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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2018
Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1
Weigold, Christof

Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1


ausgezeichnet

„Der Mann, der nicht mitspielt“ bildet den Auftakt zur Hardy Engel – Reihe. Der Privatdetektiv wird in gleich zwei Mordfälle verwickelt.

Seit einem Jahr in Hollywood sind die Schauspieler-Jobs eher dürftig. Hardy Engels zweites Standbein als Privatdetektiv entwickelt sich besser als gedacht. Ein neuer Auftrag soll die leere Kasse füllen. Pepper Murphy macht sich Sorgen um ihre verschwundene Freundin Virgina. Hardy soll sie aufspüren.

Der Krimi basiert auf einer wahren Geschichte, dem ersten großen Skandal Hollywoods. Mit dem kurzen Prolog wird die Neugierde geweckt. 20 Jahre danach erzählt Hardy Engel, was 1921 geschehen ist. Bisher hatte Hardy erst zwei unspektakuläre Aufträge als Privatdetektiv. Seine neue Auftraggeberin Pepper ist mit allen Wassern gewaschen. Hardy durchschaut ihr Spiel und will die Wahrheit wissen. Das Rätselhafte, Undurchsichtige und Peppers Lügen sorgen für Spannung. Was steckt wirklich hinter dem Fall? Hardy ahnt nicht, in was er durch seine Nachforschungen verwickelt wird. Intrigen, Korruption, Lügen, Vertuschung, seine Gegner haben für Hardy so manche Überraschung parat. Die Lage für den Privatdetektiv spitzt sich immer mehr zu. Wem kann er trauen, wer spielt ein falsches Spiel? Wortwitz, eine bildhafte Sprache und treffende Vergleiche, der Erzählstil hat einen hohen Unterhaltungswert. Hardy gerät in mehr als eine Zwickmühle, lässt sich aber nicht von seinem Ziel abbringen, den Fall aufzuklären. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Die Hauptfiguren reißen mit. Mit der steigenden Gefahr geht es immer ernster und packender zu. Es bleibt undurchsichtig. Nichts lässt sich vorhersehen. Ein Paukenschlag versetzt einen Schock. Damit war nicht zu rechnen. Die Odyssee nimmt kein Ende. Kumpel Buck wird zum Rettungsanker. Hardy kann jede Hilfe gebrauchen, denn der Sumpf ist tiefer als gedacht. Mitfiebern fällt leicht. Zwischendurch entsteht der Eindruck, dass auf den letzten Seiten die Luft ausgeht. Das trügt. Der Weg bis zur Wahrheit ist lang. Erst am Ende liegen alle Karten auf dem Tisch. Zum Schluss ein bisschen zu viel sich wiederholende Seitenhiebe aufs Filmgeschäft, aber das lässt sich schnell verzeihen.

Durch das Schwarz-Gold wirkt das Cover edel. Der Untertitel weckt die Neugierde. Gelungen ist die nächtliche Szenerie, die nichts verrät und ohne Kitsch auskommt. „Der Mann, der nicht mitspielt“ übertrifft die Erwartungen. Hollywood 1921 erwacht wieder zum Leben. Hardy hat Persönlichkeit und wirkt wie eine charmante Mischung aus James Bond und Schimanski, immer mit dem Kopf durch die Wand. Ab der Hälfte des Buches geht es sehr emotional zu. Unmöglich Band 2 zu verpassen. Hardy Engel bleibt im Gedächtnis.

Bewertung vom 14.01.2018
Töchter wie wir
Kunrath, Barbara

Töchter wie wir


weniger gut

Nach „Schwestern bleiben wir immer“ ist „Töchter wie wir“ der neueste Roman von Autorin Barbara Kunrath.

Mona stammt aus keiner glücklichen Familie. Zu ihrer Mutter Hella hat sie ein schwieriges Verhältnis. Die Ehe mit Frank ist in die Brüche gegangen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag sieht das Leben alles andere als rosig aus. Zufällig begegnet Mona der zwölfjährigen Shirin. Das Mädchen hat mehr Probleme als vermutet.

Der Prolog ist sehr kurz gehalten und legt den Fokus auf ein Elternhaus, in dem niemand allzu lange glücklich war. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mona und Hella erzählt. Das angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis bildet den Kern des Romans. Die damals zunehmend schlechte Beziehung der Eltern hat sich auf das ganze Familienleben ausgewirkt. In Rückblicken gibt es mehr Infos zur Familie und schicksalhaften Ereignissen. Es geht um Wünsche und Sehnsüchte, Sprachlosigkeit und Hoffnungen. Ein unnahbarer Vater und eine Mutter mit einem Alkoholproblem, Monas Emotionen und Schwierigkeiten lassen sich nachvollziehen. Warum schafft sie es nicht, ihr Leben glücklich zu gestalten? Warum hängt sie solange der Vergangenheit nach? Die prägende Kindheit steht im Mittelpunkt. Frustration herrscht sowohl bei Mona als auch bei Hella vor. Beide sind einsam, kämpfen auf unterschiedliche Weise um ihre Würde. Erzählstil, kurze Kapitel und Aufbau sorgen für einen guten Lesefluss. Die Frage kommt auf, warum diese Geschichte erzählt wird. Einzig Shirin mit ihrer sturen und bockigen Art weckt das Interesse, taucht aber immer nur als Randfigur auf. Alle anderen Charaktere bleiben blass und austauschbar. Die alltägliche Problembewältigung sorgt nicht für Unterhaltung. Negative Schwingungen ziehen auch den Leser runter. Es gibt keine Spannung oder überraschende Ereignisse. Eine eigensinnige Aktion wird zu schnell aufgelöst. Unsicherheiten, Ängste, Gefühlsausbrüche, so manche Gedanken und Äußerungen wiederholen sich. Erst auf den letzten Seiten gewinnt der Roman. Bis dahin ist zu viel Durchhaltevermögen gefordert.

Das Mädchen auf dem Cover ist ungewöhnlich in Szene gesetzt und weckt die Neugierde aufs Buch. Der Titel wirkt zu schlicht, spricht aber durch das Persönliche an. „Töchter wie wir“ dreht sich um Familiengeschichte und Geheimnisse. Es fehlt an Atmosphäre und besonderen Persönlichkeiten. Der Roman kann durch Realitätsnähe Leser ansprechen und macht eventuell auch Mut zur Aussöhnung mit Familienangehörigen.

Bewertung vom 27.12.2017
Noras Welten
Puljic, Madeleine

Noras Welten


gut

Für „Noras Welten – Durch den Nimbus“ wurde Autorin Madeleine Puljic mit dem Deutschen Selfpublisher Preis 2017 ausgezeichnet. Band 1 bildet den Auftakt zur Fantasy-Serie.

Nora Winter hadert mit ihrer besonderen Gabe und sucht Hilfe beim Psychologen Dr. Benjamin Pawell. Ben hält Noras Problem für eine Psychose. Er fordert eine Demonstration, nicht ahnend was er damit auslöst.

Der direkte Einstieg mit Noras Besuch bei Dr. Pawell ist gelungen. Es war nicht vorhersehbar, was geschieht. Die Geschichte ist originell, erinnert von der Basisidee her aber an Tintenherz. Autorin Madeleine Puljic hat eine ganz eigene Variante entwickelt. Mit einem Fehler steigt die Spannung. Kann es ein Zurück geben, und wie sieht die Lösung aus? Minidrache Rashuk sorgt mit Eigensinn und Neugierde immer wieder für Humor. Gefahren lauern auf die Hauptfiguren. Wer ist gut, wer böse? Das lässt sich schwer einschätzen. Das Rätselhafte um Nora, ihre Geschichte ist interessanter, als das was in Eldinor geschieht. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Was hat es mit Noras Amulett auf sich? Die Handlung konzentriert sich auf wenige Charaktere. Kreative Namen lassen sich eher in der Fantasy-Welt finden. Es ist, als würde um den heißen Brei herumgeredet. Für Spannung sorgen Noras und Bens gefährliche Nachforschungen. Sind sie auf der falschen Fährte? Auch beim Leser kommen Zweifel auf, dass Ben die Situation richtig einschätzt. Es geht um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, wobei alles brüchig erscheint. Im letzten Buchdrittel driftet die Geschichte ins Kitschige ab. Die Intensität lässt nach. Immer mehr Fragen werden aufgeworfen. Nicht alles erscheint schlüssig. Es gibt zu wenig Infos zu Noras Vergangenheit, zu viel wird zurückgehalten. Die Gedanken der Hauptfiguren nehmen zu viel Raum ein, was besonders bei Ben auffällt und überflüssig erscheint. Dadurch wird das Tempo ausgebremst. Nora verschafft sich mit ihrer Unschlüssigkeit, Entscheidungen zu fällen, Zeit. Einzig Minidrache Rashuk überzeugt vollends mit seiner starken Persönlichkeit, seinen Aktionen und Geheimnissen. Er erweist sich als wichtige Figur in der Geschichte und ist für den Unterhaltungswert zuständig. Die Veränderung eines Charakters ist zu extrem und will so gar nicht ins Bild passen. Zu wenig Auflösung und Infos, der Schluss stellt nicht zufrieden. Eine Begriffsstutzigkeit ist nicht nachvollziehbar. Nur der Cliffhanger weckt ein bisschen Neugierde auf Band 2.

Das Cover hat etwas Kitschiges, aber auch Verträumtes. Mehr Details aus der Fantasy-Welt und andere Farben hätten die Blicke mehr aufs Buch gezogen. „Noras Welten – Durch den Nimbus“ spricht Fantasy-Fans an. Leider ist die Geschichte nicht ganz rund. Erwartungen schnellen hoch, die am Ende nicht erfüllt werden. Das Lektorat hat ein paar Dinge, auch eine Verwechslung, übersehen. Mit Band 2 ist auf jeden Fall eine Steigerung möglich.

Bewertung vom 21.12.2017
Rocket Boys
Hickam, Homer

Rocket Boys


ausgezeichnet

Von Ingenieur und Autor Homer Hadley Hickam Jr. stammt „Albert muss nach Hause – Die irgendwie wahre Geschichte eines Mannes, einer Frau und ihres Alligators“. In „Rocket Boys“ verfolgt Sonny unbeirrt seinen Traum.

Sonnys Idol ist Raketenkonstrukteur Wernher von Braun. Sonny will am amerikanischen Traum teilhaben und ebenfalls eine Rakete bauen. Zusammen mit seinen Freunden O`Dell, Roy Lee und Sherman tüftelt er an seinem Raketenprojekt. Das Umfeld reagiert mit Hohn und Spott. Nur Sonnys Mutter glaubt an ihn.

„Rocket Boys – Roman einer Jugend“ beruht auf einer wahren Geschichte. Homer Hadley Hickam Jr., genannt Sonny, erzählt wie er es vom Außenseiter zum Ingenieur geschafft hat, schriftstellerische Freiheiten inklusive. Die Geschichte beginnt 1957 mit dem vierzehnjährigen Sonny. Das Leben in der Bergarbeiterstadt Coalwood wird greifbar. Alles dreht sich um die Zeche, den lästigen Kohlenstaub. Die Nachricht vom Satelliten Sputnik, der am 5.Oktober 1957 von den Russen ins All geschickt wird, fasziniert Sonny. Sein erster Raketenversuch scheitert kläglich. Zur Schlüsselfigur wird sein Mutter Elsie, die ihn in seinen Forschungen bestärkt. Herzerwärmend wie viel Nachsicht und Ansporn sie zeigt. Vater Homer setzt voll auf Sonnys Bruder, den Footballer Jim, und hält nichts von Sonnys Träumereien. Es geht um Familie, Freundschaft, die Erfüllung eines Traumes. Mit Sonnys Plan nimmt die Geschichte Fahrt auf. Seine Zielstrebigkeit trotz aller Widerstände ist bewundernswert. Humor lockert die Geschichte auf und erhöht den Unterhaltungswert. Vom Außenseiter zum Durchstarter, in Coalwood gehen Veränderungen vor sich. Die Rocket Boys erregen mit ihren Experimenten immer mehr Aufmerksamkeit. Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt in Coalwood berühren. Die Autobiografie erzählt auch von den Menschen, die wichtig auf Sonnys Weg waren. Im letzten Buchdrittel nimmt die Dramatik zu. Die Ereignisse überschlagen sich. Unvorhersehbare Wendungen schockieren, Schicksale erschüttern. Ein sehr emotionales Buch. Der Epilog gibt Infos darüber, was aus allen geworden ist und bildet einen sehr gelungenen Abschluss.

Titel und Cover erregen mit wenigen Mitteln Aufmerksamkeit. Die farbenfrohe Szene mit Sonny vermittelt den Inhalt auf kreative Weise. „Rocket Boys – Roman einer Jugend“ bringt zum Lachen und zum Weinen. Es fällt schwer, sich von Coalwood und seinen Bewohnern zu verabschieden. Sonny macht Mut, sich seine Träume zu erfüllen. Eine sehr empfehlenswerte Biografie, die sowohl Erwachsene als auch Teenager anspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2017
100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche
Berndt, Michael

100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche


gut

„Wer eine Reise macht, der kann was erzählen.“ In „100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche – Meine verrückte Reise um die Welt“ berichtet Michael Berndt von Mutproben und Abenteuern.

Vom Bauernhof in Sachsen geht es hinaus in die Welt. Michael Berndt bricht aus dem Alltagstrott als Metzger und Bauerssohn aus, Ziel Australien. Bis zuletzt will ihm keiner glauben, dass er seine Reisepläne auch umsetzt. Vorbereitungen hat er so gut wie keine getroffen. Er kann weder die Sprache, noch hat er nützliche Dinge wie Sonnencreme und Adapter im Gepäck.

„Sechs Monate wollte ich als Backpacker durch Australien ziehen, es sind acht Jahre geworden, in denen ich hundert Länder bereist habe. In jedem dieser Länder wollte ich mindestens eine Einheimische flachlegen, und so viel kann ich verraten: Ich hatte deutlich mehr als hundert Frauen.“ Das Vorwort verrät mehr über Michaels Leben vor seiner Reise, über seine Person und Ziele. Die Veränderung, die er durch seine Erlebnisse durchlaufen wird, ist enorm. Sein ständiger Begleiter auf der Backpacking-Tour sind Alkohol und Drogen. Michael liebt die Extreme. Das merkt man auch seiner Reise an. Die Liste der 100 Mutproben muss abgearbeitet werden. Vom unfreiwilligen Bad mit Krokodilen bis zum Chili-Krake-Genuss ist alles dabei. Nicht nur bei den Delikatessen fällt es schwer, weiterzulesen. Eine Grenzerfahrung, wie ein Autounfall in der Wüste, jagt die nächste. Michaels Schutzengel müssen rund um die Uhr Überstunden leisten. Oft werden die Reisestationen nur mit kurzen Textabschnitten angerissen. Sex-Abenteuer, Alkohol- und Drogen-Exzesse nehmen den meisten Raum ein. Schade, bei den ausgefallenen Reisezielen. Seine 100 Räusche rauben zwar Zeit, aber seine einzigartigen Erlebnisse mit etwas klarerem Kopf reißen zumindest etwas wieder raus. Backpacker geben sich gegenseitig die besten Tipps, und auch die ein der andere Freundschaft ist unterwegs entstanden. Witzig, wenn sie sich an einem völlig widersinnigen Ort wieder treffen. Klar, dass dann ordentlich gefeiert wird. „Ein Arsch reist um die Welt!“ Mit seinen Arschfotos in besonderer Kulisse ist Michael Berndt in Sozialen Netzwerken bekannt geworden. Ein paar davon sind im Buch zu finden. Farbfotos im Mittelteil zeigen Micha auf seinen Reisestationen. Bewundernswert, dass er sich mit den unterschiedlichsten Job seine Träume verwirklicht und unbeirrt seine Freiheit auslebt. Etwas blass ist die Schrift geraten. Die Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Aufschneider, Prolet, Großmaul, bei allen Verrücktheiten bleibt der Abenteurer auf seine Weise sympathisch. Was aus ihm geworden ist? Auf den letzten Seiten ändert sich der Erzählstil, Vernunft blitzt durch. Michael hat sein Glück dort gefunden, wo niemand mit gerechnet hätte.

Das Cover macht mit den besonderen Fotos Lust aufs Reisen. Der Titel ist Programm. So ganz war mit den Ausmaßen nicht zu rechnen. Der Reiseabenteuerbericht hat etwas von einer Lebensbeichte. Bewundernswert sind Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit. Michael Berndt traut sich, seine Träume zu verwirklichen und macht damit anderen Mut, auch einen großen Schritt zu wagen. Seine Exzesse gehören zu ihm und muss niemand nachmachen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2017
Süßer die Hufe nie klingen / Die Haferhorde Bd.9 (2 Audio-CDs)
Kolb, Suza

Süßer die Hufe nie klingen / Die Haferhorde Bd.9 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

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„Die Haferhorde – Süßer die Hufe nie klingen“ ist Band 9 der Haferhorde-Reihe von Suza Kolb. Nicht nur Fohlen Fienchen sorgt für Aufregung.

Weihnachten naht. Auf dem Blümchenhof laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren. Ein leuchtendes Rentier, das einen Schlitten zieht, bringt Schoko und Keks auf ausgefallene Ideen. Bald wünschen sich alle Vierbeiner eine Weihnachtsfeier mit allem Drum und Dran.

„Diesmal wird es wunderbar weihnachtlich bei uns.“ Nicht nur die Menschen, auch die Vierbeiner nimmt der Weihnachtszauber gefangen. Das abenteuerlustige Fohlen-Mädchen-Fienchen meldet Wünsche an. Schoko, Keks und ihre Freunde haben alle Hufe damit zu tun, damit Weihnachten auch für die Vierbeiner festlich wird. Schauspieler Bürger Lars Dietrich schlüpft mit viel Begeisterung in die Rollen der Hofbewohner und hebt jede einzelne Persönlichkeit hervor. Eine Hauptrolle übernimmt Fohlenmädchen Fienchen, die mit ihrer Neugierde, ihrem Übermut und so mancher Forderung alle in Atem hält. Das dicke, bayerische Bergpony Toni hasst Schnee. Die zickige Gräfin muss sich eingestehen, dass eine Weihnachtsfeier was für sich hat. Sprachprobleme mit den Menschen überwinden Schoko und Keks auf ihre eigene Art und Weise. Sturheit und Durchsetzungsvermögen helfen. Beim ersten Zuhören fällt es schwer, all die herrlich unterhaltsamen Details zu erfassen. Eine zufällige Begegnung mit dem Weihnachtsmann sorgt für Aufregung. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Ist die Weihnachtsbescherung in Gefahr? Es geht temporeich und turbulent auf dem Blümchenhof zu. Schoko und Keks halten sich mal wieder nicht an die Regeln. Manchmal brauchen die Menschen einfach Hilfe. „Da konnte einem doch die Mohrrübe platzen!“ Nicht alles geht glatt. Die Geschichte ist sehr originell. Auf CD 2 geht es noch abenteuerlicher zu. Können Schoko und Keks Weihnachten retten, und gehen alle Wünsche in Erfüllung? Die Weihnachtsvorfreude steckt an. Das Ende ist herzerwärmend. Längst ist die Sehnsucht nach schneereichen Weihnachten, mit einer romantischen Schlittenfahrt in die Natur, geweckt.

Das Cover mit Schoko, Keks und Co in weihnachtlicher Aufmachung macht gute Laune. Der Titel hat Humor. Sehr gelungen! „Die Haferhorde – Süßer die Hufe nicht klingen“ ist ein toller Hörspaß für die ganze Familie. Perfekt, um Mädchen und Jungs die Wartezeit bis zur Bescherung zu überbrücken. Mehrmals hören lohnt sich.

Bewertung vom 09.12.2017
Die phantastische Welt des Märchenkönigs
Reichold, Klaus;Endl, Thomas

Die phantastische Welt des Märchenkönigs


ausgezeichnet

Historiker Klaus Reichold und Autor und Verleger Thomas Endl haben 2010 die Geschichtsvermittler „Histonauten“ ins Leben gerufen. In „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ gehen sie einem Mythos auf den Grund.

Der rätselhafte Tod Ludwigs II. sorgt bis heute für Spekulationen. Wer war der Märchenkönig wirklich? Die Biografie nähert sich dem Menschen Ludwig II. an und gibt Aufschluss über sein Kindheit, Jugend, Wünsche und Ziele eines Mannes, der gerne unterschätzt wurde.

Der Prolog mit den Hinweisen auf die einzelnen Augenzeugen ermöglicht einen guten Einstieg in die Biografie. Ungewöhnlich ist der Beginn mit dem Tod des Königs. Die rätselhaften Ereignisse im Rückblick ähneln einem Krimi. Was führte zur Königskatastrophe? Welche Rolle spielte Dr. Gudden? Die Umstände des Todes bleiben bis heute undurchsichtig. Interessant sind die Theorien und Spekulationen. Die Augenzeugenberichte liefern Details, die sicherlich den wenigsten bekannt sind. Träumer, Spinner, Weltverächter, es wird sowohl auf die Skeptiker als auch auf die Bewunderer des Königs eingegangen. Zeitzeugen, Weggefährten, aus allen Infos lässt sich ein eigenes Bild gestalten. Die zahlreichen, teils farbigen Abbildungen machen die Atmosphäre von damals greifbar und zeigen den König in seiner Entwicklung zum Theaterkönig, Bauherrn und Visionär. Ein besonderes Highlight ist die Weltausstellung in Paris 1867, die nicht nur Ludwig II. beeindruckt. Erfindungen und historische Daten sorgen für Abschweifungen, die aber Zeit und Entwicklung verdeutlichen. Die Lebensleistung des bayrischen Königs ist bewundernswert. Ihm sind u.a. die drei Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee zu verdanken, die bis heute als Publikumsmagnet fungieren. „Freiheit dem Wort, den Wissenschaften Schutz, den Lorbeer jeder edlen Kunst, den Armen väterliche Fürsorge“, war der Wahlspruch, den er lebte. Hätte Richard Wagner ohne seine finanzielle Unterstützung eine derartige Schaffensperiode hingelegt? Eine brodelnde Gerüchteküche setzt dem König immer mehr zu. Freundschaft, Liebe, der Rückzug von der Welt, die Themen sind umfangreich und werden oft von mehreren Seiten beleuchtet. Eine aufwendige Recherche war notwendig, um diese Biografie in dem Ausmaß umzusetzen. Pomp und Opulenz, ein Exzentriker setzt unbeirrt der Kosten seine Träume um. Eine besondere Idee wurde ihm zum Verhängnis. Am Ende werden noch einmal die Fragen vom Anfang aufgegriffen. Schwer, einen perfekten Ausklang zu finden. Der Anhang mit Zeittafel, Quellen und „Aus Ludwigs Bücherschrank“ setzt einen guten Schlusspunkt.

Durch den weißen Hintergrund wirkt das Cover eher farblos und unauffällig. Das Bild Ludwigs II. und der Titel wecken die Neugierde. „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ zeigt den Menschen hinter der Krone mit all seinen Talenten und Eigenarten. Wer war ihm wohlgesonnen, wer nicht? Wer hat ihm bis zuletzt zur Seite gestanden? Hätte es einen Ausweg gegeben? Ein interessantes Buch mit unerwarteter Informationsfülle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2017
Signor Rinaldi kratzt die Kurve
Licalzi, Lorenzo

Signor Rinaldi kratzt die Kurve


ausgezeichnet

„Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ stammt aus der Feder des italienischen Autors Lorenzo Licalzi. Die Übersetzung übernahm Luis Ruby. Ein eigensinniger Plan gerät ins Stocken.

Der achtzigjährige Signor Rinaldi ist buchstäblich lebensmüde. Noch bevor das gemeinsame Familienessen ansteht, will er abtreten. Es kommt alles anders als er denkt. Eine Störung jagt die andere, und dann passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hat.

„Leckt mich doch alle am Arsch!“ Seit seinem letzten Roman, einem geplanten Misserfolg, hat sich Signor Rinaldi von der Schriftstellerbühne verabschiedet. Seine geliebte Frau Sara ist längst verstorben. Zeit auch für ihn, zu gehen, so denkt er. Das Schicksal hat aber etwas ganz Anderes mit ihm vor. Autor Lorenzo Licalzi erzählt eine sehr berührende Geschichte. Pietro übertüncht mit seiner ruppigen Art Verlust und Einsamkeit. Seine „Wer mir alles auf den Sack geht“-Liste wird länger und länger. Klar, dass Störungen seinen Plan durchkreuzen. Eine Wende ist effektvoll wie ein Paukenschlag eingesetzt. Pietros Sturheit bröckelt, aber sein Ziel verfolgt er unbeirrt weiter. Die Geschichte wirkt durch Erzählstil und Beschreibungen sehr realitätsnah. Nichts ist sicher. Das Schicksal zieht an seinen eigenen Fäden. Seinen 15 ½ Jahre alten Enkel Diego kennt Pietro so gut wie gar nicht. Der Kontakt zu ihm ist nach dem Tod von Sara eingeschlafen. Diego wird für Pietro zur Schlüsselfigur. Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Abschied, Trauer, die unwissentliche Suche nach dem Glück. Ein Roadtrip mit spontanen Stopps hat einen hohen Unterhaltungswert. Der Zauber der Natur nimmt Pietro und Diego genauso gefangen wie den Leser. Pietros provokante Art wird von Diego abgeschwächt. Ihm zu Liebe reißt er sich bei Begegnungen mit Fremden zusammen. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen desto herzerwärmender wird die Geschichte. Wird Pietro die richtige Entscheidung treffen? Bernhardinermischling Sid entpuppt sich als nicht unwesentliche Nebenfigur und bringt Humor hinein. Pietros anfänglicher Widerwillen gegen seine Reisegesellschaft legt sich bald. Emotional geht es auch zum Schluss zu. Das Ende ist sehr gelungen. Auf den letzten Seiten gibt es zusätzliche Informationen, was danach geschehen ist. Taschentuch nicht vergessen!

Der Titel hat Humor und zieht die Blicke aufs Buch. Auch eine Szene mit Sid und der Göttin, einem Auto, wäre toll gewesen. „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ hat viel Atmosphäre, Charme und Unterhaltungswert. Der Roman reißt mit und berührt bis zur letzten Seite. Möglich, dass man danach seine eigene Familie mit anderen Augen sieht und Schwächen und Eigenarten Einzelner besser akzeptieren kann. Das Buch ist für alle empfehlenswert, die herzerwärmende Geschichte lieben.

Bewertung vom 27.11.2017
Schildkröten haben keinen Außenspiegel
Hammer, Jutta

Schildkröten haben keinen Außenspiegel


sehr gut

„Schildkröten haben keinen Außenspiegel“ ist das Reiseabenteuer-Debüt von Autorin Jutta Hammer. Aus jeder Zeile dieses Buches lässt sich die Leidenschaft für Madagaskar herauslesen.

Für ihre Doktorarbeit über die Brutbiologie der madagassischen Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata) reist Jutta Hammer nach Madagaskar und verbringt dort 36 Monate. Sie berichtet von ihren Erlebnissen und Erfahrungen als vazaha (Fremde) auf der viertgrößten Insel der Welt, die auch als achter Kontinent bezeichnet wird.

Das madagassische Reisen hat so manche Tücken und Herausforderungen parat. Die Erfahrung macht Jutta Hammer schon auf ihrer Hinreise nach Toliara. Pannen sind nichts Seltenes und zählen auf Madagaskar zu den Alltagsbildern. Das Inselmotto „Mora Mora“ („Immer mit der Ruhe!“ oder „Langsam, langsam!“) muss erst noch verinnerlicht werden. Village des Tortues, das Schildkrötendorf, ist eine Auffangstation für gewilderte madagassische Landschildkröten. Werden die Exoten als Schmuggelware im Reisekoffer entdeckt, kommen sie hier her. Der richtige Ort für eine Schildkrötenforscherin. Die Autorin gibt Einblicke in ihre Forschungsarbeit, erzählt von ihren Ausflügen über die Insel, lässt teilhaben an den kleinen und großen Problemen des Alltags und bringt einem die Vielfalt der Natur- und Tierwelt näher. Die vazaha steht oft im Mittelpunkt des Interesses. Warum geht sie zu Fuß, anstatt sich per Rikscha fahren zu lassen? In den Augen der Einheimischen verhält sich die Fremde seltsam. Kurze Kapitel ermöglichen einer guten Lesefluss. Auf der Karte am Anfang des Buches lassen sich die einzelnen Reisestationen nachvollziehen. Interessant sind die Begegnungen, das erste Aufeinandertreffen mit Guide Ratony, der die Forscherin für eine Touristin hält. Eine Anekdote reiht sich an die andere. Das Leben auf Madagaskar unterscheidet sich in vielen Dingen von unserem. Wie erlangt man auf dem achten Kontinent einen Motorradführerschein? Neugierde sollte auch in der Forschungsarbeit gut überlegt sein. Es braucht eine Portion Glück, um sich aus kritischen Situationen heraus zu manövrieren. Sagen und Legenden dürfen nicht fehlen. Jutta Hammer weiß, den Leser in ihre Abenteuer eintauchen zu lassen. Gerne hätten noch mehr besondere Augenblicke mit Tier und Mensch einfließen können. Der Umfang des Buches ist zu gering geraten. Ein tolles Plus sind die Farbfotos im Mittelteil. Den etwas abrupten Ausklang macht das Glossar wieder wett. Geballt Wissenswertes und die persönlichen Tipps bringen einem Madagaskar noch einmal sehr nahe.

Das Cover hat durch eine wichtige Hauptfigur und die wilde Natur Charme. Der Titel ist kreativ und humorvoll. Sehr gelungen! „Schildkröten haben keinen Außenspiegel“ spricht Reiselustige an, die naturverbunden sind und ein ungewöhnliches Reiseziel suchen. Es handelt sich um keinen Reiseführer. Damit beschränken sich die Infos auf die persönlichen Erfahrungen und das Glossar. Es beeindruckt, Jutta Hammer nachträglich auf ihrer Reise zu begleiten, wobei es sich wohl um Eindrücke aus mindestens zwei Reisen handelt. Für jedes verkaufte Buch spendet die Autorin einen Euro an ein Schildkrötenprojekt in Madagaskar.