachtet, man fühlt sich oft so, als säße man zugequalmt mit am Küchentisch oder tränke Tee mit ihnen.
Die andere Erzählstimme gehört Leni, einem Hausgast der Familie, einer jungen Frau, die sehr sympathisch und authentisch rüberkommt und einen etwas anderen Blick auf die Situation bietet.
Letztendlich passiert hier nicht so viel in diesem Buch, es ist das Leben in allen seinen Facetten, was hier begeistert, diese Beschreibung des Erwachsenwerdens, des Sichselbstfindens.
Die Geschichte ist warmherzig und voller Humor, teil etwas langatmig erzählt, aber mich störte das nicht. Mich störte mehr, dass hier Corona so sehr im Vordergrund stand, so eine große Rolle einnahm, das fand ich echt zu viel.

Bewertung vom 29.10.2023
Piskulla, Christian

Die Suche nach dem Route 66 Killer


ausgezeichnet

Albtraum auf Traumstrecke
"Die Suche nach dem Route 66 Killer" von Christian Piskulla ist nicht das erste Buch des Autors, dass ich gelesen habe und hoffentlich auch nicht das letzte. Der Autor schafft es bei diesem Thriller wieder von der ersten Seite an Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende zu halten.
Die Route 66 ist sowieso schon ein absolut aufregender Schauplatz, 3945 Kilometer oftmals durch entlegene, menschenleere Gebiete und Wüsten, vorbei an verlassenen Orten. Eine Legende und der Traum vieler Motorradfahrer.
Auch Adam Newton macht sich auf einem legendärem Bike auf die Strecke und verschwindet auch sehr schnell wieder. Derweil wird dem Leser eine Szene beschrieben, wo ein Motorradfahrer mit dem Bagger verbuddelt wird. Hängt das überhaupt alles zusammen fragt man sich sehr schnell.
Aus dem „Pacific Crest Trail Killer“ treffen wir dann schon einige bekannte Personen wieder, Mark und Rebecca, mittlerweile ein Paar, dass nach neuen Herausforderungen sucht und auch Ex-FBI-Ermittler Steve Cortez, der sich hier mehrmals richtig Ärger einhandelt.
Vom Inhalt selbst kann ich hier nicht viel verraten, da die Spannung zum Teil aus einigen Ungewissheiten aufgebaut wird.
Die Strecke wird sehr gut beschrieben, fast so, als wäre man selbst dort unterwegs, verlassene Plätze, die Wüste, die Mall, alles bildgewaltig dargestellt. Auch die Personen werden gut dargestellt und weiterentwickelt.
Gut auch die Beobachtungen am Rande, aus den Problemen in verschiedenen Gesellschaftsschichten, alles fühlt sich beklemmend echt an.
Etwas hat mich die, teils sehr grobe und deftige Sprache gestört und gerade im ersten Teil des Buches war mir für einen Thriller etwas viel Erotik enthalten. Aber ich denke, das ist Ansichtssache und kein Grund für eine Abwertung.