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Benutzername: 
morgain66
Wohnort: 
Ludwigshafen

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2014
Panic - Wer Angst hat, ist raus!
Oliver, Lauren

Panic - Wer Angst hat, ist raus!


ausgezeichnet

Die Stadt Carp ist eine arme Stadt und viele sind froh, sie nach der Schule verlassen zu können. Vielleicht ist das auch der Grund, warum so viele aus der Abschlussklasse an dem Spiel PANIC teilnehmen, obwohl es so gefährlich ist. Das Preisgeld für den Gewinner ist einfach zu verlockend. Heather hatte nie einen Gedanken daran verschwendet an diesem Spiel teilzunehmen, doch dann ändert sich alles. Auch ihre Freundin Nat ist dabei. Ebenso wie Dodge, für den schon immer klar war, dass er das Spiel gewinnen muss, denn es gibt noch andere Gründe als das Geld. Nur Heathers bester Freund Bishop bleibt vernünftig. Und dann geht es los und jeder gibt sein Bestes, denn wer Angst hat, ist raus.

Der Klappentext machte mir sofort klar, dass ich dieses Jugendbuch lesen muss. Umso mehr freute ich mich, als ich es vom Carlsen-Verlag als Leseexemplar bekam. Und ich würde nicht enttäuscht. Das Spiel gestaltete sich zwar etwas anders als erwartet, aber es zog mich voll in seinen Bann.

"Unter ihr war ein blendendes Licht, die Art Licht, die man wohl im Sterben sieht. Die ganzen Leute da unten waren mit den Schatten verschmolzen und einen Augenblick fürchtete Heather, tatsächlich gestorben zu sein und ganz alleine auf einer winzigen, glatten Oberfläche zu stehen, einen endlosen Abgrund in der Dunkelheit zu beiden Seiten." (Seite 45)

Heather lebt mit ihrer kleinen Schwester und ihrer Mutter in einem Wohnwagenpark. Ein tolles Leben führen sie nicht mit den wechselnden Freunden ihrer Mutter, eingepfercht in die Enge des Wohnwagens. Ganz anderes als ihre Freundin Nat, die mit ihrer Familie in einem schönen Haus lebt. Und trotzdem funktioniert diese Freundschaft. Und genau darum geht es auch in diesem Roman. An erster Stelle steht die Freundschaft. Die Freundschaft zwischen den beiden Mädels, die zwischen Heather und Bishop und die zwischen den Dreien und Dodge.
Und dazu kommt dann noch die Spannung des Spiels. Was müssen die Freunde dieses mal für eine Aufgabe erfüllen? Werden sie es schaffen? Wird jemandem etwas passieren? Die Aufgaben sind alle sehr gefährlich und ich war oft geschockt, auf was sich die Teilnehmer alles einließen.

"Es war die letzte explosive Machtdemonstration des Sommers, die Linie im Sand, ein verzweifelter Versuch, den Herbst für immer fernzuhalten. Aber der Herbst knabberte bereits mit den Zähnen des blauen Himmel an, biss Stücke der Sonne ab, verwischte den dichten Schleier aus Fleischgeruch und Rauch. Er kam näher. Er würde sich nicht mehr viel länger abhalten lassen." (Seite 335)

Dazu kommt noch der tolle Schreibstil und die verschiedenen Charaktere, in die ich mich sehr gut hinein versetzen konnte. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich alles liegen und stehen ließ, nur um dieses Buch schnellstmöglich lesen zu können. Ich hätte es nicht ertragen nochmal eine Nacht schlafen zu müssen, bis ich zum Ende kam und legte das Buch erst aus der Hand, als es gelesen war. Das war um 2 Uhr morgens. Zum Glück an einem Sonntag.

Ich vergebe für dieses tolle Jugendbuch 5 von 5 Punkten, den Fovoritenstatus und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gerne spannende und gut geschriebene Jugendbücher lesen. Lasst euch entführen in das Leben in Carp und zu PANIC. Es wird euch gefallen.

© Beate Senft

Bewertung vom 22.11.2014
Trophäe / Lene Jensen & Michael Sander Bd.1
Jacobsen, Steffen

Trophäe / Lene Jensen & Michael Sander Bd.1


ausgezeichnet

Elisabeth Caspersen, die Erbin eines großen Industrie-Imperiums , findet nach dem Tod ihres Vaters, eine CD in seinem privaten Tresor. Als sie sich den Film darauf ansieht ist sie total geschockt. Er zeigt wie eine Horde von Jägern einen Mann zur Strecke bringen und töten. Bei einem der Männer ist sie sich sicher, ihren Vater zu erkennen. Sie heuert den exklusiven Privatdetektiv Michael Sander an, der sich auf schwierige Fälle spezialisiert hat und nur durch Mundpropaganda gefunden werden kann. Der Ex-Soldat und Ex-Polizist nimmt den Fall an und kommt einem gefährlichen Gegner auf die Spur.

Was für ein Buch. Von der ersten Seite war ich von der Handlung gefangen. Gleich zu Beginn muss der Leser sich mit einer Jagd auf Menschen auseinandersetzen. Und auch wenn sie nicht besonders lang ist, hat sie mich ganz schön mitgenommen. Wie muss es dann erst Elisabeth Casparsen gegangen sein, die sich völlig unvorbereitet diesen Film ansieht und darauf auch noch ihren Vater zu erkennen glaubt? Sie ist so geschockt, dass sie Michael Sander engagiert um herauszufinden ob ihr Vater wirklich daran beteiligt war, wer das Opfer ist und ob es Hinterbliebene gibt, denen sie unter die Arme greifen kann.

Michael Sander kam mir vor wie ein kleiner MacGyver. Er bastelte zwar keine Bomben aus Kaugummipapier und Büroklammern, aber er ist total taff und hat es echt drauf. Außerdem war er mir sehr sympathisch. Aber das Buch handelt auch von der Polizeikommissarin Lene, die in einem Fall von Selbstmord eines hochdekorierten Ex-Militärs ermittelt, der vielleicht doch ein Mord war.

Der Autor hat hier wirklich ein tolles Buch geschrieben. Einen intelligenten Thriller, der nicht nur brutal, sondern auch gefühlvoll und teilweise sogar humorvoll daher kommt. Diese Abwechslung hat mir sehr gut gefallen. Die Spannung blieb konstant hoch und sorgte dafür, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Ermittlungsarbeit von Sander war sehr abwechslungsreich und interessant. "Trophäe" ist ein rundum gelungenes Buch für das ich sehr gerne 5 von 5 Punkten und eine absolute Leseempfehlung vergebe. Ich wünsche allen interessierten Lesern ganz viel Spaß mit dieser knallharten Geschichte.

© Beate Senft

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2014
Wir sehen uns dort oben / Die Kinder der Katastrophe Bd.1
Lemaitre, Pierre

Wir sehen uns dort oben / Die Kinder der Katastrophe Bd.1


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1917 und befinden uns auf einem Schlachtfeld in Frankreich. In den Schützengräben geht das Gerücht um, dass der Krieg bald zu Ende ist. Klar wollen die Soldaten die es bis hier her geschafft haben nicht mehr ihr Leben riskieren. Doch Leutnant Pradelle sieht das ganz anders. Er will sich noch einmal hervortun und zettelt eine Intrige an. Als der immer melancholisch aussehende Albert dem Leutnant auf die Schliche kommt, kostet ihn das fast das Leben. Dass er überlebt, hat er nur dem jungen Édouard zu verdanken, der ihm in letzter Sekunde das Leben rettet. Aber zu welchem Preis? Aus Dankbarkeit verschafft Albert ihm eine neue Identität und die Beiden bleiben nach dem Krieg zusammen. Immer wieder kreuzen sie den Weg von Leutnant Pradelle und alle treiben sie unlautere Geschäfte....

Ich stehe wieder vor der sehr schwierigen Aufgabe, dieses Buch zu bewerten. Aber wie soll man ein Buch bewerten das vom Krieg erzählt, von der schweren Zeit danach, von den Verletzten oder nicht mehr lebensfähigen Menschen? Von den kaputten Seelen und dem ewigen Kampf ums Überleben? Es fällt mir wirklich sehr, sehr schwer, aber ich werde mein Bestes geben.

Der erste Teil des Buches handelt vom letzten Ansturm der Franzosen auf eine deutsche Stellung. Viele der Soldaten werden getötet oder verwundet, aber die Deutschen sind geschlagen. Viele Mütter werden um ihre Söhne weinen. Der Autor hat es wunderbar verstanden die Gefühle und die Ängste der Soldaten an den Leser zu transportieren. Ich litt sehr mit ihnen. Als Albert dann beinahe gestorben wäre, hoffte und bangte ich und war überglücklich, dass Édouard so aufmerksam war und sich trotz seiner schweren Verletzung daran machte seinen Kameraden zu retten. Was Édouard durchleiden muss ist schlimmer als die Hölle und am liebsten hätte ich die Seiten einfach übersprungen. Aber ich habe mich zusammengerissen und wirklich Wort für Wort gelesen.

Auch die Nachkriegszeit hat Pierre Lemaitre sehr gut eingefangen und durch seine Sprache und seinen Schreibstil war ich überall mit dabei. Was mir ziemlich verwirrte war, dass Ruhm und Ehre das Größte waren, das höchste Gut jedes Soldaten. Jeder sprach davon, jeder wollte die Ehre und den Ruhm für sich beanspruchen. Aber trotzdem waren so viele Menschen in unmoralische oder verbotene Geschichten verwickelt. Da wurde das große Geld gemacht, in dem man gefallene Soldaten umbetten ließ und dort wurde mit Kriegsdevotionalien gehandelt. Jeder musste sehen wo er bleibt und wie er für sich das Meiste und Beste herausholt.

Trotz allem hat mich die Geschichte gefangen, betroffen gemacht und mich hoffen lassen, niemals so eine schreckliche Zeit miterleben zu müssen. Ich habe gebangt, gehofft, gelitten und gehasst aber manchmal auch gelächelt. Lemaitre hat hier wirklich eine außergewöhnliche Geschichte erschaffen, die trotz ihrer Schrecken und ihrer Gemeinheiten richtig Spaß gemacht hat. Die kleinen Gaunereien, der Zusammenhalt, die Freundschaft, all das machte das Buch so lesenswert für mich.

Ich vergebe für "Wir sehen uns dort oben" 5 von 5 Punkte und bin dankbar, dass ich mich an dieses Buch heran getraut habe. Es ist wirklich gut ab und zu mal über den Tellerrand zu schauen und Bücher zu lesen, die eigentlich nicht dem Beuteschema entsprechen. Für mich war das jedes mal eine große Bereicherung. Vielen Dank Monsieur Lemaitre, für dieses Buch. Es ist keine Geschichte, die man mal eben so nebenbei liest, denn sie hat es verdient, dass man sich ihr voll und ganz widmet.

© Beate Senft

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2014
Summer Symphony
Rapp, Claudia S.

Summer Symphony


sehr gut

Als Luise durch die Straßen läuft, fährt ein Auto an ihr vorbei, in dem die Musik einer Rockband läuft. Ihr wird ganz seltsam zumute und als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem Wikingerdorf und wird gerade mit einem Mann verheiratet. Was ist nur geschehen? Als Luise wieder in ihrer Zeit angekommen ist, versucht sie herauszufinden was passiert ist, denn dieser Zeitsprung bleibt nicht der Einzige. Es scheint etwas mit der finnischen Rockband Lumiukko zu tun zu haben, weshalb sie ihren langweiligen Job im Museum sausen lässt und sich der Band als Groupie anschließt. Sie ziehen von Festival zu Festival und Luise lässt nicht locker, denn sie will das Geheimnis des Zeitsprungs lüften.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich am Anfang ganz große Probleme mit dem Buch hatte. Nicht nur mit der verrückten Geschichte oder der abgebrühten Ich-Erzählerin Luise, sondern auch mit dem sehr speziellen Schreibstil. Zum Glück legte sich das so ungefähr ab dem 3. Kapitel und ab dann, war ich einfach nur noch komplett gefesselt. Was für ein verrücktes Buch.

Man läuft auf der Straße, hört einen Song und plötzlich findet man sich in den Armen eines Wikingers wieder um kurz darauf im Finnland des frühen Mittelalters zu landen. Und das war eins meiner Probleme, denn Luise benimmt sich, als wäre das alles vollkommen normal. Sie ist weder geschockt, noch hat sie Angst oder wird panisch, nein, sie benimmt sich, als wäre das etwas ganz alltägliches. Mit der Zeit findet man heraus, dass Luise einfach ein total pragmatischer Mensch ist, der alles so nimmt wie es kommt. Ist bei ihrem verrückten Leben vielleicht auch besser so.

Da ich ja auch gerne historische Romane lese, ist mir sehr wichtig, dass die Recherche stimmt. Und da gibt es hier einfach nix zu meckern. Die Autorin hat sich hier mächtig ins Zeug gelegt und konnte mit großem Wissen punkten. Und auch die Phasen auf den Musikfestivals waren total stimmig, als wäre sie selbst schon auf hunderten gewesen. Da passte wirklich alles.

Und auch die Band habe ich ihr vollkommen abgekauft, genauso wie die Groupies und die Fans. Ab einem gewissen Zeitpunkt machte das Buch wirklich nur noch Spaß und diese außergewöhnliche Mischung aus verschiedenen Genren, machte die Sache so einzigartig und spannend.

Ich vergebe für dieses einzigartige Buch 4 von 5 Punkte und kann es nur allen empfehlen, die auf außergewöhnliche Geschichten stehen. Ihr werdet eure Freude an dem Buch haben.

© Beate Senft

Bewertung vom 06.11.2014
rausmitderdicken
Bennett, Sophia

rausmitderdicken


ausgezeichnet

Rezension bezieht sich auf: #rausmitderdicken (Taschenbuch)
Die 4 Freundinnen Sasha, Rose, Jodie und Nell haben viel Spaß miteinander. Am liebsten verkleiden sie sich, singen zusammen und hüpfen dabei im Zimmer umher. Na gut, Rose hüpft nicht, aber dafür spielt sie die Gitarre. Als Sasha von ihrem Vater ein iPhone geschenkt bekommt, filmen sie sich bei diesen "Auftritten" und komponieren ganz spontan einen neuen und lustigen Song. Doch kurze Zeit später ist Sashas Handy verschwunden und die Vier geraten in Panik. Was, wenn jemand diese peinlichen Videos ins Netz stellt? Und genau das passiert. Das Video ihres selbst geschriebenen Songs taucht im Internet auf und als wäre das nicht schon schlimm genug, meldet sie auch noch jemand damit bei Killer Act, dem größten Online-Contest im ganzen Land an. Seltsamerweise bleiben die gehässigen und gemeine Kommentare aus. Ganz im Gegenteil, sie bekommen Unmengen von Stimmen und schaffen es wirklich bis in die Shows, wo der Gewinner gewählt werden soll. Sie kommen auch dort gut an, doch dann müssen sie eine Entscheidung treffen: Sie können nur zu dritt weitermachen. Eine von ihnen muss gehen. Und was danach folgt ist nur noch die Hölle....

Als ich das Buch vom Verlag angeboten bekam, dachte ich: "Ach ein Jugendbuch. Ist mal was nettes für zwischendurch." Dass mich dieses Buch aber dermaßen fesseln wird, damit hätte ich niemals gerechnet. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und ärgerte mich, wenn mir die Augen zufielen und ich deshalb nicht weiterlesen konnte.

Sophia Bennett hat hier ein unglaublich gutes Buch geschrieben. Es handelt von Freundschaft, schlimmen Fehlern die man manchmal begeht, den fiesen Methoden der Casting-Show-Veranstalter und von Vergebung. Eine kleine Liebesgeschichte ist auch dabei, aber die hält sich dezent in Grenzen und störte mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich fand sie sogar schön.Und das aus meinem Munde. ;-)

Die Charaktere der Mädels sind sehr gut ausgearbeitet. Vor allem der von Sasha, die alles aus ihrer Sicht erzählt. Da erfährt man natürlich direkt alle ihre Gefühle und kann sich wunderbar in sie hineinversetzen. Dazu kommt noch dieser lebendige und bildhafte Schreibstil, der mich alles hautnah miterleben ließ. Ich war wirklich mittendrin statt nur dabei. ;-)

Die Story ist super ausgearbeitet und vor allen Dingen das Ende fand ich genial. Aber es ist ja klar, dass ich nichts weiter dazu schreiben werde. Ich will euch ja nicht die Spannung nehmen. Das Buch zeigt auf, wie schnell sich im Internet Nachrichten verbreiten, es warnt davor alles öffentlich zu posten und man sieht sehr deutlich, wie schnell Sympathie in Hass umschlagen kann. Was die Mädels da durchmachen müssen, wünsche ich wirklich keinem. Auch nicht meinem schlimmsten Feind.

Ich vergebe für dieses sehr authentische und gut geschriebene Jugendbuch 5 von 5 Punkte, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung an alle. Man muss kein Jugendlicher sein, um an dem Buch gefallen zu finden. Aus dem Alter bin ich nämlich schon seeeeeehr lange raus. Ich finde, es kann Menschen jeden Alters begeistern und bin gespannt auf eure Meinung.

© Beate Senft

Bewertung vom 01.11.2014
Elsas Stern. Ein Holocaust-Drama
Christofferson, Agnes

Elsas Stern. Ein Holocaust-Drama


ausgezeichnet

Elsa ist ein Mädchen wie viele andere. Sie trifft sich heimlich mit Jungs und raucht und ist voller Leben. Doch dann ändert sich alles für sie, dann sie ist Jüdin. Plötzlich müssen sie und ihre Familie sich verstecken. Aber das Hass auf die Juden wird immer schlimmer, so dass sich Elsas Vater entschließt, mit der Familie nach Amerika zu fliehen. Im Juli 1944 ist plötzlich nichts mehr so wie es war, denn die Familie wird verraten und findet sich in Auschwitz wieder. Sofort werden Elsa und ihre jüngere Schwester Hanna von den Eltern getrennt. Sie müssen einiges über sich ergehen lassen, bis sie schließlich in eine völlig überfüllte Baracke gebracht werden, wo sie sich einen Platz zum Schlafen suchen sollen. Die Bedingungen sind grauenhaft. Die Gefangenen werden schlechter als Tiere behandelt, bekommen weder ausreichend zu Essen noch zu Trinken. Elsa muss am ersten Abend ihren Durst aus einer schlammigen Pfütze stillen. Und das ist erst der Anfang. Was die beiden Mädchen erleben ist schlimmer als die Hölle.....

Puh! Ich habe schon einiges über die NS-Zeit gelesen und obwohl das Buch reine Fiktion ist, hat die Autorin sehr gut recherchiert und eine ergreifende, brutale, aufregende und unmenschliche Geschichte geschrieben. Das Buch beginnt mit einem Brief von Elsa an ihre Schwester Hanna und schwenkt dann nach New York in das Jahr 1979. Hier lebt Elsa mit ihren Töchtern Salome und Leni und nach einem Vorfall in einem Restaurant bekommt Leni Elsas Tagebuch ausgehändigt.

Was darin geschrieben steht ist das Grauen. Oft musste ich gegen die Tränen kämpfen, denn mir war immer bewusst, dass viele Menschen wirklich so eine schreckliche Zeit durchgemacht haben. Sie mussten Hunger und Durst erleiden, wurden geschlagen, gedemütigt, teilweise sind die Menschen erfroren, alte, schwache, kranke und schwangere wurden sofort vergast (durch den Kamin geschickt nannte man es in Auschwitz) Man machte Experimente mit und an Ihnen, operierte sie ohne Narkose und schickte sie mit offenen Wunden arbeiten. Viele schufteten sich zu Tode oder wurden, wenn sie keine Kraft mehr hatten, einfach erschossen.

Elsas Geschichte ist schrecklich, aber ich bin sehr froh, sie gelesen zu haben. Wir dürfen nicht vergessen was war. So etwas darf nie wieder geschehen. Wir müssen die Augen offen halten und dürfen nicht weg schauen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft und eindringlich. Sie hat es geschafft, aus dieser schrecklichen Vergangenheit eine interessante Geschichte zu machen, die wirklich jeder lesen sollte. Durch den Wechsel zwischen den Passagen des Tagebuches und dem Leben von Elsas Töchtern, kam ich immer wieder zum Luft holen. Konnte kurz das Gelesene verarbeiten, bevor der nächste Auszug aus dem Tagebuch kam.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2014
Der Satan schläft nie
Pleyer, Robert

Der Satan schläft nie


ausgezeichnet

Robert Pleyer erzählt in seinem Buch von seinem Leben bei der Sekte der Zwölf Stämme. 20 Jahre lang lebte er nach den Regeln der christlichen Gemeinschaft und schaltete sein Gehirn ab. Er erzählt von seiner Suche nach einer Lebensgemeinschaft, die seinen Vorstellungen entspricht. Als Hippie fühlt er sich wohl, aber das alles geht ihm nicht tief genug. Bei einem Konzert trifft er auf Leute der Zwölf Stämme und folgt ihrer Einladung. Er ist begeistert, denn genau so hatte er sich sein Leben vorgestellt. Schon kurze Zeit später lässt er sich taufen und erkennt, dass auch hier nicht alles eitel Sonnenschein ist, denn vielen was so harmonisch wirkte, ist erzwungen.

Er macht sich alle Regeln zu eigen, steigt in der Hierarchie der Sekte auf und findet eine Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Aber er kommt nicht so wirklich damit klar, dass er schon die kleinsten Kinder züchtigen soll, denn das ist ein wichtiger Punkt der Gemeinschaft. Wer sein Kind liebt, züchtigt es mit der Rute. Und das von klein auf und das bei den kleinsten Verfehlungen. Ich war entsetzt zu lesen, was diese Menschen ihren Kindern antun. Und das im Namen der Liebe.

Wer neu in die Gemeinschaft kommt, wird einer Art Gehirnwäsche unterzogen, wer darin geboren wird, hat keine Möglichkeit sich zu einem selbständig denkenden Menschen zu entwickeln. So ging es auch Roberts Frau. Irgendwann schaffte Robert zusammen mit seinen Kindern den Absprung, wollte sie nicht mehr länger quälen und ein leben in "Freiheit" führen. Seine Frau, die in die Sekte geboren war, schaffte den Absprung nicht. Umso schöner finde ich es, dass Robert eine neue Partnerin außerhalb der Sekte gefunden hat.

Auch werden Frauen dort eher wie Sklaven gehalten und müssen ihren Männern aufs Wort gehorchen. Ich war teilweise vom Gelesenen wirklich geschockt und habe große Hochachtung vor Robert Pleyer, denn er hat erkannt was falsch läuft und hat entsprechend gehandelt, auch wenn es ihm heute manchmal noch schwer fällt, sich in der "normalen" Welt zurechtzufinden. Ein bewegender Bericht, der hoffentlich viele Menschen zum nachdenken bringt.

Ich vergebe für dieses sehr interessante, aber auch tief bewegende Buch 5 von 5 Punkten und eine absolute Leseempfehlung an alle, die sich für das Thema Sekten interessieren. Leuten, die vorhaben einer Sekte beizutreten kann ich nur raten: "Bitte informiert euch vorher sehr gut und wenn von euch verlangt wird, eure Familien zu verlassen und alles was ihr besitzt der Gemeinschaft zu vermachen, dann lasst die Finger davon. Ich hoffe, das Buch kann so manchen wach rütteln.

© Beate Senft

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2014
Vogelherz
Catmull, Catherine

Vogelherz


gut

Als die Schwestern Summer und Bird erwachen, ist das Haus leer und ihre Eltern und die Katze sind verschwunden. Sie finden einen Bilderbrief ihrer Mutter und versuchen ihn zu entschlüsseln. Danach machen sie sich auf den Weg in den Wald um ihre Eltern zu suchen und gelangen in eine magische Welt. Dort werden sie erst einmal getrennt und jede macht sich auf die Suche. Welche Geheimnisse hatte ihre Mutter ihnen verschwiegen? Was werden die Schwestern finden?

"Wir müssen jetzt zurück“, sagte Summer und blieb stehen. „Wir hätten längst da sein müssen. Wir sind zu lange gegangen. Wir müssen umkehren. Wir müssen gehen…“ Ihre Stimme brach ab. „Wir müssen gehen – wohin?“, flüsterte Bird in der Fast-Dunkelheit. Aber Summer hatte den Weg verloren. Lange Zeit war es still. Das Licht schwand, die Vögel wurden lauter. Bird sah zu den dunkel werdenden Bäumen auf. „Ich glaube, es ist zu spät umzukehren." (Vogelherz - Klappentext)

Als ich mit dem Lesen von "Vogelherz" begann, dachte ich es führt mich in eine wundervolle Märchenwelt. Ein modernes Mädchen für Kinder- und Jugendliche. Aber dazu ist die Sprache für die bestimmte Altersgruppe viel zu kompliziert, es kommen viel zu viele Metaphern vor und stellenweise dachte ich, ich lese ein Buch über Vogelkunde. Gerade der letzte Punkt zog die Geschichte immer wieder in die Länge und nahm ihr viel der Spannung.

"Sein Lächeln vertiefte sich, und die Runzeln um die dunklen Augen vertieften sich ebenfalls. "Ich sehe folgendes", sagte er. "Ich sehe, dass deine Schwester Hilfe brauchen wird, aber nicht heute. Ich sehe, dass du sie finden wirst, aber nicht heute oder morgen oder übermorgen. Ich sehe, dass sie hungrig ist, aber nicht nach Essen. Und ich sehe, dass sie bei ihrer Familie ist.....
"Meiner Familie!"
".....aber nicht bei deinen Eltern."
(Vogelherz - Seite 61)

Für Erwachsene fand ich die Sprache eigentlich schön, aber irgendwann war ich dann ein wenig genervt weil die Autorin absolut nicht auf den Punkt kam. Es wurde ständig drumherum geschrieben, es tauchten ständig neue Fragen auf, die aber eigentlich kaum jemals beantwortet wurden. Viel wurde der Fantasie der Leser überlassen und auch ihrer Interpretation. Ich denke, dass Kinder damit stark überfordert sind.

Andererseits war die schwarze Tür alt, verkratzt und verkommen und mit dem vom Wind herbeigetragenen Schmutz vieler Jahre beschmiert. Aber das Merkwürdigste war, dass sie keinen Knauf hatte. Es gab ein Schloss und ein Schlüsselloch; aber keinen Knauf, keine Klinke und, soviel Summer sehen konnte, keine Möglichkeit sie zu öffnen.
(Vogelherz - Seite 172)

Dazu fehlte noch die Spannung und die Geschichte zog sich unnötig in die Länge. Anfang und Ende der Geschichte fand ich richtig gut aber den Mittelteil fand ich leider etwas aufgeblasen, obwohl die Geschichte mit seltsamen Wesen bevölkert ist und das Böse in Gestalt eines tollen Charakters auftaucht.

Einen Augenblick lang ging Summers Herz knarrend auf, um ihre Schwester einzulassen. Aber Summers Neid und Angst stießen das aufbrechende Herz wieder zu. Steif fuhr sie fort und schilderte den Niedergang der erreichbaren Grenze, die Gefahr für die Vögel. Bird wich vor Summer zurück, während sie sprach, als wolle sie auf Abstand zu dieser Nachricht gehen.
(Vogelherz - Seite 383)

Es fällt mir ziemlich schwer das Buch zu bewerten, denn ich bin hin- und hergerissen. Einerseits gab es tolle Passagen, die mir sehr gut gefielen, aber es gab auch langatmige Stellen, die besser in ein Buch zur Bestimmung von Vögeln gepasst hätten, oder einfach nur überflüssig waren. Die Schwestern blieben leider ziemlich blass und man erfährt so gut wie gar nichts über sie. Das fand ich richtig schade. Ich denke mit 3 von 5 Punkten werde ich dem Buch einigermaßen gerecht. Kann ich das Buch empfehlen? Ich weiß es nicht. Vielleicht an Liebhaber von Märchen.

© Beate Senft