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Benutzername: 
kleinfriedelchen
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2011
Wie du ihr
Beckett, Bernard

Wie du ihr


sehr gut

"Gestern Abend habe ich den Arzt gesehen und wusste sofort, was ich tun musste. Ich habe keine Wahl. Ich werde ihn töten. Ich habe ihn nur kurz auf der Station gesehen. Er hat so getan, als wäre er ein ganz normaler Arzt. Als könnten die Risse, die beim Erdbeben entstanden sind, seine Vergangenheit verschlucken."

Als Marko mit seinen Mitschülern im Rahmen eines Outdoorkurses zur Expedition durch die Bergwelt Neuseelands aufbricht, ahnt er nicht, dass er schon zwei Tage später um Leben und Tod kämpfen muss. Von Anfang an gibt es Stress in Markos Gruppe: die beliebte Rebecca wurde in die Außenseiter-Gruppe abgeschoben und lässt ihren Frust an den anderen aus und der manipulative Jonathan versucht alles, um allen den Ausflug zu versauen. Trotzdem entwickeln sie sich nach und nach zu einer echten Gruppe und arbeiten zusammen, bis plötzlich ein Erdbeben ganze Landstriche zerstört und den Ausnahmezustand hervorruft. In dieser chaotischen Situation geschieht das Unfassbare: einer von Markos Begleitern wird ermordet und die Übriggebliebenen müssen fliehen...
Tage später wacht Marko in einer Psychiatrie auf, desorientiert und benebelt von Tabletten - und erkennt dort einen der Mörder wieder. Heimlich setzt er seine Medikamente ab, mit denen man ihn ruhig stellen will und plant seine Rache. Doch wird er es schaffen, dem Schuldigen die gerechte Strafe zu verpassen, bevor dieser ihn selbst als Mitwisser beseitigt?

Achtung, ich warne euch gleich vor: wer von euch anfängt, dieses Buch zu lesen, will es in einem Rutsch durchlesen, also sorgt dafür, dass ihr genug Zeit habt. :-) "Wie du ihr" ist die Geschichte eines Rachefeldzugs und liest sich wie ein guter Film.
Marko schreibt während seines Psychiatrieaufenthalts heimlich seine Geschichte auf und erzählt so, was genau bei dem Ausflug passiert ist, damit es noch irgendeinen Beweis gibt, falls ihn der Mörder zur Strecke bringt, bevor er selbst ihn erwischt. Der ständige Wechsel von Gegenwart in der Psychiatrie und Vergangenheit im Gebirge wirkt temporeich und steigert die Spannung von Seite zu Seite.

Die Charaktere wirken dabei zwar recht einfach und stereotyp gestrickt, aber ihr Handeln erschien mir trotzdem irgendwie so echt, so real, als könnten diese Schüler tatsächlich mit mir zur Schule gegangen sein und ich konnte mich sehr gut in ihre Gefühle hineindenken.
Besonders Marko fand ich sehr authentisch. Er ist der stille Außenseiter, der nie so recht auffällt. Da er den Mord nicht verhindert hat, obwohl er in der Nähe war, quälen ihn Schuldgefühle und er hält sich für einen Feigling. Um seine Schuld wiedergutzumachen, sieht er es nun als seine Aufgabe, den Mord zu rächen, selbst wenn er dafür ins Gefängnis muss. Doch wie wird er damit klarkommen, selbst zum Mörder zu werden?

So gut mir die Geschichte gefallen hat, habe ich doch einen kleinen Kritikpunkt. Und zwar fand ich die Situation, die zu dem Mord geführt hat, etwas an den Haaren herbeigezogen. Zwar kann ein Erdbeben schon den Ausnahmezustand hervorrufen, in dem Menschen panisch reagieren und nur noch an ihr eigenes Wohl denken. Aber seit dem Erdbeben sind gerade mal ein paar Stunden vergangen, und schon ziehen die ersten plündernd und mordend durch die Gegend, als gäbe es keine Gesetze mehr? Besondern im Gebirge, wo es eh nichts zu holen gibt? Das fand ich ziemlich unglaubwürdig.
Vielleicht ist das aber der geringen Seitenzahl zu schulden, denn viel Zeit blieb dem Autor nicht, um die Situation zu entwickeln. Gerade dass er sich aber nicht lange mit der Beschreibung von Nebensächlichkeiten aufgehalten hat, gefiel mir gut und so habe ich das Buch gefesselt weitergelesen, weil die Geschichte einfach so spannend erzählt wird.

Das Buch hat mir bewiesen, wieso Beckett zu den bekanntesten Jugendbuch-Autoren in Neuseeland gehört. Ohne sich groß um einen bemerkenswerten Schreibstil zu bemühen und auf nur wenigen Seiten hat er einen fesselnden, temporeichen Jugendthriller geschaffen, der einen so schn

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2011
Ich wünschte, ich könnte dich hassen
Christopher, Lucy

Ich wünschte, ich könnte dich hassen


ausgezeichnet

In "Ich wünschte, ich könnte dich hassen" schreibt Gemma rückblickend die Geschichte ihrer Entführung auf. Wie sie von Ty, dem jungen Mann mit den schönen, durchdringend blauen Augen betäubt und vom Flughafen entführt wird und wie er sie in die Wüste Australiens verschleppt. Schon der erste Fluchtversuch zeigt ihr, wie sinnlos der Gedanke an ein Entkommen ist: rings um das kleine Holzhäuschen, in dem Ty sich mit ihr versteckt, gibt es kilometerweit nur Staub, Geröll und vertrocknete Pflanzen, eine unendlich erscheinende Wüstenebene. Ihre anfänglichen Sorgen, er wolle ihr etwas antun, verschwinden nie so ganz, selbst als Ty ihr immer wieder versichert, dass er ihr nichts tun wird. Denn wieso hält er sie dann in der Wüste fest? In der Einsamkeit des Outbacks bleibt Gemma nichts anderes übrig, als sich mit ihrem Entführer zu arrangieren und sie muss feststellen, dass sich nach und nach noch andere Gefühle außer Angst und Hass für Ty in ihr Bewusstsein schleichen. Dabei müsste sie ihn doch eigentlich hassen...

Stockholm-Syndrom nennt man es, wenn ein Opfer mit der Zeit positive Gefühle für seinen Entführer entwickelt. Um so einen Fall scheint es sich auf den ersten Blick bei Gemma zu handeln. Denn natürlich weiß sie, dass das, was Ty mit ihr gemacht hat, falsch war, trotzdem kann sie ihn nicht hassen, denn nach und nach lernt sie den Menschen hinter der Fassade des Entführers und seine traurige Geschichte kennen:

"Bis zu dem Moment warst du für mich einfach nur der Entführer. Du hattest keinen Grund für das, was du machtest. Du warst dumm, böse und geisteskrank, fertig. Doch als du zu reden begannst, fingst du an, dich zu verändern."

Ty hat sich bewusst für das abgeschiedene Leben in der australischen Wüste entschieden, nachdem ihn erst seine Mutter und dann auch sein Vater im Stich gelassen haben. Seit frühester Kindheit versorgt er sich selbst und die Wüste ist sein Zuhause. Dieses neue Heim will er auch Gemma näherbringen und mit der Zeit lässt er sie immer mehr an ihrem alten Leben zweifeln. War sie wirklich so glücklich in London, wie sie es Ty weismachen will?

Für ein Jugendbuch ist die Geschichte wirklich "harter Stoff" und aufgrund der Thematik würde ich dieses Buch erst ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen, denn besonders am Anfang drehen sich Gemmas Gedanken immer wieder um ihre Ängste, von Ty vergewaltigt, gefoltert oder ermordet zu werden, auch wenn er ihr ständig versichert, ihr nichts antun zu wollen. Trotz der erwachsenen Thematik ist das Buch jugendgerecht verpackt, sexuelle Übergriffe oder Gewaltakte finden hier nicht statt. Trotzdem geht einem das Buch an die Nieren, denn die Geschichte ist sehr eindringlich und verstörend geschrieben, Gemmas Reaktionen und Gefühle erschienen mir absolut verständlich und nachvollziehbar. Wieviel von ihren Gefühlen letztlich der Extremsituation geschuldet sind und was echt ist, bleibt offen. Und gerade das gibt der Beziehung der beiden eine noch melancholischere Note.

Genau wie Gemma war auch ich beim Lesen hinsichtlich meiner Gefühle für Ty hin- und hergerissen. Einerseits ist es absolut falsch, dass er sie gegen ihren Willen festhält, andererseits entwickelt man als Leser Sympathie für diesen jungen Mann, der für sich und Gemma einfach den falschen Weg gewählt hat. Unter anderen Umständen wären sie vielleicht ein glückliches Liebespaar geworden, doch Ty entschied sich stattdessen für die Entführung. Über seine Motive möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten, denn natürlich ist das das große Geheimnis, dem Gemma nach und nach auf die Schliche kommt.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und wirkt gerade deshalb absolut authentisch und hautnah, als wäre ich live dabei, wie Gemma der rote Staub der Wüste auf den Lippen kratzt und der heiße Wind über ihre Haut weht.
Die Autorin schreckt nicht davor zurück, ein für Jugendb

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2010
Mr. Monster / John Cleaver Bd.2
Wells, Dan

Mr. Monster / John Cleaver Bd.2


sehr gut

Mein Name ist John Cleaver. Ich bin sechzehn Jahre alt. Ich mag Lesen, Kochen und ein Mädchen namens Brooke. Ich möchte das Richtige tun. Ich möchte ein guter Mensch sein. Doch das ist nur die eine Hälfte von mir. Mein Name ist Mr. Monster. Ich weise alle Eigenschaften eines Serienkillers auf. Ich fantasiere über Feuer, Gewalt und Tod. Ich habe einen Dämon besiegt. Aber es gibt viele Dämonen da draußen. Und jeden Tag verspüre ich den Drang, erneut zu töten.

John ist zurück und kämpft im zweiten Teil der Serienkiller-Trilogie erneut gegen sein böses Ich, das er selbst "Mr. Monster" nennt. Seit er vor fünf Monaten den Dämon vernichtet hat, der in Clayton County mehrere Männer getötet hatte, ist es jedoch nur noch schwieriger für ihn geworden. Denn "Mr. Monster" hat Blut geleckt. Als da erneut die Leichen mehrerer junger Frauen in seiner Gegend gefunden werden, sieht John seine Chance gekommen: er nimmt die Jagd nach dem Mörder auf.

Doch John hat diesmal nicht nur mit Problemen der übernatürlichen Art zu kämpfen, sondern auch mit den ganz normalen Schwierigkeiten eines Teenagers. Denn die schöne Nachbarstochter Brooke scheint John wirklich zu mögen und stellt ihn so vor ein Problem; denn um seine eigenen Regeln nicht zu verletzen, muss er sich von ihr fernhalten...

Der erste Teil hatte mich sehr begeistert, da die Mischung einfach einzigartig war. Ein Junge, der sich zum Brandstiften und Töten hingezogen fühlt, der alles über Serienkiller und ihre grausamen Taten weiß und durch strenge Regeln versucht, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Dazu ein spannender Kriminalfall mit einem nicht ganz menschlichen Täter. Gerade diese Andersartigkeit hat mir echt gut gefallen.

Mr. Monster gibt uns nun nochmals genau dasselbe. Und das ist leider der Knackpunkt: was im ersten Teil neu und überraschend war, ist diesmal ein altbekanntes Muster und übt nicht mehr ganz so eine Faszination auf mich aus. John kämpft wieder gegen seinen inneren Dämonen und gegen einen weiteren Serienkiller, der die Stadt traumatisiert. Die Unterschiede in den Büchern liegen eigentlich nur in den Mordfällen.

Langweilig war mir trotzdem nicht, auch wenn sich vieles wiederholt hat, wie beispielsweise die Beschreibungen über die Einbalsamierung einer Leiche (Johns Mutter ist Leichenbestatterin, für alle, die sich wundern). Gerade im letzten Drittel des Buches wird es wieder richtig spannend, denn da kommt es zum großen Showdown.
Ich werde es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch den dritten Band, "Ich will dich nicht töten", zu lesen und hoffe, dass dieser Band mich wieder etwas mehr überraschen kann als sein Vorgänger.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.12.2010
Wildes Herz / Éanna Bd.1
Harper, Leonie Br.

Wildes Herz / Éanna Bd.1


ausgezeichnet

"Es waren immer die Kartoffeln, um die sich Geisterwesen wie der Graue Mann mit anderen Fairies stritten. Sie wollten den Iren die Erdfrucht rauben und sie dadurch ins Elend stürzen. Dabei waren die Kartoffeln für die bitterarme Landbevölkerung Irlands das Einzige, was sie vor dem Verhungern bewahrte."

Wer von uns verschwendet heute schon einen zweiten Gedanken an etwas so Banales wie eine Kartoffel? Für die Iren im 19. Jahrhundert war sie jedoch das einzige Nahrungsmittel, das sie am Leben erhielt.

Als im Jahr 1845 die Kartoffelernte verfault, bricht eine nie gekannte Hungersnot aus. Auch die junge Éanna und ihre Familie, einfache Bauern, leiden darunter und nach nur wenigen Monaten bleibt Éanna ganz allein zurück. So versucht sie, den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen und ihre Verwandten in Dublin zu suchen, die das arme Mädchen vielleicht bei sich aufnehmen könnten. Und zieht von Dorf zu Dorf, ohne auch nur eine einzige Münze in ihrer Tasche, ohne zu wissen, ob sie im nächsten Ort etwas zu essen kriegt, ohne zu wissen, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch am Leben ist.

Auf ihrer Reise trifft sie auf den Dieb Brendan Flynn. Zusammen fällt ihnen das Überleben leichter. Doch beide wissen, dass es in Irland keine Hoffnung mehr für sie gibt. Sollen auch sie sich dem Schicksal vieler anderer Iren anschließen und nach Amerika flüchten?

"Éanna - Wildes Herz" ist der gelungene erste Teil einer mehrbändigen Reihe. Éannas trauriges Schicksal hat mich sofort mitgerissen und ich wollte das Buch gar nicht mehr wegpacken. Die Geschichte um ihre Reise quer durch Irland, den Kampf gegen den quälenden Hunger und die Soldaten Englands, die die irischen Katholiken grausam ausbeuten, ist so mitreißend, aber mit einfachen Worten erzählt, dass sie mich einfach nicht mehr losgelassen hat.

Obwohl die Zeiten hart sind, jeden Tag Tote am Straßenrand liegen und jeder nur an das eigene Überleben denkt, trifft Éanna immer wieder auf Leute, die ihr zeigen, dass das Gute im Menschen noch existiert und ihr die Hoffnung zurückgeben. Da wäre beispielsweise der undurchschaubare Patrick O'Brien, ein wohlsituierter junger Mann, der Éanna aus unerfindlichen Gründen immer wieder unterstützt, sich gleichzeitig jedoch über sie lustig zu machen scheint. Oder ihre Freundin Emily, die sie bei den harten Arbeiten im Steinbruch kennengelernt hat. Und auch zwischen Éanna und Brendan entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die der Geschichte zusätzlichen Reiz verleiht.

Für ein Jugendbuch ist dabei der Grad an geschichtlichen Details genau richtig; man bekommt einen guten Einblick in die Situation der Iren im 19. Jahrhundert, wird aber nicht wie in einem Geschichtsbuch mit Fakten erschlagen. Viel eher macht das Buch neugierig auf die Geschichte Irlands und regt in bestem Fall dazu an, selbst weiterzuforschen. Der Schreibstil unterstützt dabei den leicht verständlichen Eindruck und passt hervorragend zu einem Jugendbuch. Die Sprache ist einfach und flüssig gehalten, lediglich die im Buch auftauchenden reichen, gebildeten Leute drücken sich etwas geschwollen aus.

Mein Fazit: Éanna - Wildes Herz ist ein großartiges Jugendbuch über ein junges Mädchen, dass der Hungersnot und dem Verlust ihrer Familie mutig trotzt. Ein Buch, bei dem man sogar noch etwas über Geschichte lernen kann. Einfach toll!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2010
FAQ - Keine Show ist härter als das Leben
Bielenstein, Daniel

FAQ - Keine Show ist härter als das Leben


sehr gut

Du hast einen lesemuffligen pubertären Jungen in deinem Bekanntenkreis, der sich für Bücher so gar nicht erwärmen kann, dem du aber trotzdem gerne mal ein Buch schenken würdest? Oder du hast genug von den ewig gleich anmutenden Jugendromanen, die scheinbar alle aus der Sicht eines verliebt schmachtenden Mädchens geschrieben sind? Dann habe ich hier vielleicht genau das Richtige für dich: "FAQ - Keine Show ist härter als das Leben".

Worum es geht, verrät euch der Protagonist des Buches, Florian, am besten selbst:

"Mein Name ist Florian Krauss und ich bin siebzehn Jahre alt. Ich bin der Autor dieses Buches, und weil ich glaube, dass es anders geworden ist als all die Sachen, die ihr sonst lest, wollte ich noch ein paar Worte dazu sagen:

FAQ enthält die 49 wichtigsten Fragen im Leben eines Teenagers – naja, um genau zu sein, eines männlichen Teenagers. Aber vielleicht lesen ja auch ein paar Mädchen dieses Buch und stellen fest, dass sie genau dieselben Fragen haben. Nur dass sie vielleicht manchmal eine andere Antwort geben würden.“

Florian beantwortet uns in diesem Buch die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Darf man per SMS Schluss machen? Ist jung sterben cool? Was trifft härter - Worte oder Fäuste? Muss der eigene Vater eine coole Sau sein? Und können auch Jungs zu wenig zum Anziehen haben?

Anhand mehrerer Episoden aus seinem Leben liefert Florian uns die Antworten und erzählt dabei mal mehr und mal weniger ernst oder lustig von seinen Erfahrungen und Problemen. Eine Geschichte, die vor Witz nur so strotzt sollte man trotz der lustigen Buchaufmachung nicht erwarten; dennoch bietet das Buch unterhaltsamen Lesespaß für zwischendurch. Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, in denen jeweils eine Frage beantwortet wird. Gerade das macht es schwierig, es wegzulegen. Denn jedes Mal, wenn man denkt "nur noch dieses Kapitel und dann ist Schluss", sieht man, dass das nächste Kapitel nur zwei Seiten hat und liest weiter. Und weiter. Und weiter :-)

Zeitweise wirkte mir die Jugendsprache zwar etwas zu gewollt und einige Situationen erschienen mir einfach zu abgedreht, als dass sie einem Siebzehnjährigen tatsächlich so passieren könnten, aber das mindert nicht den Lesespaß und macht vielleicht gerade die Komik des Buches aus.

Mein Fazit: Wer nach kurzweiligem Lesevergnügen sucht und gerne einmal sehen will, was alles für seltsame Fragen im Kopf eines siebzehnjährigen Jungen rumschwirren, ist hier genau richtig. Auch für Lesemuffel geeignet!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2010
Die Verborgenen / Schattenblüte Bd.1
Melling, Nora

Die Verborgenen / Schattenblüte Bd.1


sehr gut

Einsam streift das traurige Mädchen durch den Wald,
ihr Name ist Luisa, in ihrem Herzen ist es kalt

Seit ihr kleiner Bruder sie verließ ist das Leben ein einziger Schmerz
Ohne sein fröhliches Lachen bricht ihr das Herz

Im Wald sucht sie den Tod, doch stattdessen findet sie
Einen Jungen mit Schattenaugen, solche sah sie noch nie

Er rettet ihr Leben, liebt sie, gibt ihr Halt
Doch der Junge sehnt sich nach Vergessen und wandelt seine Gestalt

Als Wolf streift er durch die Wälder auf der Flucht vor seiner Vergangenheit
Und vergisst so seinen wahren Namen mit der Zeit

Kann Luisas Liebe ihn in der Menschenwelt halten, im jetzt und hier?
Oder verliert sie den Jungen für immer an das innere Tier?

Die Wölfe sind los, und das mitten in Berlin! "Schattenblüte" ist der erste Band der Autorin Nora Melling um die zarte Liebe zwischen Luisa und Thursen, der sich auf der Flucht vor den Schrecken seiner Vergangenheit in einen Wolf verwandelt. Zusammen mit Gleichgesinnten, die einfach nur vergessen wollen, haust er im Berliner Grunewald und lebt in den Tag hinein. Bis er Luisa begegnet, die gerade dabei ist, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Beide sind sofort voneinander fasziniert und es entwickelt sich eine zarte Liebe. So ist es verständlich, dass sie Thursen nicht gleich wieder verlieren will, nachdem sie endlich wieder jemanden gefunden hat, den sie lieben kann. Aber jede Verwandlung macht es Thursen schwerer, wieder zum Menschen zu werden. Bis es irgendwann nicht mehr geht...

Der erste Band führt nicht nur die diversen Charaktere ein, sondern bietet auch eine spannende Geschichte, die Lust auf mehr macht. Und mehr soll man ja glücklicherweise auch bekommen. Wie die Aufmachung des Buches schon andeutet, geht es eher düster und traurig zu. Kein Wunder, denn es geht um ernste Themen. Jeder der Jugendlichen im Grunewald hat etwas Schlimmes erlebt, was ihn in die Wolfsgestalt flüchten lässt. Mobbing, Missbrauch, der Tod von geliebten Menschen. Eine zauberhaft verträumte Geschichte sollte man hier nicht erwarten. Trotzdem geht die Romantik nicht verloren.

Und obwohl Nora Melling einen sehr schönen Schreibstil aufweist, liegt die Besonderheit des Buches für mich woanders. Was dieses Buch von den vielen anderen Jugendbüchern der Romantasy-Sparte unterscheidet, ist der Realitätsbezug. Nora Melling schreibt so wirklich, so lebensecht vor der Kulisse Berlins, dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass es genauso in der Realität passieren könnte. Es wird nicht krampfhaft versucht, eine Erklärung zu liefern für die wirkende Magie, die Thursen in einen Wolf verwandelt und das ist auch gar nicht nötig. Durch dieses Gefühl des Realen hebt sich "Schattenblüte" positiv vom Rest der doch irgendwie immer gleichen Jugend-Liebesgeschichten ab.

Mein Fazit: "Schattenblüte" bildet einen schönen Auftakt zu einer Jugendbuchreihe, die sicherlich auch Erwachsenen gefallen dürfte.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2010
Der Monstrumologe / Monstrumologe Bd.1
Yancey, Rick

Der Monstrumologe / Monstrumologe Bd.1


ausgezeichnet

New Jerusalem, 1888: Der Waisenjunge Will Henry arbeitet seit dem Tod seiner Eltern bei dem seltsamen Doktor Warthrop als sein Assistent. Offiziell ist er ein Philosoph, doch statt mit Theorien über Gott und die Menschheit beschäftigt sich Warthrop mit ausgewachsenen Monstern. Eines Nachts liefert ein Grabräuber seinen grausigen Fund beim Doktor ab: ein mannsgroßes Monster ohne Kopf hat sich in die Leiche einer jungen Frau verbissen. Warthrop ahnt gleich, dass dieses Exemplar der hochgefährlichen Rasse der Anthropophagen nicht das Einzige sein wird, und so beginnt für Will und seinen Meister eine blutige Jagd...

Ich hoffe stark, dass sich dieses Buch aufgrund der scheinbar niedlichen Gestaltung niemals in die Kinderbuch-Ecke verirrt, denn glaubt mir, die armen Kinder werden Alpträume bekommen! Stephen King gehört zu meinen Lieblingsautoren, daher bin ich Horror und Brutalität in Büchern gewohnt. Und trotzdem habe ich mich bei "Der Monstrumologe" mehr als einmal geekelt und über die Grausamkeiten gestaunt, wenn Würmer aus eiternden Wunden ausbrechen, Menschen bei lebendigem Leib gefressen werden oder Hirn und Blut über sämtliche Wände verteilt ist.

Anfangs tat ich mich etwas schwer mit dem Buch, da die Sätze zeitweise sehr lang und verschachtelt sind und man schon aufmerksam lesen muss, wenn man nichts verpassen will. Ein Beispielsatz: "In einem wirren Knäuel aus wild prügelnden Armen und um sich tretenden Beinen purzelten wir über den Boden, sein schnappendes Maul verfing sich im hinteren Teil meiner Jacke und zerschredderte es, seine linke Pranke schlug nach meinem Gesicht, während ich sein Handgelenk festhielt, mit aller Kraft dagegendrückte und mit meiner freien Hand nach seinen Augen schlug, die jetzt fieberhell brannten, und im Schein des Feuers konnte ich mein eigenes Gesicht darin gespiegelt sehen, das vor Angst verzerrt war."
Zu Beginn der Geschichte ist dies sehr mühsam zu lesen, doch man gewöhnt sich an den Stil. Auch bin ich anfangs mit etwas falschen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich hatte mit dem Auftauchen einer Vielzahl von unterschiedlichen Monstern gerechnet, letztlich geht es in dem Buch aber um die Jagd nach nur einem Monster: den Anthropophagen, kopflosen Monstern, die sich ausschließlich von Menschenfleisch ernähren. Vielleicht las es sich deshalb zu Beginn etwas schleppend, doch sobald die Jagd richtig losgeht, wird es spannend und man klebt an den Seiten.

Trotz der erwähnten Schwächen gebe ich dem Buch gerne die volle Punktzahl, denn es ist einfach etwas ganz Besonderes. Die Geschichte und der Schreibstil sind einzigartig, und die Gestaltung des Buches ist einfach toll, angefangen beim Cover, sowie den kleinen Verzierungen am Seitenrand in Form diverser Messer, Schürhaken und was man sonst noch für die Sezierung eines Monsters benötigt. Außerdem sind immer mal wieder ganzseitige Bilder abgedruckt, und hinten im Buch kann man sogar ein passendes Lesezeichen raustrennen.

Mein Fazit: die ersten 50 Seiten sind gewöhnungsbedürftig, doch danach erwartet euch ungewöhnliche Gruselunterhaltung mit tollen Illustrationen.


P.S: Juhuu, gerade habe ich gesehen, dass dies nur der erste Teil einer Serie ist. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.