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hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2010
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


sehr gut

Carl Mørk ist ein guter Ermittler, als Mensch und Kollege jedoch eher schwierig – und das auch schon vor dem unglücklichen Einsatz, bei dem sein Kollege Anker erschossen wurde und sein anderer Kollege Hardy querschnittgelähmt blieb. Das sehen wenigstens seine Mitstreiter und Vorgesetzten im Präsidium so. Als die Bildung einer neuen Sondereinheit geplant wird, die sich mit alten, ungeklärten Fällen befassen soll, ist das die Gelegenheit den unliebsamen Ermittler auf Eis zu legen: Mørk wird von seinem Chef Jacobsen „weg gelobt“ und als Leiter des neuen Dezernat Q eingesetzt. Anfangs sitzt Mørk seine Zeit im seinem neuen Büro im Keller des Präsidiums ab, doch mit seinem neuen Assistenten Assad kommt Bewegung in die Einheit: eine alte Akte erregt seine Aufmerksamkeit, das Verschwinden der Abgeordneten Merete Lynggaard vor fünf Jahren wurde nie aufgeklärt. Sie verschwand spurlos von einer Fähre zwischen Rødby und Puttgarden, als sie mit ihrem geistig behinderten Bruder Uffe auf dem Weg in den Urlaub war. Carl und Assad decken mit ihren etwas eigenwilligen Methoden schnell Lücken und Schlampereien in der damaligen Ermittlung auf, und nach und nach kommen sie dem Geheimnis auf die Spur.

Dieser Krimi lag etwas stiefmütterlich behandelt ganz unten in meinem SuB, aber ich muß sagen – völlig zu Unrecht! Es handelt sich bei Mørks ersten Fall um einen richtig gut geschriebenen und spannenden Psychothriller. Besonders gut fand ich die vom Autor eingesetzten Protagonisten: Mørk, eigenwillig und abgebrannt, aber nicht so depressiv und erschütternd nach 08-15-Schema anderer Autoren. Sein einziger Kollege: der „Harry-hol-schon-mal-den-Wagen“-Assistent Assad, ein kluger Kopf und unverzichtbar für die Ermittlungen, zusammen mit Mørk das Duo Infernale. Auch mit Mørks privaten Umfeld hat sich der Autor richtig viel Mühe gegeben – eine durchgeknallte fast Exfrau, ein Dauerstudent als Mitbewohner und einen mürrischen Stiefsohn. Das rundet das Bild um Mørk richtig ab. Zudem war der Fall Merete von der ersten Seite an richtig spannend, die Erzählung wechselt von Perspektive der Entführung 2002-2007 und den Ermittlungen 2007. Auch wenn die Handlung schon recht früh absehbar war, wirkte sie in keiner Weiser konstruiert, das Buch hatte keine Längen und konnte flüssig von Anfang bis Ende gelesen werden. Der Höhepunkt der fesselnden Geschichte war dann der äußerst rasante Plot, in dem der Autor nochmal ordentlich das Tempo anzieht. Und es gab nur eine einzige Frage, die für mich am Ende der Geschichte noch offen blieb: wann endlich erscheint der zweite Fall um den sympathischen Sonderermittler Carl Mørk ? Ich kann den Thriller nur wärmstens empfehlen und freue mich auf den Nachfolger "Schändung", der für September 2010 angekündigt ist.

8 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2010
Dunkelziffer
Dahl, Arne

Dunkelziffer


sehr gut

Richtig spannend ist der neue Roman „Dunkelziffer“ von dem schwedischen Autor Arne Dahl. Es der achte Fall für das A-Team, und auch diesmal hat der Autor ein brisantes Thema gewählt: Pädophilie. Auf einer Klassenfahrt verschwindet die 14-jährige Emily Flodberg spurlos. Besonders brisant: in der Gegend gibt es drei namentlich bekannte Pädophile. Gunnar Nyberg, Sara Svenhagen und Lena Lindberg vom A-Team reisen vor Ort, um rund um das Verschwinden des Mädchens zu ermitteln. Kerstin Holm und der des A-Teams ermitteln im häuslichen Umfeld. Dabei stossen sie auf allerlei Ungereimtheiten: warum wirkt die Mutter des Mädchens so gleichgültig? Und warum hielt es keine Freundin lange mit Emily aus? Zeitgleich verschwindet der Elektriker Steffe Willner. Seine Freundin Marja gibt eine Vermisstenanzeige bei Kerstin Holms Freund Bengt auf, der aber nicht so enthusiastisch reagiert, wie sie erwartet. Als kleines Druckmittel hängt sie ihm eine Klage wegen sexueller Belästigung an. Paul Hjelm, interner Polizeiermittler und erschwerender Weise auch Kerstins Ex-Liebhaber, muß gegen Bengt ermitteln.
Das Buch ist sehr gut, aber auch sehr ehrlich und an manchen Stellen sehr hart. Besonders bewusst ist mir das beim Verhör mit dem Pädophilen Carl-Olof Strandberg geworden, während dessen ich einige male Schlucken mußte und volles Verständnis für Polizeigewalt gehabt hätte. Arne Dahl verliert sich zwar nie in blutige Details, trifft aber stets den wahren Kern der Sache. Am Anfang sind es zwei Handlungsstränge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben und am Ende doch zusammen finden. Und es passt: nichts dabei wirkt künstlich herbei gezerrt oder konstruiert. Auch das Privatleben der Ermittler spielt – wie in jedem Teil – eine große Rolle. Wie auch im richtigen Leben kann man als Leser willkürlich seine Sympathien verteilen, deswegen wirken die von Dahl beschriebenen Charaktere auch sehr lebensecht. Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, man kann sie vom Anfang bis hin zum spannenden Finale in einem Rutsch lesen. Was mir nicht so gut gefallen hat war der Cliffhanger am Ende des Buches, und ich hoffe, der nächste Teil lässt nicht so lange auf sich warten. „Dunkelziffer“ ist nicht nur ein gut geschriebener Kriminalroman, sondern behandelt auch ein sehr brisantes Thema mit dem nötigen Fingerspitzengefühl, das den Leser zwar betroffen, aber nicht verstört zurück lässt. Bei Freunden spannender Kriminalromane sollte dieses Buch nicht im Regal fehlen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Totenpfad / Ruth Galloway Bd.1
Griffiths, Elly

Totenpfad / Ruth Galloway Bd.1


gut

„Totenpfad“ von Elly Griffith ist der erste Fall für die etwas eigenwillige Archäologin Ruth. Schon der Anfang der Geschichte mit der sympathischen Heldin macht Lust auf mehr – einmal angefangen, habe ich das Buch n einem Rutsch durchgelesen. Ruth Galloway ist mit ihrem ruhigen, beschaulichen Leben am Rande des Salzmoores zufrieden. Das ändert sich schlagartig, als DCI Harry Nelson sie um Hilfe bittet: im Moor sind die Knochen eines Kindes gefunden worden, und er braucht Ruth, um deren Alter zu bestimmen. Handelt es sich bei der Toten etwa um die vor 10 Jahren verschwundene Lucy? Bald darauf verschwindet noch ein kleines Mädchen. Und der Mörder scheint sich einen Spaß daraus zu machen, anonyme Briefe an Nelson zu schicken. Und auch Ruth rückt bald in das Blickfeld seines Interesses …...

Die Idee ist toll, die Protagonisten sehr lebhaft dargestellt, die Handlung stimmt. Leider ist das ganze nicht so stimmig umgesetzt: teilweise wirkt alles sehr konstruiert, und so mancher Zufall ist etwas zu viel des guten – da wäre weniger mehr gewesen. Allerdings ist der Thriller auch ein echter Pageturner: flüssig geschrieben kann der Leser direkt in die Geschichte eintauchen und bleibt es eigentlich durchweg spannend, auch wenn die Geschichte manchmal an Tempo verliert. Auch der Plot kommt überraschend, auch wenn ich den Mörder eigentlich von Anfang an in Verdacht hatte. Und doch hat es die Autorin geschafft, so geschickt die Spur in eine andere Richtung zu lenken, das ich zwischenzeitlich völlig auf dem Holzweg war. Die privaten Eskapaden wer-wann-mit-wem der Hauptpersonen waren hingegen nicht so mein Fall, auch wenn sie zu der Entwicklung der Handlung beigetragen haben. „Totenpfad“ ist ein durchaus solides Erstlingswerk, und den zweiten Teil werde ich mir sicher nicht entgehen lassen!

Bewertung vom 30.01.2010
Denk an mich in der Nacht
Harris, Joanne

Denk an mich in der Nacht


gut

Erinnerungen
„Etwas in mir erinnert sich und wird nicht vergessen“ (Grabstein Rosemary Virginia Ashley)
Wer in „Denk an mich in der Nacht“ einen 08-15-Vampirroman vermutet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Dieses Buch ist der Erstling des Autorin Joanne Harris – und ich finde, man merkt ihm an, das er 20 Jahre in der Schublade geschlummert hat, was ich durchaus positiv sehe, denn er hebt sich sehr erfrischend von der Masse der Urban-Fantasy-Romane ab. Streng genommen handelt es sich noch nicht mal um einen Vampirroman, aber mangels eines richtigen Wortes für diese Kreaturen würde ich sie durchaus als solche bezeichnen. Erzählt werden zwei Geschichten, eine in der Vergangenheit und eine in der Gegenwart, die die Autorin am Ende geschickt miteinander verstrickt. Im Jahr 1947 macht der junge Student Daniel die Bekanntschaft der schönen Rosemary – er rettet sie aus dem Fluß. Er verliebt sie in die mysteriöse Schönheit, doch sie fühlt sich mehr von seinem besten Freund Robert angezogen. Getrieben von Liebe und Eifersucht spioniert er hinter Rosemary her – mit überraschendem Ergebnis. Szenenwechsel: Gegenwart. Die junge Malerin Alice ist seit längerem von Joe getrennt, als er sich unerwartet bei ihr meldet: er sucht eine Bleibe für seine Freundin Ginny, die aus einer Nervenheilanstalt entlassen wird und nicht weiß, wo sie unter kommen kann. Bald kommt ihr einiges an dem Mädchen und ihren Freunden merkwürdig vor, und sie beginnt, ihr nach zu spionieren.
Der Handlungsstrang aus dem Jahr 1947 wird in Tagebuchform von Daniel erzählt, die Gegenwart aus der Erzählperspektive. Geschickt vermischt die Autorin Vergangenheit und Gegenwart zu einem spannenden Roman. Die Idee gefällt mir sehr gut, das Buch lässt sich flüssig lesen, auch wenn es manchmal einige Längen aufweist – die Autorin beschreibt viele Szenen ausführlich, lässt sich aber manchmal zum Schwafeln verleiten. Die Figuren sind sehr interessant, wenn auch manchmal etwas oberflächlich beschrieben, so hätte man beispielsweise aus Alice wesentlich mehr Charakterzüge heraus holen können. Und auch die Liebesbeziehungen wirken eher langweilig als leidenschaftlich, was manche Aktionen der Hauptakteure etwas unglaubwürdig erscheinen lässt. Sehr gut hat mir gefallen, das die Vampir ähnlichen Kreaturen diesmal nicht die großen, strahlenden Helden waren, sondern eindeutig die Bad Guys der Geschichte. Grundsätzlich ist „Denk an mich in der Nacht“ kein schlechter Roman – die Idee ist wirklich gut und passt sich nicht den gängigen Vampirromanen an, er wirkt nur manchmal etwas unausgereift und hakelig. Bedenkenlos weiter empfehlen würde ich ihn nicht – für Freunde ungewöhnlicher Fantasy-Romane eine gute Alternative für zwischendurch, aber sich kein Must have.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Stumm
Hayes, Sam

Stumm


sehr gut

„Wenn das Schweigen der Vergangenheit auf die Gegenwart trifft“

Nach „Blutskinder“ war „Stumm“ der zweite Psychothriller aus der Feder von Sam Hayes, der Erstling hat mir wirklich gut gefallen, das zweite Buch des Autors übertrifft ihn aber um Längen. Julia Marshall ist Englischlehrerin, knapp 30 Jahre alt, Mutter zweier Kinder und fast geschieden. Eines Tages findet sie beim Spazieren gehen ihre Schülerin Grace schwer verletzt auf dem Weg. Und auch in der Familie läuft es nicht rund: ihre Mutter Mary ist seit Weihnachten in eine Art stumme Starre gefallen, ihr fast Exmann Murray ist ein unzuverlässiger Trinker. Zum Glück gibt es Dr. David, der sich aufopfernd um Mutter Mary und auch um Julia kümmert. Doch dann gerät David Carlyle unter Verdacht: hat er Grace niedergeschlagen? Die Dinge spitzen sich zu, als Grace verstirbt und Julia um ihre stumme Tochter Flora bangen muß. Ist Dr. David wirklich der, der er vorgibt zu sein, oder holt die Vergangenheit die Gegenwart ein?

Auf dem Cover steht:“Ein Page-Turner, bei dem sie Ihren Bus verpassen“ (Heat) Zum Glück bin ich nicht auf den Bus angewiesen, aber das ein oder andere ist tatsächlich liegen geblieben. „Stumm“ ist ein wirklich spannend geschriebener Mix aus Psycho-Krimi und Familiengeschichte,
der aus der Sicht von Julia, Murray und Mary erzählt wird: jeweils in Ich-Form erzählen sie die Ereignisse, die sich teilweise überschneiden, aus einer anderen Sicht. Dabei baut sich eine unheimliche Spannung auf, die der Autor auch durch das ganze Buch hindurch halten kann – und das ganz ohne Splattereffekte und blutige Details. So verschieden, wie die drei Hauptakteure sind, so verschieden sind auch die einzelnen Kapitel: Hayes hat den Erzählstil an die jeweilige Person angeglichen. Dabei verzichtet er auf strahlende Helden und schwarz-weiß-Zeichnungen von gut und böse: hier geht es um echte Menschen, Probleme und Fehler – Situationen und Szenarien, in die man sich Leser gut hinein versetzen kann. Zudem ist „Stumm“ eher im klassischen Stil geschrieben: der Leser geht zusammen mit den Hauptakteuren auf die Jagd nach dem Täter und kann die Rätsel und Geheimnisse Stück für Stück entdröseln. Der Plot war für mich eine echte Überraschung – ich muß zugeben, das der Autor mich lange Zeit aufs Eis geführt hat und ich das Ende nicht erwartet hätte. Trotzdem ist es schlüssig und logisch, so das keine Fragen offen bleiben. Ich kann „Stumm“ unbedingt weiter empfehlen und werde nach weiteren Büchern des Autors Ausschau halten.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2
Löhnig, Inge

In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2


sehr gut

Schwere Zeiten erwarten Kommissar Dühnfort: Der angesehene pensionierte Kinderarzt Dr. Heckeroth wird tot in seinem Wochenendhaus aufgefunden – an die Heizung gebunden und qualvoll verdurstet. Handelt es sich um einen Raubüberfall, oder haben eher persönliche Gründe eine Rolle gespielt? Dühnfort und seine Kollegen tappen im dunkeln. Nach und nach offenbaren sich die Geheimnisse der ach-so-angesehenen Familie, in der nichts so ist, wie es scheint. Und auch privat läuft es für ihn nicht so, wie er es sich erhofft hat: seine Geliebte Agnes hält ihn auf Distanz und möchte keine Beziehung eingehen. Die Dinge spitzen sich zu, als man im nahen Umfeld des Mordopfers einen zweiten Toten findet …....

Nach „Der Sünde Sold“ ist „In weisser Stille“ der zweite Kriminalroman um den sympathischen Kommissar Dühnfort und sein Team. Und auch beim zweiten Teil handelt es sich um einen eher klassisch geschriebenen Krimi, der von der ersten Seiten an unheimlich spannend ist. Zudem ist er gut geschrieben – ein Buch, in das man von der ersten bis hin zur letzten Seite in einem Rutsch verschlingen kann. Die Hauptakteure sind sehr authentisch geschildert, die Sympathien nicht klischeehaft nach gut und böse sortiert, so konnte ich zum Beispiel wenig Mitleid mit dem Mordopfer empfinden. Den Täter hatte ich zwar anfangs im Visier, ihn aber zwischenzeitlich auch wieder aus den Augen verloren, so das der Plot keine echte Überraschung war, die Motive dafür allerdings schon. Durch geschickte Wendungen und gut verwischte Spuren ist es der Autorin gelungen, den Leser die ganzen 442 Seiten kontinuierlich bei der Stange zu halten, lahme Nebenhandlungen gibt es in diesem Buch nicht. Das einzige, was mich wirklich gestört hat, das einige Handlungsstränge am Ende nicht befriedigend aufgelöst wurden, z.B. was mit dem verunglückten Mädchen passiert ist. Aber sonst kann man das Buch bedenkenlos weiter empfehlen, und ich freue mich schon auf weitere spannende Fälle für Dühnfort und Co.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2009
Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2
Rickman, Phil

Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2


gut

Grenzerfahrungen
„Mittwinternacht“ ist nach „Frucht der Sünde“ der zweite Teil um die smarte Pfarrerin Merrily Watkins, die nebenberuflich nun auch noch vom dem möchtegern-fortschrittlichen Bischof Mick Hunter zur Exorzistin bestellt wurde. Und nach der Grundausbildung geht es auch dann sofort in die Vollen – bei einem kleinen Exorzismus kommt sie hautnah in Berührung mit dem Bösen, eine leer stehende Kirche wird entweiht und eine junge Frau kommt ums Leben. Ihre Tochter Jane wendet sich merkwürdigen Freunden zu, und dann trifft sie noch ihren alten Freund Lol wieder. Langsam gelangt sie zu der Erkenntnis, das die verschiedenen Probleme miteinander im Zusammenhang stehen, und das ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, um sie zu lösen …....

Ich denke, vor „Mittwinternacht“ sollte man auf jeden Fall „Frucht der Sünde“ gelesen haben, da der erste Teil maßgeblich zum Verständnis von Merrilys Situation, Problemen und ihrer Beziehung zum Übernatürlichen dient. Als erstes ist mir aufgefallen, das der 2. Teil im Vergleich zu Rickmans Erstlingswerk deutlich flüssiger und kurzweiliger zu lesen ist. Allerdings hat man auch bei diesem Buch das Gefühl, unter Verfolgungswahn zu leiden und hinter jedem Baum das Böse zu vermuten. Verschwörungen sind eigentlich das Salz in der Suppe eines guten Krimis, allerdings könnte man es in diesem Falle eher als Versalzen bezeichnen. Dafür sind die Figuren diesmal wesentlich besser gezeichnet und wirken menschlicher – Sorgen und Probleme, die Merrily mit ihrer halbwüchsigen Tochter hat, geben der Nebenhandlung eine perfekte Würze, wirken glaubwürdig und tragen in einem nicht unerheblichen Anteil zur Spannung bei. Nebenbei bekommt viele Informationen über Kirchenpolitik und heidnische Bräuche – gerade die richtige Dosis, um in das Geschehen einzufinden ohne es jedoch langatmig zu gestalten. Die Gradwanderung zwischen Christentum und dem Spirituellem ist dem Autor sehr gut gelungen, man könnte sagen es ist ein christlicher Mysterie–Krimi mit englischem Dorfcharme. Das letzte Drittel des Buches ist etwas fade, jedoch gelingt es dem Autor, am Ende noch ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern und dem Buch so einen wirklich guten und schlüssigen Plot zu geben. Trotz einiger Schwächen war es für mich sicher nicht der letzte Krimi mit der sympathischen Pfarrerin und ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2009
Strahlend schöner Morgen

Strahlend schöner Morgen


ausgezeichnet

Ich habe das Buch „Strahlend schöner Morgen“ als gekürzte Lesung (Hörbuch) gehört. Dabei handelt es sich nicht um eine zusammenhängende Geschichte, sondern um das Leben vier voneinander unabhängiger Personen, deren Wege sich nicht kreuzen werden.

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Der Teil um die junge Esperanza, Tochter mexikanischer Einwanderer, wird gelesen von Eva Mattes, die es leider nicht geschafft hat, der Person durch ihre Stimme Leben einzuhauchen. Esperanza ist für ihre Eltern das Ticket in die Freiheit: Freunde haben Jorge und Graciella berichtet, wenn das Kind auf amerikanischen Boden geboren wird, dürfen sie bleiben. Und so geschieht es auch. Esperanza wächst zu einer hübschen jungen Frau heran, die aber aufgrund ihrer wuchtigen Oberschenkel zu Minderwertigkeitskomplexen neigt. Der Weg, zu sich selber zu finden ist hart und steinig für sie.

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Amberton Parker, dessen Geschichte von dem unvergleichlichen Rufus Beck gelesen wird, hat dagegen alles, was ein Mann sich wünschen kann: er ist ein Filmstar, reich und schön, verheiratet mit einer wunderbaren Frau, sie haben gemeinsam drei Kinder. Doch was hinter den Kulissen vor sich geht, steht auf einem anderen Blatt: seine Frau und er lieben gleichgeschlechtliche Partner, die Kinder stammen aus der Retorte. Als er den jungen Agenten Kevin trifft, steht sein Leben Kopf.

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Matthias Brand liest die Geschichte von Dylan und Maddie, einem Ausreisserpärchen, das nicht so enden will wie ihre alkoholabhängigen und gewaltbereiten Eltern. Die beiden versuchen, sich in L.A. ihren Traum, von einem besseren Leben zu erfüllen und stossen dabei auf ungeahnte Widerstände.

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Old Man Joe sieht doppelt so alt aus, wie er ist. Eines Morgens erwacht der obdachlose Alkoholiker und ist um Jahre gealtert. Er fristet sein Dasein in einer Toilette und gehört damit zur Oberschicht der Unterschicht. Sein Leben gerät aus den Fugen, als er versucht, der jungen Beatrice zu helfen, die er bewusstlos am Strand findet. Gelesen wird das ganze von August Zirner, der es schafft, den Zuhörer die richtige Stimmung zu vermitteln.

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Zwischen den einzelnen Schicksalen erfahren wir eine Menge wissenswertes und auch witziges über L.A. Die kurzen geschichtlichen Ausflüge werden von Stephan Schad gelesen.

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Leider hat es sich bei dem Hörbuch nur um eine gekürzte Lesunge gehandelt, ich hätte noch Stunden weiter zuhören können, so hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Die einzelnen Schicksale der Protagonisten wirkten auf mich wie Puzzleteilchen, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild über L.A. zusammen geformt haben. So waren auch die Kapitel angeordnet, fast jedes mit einem Cliffhänger endend, die Spannung bleibt also die ganze Zeit über erhalten. Dabei ist das Buch noch sehr unterhaltsam und durch die verschiedenen Charaktere sehr facettenreich, die Geschichte L.A. fand ich sehr interessant und informativ. Es war zwar nicht das, was ich erwartet hatte, das soll aber nicht heissen das es schlecht war – nur anders. Die Beschreibungen der Personen, denen in diesem Fall noch von den verschiedenen Lesern Leben eingehaucht wurde, waren so gut, so nah, das ich sie direkt vor meinem geistigen Auge sehen konnte. Und gerade deswegen konnte ich während des Hörens wirklich mitfiebern. Es ist ein Buch über den amerikanischen Traum: Tragisch, Komisch, Traurig – ein Buch das den Leser direkt in seinen Bann zieht und mit sich reisst. Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob man mit den verschiedenen Enden der Bücher zufrieden ist, es handelt sich dabei nicht immer um die typisch-amerikanischen Happy Ends, dafür wirken sie aber umso realistischer. Unbestreitbar ist allerdings, das es sich bei „Strahlend schöner Morgen“ um Hommage an die Stadt Los Angeles handelt, bei dem ein wirklich großartiges Buch entstanden ist.

0 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2009
Ein fast perfekter Plan
Hammesfahr, Petra

Ein fast perfekter Plan


sehr gut

Der Psychothriller „Ein fast perfekter Plan“ von Petra Hammesfahr ist trotz gewohnter Manier der Autorin eine ganz neue Erfahrung – in diesem Buch werden Psychoelemente, Kriminalroman und Mystik-Fantasy zu einer spannenden Geschichte um eine unheilvolle Dreiecksbeziehung vereint.

Leicht hat es der junge Richard Maltei mit seiner 10 Jahre älteren Lebensgefährtin Kerstin Riedke nicht: sie ist zwar Besitzerin eines gut laufenden Friseursalons, doch das reicht ihr nicht – Kerstin hat sich höhere Ziele gesteckt. Neidisch beäugt sie ihre vornehmen Kundinnen. Besonders die reiche, aber in einer unglücklichen Ehe gefangene Carla Sartorius hat es ihr dabei angetan. Als Richard durch Zufall Carlas Stieftochter Regine kennen lernt, schmiedet sie einen teuflischen Plan: Richard soll die etwas naive junge Frau heiraten um dann früh Witwer und vor allem Alleinerbe zu werden. Zuerst läuft alles perfekt nach Plan, doch schon bald beginnen die Dinge sich zu verselbstständigen …......

Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, der neue Thriller von Petra Hammesfahr hat mir einige spannende Lesestunden beschert – so, wie man es von der Autorin gewohnt ist und doch diesmal erfrischend anders. Das Buch lässt sich weitgehend flüssig lesen, der Schreibstil ist typisch für die Autorin, allerdings ist es anfangs manchmal etwas langatmig. Es dauert schon einige Seiten, bis die Handlung endlich mal in die Gänge kommt. Entschädigt wird der Leser dafür aber mit einer gut durchdachten Geschichte, einem wirklich guten Plot und einem überraschendem Ende. Die Bühne der Handlung wirkt etwas altbacken, doch auch dies spiegelt den üblichen Schreibstil der Autorin wieder. Bei ihren Thrillern hat man nicht das abstrakte Lesegefühl eines US-Thrillers, sondern dieses Buch kommt ganz ohne schaurig-blutige Horrorhandlung aus und fängt die Leser eher auf einer subtilen Spannungsebene. Und was dieses Buch, genau wie die anderen Bücher der Autorin, besonders reizvoll macht, ist die authentische Handlung: Man kann sich gut vorstellen, das sich diese Geschichte irgendwo in Deutschland genauso abgespielt hat. Das liegt – nicht nur – an den wirklich gut gezeichneten Charakteren, die direkt vor meinem geistigen Augen auferstanden sind. Die Autorin kann Stimmungen wunderbar einfangen und beschreiben, was gerade in diesem Buch eine nicht geringe Rolle gespielt hat. So ist die Wandlung von Richard und seiner Beziehung zu Kerstin und Regine absolut nach zu vollziehen, - ja, man könnte sogar fast sagen das die Handlungen der Protagonisten am Ende zu entschuldigen sind. Gut gefallen hat mir auch der mystische Touch, die Gradwanderung von Realitait und Fantasie und das die Autorin es dem Leser frei stellt, seine eigenen Schlüsse zu der bezüglich der Ereignisse zu ziehen. „Ein fast perfekter Plan“ ist ein Thriller, den man nicht nur den Freunden deutscher Krimiliteratur bedenkenlos weiter empfehlen kann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.