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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2024
i fell in love with hope
Lancali

i fell in love with hope


sehr gut

Poetisch, wortreich, metaphorisch

Sam, Neo, Sony und C haben sich im Krankenhaus gefunden und versuchen gemeinsam ihren Krankheiten zu trotzen. Diese haben der Freundesgruppe viel genommen, weshalb sie nun einen Plan geschmiedet haben, gemeinsam Dinge und Momente „zurückzustehlen“. Als Hikari zu ihnen stößt, sieht Sam die Sonne in ihren Augen, genauso wie damals bei ihrer ersten Liebe. Sam ist die Erzählfigur der Geschichte und beschreibt nicht nur die Abenteuer der fünf in der Gegenwart, sondern schildert auch in der Vergangenheit ihre erste große Liebe und wie sich die Jugendlichen kennengelernt haben.

Gefallen hat mir sehr, dass das Augenmerk eher auf Freundschaft und die Charaktere als die verschiedenen Krankheiten liegt. Natürlich bekommt man hier auch oft Leid mit, das einen berührt, aber vielmehr konnte ich die Abenteuer und Zuneigung der fünf Freunde genießen. Zeitweise habe ich sogar vergessen, welche Krankheit welcher Charakter hat, weil es einfach egal war und nur um die einzelnen Jugendlichen geht. Mich hat der Klappentext zunächst an „Club der roten Bänder“ erinnert, aber eben weil die Behandlungen und Krankheiten in den Hintergrund rücken, ist es kaum vergleichbar, weil diese Geschichte viel wortreicher, intensiver und irgendwie magischer ist.

"Sony findet wieder Freude. Sie sucht sie nicht. Sie wartet in unvollendeten Puzzles und Abenteuern, die sie noch haben wird.", S. 102

Der Schreibstil der Autorin ist sehr besonders, vor allem poetisch, bildhaft und verspielt. Man muss manchmal konzentrierter lesen, damit man versteht, was mit den Metaphern gemeint ist. Das macht das Lesen nicht weniger schön, aber man benötig mehr Zeit und Ruhe. Ich wünschte, ich hätte das Buch zeitnaher lesen können, sodass die Geschichte und Worte intensiver geblieben wären.

Das Buch wird beim Lesen immer tiefgründiger und die Charaktere tiefer und greifbarer, da man durch Rückblicke immer mehr über sie erfährt. Es ist, als würde man ins Meer tauchen, wo noch so vieles unbekannt ist, und Stück für Stück entdecken, während jeder Wassertropfen voller Freundschaft und Liebe der fünf Jugendlichen ist, bis man am Ende Hoffnung am Grund findet. Denn ich hab auf den letzten Seiten einige Tränen in den Augen gehabt, weil es wieder mehr um die Krankheiten geht und emotional wird. Vor allem Sams Geschichte ist berührend, da sie als Erzählerin oft nur von ihren Freund/innen schildert, bis man auch endlich mehr über sie selbst erfährt.

"Der Ort hier – genau die Stelle, an der sich Land und Meer treffen – ist, wo die Welt geboren wurde. Es ist der Ort, an dem Zeit endet, Krankheit schwärt und Tod stirbt. [...] An diesem Ort hier nimmt uns die Freiheit an der Hand, und wir tanzen zu ihrem Rhythmus im körnigen, kühlen Sand und den wilden, uns begrüßenden Wellen.", S. 270f


Fazit:
„I fell in love with Hope“ ist eine berührende Geschichte mit einem wortreichen und verspielten Schreibstil und tief ausgearbeiteten Charakteren. Es geht um vielmehr als Krankheiten, nämlich um die Freundschaft und Liebe der Jugendlichen. Das Cover spiegelt dies sehr gut wieder, die Skeletthand mag abstoßend anmuten, aber die Blumen geben ihr Eleganz und Schönheit: Ein harter, schmerzhafter Roman mit vielen schönen Worten und Momenten.

Bewertung vom 02.04.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Faszinierend

June und Athena studierten zusammen und wollten beide bekannte Autorinnen werden. Bei Athena hat es geklappt, sie hat einen beliebten Beststeller geschrieben, Junes erstes Buch hingegen ging in der Masse der Literatur unter. Ob es wirklich daran lag, dass nun vermehrt People of Color veröffentlicht werden, wie June meint? Nun feiert Athena den Vertragsabschluss mit Netflix und die beiden lassen den Abend in Athenas Wohnung ausklingen, wo diese unerwartet stirbt. Daraufhin nimmt June Athenas gerade fertig gewordenes Rohmanuskript mit und vollendet es als Trauerbewältigung. Da es nun auch „ihr“ Roman ist, veröffentlicht June ihn unter ihrem Namen.

Ich empfinde June als eine sehr interessante Protagonistin, weil ihre Gefühle und Beweggründe so nachvollziehbar dargestellt werden. Natürlich ist das Mitnehmen und Veröffentlichen von Athenas Manuskript Diebstahl geistigen Eigentums, aber an manchen Stellen konnte ich ihre Ansichten gut nachempfinden, z. B. dass sie enttäuscht ist, dass ihr Debütroman kein Durchbruch war, und sie als einzige Athenas Arbeitsweise kennt um das unvollständige Manuskript beenden zu können. Dadurch kann die Nachwelt doch noch diese großartige Geschichte lesen. June hat ihre verletzliche Seite, die mit Misserfolg umgehen muss, aber eben auch neidische und rassistische Gefühle. Die Autorin hat Junes beide Seiten und ihre Rechtfertigungen für ihr Tun sehr anschaulich und überaus verständlich dargestellt, was für mich die Geschichte unglaublich faszinierend macht.

"Ich glaube allerdings, dass Schreiben im Grunde eine Empathieübung ist. Wenn wir lesen, sehen wir die Welt durch die Augen anderer. Literatur baut Brücken; sie macht unsere Welt größer, nicht kleiner." S. 129

Die Geschichte behandelt alles, was Junes Diebstahl nach sich zieht. Von der Veröffentlichung „ihres“ Buches, über Lesereisen bis kritische Kommentare auf Social Media. Die Geschichte thematisiert die Verlagswelt, Rassismus, Social Media und zwischenmenschliche Beziehungen. Insbesondere Athenas und Junes Autorinnenfreundschaft hat mich sehr interessiert, weil der Diebstahl eben genau darauf aufbaut. Wir erhalten zwar einen kurzen Einblick in Athenas Sichtweise auf die Freundschaft, aber ich hätte gerne ihre unmittelbaren Gedanken zu June gelesen, so wie eben auch umgekehrt. June ist sehr tief in ihrer Täuschung verstrickt und ich war beim Lesen gefesselt und geschockt. Der Mittelteil hat sich zeitweise etwas gezogen, aber am Ende schlägt die Spannung wieder zu und ich saß nach Beenden des Buches fassungslos da.

Zwar kein Teil meiner Bewertung, aber bei diesem Buch unbedingt erwähnenswert ist die Gestaltung. Der Farbschnitt der ersten Auflage mit dem tropfenden Füllfederhalter passt gut zum Inhalt. Aber das Highlight für mich ist, dass unter dem Schutzumschlag Athenas geklautes Buch mit Junes Namen steht. Ich bin verliebt in die Gestaltung des Buches!


Fazit:
„Yellowface“ ist eine tolle Geschichte über eine Autorin, die das Manuskript einer anderen stiehlt und was es alles nach sich zieht. Ich war gefesselt, fasziniert und schockiert, auch wenn sich das Buch irgendwann zieht und ich mich kurz gefragt habe, wohin die Geschichte will. Eine wunderbar gezeichnete Charakterstudie, die die Verlagswelt, Rassismus, Freundschaft und die Macht von Social Media thematisiert.

Bewertung vom 01.04.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


weniger gut

Überraschender- und enttäuschenderweise oberflächlich

Die Geschichte handelt von drei Frauen, doch im Prolog beginnt die Autorin damit eine berührende Szene aus dem Leben einer vierten zu beschreiben. Das verkompliziert nichts, weckt aber gleich zu Beginn intensive und emotionale Gefühle bei den Leser/innen, sodass man direkt in das Buch gezogen wird. Danach wird abwechselnd aus der Perspektive von Johanna, Myléne und Holly erzählt. Johanna lebt während der DDR sehr zurückgezogen am Rande des Grenzgebiets und trifft dort auf eine Flüchtige. Die Begegnung wirft ihr sorgsames und monotones Leben durcheinander. 2003 hat die Amerikanerin Holly große Träume und es scheint, als rücken sie in greifbare Nähe, doch dann passiert ein Unfall und sie zieht sich zurück. Myléne im Jahr 2019 ist eine junge Unternehmerin und verlobt, doch dann werfen sie eine unerwartete Erbschaft und all die Geheimnisse dahinter aus der Bahn.

Und an diesem Punkt ging die Geschichte für mich bergab. Anhand der Leseprobe und vor allem des sehr berührenden Prologs habe ich eine Geschichte über drei starke Frauen erwartet, die einen Schicksalsschlag erleben mussten, während ich sie auf diesen berührenden und persönlichkeitstärkenden Weg begleiten kann. Stattdessen sind viele Aspekte einfach total überzogen. Jede/r geht anders mit schlimmen Ereignissen um, das ist völlig okay, aber wie extrem und Myléne und Holly reagieren, hat mich einfach nur gestört. Mit nur einer Frau in diesem Extrem hätte mich die Geschichte vielleicht noch mehr mitnehmen können, aber so wurden mir zwei der drei Protagonistinnen unsympathisch. Ich hatte gar keine Lust mehr weiterzulesen und das Buch oft nach nur wenigen Seiten weggelegt, weil ich nur genervt meine Augen verdreht habe. Außerdem gibt es noch einige unrealistische und konstruierte (z. B. Polizeieinsatz) und widersprüchliche (Bezahlung für Gebackenes) Szenen, das das Leseerlebnis für mich noch mehr geschmälert hat. Vieles wurde von der Autorin so gewollt erzwungen, dass es mit Glück nicht mehr viel gemein hat.

"Das Leben hatte Feuer gefangen wie die Papierseiten eines Buches, und nun schrieb die Welt eine neue Geschichte.", S. 10

Das Beste am Buch ist der Schreibstil. Die Autorin hat so eine wundervolle Wortwahl und nutzt besonders schöne und individuelle Vergleiche. Durch ihre tollen Beschreibungen wird die Geschichte richtig lebendig. Ich hab mir einige Zitate markiert und besonders diese eine Stelle, als Johanna sich öffnet und von ihrer Vergangenheit erzählt, ist mir sehr zu Herzen gegangen.

Am Ende hat mich ein Detail vollkommen überrascht und vieles hat auch zu meiner Zufriedenheit geendet. Aber der Schluss wirkt zu schnell zusammengerafft. Außerdem habe ich mir noch einige Fragen bezüglich der Zukunft mancher Charaktere gestellt – zwischen dem Jetzt und der Zukunft ist ein zu großes ungeklärtes Loch. Statt der zwei übertriebenen Charaktere hätte ich am liebsten ein Buch nur über Johanna, der jungen Flüchtigen und deren Zeit in der DDR gelesen. Den Zukunftsaspekt von ihrer Storyline hätte man kurz als Pro- oder Epilog verarbeiten und somit insgesamt eine sehr berührende Geschichte schaffen können.


Fazit:
Von „Die Halbwertszeit von Glück“ habe ich eine berührende Geschichte erwartet, stattdessen ist vieles überzogen und konstruiert. Der Schreibstil der Autorin konnte mich noch für sich einnehmen, auch wenn ich oft keine Lust mehr auf die Geschichte hatte. Ein Buch über das Glück im Leben, das mich unglücklicherweise wegen all seiner erzwungenen Begebenheiten enttäuscht hat.
2,5 Sterne

Bewertung vom 24.03.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


sehr gut

Schöne Geschichte mit übertrieben unrealistischem Ende

Spring und ihre Schwestern sind auf der Farm ihrer Hippie-Eltern aufgewachsen, die sie aber vernachlässigt und nur ausschweifende Partys gefeiert haben, weshalb Spring mit 16 nach London abgehauen ist. Nun, Jahre später, hat sie immer noch keine Perspektive und wird wegen Drogen zu Sozialstunden bei Sophia Fowler verdonnert. Diese hat einst der angesehenen Gesellschaft angehört, sucht jetzt jedoch beim Einkauf nach den günstigsten Angeboten. Mit der Zeit freunden sich die beiden ungleichen Frauen an, weshalb Spring es nicht ertragen kann, dass Sophia seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn hat und noch nicht einmal die bereits erwachsenen Enkelkinder kennenlernen konnte. Wie es der Zufall so will, ist Spring nicht unweit von Sophias einstigem Zuhause in Wales aufgewachsen, wo sie während der gemeinsamen Reise ihren früheren Freund Ethan wiedertrifft.

Die Geschichte beinhaltet auch ein Familiengeheimnis der Fowlers, wodurch Kapitel aus einer weiteren Zeitebene beschrieben werden. Im Jahr 1876 ist Daphne eine hingebungsvolle Krankenschwester, die sich bald in einen wohlhabenden Patienten verliebt. Daphne ist liebevoll, bodenständig und leidenschaftlich, weshalb ich sie sehr mag und ihrer Geschichte gerne gefolgt bin. Die Gegenwart bei Sophia und Spring ist während der Suche nach der Wahrheit auch packend geschrieben. Wobei es mich etwas irritiert hat, dass eigentlich weder Sophia noch ihr Sohn wollten, dass die Wahrheit ans Licht kommt, Spring und der Enkel Ethan aber einfach machen durften.

Das Ende ist sehr bildgewaltig und in mancherlei Hinsicht überzogen. Sehr gestört hat mich, dass Spring nicht endlich ihren Platz im Leben findet, sondern ein Retter auf weißem Schimmel, hmm okay, schnittigen Wagen daherkommt und ihr eine finanziell unabhängige und sinnvolle Zukunft schenkt. Nachdem wohlgemerkt Sophia von Anfang an wollte, dass Spring selbst etwas findet, dass ihr Spaß macht. Total unrealistisch und durch das einfache Auflösen nicht passend für die Rebellin Spring, die somit nie lernt ihre Wünsche zu erkennen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


Fazit:
„Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ ist eine schöne Geschichte auf zwei Zeitebenen, die so manche Konflikte und Geheimnisse zutage fördert. Vor allem die Protagonistin aus der Vergangenheit hat es mir angetan, weshalb ihre Geschichte stets sehr fesselnd ist. Das Buch endet sehr oberflächlich und vollkommen unrealistisch, was mich sehr enttäuscht hat.

Bewertung vom 25.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


sehr gut

Tolle Idee

Mrs King ist Wirtschafterin in dem noblen Anwesen de Vries. Das Gebäude sowie die Einrichtung sind prunkvoll und protzen vor Geld. Nachdem der Hausherr gestorben ist entlässt die junge Erbin Mrs King, woraufhin diese mit den Vorbereitungen eines riesigen Raubüberfalls beginnt. Nicht nur bestimmte Einrichtungsgenstände will sie während Miss de Vries‘ rauschendem Ball klauen, sondern einfach alles. Mit einigen anderen (ehemaligen) Bediensteten und Frauen der zwielichtigen Unterschicht plant und führt sie den waghalsigen Raub durch.

Die Geschichte beginnt ca. drei Wochen vor dem Raub, als Mrs King entlassen wird. Sie wendet sich an eine alte Freundin, Mrs Bone, die sich unter Dieben und Schurken einen Namen gemacht hat und ein ganzes Stadtviertel kontrolliert. Daneben gibt es noch Winnie, auch eine ehemalige Dienstbotin der de Vries-Villa, die aufsteigende Schauspielerin Hephzibah, die Schneiderin Alice und die Zwillinge Jane. Der Autor beschreibt die Vorbereitungen des Raubs und zählt den Countdown bis zur Tatnacht runter. Währenddessen lernt man die verschiedenen Frauen und ihre Beweggründe immer besser kennen. Allerdings empfand ich die Planung irgendwann als sehr langgezogen. Es ist zwar interessant, wie Mrs King die vielen Schätze aus der Villa entwenden will und faszinierend wie groß sie diesen Coup gestaltet, aber irgendwann hat es sich für mich gezogen, vor allem die Verhandlungen zwischen Mrs King und Mrs Bone waren unnötig und fast schon verwirrend. Die Ballnacht mit dem geplanten Raub findet dann nach der Hälfte des Buches statt.

Gestört an der Geschichte hat mich, dass es mir irgendwann zu viel wurde. Mr de Vries hat als Emporkömmling in seiner Villa nur so vor Reichtum geprotzt, Miss de Vries fährt bei ihrem ersten Ball voll auf, weil sie beeindrucken will, aber Mrs King toppt dies noch, um die Augen aller Gäste von dem Raub abzulenken. Ich lese gerne Geschichten aus der Zeit des viktorianischen Zeitalters und danach, vielleicht waren die Bälle damals auch sehr ausschweifend, aber die Ball- und Raubnacht hat bei mir irgendwann den Eindruck einer Zirkusvorstellung hinterlassen.


Fazit:
„Mayfair House“ ist mal eine etwas andere Geschichte mit einem herrschaftlichen Ball, während dem die Dienstboten die Villa ausrauben. Ein spannendes Buch, das mir aber mit der Zeit zu viel wurde – bei den langen Vorbereitungen des Raubs und der ausschweifenden Ausführung.

Bewertung vom 13.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


ausgezeichnet

Bestes Buch von Emily Henry!

Die Literaturagentin Nora trifft beruflich auf den Lektor Charlie, wobei sie sich weder gut verstehen, noch beruflich übereinstimmen. Jahre später möchte Noras schwangere Schwester mit ihr Urlaub in Sunshine Falls machen – Schauplatz deren Lieblingsliebesroman. Nora ist kein Fan solcher Happy End-Romane mit Kleinstadtflair, weiß sie doch, das Leben ist viel ernster als das und ist einfach ein nüchterner Typ Mensch. Trotzdem versucht sie ihrer Schwester Libby einen unvergesslichen Urlaub vor Kind Nummer 3 zu ermöglichen und trifft dort auch Charlie wieder, mit dem sie bisher sporadisch Kontakt hatte.

Das Buch hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht, weil ich den Schlagabtausch zwischen Nora und Charlie liebe. Nach ihrem ersten Treffen haben sie noch etwas Kontakt über E-Mail, wo Nora stichelnd und herausfordernd schreibt, aber nicht auf eine verärgernde sondern neckende Art. Dadurch sind ihre (digitalen) Gespräche so amüsant und ich muss ständig schmunzeln. Der Humor trägt durchs gesamte Buch, was mir unglaublich gut gefallen hat.

Was ich an Emily Henrys Romanen so mag ist, dass sie locker und lustig sind, aber gleichzeitig auch ernstere Themen behandeln. Einerseits ist „Book Lovers“ eine RomCom mit romantischem Kleinstadtfeeling, aber Sunshine Falls ist im Stadtkern abgewirtschaftet und auch die Bewohner/innen sind eher verschroben als charmant. Durch Noras Gedanken über den typischen Plot und ihren tatsächlichen Erfahrungen wird der typische Kleinstadtroman etwas auf dem Arm genommen und so die Situationen, die manchen Leser/innen vielleicht ein müdes Seufzen entlocken könnten, aufgelockert und sind weniger klischeehaft. Andererseits lernt man durch die Gespräche zwischen Nora und Charlie auch deren Wesen besser kennen, z. B. dass Nora der absolute Workaholic ist und ihre Wünsche nicht immer hinten anstellen sollte. Das gibt beim Lesen eine tolle Mischung aus Lockerheit und Tiefgang.

"Manche Bücher liest man nicht, man lebt sie, und sie zu beenden, fühlt sich immer so an, als käme man nach einem Tauchgang wieder an die Wasseroberfläche." S. 345

Dies ist mein drittes Buch von Emily Henry und wie auch schon bei einem davor ist der Schreibstil bzw. vielmehr die Übersetzung wieder seltsam und holprig. Steht Katharina Naumann bei der Übersetzung der Beststeller-Autorin etwa unter Zeitdruck? Zum Beispiel wird „Tropes“, also das typische Muster eines Genres, mit dem Gebiet „Tropen“ übersetzt. Nach einigen anderen Übersetzungsfehlern am Anfang hat sich dies aber glücklicherweise wieder gelegt.

Durch die beiden Protagonisten aus der Buchbranche hat „Book Lovers“ immer wieder Bücher zum Thema, alleine schon durch den Schauplatz Sunshine Falls, den Nora und ihre Schwester besuchen. Zusätzlich spielt noch ein neues Manuskript von einer Autorin, die Nora und Charlie betreuen, eine Rolle. Die fiktive Geschichte hat viele Eigenschaften von Noras Leben, was sie anfangs verärgert. Später spielt dieses Manuskript gar keine Rolle mehr, dabei hätte es so gut zur Entwicklung von Nora passen können. Hätte man für mich echt weglassen dürfen. Zum Ende hin bin ich etwas erschrocken, weil die Handlung manchmal doch sehr klischeehaft und das Happy End zu gewollt wirkte, aber das hat sich alles zum Glück noch entwickelt und für mich in der Situation schlimmer gewirkt als es ganz zum Schluss wirklich war. Ich bin weitestgehend sehr zufrieden mit dem Ende und hatte sehr viel Spaß beim Lesen.



Fazit:
„Book Lovers“ ist keine typische RomCon, sondern dämpft die gewohnten Klischees. Die Liebesgeschichte hat mir vor allem wegen des Schlagabtauschs und Humor der Protagonisten unglaublich gut gefallen. Auch wenn der Schluss mich zunächst aufs Glatteis geführt hat, bin ich zufrieden wie alles endet. Insgesamt ist dieses Buch eine schöne Liebesgeschichte voller Buchliebe und ich hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen.
4,5 Sterne

Bewertung vom 13.02.2024
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


ausgezeichnet

Mitreißender Roman

1928 träumen einige Frauen in Berlin davon ihren eigenen Wünschen folgen zu können: Wally führt eine Tanzschule und wünscht sich zusätzlich eine erfolgreiche Tanzgruppe zu leiten. Dafür sucht sie mehrere talentierte junge Frauen, denen sie den Charleston beibringt. Darunter sind unter anderem Thea und Alice. Doch als Wally nach Aufritten fragt, wird sie als Frau zurückgewiesen, woraufhin ihr alter Freund Toni die Rolle als Manager übernimmt. Genauso wie die Tanzgruppe „Lindy Girls“ träumt auch Gila vom großen Erfolg – in Form eines eigenen Romans.

Außerhalb der Tanzgruppe haben die Frauen mit Erinnerungen zu kämpfen oder einige der jüngeren suchen noch nach ihrem Weg im Leben. Wally hängt ihren Erinnerungen und Gefühlen vergangener Zeiten nach. Wird sie noch ihr privates Glück finden? Thea ist vor den Zwängen ihrer wohlhabenden Familie geflüchtet, doch was fängt sie mit der gewonnenen Freiheit an? Ihre Mitbewohnerin Gila tippt in der Redaktion noch die Texte anderer ab und träumt von ihrem eigenen Roman, während sie sich in der männerdominierenden Welt nimmt, was sie will, doch wird sie das nicht irgendwann zu Fall bringen? Alice arbeitet in einer Fabrikhalle, was ihr so gar keinen Spaß macht und sorgt sich um ihren jüngeren Bruder. Wird die Zukunft Gutes für sie bereithalten? Die Geschichte wechselt immer zwischen den vier Protagonistinnen, wodurch man sie gut kennenlernt. Zwischendurch kommen auch Nebencharaktere zu Wort, die eine Verbindung miteinander schaffen und die Protagonistinnen aus einem anderen Blickwinkel zeigen, was ich sehr raffiniert finde.

Neben dem schwungvollen Tanz und dem mitreißenden Schreibstil gibt es aber auch einige dunkle Seiten in der Geschichte. Frauen erkämpfen sich Freiheiten, sind aber noch lange nicht unabhängig, Drogen und deprimierende Kriegserinnerungen sowie die ersten Schatten der nächsten Regierungsmacht treten auf. Dies gibt der Geschichte mehr Tiefe und bringt mir die Emotionen der Charaktere näher, wodurch mich eine bestimmte Situation sehr bewegt hat.

Ich hab die vier Frauen sehr gerne verfolgt und würde zu gerne noch mehr von ihnen lesen. Vor allem weil mich einige Dinge brennend interessieren und am Ende noch ein neuer Handlungsstrang in den Vordergrund gerückt wurde. Ob es wohl eine Fortsetzung geben wird? (Habe leider keine Info dazu gefunden). Wenn nicht, dann ist mir das Ende zu unfertig, als würde die Geschichte mittendrin enden, weil ich noch zu viele offene Fragen habe.



Fazit:
„Lindy Girls“ ist eine fesselnde Geschichte über die Leiterin und einige Tänzerinnen dieser Gruppe. Alle vier Protagonistinnen sind auf der Suche nach ihrem Glück, während aber auch traurigere Themen einen Platz in deren Leben und der Geschichte finden. Ich habe die Frauen sehr gerne verfolgt und würde zu gerne noch mehr von ihnen lesen. Hoffentlich darf ich mich auf eine Fortsetzung freuen, ansonsten ist mir das Ende zu offen geblieben.

Bewertung vom 31.12.2023
A Good Girl's Guide to Murder / Good Girl Bd.1
Jackson, Holly

A Good Girl's Guide to Murder / Good Girl Bd.1


ausgezeichnet

Absoluter Pageturner!

Pippa rollt für ein Schulprojekt einen alten Fall auf: Der Jugendliche Sal soll damals seine gleichaltrige Freundin Andie umgebracht haben. Einige Tage später hat er deswegen Selbstmord begangen. Doch Pippa glaubt nicht an Sals Schuld und forscht nun nach.

Ich finde an dem Buch unglaublich gut, wie spannend es aufgebaut und fesselnd geschrieben ist. Pippa stürzt sich anhand öffentlicher Artikel direkt in den Fall, indem sie einen Zeitplan über Andies Verschwinden aufstellt und bei Betroffenen nachforscht. Dass sie zu Beginn direkt zu Sals Bruder Ravi geht, hat mich sehr überrascht, aber die beiden haben ein tolles Ermittlerteam ergeben. Durch Polizei und Freundinnen fragt sich Pip überall durch und erfährt immer mehr von Andie und der Tatnacht. Ich finde es extrem gut gemacht, wie sich der Fall und Andies Leben (hat mich hier oft an Pretty Little Liars erinnert) immer weiter aufdröseln. Eine Befragung oder Nachforschung ergibt neue Erkenntnisse und Anhaltspunkte, wodurch Pip immer mehr in dem Fall versinkt. Es gibt so viele Details, dass man von Anfang an gut Vermutungen anstellen kann, was wirklich geschehen ist. Sogar ob Andie noch Leben könnte, kam mir in den Sinn. Und potentielle Täter/innen gibt es auch mehr als genug, aber trotzdem nicht das eine offensichtliche Mordmotiv. Ich wage zu behaupten, dass niemand genau den wirklichen Tathergang vor der Auflösung erraten kann. Und das macht dieses Buch so unglaublich spannend! Es gibt fesselnde Nachforschungen, erschreckende Erkenntnisse, schockierende Momente und ein wirklich krasses Ende!

Noch dazu ist die Geschichte toll aufgebaut, denn es gibt nicht nur die Erzählung aus Pippas Sichtweise, sondern auch Einträge ihrer schriftlichen Arbeit. Noch vor dem ersten Kapitel wird Pips Projekt in einem schriftlichen Dokument mit der zuständigen Lehrerin festgehalten. Anfangs nimmt Pip die Zeitungsartikel und öffentlichen Stellungnahmen her um den zeitlichen Ablauf und alle bekannten Erkenntnisse zu sammeln. Ihre Überlegungen und Fortschritte hält sie immer in Protokolleinträgen fest. Auch die Transkriptionen von Interviews oder die Straßenkarte der Stadt lockern das fesselnde Geschehen auf und geben nochmals einen anderen Blick auf die Geschehnisse vor so vielen Jahren.


Fazit:
„A good Girl’s Guide to Murder” ist ein richtig guter Jugendthriller und ich möchte nun unbedingt die anderen Bände lesen! Der Aufbau des Buches durch die Protokolleinträge und Pips fesselnder Recherche aus ihrer Perspektive ergänzen sich gut und machen das Buch zu einem absolut fesselnden Pageturner!

Bewertung vom 30.11.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte

Da nun Katis Mutter gestorben ist, hält sie nichts mehr in ihrer Heimatstadt und sie möchte anderswo neu anfangen. Davor schreibt Kati an jeden und jede Person, der bzw. die ihr Leben geprägt haben, egal ob positiv oder negativ, einen Brief, den sie persönlich vorbeibringt und vorliest. Dabei eröffnet sich den Leser/innen immer mehr von Katis Leben, und man versteht, warum sie nun hier steht. Währenddessen taucht ein Obdachloser in der Stadt auf, der Kontakt zu Kati aufnimmt, weil er sich ihr verbunden fühlt. Doch auch Severin beschäftigen Dinge aus seiner Vergangenheit – Schicksal, sagt er, gibt es nicht, meint Kati.

Es sind insgesamt über 30 Briefe, aber hier im Buch erlebt man ca. fünf, was aber auch völlig reicht, weil es die wichtigsten sind. Dadurch erfährt man viel von Katis Kindheit, auch Geheimnisse kommen ans Licht, die mich schockiert haben. Das hört sich jetzt vielleicht philosophischer und härter an, als es ist. Denn „Die Butterbrotbriefe“ ist für mich eine angenehm zu lesende und schöne Geschichte. Es geht zwar um Vergangenheitsbewältigung und die Frage nach dem Schicksal, aber vielmehr ist es eine Geschichte über Kati und all die verschiedenen Charaktere. Zum einen eben Severin, der ehemalige Klavierstimmer, und auch Martin, Katis Onkel, der ein Arktismuseum mitten im deutschen Nirgendwo betreibt.

"Viele Menschen versteckten negative Gefühle in abgelegenen Kammern ihres Herzens. [...] Doch all das drängte hinaus, verbog die Scharniere, verkantete die Zargen, bis es schließlich nicht nur die Kammern verformte, sondern das ganze Herz und irgendwann den ganzen Menschen." S. 144f

Die Geschichte hat mich gut unterhalten und ist sehr harmonisch, weshalb es mich gewundert hat, dass das Ende von einigen Charakteren so aufgebauscht wurde. Warum kommt hier plötzlich ein Konflikt? Und warum zwingt ein eigentlich sehr liebevoller Charakter eine andere Buchfigur dazu, sich zu verbiegen? Auch die Liebesgeschichte hat mich nicht von sich überzeugen können, denn die kam völlig aus dem Nichts und wurde nicht entwickelt. Da hätte auch ein Einhorn im Buch auftauchen können… wobei nein, bei dem Rentier und Elch im Arktismuseum hätte mich das auch nicht überrascht.


Fazit:
„Die Butterbrotbriefe“ ist ein unterhaltsamer und lockerer Roman, obwohl er die Themen Vergangenheitsbewältigung und Schicksal behandelt. Auch wenn mich zwei Kleinigkeiten gestört haben, ist dieser Roman für mich eine schöne Geschichte.

Bewertung vom 30.11.2023
Wilde Minze
LaCour, Nina

Wilde Minze


sehr gut

Charakterorientierte Geschichte

Das Buch beginnt als Sara und Emilie Jugendliche sind. Sara hat ihre Mutter an die Drogen verloren und kümmert sich um ihren kleinen Bruder, da der Vater oft nicht da ist. Als ihre beste und feste Freundin unter unerklärlichen Umständen ums Leben kommt, flüchtet sie nach Los Angeles um alles hinter sich zu lassen. Währenddessen wächst Emilie zwar behütet auf, fühlt sich aber durch ihre drogenabhängige Schwester in der Familie zurückgesetzt. Später in ihrem Studium wechselt sie immer wieder die Richtung, kann nichts abschließen und auch in der Liebe lässt sie sich treiben. Man verfolgt die beiden lange Jahre während ihres Lebens und all den Kleinigkeiten oder großen Dingen, die sie beeinflussen, bis die Protagonistinnen aufeinander treffen.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus beiden Perspektiven (personale EP) nicht kapitelweise, sondern oft in Blöcken, wodurch man beide junge Frauen etwas länger folgt und näher kommen kann. Nina LaCour hat einen wunderschönen und unaufgeregten Erzählstil. Sie vermittelt die Geschehnisse und Gefühle durch eine sehr einfühlsame Art, wodurch man Sara und Emilie beide sehr gut verstehen kann. In der Geschichte geht es auch hauptsächlich um die Erlebnisse der beiden und ihre Entwicklung. Wie es ihnen heute geht. Wobei ich finde, dass Emilie später im Leben einiges geschenkt bekommt, während sich Sara immer und immer wieder beweisen muss. Vieles in dem Buch hat mich berührt, aber leider nicht so tief beeindruckt wie bei anderen Büchern der Autorin, die sonst noch lange nachhallen. In der Geschichte gibt es manchmal auch Längen, aber obwohl Sara und Emilie viel erlebt haben, ist ihr Leben eben nicht sehr aufregend.


Fazit:
„Wilde Minze“ ist wieder ein tolles Buch von Nina LaCour, die sehr einfühlsam und verständnisvoll über einige Jahre aus dem Leben der beiden Protagonistinnen erzählt. Die Geschichte ist sehr charakterorientiert und beinhaltet dadurch auch viele ernste Themen, wie Drogen und Trauerbewältigung. „Wilde Minze“ ist vielmehr eine Lebensgeschichte, als eine Liebesgeschichte.