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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2020
Korn, Carmen

Und die Welt war jung / Drei-Städte-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Autorin Carmen Korn hat mit ihrem neuen Buch „Und die Welt war jung“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, in dem sie das Schicksal eng verbundener Familien von 1950 - 1959 an drei verschiedenen Orten, Hamburg, Köln und San Remo beleuchtet und aufzeigt, wie die Nachkriegszeit diese vor große Herausforderungen stellt und wie die Protagonisten mit ihnen umgehen.

In Köln versuchen Heinrich und Gerda Aldenhoven, mit wenigen Mitteln all ihre Lieben satt zu kriegen, denn die Kunstgalerie von Heinrich findet wenig Zulauf, die Menschen benötigen ihr Geld für dringlichere Dinge. Bei ihren Hamburger Freunden Kurt, Elisabeth und Nina Borgfeldt in Hamburg läuft es finanziell zwar besser aufgrund von Kurts Tätigkeit bei der Sparkasse, doch die Sorgen um Ninas Ehemann Joachim sind groß, der immer noch nicht aus dem Krieg heimgekehrt ist. Derweil lebt Heinrich Aldenhovens Schwester Margarethe Canna in San Remo, wo sie gemeinsam mit Ehemann Bruno und Familie den Intrigen und Boshaftigkeiten von Schwiegermutter Agnese ausgesetzt sind. Wie werden sie alle das neu eingeläutete Jahrzehnt erleben?

Geschickt erzählt die Autorin abwechselnd von Köln, Hamburg und San Remo um die Entwicklungen innerhalb der jeweils dort lebenden Familien genau mit verfolgen zu können, wobei sie die unterschiedlichen Sichtweisen sehr gut darstellt. Auch dürfen die zwischenmenschlichen Verbindungen unter den einzelnen Familien nicht fehlen, die wunderbar mit dem historischen Hintergrund, verknüpft sind. Alles ist jedoch einem Wandel unterlegen und so gibt es viele Veränderungen, die ihrerseits Veränderungen hervorrufen.

Sehr schön und hilfreich, fand ich das Personenregister gleich zu Beginn des Buches und die folgenden Stammbäume der jeweiligen Familien. Mir hat die Geschichte der drei Familien mit ihren unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen, die die Nachkriegsjahre mit sich brachten, sehr gut unterhalten.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.09.2020
Riordan, Kate

Das verborgene Zimmer


ausgezeichnet

Die Autorin Kate Riordan hat mich mit ihrem neuen Roman „Das verborgene Zimmer“ richtig begeistert, da der Spannungsbogen so was von groß war und mich total an die Geschichte, gefesselt hat.

Sylvie lebt mit ihrer Tochter Emma in London und ihr Exmann Greg, lebt in Paris und hat eine neue Familie. Eines Tages erhält Sylvie einen Brief aus der Provence mit der Mitteilung, dass es in ihrem verlassenen Haus gebrannt hat. Sie entschließt sich in die alte Heimat zu fahren um nach dem Rechten zu sehen. Wohl fühlt sie sich nicht, gerade dorthin zu fahren, wo sie ihre älteste Tochter Élodie verlor.

Die Geschichte wird von Sylvie in der Ich-Form, je nach den Ereignissen entweder in der Gegenwart oder aus der Vergangenheit, erzählt. Es dreht sich überwiegend um das Verhältnis zwischen Sylvie und Élodie. Nach den Schilderungen, hört es sich eine ganze Weile an, als ob Élodie aus unbekannten Gründen verstorben ist. Nach und nach wird deutlich, dass es sich bei Élodie um ein gefühlskaltes, grausames Mädchen handelt, die eine Gefahr für ihre Umgebung darstellte.

In der Provence angekommen, erscheint es Sylvie, dass sie erwartet wurde… Die Spannung steigt und hält viele Überraschungen bereit!

Fazit: Alle Protagonisten haben mir richtig gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr spannend formuliert.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.09.2020
Vanek, Tereza

Sturm über Formosa


ausgezeichnet

Holländische Kolonialherrschaft auf Taiwan
Die Autorin Tereza Vanek hat ihren neuen Roman „Sturm über Formosa“ in die Endzeit der holländischen Kolonialherrschaft auf Taiwan angesiedelt.

Historisch:
Die Niederländer haben sich nach Vertreibung der Spanier auf der Insel Taiwan niedergelassen, um einen Handelsstützpunkt mit China zu etablieren. Vor dem Ort Tayouan gründeten sie Fort Zeelandia und später noch Fort Provintia. Die Handelsgesellschaft begann, die Insel intensiv zu erschließen, zu missionieren und ihrer Kontrolle zu unterwerfen. Die Ureinwohner leisteten kaum Widerstand.

Als die Mandschu auf dem chinesischen Festland immer weiter vordrangen und sich das Ende der Ming-Dynastie abzeichnete, floh der Ming-Loyalist Zheng Chenggong im Jahr 1661 nach Taiwan. Dort hoffte er eine neue Ausgangsbasis für die Rückeroberung Chinas aufbauen zu können. Seine Truppen belagerten 9 Monate lang den holländischen Hauptstützpunkt Fort Zeelandia. Der Gouverneur Frederick Coyett kapitulierte 1662, wodurch die Kolonialzeit der Niederländer in Taiwan beendet wurde. Das anschließend von Zheng und seinen Gefolgsleuten aufgebaute feudale Staatswesen wurde unter der Bezeichnung „Königreich Tungning“ (oder Dongning) bekannt.

Fiktiv:
Hier dreht sich die Geschichte um das Schicksal von Griet aus Rotterdam und der Chinesin Yu Qianqian.

Griet Verhoeven ist eine junge, leidenschaftliche und willensstarke Händlerstochter aus Rotterdam, die nie Schwäche zeigt und versucht aus allem das Beste zu machen. Wir erleben Griet, die sich selbst ihren Ehemann, der Witwer ist und bereits drei Kinder aus erster Ehe hat, aussucht. Durch geschäftliche Niederlagen ihres Ehemannes, reist die gesamte Familie nach Formosa. Und hier beginnt das Abenteuer…

Yu Qianqian, die künstlerisch begabte Tochter einer Mingtreuen Adelsfamilie aus Nanjing, verliert im Bürgerkrieg ihre gesamte Familie und verantwortlich dafür soll ihr Bruder sein! Ihr Leben ist in Gefahr. Mithilfe von Meimei, der Konkubine ihres Vaters und deren Freund, lässt sie sich auf das Abenteuer ein, aus ihrer Heimat zu fliehen. Wird Qianquian, mit ihren Lotusfüßen und ohne jeglichen Reichtum, diese Strapazen meistern? Es wird spannend!

Beide Frauen haben etwas gemeinsam, sie verlieben sich und begegnen sich auf Formosa, wo sie dann gemeinsame Abenteuer erleben.
Die Geschichte endet nach ihrer gemeinsamen Flucht von Formosa und nun bin ich gespannt, welche Abenteuer uns im 2. Teil erwarten!

Fazit:
Jedes Mal, wenn ein Kapitel zu Ende war und meine Augen die ersten Zeilen vom nächsten Kapitel lasen, war ich schon wieder mittendrin im Geschehen und konnte nicht aufhören.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach spannend und flüssig geschrieben. In der Geschichte selbst gab es zwar ein paar Ungereimtheiten, die aber nicht unbedingt gestört haben. Vielleicht klären sich im 2. Teil noch einige Details.

Das Buch hat auf jeden Fall große Aufmerksamkeit verdient und erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.09.2020
Glaesener, Helga

Das Erbe der Päpstin


ausgezeichnet

Inspiriert vom Weltbestseller „Die Päpstin“ hat die Autorin Helga Glaesener ihren neuen Roman „Das Erbe der Päpstin“ als eigenständige Geschichte verfasst.

Inhalt:
Die junge Freya wird Zeuge, wie ihre von dänischen Wikingern entführte Mutter ermordet wird. Anschließend flieht sie gen Süden, getrieben von der Sehnsucht nach ihrem Großvater Gerold. Bald findet sie heraus, dass Gerold inzwischen in Rom lebt, als Schutzherr des Papstes. Verkleidet schafft Freya es, im Jahr 858 in die Heilige Stadt zu gelangen. Doch dort muss sie mitansehen, wie Gerold während einer Prozession ermordet wird – und mit ihm der Papst, der in Wahrheit eine Frau ist: die kluge Heilerin Johanna. Freya beschließt, herauszufinden, wer hinter dem Mord an der Päpstin steckt, auch wenn sie damit übermächtige Feinde auf den Plan ruft.

Meine Meinung:
Eine Fortsetzung zum Erfolgsroman „Die Päpstin“ ist es nicht, sondern hier in der Geschichte geht es überwiegend um die Hauptfiguren Freya und Aristid.
Auf der Flucht aus dänischer Gefangenschaft in Richtung Paris und Rom, verkleidet sich Freya als Mann um der ständigen Gefahr der Wikingerangriffe auf die europäischen Städte, als Frau unerkannt zu bleiben. Sie sucht und findet ihren Großvater Gerold, der dann nach kurzer Zeit ermordet wird und verliert wieder einen Halt in ihrem Leben. Die Autorin erzählt von den Geschehnissen rund um das politische Geschehen und die Machtverhältnisse jener Zeit. Für eine junge Frau kommt Freya bemerkenswert weit herum und trifft interessante Zeitgenossen. An einem hält sie fest und das ist Aristid. Freya gerät häufig in Lebensgefahr und oft ist es Zufall sowie ihr Instinkt, der ihr und anderen das Leben rettet. Wenn es ganz schlimm kommt, ist oft unerwartet Aristid zur Stelle und unterstützt Freya. Sie meistert dieses Leben mit viel Mut und geht ihren Weg.

Fazit: Die Autorin hat hier einen sehr gut recherchierten historischen Roman geschrieben, der einen fesselnden Eindruck vergangener Zeiten hinterlässt. Die Geschichte über Freya und Aristid, hat mich mit dem leichten und flüssigen Schreibstil sehr gut unterhalten. Hier gebe ich gerne eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.09.2020
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


ausgezeichnet

Familiensaga aus Triest
Der Autor Christian Klinger schreibt eine Familiensaga aus Triest, ein Epochenroman, der von den letzten Tagen des Habsburgerreichs bis ans Ende des Zweiten Weltkriegs führt und eine tragische Liebesgeschichte in einer Stadt am Schnittpunkt der Kulturen.

Spannend finde ich, dass hier nicht Deutschland im Fokus einer Erzählung steht, die sich teilweise während des zweiten Weltkrieges abspielt, sondern Italien.

Die zwei Protagonisten:
Vater: Vittorio überlebt knapp den Ersten Weltkrieg und kann sich danach eine Existenz als Rechtsanwalt aufbauen. Er ist auf der Suche nach einer Frau und begegnet unerwartet Elisa, die er zu seiner Frau nimmt. Als seine Frau ihm dann einen Sohn, Pino schenkt, scheint das Glück perfekt. Vittorio hilft Juden und Slowenen dabei, Geldmittel für die Emigration aufzubringen und macht damit die Behörden auf sich aufmerksam.

Sohn: Pino, beginnt ein Architekturstudium, das ihn 1940 vor der Einberufung bewahrt. Als er Laura, eine Vertraute aus Kindheitstagen nach Jahren erneut begegnet, verbindet ihn eine große Liebe zu ihr. Unabsichtlich gerät Pino in Kontakt mit Partisanen und bringt sich unweigerlich ins Visier der Gestapo und das hat Folgen…

Beide Protagonisten erzählen in unterschiedlichen Jahresetappen und Perspektiven, ihre Geschichte, was am Anfang beim Lesen erst einmal irritiert, sich aber nach kurzer Zeit legt. Im Gegenteil, die Spannung wird Stück für Stück dadurch aufgebaut.

Fazit: Der Autor hat hier eine sehr gut recherchierte wahre Geschichte geschrieben, die mich sehr beeindruckt und gefesselt hat.
Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

Bewertung vom 29.08.2020
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Die letzten Seeschwalben
Die Autorin Charlotte McConaghy wurde durch ihre Passion für die Natur und Tierwelt sowie ihrer Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspiriert zu der Geschichte »Zugvögel«, ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte.

Inhalt:
Auf der Suche nach Erlösung folgt eine junge Frau den letzten Küstenseeschwalben in die Antarktis

Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.

Meine Meinung:
Eine ergreifende Reise, bei der ich lange nicht wusste, wohin sie mich führen würde und ein stetiger Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. Franny hat in ihrem Leben manchen Schicksalsschlag erlebt aber sie verdrängt die Wahrheit vor sich selbst und anderen.

Franny reist nach Grönland, um von dort aus den letzten Küstenseeschwalben nach Süden zu folgen. Dazu hat sie drei Vögel einer dortigen Kolonie mit einem Peilsender ausgestattet. Die Hochseefischerei steht kurz vor dem endgültigen Verbot, doch in der ostgrönländischen Stadt Tasiilaq gelingt es ihr, den Kapitän eines Fischerbootes davon zu überzeugen, sie mitzunehmen. Die Mitglieder der Crew sind unverwechselbare Charaktere, an ihrer Seite wird die Reise zum Abenteuer. Ihre bewegte Vergangenheit begleitet Franny an Bord und lässt sie auch dort nicht ruhen. Die Autorin springt immer wieder in unterschiedliche Jahresrückblenden aus Frannys Vergangenheiten und schafft damit geheimnisvolle Erzählstränge mit einer kühlen, zum Teil beunruhigenden Atmosphäre. Die Reise, die tatsächlich von der Arktis in die Antarktis führt, lässt das Buch wie einen Abenteuerroman wirken.

Fazit: Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der mir recht gut gefallen hat. Während die erste Hälfte des Buches eher ruhig daherkommt, überschlagen sich die Emotionen in der zweiten Hälfte. Spätestens hier hat mich das Buch und die Protagonistin voll begeistert.

Bewertung vom 27.08.2020
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Das Cover kommt in keiner Weise an den Klappentext heran. Es hat mich zwar neugierig gemacht aber erst beim Lesen des Klappentextes stellte ich fest, hier steckt eine ganz tiefbewegende wahre Geschichte eines Mädchens, das dreizehn Menschen vor den Nazis versteckte und ihnen so das Leben rettete, dahinter.

Fazit:
Stefania, genannt Fusia wird von Max immer mehr bedrängt, eine geeignete Wohnung zu finden um ihm und einigen weiteren Juden, Zuflucht zu gewähren. Fusia ist sehr jung und soll plötzlich für so viele Menschen eine große Verantwortung übernehmen, sie hadert vorerst mit diesem Schicksal. Ihre ganz Kindheit und Jugend besteht nur aus Arbeit und Pflichten, sie hat überhaupt kein eigenes Leben. Dann kommen Juden, die sie um eine Zuflucht erpressen wollen und wie sich herausstellt, hat Dr. Hirsch im Lager, Fusias Namen und Adresse ausgeplaudert. Max überredet Fusia auch diese Juden im Dachboden unterzubringen. Die Verpflegung wird knapp, alle müssen hungern und es gibt Streitigkeiten. Die Juden auf dem Dachboden sind nervlich am Ende und Fusia sowie ihre Schwester Helena, wissen nicht weiter. Als die Nazis vor ihrem Haus stehen und zwei Krankenschwestern im Haus einquartieren, wird die Situation immer gefährlicher…

Die Autorin Sharon Cameron erzählt hier sehr einfühlsam die wahre Geschichte von Fusia, die dreizehn Menschen vor den Nazis versteckte und ihnen damit das Leben rettete. Die Geschichte ist so bewegend und herzergreifend geschrieben, dass ich diesen flüssigen und fesselnden Schreibstil, einfach grandios finde. Das Buch hat große Aufmerksamkeit verdient und erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.08.2020
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


ausgezeichnet

„Das Lichtenstein“ von der Autorin Marlene Averbeck, ist der gelungene historische Auftakt der Modehaus Triologie.

Inhalt:
1913 im Herzen Berlins: Hier lässt ›Das Lichtenstein‹ kaum einen Wunsch offen und bietet seinen Kunden ein breites Sortiment − vor allem aber Damenkleidung mit besonderem Chic. Das Warenhaus ist ein vielfältiger Mikrokosmos, in dem unterschiedlichste Menschen und Schicksale aufeinandertreffen. Das Ladenmädchen Hedi taucht fasziniert in die Welt der Mode ein, während die Näherin Thea nur Augen für Ludwig hat. Er, der jüngere Sohn des Hauses, will mit aller Macht den Status Quo wahren. Sein Bruder Jacob wiederum hat ehrgeizige Pläne für die Zukunft des ›Lichtenstein‹. Gegen alle Widerstände beginnt er, seine Ideen umzusetzen. Doch dann geht das Haus in Flammen auf – und damit die Existenz der Angestellten wie auch der Inhaber.

Das Lichtenstein – Modehaus der Träume, beschreibt die spannende Epoche zwischen 1913- 1918 im Zentrum der Stadt Berlin. Die Autorin erzählt die Geschichte aus den wechselnden Perspektiven der vier Protagonisten: Jacob, Hedi, Thea und Ella. Jacob Lichtenstein, Sohn des Gründers des Kaufhauses, ist ein moderner Geschäftsmann, der mit kreativen und innovativen Ideen das Lichtenstein in eine neue Ära führen will. Er sieht sich dabei jedoch mit seiner Familie konfrontiert, allen voran seinem Bruder Ludwig, der andere Pläne für die Zukunft des Modehauses verfolgt. Hedi Markwardt, ist neues Ladenmädchen im Lichtenstein und muss sich erst einmal einleben, wird aber durch ihr Talent mit der Mode umzugehen, befördert. Thea Stübner, eine Näherin im Lichtenstein, hat es nicht einfach, denn sie muss trotz ihrer Arbeit auch ihre Familie unterstützen und macht mit ihrem Geschick Karriere im Modehaus. Ella Winkler, eine aufstrebende Schauspielerin, hält an ihrem Traum fest die Bühnen dieser Welt zu erobern, aber bisher reicht es noch nicht einmal für den Lebensunterhalt.

Sie alle eint die Vision ihrer Träume, bis ein Brand im Lichtenstein diese in einem einzigen Moment zu zerstören droht. Als es nach einem Neuanfang aussieht, folgt der Erste Weltkrieg, da brauchte man andere Dinge als schöne Kleider.

Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und ich hatte ein paar schöne Lesestunden. Nun freue ich mich auf den Folgeband und bin gespannt, wie es weiter geht.

Bewertung vom 18.08.2020
Graw, Theresia

So weit die Störche ziehen / Die Gutsherrin-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ostpreußen 1939

Die Autorin Theresia Graw hat in ihrem neuen Roman „So weit die Störche ziehen“ ihr persönlichstes Buch, in dem sie die Geschichte ihrer aus Ostpreußen stammenden Familie mit einer fiktiven Handlung verwebt, geschrieben.

Ostpreußen 1939: Während die Welt aus den Fugen gerät wächst Dora Twardy behütet auf einem Pferdegestüt in Ostpreußen auf. Sie stammt aus guten Verhältnissen und hat sich mit ihren 16 Jahren bereits zu einer selbstbewussten aber durchaus naiven jungen Frau entwickelt. Ihrem sanftmütigen Freund aus den Kindertagen Wilhelm, macht sie eine Liebeserklärung und schmiedet Pläne für die Zukunft. Dann bricht der zweite Weltkrieg aus und Wilhelm muss in den Krieg ziehen.

Dora beendet die Schule und muss nach Königsberg um bei ihrem Onkel, den Haushalt zu führen. Hier lernt sie den Fotografen Curt kennen, der sich unsterblich in sie verliebt und Dora weiß nicht, wie sie sich richtig verhalten soll. Sie verschweigt Curt, dass sie mit Wilhelm verlobt ist. Als dies ans Tageslicht kommt, ist Curt tief verletzt und trennt sich von Dora.

Zurück auf dem Pferdegestüt, steht Dora vor großen Herausforderungen und Entscheidungen. Nachdem ihr Vater ebenfalls eingezogen wird, übernimmt sie nach und nach das Gestüt der Eltern und versucht diesen mit aller Macht zu retten. Als die Russen immer näher rücken, versucht sie mit allen auf dem Gestüt Lebenden zu fliehen. Als Dora feststellt, dass die gefährliche Flucht immer grausamer wird, kehrt sie um. Mittlerweile beweist sie einen eisernen Willen und einen starken Mut.

Die Autorin hat hier einen dramatischen, emotionalen und fesselnden Roman geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Das Ende hat mich ziemlich beeindruckt. Es wird eine Fortsetzung geben und darauf freue ich mich schon sehr. Gerne möchte ich wissen, wie es mit Dora weitergeht.

Bewertung vom 01.08.2020
Peters, Maria

Die Dirigentin


ausgezeichnet

Die Autorin Maria Peters erzählt die Geschichte von Willy Wolters bzw Antonia Brico, die schon ihre ganze Kindheit lang leidenschaftlich Musik liebt.
Der Traum der 1902 in Rotterdam geborenen Antonia Brico (Christianne de Bruijn) so unwahrscheinlich wie kaum etwas anderes: Dirigentin wollte sie werden, aus der Armut eines Lebens mit ihren Adoptiveltern entkommen, auf der Bühne stehen und ein Orchester führen. Dafür gibt sie nahezu alles auf: Ihre große Liebe zu Frank, ihre Familie und ihre Freunde.

Anfang der 20er Jahre begann dieser Weg, den als steinig zu bezeichnen eine Untertreibung wäre. Nicht nur, dass ihre musikalischen Fähigkeiten, nachdem sie jahrelang nur auf einem baufälligen Piano üben konnte, noch sehr ausbaufähig sind, als Mitglied der untersten sozialen Klasse war ihre Chance, einen Platz im Musik-Konservatorium zu bekommen, undenkbar.

Antonia Bricos, ist mit unerschütterlichem Selbstvertrauen ausgestattet, das sich durch nichts und niemanden irritieren lässt. Schnell schafft sie es somit, private Klavierstunden bei einem Dirigenten zu bekommen, ein verheirateter Mann, der ihr bald in unzweideutiger Absicht näher kommt. Wie Antonia diesen Moment der Belästigung abwehrt und damit ihre Chancen zur Dirigentin verliert.

Mit viel Kampf und großem Mut schafft sie es, die Musikwelt nachhaltig zu verändern. Antonia Brico war die erste Dirigentin in einer Welt, die ausschließlich von Männern dominiert wurde. Bisher wurden immer nur Männer Dirigenten und Mitte der 20er Jahre war die Vorstellung, dass eine Frau ein Orchester - das nahezu komplett aus Männern bestand - dirigieren könnte, geradezu unvorstellbar. Antonia Brico gründet ihr eigenes Frauenorchester.

Die Autorin schreibt den Roman aus der Sicht von Willy/Antonia, Frank und Robin und verleiht damit der gesellschaftlichen Schicht der 20er Jahre, einen entspannten und gelungenen Überblick.

Das Buch hat mir persönlich sehr gut gefallen, da es locker und fesselnd, geschrieben ist. Von mir eine klare Leseempfehlung.