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liesmal
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Wilhelmshaven

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Insgesamt 524 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2021
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


sehr gut

In ihrem Buch „Was bleibt, wenn wir sterben“ berichtet Louise Brown aus ihrem Leben als Trauerrednerin, aber auch aus ihren ganz persönlichen Erlebnissen.
Tatsächlich trifft es der Satz aus der Buchbeschreibung auf den Punkt: „Ein tröstendes und befreiendes Buch, das Mut macht, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.“
Louise Brown hat mich mit ihrem einfachen, lockeren Schreibstil angenehm überrascht. Auch, wenn alles zum Thema passt, wirkt das Geschriebene positiv „unsortiert“. Ich fühle mich, als wäre ich Teil einer Unterhaltung, das gefällt mir richtig gut. Ich mag auch den Wechsel zwischen eigenen Erlebnissen und Empfindungen und den in Kursivschrift geschriebenen Erzählungen verschiedener Einzelschicksale. Auch das Beispiel von Natur und Jahreszeiten im Vergleich zu unserem Leben, das ebenfalls in Kreisen verläuft, finde ich gut.
Ein Buch, das ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 07.11.2021
Vallès, Tina

Das Gedächtnis des Baumes


ausgezeichnet

„Das Gedächtnis des Baumes“ von Tina Vallès erzählt von einem Großvater mit Demenz, dessen Schicksal zu einer Familiengeschichte wird.
Das Cover zeigt den Ausschnitt eines menschlichen Gesichts. Zu erkennen sind ein Auge mit buschiger Augenbraue, Nase und ganz viele Falten: ein alter Mann. Zwischen Bild und Titel besteht eine gewisse Ähnlichkeit.
Jan freut sich, dass seine Großeltern bei ihm und seinen Eltern einziehen. Sein Opa begleitet ihn jeden Tag auf seinem Schulweg. Es sind die Bäume, zu denen der Großvater eine besondere Zuneigung empfindet und die häufig zum Gesprächsthema zwischen ihm und seinem Enkel werden. Dabei taucht immer wieder eine Trauerweide auf, deren Geschichte der Opa verspricht, sie Jan irgendwann zu erzählen. Jan ist glücklich über die Zeit, die er mit seinem Opa verbringen darf, wartet neugierig auf die Geschichte der Trauerweide und bemerkt erst ganz allmählich die Veränderungen an seinem Opa.
Ich finde den Aufbau der Geschichte sehr gelungen. In kurzen Geschichten und Episoden bringt die Autorin aus der Perspektive des Kindes den Lesern das Thema Demenz näher, respektvoll, einfühlsam und bewegend. In Jans Familie sind Harmonie und Zusammenhalt spürbar. Alle gehen liebevoll und aufmerksam miteinander um. Dabei fällt mir das Sprichwort ein: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Der Rückblick in Ort und Leben der Großeltern ist ein berührender Abschnitt. Und dass Jan irgendwann den Grund erfährt, warum sein Opa sich verändert, finde ich wichtig und gut, zeigt es doch, dass Kinder besser verstehen und mit dem Wissen umgehen können, als die Erwachsenen es sich manchmal vorstellen können.
Eine wunderschöne Idee ist die von dem fehlenden O in Jans Namen und allem, was sich in dem Buch noch um das O dreht.
Sehr gern gebe ich eine Empfehlung für ein besonders lesenswertes Buch.

Bewertung vom 07.11.2021
Lynch, Paul

Grace


ausgezeichnet

Schreckliche Realität trifft auf Poesie
„Was wissen wir denn schon, was wirklich ist? Wir können ja die Wahrheit dieser Welt doch nicht in unseren Händen halten. Und Wahrheit, dieses Wort, was kann ein Wort ermessen?“
„Grace“ von Paul Lynch ist erschienen im Verlag Freies Geistesleben. Die Geschichte beginnt im Jahr 1845 in Irland. Die Hungersnot als Folge einer Missernte treibt Scharen von Menschen auf die Straße, sie alle suchen nach Arbeit. So auch Grace. Sie ist gerade mal 14 Jahre alt und hat keine Ahnung, was los ist, als ihre Mutter sie in Männerkleidung steckt, ihr die Haare abschneidet und fortschickt, damit auch sie sich Arbeit sucht und selbst versorgt.
Fast noch ein Kind, muss sich Grace behaupten in der brutalen Realität des Lebens, die von Not und Armut beherrscht wird. Sie kann froh sein, dass ihr kleiner Bruder Colly zuhause ausgerissen ist, um sie zu begleiten. Er sorgt mit seiner fröhlichen Art für gute Laune, wenn es eigentlich nichts zum Lachen gibt. Oder er hält Ratschläge für sie bereit, die mal mehr und mal weniger hilfreich sind. Oder er mahnt so manches Mal auch zur Vorsicht. Doch ab und zu geht er ihr auch gehörig auf die Nerven.
Grace wird zu Tim, versucht sich als Kuhtreiber, wird bestohlen, muss sich vielen Gefahren aussetzen und immer wieder – vor allem nachts – mit den Geistern, die sie verfolgen, fertig werden. Der Weg führt durch Wälder und Felder, durch Ortschaften, oft verlassen… Dabei stellt sich häufig die Frage: Wer oder was ist Realität, was ist Traum oder Fiktion?
Zwischendurch muss ich an das Cover des Buches denken. Die untere Hälfte ist stockdunkel. Symbolisiert sie den Weg, den Grace gehen muss? Ihr Körper ist nur als Silhouette zu sehen. Führt ihr Weg sie irgendwann ins Licht?
Paul Lynch hat eine besondere Gabe, dieses schwere Leben auf der Straße eindrucksvoll zu beschreiben, es in allen schrecklichen Wahrheiten zu benennen und dennoch – so unglaublich es klingen und so unvorstellbar es sein mag – mit Poesie zu füllen. Sätze, die ich langsam „auf der Zunge zergehen lasse“ – würde ich sagen, wenn sie essbar wären. So bleibt mir nur der Genuss, immer wieder innezuhalten, das Gelesene zu überdenken, vieles auch mehrmals zu lesen und ganz tief in mich aufzunehmen.
Etwa 100 Seiten vor dem Ende der Geschichte habe ich schon zu Beginn zwei schwarze Blätter entdeckt. Nachdem ich das Buch gelesen habe und den Sinn dafür erkenne, möchte ich sagen, dass die Idee großartig ist – ebenso wie das unerwartete Ende dieser außergewöhnlichen Geschichte.

Bewertung vom 30.10.2021

Neue Dinge aus alten Stoffen


ausgezeichnet

„Neue Dinge aus alten Stoffen“ – Der Titel des Buches und dazu das Cover mit der Abbildung eines ausgemusterten T-Shirts haben mich neugierig gemacht. Neugierig deswegen, weil auf dem alten T-Shirt das Schnittmuster eines kleinen Elefanten zu sehen ist.
Ich versuche umweltbewusst zu leben. Das Buch hat mich angelacht und schon war es meins, obwohl ich gar nicht besonders gut mit der Nähmaschine umgehen kann. Eine gute Entscheidung, wie ich schon nach den ersten Blicken ins Buch festgestellt habe.
Auf den ersten Seiten gibt es eine Übersicht der Projektideen, nach der Einleitung folgen einfach erklärte Techniken und Tipps sowie Anleitungen zum Reparieren und Verschönern. Es ist toll, wie aus vielen verschiedenen Bereichen jede Menge Ideen angeboten werden. Zu meinen Favoriten, an die mich mich zunächst herantrauen werde, gehört natürlich der Elefant vom Titelbild, aber auch der Zergel, ein Zerr- und Wurfspielzeug für den Hund. Außerdem möchte ich die Topflappen und die Pflanztaschen aus Jeansstoffen sehr gern nacharbeiten.
Ich bin restlos überzeugt und begeistert von dem Buch, schon aus dem einfachen Grund, weil ich selbstgemachte Geschenke liebe. Und davon bietet das Buch eine ganze Menge.
Sehr gern empfehle ich dieses Buch mit über 100 alltagstauglichen Upcycling-Ideen den Fortgeschrittenen, aber ganz besonders auch den Anfängern.

Bewertung vom 29.10.2021
Kaiser, Maria Regina

Annette von Droste-Hülshoff. Dichterin zwischen den Feuern


ausgezeichnet

Ich liebe die Romanbiografien von Maria Regina Kaiser. Mit „Annette von Droste-Hülshoff – Dichterin zwischen den Feuern“ aus dem Südverlag konnte sie mich jetzt wieder einmal begeistern.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir. Die Farben des Covers tauchen als Buchumschlag außen und innen sowie im Lesebändchen noch einmal auf und das Layout ist sehr geschmackvoll gestaltet.
Auf die vielen kleinen Geschichten, die mit Ort und Jahreszahl angegeben sind, macht bereits das übersichtlich gestaltete Inhaltsverzeichnis neugierig.
Annette von Droste-Hülshoff ist im Januar 1797 als Frühchen zur Welt gekommen und musste dadurch gleich lernen, um ihr Leben zu kämpfen. Eine liebevolle Amme hat sicher einen großen Teil dazu beigetragen. Sie blieb immer etwas kränklich, war trotzdem ein lebhaftes Kind, auch manchmal ungehorsam – und sie wusste genau, was sie wollte. Schon früh war ihre Begabung zu erkennen, denn sie hat nicht nur als Fünfjährige bereits Gedichte geschrieben, sondern war auch sehr musikalisch. Ihr Selbstbewusstsein drückt sie aus in dem Satz: „Denn in hundert Jahren möchte‘ ich gelesen werden…“
In der Liebe hatte Annette von Droste-Hülshoff kein großes Glück. Hier hat mich die Geschichte ihrer Freundschaft mit Levin Schücking sehr berührt. Ganz viele Gedichte sind daraus entstanden. Wunderbar, wie Maria Regina Kaiser einige ihrer Gedichte in ihre Erzählungen integriert hat.
Annette von Droste-Hülshoff wuchs in einer sehr großen Familie auf, die auch in dem Buch Raum fand. Aus diesem Grund war ich sehr froh, im Anhang auch den Abschnitt „Annettes Menschen“ zu entdecken, der mir geholfen hat, mich in der Familie zurechtzufinden, der aber auch Informationen zu vielen Berühmtheiten der damaligen Zeit enthält.
Um beim Thema zu bleiben: Der Anhang ist einfach großartig. Neben „Annettes Menschen“, „Annettes Orte“ und „Annettes Werke“ sind ein Glossar und eine Literaturauswahl enthalten.
Mir hat der Einblick in das Leben und Wirken der Annette von Droste-Hülshoff sehr gefallen. Dabei ließen sich Roman und Anhang sehr gut parallel lesen. Ich habe große Lust bekommen, mich weiterhin mit der großartigen Frau zu beschäftigen, ihre Werke und auch einen Teil ihrer Orte kennenzulernen.
Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für dieses großartige Buch, dass auch in mir ein Feuer entfacht hat.

Bewertung vom 25.10.2021
Kirsch, Rainer

Wie die Mathematik in die Welt kam


sehr gut

Ich finde die Art, mit der Rainer Kirsch erklärt, wie die Mathematik in die Welt kam, ausgesprochen charmant.

Mathematik in Versform – wie bitteschön, soll das denn gehen? Wenn ich mir dieses Buch anschaue, dann geht das ganz ausgezeichnet. Auf eine ganz besondere Reise nimmt der Autor Leser und Leserin mit – weit in die Vergangenheit hinein – in die Zeit, als es noch keine Zahlen geschweige denn Rechenarten gab. Mich hat er mit seinen bezaubernden und poetischen Versen auf jeden Fall verzaubert und auf humorvolle Art gut unterhalten.

Auch die Illustrationen sind sehr fantasievoll. Hier haben mich besonders die Schafe in Schnittmuster-Form erfreut.

Damit jede*r weiß, wie die Mathematik in die Welt gekommen ist, empfehle ich dieses Buch sehr gern.

Bewertung vom 15.10.2021
Bevere, Lisa

Strong


ausgezeichnet

„STRONG“ ist ein Buch der vielseitig begabten Autorin Lisa Bevere. Es enthält Andachten „für ein kraftvolles & leidenschaftliches Leben“. Insgesamt sind es 90 Andachten in zehn Teilen und immer geht es darum stark zu sein:

Stark

in Gott
im Geist
in der Reinheit
in der Wahrheit
in Beziehungen
im Kampf
in der Gnade
in Selbstbeherrschung
in der Freiheit
in Heiligkeit

Ich mag die kleinen Andachten vor allem deswegen, weil sie mit jeweils zwei bis drei Seiten recht kurz sind. Dadurch genieße ich auch einfach mal zwischendurch eine Andacht für eine kleine Auszeit mit Gott.

Jede Andacht steht unter einem bestimmten Thema. Zu Beginn gibt es einen passenden Bibelspruch und dazu einen persönlichen Text der Autorin, der mir Hoffnung und Vertrauen schenkt, mir sagt, dass Gott bei mir ist, dass ich keine Angst haben muss, dass ich geliebt bin, dass ich stark bin. Jede Andacht schließt ab mit einem Gebet und einem Satz, der immer beginnt mit „Ich bin stark, …“

Das Buch mit den Andachten aus dem Fontis-Verlag ist von sehr guter Qualität, das Layout sehr schön gestaltet und ein Lesebändchen gibt es auch.

Mir macht es viel Freude, das Buch täglich zur Hand zu nehmen, um mit einer Andacht zur Ruhe und zum Nachdenken zu kommen.

Ich gebe gerne meine Empfehlung für dieses wunderbare Buch, das ich auch für geeignet halte, um es mit anderen zu teilen.

Bewertung vom 15.10.2021
Giese, Vanessa

Die Frau, die den Himmel eroberte


ausgezeichnet

Mit dem Roman „Die Frau, die den Himmel eroberte“ erinnert die Autorin Vanessa Giese an eine großartige Frau des 19. Jahrhunderts: Katharina Paulus, die als Näherin arbeitet, aber deren Träume in eine ganz andere Richtung gehen…
Käte, wie sie genannt wird, beobachtet als junge Frau einen Ballonfahrer dabei, wie er in den Himmel aufsteigt. Wie vom Schicksal bestimmt, fällt ihr dieser Luftschiffer kurze Zeit später direkt vor die Füße. Damit geht für Käte ein langgehegter Traum in Erfüllung. Sie darf nicht nur in der Näherei von Hermann Lattemann arbeiten, sondern sie verlieben sich auch ineinander und irgendwann darf Käte selbst aufsteigen und mit dem Fallschirm abspringen. So wird aus der Näherin nicht nur eine bedeutende Luftfahrtpionierin, sondern auch eine Erfinderin und Unternehmerin.
Das Buch aus dem Insel Verlag ist von sehr guter Qualität. Das Cover zeigt eine Frau in einem Ballon, unter sich die Weite der Natur in einer herrlichen Landschaft. Bei dem Bild lässt sich Kätes Wunsch nach Freiheit sehr gut nachvollziehen.
Die Autorin bedient sich eines herrlich leichten Schreibstils, der mich nur so durch die Seiten schweben lässt. Besonders gelungen finde ich die Idee, Käte selbst ihr eigenes Leben erzählen zu lassen. Die Geschichte beginnt in Reinickendorf, wo sie ihre Zeit am Ende ihres Lebens nur noch mit Schmerzen in ihrem Schlafzimmer verbringen kann. Aber das Träumen hat sie nicht verlernt und so erzählt sie ihr Leben dem Pfarrer Dorow, der ihr ein treuer Freund geworden ist, an ihrem Bett sitzt und gespannt ihrer Geschichte lauscht.
Ebenso gebannt lese auch ich die Geschichte, die in zwei Zeitebenen spielt und zwischen der Gegenwart in Reinickendorf und Kätes Erlebnissen in der Vergangenheit wechselt. Dabei fällt es mir nicht schwer, mich in Käte hineinzuversetzen und ihre Erzählungen einfach nur zu genießen. Dabei ist nicht alles nur schön und leicht, sondern Käte muss viele Schicksalsschläge hinnehmen. „Menschen zu verletzen, um mich zu spüren, war meine Art geworden, mit der Welt in Kontakt zu bleiben.“ Dieser Satz lässt etwas von ihrer Trauer und der Schwere in ihrem Leben erkennbar werden.
Im Nachwort ist zu lesen, dass es nicht sehr viele autobiografische Aufzeichnungen aus Kätes Leben gibt. Umso mehr staune und bewundere ich, was Vanessa Giese für eine großartige Romanbiografie daraus gemacht und so Realität und Fiktion miteinander verknüpft hat.
Sehr gern habe ich das Buch gelesen und empfehle die Geschichte einer großartigen, tollkühnen, aber auch verantwortungsvollen Frau als lesenswert.

Bewertung vom 08.10.2021
Kay, Jay

Die Mäusekönigin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ungewöhnliche beste Freunde
Mit dem Roman „Die Mäusekönigin“ erzählt der Autor Jay Kay die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
„Da wurde mir ganz warm ums Herz und wir beschnüffelten uns Nase an Nase.“
Mit diesem Satz wird der Begriff „Freundschaft“ wunderbar beschrieben und er ist nur eines von vielen herzerwärmenden Zitaten.
Betrachte ich das Cover, dann denke ich an ein Märchen mit einem Hauch Fantasy und ich sehe einen wunderschönen naturbelassenen Ort. Tatsächlich finde ich diese Gedanken in der Geschichte wieder, aber sie erzählt weit mehr…
Bao ist eine kleine Maus, die als ganz junges Mäuslein verloren gegangen ist und ihre Mutter nicht wiedergefunden hat. Darum ist sie froh, dass sie Nhi getroffen hat. Auch Nhi ist klein, genauer gesagt, sie hat keine Beine. Nhi ist wie viele Tausende andere Kinder Opfer von „Agent Orange“ in Vietnam. Mit einigen von ihnen verbringt sie Kindheit und Jugend im Haus der Versehrten. Wie sie dort wohnt und was sie erlebt, erfahren wir im ersten von drei großen Kapiteln, es heißt „Das Haus der Güte“. Eine ungewöhnliche Ich-Erzählerin ist Bao, die kleine Maus, die Nhi immer ganz nah ist und sich bei ihr ankuschelt, damit sie nicht entdeckt wird.
Als Nhi volljährig ist, beginnt der zweite Teil. Sie zieht in „Das Haus der Sehnsucht“ zu ihrer Tante und ihrem Onkel. Begleitet wird sie natürlich von Bao, aber auch von ihrem langjährigen Freund Thang, der nicht sehen kann. Nhi und Thang bekommen ihre Aufgaben, doch was sie dort alles erleben, von welchen kriminellen Machenschaften sie erfahren und mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden, das alles weckt ihre Sehnsucht. Wonach? Das verrate ich an dieser Stelle nicht. Allerdings gibt es noch „Das Haus der Demut“ und damit beginnt ein außerordentlich spannender dritter Teil.
Es macht großen Spaß, die Geschichten aus Baos Sicht zu lesen. Bao ist eine recht pfiffige Maus und erkennt viele Zusammenhänge sehr genau. Natürlich ist auch die tollste Maus nur so gut, wie der Autor sie sein lässt. Und darum geht mein großes Kompliment an Jay Kay, dem es mit dem Buch gelungen ist, mir einen bedeutsamen Teil der Geschichte aus der Zeit nach dem Vietnamkrieg näherzubringen. Ich habe natürlich vorher von „Agent Orange“ und seinen schweren Folgen gehört, aber durch Bao, Nhi und Thang habe ich vieles jetzt hautnah spüren können.
Trotz all der schrecklichen Ereignisse und Erlebnisse habe ich auch das Poetische und Märchenhafte der Geschichte genossen. Wunderschön ist die Besonderheit, die Nhi mit den Tieren verbindet.
Großartig und zum Teil unglaublich interessant, sehr informativ und aufschlussreich sind die vielen eingeschobenen fettgedruckten Texte.
Das Buch hat mich stark berührt, hat mich zum Lachen gebracht, aber auch tief erschüttert und vor allem nachdenklich gemacht. Sehr gern und aus vollem Herzen gebe ich eine Leseempfehlung für ein besonderes Buch.