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sofie

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2015
Richter, Peter

89/90


sehr gut

„Die Weltgeschichte schreibt einem keine Entschuldigungszettel für den Alltag.“ (S. 183)
Dresden in den Jahren 1989/90. Der Ich-Erzähler erlebt die aufregendste Zeit seines Lebens, doch nicht nur wegen des Systemwechsels sondern auch weil er gerade 16/17 ist. Die Weltgeschichte findet praktisch vor dem Hintergrund einer aufregenden Jugend statt. Einerseits noch Wehrlager und Pioniertreffen, auf der anderen Seite dann schon Westmark und Neonazis. Peter Richter beschreibt diese Zeit sehr authentisch, sehr lebensnah und interessant. Es ist ein ganz individueller Blick auf die Wendezeit, aber trotzdem auch typisch.
Am Anfang haben mich die abgekürzten Namen (S., die V., W. etc.) ziemlich irritiert und mir ist immer noch nicht ganz klar, warum der Autor dieses Stilmittel verwendet. Auch die vielen Fußnoten, die meist auf amüsante Art und Weise die spezifischen DDR-Begriffe erklären, haben mich am Anfang etwas gestört. Besonders da dort auch Sachen wie „SED“ erklärt werden, die ja nun eigentlich jedem klar sein konnte. Aber nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, gefiel mir die immer leicht ironische Sprachweise sehr gut.
„89/90“ ist für mich vor allem ein Dresden-Roman, auch wenn die Stadt nie genannt wird. Aber wenn man sie ein bisschen kennt, findet man vieles wieder und der Roman beschreibt die Veränderungen in der Stadt und in der Gesellschaft in dieser Zeit wunderbar.
Im letzten Drittel gab es meiner Meinung nach ein paar Längen, trotzdem kann ich „89/90“ weiterempfehlen und gebe 4 von 5 Sternen. Ein sehr schöner Roman über das Ende der DDR und den Neuanfang in einem neuen Land.

Bewertung vom 19.04.2015
Bartelmay, Ryan

Voran, voran, immer weiter voran


sehr gut

Einfach immer weitermachen
Ryan Bartelmay erzählt in „Voran, voran, immer weiter voran“ das Leben von Chic Waldbeeser. Anfang der 50er Jahre heiratet er seine Jugendliebe Diane, doch schon der Start in die Ehe ist nicht besonders glücklich. Auch das Verhältnis zu seinem Bruder Buddy und dessen indischer Frau Lijy ist nicht besonders gut. Chic ist eine ziemlich traurige Gestalt. Obwohl er nicht der intelligenteste ist, denkt er doch sehr viel über sich und sein Leben nach. Er strampelt sich ab, um das Beste aus den Gegebenheiten zu machen, merkt dabei aber immer wieder, wie sich die Welt und die Menschen um ihn herum verändern, er aber immer einfach nur Chic Waldbeeser bleibt.
„Voran, voran, immer weiter voran“ ist ein langsamer Roman, für den man sich etwas Zeit nehmen muss. Es wird schließlich ein ganzes Leben vor einem aufgefächert und das sehr detailiert. Dabei geht es nicht nur um Chic, auch wenn er im Mittelpunkt steht und praktisch den Fixpunkt für alle anderen Figuren bildet, sondern auch um seine Frau, seinen Bruder und seine Schwägerin.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, es gibt einige schöne Bilder und Wortspielereien. Die Stärke des Romans liegt in der Darstellung der Beziehungen der Figuren zueinander, wie sie zum Teil nebeneinander herleben, aneinander vorbei reden und manchmal ganz allein in ihrer Welt sind. Es ist eigentlich von Anfang an klar, dass es kein Happy End geben wird.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich auch mal auf eine langsamere Geschichte einlassen kann, bei der nicht auf jeder Seite etwas spannendes, unerwartetes passiert. Der Klappentext verweist auf Williams „Stoner“ und dem kann ich mich anschließen – wem Stoner gefallen hat, der kann sicher auch etwas mit „Voran, voran, immer weiter voran“ anfangen!

Bewertung vom 13.04.2015
Modick, Klaus

Konzert ohne Dichter


ausgezeichnet

Rainer Maria Rilke scheint einfach kein besonders sympathischer Mensch gewesen zu sein. Zum Glück ist er aber auch nicht der Protagonist des tollen Romans „Konzert ohne Dichter“, in dessen Mittelpunkt der Maler Heinrich Vogeler und sein Bild „Konzert“ stehen. Klaus Modick beschreibt aber die Freundschaft zwischen Vogeler und Rilke und eben auch deren Ende – Vogeler tilgt Rilke aus seinem Bild und so wird es zum „Konzert ohne Dichter“.
Ich mag diese Art von biographischen Romanen, bei denen Fiktion und Realität vermischt werden und man sich deswegen die ganze Zeit fragt, wie viel Wahrheit wohl darin steckt. Auf jeden Fall habe ich Lust bekommen mich etwas mehr mit Heinrich Vogeler zu beschäftigen. Und auch mit Rilke – auch wenn er hier nicht so gut wegkommt. Dass dafür aber wunderbar süffisant und in einer tollen Sprache.
Neben der Freundschaft der beiden Künstler geht es auch noch um den Kunstbetrieb im Allgemeinen und ganz besonders um Mäzenatentum. Vogeler hadert mit seiner eigenen Kunst und mit seinem Gönner Roselius.
Insgesamt also eine sehr amüsante, aber auch informative Lektüre. Wenn ich etwas zu bemängeln hätte, dann nur, dass das Buch von mir aus auch gern noch etwas länger hätte sein können.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2015
Klingl, Livia

Wir können doch nicht alle nehmen!


gut

Die österreichische Journalistin Livia Klingl greift in ihrem Buch „Wir können doch nicht alle nehmen!“ ein hochaktuelles Thema auf. Schon der Titel „Europa zwischen ‚Das Boot ist voll‘ und ‚Wir sterben aus‘“ deutet ihre These an – viele Flüchtlinge sehen in Europa bzw. genauer der Europäischen Union ihr Paradies, aber auch Europa braucht diese Menschen. Denn der Kontinent wird immer älter und auch Migranten tragen zu unserer Wirtschaft bei.
Ich hatte vielleicht etwas hohe Erwartungen an das Buch, da ich finde, dass es ein sehr wichtiges und eben auch aktuelles Thema angeht. Leider wurden meine Erwartungen nicht so ganz erfüllt.
Für mich hatte das Buch nicht die Struktur eines Sachbuchs, sondern war eher ein langes Essay. Im ersten Teil geht die Autorin auf die drei Punkte „Warum wir Migration brauchen“, „Was sie auf der Flucht erwartet“ und „Die Asylbürokratie“ ein. Dabei unterscheidet sie aber nicht immer sauber zwischen Gastarbeitern, Arbeitsmigranten und Flüchtlingen und Asylbewerbern. Um den wirtschaftlichen Nutzen von Migration aufzuzeigen greift sie auf Beispiele von türkischen Gastarbeitern und Flüchtlingen des Jugoslawienkrieges zurück – um dann wieder zu den aktuellen Flüchtlingen zu kommen.
Mir haben außerdem saubere Quellenangaben gefehlt. Es wird zwar im Text immer angegeben, wo die jeweilige Information her ist, aber nicht mit einer ausführlichen Quellenangabe. Auch ein Quellenverzeichnis oder weiterführende Literatur am Ende fehlen. Zweimal wird Wikipedia „zitiert“ – auch das, finde ich, geht in einem Sachbuch nicht.
Im zweiten Teil des Buches werden mehrere Migrantenschicksale ausführlich vorgestellt. Das fand ich sehr interessant und aufschlussreich. Aber auch hier überwiegen wieder die Beispiele von Menschen, die bereits seit Jahrzehnten in Österreich leben. Und nicht, wie Titel und Klappentext suggerieren, aktuelle Beispiele. Dieser Teil macht etwa die Hälfte des Buchs aus.
Trotzdem konnte ich auch neue und interessante Informationen aus diesem Buch ziehen und werde es aus diesem Grund auch weitergeben und –empfehlen. Das Thema ist sehr wichtig und das Buch bietet, gerade für jemanden, der sich noch nicht so viel damit beschäftigt hat, einen sehr guten Einstieg. Man darf nur kein Sachbuch erwarten, sondern eben eher ein Essay oder Plädoyer. Deswegen von mir 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.04.2015
Boyle, T. C.

Hart auf hart


sehr gut

T.C. Boyle schafft skurrile Charaktere, bei denen man sich aber trotzdem vorstellen kann, dass sie irgendwo in Amerika genauso leben. Und dann lässt er diese Charaktere aufeinander treffen und schon hat man einen wunderbaren Roman über die modernen USA.
In diesem Fall sind die drei Figuren Adam, sein Vater Sten und Sara. Adam ist ein Junge aus gutem Haus, der aber unter psychischen Problemen leidet. Er vergöttert John Colter und will wie er ein Waldläufer sein und nichts mit der Zivilisation zu tun haben. Sara hat sehr radikale politische Ansichten. Sie spricht vom „Amerika der Konzerne“ und ist gegen jegliche staatliche Einmischung in den privaten Bereich – und tritt deswegen immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Sten ist pensionierte Marine, der versucht in einem kleinen Touristenstädtchen mit seinem Ruhestand klar zu kommen. Bei einem Kreuzfahrturlaub in Costa Rica kommt es aber zu einem Zwischenfall, der seine Ruhe empfindlich stört.
„Hart auf Hart“ ist in mehrere Teile gegliedert, wobei jeder Teil aus der Sicht einer der drei Personen geschrieben ist. Und ihre Sichtweisen werden dabei radikal übernommen – was für den Leser im Fall von Adam und Sara manchmal gar nicht so einfach ist. Aber diese Ich-Perspektiven machen den Reiz der Geschichte aus. Die Story ist spannend, auch wenn das Ende relativ vorhersehbar ist. Für mich passte nur der erste Teil, der die Kreuzfahrt in Costa Rica behandelt, irgendwie nicht so richtig zum Rest des Romans. Er wirkte wie die Einleitung zu einer ganz anderen Geschichte und hat eigentlich auch keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung dieser Geschichte. Dafür war dieser Teil dann auch recht lang.
Insgesamt wurde ich aber trotzdem und trotz einiger Längen gut unterhalten und gebe 4 von 5 Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2015
Williams, John

Butcher's Crossing


ausgezeichnet

„Der Atem der Gäule, das Klappern der Hufe, selbst die wenigen Worte, die fielen, wurden von der Stille des Waldes aufgesogen, weshalb jeder Laut gedämpft, fern und leise klang und ein Geräusch sich fast wie das andere anhörte, ob nun ein Pferdeschnauben oder ein gesprochenes Wort; sie alle wirkten wie dumpfe Töne, die nicht von ihnen selbst, sondern vom Wald zu kommen schienen, so als schlüge darin ein gewaltiges Herz, das jedermann hören könnte.“ (S. 148)
Ich habe „Stoner“ und „Butcher’s Crossing“ von John Williams direkt nacheinander gelesen und wie Virginia Blackburn auf der Rückseite des Buchs sagt, könnte man meinen das zweite Buch sei eine genaue Umkehrung des ersten. Stoner geht als Farmerssohn in die Stadt und entdeckt die englische Literatur für sich, William Andrews – der Protagonist von Butcher’s Crossing – geht von Harvard in den Westen, um in der Prärie die Wildnis zu erleben. Doch was beide gemeinsam haben ist, dass sie als Außenseiter in eine ihnen unbekannte Welt kommen. Und diese Welt wird so auch dem Leser nähe gebracht.
William Andrews scheint allerdings eine sterbende Welt kennenzulernen. Gemeinsam mit dem Jäger Miller, seinem Freund Hoges und dem Häuter Schneider geht er völlig unerfahren auf große Büffeljagd. Während die Herden ringsherum schon fast ausgerottet sind, kennt Miller noch ein Tal, wo sich Tausende Büffel aufhalten.
Der Roman beschreibt diese Jagd in großen Details – der Kampf Mensch gegen Natur, Hitze, Kälte, Hunger, Durst, Einsamkeit. All das müssen die Männer durchleben und der Autor John Williams beschreibt es meisterhaft. Wie auch „Stoner“ zieht einen das Buch in seinen Bann und in die Welt, die es beschreibt. Und ganz besonders die Landschaftsbeschreibungen sind toll. Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung – wem „Stoner“ gefallen hat, der sollte auch unbedingt „Butcher’s Crossing“ lesen! 5 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2015
Gundar-Goshen, Ayelet

Löwen wecken


sehr gut

„Jetzt neigte er den Kaffeebecher und betrachtete den Satz. Schwarz und dick, wie gestern. Wie die Vögel und die Spinnen und die Sonnenstrahlen sahen offenbar auch die Kaffeebrösel keinen Grund, von ihrer Gewohnheit abzuweichen, nur weil er in der Nacht einen Menschen überrollt hatte und weitergefahren war.“ (S. 43)
Etan Grien, Neurochirug in Beer Scheva, fährt eines Nachts nach einer langen Schicht im Krankenhaus einen Eritreer um. Er sieht, dass der Mann sterben wird und fährt einfach weg. Er versucht sein Leben weiterzuleben, mit seiner Frau Liat und ihren beiden Kindern. Doch er wurde gesehen, von der Frau des Opfers, Sirkit, und sie lässt ihn nicht so leicht davonkommen.
Das Hauptthema in „Löwen wecken“ von Ayelet Gundar-Goshen war für mich das vermeintlich Gute und das vermeintlich Böse. Man ist ja schnell dabei, Menschen in Schubladen zu stecken. Ein Arzt und eine Kriminalbeamtin? Die müssen gut sein. Ein illegaler Flüchtling? Wohl eher schlecht. Doch die Autorin zeigt vor allem, dass diese einfachen Kategorien so nicht funktionieren. Ständig erfährt man etwas Neues über die einzelnen Charaktere, z.B. über ihre Vergangenheit, und bewertete sie plötzlich wieder ganz neu. Oder sie schildert eine Situation aus einer anderen Perspektive und schon sieht sie ganz anders aus.
Besonders gefallen hat mir, wie die Beziehungen dargestellt werden, z.B. zwischen Etan und seinen Söhnen. Wenn er etwas von sich selbst oder von seinem Bruder in ihnen entdeckt. Oder auch wie sich die Beziehung zwischen Sirkit und Etan laufend wandelt.
Das einzige was mir leider nicht ganz zugesagt hat, war das Ende. Das hat mich leider etwas ratlos zurückgelassen. Insgesamt schafft es aber der Roman auf jeden Fall, im Leser Emotionen zu wecken. Positive und negative. Und genau das macht doch ein gutes Buch aus.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2015
Raab, Thomas

Still


ausgezeichnet

Bisher kannte ich den Autor Thomas Raab durch seine Metzger-Reihe, die mir sehr gut gefällt. Auch darin wird schon sein wunderbarer Umgang mit der Sprache deutlich, dort allerdings mit viel Humor und viel gut platziertem Dialekt.
„Still“ wird zwar auch dem Krimigenre zugeordnet, ist aber ganz anders. Der Klappentext spricht von einem „berauschendem Leseerlebnis“ und dem kann ich mich nur anschließen. Und auch der Untertitel „Chronik eines Mörders“ trifft es genau, denn das Leben des Protagonisten Karl Heidemann wird in allen Etappen geschildert – von den Leben seiner Eltern, ihrer Begegnung, seiner Geburt bis hin an sein Lebensende. Und es ist ein ungewöhnliches und auch brutales Leben – auf der Suche nach Stille.
Raab verwendet eine klare, prägnante Sprache. In wenigen Worten beschwört er eine Stimmung und eine Situation, ja ein ganzes Leben herauf. Ich finde immer, ein guter Schreibstil lässt sich daran messen, dass jedes weggelassene Wort fehlen würde, und jedes hinzugenommen wäre zu viel. Und genau so ist es hier. „Bald kannte Karl die Abgründe seiner Mitmenschen, wusste von gespielter Freundlich- und gelebter Herzlosigkeit, wusste von öffentlichen Heiligen und privaten Tyrannen, wusste von offenbarter Gleichgültigkeit und heimlicher Liebe.“ (S. 99)
Es gibt einige Elemente eines klassischen Krimis – mehrere Morde, einen ermittelnden Kommissar – aber ein klassischer Krimi ist „Still“ trotzdem nicht. Es werden vor allem die Hintergründe und Beweggründe des Mörders ergründet und beschrieben.
Ich bin auf jeden Fall hin und weg und freue mich auf weitere solche Romane von Thomas Raab. 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.01.2015

Stammtischmorde III


sehr gut

Der dritte Band der Leipziger Stammtischmorde und die dritte Rezension von mir dazu. Da wird es Zeit für ein Fazit, denn die Stärken und Schwächen der Anthologien gleichen sich eigentlich in allen drei Bänden.
Positiv hervorzuheben in allen Bänden ist die gute Mischung aus verschiedenen Krimigenres. Mal sind sie witzig, mal schon fast ein Thriller, mal klassische Ermittlungsarbeit. Einige der Autoren wagen sich auch an außergewöhnliche Themen. So hat mir auch in diesem Teil wieder der Krimi von Mandy Kämpf ganz besonders gefallen, der einen ganz besonders perfiden Mordplan verfolgt. Traude Engelmann ist bereits zum dritten Mal dabei und auch sie überzeugt wieder mit einer tollen Geschichte mit überraschendem Ende.
Wie auch schon bei den beiden Vorgängerbänden gibt es natürlich auch immer wieder Krimis, die einem nicht gefallen. Gefühlt waren es diesmal für mich ein paar mehr die mich entweder nicht angesprochen haben. Gar nicht passend fand ich z.B. leider den Beitrag des Polizeipräsidenten Bernd Merbitz. Da hätte ein Lektor oder ein Autorenkollege sprachlich noch mal kräftig nachbessern müssen.
Überhaupt hätte ich mir diesmal ein etwas sorgfältigeres Lektorat gewünscht. Immer wieder fehlen Satzzeichen und ähnliche Fehler. Trotzdem gibt es von mir wieder 4 von 5 Sternen und ich warte weiter geduldig auf ein ganzes Buch von Mandy Kämpf.

Bewertung vom 14.12.2014
Lundberg, Ulla-Lena

Eis


ausgezeichnet

Wer auf der Suche nach einem spannenden „Pageturner“ mit viel Handlung, Wendungen und unerwarteten Ereignissen ist, der sollte um „Eis“ lieber einen großen Bogen machen. Denn „Eis“ ist ein wunderbar ruhiger und unaufgeregter Roman, der sich Zeit nimmt für seine Geschichte, seine Figuren und die Landschaft, in die beide gesetzt werden. Das heißt nicht, dass gar nichts passiert. Aber so wie die Örar-Inseln, auf die Pfarrer Petter Kummel geschickt wird etwas ab von allen Schiffsrouten und dem Weltgeschehen sind, so ist auch der Roman etwas entrückt.
Die Themen allerdings sind vielfältig und die Autorin Ulla-Lena Lundberg versteht es meisterhaft, diese unaufdringlich in den Roman einzuweben. Es geht um Liebe, Vertrauen, die Anpassungsfähigkeit des Menschen an die Natur und umgekehrt. Es geht um Arbeit und Familie, den Zusammenhalt in einer Gemeinde und die Schwierigkeiten und Herausforderungen eines Lebens als Pfarrer. Vorgestellt wird dabei eine ganz besondere Landschaft, die Örar-Inseln zwischen Finnland und Schweden. Und dann spielt der Roman auch noch in einer besonders interessanten Zeit, nämlich direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Finnland teilt sich eine Grenze mit der Sowjetunion und auch das spielt eine Rolle, auch wenn das Weltgeschehen etwas braucht, bevor es auf den Inseln ankommt.
„Eis“ ist also der perfekte Roman für einen kalten Winterabend, den man sich am besten mit etwas Zeit und einem guten Tee und vor allem viel Ruhe zu Gemüte führt. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen! 5 von 5 Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.