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Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2023
The Big Bang Theory
Radloff, Jessica

The Big Bang Theory


ausgezeichnet

Ich weiß nicht, wann ich die allererste Folge von „The Big Bang Theory“ geguckt habe.
Ich weiß auch nicht, wie oft ich manche Folgen oder gar die komplette Serie geguckt habe.
Was ich sagen kann: ich bin ein großer Fan!

Das Buch ist eine Fundgrube voller Informationen rund um die Serie über Sheldon, Leonard, Howard und Raj – ein fabelhafter Blick hinter die Kulissen. Ich habe viele interessante Dinge erfahren und gucke die Serie nun mit anderen, den „ach, ja, da habe ich doch was gelesen“-Augen.

Auf 600 Seiten gibt es viele Fotos, (Farbe & s/w). Nicht nur offizielle Fotos, sondern auch Schnappschüsse aus privaten Alben. Und es kommen Menschen von vor und hinter der Kamera zu Wort: Hauptdarsteller, Nebendarsteller und das kreative Team drumherum. Das Buch vermittelt, wie viel Liebe und Enthusiasmus in dieser Serie stecken – von der ersten bis zur letzten Folge.

Sheldon würde es vermutlich chronologisch lesen … nee, nicht vermutlich, sondern bestimmt. Er ist ja schließlich kein Hippie.
Ich habe aber innerlich die Bongos rausgeholt und - auch wenn ich dafür auf „Sheldon Coopers’s Mortal Enemies List“ lande - das Buch kreuz und quer gelesen, geblättert, Fotos betrachtet, mich hier und da festgelesen, geschmunzelt, gestaunt und viel neues (zwar unnützes, aber egal) Wissen gesammelt.

Ich bin doch nicht die Einzige, die „Bazinga“ im täglichen Leben gebraucht und der die heilsame Wirkung eines warmen Getränkes für aufgebrachte Menschen bekannt ist?

Ein wunderbares, fabelhaftes Buch.

Bewertung vom 09.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Hirasaka betreibt ein besonderes Fotostudio, es befindet sich im Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Verstorbene machen hier einen Stopp und bekommen die Fotos ihres Lebens – eines für jeden Tag – vorgelegt. Sie wählen daraus je Jahr eines aus. Hirasaka baut aus den Fotos eine Drehlaterne, damit am Ende das Leben noch einmal wie ein Film vorbeizieht.

Manche Fotos sind verblasst. Dann besteht die Möglichkeit in die jeweilige Situation zurückzukehren, um diese erneut im Bild festzuhalten.
Hirasaka begleitet Hatsue Yagi in eine Zeit, in der sie mit viel Engagement und Liebe ihren Beruf ausgeübt und ihr ganz eigenes kleines Glück gelebt hat.
Mit Shohei Waniguchi reist er in ein Leben, das eigenen Gesetzen folgt, welche jedoch unerwartet durch einen speziellen jungen Mann auf den Kopf gestellt werden.
Mitsuru ist die 3. Besucherin des Fotostudios und Hirasaka nimmt sich ihrer in besonderer Weise an – und auf ihrer Reise zurück in der Zeit entsteht ein einzigartiges Foto.

Erneut hat mich ein Roman aus Japan begeistert. Sanaka Hiiragi erzählt ruhig und behutsam aus den Leben von Hatsue, Shohei, Mitsuru und Hirasaka. Sie beschreibt die Protagonisten sehr lebhaft. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, bei den jeweiligen Situationen dabei zu sein.

Ein Bild, ein Augenblick – das Augenmerk, den Fokus auf den kleinen, besonderen Glücksmoment - darauf macht das Buch aufmerksam. Es erzählt warmherzig von Glück, Mut und Freundlichkeit. Mir hat es sehr gut gefallen und ich war nach den knapp 180 Seiten traurig, das Fotostudio von Hirasaka wieder verlassen zu müssen.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

„Waren es immer die Kinder, die einem Elternhaus das Ende bereiteten? Es als unpraktisch und für seine Bewohner nicht mehr als zeitgemäß erklärten? Die Kinder, die dann schon lange keine Kinder mehr waren und fortan damit leben mussten, ihren Eltern das Haus genommen zu haben. Und wie zur Strafe auch sich selbst das Elternhaus.“ (S299)

Das Buch erzählt von Sanne, Petra und Gitti – und von ihren Eltern und dem Elternhaus.
Das Haus, dass der Vater gebaut hat, mit dem Nussbaum im Garten. Das Haus, in dem sie aufgewachsen sind, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbinden. Aber diese Zeit ist lange vorbei. Die Schwestern sind inzwischen erwachsen. Gitti führt ein unkonventionelles Leben, Petra hat es beruflich in eine entfernte Stadt verschlagen, nur Sanne wohnt in der Nähe ihrer Eltern und führt ein Leben, von dem sie einst dachte, es würde ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen.

Der Kontakt der Geschwister untereinander ist dürftig. Gitti und Sanne haben sich zumindest noch ein wenig zu sagen. Petra ist außer Sichtweite und irgendwie auch aus dem Sinn. Sanne kümmert sich um die Eltern, denn diese sind nun in einem Alter, in dem sie bisweilen Unterstützung benötigen, die täglichen Aufgaben nicht mehr ganz allein bewältigt bekommen. Sanne unterstützt zunächst bestmöglich, beschließt dann aber, dass die Eltern das Haus aufgeben und in eine seniorengerechte Wohnung umziehen müssen. Von dieser Entscheidung sind jedoch nicht alle Beteiligten begeistert und jedes Familienmitglied geht unterschiedlich damit um.

„Elternhaus“ ist ein berührender Roman. Ute Mank versteht es hervorragend diese besondere Situation aufzugreifen und gefühlvoll zu beschreiben, wie die Familie die Veränderungen erlebt. Das Verhalten der handelnden Personen ist gut nachvollziehbar, sei es Sanne, die es „gut meint“, Petra, die den „Verlust“ des Elternhauses nicht versteht, aber auch die Eltern, die aus der vertrauten Umgebung herausgenommen werden.

Ein Buch zu einem nicht einfachen Thema. Gut erzählt und sehr gut lesbar.

Bewertung vom 07.06.2023
Halo
May, Kevin;McElroy, David

Halo


ausgezeichnet

halo – die Geschichte hinter Depeche Modes Albumklassiker Violator / Kevin May & David McElroy
 
29.8.1989 – zwei Tage vor meinem 18. Geburtstag bringen Depeche Mode ihre neue Single „Personal Jesus“ raus. Ich war zu der Zeit tief in der Gruft – schwarze Klamotten, schwarze Haare (gefärbt, sonderbar hochstehend, mit Unmengen von Haarlack in Form gebracht) - und auch wenn meine absoluten Helden eine Kapelle war/ist, die in dem Jahr mit „Pictures of You“ eines der schönsten Lieder aller Zeiten veröffentlicht hat, habe ich auch stets dem Quartett aus Basildon sehr viel abgewinnen können.
 
„Personal Jesus“ hat mich sofort begeistert, ein grandioser Vorbote auf das am 19.3.1990 veröffentlichte 7. Studioalbum „Violator“, auf dem sich mit „world in my eyes‘“, „enjoy the silence“ und „policy of truth“ zeitlose, geniale, immer wieder hörbare Lieder befinden. Ein Album, das einen Meilenstein in der Geschichte von Depeche Mode darstellt und von vielen Menschen als ihr bestes Album bezeichnet wird.
 
Das Buch „halo“ blickt hinter die Kulissen und erzählt, wie dieses grandiose Stück Musik geschaffen wurde. Auch wenn die Band sich selbst nicht äußerst, erfährt der Lesende von Wegbegleitern wie Produzenten, Aufnahmeassistenten, Toningenieuren & Co., wie dieses fabelhafte Album entstanden ist, wie es zu dem Kurswechsel im Sound von Depeche Mode kam und welche Einflüsse von außen oder direkt von der Band gekommen sind.
 
May und McElroy, beide große Fans der Band, lassen auch andere Fans zu Wort kommen. Sie beschreiben, warum sie dieser Band schon lange die Treue halten und was „Violator“ für sie bedeutet. Mir hat hier besonders der Blick in die damalige DDR gefallen, wo es eine große Fanbase für Depeche Mode gab. Seit der Gründung 1980 waren Depeche Mode immer da, haben sich kontinuierlich entwickelt und verändert und sind verdient eine der besten Bands der Welt.
 
Ein Buch von Fans für Fans, dass mir sehr gut gefallen hat. Es war ein wenig, als ob ich 1989 in den Studios dabei gewesen wäre und erlebt hätte, wie Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher und Alan Wilder dieses Meisterwerk erschaffen.

Bewertung vom 06.06.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


gut

Ein Geist in der Kehle / Doireann Ní Ghríofa
 
„Dies ist ein weiblicher Text“ – immer wieder findet sich dieser Satz in der Geschichte, die Doireann Ní Ghríofa in ihrem Buch „Ein Geist in der Kehle“ erzählt. Zu Beginn, zum Abschluss, in den Kapiteln - immer wieder dieser Satz. Er sagt viel über das Buch aus.
 
Das „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ aus dem 18. Jh. erzählt von Eibhlín Dubh Ní Chonaill und Art Ó Laoghaire. Dieser wird ermordet, seine Frau trinkt sein Blut und verfasst in ihrer Trauer das Klagelied, von dem Doireann Ní Ghríofa schon seit ihrer Schulzeit fasziniert ist. Sie fühlt sich mit Eibhlín Dubh Ní Chonaill verbunden und möchte mehr über sie erfahren, ihre Geschichte erzählen – und verknüpft diese Erzählung eng mit dem eigenen Leben.
 
Doireann Ní Ghríofa ist verheiratet, Lehrerin und Mutter in Elternzeit. Im Roman werden Stolpersteine in ihrer Vergangenheit angedeutet und auch die Gegenwart verlangt ihr viel ab – sowie sie aber auch von sich selbst viel verlangt.
 
„Meine Monate füllen sich mit Milch und Wäsche und Geschirr, mit Kinderliedern und Gutenachtgeschichten, mit gerissenen Einkaufstüten, verbeulten Dosen, Geburtstagsfeiern, Katern und Rechnungen.“
 
Neben all dem sucht sie (obsessiv) nach Spuren von Eibhlín Dubh Ní Chonaill. Sie findet Hinweise und nutzt diese und ihre Fantasie, um mit wunderschönen Zeilen zu beschreiben, wie das Leben von Eibhlín Dubh Ní Chonaill gewesen sein könnte.
 
„Der Geist in der Kehle“ erzählt intensiv die Geschichte von zwei
Frauen und hat schöne Momente voller Poesie …
 
„Die seltsame Stille zwischen dem Abgang eines Briefes und seiner Zustellung, die sonderbare Zeit, nachdem die Worte erdacht und aufs Papier gebracht, aber noch nicht gelesen wurden.“
 
… und andere, die ich aufgrund wiederkehrender Längen als anstrengend empfunden habe. Ihr Fokus auf die Weiblichkeit des Textes passt völlig zu der Geschichte, jedoch enthält diese für meine Begriffe an manchen Stellen too much information.
 
Ohne Frage eine gewaltige Geschichte, die mich jedoch nicht so sehr angesprochen und begeistert hat.  

Bewertung vom 06.06.2023
Die Sekunde zwischen dir und mir
Steele, Emma

Die Sekunde zwischen dir und mir


sehr gut

Robbie aus der Fraktion „easy going“ arbeitet als Koch, macht gern Party und hat dank einer finanziellen Absicherung durch seine Eltern ein gar nicht mal so unfeines Leben.
Jenn ist Ärztin, als sie 13 war hat der Vater sie und ihre Mutter verlassen, goldene Löffel waren bei ihr nie an der Tagesordnung und sie hat sich alles hart erarbeiten müssen.
Die beiden lernen sich in einem Pub in Edinburgh kennen und es ist potzblitz Liebe auf den ersten Blick.
 
Der Roman beginnt mit einer Szene, in dem sie im Auto unterwegs sind und auf einen Lkw zusteuern – und dass zu einem Zeitpunkt, an dem sie gerade wieder nach einer Trennung zusammengekommen sind.
In Rückblicken erzählt der Roman nun Szenen aus der Vergangenheit und aus Jenns Erinnerungen. Robbie ist als eine Art Beobachter in ihren Erinnerungen dabei.
Es sind ebenso gemeinsame Momente, in denen sie glücklich waren, wie Situationen in Jenns Vergangenheit, bei denen Robbie eine semi-gelungene Rolle gespielt hat. Noch immer im Auto sitzend auf den Lkw zu rauschend erkennt Robbie nach und nach, warum die Beziehung zunächst nicht funktioniert hat, wie viel Jenn ihm bedeutet, wie glücklich er über die 2. Chance ist und er sucht nach einem Ausweg aus der sich anbahnenden Katastrophe.
 
Die Zeit- und „Ebenen“sprüngen in dem Roman waren für mich zunächst ziemlich verwirrend, denn mal wurde über die Vergangenheit von Robbie berichtet, dann über die Vergangenheit von Jenn, dann waren es Erinnerungen von Jenn und Robbie war Beobachter – im Buch wird es geteile Todeserfahrung gennant - und ich hab gebaucht, bis ich durchgefunden habe.
Es ist alles in allem eine Liebesgeschichte, aber kein schnulziges Herzscmerz-Ding, sondern tatsächlich ein berührender, irgendwie ehrlicher Roman – auch wenn mich diese Beobachtungsmomente an „Ghost – Nachricht von Sam“ erinnert haben.
Aber mal ganz ehrlich, wie kann man ein Buch, in dem ein Protagonist zu „There is a light that never goes out“ tanzt, nicht mögen?

Bewertung vom 27.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Familie Rivers ist eine durchschnittliche amerikanische Familie, die Eltern wohnen in Kalifornien, dort lebt auch ihr Sohn Cooper und arbeitet als Entomologe. Tochter Cat ist der Liebe wegen in Florida, sie träumt von einer Karriere als Influencerin. Doch das sorglose Leben wird durch die mit dem Klimawandel einhergehenden Folgen sukzessive getrübt. Während in Kalifornien eine Hitzewelle eine Bedrohung für alle Lebewesen darstellt, ist es in Florida das Wasser, dass das bisher bekannte Leben verändert. Familie Rivers spürt die Folgen in vielfältiger Weise, und eine von einem Hurricane ruinierte Hochzeit ist dabei noch das geringste Problem. Sie bemühen sich um Anpassung, versuchen einen Beitrag für die Umwelt zu leisten – aber ein E-Auto und Insekten statt Fleisch sind nicht allein die Lösung und manchmal stehen Unwissenheit, Arroganz, Ignoranz und Egoismus einer Veränderung im Weg.
 
Die Geschichte erzählt mit einer grandiosen Leichtigkeit die Hoffnungslosigkeit der Situation. Bedroht von Feuer und Wasser bemühen sich die Menschen, ihr Leben aufrechtzuerhalten und zu retten, was zu retten ist. Die Figuren sind toll beschrieben, schlüssig und trotz bisweilen unklugem Handeln sympathisch, lediglich bei Cat habe ich alle paar Minuten ein innerliches „geht’s noch“ gehabt, die hat mich mit ihrer Dusseligkeit echt genervt. Und die schier unendlichen Mengen Alkohol in dem Roman haben mich echt überrascht. 396 Seiten oder ca. 3,7 Promille.
 
Der Roman kommt nicht mit einem erhobenen Zeigefinger daher, predigt nicht, was Mensch alles ändern müsste, damit es nicht so weit kommt, wie beschrieben, sondern es wird erzählt, wie es ist, wenn es so weit ist.
Prophetisch, erschreckend, unheimlich, manchmal lustig, skurril, tödlich und schlimm.
 
Mein erster Roman von T. C. Boyle. Ich bin begeistert!
 
Absolute Leseempfehlung! Ein brillantes Buch.

Bewertung vom 01.05.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Wien 1966. Robert Simon, 31, lebt in Wien zur Untermiete bei einer Witwe. Er ist in einem Heim für Kriegswaisen aufgewachsen und hat nach Ende der Schulzeit mit Gelegenheitsjobs auf dem Markt Geld verdient. Er ist fleißig, umgänglich und bei den Marktleuten aufgrund seines ruhigen, besonnenen Wesens beliebt.
Wien ist im Aufbruch, die Stadt verändert sich und auch Robert möchte seinem Leben eine Wendung geben – er pachtet das ehemalige Marktcafé, dass schon eine Weile leer steht.
 
Der Markt und das Café liegen in einem der weniger gut betuchten Viertel der Stadt. Es bietet keine spektakulären Speisen und Getränke, sondern eine solide Karte: Bier, Wein, Schmalzbrote. Die Kundschaft besteht aus Händlern vom Markt, Handwerkern, Menschen aus dem Viertel – und wie im echten Leben hat auch im „Café ohne Namen“ jeder Mensch seine eigene Geschichte.
 
Robert Seethaler erzählt in dem Roman eine Geschichte von Veränderung. In dem Café treffen die Menschen aufeinander, sprechen über das Hier und Jetzt und was kommen mag – und nicht jeder kann mit dem Wandel, der immer schneller werdenden Zeit mithalten. Aber es gibt auch Hoffnung, Liebe und Lichtblicke - Schönes, in einer bisweilen trüben Welt.
 
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ruhig und zurückhaltend und dennoch sehr lebhaft erzählt Robert Seethaler die Geschichte von Robert Simon, von seinen Gästen im Café und von der Stadt Wien im Wandel der Zeit.
Beim Lesen bin ich mit Robert durch Wien geschlendert, habe den Prater besucht, mit ihm an der Donau gesessen – und ich habe seine Gäste im Café beobachtet, wie sie einander begegnen, diskutieren, streiten, Karten spielen, leben, lieben und lachen.
Ein ganz wunderbares Buch! Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.04.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


sehr gut

Meredith Mags ist Ende 30 und hat ihr Haus seit 1.214 Tagen nicht verlassen. Sie hat sich in ihrer selbstgewählten Isolation gut eingerichtet und alles bestens organisiert. Freiberuflich arbeitet sie zuhause als Texterin, Lebensmittel bringt der Lieferdienst, Kater Fred leistet ihr Gesellschaft und regelmäßig kommt ihre allerbeste Freundin Sadie zu Besuch.
 
In Rückblenden erzählt der Roman die Geschichte von Meredith. Ihr Leben ist geprägt von einer maximal lieblosen Kindheit, psychischer und physischer Gewalt, Vergewaltigung, Depression und Suizidversuchen. Ihre Erlebnisse und die daraus resultierenden traumatischen Auswirkungen haben dazu geführt, dass sie seit mehr als 3 Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen hat.
Aber auch wenn sie sich und anderen vorgaukelt mit der Situation zufrieden zu sein, ist erkennbar, dass dem nicht so ist. Doch der Weg zurück in ein Leben, dass auch außerhalb der eigenen 4 Wände stattfindet, ist nicht einfach.
Zum Glück gibt es Menschen, die Meg auf diesem Weg begleiten. Sie erlebt professionelle Hilfe durch ihre Therapeutin, sehr viel Unterstützung durch die bedingungslose Freundschaft ihrer Freundin Sadie und dann ist da auch noch Tom … und natürlich ihr eigener Mut und ihr Wille zu einer Veränderung.
 
Die Geschichte ist sehr intensiv. Es ist eine Weile her, dass ich mit einer Protagonistin derart mitgefühlt,-gelitten & –gehofft habe. Weil ich wissen musste, wie es mit Meg weitergeht, habe ich die 440 Seiten ruckzuck gelesen. Die Charaktere sind lebhaft beschrieben, das Buch hat kurze Kapitel und einen gut lesbaren Schreibstil.
Auch wenn alles nachvollziehbar erzählt wird, weiß ich nicht, ob es sein musste, eine solche Bandbreite an schwierigen Themen in eine einzige Geschichte zu packen. Für mein Empfinden war es in Summe zu heftig.
Aber es ist auch eine Geschichte mit viel Hoffnung, über Mut und wahre Freundschaft.

Bewertung vom 09.03.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Leonard und Paul / Ronan Hession

„Lass uns einfach glücklich sein. Solange wir noch Zeit haben.“
Ein wunderbarer Satz aus einem wunderbaren Buch
 
Im Verlag WOYWOD & MEURER ist der Roman „Leonard und Paul“ von Ronan Hession erschienen und ich habe ihn lesen dürfen.
 
Leonard und Paul, beide Ü30, sind geliebt und behütet aufgewachsen, allerbeste Freunde und führen ein unaufgeregtes Leben in ruhigen Bahnen. Leonard arbeitet als Ghostwriter für Kinderlexika. Seine Mutter ist kürzlich verstorben, nun lebt er allein in seinem Elternhaus. Paul wohnt bei seinen Eltern und arbeitet als Aushilfspostbote.
 
Doch irgendwie ist klar, dass es nicht immer so weitergehen wird. Leonard hat den Wunsch nach einer Veränderung –
 
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich die Türen und Fenster in meinem Leben ein bisschen aufschieben muss.“
 
– und stellt sich dieser zögerlich, bisweilen unbeholfen, aber voller Überzeugung und Ehrlichkeit. Und auch Paul, der nach Meinung seiner Schwester bisher munter in seinem kleinen Lebenskarussel herumgegondelt ist, nimmt auf seine Art und Weise, in seinem Rahmen sein Leben in die Hand.
 
„Leonard und Paul“ ist eine wunderschöne Geschichte über zwei Menschen, die im Alltag übersehen werden, die in einer Art sozialen Unsichtbarkeit eine Randexistenz führen - und dabei ihrem Umfeld, der Gesellschaft, viel zu geben haben, denn was sie auszeichnet, sind
scheinbar scheinbar grenzenlose Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Friedfertigkeit, sowie der Glaube, an das Gute. Erzählt wird die Geschichte einer Freundschaft von zwei besonderen Menschen. Das Buch hat mich berührt, mir hat diese stille, unaufgeregte und warmherzige Geschichte sehr gut gefallen.
 
„Wenn es eines gab, woran sich die innige Zuneigung der beiden Freunde ablesen ließ, dann war es der Enthusiasmus, mit dem sie ihre Freude über gute Nachrichten teilten, gewiss, dass jeder dem anderen nur das Allerbeste wünschte.“
 
– und so ist es mir auch beim Lesen ergangen, ich habe Leonard und Paul nur das Allerbeste gewünscht.
 
 
ES WIRD EMPFOHLEN, OBIGES ZU BEACHTEN


Ein wirklich wunderbares, absolut lesenswertes Buch!