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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 327 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2021
Stolzenburg, Silvia

Die Begine und der Siechenmeister


sehr gut

Spannend erzählt die Autorin Silvia Stolzenburg in ihrem neuen Roman „Die Begine und der Siechenmeister“, die zweite historische Kriminalgeschichte über die Begine Anna Ehinger und dem Siechenmeister Lazarus.

Inhalt:
Bereits vier Monate sind vergangen, seit der Siechenmeister Lazarus nach Rom beordert wurde. Um sich abzulenken, arbeitet die junge Begine Anna Ehinger mehr denn je im Spital. Nach seiner Rückkehr begegnet Lazarus seiner heimlichen Liebe Anna mit einer für sie unbegreiflichen Kälte. Während die Trauer an ihr nagt, sucht eine Reisende Schutz bei den Beginen, deren Zustand sich schnell so verschlechtert, dass sie ins Spital eingeliefert werden muss. Dort verstirbt sie und bereits in der folgenden Nacht verschwindet ihr Leichnam aus der Spitalkapelle …

Meine Meinung:
Die Handlung spielt in Ulm im Jahre 1412. Trotz aller Verbote und guter Vorsätze, kann Anna es nicht lassen, sich um die schwer kranke Gertrud zu kümmern und erst recht nicht, als verstümmelte Leichenteile in der Stadt gefunden werden. Anna hat das Talent, immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein und in gefährliche Situationen verwickelt zu werden und begibt sich so in große Gefahr.
Anna bekommt nach einigen Bedenken dann doch Unterstützung von Lazarus. Auch Jakob ihr Bruder, der zuerst etwas unwirsch wirkt, beginnt ihr zu glauben.

Die Protagonisten und deren Dialoge, die ihnen Leben im Laufe der Handlung einhauchten, haben mir durchaus sehr gut gefallen. Gerade bei den zaghaften Annäherungen zwischen der Begine und Lazarus gibt es mehr als liebenswerte Szenen. Ob sich eine Beziehung zwischen beiden entwickelt, erfahren wir vielleicht im 3. Band…

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und baut eine gute Spannung auf, was mir recht gut gefallen hat. Die Geschichte hat alles was sie für eine historische Kriminalgeschichte braucht und mich sehr gut unterhalten. Ich bin gespannt, wie es mit der Begine Anna und dem Siechenmeister Lazarus, weitergeht.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.02.2021
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Bisher kannte ich die Autorin Susanne Abel nicht und war umso erstaunter über ihren Roman „Stay away from Gretchen“. Die Autorin erzählt einfühlsam und spannend eine Geschichte über die aktuellen Ereignisse von Krieg, Flucht und Vertreibung, die sie geschickt mit historischen Zeiten verbindet.

Inhalt:
Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.

Meine Meinung:
Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte von Greta. In der Gegenwart ist Greta bereits 84 Jahre alt, die aufgrund ihrer Alzheimer Demenz Erkrankung das Leben ihres Sohnes Tom ganz schön durcheinander wirbelt. Für Greta versinkt die Gegenwart immer mehr im Dunkeln und sie fängt an, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen.
Gretas Erinnerungen beginnen mit ihrer Kindheit, die vom Krieg und der Flucht vor den Russen aus Ostpreußen geprägt ist. Ihre vermeintliche Rettung in Heidelberg, die jedoch auch mit sehr viel Leid verbunden war. Nach Kriegsende wurde Heidelberg von den afroamerikanischen GIs besetzt, die sich jedoch den Deutschen gegenüber, hilfsbereit verhielten. Hier findet Greta ihr vermeintliches Glück mit Bob und als sie schwanger wird, kommt ihr Vater aus der russischen Gefangenschaft, nach Hause. Gretas Vater entwickelt sich zum Tyrannen. Greta flieht aus der elterlichen Wohnung und muss schweren Herzens ihre Tochter Marie in ein Waisenhaus geben. Sie erlebt als Mutter ganz schreckliche Zeiten, da sie kein Besuchsrecht für ihre Tochter erhält und von den Menschen, verabscheut wird.. Bob, der nach Amerika gereist ist um seine Papiere regeln zu können, kommt nicht mehr zurück nach Heidelberg. Die schwerste Zeit für Greta ist angebrochen. Sie hat alles verlorenen und daran zerbricht sie fast.

Tom wird immer hellhöriger und sein Interesse als Sohn aber hauptsächlich als Journalist ist geweckt. Dinge, die Tom noch nie von seiner Mutter gehört hat, kommen ans Tageslicht. Nur so ganz langsam wird ihm klar, was für ein abenteuerliches und entbehrungsreiches Leben seine Mutter, die mit ihrer Familie in Heidelberg einen vermeintlich sicheren Hafen gefunden hatte, führen musste. Als er in Gretas Führerschein ein Bild eines kleinen Mädchens mit dunkler Hautfarbe findet, fängt er an zu recherchieren und stößt auf ungeheuerliches.

Über das Thema Adoptionen habe ich ja schon viel gelesen aber über die Brown Babys wusste ich so gar nichts und konnte mich richtig in die Lage von Tom versetzen. Erst jetzt konnte er das seltsame Verhalten seiner Mutter aus seiner Kindheit verstehen und selbst seinen Frieden finden.

Fazit:
Die Autorin hat mit ihrem einfühlsamen Schreibstil hier eine sehr bewegende und gut recherchierte Geschichte geschrieben. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hatte viele ergreifende Lesestunden.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2021
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


gut

Die Autorin Alena Schröder erzählt in ihrem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ eine Geschichte, die teilweise mit der eigenen Familie verknüpft ist und sich über vier Generationen erstreckt.

Meine Meinung:
Mit dem langen Titel, konnte ich eine ganze Weile keinen Zusammenhang erkennen und war recht gespannt, was da auf mich zukommt. Die Autorin hat die Spannung langsam aber stetig ansteigen lassen und dann leuchtete mir auch der Titel ein. Die Geschichte wird in unterschiedlichen Zeitsprüngen erzählt. Am Anfang stolperte ich etwas über den Wechsel in die Geschichte von Hannah (Gegenwart), weil der einfach so plötzlich kam, ohne Angabe eines Ortes oder Jahres. Eine Überschrift der jeweiligen Kapitel über Hannah, hätte mir gut gefallen.

Die Autorin hat geschickt eine Geschichte um ihre eigene Familie über vier Generationen geschrieben, die eine Menge Schicksale ans Tageslicht bringt. Die junge Senta lässt sich auf Ulrich den Piloten ein und wird schwanger. Er heiratet sie aber beide werden in dieser Ehe nicht glücklich und so trennen sie sich. Ulrich lässt Senta ziehen aber ohne ihre Tochter Evelyn, die von ihrer Tante Trude erzogen wird.

Die Erzählungen über den Neubeginn von Senta in Berlin und später mit ihrer neuen Familie, waren für mich nicht tief genug beschrieben. Gerne hätte ich hier mehr über die Familie Goldmann erfahren, deren Schicksal hier leider ein bisschen zu kurz geraten ist. Gerade auch die Veränderungen von Trude und Evelyn nach Hitlers Machtergreifung, hätten richtig schön, ausgeschmückt werden können. Hier hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht und zwar besonders über Evelyn, die eigentlich nur als alte Dame, kaltherzig dargestellt wird. Irgendwann war Evelyn doch mal ein Kind und hatte sicher auch ihre Bedürfnisse, die lesenswert gewesen wären.

In der Gegenwart hat Hannah mit der Sturheit ihrer Großmutter Evelyn zu kämpfen, denn sie möchte sich auf keine Fragen aus der Vergangenheit, einlassen. Mit dem Brief aus Israel, versucht Hannah zu verstehen, was es mit dem geraubten und verschollenen Kunstvermögen auf sich hat. Sie macht sich auf die Suche und begegnet einigen Menschen, die ihr gerne ihre Hilfe anbieten aber ob dies Hannah weiterbringt…

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und baut eine gute Spannung auf, was mir recht gut gefällt. Schade nur, dass die Schicksale der einzelnen Protagonisten hier etwas zu kurz kamen. Das Thema ist auf jeden Fall gut gewählt aber leider nicht ganz nach meinem Geschmack, umgesetzt. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2021
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


sehr gut

Die Autorin Natsu Miyashita erzählt in ihrem neuen Roman „Der Klang der Wälder“ eine berührende und voller Poesie über die alles verändernde Kraft der Musik und einen jungen Mann, der durch sie die Welt zum Klingen bringen will, wunderschön.

Inhalt:
Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt, und fortan prägt die Leidenschaft für die Musik sein Leben. Er lernt das Handwerk des Klavierstimmens, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Meine Meinung:
Still und leise, erzählt die Autorin die Geschichte von Tomura, seiner Sorgen und Bedürfnisse. Aufgewachsen ist er in den Wäldern der Berge. Als er eines Tages beobachtet wie ein Klavierstimmer in der Turnhalle seiner Schule das Klavier stimmt, ist für ihn sofort klar, er möchte unter allen Umständen Klavierstimmer werden. Seine Familie ermöglicht ihm eine Ausbildung als Klavierstimmer. Mit viel Glück bekommt er anschließend eine Anstellung bei einem Klavierunternehmen und kann seine praktische Ausbildung fortsetzen. Hier beginnen Tomuras Zweifel an seinem Können! Ihn plagen Selbstzweifel und er trägt die große Angst des Scheiterns auf dem Weg zum perfekten Klang in sich. Gleichzeitig taucht er immer mehr in die Welt des Klavierstimmers ein, wird erfahrener, versierter und mit Hilfe des Spiels einer Pianistin und dem Stimmen deren Klaviers erkennt er seine wahre Bestimmung.

Fazit:
Die Autorin hat einen wunderschönen Schreibstil, der einfach nur von der Leidenschaft und Hingabe den richtigen Klang der Töne zu finden, fesselt.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2021
Neiss, Eva

Lotte Lenya und das Lied des Lebens


ausgezeichnet

Die Autorin Eva Neiss hat in ihrem neuen Roman „Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ eine berührende und fesselnde Biografie über die Frau, die Kurt Weill und Bertolt Brecht ihre Stimme schenkte, geschrieben.

Bisher kannte ich recht wenig von Lotte Lenya und mit dieser Biografie, wird sie auf jeden Fall in meinem Gedächtnis bleiben.
Die Kindheit von Lotte war schrecklich, da ihr Vater alle Wut die er in sich hatte, an ihr ausließ. Als junge Frau schickte ihre Mutter sie in die Welt hinaus, damit sie dem Übergriff ihres Vaters entkam
Die Karriere von Lotte Lenya begann in den 1920er Jahren in Berlin. Im Sommer 1924 lernen sich Lotte und Kurt Weill auf einer Bootsfahrt kennen und Kurt fragt Lotte: "Sie könnten sich wohl nicht vorstellen, mich zu heiraten." Damit war das Schicksal der beiden besiegelt. Sie heiraten Tatsache, sind sich aber nicht bewusst, dass einer ohne den anderen, nicht mehr sein kann!

Kurt Weill ist Komponist, Bertold Brecht schreibt Theaterstücke und Lotte Lenya, singt und tanzt. Bertold Brecht formt Lotte indem er ihr vorgibt, wie sie sich auf der Bühne, bewegen soll. Ihren größten Erfolg feiert das Dreiergespann mit der „Dreigroschenoper“. Nach Einzug der Nazis in Deutschland, emigriert Kurt Weill, nach Paris. Denn als Jude ist das Leben in Deutschland zu gefährlich für ihn. Lotte Lenya, geht ihren eigenen Weg und trennt sich von Kurt Weill, obwohl sie sich nie aus den Augen verlieren und einen engen Kontakt aufrecht halten. Lotte ist in jeder Lebenslage für Kurt da und umgekehrt, genauso. Als es dann auch in Frankreich ungemütlich wird, beschließt Kurt Weill, nach Amerika auszuwandern. Und endlich finden Lotte und Kurt wieder zueinander und reisen gemeinsam nach Amerika…

Fazit:
Die Protagonisten Lotte Lenya, Kurt Weill und Berthold Brecht sind von der Autorin sehr gut recherchiert und dargestellt. Mir persönlich hat das Dreiergespann mit all ihren Stärken und Schwächen, unbeschreiblich gut gefallen und hat mir viele schöne Lesestunden, gebracht. Die Autorin Eva Neiss, hat einen wunderbaren fesselnden Schreibstil, der flüssig und stimmig geschrieben ist.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.02.2021
Dangl, Michael

Orangen für Dostojewskij


sehr gut

Der Autor Michael Dangl entführt den Leser nach Venedig und erzählt in seinem neuen Roman „Orangen für Dostojewskij“, die Geschichte über ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn,…? Dostojewskij und Rossini befanden sich nachweislich zur selben Zeit in Venedig. Dass es tatsächlich zu einer Begegnung gekommen ist, dafür gibt es weder Dokumente noch Hinweise. Aber was wäre, wenn es doch so gewesen wäre? Gänzlich unmöglich oder unwahrscheinlich ist das nicht, dass sich der Schriftsteller und der Komponist über den Weg gelaufen sind. Auf dieser Fiktion beruht dieser Roman.

Inhalt:
Als Fjodor M. Dostojewskij zum ersten Mal Venedig besucht, ist das die Erfüllung eines Kindheitstraums. Doch ist er bereits 40, im Westen unbekannt und in einer beruflichen wie privaten Krise. Die Schönheit und Lebendigkeit Venedigs erreichen ihn nicht. Da widerfährt ihm eine phantastische Begegnung: mit dem Komponisten Gioachino Rossini, 70, weltberühmt, eine Legende. Der barocke Genussmensch, Inbegriff mediterraner Leichtigkeit und Allegria, verzaubert ihn mit Lebensfreude und stellt den grüblerischen, schwermütigen Asketen in drei Tagen sozusagen vom Kopf auf die Beine. Die Gegensätze sind die größten – und doch erleben wir die Annäherung zweier hochsensibler Künstlerseelen, in teils grotesken, komischen und an die Grundfragen des Menschlichen rührenden Situationen und Gesprächen. "Ich habe Venedig noch mehr geliebt als Russland", findet sich in privaten Notizen Dostojewskijs. Der Roman spürt möglichen Ursachen dieser Liebe nach.

Meine Meinung:
Fjodor M. Dostojewski, verbringt trotz persönlicher, beruflicher und finanzieller Krise eine Zeit auf Reisen in Europa und krönt diese Reise mit dem Besuch in Venedig. Zu Beginn seines Aufenthaltes wird der Schriftsteller als ein schlecht gelaunter, zutiefst misstrauischer und eigentlich auch überforderter Mann, der sehnlichst die nächste Geldzuwendung seines Bruders abwartet, geschildert. Die Heiterkeit und Lockerheit des Südens, die er unbedingt kennenlernen wollte, bleibt ihm verschlossen. Die Welt, die ihn umgibt, ihm fremd. Er stellt unablässig Vergleiche mit seiner Heimatstadt St. Petersburg an und kann nicht loslassen. Erst die Begegnung mit Rossini, dem 30 Jahre älteren Mann, erschließt ihm letztendlich eine andere Welt.

Die Recherche zu den Künstlern über ihr Leben in der Stadt, die Besetzung durch die Habsburger, Dostojewskijs Schaffens- und Gesundheitskrise, Rossinis ausschweifendes Leben, das alles wird lebendig erzählt und lässt ein Venedig Ende des 19. Jahrhunderts, wie die beiden Künstler es erlebt haben könnten, wiederauferstehen.

Fazit:
Mich konnte der Schreibstil begeistern und fesseln. Die vielen Ausschmückungen und Personenbeschreibungen von Nebendarstellern und Schauplätzen, hätten etwas kürzer gefasst werden können, um die spannende Grundgeschichte nicht so weit auseinander zu ziehen.
Mit dem Buch hatte ich viele schöne Lesestunden! Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.02.2021
Schier, Petra

Die Rache des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.3


ausgezeichnet

„Die Rache des Lombarden“ ist der dritte und letzte Teil der historischen Trilogie aus der Feder der Autorin Petra Schier und schließt an den zweiten Teil an. Für Neueinsteiger ist es aber kein Problem, hier in die Handlung einzusteigen, da die Haupthandlungen jeweils in sich abgeschlossen sind.

Köln, anno domini 1424: Die junge Witwe Aleydis, steht wieder vor einer Menge Probleme. Sie muss sich alleine um einen Haushalt und dem Nachlass ihres verstorbenen Mannes kümmern. Zusätzlich wird sie von den Verwandten ihres verstorbenen Mannes belästigt und bedrängt. Sie muss sich also in vielen Bereichen behaupten. Zwar weiß sie, dass es für sie besser wäre, wieder zu heiraten, doch sie will sich nicht so richtig entscheiden und scheut eine Bindung.
Ihre beiden Mündel werden entführt und sie selbst schwebt in großer Gefahr und weiß es nicht einmal. Es gibt viele ungeklärte Überfälle und es wird lange dauern, bis sich langsam die Wogen glätten.

Für Aleydis gibt es im Moment nur eine Person, der sie vertrauen kann, Vinzenz van Cleve, der Gewaltrichter von Köln. Wenn bei seiner Gegenwart nur nicht immer ihr Herz so schnell Klopfen würde.
Ganz langsam kommen Aleydis und Vinzenz sich näher und um beide baut sich eine geballte Spannung auf, die sehr unterhaltsam erzählt wird.

Fazit:
Alle Protagonisten wurden gut beschrieben und die Handlung lebendig sowie spannend erzählt, so dass ich mir alles bildlich vorstellen konnte.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr spannend formuliert.
Ich hatte mit der Geschichte viele schöne Lesestunden und daher von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.01.2021
Vanek, Tereza

Lockruf der Fremde


ausgezeichnet

Mit dem historischen Roman „Lockruf der Fremde“ von der Autorin Tereza Vanek, geht es mit viel Spannung und geschichtlichem Hintergrund, von Mexiko nach Berlin und weiter nach Peru.

Das neue Buch „Lockruf der Fremde“ ist der Folgeband zu „Der Duft des Regenwalds“, der jedoch unter dem Pseudonym der Autorin (Rosa Zapato) erschien. Jedes Buch hat aber seine eigene Geschichte und seine eigenen Abenteuer. Sie können unabhängig voneinander gelesen werden.

Aus Alice Wegener ist eine bekannte Künstlerin geworden, die mit ihren beiden Kindern Leonora und Paul, im Jahr 1931 nach Berlin reist um ihre Bilder auszustellen. Paul verliebt sich Hals über Kopf in die verarmte Adelige Friderike von Greifen und will sie heiraten, doch Friderikes Bruder ist strikt dagegen und somit überschlagen sich die Ereignisse. Leonora ist dunkelhäutig und kommt mehr nach ihrem Mexikanischen Vater. Sie findet sich nicht attraktiv und leidet darunter. Sie sieht die Not der Menschen in den Straßen von Berlin und beschließt zu helfen. In der Klinik von Dr. Jakob Goldman, ist sie mit ihren Speisen für Arme jederzeit willkommen und fühlt sich als Mensch, angenommen. Zwischen ihr und Dr. Goldmann entsteht eine herzliche Vertrautheit. Als das Nazi Regime in Berlin immer schlimmer und gefährlicher wird, reist Alice mit Leonora zurück nach Mexiko. Paul verlässt Deutschland um an einer archäologischen Expedition in Peru teilzunehmen.

Als Friderike nichts mehr von Paul hört, zieht sie los, um den Geliebten zu finden. Sie gerät in eine faszinierende, archaische aber auch gefährliche Welt, in der sie bald um ihr Leben kämpfen muss.

In Mexico steht Leonora im Mittelpunkt, die gegen die Ablehnung ihrer Mutter ankämpft und versucht einen eigenen Weg zu gehen. Alice ist emanzipiert und versteht nicht, dass Leonora sich in der traditionellen Rolle der Frau wohl fühlt. Als sich die ganze Familie auf die Suche nach Paul macht, kennt die Spannung keine Grenzen mehr. Hier thematisiert die Autorin das Aufeinandertreffen der alten Kultur und ihre Gebräuche mit der Modernen, die alles Alte ablehnt.

Fazit:
Alle Protagonistin sind glaubhaft und mit viel historischen Hintergründen in die Geschichte eingebunden. Sie runden die Handlung authentisch ab.
Mit diesem abenteuerlichen und spannenden Roman fühlte ich mich sehr gut unterhalten und freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.01.2021
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Dunkles Familiengeheimnis
Die Autorin Melanie Dobson hat in ihrem neuen Roman „Erinnerungen aus Glas“ eine berührende und fesselnde Geschichte über Liebe, Freundschaft und Verrat auf zwei Zeitebenen, geschrieben. Am Anfang stolperte ich etwas über den Wechsel in die Geschichte von Ava (Gegenwart), weil der einfach so plötzlich kam, ohne Angabe eines Ortes oder Jahres.

Vergangenheit:
Unbeschwert wachsen die Geschwister Josie und Samuel, der Nachbarsjunge Klaas und die deutsche Jüdin Eliese als beste Freunde in den Niederlanden auf, bis sich ihre Wege trennen. Erst Jahre später begegnen sie sich unter dramatischen Umständen im Jahre 1942 in Amsterdam wieder.

In den Niederlanden schreitet die Deportierung der Juden voran und zu allem Übel, trägt auch Eliese einen gelben Stern. Ein Theater wird zur Sammelstelle für Juden und Eliese, erfasst auf Karteikarten, die Namen der Familien und deren Kinder für den Weitertransport ins Lager. Die Kinder werden bis zur Weiterfahrt in dem gegenüberliegenden Kinderheim untergebracht und ausgerechnet hier trifft Eliese auf Josie. Als Josie die Möglichkeit sieht, bei der Rettung von Kindern vor den Nazis mitzuhelfen, zögert sie nicht, obwohl sie dabei ihr Leben riskiert.

Samuel ist aktiv im Widerstand unterwegs und rettet vielen Menschen das Leben während ich bei Klaas, bis zum Schluss nicht richtig durchgeblickt habe, was er genau in dieser Zeit gemacht hat. Oft hatte ich den Eindruck, dass er ein Verräter und Spion ist!

Gegenwart:
Durch ein Unglück verliert Ava als Jugendliche ihre Familie und wird nach einem kurzen Heimaufenthalt von ihrer Großmutter in der Familie aufgenommen. Ihre beiden Großonkel sind davon nicht begeistert und lassen Ava dies auch spüren. Es geht um Geld und zwar um viel Geld und keiner ist bereit, Ava vom Erbe etwas abzutreten.

Die Kingston-Stiftung erhält einen Förderantrag aus Uganda und Ava Drake reist in ihrer Funktion als Direktorin der Stiftung nach Uganda um die Existenz der Kaffeeplantage mit angeschlossenem Kinderheim zu überprüfen. Hier trifft sie auf den charmanten Betreiber Landon West, der ihr recht sympathisch ist und ihr bei der Suche nach ihren eigenen Wurzeln, hilft.

Ava taucht immer mehr in die Vergangenheit der Familie Kingston ein und kommt hinter das grauenvolle dunkle Familiengeheimnis.

Fazit:
Der flüssige, fesselnde und eindringliche Schreibstil der Autorin haben mir sehr gut gefallen. Gerade der Bezug zu den Schicksalen der Kinder und der einzelnen Protagonisten, konnten mich voll überzeugen. Ein schwieriges Thema wurde hier äußerst bemerkenswert umgesetzt!
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.12.2020
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5


ausgezeichnet

Hervorragende Fortsetzung der Gut Greifenau Reihe

Mit dem lang ersehnten 5. Band „Silberstreif“ geht die historische Gut-Greifenau-Reihe von der Autorin Hanna Caspian, mit viel Spannung und geschichtlichem Hintergrund, weiter.

Dieser Teil spielt vom Herbst 1923 bis Ende 1928 - erst die große Inflation und dann die goldenen Zwanziger und die Weimarer Republik. Viele gesellschaftliche relevante Themen dieser Zeit werden hier aufgegriffen und hervorragend recherchiert erzählt.

Immer noch kämpfen die Deutschen um eine stabile Republik. Der Höhepunkt der Hyperinflation bringt auch die Bewohner auf Gut Greifenau in eine schwierige Situation, obwohl es den Menschen auf dem Land noch besser geht, als in der Stadt. Viele verlieren ihr gesamtes Hab und Gut. Es gibt aber auch Gewinner, wie die Urbans, die ihr Vermögen noch vergrößern können. Konstantin nimmt trotz aller Vorbehalte die finanzielle Hilfe seines Schwagers Julius Urban an, um Gut Greifenau zu retten. Auch Rebecca hat einige Ideen, um das Gut vor dem finanziellen Ruin zu schützen. Langsam sehen die beiden einen Silberstreif am Horizont.

Die Umbrüche im Land zeigen vielerlei Parallelen innerhalb der Familie und ihrer Dienstboten auf. Viel Wert hat die Autorin auch wieder auf die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Familie gelegt. Der familiäre Zusammenhalt ist trotz aller möglichen Unstimmigkeiten immer vorhanden, man hilft sich nicht nur untereinander, sondern fühlt sich auch für die Bediensteten und die Dorfbewohner verantwortlich. Niemand bleibt mit seinen Sorgen und Nöten allein.

Wie auch in den vorherigen vier Bänden gibt es viele einzelne Handlungsstränge die nebeneinander herlaufen, teils unabhängig, teils überlappend. Es zieht sich nicht der eine große Spannungsbogen durch die Geschichte, sondern mehrere kleine. Das ist überaus interessant und fesselnd zu lesen. Langweilig wurde es mir dabei nie, denn immer wieder packte mich die Neugier, wie es denn nun mit den einzelnen Protagonisten weitergeht.

Fazit:
Die Autorin hat mich mit ihrem flüssigen und hochemotionalen Schreibstil wieder total gefesselt. Mit der Gut-Greifenau-Reihe habe ich sehr schöne Lesestunden verbracht und freue mich schon auf den sechsten Band.
Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!