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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
danieleb
Wohnort: 
münchen

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2021
Letzte Ehre
Ani, Friedrich

Letzte Ehre


ausgezeichnet

Ein Mann schreibt über das Seelenleben einer Frau - und das wirklich gut. Friedrich Ani setzt die Geschichte der Fariza Nasri in seinem neuesten Roman fort. Ein Mädchen ist über das Wochenende verschwunden, die Suche nach ihr wird Kommissarin Nasrin übertragen. Obwohl sie in ihrer Abteilung immer noch angefeindet ist, wird sie diesen Fall, der kein Mord ist, lösen. Doch damit ist es nicht getan, denn einer der ursprünglich Hauptverdächtigen ist der Sohn eines Mannes dessen Fall schon viel früher in einem Tötungsdelikt endete, der nie aufgeklärt wurde. Aus dem Coldcase wird ein Hotcase, dessen Auswirkungen bis in die unmittelbare Gegenwart reichen. Ungesühnte Taten verwickeln viele Menschen in ausweglose Situationen, mittendrin Fariza Nasri, die je tiefer sie gräbt, und je mehr Fäden miteinander verknüpft, in höchste Todesgefahr gerät. Friedrich Ani versteht die Kunst Schicksale zu beschreiben, die den Leser nicht mehr loslassen. Seelennah formt der Autor seine Protagonisten. Es könnte jeder von uns so handeln, so sein. Mancher Kritiker beschreibt Anis Roman als düster, ich finde er ist sehr real, wie das Leben - manchmal heiter manchmal trüb, und es endet immer.
Fazit: Ein ausgezeichneter Roman. Sehr lesenswert. Friedrich Ani wird mit jedem Buch immer noch besser

Bewertung vom 25.05.2021
Dein ist das Reich
Döbler, Katharina

Dein ist das Reich


sehr gut

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, waren für arme Bauernsöhne und Töchter die Kolonien in Papua Neuguinea, die einzige Möglichkeit aus dem Land zu kommen, und ein Leben freier als zu Hause zu führen. Der Weg führte über die evangelische Mission ausgehend von Neuendettelsau in Mittelfranken. So beginnt die Familienchronik der Autorin Katharina Döbler. Deren Großmutter, immer ein wenig anders und voller Geschichten, führt die Autorin in eine andere sehr fremde, sehr unbekannte Welt. Als junge Braut eines Missionars bekommt sie eine Ausbildung um ihrem Gatten hilfreich zur Seite stehen zu können. Doch wird sie erst nach Ende des ersten Weltkrieges aufbrechen um das Ehegelöbnis einzugehen. Anhand der eigenen Familiengeschichte erzählt die Autorin die unrühmliche Kolonialgeschichte des deutschen Kaiserreiches in Papua Neuguinea. Die Verquickung von armen Deutschen und kolonialisierten sogenannten Wilden mittels Missionierung um an Resourcen zu gelangen, die Europa und Deutschland nur durch Ausbeutung anderer Länder und deren Bewohner erreichen konnte zeigt die fatalen Auswirkungen, die uns Europäer bis heute prägt. Und nicht nur das, denn auch die Nachgeborenen der betroffenen Länder leiden auch heute noch unter diesen teilweise sehr brutalen Einbrüchen ihrer Zivilisationen. Wer sich für diesen Teil unserer Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts aus der Sicht der Auswanderer und deren Erlebnisse interessiert, ist hier gut bedient. Allerdings sollte man sich auf einen komplexen Roman, mit vielen Zeitsprüngen und Sichtweisen einstellen. Nicht leicht zu lesen, jedoch hoch interessant.

Bewertung vom 24.04.2021
Hauskonzert
Levit, Igor;Zinnecker, Florian

Hauskonzert


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch, das ganz anders ist als ich es erwartet hatte.

Ich hatte von Igor Levit en passant mal gehört, ihn aber nicht wirklich wahr genommen. Um so größer die angenehme Überraschung die mir das gemeinsame Buch von ihm und Florian Zinnegger bereitete.
Im Stil ganz anders als bekannte Biografien mit nummerierten Kapiteln, werden hier längere Episoden, Rückblenden als auch Gedankenfetzen durch Absätze und Hashtags unterteilt. Das gibt eine gewisse Geschwindigkeit und der Leser eilt mit. Igor Levit ist ein Mensch der oft gleichzeitig auf mehreren Kanälen, sprich Gedankengängen und Aktivitäten, läuft. Ist er angekommen
läuft er gleich weiter zu neuen Projekten und Herausforderungen. Als Kind schon früh am Klavier der Mutter, sie selbst ist Musikerin und Lehrerin, erkennt sie sein Talent. Sie fördert es nach ihren Möglichkeiten, gibt ihn jedoch schon bald zu anderen Lehrern, damit er viele Facetten für sein Spiel bekommen kann. Sprich, er lernt erst in Russland, später nach der Auswanderung nach Deutschland, in Hannover an der dortigen Musikhochschule bei den unterschiedlichsten Lehrern. Das bedeutet für ihn immer wieder neu zu beginnen. Da jeder Lehrer anders unterrichtet und Schwerpunkte legt, scheitert er zwangsläufig. Das ist anstrengend und bisweilen sehr frustrierend, schützt ihn aber vor der all zu schnellen Vermarktung seines Talentes, und erweitert seinen Horizont. Der klassische Musikmarkt ist ebenso gnadenlos auf Profit ausgerichtet wie der restliche Markt, und saugt junge Begabungen aus, bevor diese zu einer wirklichen Reife in ihrem Spiel gelangen können. Dieses Schicksal bleibt Levit erspart.
Er ist ein eigensinniger Typ, was nicht so beliebt ist weder bei Lehrern Veranstaltern oder gar Kritikern. Doch er hat Familie, Freunde und eine Agentin die an ihn glaubt. Auch das öffnet Türen – mit der Zeit. Zudem ist dieser Musiker auch ein Mensch mit Überzeugungen, die er nicht verschweigt. Damit macht er sich auch Feinde, die ihn mit dem Tod bedrohen, wenn er z. B. Rassisten und Nazis offen seine Meinung „geigt“.
Florian Zinnegger porträtiert hier fein und eindrücklich in guter Sprache den Künstler und Mann Igor Levit, der eigentlich immer mit offenem Visier durch sein Leben geht. Er zeigt Stärken, Schwächen und Gefühle, das macht ihn mir sehr sympathisch. Außerdem ist er ein toller Pianist. Gemeinsam ist beiden ein wunderbares Buch gelungen.

Bewertung vom 13.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Die Geschichte der Clementine Churchill alias "cat", die als blutjunge Frau Winston Churchill alias "pug" beim dritten Treffen als den Partner fürs Leben erkennt, und dieser ebenso in ihr die Partnerin für sein Leben. Flugs wird geheiratet, und Clemmi, wie sie in der Familie und von Freunden genannt wird, beginnt den Mann mit all ihren Kräften auf seinem Weg zu Ruhm und Ehre zu unterstützen. Nebenher werden fünf Kinder geboren, die jedoch eher wenig von ihren Eltern zu sehen bekommen. In adeligen Kreisen ist es üblich, dass Kinder von Subalternen groß gezogen werden, und möglichst bald in Internaten verschwinden bis sie als Erwachsene die Karrieren und Lebensläufe antreten, die schon von Geburt an für sie vorgesehen sind. Die Männer gehen in die Politik, und werden mindestens Minister, die Frauen heiraten ebenbürtig, mindestens, werden Mütter, und betätigen sich höchstens ehrenamtlich. Ansonsten kümmern sie sich um Haus und Hof unterstützt von einer Schar Dienstboten. Bei den Churchills läuft das nicht ganz so glatt, denn es fehlt trotz beider blaublütiger Herkunft am nötigen Kleingeld. Also muss Lady Churchill den Familiengürtel immer eng schnallen, damit Winston Champagner trinken und Karriere machen kann, und die Kinder die standesgemäße Erziehung bekommen. Sie ist es gewohnt mit kleinstem Budget zu jonglieren, denn ihre Mutter hat es mit den Standesregeln nicht so genau genommen, was ihr gesellschaftlich sehr schadete. Clemmi, bringt zu Stande, was Frauen ihrer Herkunft so, man muss schon sagen genial, nicht gelungen wäre. Zu einer Zeit als Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht geschweige denn Macht und Einfluss hatten, schafft sie es ihren "pug" politsch dermaßen zu beeinflussen und zu fördern, dass er keine Entscheidung als er hohe Ämter bekleidet, ohne sie trifft. Denn Winston Churchill ist ähnlich wie seine Frau in desolaten Familienverhältnissen aufgewachsen. Dies verbindet die beiden ein Leben lang. Die Autorin beschreibt eine Frau zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, die es schafft ihre Intelligenz und all ihre Kompetenzen mit dem Amt ihres Mannes zu verbinden, und die Wege Englands zu lenken. Das gelang bisher nur Königinnen wie Elisabeth I. und Viktoria, und später Margaret Thatcher. Wer sich für die Geschichte Englands und Europas des zwanzigsten Jahrhunderts interessiert ist gut beraten dieses Buch zu lesen. Der erste und zweite Weltkrieg der kalte Krieg, der Krieg in Jugoslawien und der Fall der Mauer in Deutschland nahmen ihren Ursprung zu Beginn des letzten Jahrhunderts. In diesen hundert Jahren veränderte sich die westliche Welt nach der industriellen Revolution des neunzehnten Jahrhunderts nochmals so radikal wie nie zuvor. Unterhaltsam beschreibt Marie Benedict u. a. die Begegnung Lady Churchills mit Elanor Roosevelt, die ähnlich intelligent und hochbegabt die Geschicke ihres Landes, den vereinigten Staaten von Amerika, positiv zu beeinflussen versucht. Beide Frauen werden von ihren Männern gebraucht und benutzt um ihre Ziele zu verfolgen. Beiden Frauen ist dies bewusst, und dennoch gehen sie ihre Wege unter großen persönlichen Opfern. Erst lange nach ihrem Tod wird man erkennen welche Lebensleistungen Frauen wie Lady Churchill vollbracht haben, die bis heute wirken.

Bewertung vom 08.04.2021
Enriettas Vermächtnis
Madsack, Sylvia

Enriettas Vermächtnis


gut

Enriettea da Silva, Romanautorin schreibt weiter selbst nach ihrem Tod. Sie beginnt eine verwickelte Geschichte mittels ihres Erbes, dass zwei Personen berücksichtigt, obwohl... und hier beginnt die letzte Geschichte der Enrietta da Silva. Jana, Schauspielerin mit Handicap und Emilio, Schönheitschirurg mit einem Geheimnis. Weitere Protagonisten sind Andreas Leuthard, Rechtsanwalt und Armando, ungeliebter Sohn. Zwei Frauen, eine tot, die andere jung und selbstbewußt und drei Männer, und sehr viel Geld. Enriettas Vermächtnis ist nicht nur materieller Art sondern auch die Chance für vier Menschen ihr Leben nochmals neu zu überdenken, festgefahrene Vorurteile zu ändern, und die Liebe in ihrem Leben zuzulassen. Die Autorin startet ihre Geschichte spannend und rasant, doch in der Mitte wird es etwas verwirrend und manchmal langweilig. Vielleicht weil es der einen oder anderen Figur etwas an Tiefe mangelt. Insgesamt ein lesenswerter bisweilen sehr unterhaltsamer Roman.

Bewertung vom 07.04.2021
Johanna spielt das Leben
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


sehr gut

Der Roman spielt hauptsächlich in zwei Zeitebenen, Anfang der fünfziger Jahre als Johanna gerade ihre Schauspielkarriere beginnt und Georg ihren zukünftigen Mann kennenlernt, und zu Beginn der sechziger Jahre als Johanna nach der Geburt ihrer Tochter ihre Rolle als Mutter nicht wirklich erfüllt. Gegen die Absprache mit Georg bewirbt sie sich für eine Rolle an der Wiener Burgbühne, weil das Leben mit einem Kleinkind, in einer zwar schönen Villa, ihr den letzten Nerv raubt. Sie fühlt sich zu Höherem als Mutterschaft berufen. Schließlich stand ihre Schauspiellaufbahn einst unter einem guten Stern, das kann und will sie nicht aufgeben. Sie überlässt die Tochter zu Probezeiten ihrer Mutter und der verrückten Tante, da Georg ihr ein Kindermädchen verweigert. So balanciert sie zwischen gutbürgerlichem Leben und Bohème hin und her, was auf Dauer nicht gut geht.
Die Autorin schildert das Leben einer Frau mit Ambitionen in der darstellenden Kunst im Wien der Wirtschaftswunderzeit, wo es für Frauen der gehobenen Gesellschaft nur einen Platz gab: An der Seite eines erfolgreichen Mannes als Präsentationsobjekt, Mutter und Hausfrau. Beide Charaktere Johanna und Georg unterscheiden sich in Wesen und Anspruch ans Leben diametral, und doch ziehen sie sich magnetisch an. Schließlich endet die Geschichte mit Happyend mittels großem Knall und tieferer Erkenntnis der familiären Geheimnisse von Johanna.
Alles in allem unterhaltsam und kurzweilig geschrieben. In Zeiten von Corona eine willkommene Abwechslung vom eingeschränkten Alltag. Volle Punktzahl – lesenswert.

Bewertung vom 14.02.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Susanne Abel hat ein Buch geschrieben, dass meiner Meinung nach in den Unterrichtskanon der Schulen gehört. Ihr gelingt es die Geschichte Deutschlands der letzten 75 Jahre, mittels Fakten und Fantasie, in eine Form zu gießen, die jeden der sie liest zutiefst berührt. Gekonnt verknüpft sie Gegenwart mit Vergangenheit. Der Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath wird mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Mutter Grete an Alzheimer erkrankt ist. Dies für sich allein ist, wie man weiß, schon keine einfache Situation. Doch nun kommt Tom mit einer Zeit im Leben seiner Mutter in Berührung, die sie bisher beharrlich verschwiegen hatte. "Sie vergaß auch den Betondeckel der ihre Erinnerungen verschloss, und eine Welt trat hervor, die sonst geheim streng gehalten wurde". Ähnlich formuliert die Autorin ihre eigene Erfahrung mit der Alzheimerkrankheit ihrer Mutter im Nachwort. Ein wunderbarer Satz.
Und Grete beginnt zu erzählen: Von ihrer Flucht vor den Russen, ihr hartes Leben als mittelloser Flüchtling im Westen. Und eine geheime große Liebe kommt ans Tageslicht. Dies wird Toms Leben für immer verändern, und ihn endlich glücklicher machen als er es sich je vorstellen konnte. Fünf Sterne!

Bewertung vom 30.10.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


sehr gut

Anhand der Lebensgeschichte der Fey von Hassell schildert die Historikerin und Autorin Catherine Bailey, die Folgen des Attentatsversuches auf Hitler vom 20. Juli für die Familien der Beteiligten. Nicht nur, das alle Verschwörer die vom Naziregime gefangen genommen wurden auf brutale Weise hingerichtet wurden, nein, auch die Angehörigen wurden hart bestraft. Sippenhaft für alle. Fey von Hassell die mit ihrem Mann Detalmo und ihren zwei Söhnen Corrado und Roberto in Italien auf dem Familiensitz Castello di Brazzà lebt, wird in die Wirren des Krieges erst verwickelt als das Attentat auf Hitler misslingt. Die Requirierung des Landgutes im September 1943 durch die SS-Truppen ist erst der Beginn der schweren Zeit, die auf die Inhaftierung ihres Vaters, Ulrich von Hassell, und seine bald darauf folgende Hinrichtung 1944 folgen wird. Wie viele andere Kinder der Familien werden ihre beiden Söhne von den Nazis verschleppt und Fey in Haft genommen. Eine lange Suche nach ihren Kindern die durch die tatkräftige Unterstützung ihrer Mutter Ilse von Tirpitz und ihre Schwester Almuth endet schließlich erfolgreich in Tirol, kurz bevor die beiden Jungen zur Adoption frei gegeben worden wären. Catherine Bailey schildert die Geschehnisse rund um den 20. Juli spannend und anschaulich. Für jemand der sich für Geschichte des Widerstandes im dritten Reich interessiert auf jeden Fall lesenswert, da die Autorin umfangreich recherchiert hat.

Bewertung vom 07.10.2020
Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4


ausgezeichnet

Luc Verlain scheint endlich angekommen im Leben. Seine Freundin erwartet das erste gemeinsame Kind, er ist nach langer Zeit wirklich glücklich. Doch ein anderer Unglücklicher sinnt darauf Lucs Leben in eine Hölle zu verwandeln. Das gelingt ziemlich schnell, denn der Kommissar hat schon ein Kind, von dem er bisher nicht wusste. Binnen Stunden wird er zum Verfolgten dem ein Verbrechen angelastet wird welches er nicht begangen hat. Immer begleitet von Botschaften, die ihn daran erinnern, dass er sein Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen hat. So zwingt ihn ein Unbekannter wirklich kriminell zu werden um das Leben seines unbekannten Kindes zu schützen. Luc lernt die andere Seite des Verbrechens kennen, und sich selbst als Täter, der alles tut um zu gewinnen. Täter und Opfer tauschen ihre Rollen ein ums andere Mal, was zu einer rasanten Hetzjagd ausartet, die den Leser bis zur letzten Seite gebannt hält. Ein weiterer gelungener Krimi aus dem Baskenland. Bravo.

Bewertung vom 05.09.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


gut

Mari Mitchell, Mutter von Zwillingssöhnen, arbeitet Mitte der achtziger Jahre als "Angestellte" beim FBI. Marie ist Insiderin genug, um Einblicke in das hierarchische Hickhack zu haben, das ihren Arbeitsalltag bestimmt. Aber vor allem ist sie Außenseiterin. Die Geheimdienste dieser Jahre sind ein Boys’ Club, und als schwarze Frau stößt sie, trotz ihrer Fähigkeiten, bald an die gläserne Decke. Geprägt durch ihre Familiengeschichte, wo jeder Nichtweiße, auch heute noch, mindestens zwei Identitäten haben muss/te, im rassistischen Amerika, fällt es ihr nicht schwer das Spiel mitzuspielen. Doch die weißen Jungs lassen sie nicht ran an die wirklich spannenden Aufträge. Bis sie eines Tages doch eine Chance, geschuldet ihres Aussehens und ihrer Herkunft, bekommt. Sie wird auf den Che Guevarra Afrikas, Thomas Sankara Präsident Burkina Fasos, angesetzt.
Doch Jahre später geraten sie und ihre beiden Söhne in Lebensgefahr, und sie muss das Land verlassen. Nach ihrer Flucht beginnt sie in Form eines Briefes ihren Söhnen zu erklären was sie warum getan hat, damit ihre Kinder "es" verstehen was warum geschah, wenn sie nicht mehr da sein sollte.

"American Spy" ist eine Familienstory, ein Agententhriller, ein Diskriminierungsdrama und auch Geschichtsunterricht.
Die Autorin hält sich nicht mit blumigen Beschreibungen auf, dafür entpuppt sie sich als historisch versierte und politisch hellwache Konstrukteurin.
Das schlägt sich auch in ihrem Schreibstil nieder, der immer nur gerade so viel verrät, wie er muss. Ein zentraler Konflikt in „American Spy“ ist, für ein System zu arbeiten, das einem das Leben schwermacht, und sich dieser Tatsache absolut bewusst zu sein.