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Insgesamt 1680 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2024
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


sehr gut

Paradies oder Hölle?

Vier völlig unterschiedliche Menschen nehmen an einer ganz besonderen Medikamentenstudie an der Berliner Charité teil. Zunächst ist es eine angenehme Nebenwirkung, dass sie durch das Medikament nicht nur gesünder, sondern auch jünger werden. Doch das nimmt ungeahnte Ausmaße an und wirft Probleme auf, mit denen keiner gerechnet hat.

Maxim Leo hat ein wunderbar kluges, bewegendes und zugleich witziges Buch geschrieben. Wie zufällig schneidet er mit seinem Plot noch viele weitere Lebens-Baustellen an, die eigene Gedankengeschichten schreiben. Der rote Faden, das endlose Leben, bleibt dabei erhalten und wird nicht aus den Augen verloren. Dass es aber einen Preis haben muss, wenn wir quasi ewig leben, und wie schwer dieser wiegt, wie jeder einzelne damit umgehen kann oder muss, beantwortet Leo nur so weit, dass der Leser selbst weiterdenken muss. Er liefert also keine Lösung, nicht einmal ein grobes Gerüst, dennoch bereichert dieses Büchlein ungemein.

Die in den Mittelpunkt gestellten Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Somit decken sie vier völlig unvergleichliche Lebensarten ab, sodass sich der Leser selbst gut einordnen kann, Zuneigungen und Abneigungen beim Lesen ausleben kann und trotz Abstand doch integriert ist. Schön gewählt ist der Zeitraum. Sowohl den, in dem die Story spielt (etwa ein Jahr), als auch das Jahr selbst. Es zeigt uns, dass dieses Szenario nicht mehr so weit weg ist, wie wir einmal dachten. Es ist zum Greifen nah und dadurch umso erschreckender.

Trotz allen beängstigenden Szenen gibt es auch, typisch Leo, extrem humorvolle Momente, Wortwitz und Situationskomik. Alles ist in sich stimmig und passt zusammen. Nicht immer läuft die Story in die Richtung, die man sich wünscht oder denkt. Das Ende ist sehr speziell und kam mir dann doch zu abrupt und fast schon zusammenhanglos.

Dennoch macht es Spaß, diese Geschichte zu lesen. Auf gerade mal 300 Seiten sagt Leo alles Wichtige zum Thema aus und überlässt dem Leser die Schlussfolgerungen. Mich bewegt und beschäftigt das alles noch immer. Vier Sterne!

Bewertung vom 01.03.2024
Hynes, James

Ich, Sperling


gut

Ein sehr herausforderndes Buch

In diesem Roman erzählt James Hynes die Geschichte eines Sklavenjungen, der im 4. Jahrhundert in einer Hafenstadt auf der Iberischen Halbinsel lebt. Seine Eltern kennt man nicht, er ist nicht gewollt und nicht geliebt und wächst mitten unter Prostituierten auf. Kein schönes Leben, kein einfaches Buch.

Der Leser erfährt dies von einem alten Mann, Jakob. Er ist der Junge, der von klein auf arbeiten musste, zunächst in der Küche, irgendwann als Botenjunge und Wasserträger und schließlich als Liebessklave. Er hat kaum Freude am und im Leben, erfährt nur immer wieder, dass er und sein Leben nichts wert sind. Das muss man beim Lesen verkraften und, ja, auch verschmerzen. Mir fiel das Lesen dieses Buches nicht leicht und ich denke, jeder sollte es sich wirklich gut überlegen, was da auf einen zukommt. Wer wie ich eine wunde Seele hat und sowieso schon trauert, der braucht auf alle Fälle genügend Taschentücher bei der Lektüre.

Der Autor ist knallhart, beschönigt nichts, umschreibt nichts, sondern schildert nüchtern und direkt das Leben in der damaligen Zeit. Für Jakob ist es ohne echte Hoffnung und erbärmlich, und gerade daran misst sich das Leben der Privilegierten umso mehr. Das Gefälle ist unfassbar, unbeschreiblich, unerträglich. Entsprechend ist auch oft die Sprache schockierend und für mich so obszön, dass ich sehr lange für das Buch brauchte, weil ich diese Mischung nur in sehr kleinen Dosen vertragen habe, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit, derbe Sprache, Leid.

Ich erkenne die Leistung des Autors durchaus an und bin mir auch sicher, dass es Leser gibt, die diese Geschichte würdigen können. Da sie mich aber einfach nur runtergezogen hat, ich diese Art Geschichte ich nicht mag und froh bin, dass ich eindeutig in einer anderen Welt lebe, mir zudem zwischen dem Ende der Geschichte und dem alten Erzähler alles fehlt, kann ich leider nur drei Sterne geben.

Bewertung vom 27.02.2024
Koch, Michael

Echt Braten


sehr gut

Der Klassiker: Braten

Eine meiner Leidenschaften ist das Kochen. Daher hängt daran direkt eine weitere Leidenschaft, nämlich das Sammeln von Rezepten, am liebsten in Form von Kochbüchern. Dieses hier beschäftigt sich mit dem Thema Braten. Auch die passenden Beilagen werden vorgestellt. Für mich ist das eine runde Sache und ich liebe es, zu jedem Thema das passende Buch zur Hand zu haben.

Nomen est omen und so war es fast klar, dass Michael Koch in seinem Leben etwas mit Essen und Kochen zu tun haben muss. Er ist zudem Foodstylist und wie sehr er das Kochen liebt, erkennt man an seinen Rezepten. Gestartet wird erst einmal mit sehr gut formulierter und informativer Warenkunde, bevor es auf Seite 28 mit den Rezepten losgeht. Unterteilt sind sie in die Kapitel Rind & Kalb; Schwein; Lamm & Zicklein; Wild; Geflügel; Beilagen. Auch diverse Hackbraten sind nicht vergessen worden. Das finde ich besonders fein!

Michael Koch verzichtet auf jedwedes Drumherum bei seinen Rezepten. Außer der Zutatenliste, den Zubereitungsschritten und dem Foto des Gerichts hat er auf alles Weitere verzichtet. Es finden sich Angaben zu Zubereitungszeit und Portionsmengen, aber kleine Geschichten zu den Gerichten oder Nährwertangaben findet man nicht. Pur, ohne Füllstoff, alles auf den Punkt, das finde ich sehr erfrischend und erfreulich.

Die Zutaten kann man nicht als exotisch bezeichnen. Sie sind im gut sortierten Einzelhandel leicht zu bekommen. Ein paar mehr Infos hätten mir hin und wieder gefallen. So einige Anweisungen sind für Anfänger sicher nicht ganz so gut umzusetzen. Daher denke ich, dass man schon ein wenig Erfahrung beim Kochen haben sollte, wenn man mit diesem Buch arbeiten möchte. Umwerfend neue Rezepte finden sich hier nicht, doch genau das gefällt mir!

Dieses Buch sollte in keiner Kochbuchsammlung fehlen, denn der gute alte Sonntagsbraten ist ein tolles Essen für Gäste. Er lässt sich prima vorbereiten, sodass man sich auch um die Gäste kümmern und sich mit ihnen unterhalten kann. Daher gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 26.02.2024
Steps, Petra

Koch mich! Vogtland - Das Kochbuch. 7 x 7 köstliche Rezepte aus Sachsen, Thüringen, Bayern und Franken


sehr gut

Auch Heimatliebe geht durch den Magen!

Die Idee des Buches bzw. der Kochbuchreihe finde ich entzückend und gelungen. Man erfährt Interessantes über das Vogtland. Wer sich noch an die Comics von Vater und Sohn erinnert, wird sich besonders über die Kennzeichnung des Schwierigkeitsgrades der Rezepte durch die Zeichnungen der beiden erfreuen.

In sieben Kapiteln werden jeweils sieben Rezepte vorgestellt. Vorspeisen, Suppen, Beilagen, Salate, Hauptgerichte, Desserts und Drinks werden zunächst mal mit kleinen Geschichten präsentiert. Viele der Gerichte kennt man unter anderem Namen.

Wunderbar finde ich, dass man eingeladen wird, selbst ins Buch zu schreiben. Sei es unter den Rezepten, wo stets genug Platz ist, in die vorgesehenen Felder der untersten Zeile, oder auf den hinteren dafür vorgesehenen Seiten eigene Rezepte eintragen, ich liebe es! Für mich ist ein Kochbuch auch ein Mitmachbuch und da muss man seine Anmerkungen einfach hinterlassen! Da wundert es wohl kaum, dass mich die von-Punkt-zu-Punkt-Bilder sehr ansprechen. Hier wäre es allerdings wünschenswert gewesen, wenn sich nicht über die Mitte des Buches hinausgegangen wären. Das ist ein bisschen unpraktisch. Lieber auf jeder der beiden Seiten eins, das lässt sich besser ausmalen. Auch die Bilder aus der Gegend, wunderbar in Schwarzweiß gehalten, sprechen mich sehr an.

Schade dagegen finde ich, dass es zu keinem einzigen Gericht ein Foto gibt! Für mich ist es enorm wichtig, dass ich vorher sehe, was ich hinterher auf den Tisch stellen werde. Ich orientiere mich bei Kochbüchern immer über die Bilder, dann über die Titel der Gerichte, dann über den Arbeitsaufwand. Leider tendiere ich sehr stark dazu, Rezepte völlig zu ignorieren, wenn es kein Foto dazu gibt. Das ist in diesem Falle also ganz schlecht!

Dafür ist das Register wieder super schön gemacht. Hier finden sich die Rezepte nach Ortschaften sortiert und mit dem Kapitel in Klammer gesetzt, dem es zugeordnet ist. So ist das Buch insgesamt etwas ganz besonderes und eignet sich auch super als kleines Stückchen Heimatkunde.

Die Rezepte selbst bieten für jeden etwas und die Zutaten sind wunderbar normal, absolut nicht exotisch. Nur kann der eine oder andere Ausdruck mal für Verwirrung sorgen. Ich kannte kein Kochfleisch, weiß nun aber, dass es Suppenfleisch vom Rind ist. Man findet keine wahnsinnig neuen Kreationen. Hier wird Wert gelegt auf bodenständige Küche. Die eine oder andere Raffinesse fehlt dabei jedoch nicht. Wirklich traditionell sind die Gerichte eher nicht, sollten sie aber werden!

Bis auf die fehlenden Fotos habe ich viel Freude am Buch und an den Rezepten. Die vielen kleinen Besonderheiten gleichen diesen Mangel teilweise wieder aus. Daher ziehe ich auch nur einen und nicht zwei Sterne ab, womit ich dann vier Sterne gebe.

Bewertung vom 15.02.2024
Reader's Digest: Verlag Das Beste GmbH

Köstlich kochen, clever sparen


ausgezeichnet

Köstliche Ideen für maximal fünf Euro pro Portion

Zugegeben, ich war ein wenig skeptisch. Eigentlich sollte jeder so weit denken können, wie man beim Kochen an den Kosten, aber nicht am Geschmack sparen kann. Aber das Buch ist so toll gemacht, dass wirklich jeder einen großen Nutzen daraus ziehen kann. Es wird nicht das Karottengrün verkocht (kann man, muss man aber echt nicht), aber daran erinnert, dass man die teuren Markennudeln am besten dann kauft, wenn sie im Angebot sind und dann gleich auf Vorrat. Finde ich normal, ist aber, wie ich kürzlich erst gemerkt habe, nicht jedem so selbstverständlich. Die Rezepte sind abwechslungsreich und für die jeweilige Saison der verwendeten Zutaten gedacht, wodurch man noch mal sparen kann.

Jedes Rezept wird mit Word und Bild vorgestellt. Mir sind Fotos wichtig. Nur mit Bild registriere ich überhaupt ein Rezept. Ohne kippt es bei mir hinten über. Zutatenliste, Nährwertangaben, Zeitbedarf, Portionsangaben und Arbeitsschritte sind übersichtlich gestaltet. Vor allem ist alles sehr gut verständlich geschrieben. An der Anzahl der Euro-Symbole erkennt man, wo die Kosten pro Portion (2,50 Euro, vier oder fünf Euro im teuersten Fall) liegen. Sieht man sich an, was dafür auf den Teller kommt, kann man oft nur staunen. Das ist alles kein Arme-Leute-Essen!

Die Gerichte und Rezepte sind unterteilt in die Kapitel Suppen & Eintöpfe; Kleine Gerichte; Fleisch & Geflügel; Fisch; Gemüse & Salate; Nudeln, Reis, Kartoffeln; Desserts. Über das Register findet man ganz schnell zu seinem gesuchten Rezept. Der Theorieteil hält sich in Grenzen, deckt aber alle wichtigen Themen ab. Ganz gegen den aktuellen Trend werden hier keine Geschichten im Buch erzählt. Es geht rein um Rezepte, die den Geldbeutel schonen und den Gaumen dennoch verwöhnen. Dabei werden keine exotischen Zutaten benötigt, aber auch mal ein Blätterteig aus dem Kühlregal eingesetzt. Somit ergibt sich hier ein Kochbuch für alle, die gern, aber nicht zu aufwändig kochen und leckere und günstige Gerichte zaubern möchten. Durchaus auch für Anfänger geeignet und noch dazu gästetauglich! Mich überzeugt das Buch rundum und meine anfänglichen Zweifel sind schlicht und ergreifend weggewischt. Das Buch ist absolut alltagstauglich und bekommt von mir fünf Sterne.

Bewertung vom 15.02.2024
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Der Wert und die Kraft der Worte

Oscar freut sich, denn er hat eine Schatztruhe gefunden. Umso enttäuschter ist er, als sie nur mit Wörtern gefüllt ist. Wütend schmeißt er das Wort quietschgelb hinter sich und staunt dann nicht schlecht, als plötzlich ein quietschgelber Igel angerannt kommt. Oscar erkennt, was man mit Worten bewirken kann und wirft geradezu mit seinem Schatz um sich. Dann ist die Kiste leer und Oscar lernt von Louise, wie er neue Wörter machen kann und wie man achtsam und behutsam mit ihnen umgeht.

Hach, ist das Büchlein herrlich! Die Bilder sind kindgerecht, lustig, lebendig und herrlich un-perfekt. Da macht das Gucken noch mal so viel Spaß, wie das Lesen oder eben auch Vorgelesen bekommen. Da Kinder im Zielgruppenalter selten schon lesen können, bedarf es hier ein paar liebevoller Erklärungen zur Unterstützung. Die Geschichte selbst ist aber sehr gut zu verstehen. Besonders schön finde ich, dass Oscar, und damit der Leser, aktiv erfährt, dass Worte ein Gewicht, eine Bedeutung und eine Wirkung haben. Als er den Käfer mit dem Wort monströs überdimensional groß werden lässt, erschrickt er. Zurücknehmen kann man Wörter nicht, das lernt er schnell, dafür aber kann er sie mit Glück relativieren, was er hier macht, indem er noch zusätzlich das Wort niedlich hinzufügt. So ist der Käfer noch immer monströs, aber nicht mehr furchteinflößend. Gerade noch mal gutgegangen!

Das Büchlein zeigt aber auch, dass mehr Menschen nicht auf Wörter achten. Erst nach einigen Versuchen trifft Oscar auf Louise, die ihn versteht, ihm hilft und ihn quasi anlernt. Auch hier wieder ein Lernfaktor: Wörter kann man sagen und hören, aber zuhören ist wieder etwas anderes und verstehen noch schwieriger. Darum füllt Oscar seine Truhe jetzt mit neuen Wörtern und nutzt sie mit Bedacht. Welch wunderschöne Geschichte, die gerade in der heutigen Zeit in meinen Augen besonders wertvoll ist. Hier treffen Wörter und Bilder genau ins Schwarze. Ich kann das Büchlein allen nur wärmstens ans Herz legen. Fünf Sterne!

Bewertung vom 15.02.2024
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

Alles ist miteinander verbunden

Ben, Mimi, Sarah und Theo sind ein Urgestein in Avalon in ihrer Straße. Die Nachbarn Alice und Shenkman kennen die Vorgeschichte nicht, denn sie sind neu in der Straße. Selbst als Ben bei der Frühgeburt ihres Babys hilft und Waldo damit das Leben rettet, bleiben sie auf Distanz. Dennoch sind da diese besonderen Momente, ist da diese Verbundenheit und daraus entspinnt sich dann die ganze Geschichte. Nach und nach zeigt sich, wie der Unfall, den Theo als Teenager verursachte und den ein Mädchen das Leben kostete, auf alle in der Familie Auswirkungen hat und das ein ganzes Leben lang. Nur Waldo, der autistische Züge aufweist, hat das richtige Gespür, um als Elfjähriger bei einem weiteren dramatischen Ereignis die Dinge an die richtigen Stellen rücken zu lassen.

Obwohl die vielen Zeiten- und Perspektivwechsel zunächst ein wenig verwirren, ergeben sie insgesamt aber ein stimmiges Bild. Nur leider wurde an manchen Stellen nicht so gut nachgerechnet. Ein Ereignis von 2010 wird 2014 wieder erwähnt, aber als eineinhalb Jahre zurückliegend. Das passt so ja nicht. Mich bremsen solche Dinge leider etwas aus. Die Storyline selbst hat mir aber super gut gefallen, mich bewegt und nachdenklich gemacht. Ganz viele Stellen im Buch fand ich für mich persönlich tröstlich. Sie greifen Gedanken auf, die ich nie ausgesprochen hatte. Da fühlt man sich dann verstanden und weniger exzentrisch. Die Sprünge durch Zeiten und Perspektiven zeichnen ein starkes Abbild der Zerrissenheit der Figuren.

Die einzelnen Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Man hat keine Probleme, sie auseinanderhalten zu können. Besonders Waldo ist mir ans Herz gewachsen. Das liegt weniger an seinem Autismus, als an der Unfähigkeit seiner Eltern, besonders seines Vaters, damit umgehen zu können. Es ist herzergreifend, wie gut Ben Zugang zu Waldo findet, obwohl dieser gar nicht weiß, dass Ben ihn auf die Welt geholt und ihm das Leben gerettet hat. Es ist auch herzergreifend zu spüren, wie sehr Ben diesen Ausgleich für den Tod von Misty braucht.

Die Hauptaussage des Buches ist wohl, dass man immer miteinander reden muss, auch wenn man meint, dass dies Schmerzen und Leid verursacht. Denn etwas absolut wegschweigen geht nicht und verursacht viel schlimmeres Leid. Selbst wenn man vieles gar nicht in Worte fassen kann. Die teilweise nur peripher angesprochenen, nicht weniger schweren, weiteren Themen verdeutlichen das noch mehr.

Keine leichte Lektüre! Aber eine, die vier glänzende Sterne verdient.

Bewertung vom 14.02.2024
Dusy, Tanja

Brotzeit geht immer!


sehr gut

Das kleine, aber feine Büchlein rund um leckere Brotzeit

Man kann es drehen und wenden, wie man will, wir Deutschen sind die Könige der Brotsorten und da ist es kein Wunder, dass Brotzeit einfach immer geht. Belegen oder bestreichen kann man jedes Brot mit so vielen unterschiedlichen leckeren Lebensmitteln, aber selbstgemacht schmeckt es eben nochmal so gut. Die ersten beiden Seiten drehen sich um die Autorin und drei an sie gestellte Fragen. Nach den Rezepten gibt es noch einen kleinen Theorie-Teil. Nichts ist zu viel, das gefällt mir.

Vegane Rezepte sind in diesem Buch mit einem Blatt-Symbol gekennzeichnet und so schnell auf den ersten Blick zu finden. Die Brotrezepte sind für kurze Teigführung ausgelegt, also mit viel Hefe. Das Wollknäulbrot ist eine tolle Snack-Beilage, beim Grillen ebenso, wie beim Spieleabend oder einfach auf der Couch. Die Paprika-Feta-Creme ist einfach verboten gut. Ich lasse nur den Dill weg, weil ich den so wenig mag, wie Koriander. Tanja Dusy hat die Brotzeit jetzt nicht neu erfunden, gibt ihr aber mit kreativen Ideen einen modernen Touch.

Bei den Rezepten werden nicht mehr Wörter als nötig verwendet. Titel, kurze Info zu Nährwerten und Zeiten, Zutatenliste, Zubereitungsschritte. Bei einigen Rezepten findet sich noch ein Tausch-Tipp und/oder der GU Clou. Mehr ist da nicht! Dafür gibt es zu jedem Rezept ein ansprechendes Foto. Für mich ist das ausschlaggebend, denn ich neige dazu, Rezepte ohne Foto komplett zu ignorieren. Ich möchte einfach sehen, was da am Ende auf meinen Teller kommt. Besonders erfreulich ist, dass keine schwer aufzutreibenden exotischen Zutaten benötigt werden. Das eine oder andere Konservenprodukt könnte man auch frisch bzw. selbstgemacht verwenden, doch dass hier der einfache Weg gewählt wurde, stört mich nur marginal.

Alles in allem ist dies also eins jener Kochbücher, die einem ein wenig auf die Sprünge helfen, aus einer langweiligen, einfachen Sache ein tolles Erlebnis zu machen. So ist die Brotzeit auch gästetauglich. Ich mag die kleinen GU-Bände sehr und dieser macht keine Ausnahme. Vier Sterne!

Bewertung vom 13.02.2024
Gerlach, Hans

Probier doch mal


sehr gut

Planetary Health und viel Geschmack

Hier gibt es viel zu lesen über die Zutaten und Gerichte. Das mag ich sehr, denn so bekommt man noch besseres Verständnis für Lebensmittel. Optisch ansprechend ist auch, dass die Zutatenlisten aussehen, als seien sie mit Schreibmaschine getippt. Der Rest der Schrift ist so, wie man sie gewohnt ist. Dadurch hebt sich die Liste hübsch ab. Die Zubereitungsschritte sind verständlich beschrieben und anhand eines Drei-Punkte-Systems erkennt man den Schwierigkeitsgrad auf den ersten Blick.

Es wird mit der einen oder anderen exotischen Zutat gearbeitet. Beispielsweise hatte ich zuvor nie von Muscovadozucker gehört. Dennoch können insgesamt auch Anfänger mit diesem Buch sehr gut ausgefallene Gerichte auf den Tisch zaubern. Dabei können die YouTube-Videos, die über die QR-Codes abrufbar sind, vielleicht ein bisschen helfen. Für mich sind sie eher nix, denn es gibt keine Erklärungen, man sieht einfach wie bei einem Trickfilm, wie das Gericht entsteht. Auch Fotos gibt es reichlich. Jedes Gericht ist in einem Bild festgehalten, manchmal erst auf der nächsten Seite, mit dem Foto des folgenden Rezepts. Oft finden sich Fotostrecken zu den Arbeitsschritten. Das gefällt mir sehr. Die Kapitel Basics, Vorspeisen, Pasta, Fleisch, Gemüse und Süßes decken alle Bereiche ab. Zwar ist es kein Kochbuch für alle Tage (es wirbt mit „Alltagsküche“, das unterschreibe ich jedoch nicht), aber es gehört zu jenen, zu denen man immer wieder greift.

Sogar an Flüssiges wurde gedacht. Ferdinands Limoncello-Tonic finde ich total gelungen, gerade weil er so schlicht und einfach ist. Ich finde, der braucht keinen neuen, schicken Namen, der darf weiter so heißen, oder abgekürzt Ferdinand. Besonders herbes Tonicwater ist allerdings nicht so leicht aufzutreiben. Gemüse-Fritto-Misto mit Zitronen-Remoulade spricht mich sehr an, obwohl ich dafür extra Nussmus kaufen musste. Die slow Kotelettrippchen gefallen meinem Mann sehr. Er isst hin und wieder Schweinefleisch, ich nicht. Doch insgesamt findet sich in diesem Buch für alle Geschmäcker reichlich Auswahl, auch vegan und vegetarisch und oftmals kann man Zutaten auch prima austauschen.

Besonders fällt auf, dass alle Beteiligten Spaß am Kochen und Essen mitbringen und nicht verkopft an die Sache gegangen sind. Dieser Spaß überträgt sich auf den Leser und schon steht man fröhlich in der Küche und probiert einfach mal. Schade allerdings finde ich, dass der erste QR-Code zur Playlist eine Anmeldung bei Spotify erfordert. Darum bekommt dieses hochwertig verarbeitete Buch mit dem praktischen Lesebändchen und herrlichen Ideen eingerechnet meiner Kritikpunkte von mir vier Sterne.

Bewertung vom 06.02.2024
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


gut

Ein sehr unaufgeregter Serienauftakt

Alle empfinden Frances‘ Überzeugung, dass sie eines Tages ermordet wird, als schräge, aber charmante Macke. Seit der Weissagung, als sie 17 war, glaubt sie daran. Und darum hat sie ein Archiv angelegt, damit jemand nach ihrem Tod den Mörder damit entlarven kann. Als sie dann tatsächlich stirbt, sieht es erst wie ein natürlicher Tod aus, doch dann erweist es sich erstaunlicher Weise als Mord. Und Frances hat noch mehr vorgesorgt, denn für sie können nur entweder ihre Großnichte Annie, die angehende Krimiautorin, oder Stiefsohn Saxon, ein unsympathischer Rechtsmediziner, den Mord aufklären. Deshalb soll nur erben, wer den Mörder dingfest macht. Und das innerhalb von sieben Tagen!

Ach ja, ein Cosy Crime. Schön. Aber einer der ganz müden, irgendwie. Da sind die aktuell so gut vertretenen Rentnergangs doch mächtig viel ausgefuchster und spritziger, als Annie. Ich kann sie auch leider nicht ins Herz schließen, hat sie für mich doch das Gemüt einer Schlaftablette. Kein Wunder, dass ihre gar nicht anwesende Freundin per Telefon mehr zur Lösung beiträgt, als Annie vor Ort! Dass sie die Großtante nie kennenlernte und eigentlich in der Überzeugung, sie sei nur versehentlich anstelle ihrer Mutter auf das Landgut in Dorset bestellt worden, bremst sie noch mehr und für meinen Geschmack wird es zu lang immer wieder erwähnt. Bis sie mal in Schwung kommt, dauert es. Na ja, eigentlich ist auch dieser Schwung nur müde. Die Story bietet so viel schönes Potenzial, aber leider wird es nicht genutzt. Es dümpelt alles vor sich hin, kommt durch den einen oder anderen hilfreichen Zufall in die richtigen Bahnen und löst sich dann ein bisschen arg vorhersehbar auf. Dass man gleich ahnt, dass Annie das Material als Krimi nutzen könnte und sie ja Autorin ist, ahnt man auch, dass weitere Geheimnisse unter Castle Knolls Dächern hervorgeholt werden sollen und das in einer ungenannten Anzahl weiterer Bände. Da will ich doch hoffen, dass die dann mehr vom Hocker hauen.

Ich hatte wirklich mit massig tollen Ideen gerechnet, denn der Plot und das Setting sind nicht schlecht. Es werden jedoch einfach zu viele Figuren eingewebt. Schon allein dadurch dauert es ewig, bis es überhaupt so richtig mit den Ermittlungen losgeht. Der Britische Humor fehlt trotz des witzigen Covers und Untertitels. Dabei wäre der so prädestiniert für diesen Plot! Oder sollte das Szenchen mit der Schwäche beim Wort Spritze Lachsalven auslösen? Dann hab ich das verpasst, sorry. Am meisten mochte ich Frances selbst und die Parts der Tagebucheinträge.

Okay, es ist eine nette Unterhaltung, einfach und unanstrengend, für nebenher. Das kann man mögen und ist auch in Ordnung. Aber ich habe mehr erwartet und mir eine neue, junge, gerissene, pfiffige Heldin gewünscht. Der Wunsch wurde nicht erfüllt und das Leben ist kein Wunschkonzert. Trotzdem reicht es bei mir nur für drei Sterne.