Benutzer
Benutzername: 
kleinfriedelchen
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2010
Harper, Leonie Br.

Wildes Herz / Éanna Bd.1


ausgezeichnet

"Es waren immer die Kartoffeln, um die sich Geisterwesen wie der Graue Mann mit anderen Fairies stritten. Sie wollten den Iren die Erdfrucht rauben und sie dadurch ins Elend stürzen. Dabei waren die Kartoffeln für die bitterarme Landbevölkerung Irlands das Einzige, was sie vor dem Verhungern bewahrte."

Wer von uns verschwendet heute schon einen zweiten Gedanken an etwas so Banales wie eine Kartoffel? Für die Iren im 19. Jahrhundert war sie jedoch das einzige Nahrungsmittel, das sie am Leben erhielt.

Als im Jahr 1845 die Kartoffelernte verfault, bricht eine nie gekannte Hungersnot aus. Auch die junge Éanna und ihre Familie, einfache Bauern, leiden darunter und nach nur wenigen Monaten bleibt Éanna ganz allein zurück. So versucht sie, den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen und ihre Verwandten in Dublin zu suchen, die das arme Mädchen vielleicht bei sich aufnehmen könnten. Und zieht von Dorf zu Dorf, ohne auch nur eine einzige Münze in ihrer Tasche, ohne zu wissen, ob sie im nächsten Ort etwas zu essen kriegt, ohne zu wissen, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch am Leben ist.

Auf ihrer Reise trifft sie auf den Dieb Brendan Flynn. Zusammen fällt ihnen das Überleben leichter. Doch beide wissen, dass es in Irland keine Hoffnung mehr für sie gibt. Sollen auch sie sich dem Schicksal vieler anderer Iren anschließen und nach Amerika flüchten?

"Éanna - Wildes Herz" ist der gelungene erste Teil einer mehrbändigen Reihe. Éannas trauriges Schicksal hat mich sofort mitgerissen und ich wollte das Buch gar nicht mehr wegpacken. Die Geschichte um ihre Reise quer durch Irland, den Kampf gegen den quälenden Hunger und die Soldaten Englands, die die irischen Katholiken grausam ausbeuten, ist so mitreißend, aber mit einfachen Worten erzählt, dass sie mich einfach nicht mehr losgelassen hat.

Obwohl die Zeiten hart sind, jeden Tag Tote am Straßenrand liegen und jeder nur an das eigene Überleben denkt, trifft Éanna immer wieder auf Leute, die ihr zeigen, dass das Gute im Menschen noch existiert und ihr die Hoffnung zurückgeben. Da wäre beispielsweise der undurchschaubare Patrick O'Brien, ein wohlsituierter junger Mann, der Éanna aus unerfindlichen Gründen immer wieder unterstützt, sich gleichzeitig jedoch über sie lustig zu machen scheint. Oder ihre Freundin Emily, die sie bei den harten Arbeiten im Steinbruch kennengelernt hat. Und auch zwischen Éanna und Brendan entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die der Geschichte zusätzlichen Reiz verleiht.

Für ein Jugendbuch ist dabei der Grad an geschichtlichen Details genau richtig; man bekommt einen guten Einblick in die Situation der Iren im 19. Jahrhundert, wird aber nicht wie in einem Geschichtsbuch mit Fakten erschlagen. Viel eher macht das Buch neugierig auf die Geschichte Irlands und regt in bestem Fall dazu an, selbst weiterzuforschen. Der Schreibstil unterstützt dabei den leicht verständlichen Eindruck und passt hervorragend zu einem Jugendbuch. Die Sprache ist einfach und flüssig gehalten, lediglich die im Buch auftauchenden reichen, gebildeten Leute drücken sich etwas geschwollen aus.

Mein Fazit: Éanna - Wildes Herz ist ein großartiges Jugendbuch über ein junges Mädchen, dass der Hungersnot und dem Verlust ihrer Familie mutig trotzt. Ein Buch, bei dem man sogar noch etwas über Geschichte lernen kann. Einfach toll!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2010
Bielenstein, Daniel

FAQ - Keine Show ist härter als das Leben


sehr gut

Du hast einen lesemuffligen pubertären Jungen in deinem Bekanntenkreis, der sich für Bücher so gar nicht erwärmen kann, dem du aber trotzdem gerne mal ein Buch schenken würdest? Oder du hast genug von den ewig gleich anmutenden Jugendromanen, die scheinbar alle aus der Sicht eines verliebt schmachtenden Mädchens geschrieben sind? Dann habe ich hier vielleicht genau das Richtige für dich: "FAQ - Keine Show ist härter als das Leben".

Worum es geht, verrät euch der Protagonist des Buches, Florian, am besten selbst:

"Mein Name ist Florian Krauss und ich bin siebzehn Jahre alt. Ich bin der Autor dieses Buches, und weil ich glaube, dass es anders geworden ist als all die Sachen, die ihr sonst lest, wollte ich noch ein paar Worte dazu sagen:

FAQ enthält die 49 wichtigsten Fragen im Leben eines Teenagers – naja, um genau zu sein, eines männlichen Teenagers. Aber vielleicht lesen ja auch ein paar Mädchen dieses Buch und stellen fest, dass sie genau dieselben Fragen haben. Nur dass sie vielleicht manchmal eine andere Antwort geben würden.“

Florian beantwortet uns in diesem Buch die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Darf man per SMS Schluss machen? Ist jung sterben cool? Was trifft härter - Worte oder Fäuste? Muss der eigene Vater eine coole Sau sein? Und können auch Jungs zu wenig zum Anziehen haben?

Anhand mehrerer Episoden aus seinem Leben liefert Florian uns die Antworten und erzählt dabei mal mehr und mal weniger ernst oder lustig von seinen Erfahrungen und Problemen. Eine Geschichte, die vor Witz nur so strotzt sollte man trotz der lustigen Buchaufmachung nicht erwarten; dennoch bietet das Buch unterhaltsamen Lesespaß für zwischendurch. Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, in denen jeweils eine Frage beantwortet wird. Gerade das macht es schwierig, es wegzulegen. Denn jedes Mal, wenn man denkt "nur noch dieses Kapitel und dann ist Schluss", sieht man, dass das nächste Kapitel nur zwei Seiten hat und liest weiter. Und weiter. Und weiter :-)

Zeitweise wirkte mir die Jugendsprache zwar etwas zu gewollt und einige Situationen erschienen mir einfach zu abgedreht, als dass sie einem Siebzehnjährigen tatsächlich so passieren könnten, aber das mindert nicht den Lesespaß und macht vielleicht gerade die Komik des Buches aus.

Mein Fazit: Wer nach kurzweiligem Lesevergnügen sucht und gerne einmal sehen will, was alles für seltsame Fragen im Kopf eines siebzehnjährigen Jungen rumschwirren, ist hier genau richtig. Auch für Lesemuffel geeignet!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2010
Melling, Nora

Die Verborgenen / Schattenblüte Bd.1


sehr gut

Einsam streift das traurige Mädchen durch den Wald,
ihr Name ist Luisa, in ihrem Herzen ist es kalt

Seit ihr kleiner Bruder sie verließ ist das Leben ein einziger Schmerz
Ohne sein fröhliches Lachen bricht ihr das Herz

Im Wald sucht sie den Tod, doch stattdessen findet sie
Einen Jungen mit Schattenaugen, solche sah sie noch nie

Er rettet ihr Leben, liebt sie, gibt ihr Halt
Doch der Junge sehnt sich nach Vergessen und wandelt seine Gestalt

Als Wolf streift er durch die Wälder auf der Flucht vor seiner Vergangenheit
Und vergisst so seinen wahren Namen mit der Zeit

Kann Luisas Liebe ihn in der Menschenwelt halten, im jetzt und hier?
Oder verliert sie den Jungen für immer an das innere Tier?

Die Wölfe sind los, und das mitten in Berlin! "Schattenblüte" ist der erste Band der Autorin Nora Melling um die zarte Liebe zwischen Luisa und Thursen, der sich auf der Flucht vor den Schrecken seiner Vergangenheit in einen Wolf verwandelt. Zusammen mit Gleichgesinnten, die einfach nur vergessen wollen, haust er im Berliner Grunewald und lebt in den Tag hinein. Bis er Luisa begegnet, die gerade dabei ist, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Beide sind sofort voneinander fasziniert und es entwickelt sich eine zarte Liebe. So ist es verständlich, dass sie Thursen nicht gleich wieder verlieren will, nachdem sie endlich wieder jemanden gefunden hat, den sie lieben kann. Aber jede Verwandlung macht es Thursen schwerer, wieder zum Menschen zu werden. Bis es irgendwann nicht mehr geht...

Der erste Band führt nicht nur die diversen Charaktere ein, sondern bietet auch eine spannende Geschichte, die Lust auf mehr macht. Und mehr soll man ja glücklicherweise auch bekommen. Wie die Aufmachung des Buches schon andeutet, geht es eher düster und traurig zu. Kein Wunder, denn es geht um ernste Themen. Jeder der Jugendlichen im Grunewald hat etwas Schlimmes erlebt, was ihn in die Wolfsgestalt flüchten lässt. Mobbing, Missbrauch, der Tod von geliebten Menschen. Eine zauberhaft verträumte Geschichte sollte man hier nicht erwarten. Trotzdem geht die Romantik nicht verloren.

Und obwohl Nora Melling einen sehr schönen Schreibstil aufweist, liegt die Besonderheit des Buches für mich woanders. Was dieses Buch von den vielen anderen Jugendbüchern der Romantasy-Sparte unterscheidet, ist der Realitätsbezug. Nora Melling schreibt so wirklich, so lebensecht vor der Kulisse Berlins, dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass es genauso in der Realität passieren könnte. Es wird nicht krampfhaft versucht, eine Erklärung zu liefern für die wirkende Magie, die Thursen in einen Wolf verwandelt und das ist auch gar nicht nötig. Durch dieses Gefühl des Realen hebt sich "Schattenblüte" positiv vom Rest der doch irgendwie immer gleichen Jugend-Liebesgeschichten ab.

Mein Fazit: "Schattenblüte" bildet einen schönen Auftakt zu einer Jugendbuchreihe, die sicherlich auch Erwachsenen gefallen dürfte.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2010
Yancey, Rick

Der Monstrumologe / Monstrumologe Bd.1


ausgezeichnet

New Jerusalem, 1888: Der Waisenjunge Will Henry arbeitet seit dem Tod seiner Eltern bei dem seltsamen Doktor Warthrop als sein Assistent. Offiziell ist er ein Philosoph, doch statt mit Theorien über Gott und die Menschheit beschäftigt sich Warthrop mit ausgewachsenen Monstern. Eines Nachts liefert ein Grabräuber seinen grausigen Fund beim Doktor ab: ein mannsgroßes Monster ohne Kopf hat sich in die Leiche einer jungen Frau verbissen. Warthrop ahnt gleich, dass dieses Exemplar der hochgefährlichen Rasse der Anthropophagen nicht das Einzige sein wird, und so beginnt für Will und seinen Meister eine blutige Jagd...

Ich hoffe stark, dass sich dieses Buch aufgrund der scheinbar niedlichen Gestaltung niemals in die Kinderbuch-Ecke verirrt, denn glaubt mir, die armen Kinder werden Alpträume bekommen! Stephen King gehört zu meinen Lieblingsautoren, daher bin ich Horror und Brutalität in Büchern gewohnt. Und trotzdem habe ich mich bei "Der Monstrumologe" mehr als einmal geekelt und über die Grausamkeiten gestaunt, wenn Würmer aus eiternden Wunden ausbrechen, Menschen bei lebendigem Leib gefressen werden oder Hirn und Blut über sämtliche Wände verteilt ist.

Anfangs tat ich mich etwas schwer mit dem Buch, da die Sätze zeitweise sehr lang und verschachtelt sind und man schon aufmerksam lesen muss, wenn man nichts verpassen will. Ein Beispielsatz: "In einem wirren Knäuel aus wild prügelnden Armen und um sich tretenden Beinen purzelten wir über den Boden, sein schnappendes Maul verfing sich im hinteren Teil meiner Jacke und zerschredderte es, seine linke Pranke schlug nach meinem Gesicht, während ich sein Handgelenk festhielt, mit aller Kraft dagegendrückte und mit meiner freien Hand nach seinen Augen schlug, die jetzt fieberhell brannten, und im Schein des Feuers konnte ich mein eigenes Gesicht darin gespiegelt sehen, das vor Angst verzerrt war."
Zu Beginn der Geschichte ist dies sehr mühsam zu lesen, doch man gewöhnt sich an den Stil. Auch bin ich anfangs mit etwas falschen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich hatte mit dem Auftauchen einer Vielzahl von unterschiedlichen Monstern gerechnet, letztlich geht es in dem Buch aber um die Jagd nach nur einem Monster: den Anthropophagen, kopflosen Monstern, die sich ausschließlich von Menschenfleisch ernähren. Vielleicht las es sich deshalb zu Beginn etwas schleppend, doch sobald die Jagd richtig losgeht, wird es spannend und man klebt an den Seiten.

Trotz der erwähnten Schwächen gebe ich dem Buch gerne die volle Punktzahl, denn es ist einfach etwas ganz Besonderes. Die Geschichte und der Schreibstil sind einzigartig, und die Gestaltung des Buches ist einfach toll, angefangen beim Cover, sowie den kleinen Verzierungen am Seitenrand in Form diverser Messer, Schürhaken und was man sonst noch für die Sezierung eines Monsters benötigt. Außerdem sind immer mal wieder ganzseitige Bilder abgedruckt, und hinten im Buch kann man sogar ein passendes Lesezeichen raustrennen.

Mein Fazit: die ersten 50 Seiten sind gewöhnungsbedürftig, doch danach erwartet euch ungewöhnliche Gruselunterhaltung mit tollen Illustrationen.


P.S: Juhuu, gerade habe ich gesehen, dass dies nur der erste Teil einer Serie ist. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2010
Zach, Bastian;Bauer, Matthias

Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1


sehr gut

Tyrol, 1703: Der Deserteur Johann flieht durch die kalten Tyroler Berge. Schwerverletzt und mit letzter Kraft gelangt er zu einem verschneiten Dorf und sackt bewusstlos zusammen. Die Bauerstochter Elisabeth pflegt ihn gegen den Willen ihres herrischen Vaters gesund. Bald nach seiner Genesung muss Johann jedoch feststellen, dass ihm nicht alle Menschen des Dorfes so freundlich gesonnen sind. Sie begegnen ihm mit Misstrauen und Stillschweigen.
Die Quelle ihrer Angst scheint im Wald zu liegen, dem die Dorfbewohner fernbleiben. Doch wovor fürchten sich die Menschen so, dass sie ihre Häuser mit seltsamen Symbolen versehen haben und im Gebet Gott bitten, sie vor "ihnen" zu schützen? Welches düstere Geheimnis verbergen die Dorfbewohner? Johann versucht, gegen ihren Aberglauben anzukommen, muss aber bald feststellen, dass die Gefahr doch realer ist als gedacht, als die erste Kuh gerissen wird. Als er mit Elisabeth, in der er seine große Liebe gefunden hat, aus dem Dorf fliehen will, überschlagen sich die Ereignisse. "Sie" haben den Wald verlassen...

Schon nach den ersten Seiten war ich in der Geschichte gefangen. Anfangs erinnerte mich die Geschichte um das unheimliche Dorf, in welchem sich die Menschen vor dem Wald fürchten, etwas an den Film "The Village", doch Zach und Bauer haben mit diesem Buch etwas ganz Eigenständiges geschaffen. Beim Lesen baute sich kontinuierlich Spannung auf, die Bedrohung durch sie ist anfangs nicht richtig greifbar, die Szenerie wirkt düster und unheimlich. Die Charaktere waren durchweg interessant gezeichnet, jeder trägt sich mit einer gewissen Schuld, so wie Johann, der im Krieg mehr als einmal den Tod gebracht hat.

Leider verlor sich das unterschwellige Gefühl der Gefahr, als das Mysterium geklärt wird und Johann endlich erfährt, was da genau im Wald haust. Ab da wurde das Buch ziemlich brutal. Trotzdem war die Handlung durchweg spannend. Und ich finde, man merkt, dass beide Autoren bereits zusammen Filme produziert haben. Das ganze Buch besteht aus prägnanten Szenen, die man ohne zu kürzen verfilmen könnte. Die Beschreibungen von Szenerie und Personen fand ich sehr plastisch, ich konnte mir das unheimliche Dorf inmitten der Berge bildlich vorstellen.

Mein Fazit: das Buch bietet gruselig spannende Unterhaltung vom Feinsten. Ich werde Ausschau nach weiteren Werken des Autoren-Duos halten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2010
Bracharz, Kurt

Der zweitbeste Koch


sehr gut

Xaver Ypp, Gourmetkritiker und Journalist für ein Feinschmecker-Magazin, ist nicht gerade begeistert, als er einen pubertierenden Burger- und Pommesliebhaber zum neuen Superkritiker ausbilden soll, weil dieser keinen Geschmack vergisst, den er je kennengelernt hat. Doch der Anweisung vom Chefredakteur kann sich Xaver leider nicht verweigern und führt den Teenie daher in die besten Restaurants der Stadt. Als er dabei auf ein Stückchen Fleisch trifft, dessen Geschmack nicht einmal das Geschmacksgenie erkennt, beginnt der eigenartige Kriminalfall. Xaver nimmt eine Probe zwecks Untersuchung mit, die ihm jedoch kurz darauf gestohlen wird. Was hat ihm die Restaurantküche da bloß auf den Teller getan? Und was hat das alles mit dem Verschwinden des Kochs Wang Li zu tun, dem zweitbesten Koch der Welt?

Was anfangs wie ein kulinarischer Krimi wirkte, schlug irgendwann im Laufe des Buches in etwas anderes um. Plötzlich tauchen mächtige Milliardäre und eine Tierschutzorganisation in der Stadt auf, die dem Verlauf des Buches eine ganz andere Richtung geben als ursprünglich angenommen. Als richtigen Krimi würde ich das Buch allerdings eh nicht bezeichnen. Der eigentliche Inhalt der Geschichte scheint nämlich die chinesische Küche zu sein, in der ja bekanntlich alles gegessen wird, was kreucht und fleucht. So macht der Autor mit dem Leser einen amüsant makaberen Ausflug in die kulinarischen Abartigkeiten fremder Kulturen. Und das passt auch wunderbar zum kuriosen Fall, der doch schließlich mit einem kleinen Stückchen Fleisch startet. Leider war das Rätsel um dieses nicht sonderlich geheimnisvoll, wenn man vorher den kurzen Satz auf der Rückseite des Buchumschlages gelesen hat. So konnte man sich als Leser schon vieles denken. Doch das nahm dem Buch nichts vom Lesevergnügen, denn es unterhält den Leser nicht vordergründig mit dem Kriminalfall.

Das Ende hat mir den Eindruck vom Buch dann doch etwas getrübt. Ich finde es immer sehr schade, wenn ein bis dato gutes Buch durch ein eher schwaches Ende runtergerissen wird. So ging es mir hier leider auch: die Auflösung des Krimifalls hatte letztendlich kaum noch etwas mit dem Fleischstückchen zu tun und es kam mir irgendwie banal vor, zu simpel, das Ganze wirkte konstruiert und erzwungen.

Abgesehen davon bietet das Buch aber gute ungewöhnliche Unterhaltung für Feinschmecker und für Liebhaber unblutiger Spannungsgeschichten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2010
May, Karl; Thannisch, Peter

Winnetou unter Werwölfen


ausgezeichnet

Sei gegrüßt, Bleichgesicht! Du suchst nach Abenteuern im Wilden Westen? Nach unendlicher Freiheit, Bohnen und Speck am Lagerfeuer und dem Heulen der Kojoten in der abendlichen Prärie? Dann bist du hier genau richtig. Aber gibt acht, das ist nicht das einzige, dass du hier finden kannst. Die Rothäute, die die Gebiete besetzen, sind nämlich in Wirklichkeit alles Werwölfe und auch der schönen Squaw, mit der du da liebäugelst, wächst bei Nacht ein dichter Pelz. Oh, und hab ich schon erwähnt, dass viele Cowboys tagsüber in Särgen schlafen? Wie, das glaubst du mir nicht? Dann überzeuge dich doch selbst, mit dem Reisebericht "Winnetou unter Werwölfen" von Karl Mayer und Peter Thannisch.


Es beginnt damit, dass Karl Mayer, der mehr oder minder berühmte Monstertöter und Autor aus Deutschland, damit beauftragt wird, Land zu vermessen, durch das der Unternehmer Bancrott Eisenbahnschienen verlegen will. Dummerweise soll die Bahnstrecke direkt durch das Gebiet der Werwolfs-Apachen führen, die das Eindringen der Weißen nicht kampflos hinnehmen wollen. So kommt es zum Kampf gegen die Apachen und Winnetou und sein Vater Schuschuschuna werden gefangengenommen. Doch Karl Mayer, der von seinen Freunden mittlerweile Old Silverhand genannt wird, erkennt Winnetous edles Gemüt, das dem Deutschen in nichts nachsteht, und befreit die beiden. Doch Winnetou erkennt ihn nicht als seinen Wohltäter und verletzt ihn in Werwolfgestalt lebensgefährlich. So wird Karl Mayer als Gefangener ins Lager der Apachen gebracht, wo er auf seine Hinrichtung am Marterpfahl warten muss. Und der Werwolfskeim wächst bereits in ihm...


Inspiriert durch den Erfolg von "Stolz und Vorurteil und Zombies" schreibt Peter Thannisch die Geschichte Winnetous und Old Shatterhands neu. Und fügt hinzu, was Karl May zu erwähnen vergessen hat. Vampire, Werwölfe, Zombies und Co. machen den Wilden Westen unsicher. Das Resultat ist eine Parodie vom Feinsten. Fans des Originals werden mit diesem Buch sicher auf ihre Kosten kommen, denn der Autor verknüpft Mays Geschichte sehr gekonnt mit den eigenen Ideen. Aber auch Neulinge, die die Geschichten um Winnetou nicht kennen, werden mit diesem Buch ihren Spaß haben, denn Thannisch vermittelt nicht nur die Geschichte um Winnetou, er schreibt auch sehr humorvoll, mit viel Wortwitz und Situationskomik. Also, jeder der Lust auf ein Abenteuer im Wilden Westen hat, verbunden mit der haarigen Gefahr durch Werwölfe etc., der sollte dieses Buch lesen. Hau, Friedelchen hat gesprochen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.