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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annafrieda
Wohnort: 
Schleswig-Holstein

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2020
Scheintod / Widerstandstrilogie Bd.2
Boije af Gennäs, Louise

Scheintod / Widerstandstrilogie Bd.2


sehr gut

Sara scheint etwas zur Ruhe gekommen zu sein und versucht, endlich zur Ruhe zu kommen ein neuer Job und ein toller Kollege machen ihr das leicht. Schnell entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Doch wieder geschehen seltsame Dinge, Sara fühl ich verfolgt, sie hört Stimmen. Wem kann sie in ihrem Umfeld trauen, wer seht wirklich zu ihr? Um noch mehr Druck auszuüben, werden auch ihre Mutter und ihre Schwester mit in die mysteriösen Ereignisse einbezogen. Wer steckt dahinter und baut solch ein Konstrukt auf? Und was will er von Sara haben, von dessen Besitz sie nicht einmal weiß?

Auch im 2. Teil der Widerstands-Triologie von Louise Boije af Gennäs dreht es sich wieder um eine gut eingefädelte Verschwörung, und nichts ist wie es scheint. Das Ratespiel geht von vorne los.

Wieder ging es mir wie im ersten Teil: die große Menge der zusammengeragenen Zeitungsartikel ihres Vaters haben für mich das Ganze zu sehr in die Länge gezogen. Ich fand sie in dem Umfang nicht mehr relevant, man weiß ja, um was es geht - um Machtmissbrauch, Vertuschung, Menschenhandel und Korruption in höheren poliischen Kreisen. Am Ende wurden einige Fragen beantwortet, aber es blieben auch lose Fäden hängen, die der dritte Teil hoffentlich erklärt. Der angenehme Schreibstil besticht und lässt über die Seiten fliegen.

Wieder ein spannendes Lesevergnügen mit leichten Abstrichen, aber unbedingt lesenswert (wer denn so lange auf die Auflösung warten mag) Ich jedenfalls bin sehr gespannt.

Bewertung vom 01.02.2020
Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6
Slupetzky, Stefan

Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6


gut

Der Junge Mario ist durch eine Hasenscharte gezeichnet und wird Opfer eines Mobbing-Angriffs. Vor den Augen des ehemaligen Polizisten Wallisch, genannt Lemming, springt er in den Tod. Wallisch un Polivka, ein beurlaubter Polizist, ermitteln und kommen ungeheuren Dingen auf die Spur.

Wallisch und Polivko treffen auf ihrem Weg zum Ziel die unterschiedlichsten Menschen. Obwohl mir die tiefgründigen Gedankengänge und Unterhaltungen der Protagonisten sehr gefallen und ich die öffentlichen Dialoge unheimlich wichtig finde - um die Menschen zum Nachdenken und Hinterfragen anzuregen- und sehr zu schätzen weiß kommt jetzt das Aber...

Ich finde das alles auf Dauer zu lang, zu gewollt, zu politisch für einen Krimi., ich habe teilweise '"verrgessen", dass ja immer noch Marios Mörder gesucht wird. Die wortgewaltige "Sprache" des Autors finde ich wunderbar, die Dialoge sitzen und alles transportiert eine wichtige Message. Mir fehlt jedoch mehr Spannung, die ich in einem Krimi erwarte. Der Sapnnungsbogen konnte nicht gehalten werden, es waren viele Phasen da, die sich nur um Politik drehten, das war mir zu viel.

Beeindruckt hat mich das akutelle Thema, denn Cybermnobbing ist ein Problem der Gegenwart, und es wäre gut, wenn sich viele Menschen mal Gedanken darüber machen würden, wie schlimm so was für die Betroffeen ist. Auch haben mich der Schreibstil, die Wortgewandtheit des Autoren und die Dialoge beeindruckt. Doch leider lässt das Buch kein Gefühl der Zufriedenheit in mir zurück. Mir wurde das Augenmerk zu sehr auf politische Aussagent gelegt. Ob hier der Krimi der richtige Ort dafür ist? Mir war das zu viel des Guten. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Augenmerk auf den kriminalistischen Handlungen gelegen hätte. Vielleicht hätten dem Buch ein paar Nebenstränge gut getan. Dramatik gab es nur ganz am Anfang mit Mario (was mich sehr berührt hat) und zum Ende hin im Keller.

Alles in allem vergebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 02.01.2020
Blutblume / Widerstandstrilogie Bd.1
Boije af Gennäs, Louise

Blutblume / Widerstandstrilogie Bd.1


sehr gut

Sara zieht nach dem mysterösen Tod ihres Vaters von der Provinz nach Stockholm. Die ungeklärten Umstände desTodes machen es der Familie nicht leicht, zur Ruhe zu kommen. Doch auch in Stockholm mehren sich die merkwürdigen Zufälle und Sara beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln. Auch ihr gut bezahlter Job in einer PR-Agentur und ihre neue Freundin Bella geben ihr keinenzuverlässigen Halt.

Psychothriller hätte hier gut gepasst. Der Thrill besteht für mich darin, dass man sich bis zum Schluss nicht sicher ist, wer hinter den mysteriösen Begebenheiten steckt und man rätselt immer, was wahr ist und was nicht. Nichts ist wie es scheint, das ausgeklügelte Puzzle macht Spaß. Die Autorin lässt ihre Protagonistin glaubhaft durch die Hölle gehen, ich war immer nah am Geschehen. Die Zügel werden im Laufe der Geschichte immer straffer gezogen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Die originalen Zeitungsausschnitte waren sicher wichtig für die Story, denn sie ist um das Geschehen in frühren Zeiten gewebt und greifen den unaufgeklärten Mord an Olof Palme auf. Dennoch waren sie mir auf Dauer zu ausführlich, um nicht zusagen, dass ich sie irgendwann nicht mehr wichtig für den Verlauf der Story empfand. Sie waren in kurze Abschnitte gefasst, jedoch in großer Zahl und es kamen so viele Leute darin vor, dass ich letztendlich den Überblick verloren habe. Allerdings fand ich es schon enorm, wie akribisch Louise Boije af Gennäs für ihre Story recherchiert hat und wie brisant das Thema um Machtmissbrauch, Vertuschung, Menschenhandel und Korruption auch heute noch ist.

Einige Fragen werden am Ende beantwortet, einige Fäden bleiben lose hängen. Aber das finde ich schon in Ordnung, denn man weiß, dass es sich um eine Triologie handelt. Und so bin ich gespannt auf den zweiten Teil, auf den man sich wohl oder übel noch etwas gedulden muss.

Der Schreibstil ist flüssig und macht Spaß. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, auch äußerlich ist es ein Eyecatcher mit dem roten Schnitt!

Bewertung vom 27.12.2019
Vier Jahre
Gerhardsen, Carin

Vier Jahre


gut

Ich fange mal gleich mit der Überschrift an: ich empfinde dieses Buch nicht als Thriller. Der gute Plot hätte wesentlich mehr Potential gehabt. Die subitile Spannung, die durchaus vohanden ist, hat sich nicht gesteigert, die gelegten Fährten wirkten zu konstruiert. Wir erfahren die ganze Geschichte aus der Sicht von vier Personen. Doch tatsächlich konnte ich mich den Personen nicht nähern, kein Charakter konnte mich für sich einnehmen. Die beiden Zeitebenen fand ich sehr interessant, doch leider auch manchmal verwirrend, was die Handlung betraf. Die Verwicklungen kamen nicht locker rüber, wirkten etwas kontruiert. Mit einem Wort: Hier fehlte mir eindeutig die Spontanität, Leben. Der Schreibstil hat mir gefallen, auch die kurz gehaltenen Kapitel.
Das alles macht das Buch für mich durchschnittlich - leider. Meine Erwartungen konnten nicht erfüllt werden.

Bewertung vom 28.11.2019
Die Zeit der Töchter
Maybach, Katja

Die Zeit der Töchter


ausgezeichnet

Dies ist nach "Die Stunde unserer Mütter" von Katja Maybach die Fortsetzung. Der Roman nimmt uns mit in das München der Nachkriegszeit, wo Anna und Antonia gemeinsam leben und einen Neustart wagen. Ihr Leben ist geprägt von den Ereignissen des Krieges und immer noch erleben sie den Hass und die Verfolgung von Menschen anderer Kulturen und Andersartigkeit. Der Holocaust hat seine Spuren hinterlassen und Vivien und Maria stellen sich mutig vor einen schwarzen Jungen und seine Mutter. Ihre Menschlichkeit bezahlt Vivien fast mit dem Leben.

Anna und Antonia gehen einen modernen Weg. In einer Zeit, in der die Rolle der Frau die des Heimchens am Herd war, waren selbstbewusste Frauen in der Minderheit. Doch die beiden sehen sich selbst mit beiden Beinen im Leben stehend und meistern auch die großen Krisen. Hier sieht man, dass ihre Mütter ihnen Vorbilder waren und ihnen gutes Rüstzeug mitgaben für ein selbstbestimmtes Leben.

Mich hat der Roman sehr beeindruckt. Auch wenn die Handlung in der Zeit kurz nach dem Krieg spielt, kann man vieles auch in die heutige Zeit übertragen. Rassismus und Verfolgung ist z. Zt. wieder aktuell, die Menschen scheinen aus den schlimmsten Zeiten nicht viel gelernt zu haben. Ich wünsche mir, dass dieser Roman vielleicht ein Beitrag dazu ist, persönliche Handlungen und Einstellungen mal zu hinterfragen.

Die Protagonisten sind gut und rund dargestellt, auch ihre Ecken und Kanten. Die Handlung ist schlüssig und es gefällt mir, dass sich am Ende nicht alles in Wohlgefallen auflöst. Emotional hat mich die Geschichte gepackt und hallt noch lange in mir nach. Sehr real schließt sich der Roman seinem Vorgänger an und vermittelt eine Botschaft., die wir hören sollten. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, Fau Maybach versteht es mit Worten zu zeichnen.

Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.11.2019
we will fall
Dunlap, Shannon

we will fall


gut

Ich muss sagen, dass mir die Rezension zu diesem Buch schwer gefallen ist, da es mich zwiegespalten zurück gelassen hat. Einerseits ist es flott geschrieben und das Lesen macht Spaß. Andererseits hatte ich immer mehr das Gefühl, das alles schon mal gelesen zu haben. Das ist auch nicht so weit hergeholt, denn der Inhalt spiegelt die Geschichte von Tristan und Isolde wider, übertragen in die heutige Zeit.

Tristan bestreitet Schachspiele und spielt seinem Cousin Marcus mit den Gewinnen viel Geld ein. Er ist ein kluger, ruhiger Junge, der gefallen möchte. Er musste seinen Vater verlassen und lebt nun bei seiner Tante in Brooklyn. Eines Tages zieht Izzy mit ihrer Familie von Manhattan nach Brooklyn und der Neuanfang ist nicht einfach für sie und es belastet sie zusätzlich, dass sich ihr Zwillingsbruder plötzlich verändert und zurückzieht. Doch dann lernt sie Tristan kennen und beide verlieben sich ineinander. Aber auch Marcus hat ein Auge auf Izzy geworfen und er ist es gewohnt zu kriegen, was er will. Alle in der Gang tanzen nach seiner Pfeife. Brianna, die total in Marcus verliebt ist, ist ihrer neuen Freundin Izzy gegenüben nicht ehrlich. Alle verstricken sich in Lügen und Intrigen.

"We will fall" ist ein Jugendbuch, das viele Probleme der heutigen Jugend aufzeigt. Hierarchie, Machtspiele, Kriminalität, Rassismus und Gewalt spielen eine große Rolle. das hat mir gefallen und passt gut. Die Charaktere blieben leider ziemlich seicht, mir hat hier und da die Tiefe gefehlt und somit auch die Emotionen der Protagonisten. Die Geschichte hat sich zum Schluss hin in eine Richtung entwickelt, die ich nicht mehr nachvollziehen kann. Zu viele Fragen bleiben offen. Natürlich kann eine Geschichte tragisch ausgehen, doch hier erscheint mir alles zu dick aufgetragen. Die Auflösung hat mir einfach nicht richtig gefallen und die Emotionen, die zum Schluss hin ausgelöst werden sollte, hätte ich mir schon früher gewünscht.

Die strikte Anlehnung an Tristan und Isolde hat mir am Ende das Lesen ein bisschen schwer gemacht. Einem Vergleich mit diesem großen Klassiker kann die Geschichte nicht stand halten. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn überhaut nicht erst einzugehen.

Schade, denn der Schreibstil als solcher hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 20.10.2019
Fliege fort, fliege fort
Hochgatterer, Paulus

Fliege fort, fliege fort


sehr gut

Im idyllischen Fürth am See geschehen seltsame Dinge. Es wird ein kleines Mädchen entführt, doch es wird keine Lösegeld gefordert. Und es werden misshandelte ältere Menschen in ein Krankenhaus eingewiesen, für deren Verletzungen es aber anscheinend keine Ursache gibt. Und es gibt Fälle von Vandalismus. Der Psychiater Horn und Kommisar Kovacs werden mit diesen Fällen beauftragt. Kein leichtes Unterfangen. Hängen alle diese Fälle zusammen, doch wo sind die Verbindungen? Die Spuren führen in die Burg, die in früheren Zeiten ein Kinderheim war, heute jedoch jugendliche Migranten beherbergt.

Dieser Roman fordert den Leser heraus. In zweierlei Hinsicht. Erstens bei Lesen und zweitens beim Verstehen. Der Autor schreibt wortgewaltig. Jedes Wort scheint hier genau plaziert es gibt Stellen, die muten fast poetisch an. Er erzählt intensiv, was die Protagonisten denken und bewegt und warum sie so handeln, wie sie es tun. Ich musste mich teilweise wieder daran erinnern, dass es sich hier um einen Krimi handelt. Es gibt Passagen, da konnte ich mich teilweise darin verlieren. Sehr hohes literarisches Nieveau! Auch ein fein nuancierter Humor fehlt nicht. Wie z. B. Horn, der Sachen denkt und nicht merkt, dass er sie manchmal ausspricht.

Es gibt hier mehrere Handlungsstränge und es ist gar nicht so einfach, denen zu folgen, bzw. sie einzuordnen. Auch der Wechsel zwischen den Zeitebenen machte es mir manchmal schwer, das alles zusammen zu bringen. Das fordert schon einiges an Konzentration und somit ist "Fliege fort, fliege fort" kein Buch, das man nebenbei lesen kann. Ich finde es schon ziemlich anspruchsvoll, aber das machte für mich auch den Reiz aus. Die Charaktere finde ich gut ausgearbeitet und rund. Obwohl ich die Vorgänger nicht gelesen habe, fehlte mir hier nichts. Am Ende blieben für mich einige wenige Fragen offen, vielleicht müsste ich das Buch ein zweites Mal lesen, um mehr zu verstehen. das Grundsätzliche hat sich mir jedoch erklärt.

Ich finde es sehr wichtig, auf den Plot hinzweisen. Er ist außergewöhlich und hat mich auch betroffen gemacht. Ich müsste jetzt zuviel vom Inhalt verraten, um das zu erklären. Nur soviel: Dieses Thema ist einfach bedrückend und leider auch immer wieder aktuell, wie hier zu lesen. Und er entwickelt sich hier in diesem Roman erst nach und nach.

Alles in allem findet man hier einen anspruchsvollen Roman, auf den man sich einlassen muss. Dann verspricht er aber großes Lesevergnügen.

Bewertung vom 12.10.2019
Böse Tränen
Schiller, B. C.

Böse Tränen


sehr gut

Bei Bauarbeiten werden die Überreste einer Kinderleiche gefunden. Bei ihr findet man ein rosa Halstuch mit dem Namen Julie darauf. Das ruft die Psychiaterin Olivia Hofmann auf den Plan, deren Tochter Julie mit ihrem Mann vor 5 Jahren spurlos verschwand. Zusammen mit Ex-Kommisar Levi Kant begibt sie sich auf Spurensuche.

Das Autoren-Duo B. C. Schiller entwirft hier im 2. Teil des Ermittler-Duos das verstörende und düstere Bild einer Familie, die durch den partriarchalen Vater tyrannisiert wurde und auch nach dessen Tod nicht aus seinen Fängen entkommt. Das Verschwinden der kleinen Rosa wurde nie aufgeklärt. Die neuen Ermittlungen von Levi und Hofmann führen sogar in höhere gesellschaftliche Kreise. Mit Mut und Durchahltevermögen gelingt es den beiden, trotz einiger Widerstände, den Fall aufzuklären.

Der Thriller gewinnt schnell an Fahrt und hält den Spannungsbogen bis zum Schluss. Ein außergewöhnlicher Plot macht Freude. Das Bild der Familie, das hier gezeichnet wurde, erschreckt und hat mein Kopfkino entfacht. Die Charaktere sind unterschiedlich und passend. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas aus dem 1. Teil fehlen würde. Das Buch endet mit einem Cliffhänger, bereit für den 3. Teil. Leider ist das am Ende eines Buches so eine Sache; Ich finde das recht unbefriedigend. Zumindest, wenn ein wichtiger Teil des Plots sich dadurch für mich nicht erklärt und ich warten muss, bis das weitere Buch erscheint. Vielleicht könnte man das auch anders lösen.
Ich finde den Schreibstil gradlinig und schnörkellos, sehr passend für einen Thriller, der das Tempo immer steigert.

Ich gebe Leseempfehlung für diesen spannenden Thriller.

Bewertung vom 28.09.2019
Luzies Erbe
Bürster, Helga

Luzies Erbe


ausgezeichnet

Dieser Roman erzählt von der Liebe zwischen der jungen Luzie und dem polnischen Zwangsarbeiter Jurek im zweiten Weltkrieg. Ihr Leben ist geprägt von der Willkürlichkeit des Regimes, von Misstrauen und Verrat. Ihre Liebe durfte es nicht geben und sie mussten jederzeit damit rechnen, ihre Liebe mit dem Tod zu bezahlen. Zwei Kinder wurden geboren, die für die Bewohner des Dorfes immer Bastarde blieben. Die Autorin schildert die Schrecken des Krieges sehr eindrucksvoll am Beispiel dieser zwei Menschen, die "Rassenschande begehen" und an diesem Schicksal fast zerbrechen. Eine folgenschwere Entscheidung beeinflusst Luzies weiteres Leben und das ihrer Nachkommen. Ein Schweigen senkt sich über die Familie, das über Jahrzehnte anhält. Jeder einzelne versucht, auf seine eigene Weise mit der mütterlichen Unzulänglichkeit umzugehen. Erst mit Luzies Tod beginnt es aufzubrechen.

Der Roman berichtet von den Greueltaten im Krieg, von Verfolgung, Verrat und Misstrauen untereinander. Aber auch von Aufbegehren und stillem Heldentum der Menschlichkeit. Eine eindringliche Geschichte am Beispiel einer einzelnen Familie. Bewegend zählt er die Folgen einer Zeit auf, die schrecklicher nicht sein konnten. Die Traumata der leidgeprüften Menschen der damaligen Zeit dauern an bis zum letzten Atemzug. Es gab keine Aufarbeitung, kein Verarbeiten der Geschehnisse. "Das Schweigen" lag nicht nur über den Mazurs, es lag über vielen Familien, die sich der Willkür der Befehlshaber und des Krieges nicht entziehen konnten.

Helga Bürster hat hier die eindringliche Geschichte ihrer Familie einfließen lassen. Eine stille, aber gewaltige Geschichte in einem tollen Erzählstil und einer oftmals poetischen Sprache. Sie wählte wunderbare Worte und auch die teilweise plattdeutsche Sprache macht das Ganze autentisch. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende in seinen Bann gezogen und mich emotional tief berührt. Ein Highlight dieses Jahres!

Bewertung vom 13.09.2019
Die Tage mit Bumerang
Sahm, Nina

Die Tage mit Bumerang


ausgezeichnet

Die Halbfinnin Annu lebt alleine in einem kleinen Dorf in einem windschiefen Haus. Ihre Eltern sind tot, doch sie ist noch sehr mit ihnen verbunden. Sie stellt keine großen Ansprüche an das Leben, regelmäßige Treffen mit ihren Freunden bereichern ihren Alltag. Das hat jäh ein Ende, als Annu einen tragischen Unfall verursacht, der der das Leben der Familie ihres besten Freundes Lars aus der Bahn wirft.
Danach ist nichts mehr wie es war. Die Dorfgemeinschaft schneidet sie und auch die Freunde wenden sich von ihr ab. Ihr Leben ist fortan bestimmt von Schuldgefühlen und Einsamkeit.
Da taucht eines Tages ein Schaf in ihrem Garten auf und fordert ihre Aufmerksamkeit. Als dann auch noch ein junger Mann in ihr Leben tritt, findet sie ganz allmählich in ihr Leben zurück.

Dieser wunderbare Roman kommt auf leisen Sohlen daher. Mit wunderbaren Worten findet die Autorin Nina Sahm die Balance zwischen Tragik und Humor. Alleine die Idee, ein Schaf als Weichensteller fungieren zu lassen, finde ich klasse, und hier hat es gut funktioniert. Die plötzliche Aufgabe, sich um das Tier kümmern zu müssen, hat Annu aus ihrer Starre geführt.
Der Roman zeigt uns die Widrigkeiten des Lebens auf. Ein winziger Moment kann das ganze Leben ändern. Darauf haben wir keinen Einfluss. Auf den Weg, der aus einem Tief rausführt, schon. Doch so einfach ist das meistens nicht und manchmal bedarf es eines Anstoßes, das Zepter wieder in die Hand zu nehmen. Das ist hier glaubwürdig rüber gekommen. Auch der leise Humor kommt nicht zu kurz. In Zukunft werde ich immer, wenn ich an Finnland denke, auch an die finnischen Lebensweiseiten von Annus Vater denken!

Dieses liebenswerte Buch hat einen tiefen Sinn. Es handelt von menschlichen Schwächen, von Schuld, von Trauer, Verzweiflung und Einsamkeit. Aber auch von Liebe und Verzeihen, von Hoffnung und Neubeginn. Und von Chancen. die einem das Leben gibt.
Ein kleines Juwel - fünf Sterne