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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertung vom 15.07.2024
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und das geheime Dossier / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.11


ausgezeichnet

Fesselnder Urlaubskrimi mit Frankreich-Flair!
Im Knaur Verlag erscheint mit "Madame le Commissaire und das geheime Dossier" der 11. Band von Pierre Martins Krimireihe um Isabelle Bonnet.

Isabelle Bonnet erhält vom Polizeichef aus Paris einen wichtigen Anruf. Sie soll den Einbruch in eine Ferien-Villa hinter Saint Tropez untersuchen. Das kommt ihr merkwürdig vor, denn der Polizeichef hat normalerweise wichtigeres zu tun als sich um Einbrüche zu sorgen.

Auf Geheiß des Polizeichefs untersucht Isabelle mit ihrem Assistenten Apollinaire den Einbruch in einer Villa bei Gassin. Sie findet heraus, dass es sich bei dem Besitzer der Villa um Gabriel Roquefort handelt, der als Staatssekretär im Außenministerium arbeitet. Der Grund für die Besorgnis des Polizeichefs ist ein gestohlenes geheimes Dossier, dass Roquefort eigentlich gar nicht aus dem Büro mitnehmen durfte. Nun ist es beim Einbruch in seiner Villa mit diversen Wertgegenständen gestohlen worden. Können normale Einbrecher mit dem Dossier etwas anfangen? Oder waren sie nur darauf aus?

Bei diesem verzwickten Fall sind zahlreiche Befragungen nötig, die sich zunächst mit dem Einbruch beschäftigen, später kommt noch ein Mordfall hinzu. Ich habe lange Zeit gerätselt, wer wohl Interesse an dem Dossier haben könnte, denn die Puzzleteile der Ermittlungen bringen zwar einige delikate Details ans Licht, aber nicht den Inhalt der wichtigen Mappe.

Pierre Martin hat ein Händchen für die Ausarbeitung seiner Charaktere, die erkennbar und mit lebensnahen Facetten ausgestattet sind. Bei einigen Personen bekommt man auch Einblick in ihre Gefühlswelt und leidet oder freut sich mit ihnen.
In dieser Krimireihe ist der verschrobene Apollinaire meine absolute Lieblingsfigur, mit seinen gedanklichen Höhenflügen und recht speziellem Wissen scheint er sich nicht so sehr auf den jeweiligen Fall zu konzentrieren, doch wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle. Mit seinen skurrilen Äußerungen bringt er Isabelle und mich zum Nachdenken, aber auch zum Lachen.

Isabelle war Leiterin einer geheimen Antiterroreinheit und diese Erfahrungen merkt man ihr auch heute noch an, wo sie als einfache Madame le Commissaire im provenzalischen Fragolin das Kommissariat leitet. Ab und zu gehen mit ihr bei Verfolgungsfahrten die Pferde durch und sie riskiert Kopf und Kragen. Damit mutierte sie in einigen Bänden schon zu Superheldin, in diesem Buch wurde ihre Heldenrolle jedoch moderat eingespielt und diese Szenen sorgen auch für einen starken Anstieg der Spannungskurve, die sich ansonsten im Mittelfeld bewegt. In diesem Buch war ziemlich auffällig, wie sehr sich Isabelle doch von attraktiven Männern angezogen fühlt. Das fand ich etwas überzogen, ziehe dafür aber keinen Stern ab!

Pierre Martin lässt in bildhaft beschrieben Szenen reichlich Flair der schönen Provence einfließen und die eingestreuten kulinarischen Gerichte und etliche Gläser Wein verdeutlichen appetitanregend das Lebensgefühl der Franzosen.

Genau so stellt man sich einen Frankreich-Krimi vor, der mit Spannung, Kulinarik und liebenswerten Figuren für fesselnde Unterhaltung sorgt! Ein toller Urlaubskrimi, den ich gerne weiter empfehle!

Bewertung vom 13.07.2024
Martin, Lily

Sommerfarben in der Stadt der Liebe / Paris und die Liebe Bd.2


sehr gut

Eine zauberhafte Liebesgeschichte in Paris mit viel Flair!
"Sommerfarben in der Stadt der Liebe" ist der zweite Roman aus Lily Martins Paris-Reihe, die im Rowohlt Verlag erscheint. Lily Martin ist das Pseudonym von Anne Stern.

Paris gilt weltweit als die Stadt der Liebe, doch daran glaubt Kunststudentin Marie nach einer enttäuschten Beziehung nicht mehr. Sie hat nur ein Ziel von Augen, ihre Doktorarbeit zu schreiben und sich mit ihrem Aushilfsjob im Museum finanziell über Wasser zu halten. Während einer ihrer Führungen durch die Welt der Kunst lernt sie den Lehrer Jan kennen, der Französisch spricht und in Paris gelebt hat. Beide entdecken ihre Vorliebe für die «Seerosen» von Claude Monet. Sie unternehmen einen Ausflug nach Giverny in der Normandie, um dem Flair von Monets Wohnort und dem Entstehungsort seiner einzigartigen Bilder nachspüren zu können. Bei dieser Reise entdecken Jan und Marie ihre Gefühle füreinander. Wird Marie wieder an die Liebe glauben?

Mit Paris hat Lily Martin die perfekte Kulisse für romantische Geschichten ausgewählt. In ihrem wunderschön erzählten Roman bekommt man durch die zahlreichen Ansichten, die kulinarischen Häppchen und das gezeigte Leben ein charmantes Porträt der Stadt geboten und fühlt sich wie mitten in Paris.

Mittelpunkt der Geschichte ist Marie, die sich enttäuscht von der Liebe, nur noch ihrem Studium und ihrer Doktorarbeit widmet, die von Monets Seerosen handeln soll. Sie lebt zurückgezogen, die einzigen Begegnungen und Erlebnisse verdankt sie ihren Freundinnen und ihrer Arbeit als Führerin von Touristengruppen in der Orangerie, einem Museum im Jardin des Tuileries. Ihre Doktorarbeit bereitet ihr Kummer, sie kommt nicht voran und entdeckt schliesslich, dass auch die Frauen in Monets Leben großen Einfluss auf seine Bilder hatten.

Von einem auf den anderen Tag verändert das unerwartete Treffen mit Jan Maries Gefühlswelt, beide entdecken ihre gemeinsame Vorliebe für den Impressionisten Monet und Maries Vorstellung von bedingungsloser Liebe verändert sich und macht neuen Gefühlen Platz.

Wer den Band "Sommertage im Quartier Latin" gelesen hat, trifft mit Lola, Fabien, Madame Simenon, Rose Caron und Lebkuchenverkäufer Pierre alte Bekannte wieder. Durch die Einbindung der Erlebnisse und schönen, romantischen und nachdenklich machenden Szenen dieser liebenswerten Nebenfiguren wird die Geschichte mit Leben und unterhaltsamen Momenten gefüllt. Bei der Liebesgeschichte habe ich auf ein glückliches Ende hingefiebert und wurde mit unerwarteten Schwierigkeiten und romantischen Aspekten konfrontiert. Diesen Roman habe ich mit dem Gefühl, selbst Pariser Luft zu schnuppern, und mit großem Vergnügen gelesen.


Eine herrlich leichte Liebesgeschichte mit Parisfeeling, jeder Menge liebenswerter Figuren und sommerlichen Farben der Blumen und Seerosen-Bilder Monets.

Bewertung vom 11.07.2024
Husmann, Rieke

Inselfalle


gut

Auf der Insel schlägt die Falle zu!
"Die Inselfalle" von Rieke Husmann aus dem Emons Verlag ist der 11. Fall der Reihe um Ermittlerin Hella Brandt auf Spiekeroog.

Kommissarin Hella Brandt genießt mit Freund Lars und Tochter Jella die letzten Tage ihres Urlaubs auf Spiekeroog, als der Inselpolizist ihr einen Mordfall meldet und auf ihre Mithilfe hofft. Hellas Spürsinn ist geweckt und als zuständige Leiterin der Kripo ist sie auch zuständig. Deshalb meldet sie ihre restlichen Urlaubstage ab und ermittelt. Der Tote ist ein 78-jähriger alleinstehender Mann, der seit vielen Jahren auf der Insel zurückgezogen lebt. Merkwürdig ist, dass niemand etwas über seine Vergangenheit weiß. Hella befragt seine Freunde auf der Insel und findet schliesslich im Haus des Opfers einen Hinweis.

Bei diesem Krimi taucht man in einen undurchsichtigen Fall, dessen Opfer mit seiner Vergangenheit Rätsel aufgibt. Es stellt sich heraus, dass der Tote Auftragsmörder in der französischen Fremdenlegionär war. Sollte er für frühere Taten bis auf die Insel verfolgt worden sein?

Der Fall wirft einige offene Fragen auf, Hella und ihr Team müssen viele Befragungen durchführen, wodurch sich der Fall aber nicht viel transparenter gestaltet. Ich rätsel bei solchen Krimis immer gern mit, hatte aber irgendwann die eigenen Gedanken ausgeblendet, um die vielen Ansatzpunkte genau zu verfolgen. Doch hier kommt man mit Logik nicht weiter, ich hatte einen Verdacht, der sich am Ende auch bewahrheitet.

Mich hat die Idee gereizt, dass ein Auftragsmörder seinen Ruhestand auf der kleinen beschaulichen Nordseeinsel Spiekeroog verbringt und dann getötet wird. Welche offen stehende Rechnung hat der Täter beglichen? Ich war neugierig, was dahinter steckt!

Die breit angelegte Ermittlung zeigt die übliche Polizeiarbeit, die Einblicke in das Leben des Opfers bringen soll und sich tief in seine Vergangenheit ausweitet. Die Freundes des Toten stehen ebenfalls im Fokus und werden intensiv verhört, doch die Erkenntnisse spülen immer nur Puzzleteile hervor, die zwar Verdachtsmomente aufkommen lassen, aber dann doch wieder ohne Spur verwischen. Insgesamt fühlte sich der Krimi für mich sehr undurchsichtig und etwas konstruiert an.

Hellas Privatleben und die Frage nach der Zukunft ihrer Beziehung und die Chance auf ein Sabbat-Jahr sorgen für unterhaltsame Momente, die ich in diesem Ermittlungsgewusel gebraucht habe.

Was mir leider sehr gefehlt hat, war der regionale Bezug zur Nordseeinsel. Bildhafte und stimmungsvolle Szenen, die das Flair vom Leben am Meer sichtbar machen, gibt es leider fast gar nicht. Und das erwarte ich in einem Krimi, der auf Spiekeroog spielt.

Inselfalle ist ein interessant aufgemachter Krimi, weil er einen Auftragsmörder als Opfer präsentiert. Insgesamt gesehen konnte mich der Fall aber doch nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 09.07.2024
Gfrörer, Matthias

Gemüse gut, alles gut


sehr gut

Vegetarisch, aber besonders und mit dem speziellen Pfiff!
Im Südwest Verlag erscheint Matthias Gfrörers vegetarisches Kochbuch "Gemüse gut, alles gut!" Der Sternekoch führt eine Gutsküche auf dem Bioland Gut Wulksfelde bei Hamburg, die mit dem Grünen Stern des Michelin ausgezeichnet ist.

Früher wurde hauptsächlich Gemüse gegessen und nur einmal in der Woche Fleisch, nämlich den üblichen Sonntagsbraten. Inzwischen ist saisonales Gemüse aus der Region wieder angesagt, es bietet viele Vitamine und ist vor allem gut für die Umwelt. Zur Zeit werden wieder viele alte Gemüsesorten neu entdeckt und bieten eine große Auswahl in der Gemüse-Küche.

Gemüse ist die Hauptgrundlage von Matthias Gfrörers Gerichten, er stellt von seinen Lieblingsgemüsen unterschiedliche Rezepte vor, die zwischen simpel bis kreativ anzusiedeln sind. In einer Einleitung gibt er Informationen zum jeweiligen Gemüse und Tipps für die Zubereitung der folgenden Rezepte.

Die Aufmachung des Buches und die hochwertigen Food-Fotos der perfekt angerichteten Gerichte sind eine Augenweide. Die Anordnung der Rezepte ist von der Aufteilung her bunt gemixt, was mir nicht so gut gefällt. Ich hatte eher eine alphabetische Aufstellung der Gemüsegerichte oder eine jahreszeitliche Abfolge erwartet. Im hilfreichen Register findet man unter den jeweiligen Gemüsen jedoch die einzelnen Rezepte.

- Provenzalische Zucchini
- Zwiebelkuchen
- Deep-Purple Wurzeln (lila Möhren)
- Ochsenherz-Steak
- Pinsa mit Kirschtomaten und Kapernbeeren
- Blumenkohl mit Kaviar
- herzhafte Kürbismaultaschen mit Rapa und Schwarzkohl
- Fenchel-Spaghettini (mein Favorit)

Zum Abschluss folgen Rezepte für Trinkschokolade, zum Einkochen, für Gremolata, Tomatenpesto, Nudelteig und Brot.
Bei diesem Buch hätte ich mir denken können, dass die raffinierte Kochkunst von Matthias Gfrörer weit über meinem Kochhorizont liegt und ausgefallene Gerichte vorstellt und keine normale Alltagsküche bietet. Denn Gfrörer ist ein erfahrener Sternekoch und kocht keine einfachen Standard-Rezepte, sondern er kreiert exklusive Gerichte mit hochwertigen Zutaten, die dem erlesenen Gaumen schmeicheln.

Die Variationen sehen appetitlich aus und würden mir sicher schmecken, nur für die Zubereitung mit den zahlreichen Komponenten fehlt mir der Sinn und auch die nötige Zeit in der Küche. Und viele Zutaten (lila Möhren, runde Zucchinis oder Knollenziest) gibt es einfach nicht in meinen umliegenden Supermärkten oder Hofläden.

Die Zubereitung ist klar beschrieben, die Gerichte erfordern schon einige Arbeitsschritte mehr als es in der schnellen Küche nötig wäre. Die Zutatenlisten manchmal recht lang, doch wer etwas Besonderes kochen will, nimmt das in Kauf. Was mich aber stört, sind Angabe von Zubereitungszeit und Personenzahl. Das muss man aufgrund der Produktmenge selbst einschätzen und ist für mich definitiv ein Kritikpunkt.

Nicht unbedingt mein Kochbuch, aber meine Empfehlung für raffinierte Gemüse-Küche und für alle Hobbyköche, die einem Sternekoch nacheifern wollen!

Bewertung vom 08.07.2024
Taube, Anna

Schon wieder Drama mit dem Lama!


sehr gut

Mach doch kein Drama - hier kommt das Lama!

Im arsEdition Verlag erscheint das Bilderbuch "Schon wieder Drama mit dem Lama!" von Anna Taube mit Illustrationen von Eefje Kuijl für Kinder ab zwei Jahren.

"Ob Schnief-, ob Schnaub-, ob Tobe-Dramas, Blödlaune trifft nicht nur Lamas!" Zitat

Das kleine Lamamädchen Dana rennt weg, als es gekämmt werden soll und trifft auf Tiere, die sich unglücklich fühlen und ihre Gefühle laut rausheulen. Zum Beispiel der kleine Brillenbär Bill, der seinen Lolli verloren hat und ohne Brille nicht sehen kann. Oder wie der weinende Tapir Tohan, der sich verletzt hat und getröstet werden möchte. Und das Schakal-Mädchen Anda ist richtig traurig, sie möchte Freunde finden, dabei haben alle Angst vor ihr weil sie angeblich gefährlich sein soll. Aber Dramaexpertin Dana weiß Rat und hilft ihnen, schnell wieder fröhlich zu sein.

Die Welt von Kleinkindern ist voller Emotionen, bei denen sie auch mal übertreiben. Sie müssen erst lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Und wer möchte schon allein sein, da braucht man Zuspruch, Trost und die Nähe und Verlässlichkeit von Familie, aber auch die Freundschaft zu Gleichaltrigen. So gehen Kinder gestärkt durch ihre alltäglichen Sorgen und Nöte hindurch und entwickeln sich zu starken und selbstständigen Persönlichkeiten.

Mit seinen stabilen Seiten ist dieses Buch perfekt für Kleinkinderhände und die niedlichen Tierfiguren von Eefje Kuijl sind liebenswert und lustig anzusehen und verlocken mit kleinen Details zum Ansehen und Erzählen.

Die Texte sind recht kurz und in Reimform abgefasst. Als Erwachsene kann ich über solche Wortspielereien wie das "Jaulenzetermordio" richtig lachen und muss aufpassen, dabei die Reime auch gut zu betonen. Doch mit diesen fantasievollen Wortkreationen können kleine Kinder vielleicht nicht so viel anfangen. Beim "Tapir-Tumult-Toben" werden sie aber ganz sicher das Wort "Toben" heraus hören und kennen. Vor allem aber entdecken sie, jedes Kind macht mal aus einer Kleinigkeit ein Drama. Gefühle hat jeder und man muss damit umzugehen lernen.

Ein lustig gereimtes Bilderbuch über alltägliche kindliche Emotionen, die Kinder schon mal zu Dramaqueens und Dramakings mutieren lassen.

Bewertung vom 08.07.2024
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Ein Familienepos zum drin Versinken!
Im Ullstein Verlag erscheint mit "Das erste Licht des Sommers" der zweite Roman von Daniela Raimondi.

Dieser Roman beschreibt unterschiedliche Generationen von Frauen und deren Suche nach Liebe, Geborgenheit und Glück.

Norma Martiroli wird 1947 geboren, die finanziellen Verhältnisse zwingen ihre Mutter, sie zu ihrer Großmutter zu geben, wo sie aufwächst und ihre Kindheit mit ihrer Cousine Donata verbringt, die ihr großen Halt gibt. Später trennen sich ihre Wege, Norma lebt in London als sie vom Tod Donatas erfährt. Sie trifft ihren Jugendfreund Elia wieder, der ihr Trost spendet, beide heiraten und leben eine Fernbeziehung, ihr gemeinsames Glück zerbricht irgendwann. Erst viel später erfährt Norma von Elias Betrug, aus dem eine Tochter entstanden ist. dieser Liaison entsteht, wird auch Normas Leben von Grund

Hauptfigur Norma wächst in einem italienischen Dorf bei ihrer Großmutter auf. Ihre Kindertage verbringt Norma mit Cousine Donata, die für sie wie eine Schwester ist. Jahre später führen beide eigene Leben und als Norma in London lebt, erschüttert sie die Nachricht von Donatas Tod. Elia fängt sie auf und beide beginnen eine Beziehung.

Dieser Roman ist berührend und melancholisch, denn die Erlebnisse der Figuren wechseln zwischen Glück, Enttäuschung und Verlust hin und her. Es gibt jede Menge Nebenfiguren aus der großen Familie und mit ihnen taucht man in die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der jeweiligen Jahre ein.

Von Normas Leben erfahren wir in Rückblenden, die mit Jahresdaten gekennzeichnet sind. Im Jahr 2015 reist Norma, inzwischen selbst alt, mit ihrer Mutter Elsa nach Stellata, um sie in ihrer letzten Phase des Lebens beim Sterben zu begleiten. Dabei muss sie selbst die schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter verarbeiten. Diese Teile sind sehr bewegend und auch wenn ich sie am liebsten übersprungen hätte, sie gehören zu dieser Geschichte als wichtiges Element hinzu.

Je mehr man über die Frauen und ihre Schicksale erfährt, umso mehr verbinden diese zu einem berührenden und melancholisch anmutenden Roman, in dem Liebe, Verlust und Hoffnung zu den Grundlagen gehören und das Vergeben sich zu einem wichtigen Element heraus kristallisiert.

Für mich ist das ein Buch zum drin Versinken, im positiven wie im negativen Sinne! Es ist vor allem dem angenehm poetischen Erzählstil und den intensiv beschriebenen Figuren zu verdanken, dass ich diesem Buch so aufmerksam gefolgt bin. Daniela Raimondi zeichnet starke Frauenfiguren, deren Lebenswege berühren und interessant zu verfolgen sind. Ich wurde selbst im etwas ausufernd erzählten Mittelteil von den Ereignissen mitgezogen und habe die komplexen Beziehungsmodelle und Probleme in den Beziehungen gespannt verfolgt. Dieser Roman ist keine leichte Lektüre, denn es werden schwerwiegende Themen aufgegriffen, wie eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, Ehebruch, Tod und unerfüllter Kinderwunsch. Doch viele schöne Glücksmomente aus der Kindheit, die Liebe zur Familie und zu den Menschen und ihrer Verbundenheit lassen die Hoffnung nie ganz verschwinden.

Daniela Raimondis Buch muss ich einfach weiter empfehlen! Ein eindrucksvoller, weil sehr berührender und recht melancholischer Roman um Beziehungen von Menschen, die vom Leben auf die Probe gestellt werden, sich trennen und dann doch wieder zusammen finden!

Bewertung vom 05.07.2024
Riebe, Brigitte

Der Ruf der Nachtigall / Eifelfrauen Bd.2


sehr gut

Ein lebendig erzählter und spannender historischer Familienroman!
"Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall" ist der zweite Band der historischen Roman-Dilogie von Brigitte Riebe, der bei Rowohlt/Wunderlich erscheint.

Altenburg, 1945: Der Zweite Weltkrieg ist überstanden und die Bewohner des kleinen Eifeldorfes versuchen unter der Aufsicht der Besatzer wieder in den Alltag zurück zu finden. Auch Johanna Fuchs, die Künstlerin und ihre Töchter Klara und Mia sehen auf ihrem Bauernhof mit neuem Mut der Zukunft entgegen.

Beide Schwestern sind eng verbungen und unzertrennlich, dabei sind sie grundverschieden. Mia ist den Menschen zugewandt und ungezwungen, während Klara schüchtern und nachdenklich ist und nur in ihrer Musik lebendig wird und ungezwungen.

Im zweiten Eifelband lässt Brigitte Riebe ihre Leserinnen wieder in das Familienleben der Familie Fuchs eintauchen und bringt ganz nebenbei die historischen Ereignisse zur Sprache, die das Leben der Menschen zwischen 1945 und 1956 prägen und beeinflussen. Das Nachkriegsleben brachte mit dem Eiswinter, schlimmen Hungerjahren und den zerstörten Gebäuden und der Infrastruktur eine Zeit voller Schwierigkeiten mit sich, die den Bürgern zu schaffen machten. Aber ihr starker Lebenswille setzte einen enormen Wiederaufbau in Gang, der neue Lebensgrundlagen schuf und die Hoffnungen auf bessere Zeiten wachsen liess.

Für Mia und Klara bringt diese Zeit auch Veränderungen mit sich, sie entwickeln sich zu selbstbewussten Frauen, die ihre Chancen im Leben nutzen und darauf hoffen, ihre Träume leben zu können. Klaras gesangliches Talent veranlasst sie dazu, eine Gesangskarriere anzustreben, sie lernt den Tschechen Tenor Pavel Vévoda kennen, der ihr Unterricht gibt und sie ermutigt, weiter zu singen. Beide Schwestern verlieben sich in Pavel. Mia bekommt mit ihrem mathematischen Geschick die Möglichkeit der Mitarbeit in der Tabakfabrik ihres Onkels in Trier. Und auch in den aus dem Vorband bekannten Familien Schröder, Lanners und Nußbaum geht das Leben weiter, es gibt Liebschaften und Hochzeitspläne, Todesfälle und Geburten, ein Teil der Nußbaum emigriert und so finden einige Nebenschauplätze statt, die die Lebenswege und Neuausrichtung der Figuren aufzeigen.

Klara singt wie eine Nachtigall und nachdem sie sich zunächst dem Liedgut des Deutschen Schlagers widmet, bekommt sie als Opernsängerin Anerkennung und entwickelt neues Selbstbewusstsein. Durch ihre Auftritte an der Oper erleben wir einige Ausflüge in die Welt der klassischen Musik und bekommen die Bühnenbilder und verschiedene Outfits präsentiert.

Besonders interessant und mir größtenteils völlig unbekannt ist das erwähnte Brauchtum in dieser Gegend der Eifel, das in Festen und Traditionen weiter gepflegt wird. Gekonnt ist auch die historische Recherche und Einbindung der zeitlich relevanten Themen wie Besatzungszonen, Währungsreform und die juristische Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen, die den Roman zu einem anschaulichen Abbild der Zeitgeschichte machen.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Mia und Klara erzählt, damit bekommt man einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt. Die Ausarbeitung der Figuren ist Brigitte Riebe ebenfalls wunderbar gelungen, alle Personen werden mit lebensnahen Facetten ausgestattet und wirken authentisch und lebensecht. Man kann mit ihnen fühlen und nimmt an ihrem Alltagsleben teil, der Arbeit, Kultur, Kleidung und Essen und Trinken zeitgemäß wiedergibt.

Brigitte Riebes Erzählstil ist gewohnt einfühlsam, flüssig und bildhaft beschreibend, man kann diesem Roman wunderbar folgen. Lediglich im Mittelteil wird mir die Entwicklung der Nebenfiguren ein Stück weit umfangreich ausgeführt. Zum Ende hin wird aber wieder mehr der Fokus auf Klara und Mia gelegt und es kommt zu einem wunderbar harmonischen Abschluss der Dilogie.

"Der Ruf der Nachtigall" bietet Lesevergnügen mit einer bildhaft geschilderten und emotionalen Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Leben in der Nachkriegszeit.

Bewertung vom 04.07.2024
Beskow, Elsa

Die Wichtelkinder


ausgezeichnet

Zauberhafte Wichtelwelt mit wunderschönen Naturbildern
Elsa Beskows wunderschönes Bilderbuch "Die Wichtelkinder" erschien bereits 1910. Der zauberhafte Bilderbuchklassiker erscheint im Anaconda Verlag in neuer Übersetzung durch Katja Jakob.

Tief im Wald versteckt hat die Wichtelfamilie ihr Zuhause unter den Wurzeln einer alten Kiefer. Sie leben das ganze Jahr über in der Natur und lassen sich von den Jahreszeiten leiten.
Im Sommer spielen sie ausgelassen mit den Eichhörnchen und Fröschen, im Herbst bereiten sie sich auf die kalte Jahreszeit vor und sammeln Pilze und Beeren und im Winter kuscheln sie sich ein und lauschen den Geschichten ihres Vaters. Dann kommt endlich der Frühling, es sprießt und blüht und überall kommen junge Tierkinder zur Welt. Die Wichtelkinder können es gar nicht abwarten, endlich wieder im Freien herum toben zu können.

Der Verlauf der Jahreszeiten wird in dieser wunderschön illustrierten Wichtelgeschichte vorgestellt, man erlebt die liebenswerte Familie, die mitten im Wald wohnt und ihr Leben den zeitlichen Gegebenheiten
angepasst hat.
Die drolligen Wichtelkinder mit den roten Pilzkappen sehen total niedlich aus und man kann sie beobachten, wie sie durch den Wald tollen und spielen und für ihr Leben im Wald sorgen. Dabei wird die Natur in ihrer schönsten Form gezeigt und die Liebe zu Bäumen, Bächen, Tieren und Pflanzen wird sichtbar, die uns Menschen auch am Herzen liegt. Beim Betrachten dieses Buches kommt die Sehnsucht nach einem naturnahen Leben auf. Es ist eine Augenweide und macht richtig Spaß, sich die wunderbar idyllischen Bilder mit den reizenden Szenen im Wichtelleben anzusehen und man sehnt sich nach so einem märchenhaften Leben im Wald. Es wird ersichtlich, wie stark der Familienzusammenhalt in dieser Familie ist. Jeder hilft, wo er kann und schon die Kleinsten unterstützen die Eltern beim Beschaffen der Vorräte.

"Die Wichtelkinder" ist ein märchenhaftes Buch! Es ist eine Freude für die Sinne, mit der Wichtelfamilie das naturverbundene Waldleben im Verlauf der Jahreszeiten erleben zu dürfen. An dieser Naturverbundenheit erfreuen sich Groß und Klein gleichermaßen! Ein zauberhaft schön illustriertes Buch, bei dem auch die Übersetzung von Katja Jakob sehr gelungen ist.

Bewertung vom 03.07.2024
Petersen, Kaja

Das Schweigen der Dünen


sehr gut

Ein atmosphärischer Krimi um ein Verbrechen auf Spiekeroog!
Im Emons Verlag erscheint der Küsten Krimi "Das Schweigen der Dünen" von Kaja Petersens (Pseudonym von Katharina Drüppel).

Kriminaloberkommissarin Serafine Küster hat nach einem Schicksalsschlag beruflich eine Pause einlegen müssen und leidet immer noch an ihrem Trauma. Doch nun möchte sie langsam wieder mit der Arbeit starten und reist als Sommerverstärkung bei der Polizei nach Spiekeroog. Sie hofft, hier ausspannen zu können und mit kleinen Aufgaben wieder den Beruf in ihr Leben einbinden zu können. Aber dann sorgt ein rätselhafter Mordfall schon kurz nach ihrer Ankunft für eine neue, fordernde Aufgabe. Mitten in den Dünen eines Naturschutzgebietes wurde ein Skelett entdeckt, das laut rechtsmedizinischer Untersuchung eine Frau ist. Wer ist auf der Insel verschwunden und warum scheint niemand zu wissen, wer das Opfer sein könnte? Serafine ermittelt in alle Richtungen und je tiefer sie in die Vergangenheit eintaucht, umso rätselhafter wird der Fall.

Der Krimi startet mit einem spannenden Prolog am Strand der Nordseeinsel Spiekeroog, der mich gleich auf den Fall und das Setting eingestimmt und neugierig gemacht hat.

Kaja Petersen fängt mit ihren bildhaften und authentischen Küsten- und Ortsbeschreibungen das Spiekeroog-Flair wunderbar ein und lässt damit automatisch Urlaubssehnsucht aufkommen.

Protagonistin Serafine kommt nach einem erlittenen Schicksalsschlag langsam wieder im Leben an und möchte auf der Nordsee-Insel einen ruhigen Polizeidienst starten. Gewaltverbrechen sind auf Spiekeroog nicht üblicher Polizeialltag. Aber Ausruhen ist nicht, Fine wird sofort mit dem Fall eines Skeletts betraut, der sie ziemlich fordert und gemeinsam mit Inselpolizistin Susa Most versucht Fine, den Mörder zu finden.

Der Erzählstil ist flüssig, Petersen zeigt emotionale Ebenen der Personen auf und lässt viele umgangsprachliche Dialoge einfließen, die lebendig wirken und die Lage der Ermittlungen sichtbar machen. Die Figuren wirken authentisch und bekommen ein vorstellbares Profil, zu Fine konnte ich aber keine engere Verbindung aufbauen, sie blieb mir irgendwie fremd.

Durch die tieferen Einblicke in das Leben des Opfers kommt Spannung auf und ich habe gespannt gerätselt, wer von den zahlreichen Tatverdächtigen ein Mordmotiv haben könnte. Die Schilderungen halten jedoch wichtige Informationen bis zum Ende zurück und die Auflösung am Ende hat mich dann schlichtweg überrrascht.

Die eingebauten Textnachrichten finde ich interessant, sie sind dem heutigen Alltagsleben angepasst. Allerdings konnte ich nicht glauben, dass mehrere Personen hier Jahre alte Nachrichten noch nicht gelöscht haben.

Der Auftaktband der Küstenkrimi-Reihe um Serafine ist eine echte Urlaubslektüre für den Strandkorb, unterhaltsam, fesselnd und gespickt mit kulinarischen Genüssen, die man an der Nordsee gerne isst.

Bewertung vom 02.07.2024
Peterson, Anke

Wilde Wanderer


ausgezeichnet

Großartige Schilderung der Wanderrouten verschiedener Tiere
Im Carlsen Verlag erscheint das Sachbilderbuch "Wilde Wanderer" von Anke Petersen mit Illustrationen von Lisa Rammensee.

Jahr für Jahr unternehmen Milliarden von Tieren erstaunliche Reisen, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen, ihre Jungen zur Welt zu bringen oder in nahrungsreiche Gegenden zu ziehen. Dazu gehören zahlreiche Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien und auch Insekten.

Zugvögel gehören zu den bekanntesten ziehenden Tierarten. Störche, Gänse, Küstenseeschwalben und Amurfalken legen weite Strecken zurück, aber auch die Monarchfalter sind Langstreckenflieger. Warum sie fliegen und zu welchem Zweck, das erklärt die Autorin auf verständliche und interessante Weise.

Doch auch an Land unternehmen Tiere bestimmte Wanderungen, die sie in der Trockenheit in nahrungsreiche Gebiete führen, wie die Gnus, die Zebras und die Kaibus. Es ist nur allzu logisch, dass die fleischfressenden Löwen ihrer Beute folgen und ebenfalls wandern. Im Wasser legen Wale Extremstrecken zurück, nur um ihre Kälber in sicheren Gewässern zur Welt zu bringen und dort ihre Kinderstube abzuhalten.

Die Reisebewegungen der Tiere werden als Trackingdaten mittels GPS-Sender ermittelt und dann zu Forschungszwecken ausgewertet. Die Daten zeigen beachtliche Strecken rund um den Erdball, die die Tiere auf ihren abenteuerlichen Reisen zurücklegen.

Es ist schon sehr beeindruckend, was dieses Buch an unterschiedlichen Fakten vermittelt. Hier erfährt man sehr viel Wissen über die Gründe des Zugverhaltens, über den Instinkt der Tiere und klärt über die unterschiedlichen Wanderungen verschiedener Tierarten auf, die ihren Weg in der Luft, an Land, auf dem Eis oder im Wasser zurücklegen. Dabei sind manche Tiere Extremsportler und erstaunen mit den großen Entfernungen, die zum Teil viele Monate dauern.

Eindrucksvolle und naturnahe Illustrationen von Lisa Rammensee vermitteln einen bildhaften Eindruck der Tiere und ihrer Lebensräume. Die krabbelnden Landkrabben auf der Weihnachtsinsel oder watschelnden Pinguine im Eis kann man sich durch die detailreichen Abbildungen perfekt vorstellen.

Besonders interessant ist die Dokumentation einzelner Tierporträts von besenderten Tieren, wie die Störchin Eva auf ihrem Weg nach Tansania, die Polarfüchsin Anna im Polareis und die Weltreise von Buckelwalmutter Theresia und ihrem Baby. Damit bekommen Kinder einen klaren Eindruck dieser strapaziösen Wanderbewegungen und sehen auch die Gefahren, die den Tieren unterwegs begegnen können. Ein Grund mehr, um sie zu schützen und sich für die Lebensräume der Tiere einzusetzen!

Dieses Buch eine beeindruckende Darstellung und wissensreiche Erklärung der weltweiten Tierwanderungen!