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Insgesamt 1211 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2025
Lichterloh - Stadt unter Ruß
Kempen, Sarah M.

Lichterloh - Stadt unter Ruß


sehr gut

Brenne nicht nur hell, brenne lichterloh

Ich mag ja dystopische Jugendbücher richtig gerne und „Lichterloh“ ist mal was erfrischend anderes. Ich denke das Weltenkonzept muss man einfach mal als gesetzt hinnehmen und sollte es nicht allzu sehr hinterfragen, sonst wird man hier vermutlich nicht unbedingt glücklich. Denn dass jedes Gerät nicht nur Kohle zur Energiegewinnung verarbeiten kann, sondern auch noch über einen eigenen, integrieren Schornstein verfügt ist ja nicht so 100% logisch und realistisch. Aber gut, es geht mehr um das Bild und die Atmosphäre, die durch die Rauchbelastung erzeugt werden. Und das ist auf jeden Fall sehr stark, die Geschichte lebt von den detaillierten Beschreibungen und den Bildern, die dem Leser in den Kopf gesetzt werden.

An sich fand ich die Idee auch ziemlich packend. Denn natürlich geht damit ein gesellschaftliches Gefüge und natürlich Machtmissbrauch einher. Die Themen sind also interessant angelegt. Fast schon heftig für ein Jugendbuch fand ich die Schikanen, mit denen die Schornsteinfeger teilweise den niederen Bürgern begegnen. Gleichzeitig ist das aber auch das was für die düstere, angstgeschwängerte Stimmung sorgt.

Die Charaktere sind bisher eher simpel und stereotypisch. Aber besonders zum Ende hin merkt man da schon eine leichte Entwicklung, ein Hinterfragen und Ausbrechen aus dem Status Quo. Könnte Potential haben und macht natürlich auch neugierig auf den Fortgang der Handlung in den Folgebüchern.

Erst nach und nach werden sowohl Cleo als auch den anderen Schornsteinfeger-Lehrlingen die Augen geöffnet. Die Story hat mir gegen Ende immer besser gefallen und wurde auch zunehmend tiefgründiger.
will unbedingt wissen wie es weitergeht und was Cleo noch alles aufdeckt.

Bewertung vom 11.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Erschütternde Familiengeschichte

Diese Geschichte hat mich tief berührt, sprach- und fassungslos zurückgelassen und ist mir noch lange nach Ende des Buches im Gedächtnis hängen geblieben. Es ist eine leise und doch aufgewühlte, stürmische Geschichte- voller Emotionen, Geheimnisse, gegenseitigem Groll und Schuld. Und eine Geschichte, die so nahbar erzählt ist, dass ich mich als Leser oft mitten in die Handlung versetzt gefühlt habe.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Joe und Norma erzählt. Anfangs sind es getrennte Geschichten, völlig unterschiedliche Leben. Es ist aber schon relativ zu Anfang klar, dass die Handlungsstränge zusammenhängen. Ich fand es interessant, wie unterschiedlich ihre Leben verlaufen sind. Joes Geschichte ist ein ewiges Was-wäre-wenn, pausiert auf einer Art Abstellgleis, immer an der Grenze zum völligen Entgleiten.

Ironisch ist, wie überbehütet und unspektakulär dagegen Normas Leben verlaufen ist, was seine ganz eigenen Tücken barg. Das Buch spielt mit der Identitäts- und Zugehörigkeitsfrage, Bande die uns verbinden, unseren Platz in der Welt definieren.

Die Handlung ist stark emotional aufgeladen und hat mich damit in ihren Bann geschlagen.

Bewertung vom 11.05.2025
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Ungewöhnliche WG

Ich mag ja so Mehrgenerationen-Geschichten und Found Family, sowie ungewöhnliche Freundschaften als Thema. Ich fand diese Geschichte super relevant, weil Themen wie Sozialvertrag, Alterseinsamkeit und Wohnproblematiken sehr aktuell sind und sich laut Prognose ja sogar noch zuspitzen werden. Das Buch trifft da voll den Nerv der Zeit und hat mich richtig begeistert.

Die Erzählweise fand ich sehr besonders, es gab abwechselnde, beschreibende Kapitel aus der Innenansicht der einzelnen Figuren und dazwischen fast schon szenisch aufgebaute Kapitel rund um die Gespräche, die geführt werden.

Es ist eine super schön, herzerwärmende Geschichte, voller Menschlichkeit, Verletzlichkeit und Nähe. Ich finde diese Geschichte zeigt sehr gut, was wirklich wichtig ist und worauf es ankommt im Leben.

Ich mochte es, wie unterschiedlich die Figuren angelegt waren, was ihre jeweiligen Lebenssituationen, Sorgen und familiären Hintergrunde angelangt. Dadurch wird ein großes Spektrum an Themen abgesteckt, in denen sich auch der Leser gut wiederfinden kann. Die Figuren ist authentisch und nahbar angelegt, ich fand es schön, dass es auch mal Unstimmigkeiten und Reibungen geben konnte ohne überzudramatisieren.

Es waren tolle, menschliche Alltagsszenen damit, nachvollziehbare Emotionen und der ganz normale Wahnsinn. Hat mir gut gefallen, lädt zum Nachdenken über die eigene Wohn- und Lebenssituation ein und am Ende war ich ganz schön traurig. Tolles Buch

Bewertung vom 11.05.2025
Love will happen / Mountain Dreams Bd.2
Bennett, Isabell

Love will happen / Mountain Dreams Bd.2


sehr gut

Sehr cute, sehr chaotische Romance

Ich fand ja schon Band 1 einfach absolut hinreißend, weil wie zuckersüß (wenn auch auf sehr klischeehafte Weise) will eine amerikanische Kleinstadt bitte sein?! Und auf Hudson wird man natürlich schon im ersten Band neugierig und ich freu mich so, dass er nun der Protagonist für dieses Buch ist. Ich fand diese Geschichte ein bisschen chaotischer als Band 1, auch Hudson ein ziemlicher Jerk sein kann, aber unterm Strich wieder ganz süß.

Ich mochte wieder das super schöne Setting mit den vielen beschriebenen Outdoor-Aktivitäten. Da bekommt man richtig Lust auch einen Abstecher nach Berryfield zu machen. Und die Clique rund um die Brüder ist einfach auch jedes Mal ein absolutes Highlight. Nova ist vielleicht eine Protagonistin, die so ihre eigenen Päckchen und Unsicherheiten mitbringt und dadurch nicht das klassische Sonny Girl ist, aber sie ist mir super schnell ans Herz gewachsen. Sie ist mutig, verwegen und eine absolut chaotische Idiotin. Und das macht die Kombi mit Hudson so hinreißend perfekt. Es macht einfach Spaß diese Interaktionen zu verfolgen.

Es ist einfach eine locker leichte, unterhaltsame Geschichte mit Wohlfühl-Atmosphäre. So ein richtiges „schön für die Seele“- Buch. Der Drama-Faktor ist nicht allzu hoch und Spice hält sich auch in Grenzen. Könnte ein bisschen mehr Tiefe haben, die Themen dazu werden ja angeschnitten. Aber gut, ist halt in erster Linie Schmacht-Lektüre. Ein wunderbares Buch um sich im beschaulichen Berryfield fallen zu lassen. Habs wieder sehr genossen und freue mich jetzt sehr auf die Geschichte es ältesten Bruders.

Bewertung vom 10.05.2025
A Summer to Remember / Seasons Bd.4
Moncomble, Morgane

A Summer to Remember / Seasons Bd.4


sehr gut

Ein Sommer der Veränderungen

Ich liebe diese Reihe ja sehr, aber ich mag einfach kein Second Chances. Das ist absolut gar nicht mein Trope und auch wenn ich Jazz und Andréa sehr mochte, hab ichs nicht gefühlt. Andréas Erinnerungen an die vergangene Liebe waren mir teilweise irgendwie zu schmalzig, und dass Jazz auch drei Jahre später noch nicht loslassen und verarbeiten konnte finde ich super unrealistisch.

Was ich mochte und total süß fand war ihre erste Liebesgeschichte, die Rückblenden in die gemeinsame Zeit. Dieser nostalgische Flair einer ersten Liebe, die Sorglosigkeit mit der man sich einander hingibt ist super rübergekommen. Da gab es ein paar wirklich cute Momente, die mir sehr gut gefallen haben. Ich habe aber ehrlich gesagt die gesamte Geschichte über eine andere Konstellation geshippt und war deshalb dem Liebescomeback gegenüber auch nicht so richtig aufgeschlossen, bin ich ganz ehrlich.
Andréa fand ich oft übergriffig und bevormundend. Den Vibe hab ich null gespürt und ich finde man merkt einfach, dass die Gründe für die Trennung durchaus legitim waren und obwohl beide sich bemühen einander nochmal eine Chance zu geben, sich grundsätzliche Verhaltensmuster und Lebensziele nicht geändert haben.

Das Ende hat mich dann aber wieder wunderbar versöhnt mit der Geschichte. Die Irrungen und Wirrungen des Lebens kommen hier gut rüber. Und Jazz, das war echt wow. Hatte das Gefühl eine Freundin gehen lassen zu müssen als das Buch zu Ende war. Hätte grade am Anfang der Geschichte nie gedacht, dass ich doch so an ihr hängen würde. Und das vielleicht wichtigste überhaupt: Ezra totally stole my heart.

Vielleicht nicht mein liebstes Buch der Reihe, aber hatte was.

Bewertung vom 10.05.2025
Horror-Date
Fitzek, Sebastian

Horror-Date


gut

Eine Verkettung ungünstiger Umstände

Ich bin großer Fan der Fitzek-Thriller aber seine Romane konnten mich bisher eher nicht hinter dem Ofen herholen. Bei diesem fand ich jetzt aber die Grundidee sehr ansprechend und habe mir viel erhofft. Vielleicht aber zu viel.

Die Figuren sind sehr klischeehaft gezeichnet. Eigentlich weiß man bereits nach wenigen Seiten, wie der Hase läuft und was man von der Story zu erwarten hat. An sich finde ich das auch erstmal nicht schlimm, aber da auch sonst nicht viel überraschendes passiert, war es irgendwann ein bisschen mau.

Die Story wirkt zu gewollt witzig. Die chaotischen Zufälle, Missverständnisse und Ungeschicke reihen sich hier zahlreich aneinander. Das ist überhaupt nicht mein Fall, weil es gar keine Atempausen von der eher mittelmäßigen Situationskomik gibt.

Die Kapitel sind kurz und lesen sich flüssig. Sein Handwerk beherrscht Fitzek eben, sodass die Geschichte angenehm vor sich hinplätschert und durchaus kurzweilig ist. Man verpasst nichts, wenn mans nicht liest, dafür fehlt die Tiefe. Der Roman soll unterhalten und tut das auf Slapstick-Art.
Ich fands ok und ganz nett für zwischendurch.

Bewertung vom 10.05.2025
Du hast mich zuerst getötet
Marrs, John

Du hast mich zuerst getötet


sehr gut

Ein riskanter Plan

Ich mag ja psychologische Thriller und Krimis, die ein Verbrechen von langer geplant zur Perfektion kommen lassen. Und dieses Buch von Jon Marrs ist eine gute Mischung aus beiden. Es ist böse, düster und durchtrieben, aber auch einfach sehr spannend, da niemand sein wahres Gesicht zeigt.

Am Anfang fand ichs etwas gewöhnungsbedürftig, da es eine Perspektive gibt, die nicht zu den anderen passt. Es braucht ein bisschen bis ich sie einordnen und das ganze Ausmaß dessen erfassen konnte, wofür sie steht.

Spannend ist aber? Dass jede der Figuren ihr ganz eigenes Spielchen spielt und damit lange nicht klar ist, wer genau hier Opfer und wer Täter ist. Die Grenzen von Recht, Gerechtigkeit und Moral werden hier bis zum Zerreißen ausgedehnt. Aber genau das gibt der Geschichte ihren Reiz.

Teilweise hatte es ein paar Längen und generell ist die Handlung sehr gedehnt. Da hätte es für mich gerne etwas knackiger sein können. Trotzdem was es flüssig zu lesen und unterm Strich wurde ich überrascht, schockiert und gut unterhalten.

Bewertung vom 10.05.2025
Für immer
Lunde, Maja

Für immer


sehr gut

Im Augenblick leben

Ich fand das thematische Gedankenspiel super interessant: die Welt steht still, was würdest du tun? Maja Lunde hat damit bei mir absolut einen Nerv getroffen, vermutlich sogar den Nerv ganzer Generationen. Hat mir gut gefallen.

Fast hätte ich mir ein bisschen mehr Background gewünscht, mehr Erklärungen dazu, was geschehen ist und welche Auswirkungen es auf das Leben hat. Hier bekommt der Leser nur keine Einblicke, die Schlaglichter einiger ausgewählter Leben. Und die sind durchaus gut und divers gewählt, trotzdem hätte mich auch die wissenschaftliche Betrachtung dahinter interessiert.

Da ist viel Unwissenheit, ein bisschen hoffnungsvolle Freude, Resignation und Angst. Doch diese Emotionen stehen ein bisschen im Luftleeren Raum; ihnen wird keine echte Richtung gegeben. Es ist dieses „alles ist möglich“-Paradox. Es ist eine Momentaufnahme, Leben im Jetzt, Leben ohne Ziel und dadurch auch ein bisschen Leben ohne Sinn.

Es ist eine sanfte, wunderschön erzählte Geschichte. Ich habe die Eindrücke, Gedanken und Gefühle gerne beobachtet, auch wenn sie teilweise trotz nahbarer Themen für mich wenig greifbar waren. Aber ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und Gesprächsstoff bietet.

Die kurzen Kapitel aus wechselnden Perspektiven lesen sich sehr angenehm. Die Geschichte es eher suggestiv, nicht unbedingt detailreich und von der Erzählweise für mein Empfinden sehr episodisch. Das schaffte für mich eine gewisse Distanz zu den Figuren, als Leser bleibt man Beobachter, was mir in diesem Fall aber gut gefallen hat.
Empfehle ich gerne weiter.

Bewertung vom 10.05.2025
Blutrote Tinte / Liga Lexis Bd.2
Enders, Mo

Blutrote Tinte / Liga Lexis Bd.2


sehr gut

Guter zweiter Band

Was passiert, wenn die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden? Ja, wenn sie sogar gesprengt werden? Das erfährt der Leser in dieser Fortsetzung von Liga Lexis. Ich mochte Band 1 super gerne und habe ich mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut. Diese kam für mich etwas schwächer daher als der Auftaktband. Ich hatte hier auf neue Buchfiguren und spannende Begegnungen gehofft, allerdings knüpft die Handlung sehr unmittelbar an den vorherigen band an, sodass die Handlung sich weiterhin in dem Rahmen bewegt, den bereits Band 1 gesetzt hat.

Annie habe ich in diesem Band als etwas unstetig empfunden. Nicht nur, weil sie an absoluter Selbstüberschätzung leidet, was ihre Fähigkeiten anbelangt, auch zwischenmenschlich ist sie sehr wankelmütig unterwegs. Ich hab auf jeden Fall in diesem Band deutlich häufiger den Kopf über ihre wahnwitzigen Pläne geschüttelt und darüber, dass sie nie über die Konsequenzen ihres Handelns nachdenkt. Wofür sie letztendlich in diesem Band auch die Quittung bekommt. Im Mittelteil plätscherte die Handlung so ein bisschen vor sich hin, bevor es auf den letzten Seiten nochmal richtig packend wird.

Alles rund um die Buchwelt, den Limbus und Charon fand ich wieder sehr interessant und durchaus spannend angelegt. Auch gibt es in diesem Buch ein paar durchaus überraschende Enthüllungen, sodass es durchweg stimmungsvoll und auch mitreißend bleibt. Für mich ist das eine Geschichte, die man am liebsten überhaupt nicht aus der Hand legen will, weil es gefühlt noch so viel zu entdecken und verstehen gibt.

Ein bisschen enttäuscht bin ich in diesem Buch ja von Caspian, dessen Charakterentwicklung größtenteils stagniert, dafür stehen Freundschaften und Loyalität hier wieder sehr im Fokus. Besonders für Jugendfantasy finde ich das richtig stark.
Bin auf den Reihenabschluss jetzt auf jeden fall schon sehr gespannt.

Bewertung vom 10.05.2025
Something happened to Ally
Krischer, Hayley

Something happened to Ally


sehr gut

Wow, tough topic, aber gut rübergebracht

Romane, die Triggerthemen rund um sexualisierte Gewalt beinhalten finde ich oft schwierig, denn es ist ein thematisches Minenfeld und ein schmaler Grad in Hinblick auf Pietät und Empathie. Dieses Buch schafft den Balanceakt aber sehr gut. Und da ich es wichtig finde, dass offen mit solchen schweren Themen umgegangen wird, haben solche Bücher auch absolut ihre Daseinsberechtigung.

Die zwei weiblichen Perspektiven auf ein und das selbe Ereignis, einmal die Täter- bzw. Mitwisser-Perspektive und einmal das Opfer, das war einfach grandios. Erschreckend, beängstigend, zum aus der Haut fahren. Es ist keine leichte Geschichte, aber es ist ein realistisches Szenario.

Ich fand vor allem Ally sehr nahbar und sympathisch und habe sehr mit ihr mitgefühlt. Den Mean Girl Club rund um B. fand ich aber auch sehr authentisch angelegt. Mitleid konnte ich trotzdem nicht mit ihr empfinden, auch wenn vor allem ihr moralisches Dilemma zum Ende hin mich doch gepackt hat. Das war überzeugend angelegt, zwischen Selbstschutz, Egoismus und Zweifel wurde B. für mich quasi zur Verliererin der Geschichte, was fast schon traurig war.

Ich finde diese Art Geschichte so wichtig, nicht nur weil sie ein relevantes und brisantes Thema sichtbar machen, sondern den Leser auch sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Und das schafft dieses Buch auf eine eher sanfte Art. Hier wird nicht mit der Keule geschwungen und dem Finger gezeigt, es ist deutlich subtiler. Aber es ist eine starke und bestärkende Geschichte.

Der Schreibstil ist leicht und erleichtert damit auch das Lesen des Buches, dass viele Emotionen, viele Gedanken und viele Facetten mitbringt.