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Turbulenzen.und.so
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2024
Wrede, Eric

Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen


sehr gut

Oft reden wir mit Kindern erst über den Tod, wenn jemand in der Familie gestorben sind. Manche Kinder bekommen es über andere Kinder mit und fragen dann vielleicht bei uns nach.
Aber ansonsten ist der Tod und das Sterben in der Regel ein Tabu. Eventuell auch verständlich. Denn was danach ist, kann niemand beantworten. Ich glaube aber fest daran, dass viele Ängste vermieden werden konnten, wenn das stjema offen mit Kindern besprochen wird. Am besten bevor jemand gestorben ist. So sorgen wir auch dafür, dass ein natürlicher Umgang mit Trauer entstehen kann, kein Totschweigen, keine peinlichen Momente, in denen das Gegenüber nicht weiß, wie es reagieren soll.

Dieses Buch ist ein Hilfsmittel auf dem richtigen Weg. Es erklärt kindgerecht und anschaulich, was der Tod eigentlich ist, was Sterben bedeutet, wie Bestattungen sind und sein können. Ein großer Abschnitt behandelt das Trauern, was ich besonders schön finde, zeigt es doch so, wie wichtig dieses Gefühl ist. Sogar die rechtlichen Aspekte werden benannt.
Zusätzlich zu den einfach gestalteten Texten, gibt es zusätzliche Passagen für Eltern und Bezugspersonen.

Ein tolles Buch, um das Thema Sterben mit Kindern zu besprechen und darüber aufzuklären.

Bewertung vom 21.11.2024
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

Ich hatte keine Erwartungen an das Buch. Oder nein, ich habe das Lesen vor mir hergeschoben, weil ich zwei, drei sehr kritische Kommentare zum Buch gelesen hatte. Durch den Schweizer Buchpreis rückte 'Seinetwegen' wieder in meinen Fokus und ich war neugierig. Letztes Wochenende trafen mich meine drei Kids daher seit langem mal wieder nur dauerlesend vor. Denn tatsächlich konnte ich dieses Buch kaum weglegen.

Zora del Buono hat ein Buch geschrieben, dass in keine Schublade passt. Ein bisschen Biographie, ein bisschen Roman, ein bisschen Sachbuch und ganz viel Literatur. Für mich ist Zora del Buono Neuland, daher wusste ich vorher nichts über ihren Schreibstil. Ein Stil, der mich fasziniert, besonders, gehoben aber nie abgehoben, lesbar, verständlich und für mich mit einer Sogwirkung. "...Wolken dräuen in den Tälern..." wie grandios klingt das. Die Schriftstellern begibt sich auf die Suche nach dem Vater, den sie nicht kannte, da er verunglückte als sie acht Monate alt war. Sie will mehr wissen über den Unfall, den Ort, den Verursacher und begibt sich dabei auf eine emotional genau so aufwühlende Reise wie geschichtlich spannend.
Anekdoten fließen genau so hinein, wie Wissen zu naturwissenschaftlichen oder historischen Fakten.

Eine Rezensentin schrieb, dass ihr die Charaktere zu distanziert blieben. Das empfand ich beim Lesen ganz anders. Ich litt mit, ob der dementen Mutter und ich hatte immer das Gefühl, dass sich Vater und Tochter nah waren, obwohl sie sich doch nur diese kurze und für die Tochter nicht greifbare Zeit zusammen hatten. Zora del Buono selbst habe ich sofort in mein Herz geschlossen.

Erzählt wird scheinbar ohne roten Faden und doch führt alles zu einem Ende und ergibt Sinn. Eine Reise um einige Fragen zu beantworten und um abschließen zu können.

Zurecht mit einem Buchpreis belohnt. Ganz klare Lesempfehlung von mir.

Bewertung vom 18.11.2024
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


gut

Eine Geschichte einer Norwegerin im Nachkriegsdeutschland. Das hatte mich gleich interessiert und ich las auch nur gute Kritiken. Aber andere Bücher landeten vorher auf meinem Büchertisch. Inzwischen erschien bereits der Nachfolgeriman. Zu diesem las ich eine Leseprobe, die mich nicht gepackt hat, also rückte die Großmutter in den Hintergrund. Zum Glück stieß ich auf @buecheraufreisen und auf die Wanderbücher und so kam Zrude Teiges Roman doch zu mir.

Und was soll ich sagen - ein Wochenende hat es nur gebraucht, um in die Geschichte einzutauchen und sie abzuschließen. Das ruhige, vielleicht ein wenig bieder oder kitschig anmutende Cover hat nichts mit dem Inhalt gemein. Die Brutalität der Nachkriegszeit, die sich in einigen Regionen angespielt hat, war mir nur teilweise bewusst. Eine solche Härte habe ich unter diesem Titel nicht erwartet. Wir Lesensen werden nicht geschont.
Wir begleiten die Norwegerin Tekla, die als Deutschenmädchen verschrien, ihrem Liebsten, einem deutschen Soldaten, nach Kriegsende in die deutsche Heimat folgt. War sie dort erwartet, entbehrt jeglicher Vorstellungskraft.
In einem anderen Zeitstrang lernen wir Teklas Enkelin kennen, die mit eigenem Päckchen, der Geschichte ihrer Großmutter auf den Grund geht.

Trude Teige schafft den Spagat zwischen Romanze und zeithistorischen Fakten und schreibt in einer leichten, feinen Art, die mich durch das Buch durchrauschen ließ. Die Fortsetzung deutet sich am Ende des Buches an. Vielleicht werde ich doch weiterlesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2024
Wilshaw, Rob

Steine und Gebeine


sehr gut

Bücher über Dinosaurier gebt es unzählige. Jedes Jahr erscheinen neue Titel. Kein Wunder, denn das Interesse ist, vor allem bei kleinen Hobby-Paläontologen, ungebrochen.
Was macht jetzt also diesen Titel so besonders? Wie der Titel schon sagt, nähert sich dieses Buch auf andere Weise und legt sich nicht nur auf eine Gattung fest. Das allein, macht es schon so vielseitig und besonders.

Fossilien sind nämlich hier unser Hauptthema. Wir erfahren, was sie eigentlich sind, wie sie entstehen, wo sie zu finden sind und wer die ersten Entdecker:innen waren. Was mich besonders freut, dass eine Frau, Mary Anning, eine besondere Bedeutung bekommt, die die sie zu Lebzeiten leider nicht erfahren durfte, obwohl sie eine Pionierin auf dem Gebiet der Fossilien war.

Über die Fossilien nähern wir uns den einzelnen Epochen der Erdgeschichte und lernen die unterschiedlichsten Arten von Lebewesen kennen und erfahren so etwas über die 'Besiedelung' unseres Planeten. Das alles geschieht in kleinen Schritten, kurzweilig erklärt und reich bebildert.

Ein Nachschlagewerk, das kein bisschen verstaubt daherkommt und kleine und große Menschen in seinen Bann zieht.

Bilderbücher dieser Art sind übrigens eine perfekte Ergänzung zu Arbeitsblättern und Büchern aus der Schule.

Bewertung vom 03.11.2024
Strobel, Arno;Bott, Ingo

Gegenspieler


weniger gut

Ich hatte Lust auf Spannung und gleichzeitig auf etwas Leichtes. Arno Strobel kannte ich schon und wusste, dass mich hier leicht lesbare und unterhaltsame Lektüre erwartet.

Mehr Spaß hätte mir das Lesen sicherlich bereitet, wenn ich die beiden Ernittler Pirlo und Bischoff vorher gekannt hätte. Das war jedoch nicht der Fall. Sicher kann man das Buch auch ohne Mörderfinder und Co. lesen, aber so manche Zwischentöne und Beziehungen bleiben mir ein wenig distanziert.

Beworben wird das Buch mit der Ankündigung, dass die beiden Protagonisten sich hier zusammenfinden um gemeinsam zu ermitteln.
Am Anfang ist die Begeisterung der beiden recht verhalten. Schuld ist nicht die Zusammenarbeit an sich, sondern eine Frau. Der Fakt hat mich fast das ganze Buch hindurch genervt. Warum spielt diese Frau so mit den Männern, warum schenkt sie nicht reinen Wein ein? Ok, das sollte wohl etwas Prickeln in die Geschichte bringen. Geprickelt hat es bei mir nicht. Aber mit diesem Hintergrund habe ich mit mehr pointierten Schlagabtausch gerechnet, der aber leider viel zu wenig stattfand. Im Gegenteil, manche Dialoge, auch mit vermeintlichen Zeugen, waren mir oft zu flapsig.

Inhaltlich geht es ums Bankenwesen und um Steuerprogramme. Ich gebe zu, hier bin ich irgendwann ausgestiegen. Das Thema hat mich nicht wirklich gepackt. Es passieren mehrere Morde und bis zum Ende tappte ich Dunkeln, was ich grundsätzlich mag. Pirlo und Bischoff hatten im Übrigen ebenso lange keinen Plan.
Enttäuschend fand ich, dass sich scheinbar zufällig am Ende alles aufklärt, zwar in einer Art Showdown, den ich aber kaum als spannend erachtet habe.

Ich kann nur gut vorstellen, dass das Buch nei vielen gut ankommt. Es hat seine unterhaltsamen Anteile. Von einem Ermittler-Duo habe ich aber mehr Spannung und interessantere Kniffe erwartet.
Das Ende klingt nach baldiger Fortsetzung. Reizt mich momentan nicht.

Bewertung vom 03.11.2024
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


sehr gut

"Ich parkte am Bordstein, in einem Winkel, den Pythagoras ganz sicher interessant gefunden hätte." (Seite 67)

Grace erbt ein Haus auf Ibiza von einer Frau, der sie vor Jahren in einem schweren Moment geholfen hat. Sie selbst ist pensionierte Mathematiklehrerin und seit kurzem verwitwet.

Wie wir es von Matt Haig gewohnt sind, tauchen wir ein in eine Geschichte, die einen traumhaften Charakter besitzt und sich irgendwo zwischen Esoterik und Mystik ansiedelt. Das meine ich durchaus nicht negativ oder belächelnd. Im Gegenteil, ich habe Lust, Ibiza, die Insel des Geschehens, erneut kennenzulernen. Es ist so viel wahres, aber ebensoviel unglaubliches in diesem Buch. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Liebe zur Mathematik,  die Grace in jeder Pore ausstrahlt. Ich, die das Fach als solches nie wirklich begriffen hat, verspürte fast ein wenig Neid, dass die Faszination der Mathematik damals nicht auf mich übergesprungen ist.

Aus der surrealen Welt mit außerirdischen Mächten tauchen wir plötzlich auf und befinden uns mitten in einem Klimschutzkrimi. Das klingt alles etwas bizarr? Ist es auch. Matt Haig eben.

Ein abschließendes Fazit, wie mir das Buch gefallen hat, muss ich schuldig bleiben. Vieles hat mich begeistert, einiges war mir zu zäh und das Ende dann plötzlich zu schnell.

Wer die Bücher von Matt Haig liebt, wird auch hier seine Freude haben. Allen anderen sei das Buch dennoch empfohlen. Nur als Tipp: Denkt abseits von Genre-Grenzen.

"Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren und doch sind wir hier, dass unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens. Ein Glück, das es zu ehren gilt." (Seite 190)

Bewertung vom 29.09.2024
Jaenicke, Hannes

Mukiza


ausgezeichnet

Spätestens seit 'Gorillas im Nebel' und den Aufzeichnungen von Dian Fossey war meine Faszination und Bewunderung für Berggorillas groß. Eine Wehmut schwingt dabei ebenso mit, wenn ich an diese wunderbaren Tiere denke, die auch heute noch bedroht sind. Wie auch die Luebe für diese Tiere. Bedroht sind sie heute vor allem dadurch, weil ihr natürlicher Lebensraum immer mehr begrenzt wird.

Und nun also ein Kinderbuch über die Tiere, die uns in ihrem Verhalten so ähnlich sind. Dabei ist 'Mukiza ' nicht einfach nur eine liebenswerte Vorlesegeschichte, sie ist gleichzeitig auch aufeine ganz dezente Weise Sachbuch. Denn Mukiza gibt es wirklich. Erzählt wird die Geschichte ab seiner Geburt, über sein Heranwachsen, sein Leben in der Gruppe und seinen Weg als ausgewachsener Silberrücken. Es gibt spannende aber auch traurige Elemente. Alles untermalt von bezaubernden Illustrationen, wie auf dem zuckersüßen Cover.

Am Ende finden sich Fotos und eine Beschreibung zur realen Gruppe rund um Mukiza, die das Wissen um die Gorillas noch etwas mehr vervollständigt.
'Mukiza' kann schon die Kleinsten für Natur- und Umweltschutz sensibilisieren. Die Sätze sind kurz und die Texte leicht verständlich aber vor allem sehr berührend.
Meine Faszination hat sich nun auch auf unsere Lütte übertragen. Der erste Satz nach dem Buch lautet: 'Wenn ich groß bin, möchte ich Gorillas beschützen'. Was kann man von einem Buch mehr verlangen.

Bewertung vom 23.09.2024
Kames, Maren

Hasenprosa


weniger gut

Puh, was war das. Am Anfang musste ich immer an die Känguruh-Chroniken denken. Hier ist es ein Hase, der immer mal wieder auftaucht und dazwischen grätscht, der Gedankengänge in Frage stellt. Soweit so gut. Aber was dann?

Ich musste mich immer wieder fragen, wozu dieses Buch? Was ist die Geschichte? Es ist von vielem etwas. Es ist ein Auseindersetzen der Protagonistin mit der eigenen Familie auf der einen Seite und dann plötzlich ein Buch, dass Wissen vermittelt. Ich habe jetzt die Musik von Glenn Could kenne- und schätzengelernt, habe die Kunst von Agnes Martin gegoogelt und weiß jetzt einiges über den Grönlandhai. Tatsächlich fand ich dies Passagen auch sehr unterhaltsam und interessant. Aber für das gesamte Buch war mir das zu wenig. Ich blieb nicjt dran, verfing mich in eigenen Gedanken und war oft so weit weg.

Interessant, dass es Hasenprosa auf die Shortlist geschafft hat. Vielleicht ist der prosaische Teil in mir nicht mehr so stark.

Bewertung vom 23.09.2024
Friedrich, Franz

Die Passagierin


weniger gut

Ich habe ein Faible für Dystopien. Eine Dystopie gepaart mit Zeireisen ist umso perfekter. Dachte ich. Der Klappentext vom Buch machte mich sehr neugierig. Heather, die Protagonistin kehrt an den Ort zurück aus dem sie evakuiert wurde.
Alles ist wie damals nur anders. Sie trifft auf Menschen, die aus einer anderen Zeitepoche dort gestrandet sind und sie trifft auf Menschen, die auf eine Evakuierung warten. Das Evakuierungsprogramm wurde jedoch eingestellt, niemand dort ahnt etwas davon.

Heather möchte zunächst nur ein paar Tage bleiben, wird aber ihren Aufenthalt um einige Wochen ausdehnen. Und so kam mir auch das Lesen vor. Sehr ausgedehnt. In langen Sitzungen sprechen die Bewohner:innen u.a. über ihre Zeit in den anderen Epochen, über ihre Schuld, über ihre Geschichten. Ich befürchte ich bin anfangs so oft angeschweift, dass sich mir bis zum Ende einiges nicht erschlossen hat.

Heather fasst Vertrauen zu Matthias, der aus weit zurück liegenden Kriegszeiten stammt und seinen Platz genau hier gefunden zu haben scheint. Alle anderen Figuren bleiben blass und distanziert, was vermutlich beabsichtigt ist. Mir fehlte der Strang in der Geschichte, an dem ich mich langhangeln konnte.

Wer langwierige Gedankenspiele mag, wird dieses Buch gern lesen.

Bewertung vom 10.09.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Mein drittes Buch von Daniela Krien und wieder hat es mich begeistert und dieses Mal wohl auch am Meisten gepackt. Nicht nur, weil die Protagonist:innen die gleichen Namen tragen wie mein Mann und ich, sondern weil ich das Leiden und Sehnen so sehr gespürt habe.

Linda und Richard haben ihre 17jährige Tochter durch einen Verkehrsunfall verloren. Ein sinnloser Tod, der von heute auf morgen alles verändert.
Wie geht man mit solch einem Verlust um? Welche Gedanken und Worte wurden zuletzt gedacht und gesprochen? Was macht das mit der Beziehung zueinander? Kann das Leben einfach so weitergehen? All diesen Fragen geht Daniela Krien auf den Grund und piekt dabei mehr als einmal tief in die Wunde. Schmerzhaft durchlebt Linda die letzten Tage, Wochen, Jahre und scheint daran zu zerbrechen. Immer mehr entfernen sich Richard und sie voneinander. Der Schmerz ist so greifbar, dass ich manches Mal pausieren musste, weil mein eigenes Herz sich so schwer anfühlte. Kurz war da ein Moment, da ich dachte, das Buch sei zu hart für mich, erinnerte es mich doch sehr an meine eigenen Verluste. Warum müssen Kinder vor den Eltern gehen?
Doch wie der Titel vermuten lässt, geht das Leben weiter. Es ist ein neues, anderes Leben, in dem sich Linda zurecht und neu finden muss. Neue Herausforderungen, neue Schicksalsschläge, Menschen kommen und gehen und auch ein Hoffnungsschimmer ist da am Ende des Horizonts.

Eine starke und schmerzhafte aber sehr authentische Geschichte, die für mich auf jeden Fall auf die Shortlist gehört.