Agonie ist der zweite Teil der Reihe MILOSEVIC UND FREY ERMITTELN - jedoch ist es nicht wichtig, den ersten Band gelesen zu haben. Ohne Vorwissen aus dem ersten Teil habe ich Agonie zu lesen begonnen und wurde direkt aufgeklärt, was im letzten Fall passiert ist.
Auch der neue Fall ist spannend: Eine bekannte Tierschützerin/Influencerin wurde ermordet in ihrem Loft in der Hamburger Hafencity aufgefunden. Abgeschlachtet wie ein Schwein. Hier beginnt der gesellschaftskritische Krimi und führt uns durch Hamburg und seine Nachbarorte, durch Schlachthäuser und Bauernhöfe...
Als versierte Krimileserin war die Handlung eher vorhersehbar. Da das Thema des Buches aber so aktuell und brisant ist, konnte ich das Buch trotzdem nicht aus der Hand legen. Die Autorinnen schaffen es, das Thema Tierschutz, Vegetarismus und Hass im Netz in einem runden Krimi unterzubringen. Dabei regen sie den ein oder anderen Fleischesser (hoffentlich) zum Nachdenken an. Für mich ein gelungener Krimi und als Veganerin eine erneute Bestätigung für meinen gewählten Lebensstil.
Johanna ist in ihren 60ern und zieht nach vielen Jahrzehnten zurück in ihr Heimatland Norwegen. In die Stadt, in der ihre Mutter lebt. Nur etwa 4 Kilometer entfernt von ihrer Wohnung. Zu ihrer Mutter hat sie seit Jahren keinen Kontakt mehr. Auf ihre Anrufe und ihre Briefe wird nicht reagiert. Schuld sind ein alter Streit und viele Missverständnisse.
Johanna durchlebt in "Die Wahrheiten meiner Mutter" die wichtigsten Momente ihrer Kindheit, sucht Erklärungen für das Verhalten ihrer Mutter, sucht nach Versöhnung und nach Verständnis. Der Schreibstil der Autorin ist dabei ungewöhnlich, aber tiefgreifend. Die Sätze sind lang, die Abschnitte meist kurz und es gibt keine wörtliche Rede mit Satzzeichen. Doch gerade dieser Schreibstil passt sehr gut zu dem inneren Monolog der Protagonistin. Mit vielen Gedanken und Erfahrungen, die Johanna antreiben, kann sich die Leserin oder der Leser identifizieren. Die beschriebene Familiendynamik bestürzt aber fasziniert gleichermaßen. Ein packendes Meisterwerk, fantastisch geschrieben.
„Da du jetzt gerade diese Zeilen liest, glauben wir, dass du jemand bist, der vielleicht wütend, frustriert oder sehr traurig über die Beziehung zwischen dir und deinen Eltern ist.“ Mit diesem Einstieg in das Buch war ich von Anfang an gefesselt. Es ist wohl nicht so unüblich, dass Eltern-Kind-Beziehungen allein aufgrund der Generationsunterschiede zu Konflikten führen können. Konflikte, die sowohl für die Eltern, als auch für die Kinder belastend sein können. Dieser Ratgeber richtet sich explizit an die Kinder. Dabei wird durch die Autor:innen hervorgehoben, dass es nicht darum geht, die Eltern zu analysieren und ihre Probleme zu therapieren. Viel mehr sollen die erwachsenen Kinder lernen, ihre Eltern-Abhängigkeit loszuwerden und ihr wahres Ich nicht zu verstecken. Sowie in Konfliktsituationen die Ruhe zu bewahren und gewaltfrei zu kommunizieren. Dabei helfen die vielen Fallbeispielen, in denen man sich immer wieder selbst erkennt. Außerdem gibt es Satzvorlagen, die bei Streitgesprächen hilfreich sind und deeskalierend wirken. Mich hat das Buch sehr zu nachdenken und reflektieren angeregt. Es ist definitiv ein Ratgeber mit dem man arbeiten muss und den man immer wieder aus dem Schrank zieht, um Kapitel nochmal nachzulesen. Alles in allem eine Empfehlung für alle, die sich durch den Einstiegssatz angesprochen fühlen.
Max fährt wie jedes Jahr zu seinen Großeltern nach Sylt in die Ferienwohnung. Eigentlich ist alles wie immer, aber irgendwie ist auch alles anders. Sylter Welle ist eine bewegende Familiengeschichte, gepackt in eine sehr gemächliche Erzählung über Kindheitserinnerungen, Familieneigenheiten und Sommererlebnisse. Die Erzählung wechselt zwischen Geschehnissen in der Gegenwart und prägenden Ereignissen vieler Sommer in der Vergangenheit. Es lässt sich vermuten, dass die Geschichte gespickt ist mit vielen autobiografischen Erlebnissen. Dabei schafft es Leßmann uns die Charaktere in seiner Familie nahe zu bringen. Als könnte man sie vor sich sehen und reden hören. Man möchte ihm danken, für den Einlass in die privaten Erinnerungen seiner Kindheit und Jugend. Rundum ein bewegendes, nostalgisches Werk in schöner Sprache. Das Cover Art ist nochmal ein zweites Highlight.
Wer Kira Mohn und Kelly Moran kennt, hat schon eine Ahnung was im gemeinsamen Buch "Because it's true. Tausend Momente und ein einziges Versprechen" zu erwarten ist. Die beiden Autorinnen von modernen Liebesromanen haben sich für ein gemeinsames Buch zusammengeschlossen. Von jeder Autorin gibt es eine Kurzgeschichte in einem Kleinstadt-Setting.
In der ersten Geschichte begleiten wir eine junge Lehrerin beim Finden ihrer ersten großen Liebe. Die Story spielt größtenteils in einer Kleinstadtbibliothek.
Die zweite Geschichte handelt von einem jungen Erwachsenen aus schwierigen Verhältnissen, der in der Familienkneipe arbeiten muss, um die Familie zusammenzuhalten. Es geht um Konflikte zwischen Vater und Bruder, Drogenmissbrauch und irgendwie auch ums Verliebtsein.
Beide Geschichten sind kurzweilig, die Eine tiefgreifender als die Andere. Insgesamt ein ideales Buch für ein gemütliches Wochenende. Als einziger Kritikpunkt wäre zu nennen, dass die Geschichten fast schon den Charakter von Leseproben aufweisen. In bald erscheinenden Veröffentlichungen beider Autorinnen werden die Charaktere wieder ausgepackt und ihre Geschichte weitererzählt. Es kommt hier also zu dem ein oder anderen Kliffhanger...
Ich bin seit mittlerweile zehn Jahren vegan und habe schon alles gesehen - bis Rosa um die Ecke kam und uns mit ihrer bunten Persönlichkeit und ihren tollen Rezepten bereichert hat! In "Rosa kocht vegan" finden sich 80+ vegane Rezepte, einige hilfreiche Kochtipps und kleine Geschichten aus dem Leben der Köchin. Und das auf etwa 190 liebevoll gestalteten, bunten Seiten.
Unter den Rezepten finden sich Klassiker wie Pfannkuchen/Crepes, Rührei, Linsensuppe und Mettigel. Daneben gibts jede Menge traditionell deutsche Rezepte, perfekt veganisiert, wie Kaiserschmarrn, Germknödel, Königsberger Klopse und Hühner-Frikassee. Außerdem entführt uns Rosa auch in die internationale Welt der Ramen, Mochi, Chinesischen Pfannkuchen, Köttbullar, Piroggen und Bolani. Es gibt Rezepte für besondere Anlässe (Geburtstag, Weihnachten und Co.), deftige Rezepte, was fürs Frühstück, für ein Picknick, Suppen und Salate und tolle Desserts.
Der Aufwendigkeitsgrad variiert stark unter den Gerichten! Rosa nutzt gerne Fertigprodukte wie Maultaschen, Veta und Sojacreme. Andererseits werden auch mal Nudelteige "from scratch" aus Mehl, Öl, Salz und Wasser gefertigt.
Mein Lieblingsrezept sind die Blueberry Pancakes. Meiner Meinung nach die besten und fluffigsten veganen Pfannkuchen, die ich je gegessen habe. Perfektes Sonntagsfrühstück.
Eins muss man sich allerdings bewusst sein: Das ist kein Kochbuch für die besonders gesunde Küche! Hier gibts Fast Food neu gedacht oder klassisch deftige Kost. Fitnesssalate sucht man vergeblich - braucht man hier drin aber eh nicht.
Egal ob alter Vegan-Hase, Neuling oder für die neugierigen Mischköstler*innen, Vegetarier*innen und Flexitarier*innen - da ist für jede/n was dabei.
Juno und ihr Bruder Boy wachsen in Isolation auf - nur sie und ihre Familie in einem Haus auf einer Insel. Rund herum Wasser. Im Keller ein Schutzbunker. Und jeden Tag die Angst, es könnten Fremdlinge kommen und sie holen… Langsam macht sich in der 16-Jährigen Protagonistin aber eine Skepsis breit, die sogar so weit führt, dass sie die Familienregeln missachten und nachts mit dem Boot auf den See rausfahren möchte. Sie sehnt sich nach mehr und ahnt, dass da auch mehr ist als „Nordland“ und „Südland“.
Nachdem mich zuerst das ungewöhnliche Setting der Geschichte gepackt hatte, konnte mich auch die Storyline überzeugen. Menger schreibt mit der kindlichen Naivität der Protagonistin, aber auf eine äußerst spannende und teils blumige Art und Weise. Man hat das Gefühl die Regentropfen in der düsteren Gewitternacht selbst auf der Haut zu spüren. Manchmal möchte man die Protagonistin an die Hand nehmen und ihr die Welt erklären. Der Wendepunkt der Geschichte war für mich unvorhersehbar und genial in die Geschichte verstrickt. Als ich nach Lesen des Buches die hintere Klappe des Umschlags geöffnet habe, hat sich mir noch ein AHA-Moment ergeben. Genial!
Meiner Meinung nach ein Meisterwerk. Ich hoffe, es wird verfilmt.
„Ramesh Kumar – Bildungsberater. So steht es auf meiner Visitenkarte.“ Eigentlich ist Ramesh aber ein waschechter Betrüger. Er hilft reichen indischen Sprösslingen dabei, ihre Prüfungen zu bestehen, damit sie auf eine Elite-Uni gehen, die sich die Eltern so sehnlichst wünschen. Doch das Leben als Prüfungsbetrüger ist nicht leicht. Ramesh nächster "Bildungsauftrag" geht nämlich gehörig schief - inklusive Entführung und Abschneiden von Körperteilen.
Der Leser wird in eine turbulente Geschichte geworfen, voll von absurden Vorkomnissen, korrupten Fachkräften, gefährlichen TV-Produzenten, Drogen und auch ein bisschen Liebe.
Der Autor erzählt dies sehr anschaulich, mit jeder Menge Kraftausdrücken und schwarzem Humor. Da die Szenerie in Indien spielt, lernt der Leser auch gleich noch jede Menge indische Gesellschaftskritik kennen. Beinahe jede Seite ist mit indischen Wörtern in Kursivschrift gespickt - zum Glück gibts am Ende des Buches ein Glossar mit Worterklärungen.
Mir persönlich hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn sie etwas absurd und verrückt war. Der Schreibstil ist eher anspruchsvoll, wie ich finde. Der Autor schreibt sehr blumig und ausführlich - man kann die Szenerie fast spüren. Insgesamt eine Empfehlung für alle, die mal einen Abstecher in die dunklen Gassen Alt- und Neu-Dehlis machen möchten.
„Gretas Erbe. Die Winzerin“ ist der Auftakt einer Trilogie rund um Greta, eine junge Halbweise. Greta wächst nach dem Tod ihrer Mutter bei der Winzerfamilie Hellert in Kirchheim auf, wie zuvor schon ihre Mutter Maria. Ihren Vater kennt sie nicht. Aber Greta strebt nach mehr, als nur das einfache Leben bei den strengen Hellerts…
Im ersten Band der Trilogie begleiten wir Greta durch ihre Jugend in den 70er Jahren. Die Geschichte wird geprägt durch viele popkulturelle und politische Details, die dem älteren oder historisch interessierten Leser sicher bekannt sein werden und in Erinnerung schwelgen lassen. Vor allem das Einstreuen von Songs damals populärer Musikgruppen hat mir gut gefallen, sowie die Songliste am Ende des Buches.
Man merkte beim Lesen außerdem, dass die Autorinnen auch ein bisschen Erfahrung aus dem Weinbau mitbringen konnten bzw. gut recherchiert haben. Die Details aus der Weinherstellung waren nicht nur sehr interessant, sondern auch lebendig und natürlich in die Story eingebunden.
Das Tempo der Geschichte hätte etwas zügiger sein können, ich hätte mir den vorhersehbaren Wendepunkt schon etwas früher erhofft. Trotzdem habe ich die Geschichte sehr genossen und kann es gar nicht erwarten, Greta auf ihrem nächsten Lebensabschnitt in Band 2 zu begleiten. Und vielleicht gibt es sogar ein Wiedersehen mit dem Love Interest? Ich bin gespannt.
Lotte ist neu in Berlin und fühlt sich so gar nicht wohl. Ihre Eltern zwingen sie zu Hochbegabtentests, auf die sie überhaupt keine Lust hat, sie vermisst ihren besten Freund Daniel und überhaupt ist Berlin einfach doof. Bis sie in dem Späti gegenüber vom Verkäufer einfach stehen gelassen wird und den Laden übernehmen muss. Plötzlich wendet sich das Blatt und Berlin scheint gar nicht mehr so langweilig zu sein. Vor allem, weil plötzlich Vincent auftaucht.
Die Geschichte um die junge Lotte hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn zwischen mir und ihr ein Altersunterschied von 10 Jahren herrscht und wir nicht unbedingt viele Gemeinsamkeiten haben, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Sie ist ein bisschen chaotisch, ein bisschen schlau und nimmt vor allem kein Blatt vor dem Mund. Das ein oder andere Mal musste ich über ihre spontanen Sprüche wirklich laut lachen. Auch die Kreis- und Balkendiagramme, die man alle paar Seiten vorfindet, waren ein lustiger Zusatz, der mir die Geschichte sehr versüßt hat.
Punktabzug gibt es, weil die Story doch sehr vorhersehbar ist. Trotzdem hat es Spaß gemacht, Lotte und ihre Familie kennenzulernen und in ihre kleine Welt einzutauchen. "Grüne Gurken" ist ein schönes, kurzweiliges Jugendbuch, mit Witz, ein bisschen Liebe und noch mehr Humor. Perfekt für einen grauen Nachmittag.
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