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Lara89
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Münster
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Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2023
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


gut

Weltverbesserung im Alltag
Till Raether ist Journalist und Krimiautor. Ein hat bereits einen erfolgreichen Essay über Depressionen veröffentlicht. Nun also Hoffnung.
Unsere heutige Welt ist so komplex, dass man sich an vielen Stellen fragen muss, was es eigentlich nützt, wenn man sich engagiert. Wenn man zum Beispiel klimaneutral lebt oder vegan, hilft das wirklich irgendwem? Wenn man nichts bei Amazon bestellt und auch nichts bei Kik und Primark kauft, verändert sich deswegen irgendetwas?
Raether stellt Fragen, die sich heutzutage viele Menschen stellen. Einfache Antworten gibt es nicht. Aber es gibt Hoffnung. Was das genau bedeutet, darüber denkt er hier ausführlich nach. Seine Quellen sind die Literatur (wie Emily Dickinson) und allgemein zugängliche Zeitschriften und Bücher. So gibt ein Vaclav Havel zugeschriebenes Zitat Anlass zum Nachdenken: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht sondern dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Die meisten Überlegungen hat man schon einmal irgendwo gelesen oder mit anderen ausgetauscht. Durch die persönliche Herangehensweise und die zahlreichen Anekdoten ist das Buch flüssig zu lesen, zumal es nicht lang ist und die Kapitel kurz sind. Es kann helfen, einige Fragen in ein realistisches Licht zu rücken. Neues bietet es nicht.

Bewertung vom 27.11.2023
Be Your Own Healer - zurück zu Energie und Gesundheit
Abbassian Korasani, Susanne

Be Your Own Healer - zurück zu Energie und Gesundheit


weniger gut

Fremdartig
Die Autorin arbeitet seit zehn Jahren als Phytotherapeutin in eigener Praxis. Hier stellt sie die Korasani-Heilmethode vor. In ihrem „holistischen Heilkonzept“ geht es darum, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Hier beschreibt sie nicht nur Heilpflanzen, sondern auch die Themen Entgiftung, Ernährung, Bewegung, das richtige Atmen und die innere Haltung. Jedes Kapitel endet mit konkreten Anwendungstipps.
Die Tipps, die das Buch bietet, sind zum großen Teil sehr fremdartig für uns. In unserer Kultur isst man Brot zum Frühstück oder Brötchen, gerne mit Marmelade. Dass das nicht das Gesündeste ist, ist bekannt. Aber stattdessen Miso-Suppe mit Seidentofu? Und dazu den Frühstückskaffee durch Heilpflanzentee ersetzen? Auch Kartoffeln und Tomaten sollen ungesund sein, weil es Nachtschattengewächse sind.
Es sind durchaus Rezepte dabei, die man mal ausprobieren kann. Und es gibt eine Menge Anregungen und Ideen, die zu einem gesunden Leben beitragen können. Doch insgesamt ist dies ein hochspezielles Fachbuch. Es erscheint sehr kompliziert, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Wer allgemeine und anwendbare Informationen über Pflanzenheilkunde sucht, ist mit diesem Buch definitiv nicht gut bedient. Deshalb keine Empfehlung.

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Bewertung vom 20.11.2023
Was ein gutes Leben ausmacht
McGarey, Gladys

Was ein gutes Leben ausmacht


ausgezeichnet

Ganzheitlich
Die Autorin ist studierte Ärztin der Schulmedizin und hat sich ihr Leben lang in den verschiedensten „Grenzbereichen“ weiter gebildet. Aus siebzig Jahren ärztlicher – ganzheitlicher – Praxis hat sie sechs Grundregeln für ein glückliches Leben abgeleitet, die sie hier beschreibt.
Dass das Behandeln von körperlichen Symptomen allein oft nicht ausreicht, um gesund zu werden, ist heute keine ganz neue Erkenntnis mehr. Immer sollte der ganze Mensch behandelt werden. Aber was ist tatsächlich wichtig, um ein gutes Leben zu haben, um gesund und glücklich zu sein? Die Autorin gibt Antworten und Anleitungen.
Die Sprache ist einfach und gut zu verstehen. Es gibt zahlreiche Beispiele, teilweise aus dem Leben der Autorin selbst und teilweise aus ihrer Praxis. Sie illustrieren sehr gut, sind aber manchmal etwas langwierig zu lesen.
Auch die sechs Grundregeln sind ohne Medizinstudium durchaus verständlich und eigentlich auch naheliegend. Sie lenken den Blick auf Dinge, die wir wichtiger nehmen sollten.
Ein kluges Buch einer erfahrenen Ärztin.

Bewertung vom 15.11.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


ausgezeichnet

Superspannender Ökothriller
Samenpäckchen werden per Post in alle Welt verschickt, ohne Absender. Wer sie einpflanzt, erhält eine sich schnell vermehrende Killerpflanze. Parallel zu den ForscherInnen, die sie aufhalten sollen, folgt die Geschichte einem Team, das eine künstliche Intelligenz entwickelt hat. Eine Geheimgesellschaft, ein deutscher Dichter und nepalesische Mönche, die ein Stück Bernstein hüten, spielen eine wichtige Rolle. Und eine Kiste.
Die Hauptpersonen sind durchweg glaubhaft und sympathisch, bei einigen Figuren erfährt man erst spät, was sie wirklich antreibt. Wem kann man trauen? Die Bedrohung ist durchaus realistisch, alle Fakten sind wahr. Schließlich geht es um die gesamte Pflanzengesellschaft auf der Erde – und damit um das Leben überhaupt.
Stil und Sprache sind so flüssig zu lesen, dass man das Buch regelrecht „verschlingen“ kann. Die Hintergründe sind gründlich recherchiert und so verständlich erklärt, dass es den Lesefluss nicht stören.
Eine sehr gelungene, extrem spannende Erzählung um die Bedrohung der Natur durch den Menschen. Und um deren Antwort.

Bewertung vom 09.11.2023
Biblioteca Obscura: Frankenstein
Shelley, Mary

Biblioteca Obscura: Frankenstein


ausgezeichnet

Illustrierter Klassiker
Was Wissenschaft nicht alles kann: Vor zweihundert Jahren baut Wissenschaftler Viktor Frankenstein aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen und erweckt ihn zum Leben. Anders als bei modernen KI gibt es keinerlei Zweifel daran, dass dieses Wesen wirklich ein Mensch ist. Als solcher ist es auf der Suche nach Liebe. Doch es sieht so abstoßend aus, dass es nur Grauen verbreitet, bis es auch grausame Dinge tut.
Die Geschichte ist bekannt und zeittypisch erzählt: Der Berichtende trifft den Wissenschaftler auf einer Expedition, als alles bereits passiert ist. Das Grauen ist in der Story selbst präsent, Seite für Seite. Wo sind die Grenzen des Menschen, was ist das Böse, was ist Leben? Ein Mensch spielt Gott – mit furchtbarem Ergebnis.
Diese Schmuckausgabe des Klassikers kommt daher mit edlem Einband und fantastischen, künstlerischen Illustrationen. Das Grässliche, was ein Mensch erschaffen kann, wird hier fühlbar.
Ein schönes Stück für einen recht günstigen Preis. Von arsEdition.

Bewertung vom 06.11.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


sehr gut

Die Liebe zum Leben
Clover ist Sterbebegleiterin in New York. Sie ist 36 und lebt seit über zehn Jahren zurückgezogen in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, bei dem sie aufwuchs. Inzwischen hat sie fast hundert Sterbende betreut. Nun begleitet sie Claudia, eine über neunzig Jahre alte Frau, die bald an Krebs sterben wird.
Was heißt „Leben“ überhaupt? Was bewegt einen Menschen, der weiß, dass sein Leben bald endet? Hat es sich gelohnt, war es gut? Clovers Klienten blicken zurück. Manchmal bereuen sie etwas oder wollen anderen noch etwas mitgeben von ihrer Erfahrung. Das Leben hätte anders verlaufen können, sie hätten andere Entscheidungen treffen oder etwas wagen können. Auch Claudia hat ein Stück ungelebtes Leben hinter sich und eine große Liebe, die sie nicht gelebt hat.
Clover ist eine einfühlsame Protagonistin, die sich um professionelle Distanz bemüht. In Rückblicken erleben wir, wie sie zu diesem Beruf kam. Sehr liebevoll kümmert sie sich um die Wünsche und Gedanken der alten Leute, die sie betreut und hilft, wo es geht. Doch sie lernt, dass die Sterbenden und das Leben, das sie hatten, auch für sie selbst eine wichtige Rolle spielen. Clover ist gern allein, denn dann erholt sie sich von ihrer Arbeit. Manchmal fühlt sie sich auch einsam. Dagegen hat sie Strategien entwickelt. Und jetzt, dreizehn Jahre nach dem Tod ihres Großvaters, gibt es immer öfter Gründe, sich auch privat anderen Menschen zu öffnen. Aber das ist gefährlich.
Eine Geschichte voller Liebe über die letzten Tage und über das Leben. Das Ende ist für meinen Geschmack ein bisschen zu positiv geraten.

Bewertung vom 30.10.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


sehr gut

Sehr fesselnd
Harriet hat einen Führerschein und kann Autofahren. Das ist sehr überraschend, denn sie war sicher, das nicht zu können. Bis sie in einer Ausnahmesituation einfach losfährt und es gut beherrscht. Dann erinnert sie sich an Dinge, die offenbar gar nicht so passiert sind. Sie wird von Menschen erkannt, die sie selber noch nie gesehen hat. Sie beginnt, an ihrem Gedächtnis zu zweifeln und fragt sich, wer sie wirklich ist. Immer mehr Menschen in ihrer Umgebung scheinen mehr über sie zu wissen als sie selbst.
Das Buch liest sich sehr spannend und ausgesprochen flüssig. Ich habe nur mal reinschauen wollen und im Nu waren Stunden vergangen, in denen ich gebannt der Geschichte folgte. Das ist prima!
Harriet ist eine glaubhafte Zweiflerin und eine sympathische Heldin, die hartnäckig nach Antworten sucht, auch wenn sie in Gefahr gerät und immer mehr Angst bekommt. Sie war einmal eine vielversprechende Pianistin, hat aber jetzt eine Verletzung an der Hand, von der sie auch nicht mehr genau weiß, woher sie sie hat.
Ein interessanter Aspekt, der leider etwas untergeht, ist die nahe Zukunft, in der das Geschehen spielt: Die Hitze ist schlimmer geworden. Hitzewarnungen über Handy und Sirenen gibt es ab 35 Grad Celsius. Die 30 werden zu oft überschritten, als dass man davor noch warnen könnte. Die armen Leute sind in dieser Zukunft sehr viel ärmer als heute. Sie leben, wie auch Harriet, in ausgedienten Bürohochhäusern, hier mitten in Frankfurt, die von der Kommune zu diesem Zweck verwaltet werden. Normale Wohnungen mit Strom, Wasser und Toiletten können sich nur noch reiche Leute leisten. Die meisten Personen der Geschichte leben in ihren Villen, als sei nichts passiert.
Die Frage, woran wir uns erinnern und ob das immer unsere Erinnerung ist oder vielleicht die von jemand anderem, zieht sich durch das Buch. In der beschriebenen Zukunft gibt es dazu andere Antworten als heute.
Die Autorin hat sich schon mit spannenden Thrillern einen Namen gemacht. Hier war ich allerdings mit der Auflösung nicht ganz zufrieden. Da hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht. Trotzdem meine Empfehlung für Fans fesselnder und rätselhafter Geschichten.

Bewertung vom 25.10.2023
Triumph der himmelblauen Nacht
Brenk, Lisa

Triumph der himmelblauen Nacht


sehr gut

Das Leuchten
Es ist Winter. Der Bär Arkas Nachtfell bewacht in seiner Höhle etwas, das sich „Gleißen“ nennt. Kurz vor der Winterruhe wird der Beutel mit dem Gleißen gestohlen. Arkas geht ihn suchen. Es wird eine lange Reise, die ihn schließlich zu sich selbst führt.
Arkas ist eine zornige und selbstherrliche Persönlichkeit und zunächst nicht besonders sympathisch. Doch die Herausforderungen, denen er begegnet, verändern ihn. Und die Fragen, denen er sich stellen muss, sind auch für uns inspirierend. Die Geschichte entwickelt sich zu einem spannenden Abenteuer voller seltsamer Begegnungen und überraschender Wendungen.
Die Sprache ist poetisch und sehr fantasievoll. Die Autorin erfindet neue Wörter, die diese Welt noch etwas magischer machen. Farbige, zarte Aquarelle zeigen die Zauberwesen, die hier leben. Wunderschön!
Am Ende wird klar, dass es hier nicht nur um eine Abenteuergeschichte in einer fantastischen Welt geht. Das innere Leuchten, das in jedem von uns ist, sollen wir mit anderen teilen.
Mir war das manchmal etwas zu dick aufgetragen, all die Magie und der Zauber um das innere Leuchten und die Suche danach. Aber die Geschichte ist rund, das Ende ist logisch. Und das Lesen hat Freude gemacht.

Bewertung vom 22.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


sehr gut

Freude und Wissen
Die Autorin will die Welt für die Vögel besser machen. Deshalb teilt sie ihre Faszination im Internet und jetzt auch in diesem Buch. Sie ist Autodidaktin und gibt ihr Wissen als selbst Erlerntes weiter.
Schon die allererste der aufgezählten Superkräfte zeigt eine andere Herangehensweise an das Thema, als man es von anderen Sachbüchern gewohnt ist: Verzaubern. Vögel verzaubern. Dies ist keine Listung von Arten oder Familien, hier steht das Staunen im Mittelpunkt. Es geht um die besonderen Kräfte und Fähigkeiten, die die Vögel, Nachfahren der Dinosaurier, im Laufe einer langen Evolution entwickelt haben. Teilweise werden sie mit denen von uns Menschen verglichen, was der Anschaulichkeit dient. Andere Eigenschaften sind nicht vergleichbar, wie zum Beispiel die Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes, die den Zugvögeln bei der Orientierung hilft. Eine echte Superkraft ist, dass sie heilen können, denn Vogelgezwitscher ist nachweislich gesundheitsfördernd für uns.
Aufgelockert wird der Text durch Fotos und Zeichnungen sowie ein Layout mit Rufzeichen und Hervorhebungen, die das Erstaunliche noch einmal betonen. Auf Schemazeichnungen, Diagramme und Tabellen kann verzichtet werden.
Ein Sachbuch voller Faszination. Aber nicht alles ist neu. Manches ist eher dem besonderen Blick der Autorin aufgefallen. Und für die, die bereits einiges wissen über die „Superhelden“, gibt es auch viel Bekanntes.

Bewertung vom 08.10.2023
Shitmoves
Gavric, Iris;Renger, Matthias

Shitmoves


sehr gut

Fäkalien im Miteinander
Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen die das Ziel haben, einen lösungsorientierten Austausch zu vermeiden.
Gavric und Renger produzieren einen Podcast, in dem sie humorvoll auf Themen eingehen, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation Schwierigkeiten machen. Hier sind die ShitMoves wohl entstanden: im Miteinander.
Gelistet sind 20 rhetorische ShitMoves, und jeder einzelne wird detailliert dargestellt und analysiert. In der Zusammenfassung gibt es eine genaue Anleitung, wie man den jeweiligen ShitMove anbringt und auch, wie man auf ihn antwortet. Beispiele aus Streitgesprächen, die sicherlich jeder schon einmal so erlebt hat, illustrieren, was gemeint ist. So ist ein persönlicher Angriff anstelle einer konstruktiven Bemerkung der ShitMove Nummer 1 in diesem Buch. Nach den rhetorischen folgen die wortlosen ShitMoves, ein Verhalten, das den Gespächspartner diskreditiert, ohne viel sagen zu müssen – Gavric und Renger vergleichen es mit Pupsen.
Generell geht es darum, Manipulationstechniken im Gespräch erkennen und sich dagegen wehren zu können. Das ist gelungen, aber genügen wird es nicht. Denn wer gar nicht kommunizieren, sondern eine Auseinandersetzung gewinnen will, dem ist jeder Shit recht.
Eine interessante und oft witzige Lektüre für Menschen, die täglich kommunizieren müssen.