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Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2013
Elantris
Sanderson, Brandon

Elantris


gut

Schon bei den allerersten Seiten merkt man, dass man ein Epos (fast) in seiner Reinform vor sich hat. Alles, die Welt, die geschildert wird, die Sprache, die verwendet wird, die Probleme, die skizziert werden schreien: Epos! Und diesem Stil bleibt der Roman meisterhaft treu. Für alle, die bei Elantris gleich an Atlantis denken: Nein, es geht nicht um die versunkene Stadt, allerdings weist Elantris so viele Parallelen zu den Sagen um Atlantis auf, dass der Name mit Sicherheit keine Zufallsschöpfung war. Menschen, die sich für Götter hielten, werden von Gewalten, die ihre Macht übersteigen bestraft und einstiger Reichtum vermodert (wenn auch nicht auf dem Grund des Meeres). Was bleibt, ist nur die Erinnerung an den alten Glanz. Dann, durch eine Wandlung, die früher Götter aus Menschen machte, und nun verabscheuungswürdige Wesen, gerät ein Kronprinz als Befallener nach Elantris. Und mit ihm sein Optimismus. Hier würde ich mit ein wenig Kritik ansetzten. Schön und gut, dass es den Leuten in Elantris so richtig schlecht geht. Aber irgendjemand dürfte doch schon vor dem Eintreffen des Prinzen (immerhin 10 Jahre) auf die glorreiche Idee gekommen sein, tatsächlich etwas anderes zu tun, als nur rumzusitzen und zu jammern? Und das für alle Ewigkeit? Nun ja. Leider trifft dieses – hier kommt einer und sofort klappt alles – nicht nur einmal zu, deswegen ein Abzug bei der Idee, die sonst drei Sterne verdient hätte (Positiv verbuchen muss man aber, dass zumindest am Höhepunkt tausend Wendungen eintreten, die man unmöglich vorausahnen konnte). Dieser Mangel wird jedoch durch die gut geschilderten, abwechslungsreichen Charaktere wettgemacht. Sie sind rund und vor allem: jeder ist anders. Mir hat vor allem die kämpferische Prinzessin gefallen und die Seonen – seltene Wesen aus Licht, die sehr treu, intelligent und fleißig ihren Besitzern dienen (Oh und der Autor schafft es – was wenige schaffen – aus der Sicht einer Frau anders zu schreiben als aus Männersicht! Die Charaktere sind nicht bloße Abbilder einer Fantasie sondern scheinen richtig zu leben (auch wenn natürlich ein unverbesserlicher Gutmensch als Held dabei sein muss – der hätte ruhig ein paar Ecken und Kanten haben können)). Ein wenig genervt hat mich ein Oberpriester, dem es weniger um das Seelenheil seiner Schäfchen, als vielmehr die Anzahl der Gläubigen seines Glaubens ging. Mit diesem konnte ich in 9 von 10 Fällen einfach nicht warm werden. Weder in die positive, noch – als „Feindbild“ – in die negative Richtung. Die Welt wird facettenreich geschildert, mit einigen Aspekten, die die Welt umso plastischer und realistischer wirken lassen (wirtschaftliche, militärische, ideologische Details, versteckt in einem Satzteil etc.). Da so einiges droht und das Geheimnis um den Fall der Stadt Elantris nicht sofort aufgedeckt wird, bleibt die Spannung immer aufrecht erhalten. Das Buch ist dick, hat aber wenig Längen (auch wenn der Leser jedes Kapitel auf ein (unwahrscheinliches) Treffen zwischen dem (totgeglaubten) Prinz und (uneingeweihter) Prinzessin hofft ^^). Die Geschichte ist sehr schön zu lesen, aber kein zu starkes Suchtmittel. Erst am Höhepunkt entwickelt es sich zu einem Pageturner. Das Ende ist überraschend. Irgendwie gut, irgendwie abgeschlossen und irgendwie mit verdammt viel Potential für einen Folgeband. Gerade am Ende werden, wenn schon nicht Fragen, dann doch weitere Problematiken aufgeworfen. Ich würde es jederzeit wieder lesen und schwanke sehr zwischen wirklich empfehlenswert und wirklich sehr empfehlenswert. Insgesamt besticht das Werk vor allem durch sein episches Flair, der super zu lesenden Geschichte, eine in die tiefe gehenden Welt und gut ausgestaltete Charaktere.

Bewertung vom 31.01.2013
Die Furcht des Weisen / Die Königsmörder-Chronik, Zweiter Tag Bd. 1
Rothfuss, Patrick

Die Furcht des Weisen / Die Königsmörder-Chronik, Zweiter Tag Bd. 1


ausgezeichnet

Capeau! Irgendwie komm ich nicht umhin, dieses Buch – den Schreibstil dieser Reihe – in die Riege meiner absoluten Lieblingsbücher aufzunehmen. So, wo fangen wir an. Zum einen mal ist die Genialität zu loben, mit der es dem Autor gelingt, den Leser anzusprechen, ohne direkt auf ihn Bezug zu nehmen (was in den meisten Fällen nämlich sehr albern wird). Als Beispiel: Der Großteil des Buches handelt von den Jugendjahren Kvothes, der als bereits (noch nicht so lange) Erwachsener seine Geschichte erzählt (klingt langweilig, ist es aber definitiv nicht!!!). Wenn also ein „wie ihr ja wisst“ oder so etwas kommt, richtet sich das nicht an den Leser, sondern an die Zuhörer, denen Kothe seine Geschichte erzählt. Irgendwie bindet das den Leser in diesem Fall sehr viel mehr in die Geschichte ein und fesselt noch mehr. Andere Länder, andere Sitten: Sehr schön finde ich die Idee, dass ein Volk seine Gesichtsausdrücke mit Gesten ausdrückt. Die Begründung ist meisterhaft und ich möchte erst gar nicht versuchen, sie nachzuahmen (ich habs beim Schreiben dieser Rezension versucht, da es aber nicht sonderlich gelungen ist, hab ichs lieber sein lassen. Im Buch ist die Erklärung ein wahrer Schatz). Fasziniert bin ich nach wie vor von der Tatsache, dass man doch eigentlich so viel über Kothe weiß und die Geschichte trotzdem spannend ist. Man kennt das Ende, kann sich aber beim besten Willen niemals vorstellen, wie es so weit kommen kann. Und dann, Schritt für Schritt, ohne DIE große Entscheidung sondern vielmehr durch sehr viele Einzelhandlungen (wie im richtigen Leben), geschieht ein Ding nach dem andere. Logisch – verdammt logisch. Und nicht vorher zu erahnen. Und das ist das Beste am Buch, wie ich finde: (Abgesehen von einem Ausrutscher in etwas mehr Magie) Alles ist absolut logisch. Dinge, wie sie in diesem Buch passieren, passieren im alltäglichen Leben (lässt man die Magie und so weg) auch. Es gibt keine ach so großen Helden und Magier, die im entscheidenden Moment einfach mal den Notretter spielen, damits ein bisschen geballter, wuchtiger, effekthascherischer wird. Im Gegenteil. Ein Schritt folgt auf den nächsten, ein Fehler bleibt ein Fehler. Ein Herrscher, egal wie viel er einem zu verdanken hat, bleibt in erster Linie ein Herrscher. Nebenbei sind die Veranschaulichungen sehr treffend (auch wenn die Schuhe schon mal da waren), die eingeworfenen Geschichten sehr schön, die Handlung mitreißend, die Charaktere brillant, die Sprache auf einem leicht zu lesendem und dennoch sehr hohem Niveau und die Alltagsbeobachtungen grandios. Ok. Ich schwärme schon wieder. Aber selbst wenn es den ein oder anderen Kritikpunkt geben mag (Lektorat und so), würde er ohnehin nichts an meinem Urteil ändern.

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