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isaba
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Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2023
Rode, Tibor

Der Wald


ausgezeichnet

Pflanzliche Dystopie
Der Thriller "Der Wald" von Tibor Rode ist ein beeindruckendes Beispiel für hervorragend recherchierte Wissenschaftsthriller, die so realistisch daher kommen, dass man sich beim Nachrichten schauen fast ein wenig wundert, keinen Beitrag zum Thema Invasive Pflanzen zu sehen.

Der Leser begleitet den Biologen Marcus Holland bei seinem Kampf gegen die geheimnisvolle Macht, die eine invasive Pflanzenart in kürzester Zeit in der gesamten Welt verteilt hat. Diese ist hochgefährlich und kaum zu stoppen. Viel mehr kann man von der Story an dieser Stelle gar nicht preis geben, ohne den Lesegenuss zu mindern, denn man fliegt nur so durch das Buch und ist regelmäßig überrascht und schockiert über neue Wendungen und Fakten, die nahezu alle Kapitel füllen.

Ein wenig abschreckend wirkt das Cover und für mich auch der Titel, denn ich habe dahinter nicht eine derart gute Dystopie erwartet, die so spannend und so realistisch ist. Die Hauptfigur Marc Holland ist sehr gelungen, der Charakter kommt authentisch rüber und der Zeigefinger ist nie so stark gehoben, dass es unsympathisch wird. Die Nebenfiguren bekommen nicht ganz so viel Tiefe, aber das stört den Lesespass überhaupt nicht.

Durch die vielen kurzen Kapitel kann man das Buch kaum aus der Hand legen und fliegt nur so durch. Die Themen sind super aktuell, gerade im Bereich KI wird es wirklich interessant und lehrreich. Ganz zum Ende der Geschichte wurde es für mich eine Spur zu drastisch, die gesamte Geschichte jedoch gefällt mir sehr gut: Kreativ, super geschrieben und ein wichtiges Grundthema.

Die Leseprobe hat nicht zu viel versprochen, denn das ganze Buch hält das Niveau der ersten Seiten. Ich war begeistert und spreche eine unbedingte Leseempfehlung für alle Fans von wissenschaftlichen Thrillern und Dystopien aus.

Bewertung vom 25.06.2023
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Wieder ein super Winkelmann
Ich kenne alle Bücher von Andreas Winkelmann und habe mich entsprechend wieder sehr über die Neuerscheinung gefreut. "Nicht ein Wort zu viel" schließt sich nahtlos der Reihe seiner Werke an: Fesselnd, kreativ, spannend bis zum Schluss.

Während Buchbloggerin Faja einer Lesung eines neuen gefeierten Thrillerautors lauscht, erhält sie eine Textnachricht, die mit dem Mord eines Blogger-Freundes droht, wenn sie nicht eine spannende Geschichte bestehend aus 5 Wörtern zurück textet. Sie tut es als Scherz ab und wenig später ist der Blogger-Freund tatsächlich ermordet worden. Die Kripo nimmt die Ermittlungen auf und stößt sehr schnell auf ein weiteres Mordopfer. Die Vermutung, dass hier ein Serientäter unterwegs ist, bewahrheitet sich und die beiden ungleichen Beamten Jaro Schrader und Simon Schierling nehmen die Ermittlungen auf.

Das Konzept von Andreas Winkelmann geht immer wieder auf: Eine spannende und kreative Grundidee direkt aus dem modernen Leben gegriffen, verbunden mit authentischen und nahbaren, aber niemals 08/15 Figuren und einer unvorhersehbaren Story, bei der ein Cliffhanger den nächsten jagt. So sind seine Geschichten aufgebaut und sind allesamt entsprechend erfolgreich. Auch hier finden die handelnden Figuren erst im Laufe des Buches zueinander, so dass man als Leser verschiedenen Erzähl-Strängen folgt, die irgendwann zusammenfinden. So werden die Figuren toll eingeführt und die Geschichte rast nur so dahin. Nahezu jedes Kapitel endet am Ende des Spannungsbogen und man kann kaum eine Lesepause einlegen.

Auch wenn ich Jens und Rebecca aus den Hamburgthrillern ein wenig vermisse, freue ich mich über diese tolle Story mit den wieder mal toll gezeichneten Charakteren und der wendungsreichen Story. Weiter so :-)

Bewertung vom 10.06.2023
Ironmonger, John

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen


ausgezeichnet

John Ironmonger hat mich mit "Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen" wieder einmal sehr begeistert. Der Klimawandel wird dramatisch und doch ohne erhobenen Zeigefinger thematisiert und in eine sehr kreative Geschichte verpackt.

Es ist nicht leicht, den Inhalt der Geschichte zu beschreiben, den diese vollzieht sich über insgesamt 80 Jahre und hält für den Leser viele Wendungen bereit. Zu Beginn treffen der Politiker Monty und der junge Klimaschützer Tom in einer Kneipe aufeinander und beginnen eine hitzige Diskussion über die Existenz oder Nicht-Existenz des Klimawandels, die in einer gefährlichen Wette mündet. Diese soll 50 Jahre überdauern. Während dieser Zeit entwickeln sich die beiden Männer in sehr unterschiedliche Richtungen und treffen dennoch immer mal wieder aufeinander und prägen das Leben des anderen zu einem erheblichen Anteil.

Die Geschichte beleuchtet nur Spots aus den Leben der beiden Hauptfiguren und Ironmomger schafft es dennoch (oder gerade deswegen?) eine hervorragende Charakterzeichnung zu vollbringen. Man hat das Gefühl, das Leben der Männer mit zu leben und zu erleben. Es gibt immer wieder größer werdende Zeitsprünge.

Wirklich gut gefallen hat mir die Fähigkeit des Autors eine große Menge wissenschaftlicher Fakten in den Roman einzuarbeiten, so dass das Lesen nicht nur Spaß macht, sondern auch wirklich lehrreich ist. So lässt mich das Buch zum Ende etwas melancholisch aber auch mit einem gewissen Tatendrang zurück, ohne je den Zeigefinger erhoben zu haben. Zudem sind die Landschaftsbeschreibungen wunderschön und sehr bildhaft, was perfekt zum Thema des Buches passt.

Diese Geschichte ist nach dem "Wal und das Ende der Welt" mein zweites Buch von John Ironmonger und auch wenn der Wal mir doch noch ein wenig besser gefallen hat, bin ich wirklich begeistert von seiner Art des Erzählens und dem Verlauf der Geschichte. Vor allem das Ende ist wirklich (für mich) perfekt und ich kann auch "den Eisbären" wieder unbedingt weiter empfehlen.

Bewertung vom 10.04.2023
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Gläserne Bürger?
Mit "Going Zero" führt Anthony McCarten den Lesenden vor Augen, wie leicht es in der heutigen Zeit sein könnte, alles und jeden zu jeder Zeit vollständig zu überwachen. Verpackt in einen spannenden Thriller macht die Geschichte nachdenklich.

Kaitlyn Day scheint eine ganz normale Durchschnittsbürgerin der USA zu sein: jung, Bibliothekarin, unaufgeregtes Leben. Sie wird zu einer der 10 "Zeros" erklärt: 5 Profis und 5 normale Bürger, die sich 30 Tage lang vor dem Überwachungssystem FUSION verstecken sollen, wofür Ihnen 3 Millionen Dollar Preisgeld winken. FUSION ist eine Kooperation zwischen einem privaten Geschäftsmann, der sein Geld im Bereich Social Media gemacht hat und den US- Geheimdiensten. Werden alle 10 Zeros innerhalb der Testzeit gefunden, soll das Überwachungssystem landesweit eingesetzt werden. Entsprechend groß ist die Motivation auf beiden Seiten. Doch Kaitlyn alias Zero 10 hat noch andere Motive...

Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, vor allem jedoch aus der Sicht von Kaitlyn und Ihrem Kontrahenten Cy Baxter, dem Besitzer der Techfirma, die FUSION erschuf. Zusätzlich lernt man mehr oder weniger genau weitere Zeros sowie andere Mitarbeiter des Unternehmens und der Geheimdienste kennen, die Einfluss auf die Story nehmen. Die Figuren sind grundsätzlich interessant, jedoch für mich etwas zu plakativ dargestellt.

Die ersten zwei Drittel des Buches sind spannend, jedoch vorhersehbar: Ein Zero nach dem anderen wird gefunden, doch Kaitlyn hält unerwartet lange durch. Dann folgt ein toller Twist, der die restliche Lektüre nochmal spannender und unvorhersehbarer macht.

Beim Lesen denkt man immer wieder darüber nach, wie man selbst wohl mit der Aufgabe "Sei unauffindbar" umgehen würde und wie gläsern die Bürger eigentlich sind. Die Technik erlaubt viel mehr, als wirklich angewendet wird....so hofft man zumindest. Verpackt in den spannenden Kampf zwischen Kaitlyn und Cy wird das Thema "gläserner Bürger" und das Pro und Contra einer absoluten Überwachung immer wieder in den Fokus gerückt.

Ich hatte spannende Lesestunden, trotz minimaler Schwächen bei der Ausgestaltung der Charaktere, die dem Lesevergnügen insgesamt für mich jedoch nicht geschadet haben. Klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.03.2023
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

was wirklich wichtig ist

Martin Suter ist eine echte Größe in der literarischen Welt und mit "Melody" beweist der diese Qualität einmal mehr. Dies ist mein erster Suter und ich bin absolut begeistert von dieser Art des Erzählens.

Tom ist fertiger Jurist und tritt beim alternden Dr. Stotz eine Stelle an, um die Dokumente seines Lebens zu sichten und zu ordnen. Hierfür erhält er einen Jahresvertrag und Kost und Logis im Haus seines Auftraggebers. Schnell wird aus dem etwas drögen Job eine spannende Angelegenheit, denn Dr. Stotz interessiert sich mehr dafür, Tom von der Liebe seines Lebens Melody zu erzählen, die vor vielen Jahrzehnten unter mysteriösen Umständen kurz vor der Hochzeit verschwand. Tom entwickelt nach und nach ein Herz für den alten Herrn und vor allem für die Geschichte, die dieser ihm nach und nach eröffnet.

Die Geschichte begleitet Tom und erzählt an seiner Tätigkeit entlang, wie sich seine Beziehung zu Herrn Stotz entwickelt. Zwischendurch wechselt die Perspektive und die Zeit, wenn der alte Herr vom Kennen- und Liebenlernen seiner Melody berichtet. Mit fortschreitender Entwicklung der damaligen Ereignisse hat der Leser immer wieder das Gefühl, nun zu ahnen, was mit Melody geschehen ist, nur um in der nächsten Szene doch wieder in eine andere Richtung gelenkt zu werden.

Mir hat die Erzählung sehr gut gefallen, denn obwohl sie leicht und ohne offensichtlichen Spannungsbogen erzählt wird, entfaltet sie eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Sowohl die Figur des Dr. Stotz als auch die seiner Hausangestellten sind wunderbar gezeichnet und zwischen den Zeilen schwingt immer ein wenig romantische Melancholie, was meiner Meinung die Besonderheit dieses Buches ausmacht.

Obwohl ich den Ausgang der Geschichte nun kenne, habe ich das Gefühl, die Geschichte immer wieder lesen zu können. Das macht ein wirklich gutes Buch aus. Martin Suter hat mich mit Melodys Geschichte sehr begeistert, so dass ich sicherlich künftig noch weitere Geschichten aus seiner Feder lesen werde und eine große Leseempfehlung aussprechen möchte.

Bewertung vom 28.02.2023
Pilz, Thorsten

Weite Sicht


sehr gut

4 Schicksale

Thorsten Pilz hat ein gutes Gespür für das Besondere im Normalen. Mit "Weite Sicht" präsentiert er einen wunderschönen Roman über 4 Frauen, die ganz normale und doch sehr besondere Leben miteinander leben.

Charlotte ist Anfang 70, als ihr Ehemann nach 50 gemeinsamen Ehejahren an einer Krankheit verstirbt. Ihre Kinder Franziska und Matthias kommen zur Trauerfeier und Testamentsverkündung, können Charlotte jedoch nicht wirklich in ihrer Trauer begleiten.
Gesine versucht ebenfalls, ihrer Schwester Charlotte beizustehen, die Beziehung zur Schwester ist jedoch wenig innig und Gesine hat ihre eigenen Dämonen. Nach dem Tod von Charlottes Mann kommen Geheimnisse zu Tage, die die Schwestern weiter entzweien.
Sabine, die in der Familie aufgenommene Schwester, ist sehr einsam und zieht noch vor der Beerdigung zu Charlotte in das große Hamburger Haus. Ihre Einsamkeit kann dadurch jedoch nicht gemildert werden.
Und dann noch Bente, die lebensfrohe Dänin, die Charlotte wieder ins Leben zurück holt, obwohl sie selbst kaum Kraft fürs Leben hat.

Es ist sehr schwierig, eine gute Inhaltsbeschreibung zu geben, da die Story selbst gar nicht das Entscheidende an diesem Roman ist. Vielmehr geht es um das Miteinander von 4 Frauen in ihren individuellen Lebenskrisen und die Entwicklung innerhalb der 242 Tage, die die Geschichte umfasst. Charlotte steht hier im Mittelpunkt und es ist faszinierend, ihre Entwicklung zu verfolgen, die sie zunächst nach der Tod ihres Mann, dann mit der Testamentsverlesung und schließlich mit dem erneuten Zusammentreffen mit Bente durchlebt.

Trotz der durchweg leisen Töne fliegt man schnell durch die Seiten und durchlebt vielerlei Emotionen an der Seite der 4 Hauptfiguren. Diese sind so authentisch und besonders, dass man durchaus noch weitere Seiten hätte füllen können, um die Charaktere noch weiter zu verfolgen.

Insgesamt ist "Weite Sicht" ein wirklich gelungenes Erstlingswerk, das nachdenklich und glücklich macht.

Bewertung vom 20.02.2023
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

Dystopische neue Weltordnung
Mit "Equilon" erschafft Sarah Raich eine erschreckende neue Weltordnung, die sich aus den Trümmern unserer Gesellschaft entwickelt hat und die alte Fehler wiederholt.

Der Leser begleitet Jenna und Dorian, die in dieser neuen Welt und doch ganz unterschiedlich aufwachsen. Jenna gelingt es mit unbedingtem Gehorsam und Leistungswillen in die 1 Milliarde aufgenommen zu werden: die Gruppe von Menschen, zu der alle gehören wollen und für die das Leben angeblich noch lebenswert ist. Nur die besten werden dort aufgenommen und wir begleiten Jenna bei Ihrem Einstieg in diese Welt. Dorian hingegen hat keine Chance darauf, in diese Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Stattdessen soll er ein kleines Mädchen illegal dorthin schaffen. Anfangs widerstrebend, doch mit zunehmendem Kampfgeist übernimmt er diese nahezu unlösbare Aufgabe.

Abwechselnd wird die Geschichte aus Jennas und aus Dorians Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, man fliegt durch die Seiten und bekommt ein gutes Bild von der gezeichneten Welt. Die Autorin lässt viele Details einfließen, was die Geschichte noch interessanter macht. Die Themen Klimawandel und gesellschaftliche Gerechtigkeit werden dystopisch interessant verarbeitet und durch den Fokus auf die beiden Hauptfiguren greifbar.

Man ahnt schon zu Beginn, dass Jenna und Dorian sich früher oder später über den Weg laufen werden, die Szenen sind kurzweilig und spannend. Dennoch wird man an einigen Stellen auch ein wenig in der Luft hängen gelassen, denn viele Details werden zwar angeschnitten, dann jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder aufgegriffen oder vertieft. Zudem sind die beiden Figuren sowie auch die Nebenfiguren nicht sehr authentisch herausgearbeitet, sondern bleiben farblos und handeln des Öfteren unrealistisch und wenig nachvollziehbar. Das Ende kam für mich zu plötzlich und "platt" und lässt zudem viele Fragen unbeantwortet.

Dennoch hat die Story Schwung und die Grundidee ist sehr kreativ. Aus dieser könnte man sicherlich noch weitere spannende Plots entwickeln. Insgesamt kann ich "Equlion" Fans von dystopischen Geschichten guten Gewissens empfehlen.

Bewertung vom 03.02.2023
Adam, Lea

Stigma


ausgezeichnet

Solider Hamburg-Thriller
Das Autorinnenduo mit dem Pseudonym Lea Adam hat mit "Stigma" einen soliden Thriller abgeliefert, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Das Ermittlerduo Jagoda "Milo" Milosevic und Vincent Frey werden zu einem Leichenfund gerufen: Ein Mann wurde brutal ermordet und verstümmelt aufgefunden. Schnell wird den Polizisten ein Zusammenhang klar, als weitere Tote gefunden werden, die offenbar alle Frauen missbraucht haben. Das Team ermittelt in Richtung einer Selbsthilfegruppe für Frauen, die in der Vergangenheit Opfer sexueller Übergriffe geworden sind. Dabei wird Milo selbst zunehmend Opfer von mysteriösen Drohungen.

Wie ein Drehbuch liest sich der Thriller. In chronologischer Abfolge werden die Ermittlungen beschrieben, als Leser weiß man dabei immer genauso viel bzw. genauso wenig wie Milo und Vince. Zwischendurch werden einzelne Episoden von Frauen eingeschoben, die verschiedene Formen des Missbrauchs erlebt haben. Der Zusammenhang erschließt sich erst später.

Vince und Milo sind authentisch gezeichnet und ergänzen sich trotz ihrer Gegensätzlichkeit hervorragend. Die Beziehung der beiden sorgt für einige Schmunzelmomente. Die weiteren Figuren sind ebenfalls interessant, bekommen aber nicht besonders viel Raum. Auch der Ausflug in Milos privates Umfeld bleibt oberflächlich und dient vielleicht der Einführung der Charaktere für weitere Fälle?!

Die Story spielt in Hamburg und bietet viele spannende Wendungen auf dem Weg zur Lösung des Falles. Bis zum Ende spannend findet die Geschichte einen guten Showdown, der für mich nicht vorhersehbar war.

Insgesamt habe ich mit Stigma einen wirklich guten Thriller gelesen, der mich immer wieder überrascht hat und den ich Thrillerfreunden, die auf Storys aus Hamburg und umzu stehen, auf jeden Fall empfehlen kann.

Bewertung vom 03.10.2022
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


gut

Poetische Mystery
Simone Buchholz hat die bekannten Pfade der schnodderigen Krimiheldin Riley verlassen und legt mit "Unsterblich sind nur die anderen" eine ganz neue Variante ihres Könnens vor.

Zwei Freundinnen begeben sich auf der Suche nach ihren drei vermissten Freunden auf eine Fähre, die Dänemark mit Island verbindet. Kaum an Bord angekommen, mehren sich seltsame Beobachtungen und die Realität verschwimmt. Die eine mit mehr Elan, die andere mit mehr Zweifel begeben sich auf die Reise und in die Hände der Crew, die ihre ganz eigenen Gesetze hat. Zur Story kann man mehr nicht sagen, wenn man nicht spoilern möchte.

Simone Buchholz begibt sich hier in einen wilden Genre-Mix und ich bekam beim Lesen das Gefühl, dass sie ihre poetische Ader, die ich in ihrem bisherigen Romanen immer so wunderbar fand, hier endlich voll auslebt und mit Perspektiv- und Zeitwechseln auch die Art des Schreibens durcheinander mischt.

Man muss sich sehr konzentrieren, um der Geschichte und den Wechseln der Ebenen gut folgen zu können, was dann aber ein ganz eigenes Lesevergnügen mit sich bringt. Die Geschichte beginnt seicht und "regulär" und je weiter sie voranschreitet, desto mysteriöser und verschwommener wird der Schreibstil.

Ich habe die Geschichte gern gelesen, hatte mich aber nach den ersten Seiten und dem Klappentext nicht auf diese Art von Story eingestellt und muss auch sagen, dass ich mich, wenn ich die Wahl habe, lieber wieder mit Chastity Riley in den Kneipen von Hamburg herumtreiben würde.

Bewertung vom 28.08.2022
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


ausgezeichnet

Wieder ein hervorragender Thriller von Poznanski
Wie ich nach vielen Vorgängerromanen erwartet habe, liefert Ursula Poznanski auch mit "Stille blutet" wieder ab: Ein super Pageturner, der den Leser fesselt und bis zum Showdown im Dunkeln tappen lässt.

Als die TV-Moderatorin Nadine Just ihre eigene Ermordung ankündigt und dieser dann auch schnell tatsächlich passiert, überschlagen sich in der Stadt Wien sehr schnell die Ereignisse. Der Ex-Lover Tibor gerät früh ins Visier der neuen Ermittlerin Serafina Plank, die die Abteilung Mord im Wiener LKA seit kurzem verstärkt. Die Social Media Kanäle füllen sich mit Nachahmern und während das LKA noch versucht, Spott und reale weitere Androhungen voneinander zu trennen, macht sich Tibor selbst auf die Suche nach dem Täter, um selber nicht länger als Verdächtiger im Rampenlicht der Wiener Bevölkerung zu stehen.

Die Story wird wechselnd aus der Perspektive von Tibor und Ermittlerin Fina erzählt. Beide Figuren üben ihren ganz individuellen Charme aus. Tibor, der Werbe-Fachmann mit einer großen Liste mehr oder weniger wütender Ex-Freundinnen, der eigentlich ein netter Kerl, nur leider viel zu oberflächlich ist, um zu bemerken, was die ermordete TV-Frau ihm zu Lebzeiten eigentlich alles eingebrockt hat. Und daneben Fina, die junge LKA Frau, die ihrem guten Spürsinn folgt und dabei ständig auf Schwierigkeiten aus den eigenen Reihen stößt, weil ihr älterer Kollege sie mit Spot über ihre Figur und ihre angebliche Naivität überschüttet.

Beide Erzählstränge laufen parallel, so dass der Leser immer einen kleinen Wissensvorsprung vor den beiden hat und dennoch wird bis zum Showdown ein großes Geheimnis aus dem Täter gemacht. Zudem schaltet sich immer wieder ein Ich-Erzähler ein, der seine eigenen Mordpläne hat und die Situation geschickt ausnutzt. An diesem Erzählstrang wird schnell deutlich, dass es sich augenscheinlich hier um den Auftakt einer neuen Erzählreihe handeln muss.

Auch wenn die Auflösung am Ende mir ein bißchen weit hergeholt erscheint, habe ich mich doch blendend unterhalten gefühlt. Der Schreibstil hat ein hohes Tempo und man kann das Buch bis zum Schluss nicht aus der Hand legen. Die Charaktere sind toll gezeichnet und ich würde Fina Plank gern noch einmal bei einem nächsten Fall über die Schulter schauen. Für mich wieder ein solider "Poznanski".