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Benutzername: 
Kugeni
Wohnort: 
Bergisch Gladbach

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2017
Hasse mich nicht! / Götterfunke Bd.2
Woolf, Marah

Hasse mich nicht! / Götterfunke Bd.2


ausgezeichnet

"Göttliche" Fortsetzung

Bei „Götterfunke – Hasse mich nicht“ handelt es sich um den 2ten Teil der Götterfunke-Trilogie der erfolgreichen deutschen Autorin Marah Woolf. Der erste Teil welcher Anfang des Jahres erschienen ist war für mich ein absolutes Lesehighlight 2017, weswegen ich der Fortsetzung bereits ungeduldig entgegengefiebert habe.


INHALT
Eigentlich will Jess nach dem Sommercamp nur eins: die Götter und vor allem Cayden vergessen und z ihrem gewohnten Alltag zurückkehren. Dies erweist sich jedoch als schwierig, da die Götter plötzlich an ihrer Schule auftauchen und ihr nicht mehr von der Seite weichen wollen. Was wollen sie in Jess‘ Heimatort und mehr noch, was wollen sie von Jess? So sehr sich Jess auch wehrt wird sie doch immer mehr in die Angelegenheiten der Götter hineingezogen und auch die Mauer die sie zwischen sich und Cayden hochgezogen hat beginnt zunehmend zu bröckeln.


LESEEINDRUCK
Wie bereits der Vorgängerband so ist auch „Hasse mich nicht“ optisch wieder ein absoluter Hingucker. Buchumschlag und Bucheinband sind optisch ähnlich wie „Liebe mich nicht“ gestaltet so dass die beiden Bücher sich nebeneinander im Regal gut machen. Innen im Buchdeckel gibt es statt einer Karte des Sommercamps eine Karte von Jess‘ Heimatort Monterey.

Die Handlung wird wie im ersten Band aus Jess‘ Sicht erzählt, unterbrochen von den „Aufzeichnungen des Hermes“. Die Aufzeichnungen erlauben einen Blick in die private Welt der Götter, geben kleine Details preis die die Spannung weiter ansteigen lassen, andererseits ist Hermes eine Frohnatur und sehr humorvoll weswegen die Handlung etwas aufgelockert wird.

Mit Jess konnte ich von Beginn an mitfiebern und mitleiden. Sie ist wütend, traurig und verletzt, da sie zum einen von ihrer besten Freundin und zum anderen ihrer ersten Liebe ganz furchtbar hintergangen wurde. Zurück in ihren Alltag zu finden fällt ihr sichtlich schwer.

Jess hat mir im 2ten band sehr gut gefallen, da sie den Göttern und vor allem Cayden nicht einfach verzeiht sondern ihn Paroli bietet. Dies führt gerade zwischen Cayden und ihr zu einigen, sehr unterhaltsamen Schlagabtauschen. Ihr Humor hat mir bereits im ersten Band sehr gut gefallen und auch hier im 2ten band bin ich wieder absolut auf meine Kosten gekommen.

Die Götter geben sich bedeckt und undurchsichtig wie gehabt. Sie sind ganz offensichtlich aus einem bestimmten Grund nach Monterey gekommen, halten ihre Gründe jedoch vor Jess verborgen. Einerseits scheinen sie um Jess‘ Sicherheit besorgt, andererseits scheinen sie etwas von ihr zu wollen.

Doch die Götter sind nicht Jess einziges Problem, da ist noch ihre alles andere als reumütige ehemalige Freundin Robyn, der mysteriöse Neue an der Schule sowie Familienprobleme.


FAZIT
Eine tolle Fortsetzung mit spannenden Charakteren die mühelos mit Band 1 mithalten kann, wenn sie nicht sogar noch besser ist. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, mit einem Finale voller Spannung und Wendungen die Lust auf den nächsten Teil machen. Ich hatte tolle lustige und romantische Momente als auch Momente in denen ich mit Jess mitgelitten und mitgefiebert hatte.

Fans von Romantasy kann ich die Reihe nur wärmstens ans Herz legen (bitte unbedingt mit em ersten Teil beginnen), Fans von Marah Woolf sowieso.

Bewertung vom 24.09.2017
Und es schmilzt
Spit, Lize

Und es schmilzt


sehr gut

Mit einem Wort: Erschütternd

„Und es schmilzt“ von Lize Spit war für mich dieses Jahr das eine Buch an dem ich einfach nicht vorbeigekommen bin. Zu keiner anderen Veröffentlichung habe ich im Vorfeld soviel Wirbel und Lobpreisungen. Auf der deutschen Verlagsseite heißt es „Das radikalste Update zu »Der Fänger im Roggen«“. Auf diversen Plattformen heißt es er wäre brutal, düster, erschreckend und eindringlich. Nie wird so ganz klar warum eigentlich und worum es genau geht, doch alle scheinen sich einig das es so etwas noch nie gab und man noch nie etwas so Erschütterndes gelesen hat.


INHALT
Zum ersten Mal kehrt Eva zurück in das Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Vor 13 Jahren hat sie es sowie seine Bewohner verlassen, alle Brücken hinter sich abgebrochen. Auf eine Einladung hin tritt sie eine sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit an, den Ort ihrer Herkunft sowie jenem Sommer der für sie alles veränderte. Im Kofferraum: Ein riesiger Eisblock.


LESEEINDRUCK
Vor Beginn der Lektüre bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem viel erwähnten Eisblock um eine Metapher handelt, doch gleich zu Beginn der Handlung erfährt man, dass es sich um einen äußerst stofflichen Eisblock handelt.

Der gesamt Roman findet auf 2 Zeitebenen statt. Aus der Ich-Perpektive erzählt die Protagonistin Eva das geschehen eines einzigen Tages in der Gegenwart, sowie die Ereignisse eines Sommers in ihrer Jugend im Jahre 2002. Ihre Sprache und Beschreibungen sind sehr lebhaft und eindringlich. Eva ist eine gute Beobachterin heute als auch als Teenagern. Ihr fallen viele Dinge auf, sie durchleuchtend die Menschen und deren Beweggründe um sich herum. Dadurch war ich sehr schnell im Geschehen und habe mitgefiebert, was es mit dem Eisblock auf sich hat und was in jenem längst vergangenen Sommer geschah das sich ihr Leben so radikal veränderte. Denn das etwas Schreckliches geschehen sein muss wird bereits auf den ersten Seiten klar.

„Und es schmilzt“ handelt vom Erwachsenwerden, vom Suchen und Finden der eigenen Identität, von Abgrenzung und Dazugehören. Eva durchleuchtet ihre Freundschaft mit Laurens und Pim, Kinderfreunde die sich die „Drei Musketiere“ nannten. Mit Eintritt der Pubertät wandelt sich diese Freundschaft langsam aber merklich, jeder versucht auf seine Weise in diesem neuen Gefüge klarzukommen.

Daneben gibt es Evas Familie mit al ihren Problemen und Geheimnissen die Familien gerne vor anderen Verbergen die alle Familienmitglieder jedoch nachhaltig prägen.

Die Erzählstränge der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln sich das ganze Buch hindurch ab, näheren sich beide für sich dem unausweichlichen Ende, welches den Leser dann unvorbereitet trifft und auch bei mir jene Reaktionen hervorgerufen hat welche man überall im Internet nachlesen kann. Entsetzen, Erschütterung, Fassungslosigkeit, geschuldet der Tatsache das Lize Spit die Ereignisse schonungslos und ohne Zensur erzählt.

Mein einziger negativer Kritikpunkt sind die unterschiedlichen Zeitebenen. Spit grenz beide Erzählstränge klar durch Überschriften (Datum für die Vergangenheit; Uhrzeit für die Gegenwart) ab. In beide Erzählstränge webt sie jedoch weitere Geschehnisse aus ihrer Kindheit mit ein. Diese sind wichtig für die Geschichte, runden das Gesamtbild ab. Jedoch wusste ich manchmal nicht mehr i welcher Zeitebene ich mich gerade befand und ob der Rückblick zu jenem Sommer 2002 oder einer ganz anderen Zeit gehörte. Dafür der Stern Abzug.


FAZIT
Nach der Lektüre des Buches kann ich begreifen, warum es so schwer ist zu erklären warum es einen so tief bewegt und emotional erschüttert zurücklässt ohne zukünftigen Lesern zu verraten worum es geht, ohne das große Geheimnis bereits vorweg zu lüften. Auch ich kann letztendlich nur sagen das ich erschüttert und sprachlos bin und jedem die Lektüre des Buches nur empfehlen kann.

Bewertung vom 20.08.2017
Gegen alle Regeln
Levy, Ariel

Gegen alle Regeln


sehr gut

Eine bewegende Lebensgeschichte

In „Gegen alle Regeln“ erzählt die amerikanische Journalistin Ariel Levy ihre bedrückende Lebensgeschichte. Bevor ich auf dieses Buch aufmerksam wurde hatte ich von Levy noch nie etwas gehört. Levy scheint als Journalistin sehr erfolgreich zu sein, sie ist preisgekrönt und schreibt für den New Yorker.


Inhalt
Levy erzählt wie sie aufgewachsen ist, von ihrem beruflichen Werdegang und ihrer Ehe. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf einem Ereignis das ihr Leben komplett verändert hat, nämlich der Verlust ihrers Babys im 5ten Schwangerschaftsmonat. Für einige, kostbare Minuten durfte sie ihren Sohn in dem Armen halten bevor er stirbt.


Leseeindruck
Levy versucht aufzuarbeiten, wie sie zu der Frau wurde die sie geworden ist, was es in überhaupt bedeutet in unserer heutigen Zeit Frau zu sein und zeigt wie sie sich langsam auf diesen Monet zubewegt der alles verändert. Schließlich zeigt sie, wie sie mit diesem Ereignis lebt bzw. versucht weiterzuleben.

In ihrer Erzählung geht sie nicht chronologisch vor. Sie erzählt Passagen aus ihrer Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit du nimmt diese als Anlass über etwas vollkommen anderes aus ihrer Kindheit zu erzählen. Dies ist auch mein großer du einziger Kritikpunkt an Levys Biographie. Das Buch wirkt durch das schnelle hin- und herspringen in den Zeitebenen etwas unstrukturiert und ziellos. Stellenweise war es mir nicht möglich in dem erzählten einen roten Faden zu erkennen oder nachzuvollziehen warum die Autorin auf von einem bestimmten Ereignis oder einer bestimmten Person aus ihrer Vergangenheit erzählt. Dies beziehe ich vor allem aus den Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend. Die jüngeren Ereignissen, ihrer Ehe und Mutterschaft werden dafür sehr eindringlich porträtiert.

Levys Leben scheint zunächst perfekt. Sie sie will als Frau frei und unkonventionell sein, sich nicht an das gängige Geschlechterbild anpassen. Sie lernt ihre große Liebe Lucy kennen, zieht mit ihr zusammen und heiratet sie, bekommt einen Job beim renommierten Magazin New Yorker, bereist viele unterschiedliche Länder und trifft spannende Menschen und bekannte Persönlichkeiten. Levy hat das perfekte Leben. Bis sie anfängt Fehlentscheidungen zu treffen und offensichtliche Probleme in ihrer Ehe nicht wahrnehmen will. Am Ende steht sie mit nichts da.

Schonungslos ehrlich berichtet die Autorin von ihren Fehlern, was sie mit ihr und ihrer Partnerin gemacht haben. Sie schafft es ihre Gefühle in ihren Krisenzeiten eindringlich wiederzugeben. Am stärksten erzählt sie von der Geburt ihres Sohnes und der Zeit danach. Levy schafft es ein hohes Maß an Emotionalität über ihr Schreiben zu vermitteln das mich als Leserin stark packen und berühren konnte obwohl ich nie einen Schicksalsschlag wie den ihren durchleben musste.


Fazit
Eine bewegende und emotionale Lebensgeschichte über Erfolg, Verlust und Scheitern, und über die Zeit danach. Dem verzweifelten Versuch mit dem klarzukommen was vom Leben übrigbleibt.

Bewertung vom 19.07.2017
In der Liebe ist die Hölle los / Catalea Morgenstern Bd.1
Schröder, Benne

In der Liebe ist die Hölle los / Catalea Morgenstern Bd.1


ausgezeichnet

HÖLLISCHER SPAß

„Eine repräsentative Erhebung hat ergeben, dass 89 % aller Menschen in Ihrer Situation bei den folgenden Informationen erschrecken“
Aus: Ratgeber für die Toten. 783. Auflage
Verlag der Finsternis

„In der Liebe ist die Hölle los“ ist der Erstling des deutschen Autors und Radiomoderators Benne Schröder. Es handelt sich um den ersten Teil einer 2teiligen Romanreihe aus dem Bereich Urban Fantasy/ Romantasy.

INHALT
Catalea Morgenstern, Tochter des Teufel wird von ihrem Vater gezwungen in das Familienunternehmen „Die Firma“ einzusteigen und tote Seelen auf ihrem Weg in die Hölle zu begleiten. Die halbsterbliche Höllentochter ist von ihrem Erbe und der Firma jedoch alles andere als begeistert und hat massive Anpassungs- und Eingewöhnungsprobleme. Sehr schnell gerät sie in Schwierigkeiten und ist auf der Flucht vor den eigenen Leuten und ist damit plötzlich in der Situation das sie sich mit ihrem Erbe arrangieren muss, wenn sie überleben will. Unterstützt wird sie dabei von dem in Ungnade gefallenen Totenanwalt Timur.

LESEEINDRUCK
Der Roman lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist locker, spritzig, humorvoll und sehr frech. Catalea ist eine junge Frau mit starker eigener Meinung die oft gegenteilig zu ihrem Umfeld ist. Sie flucht gerne, ist dickköpfig, intelligent und bodenständig. Mit ihr als Hauptfigur habe ich mich auf Anhieb angefreundet da sie sehr sympathisch ist.

Auch alle weiteren Figuren sind habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen (zumindest die „guten“ Bösen). Auf ihrem Weg trifft Catalea auf weitere Unterstützer die alle toll dargestellt werden. Durch die Bank weg handelt es sich um Figuren mit hohem Wiedererkennungswert die unterhaltsam und skurril sind und sich angenehm von den gängigen Sidekicks die man aus diesem Genre gewohnt ist abheben.

Der Großteil des Romans wird von Catalea aus der Ich-Perspektive geschildert. Die Kapitel werden immer wieder von kursiv gedruckten Einschüben unterbrochen bei denen es sich um Auszüge aus dem „Ratgeber für die Toten“ handelt. Einem Leitfaden für Tote die den Seelen dabei helfen soll sich in der Hölle einzuleben. Diese Auszüge allein sind absolute Lesehighlights mit extrem viel extrem dunklem Humor.

Für mich hat an keiner Stelle des Romans die Spannung bzw. der Lesespaß nachgelassen. Immer wieder hat der Autor mit neuen mit neuen Ideen aus dem Höllenkosmos überrascht. Auch Cataleas innerer Kampf gegen ihr Familienerbe sowie das Rätsel wer hinter der Verschwörung gegen sie steckt ist glaubhaft und spannend bis zum Schluss.

Neben der Flucht vor den Höllenwesen kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz, auch hier fiebert man bis zum Ende mit ob alles gut ausgeht oder nicht. Mit Timur gibt es ein Love Interest der mindestens genauso dickköpfig ist wie Catalea weswegen die beiden sich immer wieder herrlich unterhaltsam in die Haare kriegen.


FAZIT
Mir hat diese Lektüre wirklich „höllischen Spaß“ bereitet und genau meinen Humor getroffen. Wer jedoch ein Problem mit dunklem Humor oder einer Protagonistin hat die gerne und oft Kraftausdrücke benutzt oder flucht, dem würde ich raten von diesem Roman Abstand zu nehmen. Alle anderen werden mit einer absolut kuriosen Tour de Force belohnt bei der man sich – Gott sei Dank ;-) – auf eine Fortsetzung freuen darf.

Bewertung vom 19.07.2017
Parablüh
Travnicek, Cornelia

Parablüh


ausgezeichnet

LYRIK INSPIRIERT LYRIK

„Parablüh – Monologe mit Sylvia“ ist ein Gedichtband der österreichischen Autorin und Lyrikerin Cornelia Travnicek. Inspiriert ist der Band von Sylvia Plaths „Der Koloss“. Zu jedem Gedicht gibt es in „Parablüh“ ein Gegenstück. Chronologisch sind alle Gedichte entsprechend dem „Koloss“ geordnet, so dass man beide Werke gut parallel lesen kann, so wie ich es gemacht habe.


LESEEINDRUCK
Travniceks „Parablüh“ ist keinesfalls eine „Neuauflage“ des „Koloss“ oder der Versuch einer Nachdichtung. Ganz im Gegenteil! Travnicek nutzt Plaths Originale als Inspirationsquelle aus der sie etwas ganz Neues, Eigenes erschafft. Manchmal greift sie dabei das Thema wieder auf oder auch nur ein einzelnes Element und bringt es in einen aktuellen Kontext oder nutzt es zum Ausdruck eigener Gedanken und Erfahrung. Beide Künstlerinnen drücken sich in ihren Werken ganz klar mit ihrer eigenen Stimme und Persönlichkeit aus. Plaths Gedichte sind durchzogen von den Depressionen, der inneren Zerrissenheit und der Todessehnsucht unter der die Lyrikerin Zeit ihres Lebens gelitten hat. Diese düstere Grundstimmung wird von Travniceks nicht aufgegriffen. Die Sprache ist leichter ohne dabei ein Ernsthaftigkeit zu verlieren. Die einzelnen Gedichte rühren auf, bewegen, regen zur Selbstreflektion an oder zaubern einfach mal ein Lächeln ins Gesicht.

Meine persönlichen Favoriten in „Parablüh“ waren „Bis dahin“ welches sich mit der eigenen Identität und Identitätsfindung beschäftigt und „Meine nachtwandernden Schwestern“ welches die Rolle der Frau aufgreift. Auch die Gedichte über den Herbst haben mir sehr gut gefallen welcher von Travnicek als golden, fruchtbar und Zeit des Wandels dargestellt wird. Ein weiteres Highlight dann der Abschluss des Bandes, der Zyklus über die Raunächte welcher mystisch, surreal und traumgleich anmutet.

FAZIT
Ich kann die Lektüre beider Gedichtbände in Kombination nur empfehlen. Die jeweiligen Gedichtpaare ergänzen sich untereinander sehr gut und lassen das jeweils andere Gedicht noch mal durch ganz neue Augen sehen und immer wieder neue Aspekte entdecken. Jedoch „Parablüh“ funktioniert auch eigenständig.

Beide Autorinnen haben ihre ganz eigene Erzähl- und Bildsprache in die ich mich mit jedem Gedicht etwas mehr hineinfühlen konnte und auch heimisch gefühlt habe.

Bewertung vom 19.03.2017
Die Autobiographie der Zeit
Lindner, Lilly

Die Autobiographie der Zeit


ausgezeichnet

Nach ihren beiden Autobiographien und dem Roman „Bevor ich falle“ ist „Die Autobiographie der Zeit“ bereits das vierte Werk das ich von Lilly Lindner gelesen habe. Ich liebe ihre Sprache, ihre ganz eigene Art des Erzählens.

Wer Lillys Bücher kennt weiß, dass sie es wie keine andere versteht, bedeutungsschwere Wortbilder zu malen die einem mit ihrer Schönheit verzaubern und gleichzeitig mit ihrer Schwermütigkeit und Melancholie nachdenklich stimmen. Ihre Texte sind voll von fantastischen Metaphern, Bildern und ungewöhnlichen vergleichen, nie sagt sie direkt was sie ausdrücken will sondern verpackt es in ein wunderschönes Wortgewand.

„Die Autobiographie der Zeit“ stellt hier keine Ausnahme da, ganz im Gegenteil ist sie das bisher wohl abstrakteste und experimentellste Buch das Lilly bisher geschrieben hat. Ein poetischer Roman mit wenig Worten und doch genau genug Worten. Die Kapitel sind nie länger als eine Seite, manchmal nur einen Satz lang, begleitet mit zahlreichen, wunderschönen Illustrationen.

Durchlesen kann man das Buch problemlos an einem Abend, jedoch ist es alles andere als eine nebenbei- oder Zwischendurchlektüre.
Anders als bei ihren anderen Büchern schreibt Lilly hier einen Fantasyroman. Die Geschichte von vier Teenagern auf dem Planeten Winter, die sterben müssen um in unserer Welt als die Supermächte „Abgrund“, „Raum“ , „Beständigkeit“ und „Zeit“ ewig zu Leben und zu walten. Erzählt wird die Handlung aus der Sicht der Zeit, die versucht die Menschen und ihr handeln zu verstehen. Sie grübelt darüber wie die Menschen in Beziehung zu sich selbst, zu anderen und vor allem zur Zeit stehen. Je älter sie wird umso melancholischer und verzweifelter wird sie darüber, wie die Menschen ihre Zeit vergeuden.

Unterbrochen wird dieses Erleben und diese Beobachtungen durch die Versuche der vier ihren Verpflichtungen als Supermächte möglichst gut Nachzukommen und den menschen und sich selbst ihre Zeit unter den Menschen die sie so wenig verstehen möglichst angenehm zu gestalten.
Die Beobachtungen der Zeit sind oft geradezu philosophischer Natur die eine tiefe Wahrheit enthalten.


Mich hat das Buch sehr berührt und etwas melancholisch zurückgelassen. Lilly Lindner scheint den Menschen und seine Beweggründe und sein handeln besser zu durchschauen als die meisten Menschen und regt mit diesem Buch zum nachdenken an. Ich werde das Buch sicherlich noch einige Male lesen und immer wieder etwas Neues, Besonderes und Wahres in ihren Worten finden das mir beim vorherigen lesen entgangen ist.

Wer auf der Suche nach einem Unterhaltungsroman ist in den man abtauchen und bei dem man abschalten kann, dem würde ich von diesem Buch stärksten abraten. Auch wer sich ein typisches Fantasybuch erhofft wird enttäuscht sein.
Wer jedoch bereit ist sich darauf einzulassen der wird nach der Lektüre des Romans innerlich sicher reicher sein als zuvor.
Von mir ganz klare 5 Sterne.

Bewertung vom 19.03.2017
Exordium
Rotaru, Lana

Exordium


gut

An „Exordium“ der Indie-Autorin Lana Rotaru bin ich einfach nicht vorbeigekommen.

Der Klappentext ist eigentlich relativ nichtssagend so dass ich gar keine Vorstellung von dem hatte was mich da erwartete. Dabei blieb es leider auch das gesamte erste Drittel des Buches in dem leider absolut nichts passiert ist.

Man trifft die 17jährige Hauptprotagonistin Avery zusammen mit ihren drei besten Freunden durch ihren High School Alltag. Das Hauptthema dieses ersten Drittels sind die üblichen High-School-Plänkeleien a la „wer liebt wen?“ und „ist A in B verliebt oder nicht?“.

Beim ersten leseversuch habe ich das Buch nach nicht mal 10 Seiten abgebrochen.

Natürlich ist mir klar das ich, wenn ich ein Jugendbuch kaufe, mit dem Alltag eines Jugendlichen konfrontiert werde, hier war es für meinen Geschmack jedoch zu viel Alltag und zu wenig Fantastisches. Letzteres hatte ich jedoch erwartet.

Erst bei der 30 – 40%-Marke kommt es für mich langsam zum eigentlichen Thema und damit zu dem Ereignis aus dem Textauszug auf Amazon. Für mich deutlich zu spät.

Wirklich gestartet ist das Buch für mich ab der 50-Marke bei der man endlich erfährt was es mit dem mysteriösen Vertrag auf sich hat der dem Leser versprochen wurde. Ab hier entwickelt sich die typische Jugendbuch-Urban-Fantasy-Geschichte um ein Mädchen und zwei Jungen.

Avery ist ein Mädchen dessen Schicksal schon früh gegen ihren Willen beschlossen wurde und das sich an ihrem 18 Geburtstag erfüllen soll. Sie will dieses jedoch nicht annehmen und beschließt ihrer Bestimmung die Stirn zu bieten. Dies kann sie nur indem sie sich gefährlichen Prüfungen stellt. Zur Seite steht ihr zum einen der geheimnisvolle Bad Boy Nox, de „Bad“ im wahrsten Sinne des Wortes ist. Der Dritte im Bunde ist ihr bester Freund Adam der ihr schon ihr ganzes Leben zur Seite stand und von dem sie nun erfahren muss das er nicht die Person ist für die sie ihn immer gehalten hat. Verbunden sind die drei durch einen Vertrag der ihr Schicksal aneinander kettet. Zusammen müssen sie sich gefährliche Aufgaben stellen die sie zusammen lösen müssen wenn sie am Leben bleiben wollen.

Die Idee ist neu und spannend und ab der Hälfte des Buches wollte ich dann auch unbedingt wissen wie es weitergeht. Bevor die geheimnisvollen Prüfungen jedoch starten können endet das Buch abrupt mit einem Cliffhanger.

Abschließend hat mir „Exordium“ – auch wenn es sich nicht so anhört – gut gefallen. Ich werde mir den 2ten teil auf jeden Fall kaufen da ich vermute das dieser wesentlich spannender uns rasanter ist, jetzt da die Geschichte ins Rollen gekommen ist. Der erste Teil ist für mich mehr eine Einleitung in die eigentliche Handlung.

Für Fans fantastische Jugendliteratur und urban Fantasy ist „Exordium“ auf jeden Fall geeignet, ich rate jedoch dazu die Veröffentlichung des 2ren Teils abzuwarten um den ärgerlichen Cliffhanger am Ende zu umgehen.

Bewertung vom 19.03.2017
Liebe mich nicht / Götterfunke Bd.1
Woolf, Marah

Liebe mich nicht / Götterfunke Bd.1


ausgezeichnet

„GötterFunke. Liebe mich nicht“ ist das erste Buch der Indie-Autorin Marah Woolf das über einen Verlag veröffentlicht wurde und für mich das erste Buch das ich von dieser Autorin überhaupt gelesen habe.

Cover
GötterFunke gehört für mich zu diesen ganz besonderen Büchern das ich schon auf Grund der tollen Optik unbedingt in meinem Bücherregal stehen haben möchte. Die Farben des abnehmbaren Umschlags sind in einer schillernden Perlmutt-Optik gehalten die je nach Lichteinfall in immer wieder neuen Farben leuchten. Die Worte „Liebe mich nicht“ sind erhaben aufgeprägt. Im Ganzen macht der Umschlag einen sehr edlen, wertigen Eindruck. Im Geschäft wäre es definitiv ein Buch gewesen das mir besonders ins Auge gesprungen wäre.

Beim „Auspacken“ des Buches ab es das nächste Highlight denn auch der Einband ist mit dem schönen Muster aus Ornamenten und Licht funken gestaltet wie der Umschlag und wird dazu zu etwas ganz Besonderem. Innen gibt es auf der den jeweils ersten und letzten beiden Seiten eine Übersichtskarte des Handlungsortes die sich gestalterisch ebenfalls nicht verstecken muss.

Inhalt
Die unter zahlreichen Phobien leidende Hauptprotagonistin Jess und ihre beste Freundin, das schillernde It-Girl Robyn verbringen ihren letzten Sommer vor Abschluss der High School in einem Feriencamp in den Rocky Mountains. Ebenfalls mit von der Partie sind ihre Freunde Cameron und Josh.
Im Camp treffen die vier auf die Götter Athene, Apoll und Prometheus/ Cayden, natürlich ohne etwas von deren wahrer Identität zu ahnen. Die Götter mischen sich alle 33 Jahre im Rahmen eines Wettkampfes unter die Menschen, bei dem Prometheus versucht die Sterblichkeit zu erlangen. Diesen sehnlichsten Wunsch gewährt ihm Göttervater Zeus nur, wenn ein von Athene gewähltes Mädchen es schafft 6 Wochen lang seinen Verführungskünsten zu widerstehen. Eine schier unmögliche Aufgabe für einen blendend aussehenden Gott mit hitzigem Temperament.
Jess die sich geschworen hat sich im Camp ausschließlich auf die angebotenen Kurse und nicht auf Jungs zu konzentrieren verfällt dem undurchschaubarem Cayden mehr und mehr und verzweifelt zunehmend an den gegensätzlichen Signalen die dieser ihr sendet. Auch die Freudschaft zu Robyn wird in dem heimlichen Wettstreit in den die beiden geraten sind zunehmend auf die Probe gestellt.

Mein Leseeindruck
Die Handlung startet absolut rasant mit einer tragischen Actionszene in der man Jess und die Götter in einer geheimnisvollen, traumähnlichen Szene antrifft. Die wahre Bedeutung dieser Szene klärt sich erst nach und nach im Laufe der Handlung.

Der ungewöhnliche und schnelle Einstieg ins Geschehen hat mir über die folgende - für Jugendbuch- und Fantasyreihen typische - Einführung der Figuren und des Handlungsspielortes hinweggeholfen. In dieser Passage des Buches bleibt mein Interesse oft auf der Strecke doch der Spannungshöhepunkt gleich zu Beginn der Handlung hielt mein Interesse kontinuierlich aufrecht.

Im 1ten Drittel des Buches bauen sich die – teils sehr verstrickten – Beziehungen der Protagonisten untereinander auf. Gerade das Gefühls-hin-und-her zwischen Cayden und Jess ist hier Hauptaugenmerk der Handlung. Auch erhält man bereits erste Einblicke in das Götterleben und den Wettkampf. Dies hat Marah toll gelöst indem sie perspektivisch zwischen Jess und dem Götterboten Hermes wechselt der den Wettkampf für die Götter kommentiert.

Ab ca. Seite 200 nimmt die Spannung rasant zu. Nicht nur muss Jess gefühlsmäßig einen Faustschlag nach dem anderen einstecken, es scheint sie auch jemand zu verfolgen. Bis zum Ende wird die Spannung konstant größer.

Das Ende kommt dann leider auch mit einem kleinen Wermutstropfen daher. Zwar ist der Wettkampf der Götter im Camp abgeschlossen, doch gibt es auch einen kleinen Cliffhanger. Diese Art von Ende gefällt mir eigentlich gar nicht, das ansonsten wirklich tolle Lesererlebnis macht dies jedoch wieder wett so dass ich guten Gewissens 5 Sterne vergeben kann.

Bewertung vom 19.03.2017
Das Herz der verlorenen Dinge
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


gut

Es muss mittlerweile 15 Jahre oder mehr her sein, dass ich „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ von Tad Williams gelesen habe. Die Saga hat mir wahnsinnig gut gefallen und gilt zu recht immer noch als einer der Meilensteine der fantastischen Literatur.

Deswegen habe ich mich wahnsinnig auf die Fortsetzung „Das Herz der verlorenen Dinge“ gefreut und bin mit entsprechend hohen Erwartungen in die Lektüre gestartet.


Inhalt
Der Krieg um Osten Ard ist eigentlich beendet. Die Nornen wurden vernichtend geschlagen und Simon Schneelocke und Prinzessin Miriamel sitzen als neues Königspaar auf dem Thron. Herzog Isgrimnur und sein Heer befinden sich auf der Heimreise als sie von neuen Übergriffen von Nornen auf Dörfer in der Umgebung erfahren.

Eine blutige Verfolgungsjagd bis in die Heimat der Nornen im Norden beginnt, wo es zur Belagerung und Schlacht um die letzte Nornenstadt Nakkiga kommt.


Leseeindruck
Das Buch ist mit 379 Seiten relativ kurz, wobei die tatsächliche Handlung nur 326 Seiten umfasst. Der Rest sind Extras: ein Glossar, mehrere Karten, ein kurzer Text über die Feen und ein Auszug aus dem Nachfolgeband „ Die Hexenholzkrone“.

Die Handlung knüpft nahtlos und ohne Umschweife an „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ an. Da die Vorgänger-Reihe schon sehr lange zurück liegt hätte ich mich hier über eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Handlung gefreut, oder zumindest eine etwas ausgedehntere Einführung in die Handlung von „Das Herz der verlorenen Dinge“. So hat mich die geballte Ladung fremdländischer Begriffe und Namen schier erschlagen und ich war vor allem damit beschäftigt alles für mich im Kopf zu ordnen und mich zurechtzufinden als das ich intensiv etwas von der Handlung mitbekommen hätte.

In „Das Herz der verlorenen Dinge“ geht es um eine einzige Verfolgungsjagd und Schlacht zwischen Nornen und Menschen. Es stehen sich zwei Völker gegenüber deren primäres Ziel es ist das jeweils andere auszulöschen. Ein Volk das Rache für verübte Gräueltaten üben will und ein Volk dem es um das blanke überleben der eigenen, stark dezimierten Rasse geht.

Interessant ist der Perspektivenwechsel zwischen Menschen und Nornen. Diese Sichtweise führt dazu, dass es in diesem Buch keinen wirklichen Bösewicht gibt, keines der beiden Völker kann als wirklich gut oder wirklich böse eingestuft werden. Die Handlungsweisen und Beweggründe beider sind gut nachvollziehbar.

Mir hat es sehr gut gefallen, die Handlung auch einmal aus Sicht der Nornen miterleben zu können, die hier wie bereits gesagt nicht das Böse oder Übel verkörpern, sondern die eine Seite in einem erbitterten Krieg. Für mich hat dieser Wechsel den besonderen Charme des Buchs ausgemacht, nicht unbedingt die Handlung an sich.

Ich denke auch, dass es Tad Williams nicht in erster Linie um die Handlung ging, sondern eben um die Charaktere und die beiden unterschiedlichen Völker. Dies war für mich sehr spannend und auch sehr unterhaltsam, für mich bleibt dieser Teil der gesamten Osten-Ard-Reihe spannungstechnisch jedoch hinter den Vorgängern zurück.

Tad Williams schreibt selber im Vorwort zu diesem Band, das es sich um eine Art Übergangsband handelt, der endgültig mit der alten Handlung abschließt und den Weg frei macht für das Neue das da kommt. Genauso wirkt dieses Buch auf mich. Und eines hat es sicherlich geschafft: Mich neugierig auf die Nachfolgebände zu machen!