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Benutzername: 
Lilli-Marleen
Wohnort: 
Eltmann

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


sehr gut

"Schuld wurde nicht weniger, wenn man sie verdrängte. Schuld wurde auch nicht weniger, weil andere sich viel schuldiger gemacht hatten."

1962 taucht bei der Weinhändlerhin Henny plötzlich ihre alte Liebe Paul auf. Er ist auf der Suche nach einer alten Champagnerflasche, die er nach Kriegsende als französischer Soldat aus Hitlers Weinkeller in Berchtesgaden an sich genommen hat und bei Hennys Ex-Schwiegermutter am Kaiserstuhl versteckt hatte. Mit dieser Champagnerflasche sollen Adenauer und de Gaulle auf die Deutsch-Französische Freundschaft anstoßen. Doch nicht nur Paul interessiert sich für die Flasche. Hennys Konkurrent es ebenfalls hinter ihr her. Und dann verschwindet plötzlich auch noch ihr Sohn Kasper, der die Flasche an sich genommen hatte.

Um diese Champagnerflasche webt die Autorin eine ganze Familiengeschichte. Der Zweite Weltkrieg und die traumatischen Erlebnisse der einzelnen Familienmitglieder werden erzählt. Es geht viel um Verrat und Schuld. Und vor allem wird viel geschwiegen. Nach dem Krieg wird das Erlebte nicht aufgearbeitet und man schweigt. Dadurch geht viel kaputt. Man möchte die Protagonisten am liebsten wachrütteln und sie zum Dialog miteinander bringen. Doch wahrscheinlich war das so in den 1960er Jahren. Leider fand ich dadurch das Ende des Buches auch recht unbefriedigend. Das ganze Buch über wurde eine Spannung aufgebaut, aber am Ende bleibt die Genugtuung aus. Ich will hier nicht mehr verraten. Man muss es einfach selber lesen.

Die Landschaft dieser Grenzregion wird auf jedem Fall sehr schön detailliert beschrieben. Und die Geschichte ist auch recht spannend. Aber für mich hatte das Buch auch einige Längen, wenn zum Beispiel immer wieder auf die Kinofilme aus der damaligen Zeit eingegangen wurde.

Aber im Großen und Ganzen ein sehr schöner, ruhiger Roman mit viel Bezug zur Heimat, Liebe, Schuld und Vergebung.

Bewertung vom 24.03.2022
Meine ersten Wörter vom Bauernhof - Sprechen lernen mit großen Schiebern und Sachwissen für Kinder ab 12 Monaten
Frank, Cornelia

Meine ersten Wörter vom Bauernhof - Sprechen lernen mit großen Schiebern und Sachwissen für Kinder ab 12 Monaten


sehr gut

Spannend, niedlich und lehrreich

Meine ersten Wörter vom Bauernhof ist ein Pappbilderbuch für Kinder ab 12 Monaten. Das besondere an dem Büchlein sind die Schiebeklappen. Durch das herausziehen der Klappen verändert sich das Bild auf der Seite. So ist das Schaaf plötzlich geschoren oder die Küken sind aus dem Ei geschlüpft.

Die Illustrationen sind sehr niedlich und nicht zu abstrakt. Das Kind kann die gezeigten Tiere und Gegenstände als solche in der Realität wiedererkennen. Die einzelnen Bilder sind auch beschrieben. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass die Kinder der Gans, Gössel heißen. Toll, da habe ich auch gleich was gelernt.

Das einzige, was ich zu beanstanden habe, ist die Stabilität der Seiten. Ich habe das Buch meinem 18 Monate alten Sohn überlassen und er hat es geschafft, seine Finger zwischen Seite und Klappe zu schieben und dann ist die Seite aufgerissen. Ich konnte sie leicht wieder kleben, aber da hätte ich mir etwas stabileres gewünscht. Nur deshalb, gab es nicht die volle Zahl an Sternchen.

Das Büchlein ist wirklich sehr schön gestaltet und macht einfach Spaß.

Bewertung vom 24.03.2022
Bone Music
Almond, David

Bone Music


gut

Die Vergangenheit ist überall

Die fünfzehnjährige Sylvia geht mit ihrer Mutter aus der Großstadt ins ländliche Northumberland. Hier trifft sie auf Gabriel, der ein ganz besonderes Instrument hat: eine Knochenflöte. Sie ist sofort verzaubert von der mystischen Musik. Mit Gabriel erkundet sie fortan die Natur und entdeck hier Spuren aus vergangenen Zeiten. Immer mehr fasziniert von ihren Entdeckungen spürt sie in sich selbst, eine tiefe Verbindung zu der uralten Vorzeit. Sie begibt sich auf eine mystische Reise zur Frühgeschichte der Menschheit und lernt damit auch viel über sich selbst und ihre Verbindung zur Natur.

Das hört sich alles sehr spannend an, doch fand ich die Umsetzung etwas langatmig. Mit den Figuren konnte ich auch nicht so recht warm werden und ich konnte Sylvias Handeln auch nicht immer nachvollziehen. Das Buch soll ja für Jugendliche bzw. junge Erwachsene sein, aber dafür fehlt hier eindeutig ein Spannungsbogen, der einem zum weiterlesen animiert.

Wer aber die leisen Töne bevorzugt und sich etwas philosophisch mit der Menschheit und der Verbundenheit zur Natur auseinandersetzen möchte, ist mit dem Buch bestens bedient. Wer Spannung und Action erwartet, eher nicht.

Bewertung vom 21.03.2022
Allein auf dem Meer
Vick, Chris

Allein auf dem Meer


ausgezeichnet

Abendteuer mit einem Hauch von 1001 Nacht

Der 15-jährige Bill ist mit einem Betreuer und weiteren Jugendlichen mit einer Segeljacht unterwegs. Als die Gruppe von einem Orkan überrascht wird und das Schiff kentert, kann sich Bill in das Beiboot retten.
Nun ist er allein auf dem Meer, aber es dauert nicht lange, da sammelt er die ebenfalls schiffbrüchige Aya auf. Das Mädchen stammt von einem Berberstamm ab. Die beiden unterschiedlichen Jugendlichen kämpfen von nun an zusammen ums überleben.

Das Buch ist eigentlich ein Buch für Jugendliche, aber es hat mich von Anfang an in den Bann gezogen. Der Autor kann die Verzweiflung der beiden wirklich gut beschreiben. Man spürt fast selbst die erbarmungslose Sonne, die auf die beiden niederscheint. Man lernt auch etwas über die Kultur der Berber, welche Aya versucht Bill näher zu bringen. Immer wieder unterhält sie ihm mit Geschichten aus 1001 Nacht, wenn die Situation mal wieder ausweglos erscheint. Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Man merkt, dass der Autor sich mit dem Meer sehr gut auskennt. Eine wirklich sehr gute Geschichte über eine ungleiche Freundschaft. Spannend, fesselnd, lesenswert! Auch für Erwachsene.

Bewertung vom 21.03.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


ausgezeichnet

Zum schmunzeln, aber auch zum nachdenken

"Vielleicht sollten wir damit aufhören von den Ostdeutschen und von den Westdeutschen zu sprechen. Ich meine, was hat ein Hamburger mit einem Oberbayern zu tun? Und ein Mecklenburger mit einem Sachsen? Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu beschuldigen und zu belehren."

Michael Hartung, ein Videotheken-Besitzer, bekommt Besuch von einem Journalisten. Der Journalist hat Stasi-Akten in die Hände bekommen, in denen davon die Rede ist, dass Hartung 127 Menschen zur Flucht aus der DDR geholfen hat, in dem er einen Zug am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen umgeleitet hat. Zunächst bestätigt er die Geschichte nicht, doch als er erfährt, dass das Honorar für die Story, die nächste Miete für die Videothek decken würde, ist er bereit ein Interview zu geben. Und Akten lügen ja nicht, oder?
Es kommt, wie es kommen muss. Es ist kurz vor dem 30jährigen Mauerfalljubiläum und die Medien reißen sich, um den "neuen" Helden und seine Geschichte. Selbst der Bundespräsident lädt ein. Doch wie lange kann Hartung mit dieser Lüge vor ganz Deutschland bestehen. Und dann ist da auch noch Paula, die damals in dem Zug war und in die sich Hartung Hals über Kopf verliebt hat.

Ein wirklich sehr, sehr gutes Buch. Und sehr klug. Tolles Personal. Da ist dieser wunderbare Anti-Held, der jetzt mit seinem Gewissen im Konflikt ist. Der Journalist, der auch mal Anerkennung haben will. Ein ehemaliger ostdeutscher Bürgerrechtler, der jedoch langsam Selbstzweifel bekommt und ein alter Stasioffizier mit einer Finnhütte am See. Um hier nur einige zu nennen. Die Charaktere sind einfach wirklich gut beschrieben und man schließt sie eigentlich alle ins Herz.

Und immer wieder die Fragen: braucht Geschichte Helden und wer mach die Geschichte überhaupt? Und warum sind sich Ost-und West bis heute noch fremd? Das Buch findet natürlich nicht DIE Antwort, aber gibt einem gute Ansätze zum nachdenken.

Ein kluges Buch zum schmunzeln, aber manchmal auch mit ernsten Tönen. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.02.2022
Kleine Philosophie der Begegnung (eBook, ePUB)
Pépin, Charles

Kleine Philosophie der Begegnung (eBook, ePUB)


gut

Begegnungen mal philosophisch betrachtet

In den letzten Jahren der Pandemie sollten wir die meisten Begegnungen eher vermeiden. Doch wie wichtig gerade zufällige Begegnungen sein können, beschreibt der französische Philosoph Charles Pepin in diesem Buch.

Der Autor analysiert in den Kapiteln, wie Begegnungen stattfinden, was sie aus einem machen und was man selbst dafür tun muss, um andere Menschen überhaupt richtig wahrzunehmen.

„Ohne Begegnung mit anderen können wir unmöglich wir selbst werden.“ (S. 222) Wie der Titel des Buches schon verrät, wird das Thema philosophisch betrachtet. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas. Doch erfährt man hier auch etwas Interessantes über berühmte Persönlichkeiten und wie bestimmte Begegnungen ihren Lebensweg beeinflusst haben. Auch ermuntert das Buch einen selbst, mit offenere Augen auf andere zuzugehen, denn vielleicht ist die Person, die wir gar nicht für wahrgenommen hätten, unser Seelenverwandter.

Das Buch ist leicht zu lesen und regt einem zum nachdenken an. Etwas für alle, die die Muße haben, alltägliche Dinge auch mal philosophisch zu betrachten.

Bewertung vom 06.02.2022
Pferde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.6
Kessel, Carola von

Pferde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.6


ausgezeichnet

Für kleine Pferdeexperten
Die beliebte Wissensserie: Wieso, weshalb, warum? von Ravensburger gibt es auch für das erste selbstständige lesen. Hier nun über Pferde.

Die Texte schön kurz und vermitteln viel interessantes Wissen. Die Schrift ist sehr groß und eignet sich super für Erstleser. Jede Seite ist auch mit farblichen Illustrationen ausgestattet. So kann man das erlesene Wissen auch noch visuell verinnerlichen.

Nach jedem Kapitel gibt es tolle Rätsel. Wie zum Beispiel ein Kreuzworträtsel oder ein Buchstabenlabyrinth.

Ein Reiterhof kann mit Stickern versehen werden. Am Ende gibt es sogar noch ein Leselotto zum Ausschneiden. Das sorgt für Abwechslung.

Kleine Pferdefreunde werden mit diesem Buch auf jeden Fall ihre Freude haben. Hier wird lernen mit sehr viel Spaß und Freude verbunden. Schöne kurze Texte, tolle lehrreiche Illustrationen und eine menge Rätselspaß.

Bewertung vom 06.02.2022
Milch Blut Hitze
Moniz, Dantiel W.

Milch Blut Hitze


ausgezeichnet

Elf Erzählungen umfasst das Debüt der US-Amerikanischen Autorin Dantiel W. Moniz.

Die Stories spielen in Florida und handeln meist von Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten. In der ersten Erzählung, die dem Buch auch den Titel gibt, geht es um zwei befreundete Teenager-Mädchen, von denen eine, eine tiefe Leere in sich spürt. In einer anderen Geschichte, kann eine Frau eine Fehlgeburt nicht so schnell verarbeiten, wie es von ihr verlangt wird.

All diese Geschichten haben eine bestimmte melancholische Atmosphäre, die aber unheimlich gut passt. Man wird von den Geschichten unweigerlich in den Bann gezogen. Die Sprache ist sehr frisch und direkt. Das Cover mit seinen schönen Farben, steht im krassen Gegensatz zu den eher düsteren Geschichten, die alle im sonnigen Florida spielen. Was wieder im Gegensatz zu den tragischen Schicksalsschläge der Protagonisten steht.

Mich haben die Stories wirklich berührt und ich musste gleich mehrere hintereinander lesen, obwohl man sie eigentlich erst einmal einzeln verdauen müsste. Wer auch mal die dunkle Seite des Lebens in ergreifenden Erzählungen erlesen möchte ist mit diesem Buch bestens bedient.

Bewertung vom 20.01.2022
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender historischer Krimi

Hamburg im Jahre 1910. Die Ärztin Anne kehrt in ihre hanseatische Heimat zurück und will armen Frauen helfen. Doch kurze Zeit, nach dem sie ein Frauenhaus am Hafen eröffnet hat, werden dort verstümmelte Frauenleichen gefunden. Zufall? Der verschlossene Kommissar Berthold Rheydt übernimmt die Ermittlungen. Auch die junge Pastorentochter Helene wird mit in das Geschehen gerissen. Sie findet die Leichen im Hafen. Alle drei Personen sind nun durch das Schicksal miteinander verbunden.

Die Geschichte ist wirklich spannend umgesetzt. Man fühlt sich sofort in das Hamburg der Kaiserzeit versetzt. Die Protagonisten sind alle sehr unterschiedlich und toll charakterisiert. Alle drei haben so ihre Geheimnisse, die während der Story aufgedeckt werden.

Auf Grund des Titels und des Covers hatte ich gar nicht so ein spannendes Buch erwartet und war angenehm überrascht, dass es ein wirklich guter Krimi ist. Einzig die Kapitel waren mir manchmal etwas zu lang. Aber das ist ja Geschmackssache.

Ich kann das Buch nur weiterempfehlen. Hier kommen Krimifans, als auch Fans von Historischen Romanen voll auf ihre Kosten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 11.04.2021
Was wir scheinen
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


gut

Ein Leben in zarten Tönen wiedergegeben

Hannah Arendt reist 1975 ein letztes Mal von New York in die Schweiz. Hier möchte sie noch einmal ihr bewegtes Leben Revue passieren lassen. Die Flucht aus Deutschland nach Frankreich und schließlich in die USA, sowie der Eichmann-Prozess in Jerusalem spielen eine tragende Rolle.

In ruhiger, ja teils poetischer Sprache, lässt Hildegard E. Keller die Leser teil an Ausschnitten aus Hannah Arendts Leben haben. Sie blickt immer wieder auf Gespräche mit ihr wichtigen Personen zurück. So trifft sie zum Beispiel auf die junge Ingeborg Bachmann und lädt sie zum Kaffee ein.

Ich persönlich fand den Roman etwas langatmig. Das wirklich Interessante im Leben von Hannah Arendt, wie der Eichmann-Prozess oder ihre Flucht aus einem Internierungslager in Frankreich, spielen nur am Rand eine Rolle. Es wird sehr viel gesprochen und reflektiert. Das kann ganz schön ermüdend sein.
Wer aber die poetische Seite von Hannah Arendt zu schätzen weiß, wird bei dem Roman auf seine Kosten kommen. Die Autorin zitiert immer mal wieder aus den Gedichten und zeigt somit auch die eher unbekannte Seite Arendts.
Auf Spannung wird in diesem Buch weitgehend verzichtet. Es sind eher die poetischen, leisen Töne, die Hildegard E. Keller hier anklingen lässt.