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Sabine
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Bewertungen

Insgesamt 405 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2013
Schier, Petra

Das Haus in der Löwengasse


gut

Die junge Pauline findet zunächst nach dem Tod des sorgenden Onkels eine Anstellung als Gouvernante. Der Hausherr jedoch hat Hintergedanken und macht sie zu ihrer Mätresse. Als dies die Ehefrau erfährt, sitzt Pauline auf der Straße. Das Glück ist ihr jedoch hold und sie wird als Magd eingestellt. Die harte Arbeit setzt ihr zu, bis der junge Textilfabrikant Julius Reuther auf sie aufmerksam wird und sie als Kindermädchen bei sich einstellt. Schon bald scheint sich zwischen den beiden mehr zu entwickeln…
Das Buch hat mich zwar ganz gut unterhalten, konnte mich aber leider nicht so richtig fesseln. Ich hatte mich auf einen historischen Roman gefreut, leider bin ich da ein bisschen enttäuscht worden. Zwar wird die Problematik der dienenden Schicht im frühen 19. Jahrhundert angeschnitten, dennoch habe ich das Buch eher als Liebesroman empfunden. Die Handlung ist schlicht und das Ende vorhersehbar, der Spannungsbogen eher flach. Dabei ist der Schreibstil leicht und lässt sich flüssig lesen, obwohl ich mir weniger Dialoge und dafür ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte.
Die Protagonistin Pauline war mir zwar nicht unsympathisch, war mir aber zu flach gezeichnet. Sie ist einfach nur gut, macht nie was falsch und hat keine Ecken und Kanten. Dadurch wirkt sie einfach nicht echt. Sympathischer war mir da Julius Reuther, den seine Erlebnisse gezeichnet haben und der durch seine Launen sehr menschlich wirkt. Die Kinder Ricarda und Peter waren dagegen sehr gut ausgearbeitet. Sie sind zwar frech und vorlaut, aber voller Energie und bringen Leben in die Geschichte. Ich hatte sie vor Augen, wie sie sich zanken und durchs Haus rennen – die beiden haben mir wirklich gut gefallen.
Wer einen unterhaltsamen Liebesroman für kurzweilige Stunden sucht, ist mit „Das Haus in der Löwengasse“ sicher gut beraten. Will man dagegen einen historischen Roman mit komplexer Thematik, ist man bei diesem Buch vielleicht etwas enttäuscht. Da ich doch vergnügliche Stunden hatte mit dem Buch, vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 01.09.2013
Brückner, Christine

Jauche und Levkojen (MP3-Download)


weniger gut

Dies ist der erste Band der Poenichen Trilogie - die Geschichte einer Gutsfamilie in Pommern im frühen 20. Jahrhundert. Maximiliane Quindt wird im August 1918 geboren, ihren Vater lernt sie nie kennen, da er im Krieg verstirbt, ihre Mutter ist fürs Landleben einfach nicht gemacht und verlässt daher den Hof, um ihr Glück in Berlin zu suchen. Maximiliane wächst bei den Großeltern auf, erlebt eine behütete Kindheit, eine Schulzeit mit Höhen und Tiefen, jedoch immer eng verbunden mit dem Gut und den geliebten Großeltern. Selbst nach ihrer Hochzeit bleibt sie auf dem Land, ihr Mann ist meist außerhaus, besucht sie und die Kinder nur selten. Doch der Krieg rückt näher und Maximiliane muss als Flüchtende den Hof verlassen.
Ich liebe Familiengeschichten und hätte bei dieser Trilogie vielleicht besser zum klassischen Buch als zum Hörbuch gegriffen. Denn leider muss ich sagen, dass mir zwar der Inhalt gut gefallen hat, jedoch die Sprecherin Eva Matthes mich überhaupt nicht überzeugen konnte. Ihre Stimme ist monoton, hat kaum Höhen und Tiefen und vermittelt eine Traurigkeit und Melancholie, die nicht durchgängig zum Buch passt. Ich habe mich daher leider durchs Hörbuch gequält und auch nur durchgehalten, weil es ja ein eher kurzes Hörbuch ist.
Die Geschichte dagegen hat mir sehr gefallen und vielleicht lese ich einfach die weiteren Teile, anstatt sie zu hören. Die Stimmung auf dem Gutshof und der Zusammenhalt der Familie werden wirklich toll geschildert und sind überzeugend. Der Großvater als „Kopf der Familie“ ist zwar streng, dafür aber gerecht und sehr faszinierend. Er hält die Familie zusammen, auch über die Grenzen hinweg, und vermittelt immer das Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit. Auch Maximiliane hat mir gut gefallen, als Kind liebenswert und wissbegierig, zeigt sie vor allem als junge Frau Größe und Stärke und wird mir mit zunehmendem Alter immer sympathischer.
Das Ende des ersten Bandes ist offen, man merkt, dass die Geschichte als Trilogie angelegt ist, denn es gibt keinen wirklichen Abschluss. Vielleicht greife ich wirklich bald zum Buch, denn Christine Brückner konnte mich überzeugen, Eva Mattes leider gar nicht.

Bewertung vom 01.09.2013
Lozano Garbala, David

Totenreise / Puerta Oscura Bd.1


sehr gut

Eigentlich geht Pascal nur wegen Michelle mit auf die Gothic-Party. Auf der Suche nach einer passsenden Verkleidung wird er plötzlich in eine andere Welt gezogen – in die Welt der Toten. Und erst dort erfährt Pascal, dass er ein Wanderer ist, der zwischen den Welten hin und her reisen kann. Doch mit seinem Eintreten in das Totenreich ist ein Vampir in die Wirklichkeit getretene und treibt nun in Paris sein Unwesen. Du zu allem Überfluss lässt er Michelle in das Reich der Toten entführen, um sie zu opfern. Nur Pascal als Wanderer kann sie vor dem sicheren Tod retten.
Ein spannendes Buch, das mich gefesselt und in seinen Bann gezogen hat – obwohl Fantasy und Horror so gar nicht mein Genre sind! Der Schreibstil ist einfach und jugendlich, damit genau passend für die Zielgruppe. Durch die kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven mit jeweils kleinen Cliffhangern bleibt es spannend und ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen. Lediglich die Erlebnisse in der Totenwelt fand ich einige Male etwas langatmig, dafür fand ich die Geschehnisse in der Wirklichkeit umso spannender.
Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet, dennoch haben mich manche Klischees etwas gestört: die unnahbare Schöne, der unfreiwillige Held oder die taffe Ermittlerin. Mir haben vor allem die erwachsenen Charaktere gefallen – die Kommissarin Marguerite, taffe und unerbittlich und dennoch immer einen Schritt hinter dem Gerichtsmediziner Marcel, der schon früh ahnt, wer eigentlich hinter den Morden steckt – warum er das weiß, verrate ich hier nicht. Die drei Freunde Pascal, Dominique und Jules kämpfen gemeinsam gegen das Böse, sie sind zwar auch gut gezeichnet, dennoch konnte mich gerade Pascal als Protagonist nicht überzeugen. Mir war er zu blass, selbst als Held in der Totenwelt schien er mir immer von anderen gesteuert und geführt und selbst nur wenig aktiv.
Beschreibungen sind im Buch eher knapp gehalten, so dass man sich gedanklich ein eigenes Totenreich vorstellen muss – positiv formuliert sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt. Das Buch spielt in Paris und hier hätte ich mir mehr Beschreibungen gewünscht, die waren aber vor allem den zum Teil sehr gruseligen und brutalen Morden und Ritualen vorbehalten.
Das Cover hat mich sehr angesprochen, auch wenn es vielleicht eher klassisch gruselig anmutet. Die Skelett-Illustrationen tauchen dann im Buch auch immer wieder auf – vor jedem Kapitel und über manches Skelett musste ich wirklich schmunzeln.
Insgesamt wurde ich von dem Buch gut unterhalten – nicht immer ist alles logisch und die Charaktere sind wirklich sehr stereotyp, dennoch war es spannend zu lesen, an manchen Stellen gruselig, öfters auch sehr blutig. Langeweile ist jedenfalls nicht aufgekommen, so dass ich dem Buch 4 Sterne gebe!

Bewertung vom 01.09.2013
Trenow, Liz

Das Kastanienhaus


ausgezeichnet

Das Buch ist einfach toll! Zunächst war ich mir nicht sicher, ob mir die Geschichte gefallen wird, doch schon nach wenigen Seiten war ich eines besseren belehrt. Ich bin wirklich eingesunken in das Thema, war fasziniert von der Geschichte und konnte mich dem Sog nicht entziehen.
Dazu hat sicherlich der sehr angenehme Schreibstil beigetragen, der sich einfach und flüssig lesen lässt. Dabei sind die Beschreibungen der Landschaften, der Umgebung und auch der Charaktere gerade so, dass ich mir alles gut vorstellen konnte, es aber nicht langatmig wurde.
Das Buch ist in 24 Kapitel gegliedert, vor jedem Kapitel ist ein Zitat aus dem fiktiven Buch „Die Geschichte der Seide“ – dadurch wird man immer wieder eingestimmt auf das Thema Seidenproduktion. Die eigentlichen Kapitel sind von angenehmer Länge, so dass man wirklich in die Geschichte rund um die Ich-Erzählerin Lily eintauchen kann. Es ist kein eigentlicher Roman auf zwei Zeitebenen, vielmehr wandert Lily in Gedanken in die Vergangenheit zurück – während Anfang und Ende des Romans also in der Jetztzeit spielen, ist der größte Teil der Geschichte in England zwischen 1938 und 1945 angesiedelt.

Das Buch ist sehr dicht erzählt und verschiedene Bereiche werden behandelt. Es ist nicht einfach nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein Roman über ein Familienunternehmen, in dem Seide produziert wird und das sich in Kriegszeiten über Wasser hält, in dem es die für die Fallschirmproduktion notwendige Seide herstellt. Dabei erfährt man in angenehmer Art vieles über den Wertstoff, die Probleme, die sich durch den Krieg ergeben und wie wichtig der Familienzusammenhalt gerade auch in schweren Zeiten ist. Das angepriesene Geheimnis um Lily habe ich als nicht so großartig empfunden, zumal es auch noch leicht zu durchschauen war, aber das hat dem Lesegenuss in keinster Weise einen Abbruch getan.
Die Charaktere sind alle wunderbar gezeichnet. Jede Figur hat Ecken und Kanten, ist nicht nur einfach „Gut“ oder „Böse“ und wirkt dadurch sehr authentisch. Gerade die Protagonistin Lily ist mir sehr ans Herz gewachsen. Zu Beginn als ältere Dame macht sie einen sehr souveränen Eindruck. In ihrem Rückblick dann tritt sie zunächst als vorwitziger und resoluter Teenager auf, entwickelt sich dann aber im Lauf der Geschichte zu einer bedachten und verantwortungsvollen Frau. Sie ist geschickt im Umgang mit Menschen, nicht nur geschäftlich sondern auch im privaten Umfeld, dabei voller Gefühl und Emotion. Sie ist eine Frau, die trotz der harten und entbehrungsreichen Kriegsjahre ihren Weg geht, nicht immer läuft alles glatt und auch sie muss sich immer wieder aufrappeln. Doch gerade diese Höhen und Tiefen machen sie sympathisch und lassen sie „echt“ erscheinen.
Ich mochte aber auch die anderen Charaktere, die so gut gezeichnet waren, dass ich sie mir vorstellen konnte und ich das Gefühl hatte, Teil der Geschichte zu sein: Die beste Freundin Vera, die gemeinsam mit Lily den Krieg übersteht, der Flüchtling Stephan, der nichts unversucht lässt, seine Familie zu rächen, dabei aber einen hohen Preis bezahlt. Selbst Gwen, die eher distanzierte Mitarbeiterin in der Fabrik, gewinnt im Lauf des Buches mein Herz – allen voran aber Lilys Vater, der mir sehr imponiert hat und mir als charismatischer Mann in Erinnerung bleibt.

Ich fürchte, ich kann meine Begeisterung für dieses Buch gar nicht in Worte fassen, aber mich hat „Das Kastanienhaus“ gepackt und mitgerissen, mich auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen. Wer Familiengeschichten mag und gerne abtaucht in andere Zeiten, dem wird dieses Buch sicher genauso gut gefallen wie mir!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2013
Gerhards, Matthias

Gott ist kein Zigarettenautomat


sehr gut

Thomas ist vierzehn Jahre alt und wohnt mit seiner Schwester und Mutter in einem heruntergekommenen Haus im rheinischen Braunkohlerevier. Sein Vater ist schon lange fort, seine Mutter dem Alkohol verfallen und die Wohnung sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Als er dann noch seinen Bruder im Fluss schwimmend tot auffindet, ist es um seinen Glauben wirklich bestellt. Doch Jakob scheint nicht freiwillig gestorben zu sein. Doch wen interessiert schon ein toter Junge in einem Dorf, dass eh dem Abbruch gewidmet ist.
Das Buch hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen, denn die Geschichte an sich hat mich wirklich angesprochen, doch die Umsetzung mochte ich nicht immer. Aus der Sicht des 14jährigen Thomas werden seine Erlebnisse in einem kleinen Dorf im Braunkohlerevier geschildert. Er hat es nicht leicht und oft hatte Mitleid mit dem Jungen, der für sein Alter sehr pfiffig ist, und es dennoch nicht schafft, aus seinem Umfeld auszubrechen. Wohin auch? Schon früh muss er Verantwortung übernehmen, denn die Mutter ist dem Alkohol verfallen und kümmert sich um nichts. Nicht nur, dass er sich vor den „Glatzköpfen“ verstecken muss, denn er ahnt, dass die seinen Bruder auf dem Gewissen haben, nein – auch eine Beerdigung will organisiert werden und der Abbruch des Dorfes – seiner Heimat – verhindert werden. Die Kindheit des kleinen Thomas ist wirklich erdrückend und seine Kraft und sein Mut, mit dem er das Leben angeht, beeindruckend. Thomas als Charakter ist wirklich sehr gut gelungen, manchmal ein bisschen altklug, doch gezeichnet durch seine Erlebnisse. Immer wieder macht er sich Gedanken über sein Leben, die man schon fast als Weisheiten durchgehen lassen kann und hadert zudem mit sich, seinem Dasein und Gott – doch letztlich kann er sich nicht entschließen, wirklich an ihn zu glauben. Die anderen Charaktere waren mir alle ein wenig zu flach, zwar außergewöhnlich und jeweils mit einem eigenen Charakterzug, doch irgendwie spielten sie nur Nebenrollen. Thomas ist und bleibt einfach der Mittelpunkt des Buches.
Die Geschichte ist sehr dicht erzählt und ich musste mich konzentrieren, um nichts zu verpassen. Dabei ist der Schreibstil eigentlich einfach und flüssig, oft sogar flapsig, immer wieder jedoch lässt Matthias Gerhards einzelne Charaktere in einem Dorf-Slang reden, der meinen Lesefluss gestört hat und den ich einfach nicht mochte. Dennoch passte er zur Geschichte und zum Buch und hat den Eindruck verstärkt, eingefangen zu sein in diesem kleinen Dorf. Das Thema des Buches ist eigentlich sehr ernst, dennoch musste ich an einigen Stellen schmunzeln über die ironischen und unabsichtlich witzigen Beschreibungen.
Das Ende der Geschichte hat mich wirklich gepackt, es war für mich völlig unerwartet und niemals hätte ich mit dieser Auflösung gerechnet. Aber es war passend und hat mich mit einem guten Gefühl das Buch beenden lassen.
Ein Wort noch zum Cover und zum Titel des Buches: beides hat mir gar nicht gefallen. Das Cover hat mich überhaupt nicht angesprochen und hätte ich nicht ein Leseexemplar erhalten, hätte ich es in einem Buchladen wohl auch nie in die Hand genommen. Auch der Titel spricht mich nicht an; erst nach Lesen des Buches finde ich ihn passend und er ergibt einen Sinn. Doch niemals hätte mich der Titel eingeladen, das Buch in die Hand zu nehmen – dabei lohnt es sich und jetzt bin ich froh, den Roman gelesen zu haben. Mal eine ganz andere Geschichte, die mich manchmal schmunzelnd, meist aber nachdenklich zurück gelassen hat. Von meiner Seite 4 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2013
Donnelly, Jennifer

Das Blut der Lilie


sehr gut

Die junge Andi ist seit dem Tod ihres Bruders wie gelähmt, nichts im Leben hat für sie einen Sinn. Ihre Mutter zerbricht an dem Tod des Sohnes, ihr Vater scheint sich rasch abgefunden zu haben mit dem Verlust. Alleingelassen und frustriert kann sich das junge Mädchen an nichts mehr erfreuen. Erst als sie per Zufall ein altes Tagebuch findet, wird ihr Interesse geweckt: Ein Mädchen namens Alexandrine erzählt ihre letzten Tage während der Französischen Revolution und sie hat nur ein Ziel – den kleinen Louis Charles vor dem sicheren Tod zu retten. Und mit dem Eintauchen in Alexandrines Geschichte findet auch Andi wieder zurück ins Leben.
Das Hörbuch war toll! Ich bin völlig versunken in die Geschichte – sowohl in die von Andi als auch in die von Alexandrine. Die beiden Sprecherinnen Lotte Ohm und Josefine Preuß haben wirklich eine gute Arbeit geleistet – sie geben den beiden Protagonistinnen Charakter und haben es geschafft, Emotionen zu transportieren.
Andi ist ein frustriertes und vom Leben gebeuteltes junges Mädchen, die einen solchen Schmerz ausstrahlt, dass man fast geneigt ist, ihr aus dem Weg zu gehen. In vielen Punkten konnte ich sie gut verstehen, oft mochte ich sie rütteln und schütteln, ihr zeigen, dass das Leben lebenswert ist. Nur die Musik kann sie im Leben halten und mir haben die Einschübe zur Musikgeschichte, die sich durch das ganze Hörbuch ziehen, wirklich gut gefallen. Ich fand sie nicht störend, sondern sehr informativ und passend. Als Andi dann per Zufall das Tagebuch findet, zeigt sie Interesse und entwickelt sich zu einem neugierigen und liebenswerten Mädel. Alexandrine, die Protagonistin des Tagebuches, ist etwa in gleichem Alter wie Andi und auch sie ist mir sehr sympathisch. Ihr Kampfgeist und ihr Mut sind wirklich unglaublich, umso trauriger die Ausweglosigkeit in den Wirren der französischen Revolution.
Die Wechsel zwischen den beiden Hauptsträngen der Geschichte sind wirklich sehr gut gelungen. Die Übergänge sind weich, gut in den jeweiligen Handlungsstrang integriert – immer weiß man sofort, in welcher Zeit man sich befindet. Und beide Geschichten haben ihren Reiz, bei beiden wollte ich wissen, wie es weitergeht: In der Vergangenheit ist es die Rettung des jungen Louis Charles, in der Gegenwart die Entwicklung Andis, dass sie langsam wieder Freude am Leben findet, an der natürlich ein junger Mann mit beteiligt ist.
Einzig die fast schon fantastisch anmutenden Elemente gegen Ende des Romans haben mir nicht so gut gefallen. Traum oder Wirklichkeit – das bleibt letztlich offen.
Aber alles in allem bin ich begeistert von diesem Hörbuch, die Geschichte ist interessant und spannend, die Charaktere zeigen eine schöne Entwicklung und sind wirklich liebenswert. Ich bin sehr gut unterhalten worden und vergebe daher 4 Sterne!

Bewertung vom 21.08.2013
French, Marilyn

Die weißen Handschuhe und andere Erzählungen


weniger gut

Ein Buch mit Kurzgeschichten und Erzählungen zu bewerten finde ich immer schwierig, da nicht jede Geschichte einen fesseln kann und somit die Gesamtbewertung meist eine Sammlung der Bewertungen der einzelnen Geschichten ist.

Bei diesem Buch dagegen ist es mir leicht gefallen, denn keine der Geschichten hat mir gefallen, dabei mag ich die Bücher der Autorin Marilyn French eigentlich gerne.

Die sechs Erzählungen handeln von Frauen und Männern, mal sind sie in Ich-Form, mal aus der Sicht eines Erzählers geschrieben. Die Protagonisten sind sehr skurrile Charaktere, deren Handlungsweisen ich gar nicht nachvollziehen konnte und in die ich mich auch nicht hineinversetzen konnte. Meist passiert gar nicht viel, sondern die Erzählungen handeln von dem, was die Protagonisten gedanklich beschäftigt. Aber gerade auch deren Einstellungen sind sehr eigentümlich und wunderlich, manchmal bin ich sogar geneigt, sie als verrückt zu bezeichnen - ich jedenfalls konnte sie nicht verstehen.

Die Sprache ist sehr bildreich und blumig, Gedanken und Beschreibungen sind gut herausgearbeitet. Das hat mir bei den Büchern von Marilyn French sonst auch immer gut gefallen, jetzt jedoch hat mir einfach die Handlung gefehlt, mir ist zu wenig passiert in den einzelnen Geschichten.

Leider bleibt mir nichts wirklich Gutes zu sagen über dieses Buch, zum Glück habe ich zuvor schon Romane der Autorin gelesen und weiß, dass diese wirklich zu empfehlen sind. Vielleicht aber habe ich die Erzählungen auch einfach nicht verstanden …

Bewertung vom 18.08.2013
Maybach, Katja

Die Stunde der Schwestern


ausgezeichnet

Bérénice und Hippolyte leben seit vier Jahren in Paris, doch ihre Ehe scheitert. Während Hippolyte sich zurückzieht in das kleine Dorf Saint Emile, um dort sein verloreneres Weingut zurückzukaufen, bleibt Bérénice in Paris und macht Karriere bei einem bekannten Modezar. Schon bald spricht Maxime Malraux sie mit dem Namen Fleur an, ihre Ähnlichkeit zu dem bekannten Model der 50er Jahre sei frappierend. Bérénice macht sich auf die Suche nach Fleur, ihre Recherchen führen sie in ihren Heimatort, doch hier stößt sie nur auf Ablehnung – keiner scheint ihr über Fleur mehr erzählen zu wollen. Bis Bérénice auf ein tragisches Geheimnis stößt…
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, schon nach wenigen Seiten war ich gebannt von der Geschichte und versetzt in das Paris der 50er Jahre. Das Geheimnis um Bérénice und Fleur war wirklich spannend, der flüssige und angenehme Schreibstil macht das Lesen zu einer Freude, so dass die Seiten nur so dahingeflogen sind.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, die geschickt abwechseln und am Ende schlüssig ineinander greifen. Das Augenmerk der Geschichte liegt dabei auf dem tragischen Familiengeheimnis, in dem Missgunst und Neid eine große Rolle spielen. Zwar kriegt man auch einen Einblick in die Modewelt von Paris und in das Leben der Models in den 50er Jahren, doch ist dies nicht der Schwerpunkt des Romans. Die Stärke liegt vielmehr in den wunderbar gezeichneten Charakteren, die einem das Gefühl geben, sie schon lange Zeit zu kennen. Bérénice ist mir zwar nicht immer sympathisch, gerade zu Anfang kann ich ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen. Aber sie steht zu sich, und ihre beharrliche Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, hat mir gefallen. Den interessantesten Charakter fand ich jedoch Dénise, die viel mitgemacht hat in ihrem Leben und es sicherlich nicht leicht hatte. Dennoch konnte sie nicht mein Mitleid gewinnen, denn sie hat auch ausgeteilt, dabei Menschen verletzt und ins Unglück laufen lassen. Selbst zum Schluss scheint sie keine Einsicht zu haben, beharrt stur auf ihrer Version der Geschichte.
Auch Hippolyte hat mir gefallen, er gibt Bérénice Kraft und unterstützt sie, er reflektiert sich und lernt dazu. Dass er es am Ende schafft, seinen Schatten zu überspringen und endlich die Wahrheit zu sagen, hat mir sehr gefallen und ihn menschlich wirken lassen und sympathisch gemacht.
Manche Szenen sind vielleicht ein bisschen melodramatisch, gerade am Ende überschlagen sich die Ereignisse und einiges scheint ein bisschen überspitzt. Doch dies kann ich verschmerzen, denn ich habe mich wohlgefühlt in der Geschichte, die von Anfang an spannend war und die mich bis zum Ende fesseln konnte. Von mir daher volle 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.