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Benutzername: 
kleinfriedelchen
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2010
Finstere Orte
Flynn, Gillian

Finstere Orte


ausgezeichnet

Libby Day war erst sieben, als ihre Mutter und ihre zwei Schwestern brutal ermordet wurden. Sie selbst konnte entkommen und brachte mit ihrer Aussage ihren fünfzehnjährigen Bruder Ben lebenslänglich ins Gefängnis. Jetzt, 25 Jahre später, lebt sie ohne Ziel in den Tag hinein und denkt immer öfter über Selbstmord nach. Als ihr das Geld auszugehen droht, von dem sie bisher dank großzügiger Spenden von mitfühlenden Menschen gelebt hat, muss sie sich eine neue Einkommensquelle suchen. Wie wunderbar passt ihr da das Angebot des sogenannten „Kill Club“, dessen Mitglieder mysteriöse oder unaufgeklärte Mordfälle untersuchen, quasi als Hobby. Für ein paar Gespräche und Souvenirs aus der Familie soll sie eine ordentliche Stange Geld bekommen.

Doch das Treffen mit den Mitgliedern läuft nicht gut für Libby. Die anderen sind von der Unschuld ihres Bruders überzeugt, man wirft ihr vor, in ihrer Aussage gelogen zu haben, in der sie ihren Bruder als Mörder identifiziert hat. Wie erklärt sie sich die Ungereimtheiten, die am Tatort aufgetaucht sind? Von wem stammt der blutige Fußabdruck, der nicht zu Ben gehört? Und welches Motiv hätte er gehabt? Könnte nicht eher ihr verschuldeter, alkoholsüchtiger Vater der Täter sein? Libby ist alles andere als begeistert, dass man sie als Lügnerin hinstellen will, doch schon bald nach dem Treffen regen sich auch bei ihr Zweifel. Und so beginnt sie, in ihrer Vergangenheit zu forschen und muss feststellen, dass ihr Bruder vielleicht tatsächlich unschuldig im Gefängnis sitzt…

Abwechselnd aus Libbys Sicht, die in der Gegenwart nach Hinweisen forscht, und aus Sicht ihrer Mutter und ihres Bruders, die den Tag vor den Morden schildern, wird die Geschichte erzählt. So ergibt sich nach und nach ein Bild der Umstände, die zu den Morden geführt haben.

Thriller machen immer dann besonders Spaß, wenn man als Leser in die Fußstapfen von Miss Marple oder Columbo treten kann. Wenn man Spekulationen über den Mörder machen und jeden Verdächtigen kritisch beäugen kann. So bietet auch „Finstere Orte“ genug Stoff zum Mitraten. Verdächtige werden eingeführt und entlastet, Beweise aufgedeckt und gesammelt. Das Rätsel um die Morde an Libbys Familie bleibt bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Der Plot ist dabei genauestens durchdacht, jedes kleine Detail wird irgendwann aufgegriffen, so dass keine Ungereimtheiten bleiben.

Mit der Protagonistin Libby als Hauptcharakter ist die Autorin ein großes Risiko eingegangen, ist Libby anfangs doch alles andere als sympathisch und könnte den Leser eher abstoßen. Verlogen, gerissen, habgierig, ein Langfinger. So lernen wir die Einunddreißigjährige kennen. Kein Lebensziel vor Augen. Doch genau diese Mischung lässt sie so normal und realistisch erscheinen. Und trotz ihrer Charakterschwächen wächst Libby einem langsam ans Herz, wobei sie natürlich auch nach und nach eine charakterliche Veränderung durchläuft.

Mein Fazit: „Finstere Orte“ ist ein gelungener, wohldurchdachter und spannender Thriller mit glaubhaften Charakteren und logischem Ende. Klare Leseempfehlung!

6 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2010
Rost
Meyer, Philipp

Rost


ausgezeichnet

Buell, Pennsylvania. Eine ehemalige Hochburg der Stahlindustrie, die den Menschen seit ihrem Untergang nichts mehr zu bieten hat als Massenarbeitslosigkeit, umherfliegenden Rost, der die Wäsche verfärbt und verbitterte Menschen, die sich selbst aufgegeben haben. In dieser Stadt wachsen der junge Isaac und Billy Poe auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Isaac, ein hochintelligenter, doch schmächtiger Zwanzigjähriger, entschließt sich, endlich seinem Zuhause in dem Provinzkaff zu entfliehen. Seit seine Mutter vor fünf Jahren Selbstmord beging und seine ältere Schwester kurz darauf zum Studieren nach Yale ging, war Isaac allein mit seinem mürrischen, an den Rollstuhl gefesselten Vater. Nun will er abhauen, nach Kalifornien, um dort Astrophysik zu studieren und dem verhassten Zuhause zu entfliehen, in dem sein Vater eh nie ein gutes Wort für ihn übrig hat.
Billy, ehemaliger Footballstar an der Schule, hat es versäumt, sich für die Unis zu bewerben, die ihn als begabten Sportler mit Kusshand genommen hätten. So lässt er sich einfach treiben, trinkt Alkohol, haust im Trailer seiner Mutter und seine Arbeit im Eisenwarenladen hat er auch gerade verloren. Als ihn sein Freund da bittet, ihn nach Kalifornien zu begleiten, willigt er ein.

Doch gleich zu Beginn ihrer Reise spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu: bei einem Streit mit Obdachlosen um eine trockene Unterkunft für die Nacht wirft Isaac mit einer schweren Kugel nach einem der Männer und tötet ihn. Bevor sie richtig begreifen, was passiert ist, wird Billy, bereits vorbestraft und für sein gewalttätiges Wesen bekannt, unschuldig verhaftet und kommt ins Gefängnis, wo er auf seinen Prozess warten muss. Isaac dagegen flieht Richtung Süden…

„Rost“ ist die Schilderung vieler Einzelschicksale, die zusammen das Bild einer verfallenen amerikanischen Kleinstadt zeichnen. Isaacs Schwester Lee beispielsweise hat es zwar geschafft, dem tristen Leben in Buell zu entkommen, quält sich jedoch mit Schuldgefühlen, den kleinen Bruder allein mit dem pflegebedürftigen Vater zurückgelassen zu haben. Billys Mutter Grace hadert mit ihrem Leben im Wohntrailer, wollte sie doch schon vor Jahren dieses Nest von einem Ort verlassen. Als unterbezahlte Näherin und vom Exmann ständig ausgenutzt, verliert sie schließlich fast ihren Lebenswillen, als ihr Sohn ins Gefängnis kommt. Kann ihre immer mal wieder aufflackernde intime Beziehung zum Sheriff Billy vielleicht weiterhelfen?

Man kann es schon erahnen, es dominiert der trübsinnige Grundton der Erzählung. Armut, sozialer Abstieg, Kriminalität, Schuld und verpasste Chancen bilden die Themen des Buches.
Die Geschichte verläuft dabei eher langsam und schleppend, gleich dem Leben der Protagonisten. Und doch kann man sich dem Buch nicht entziehen. Der Fokus des Autors liegt hierbei nicht auf einer komplexen Handlung und rasanten Geschehnissen, sondern auf den unterschiedlichen Charakteren. Die sind einzigartig, sehr ehrlich und glaubwürdig geschildert. Sie werden nicht idealisiert, sondern mit all ihren Fehlern dargestellt, ihre Handlungen sind jederzeit nachvollziehbar.
Einzig die Schreibweise mag für manche anfangs gewöhnungsbedürftig sein, da gerade das erste Kapitel aus Isaacs Sicht geschildert wird, der sich durch sprunghafte, beinahe wirr anmutende Gedanken auszeichnet. Hat man das erste Kapitel allerdings hinter sich gebracht, wird man das Buch nicht mehr weglegen wollen.

Der Autor, Philipp Meyer, wird mit so bekannten Autoren wie Hemingway, Steinbeck und Salinger in einer Reihe genannt und kann diesem Vergleich meiner Meinung nach durchaus standhalten. Kritisch und desillusionierend beschreibt er das Schicksal vieler amerikanischer Städte und der darin lebenden Menschen. Ein sozialkritischer Roman über die andere, dunkle Seite von Amerika, jenseits des American Dream.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2010
Vatermord und andere Familienvergnügen
Toltz, Steve

Vatermord und andere Familienvergnügen


ausgezeichnet

Wow, wie soll man dieses 800 Seiten starke Buch bloß hinreichend beschreiben? Hätte ich nur ein Wort zur Verfügung, würde ich sagen: Familiengeschichte. Aber das würde es nicht annähernd treffen. Denn es ist so viel mehr als bloß die absolut verrückte, faszinierende, wahnwitzige Geschichte der Familie Dean.

Es beginnt damit, dass der junge Jasper im Gefängnis sitzt und ein Buch schreibt. Über sich, über seinen von allen Australiern gehassten Vater Martin, seinen Onkel Terry, der wie ein Volksheld verehrt wird und wie es alles dazu gekommen ist. Dabei startet er quasi beim Urschleim. Er erzählt, wie sich seine Großeltern kennengelernt haben, wie sein Vater als Kind jahrelang im Koma lag, und wie die Brüder aufgewachsen sind, dabei so verschieden wie Tag und Nacht. Während sein Bruder der Goldjunge der Familie ist, sportlich, gutaussehend, von sonnigem Gemüt, wird Martin immer als seltsamer gebrechlicher Außenseiter gesehen, der seine Nase zu viel in Bücher steckt, ein Denker, der die Menschen um ihn herum in ihrer Banalität verachtet. Um seinen großen Bruder vor den Angriffen der stärkeren Schüler zu bewahren, schließt sich Terry einer brutalen Schlägerbande an und rutscht so langsam aber sicher in die Kriminalität ab, nicht ahnend, dass ihn das zum gefeierten Volkshelden machen wird. Marty dagegen plant, die Menschen seiner Stadt zu besseren Wesen zu machen und errichtet eine Vorschlagsbox, die die kreativen Ideen der Leute sammeln soll. Doch alle seine Pläne gehen nach hinten los und führen zum tragischen Ableben seiner ganzen Familie.

Jetzt erst lernen wir Jaspers Geschichte kennen. Er wird von seinem menschenscheuen Vater zuhause unterrichtet, lernt schon als kleines Kind Schopenhauer und Nietzsche kennen. Als Jugendlicher versucht er, sich von seinem Vater zu distanzieren, wird aber immer wieder in sein verdrehtes Leben hineingezogen. Er geht nun doch zur Schule, hat (fast) einen Freund, den er jedoch schon bald verliert, findet eine wunderschöne, leidenschaftliche Freundin, die er aufgrund ihrer Haarfarbe das Flammende Inferno nennt und die ihre Tränen in einem Glas sammelt und bricht schließlich die Schule ab, da er dort eh nichts für sein Leben lernt. Als sein Vater in seinen Depressionen zu versinken droht und in die psychiatrische Klinik eingewiesen wird, entwirft Jasper einen kuriosen Plan, um seinem Vater wieder zu geistiger Gesundheit zu verhelfen…

Klingt das alles langweilig oder banal? Nach einer simplen Familiengeschichte? Dann lies das Buch und lass dich vom Gegenteil überzeugen! Diese Geschichte strahlt eine seltsame Faszination aus, dass man zeitweilig nur ungläubig den Kopf schütteln kann, was den Deans so alles passiert, zeitweise in Lachen ausbricht oder einen dicken Kloß im Hals verspürt. Und auch wenn Menschen sterben oder andere tragische Ereignisse über die Deans hereinbrechen, schreibt Steve Toltz so humorvoll und locker, dass man gar nicht lange trauern kann. Trotz seiner Länge ist das Buch nie langatmig und die Charaktere sind so ungewöhnlich wie durchgeknallt. Die Deans philosophieren, sie kritisieren, sie suchen nach dem Sinn des Lebens und verändern durch ihre bloße Existenz ganz Australien. Die Handlung ist so vielschichtig, so komplex, so umfangreich, dass ein anderer Autor wohl drei Bücher daraus hätte basteln können.

Ein umwerfendes, brillantes, tragikomisches Debüt des gebürtigen Australiers Steve Toltz. Mein Lesehighlight 2010!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2010
Die geheime Sammlung
Shulman, Polly

Die geheime Sammlung


sehr gut

Elizabeths Leben gleicht einem traurigen Märchen. Ihre Mutter starb, als sie noch ein Kind war, die neue Frau ihres Vaters behandelt sie wie ein Dienstmädchen und ihre älteren Stiefschwestern schikanieren sie. Geld für ihre Hobbys bleibt auch nicht, denn schließlich hat die Bezahlung des Studiums der Stiefschwestern Vorrang, und an ihrer neuen Schule findet sie keine Freunde. Als ihr Lehrer Mr. Mauskopf sie da nach einem gelungenen Aufsatz über die Gebrüder Grimm für einen Job im Repositorium der Verleihbaren Schätze vorschlägt, sieht sie endlich wieder Hoffnung. Ein Job bedeutet Geld, weniger Zeit zuhause und vielleicht auch neue Freunde.

Das Repositorium stellt sich als ein seltsam faszinierender Ort heraus. Dort kann man alles ausleihen, was das Herz begehrt: Porzellangeschirr, Musikinstrumente, aber auch so außergewöhnliche Sachen wie die Perücke Marie Antoinettes. Und bereits der Einstellungstest ist alles andere als gewöhnlich: Elizabeth soll diverse Knöpfe ordnen; wie, bleibt ihr überlassen. Sie besteht den Test und freundet sich schließlich mit der schönen Anjali und dem Schulschwarm Marc an. Einzig mit dem mürrischen Aaron kommt Elizabeth nicht so recht klar. Die Arbeit im Repositorium ist faszinierend, aber manchmal auch etwas verwirrend. Was meint beispielsweise der Mann damit, der sich Schuhe ausleihen will, dass sie nicht funktionieren, obwohl der doch einwandfrei mit ihnen laufen kann? Und was verbirgt sich eigentlich hinter dem Grimm-Sammelsurium, einer Sondersammlung, von der ihre Kollegen so oft hinter vorgehaltener Hand reden? Lagern dort tatsächlich magische Gegenstände aus den Grimm-Märchen?

Doch bald schon geschehen merkwürdige Dinge im Repositorium. Gegenstände aus dem Grimm-Sammelsurium werden gestohlen und Mitarbeiter verschwinden spurlos. Marc und Anjali benehmen sich seitdem sehr seltsam. Steckt etwa einer ihrer neuen Freunde hinter den Diebstählen?

Polly Shulman hat mit „Die geheime Sammlung“ ein schönes modernes Märchen geschaffen, das sämtliche nötige Zutaten enthält: Magie, Freundschaft, Liebe, Abenteuer. Dabei beschränkt sich der anvisierte Leserkreis sicher nicht nur auf eine jugendliche Altersgruppe. Auch Erwachsene werden von diesem Buch verzaubert sein.

Leider nahm die Geschichte gegen Ende hin etwas ab. Alles wirkte etwas gehetzt. Da wird von einem Ort zum anderen gesprungen, die Handlungen überschlagen sich und letztlich werden die Konflikte doch sehr schnell gelöst. Da hätte ich mir noch mehr Tiefgang erhofft, eine etwas detailliertere Ausarbeitung der einzelnen Ideen. Beispielsweise blieb die Familiengeschichte um Elizabeth ziemlich auf der Strecke. Ich hätte mir mehr Interaktion mit der (bösen) Stiefmutter und ihren Stiefschwestern gewünscht. Oder wozu stellt man einen so seltsamen Ort wie den Garten der vier Jahreszeiten vor, nur um ihn kaum in der Geschichte auftauchen zu lassen? Und was hat es mit der mysteriösen Bettlerin auf sich? All diese offenen Punkte haben mich etwas unbefriedigt gelassen. Aber vielleicht plant die Autorin ja eine Fortsetzung?

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte empfehle ich das Buch auf jeden Fall gerne weiter. Allein schon des Covers wegen lohnt sich die Anschaffung, obwohl man bekanntlich ein Buch nie nach dem Einband beurteilen soll. In diesem Fall spiegelt das Cover aber die schöne Geschichte im Inneren wieder. Eine klare Leseempfehlung von mir!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2010
Salvador und der Club der unerhörten Wünsche
Torres Blandina, Alberto

Salvador und der Club der unerhörten Wünsche


ausgezeichnet

Gehören sie auch zu den Menschen, die sich gerne mit einem Buch oder einer Zeitschrift Luft zufächeln, wenn es warm ist? Nun, dann sollten sie das in dem Flughafengebäude lieber lassen. Man könnte das… falsch interpretieren, wenn sie verstehen was ich meine. Das Wedeln mit dem Buch ist nämlich nichts anderes als eine Aufforderung zum Sex auf der Toilette, hi hi. Sie glauben mir nicht? Ich könnte ihnen auch vom Club der unerhörten Wünsche erzählen, wenn ihnen das lieber ist. Dieser Club erfüllt ihnen für einen saftigen Monatsbeitrag jegliche Wünsche. Aber vielleicht ist das doch nur ein Gerücht…

Solche kuriosen Geschichten erzählt Salvador den wartenden Flugpassagieren. Salvador, seines Zeichens Reinigungskraft und seit dreißig Jahren im Flughafen beschäftigt, hat schon alles Mögliche gesehen und gehört. Er kann einem Passagier quasi an der Nase ansehen, woher er kommt und wohin er fliegen wird. Um sich den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Wartenden zu unterhalten oder notfalls zu trösten, falls der/die Liebste nicht kommt, erzählt er ihnen von seinen Erfahrungen, wann immer er einen einsamen Passagier findet.

„Ich mag Geschichten über ganz normale Leute. Gespenster, Außerirdische und so finde ich langweilig“, sagt Salvador über sich selbst. Und damit beschreibt er auch, worum es in diesem Buch geht. Um ganz normale Leute und ihre seltsam faszinierenden Geschichten. Da wäre die Liebesgeschichte von Rosalia und Roberto, die an imaginären Partnern scheitert, oder Domingo, der beim Warten auf seinen Flug von einem mysteriösen Mann in den Club der unerhörten Wünsche eingeladen wird. Als Begrüßungsgeschenk wartet eine schöne Frau auf ihn. Oder welches Geheimnis hütet der Professor, der sich ängstlich auf der Toilette eingeschlossen hat und befürchtet, zu sterben, sobald er rauskommt?

Diese und weitere Geschichten, die anfangs einfach wirken und immer unglaublicher klingen, je mehr er im Verlauf des Buches davon erzählt, schildert Salvador mit klugem Blick für die Phänomene des Alltags der Menschen: Liebe, verborgene Sehnsüchte, der Wunsch nach Rache, der Glaube an eine perfekte Gesellschaft. Er erzählt dabei so liebevoll und zauberhaft, dass es mir genauso ging wie den Passagieren, die kurz vor Schluss der Geschichte zu ihrem Gate müssen: man fleht darum, dass er die Geschichte fortsetzt. Und so habe ich dieses Buch in einem Rutsch ausgelesen.

Der Schilderungen in der ersten Person machen die Geschichte für mich zu etwas Besonderem. Durch Salvadors Augen nehmen wir seine Umgebung wahr. Und auch die Aufteilung der Kapitel fand ich sehr gelungen. Man erfährt immer nur stückchenweise, wie die Geschichten weitergehen und bleibt so gebannt an dem Buch hängen.

Mein Fazit: Blandina hat mit „Salvador und der Club der unerhörten Wünsche“ ein wunderschönes, faszinierendes Buch über das Leben geschaffen. Kaufen und Lesen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2010
Flutland / Bd.1
Diamand, Emily

Flutland / Bd.1


sehr gut

Lilly Melkun ist gerade mal dreizehn Jahre alt, als ihre Großmutter von Piraten getötet wird, die ihr kleines Fischerdorf überfallen. Die Piraten waren auf der Suche nach einem besonderen Juwel; als sie ihn nicht fanden, entführten sie kurzerhand die Tochter des Premierministers. Da das Dorf für diese Entführung verantwortlich gemacht werden soll und alle Männer eingesperrt oder zum Kampf gegen die Piraten gezwungen werden, sieht Lilly keine andere Möglichkeit, ihre Freunde zu retten: sie muss das Juwel selbst finden, um die Tochter des Premierministers freizukaufen. So beginnt ihr großes Abenteuer, bei dem sie von ihrer treuen Schiffskatze begleitet wird, die sie sicher durch die gefährlichen Gewässer lotst. Im überschwemmten London trifft sie auf Zeph, den Sohn des Piratenboss‘, und freundet sich mit ihm an. Kann sie über ihn an die Tochter des Ministers herankommen? Und was hat es mit dem mysteriösen Juwel auf sich, aus dem ein Kopf auftaucht, der mit Lilly sprechen kann? Handelt es sich etwa um einen sogenannten Computer, die alle bei der großen Flut vor vielen Jahren zerstört wurden?

Es wird ziemlich schnell klar: wir befinden uns in einer anderen Zeit. 2216 nämlich. Die Erderwärmung hat zur Überschwemmung Englands geführt; nur noch wenige trockene Landstreifen existieren. Piraten beherrschen die See und überfallen ständig die kleinen Dörfer. Ein modernes Leben gibt es nur noch in Schottland, wo man versucht, die wenigen übrig gebliebenen Computer zu finden, um so zu erfahren, was in der Vergangenheit passiert ist.

Zwar mag ich für dieses Kinder- und Jugendbuch mit Mitte Zwanzig schon etwas zu alt sein, trotzdem fand ich das Buch sehr schön und es hat mich in seinen Bann gezogen. Lillys Abenteuer wird mitreißend geschildert, die konflikthaft Freundschaft zu Zeph ist gefühlvoll und überzeugend dargestellt. Das Buch selbst sieht ebenfalls sehr schön aus und glänzt in Blau und Gold. Nur das Ende hat mich etwas unbefriedigt gelassen, da so gut wie keine Fragen beantwortet wurden und alle Handlungsstränge offen waren. Das hat so lange an mir genagt, bis ich bei Amazon entdeckt habe, dass dies erst er Anfang einer Buchreihe ist! Der nächste Teil erscheint August 2010 auf Englisch und dann hoffentlich auch in Deutsch. Demnach entschuldige ich das offene Ende und freue mich sehr auf die Fortsetzung.

Mein Fazit: Flutland ist ein faszinierend schönes Kinder- und Jugendbuch über gefährliche Abenteuer, Piraten und Freundschaft.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.