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holdesschaf

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Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2023
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Martin Luther King Jr.


ausgezeichnet

Kindgerechte Biographie mit Comicanteilen
Schon als Kind wollte Martin Luther King jr große Wort haben. Schon früh bekam er die Ungerechtigkeiten der Rassentrennung zu spüren und wollte etwas dagegen unternehmen. Er wurde Priester und rief zum gewaltlosen Widerstand auf.

Das handliche Comic-Büchlein aus der Reihe "Jede*r kann die Welt verändern" zeigt auf dem Cover Martin Luther Kind jr als Comicfigur. Diese begleitet die jungen Leser durch das ganze Buch. Kinder könnten es etwas verwirrend finden, dass die Figur schon als Kind Bart und Anzug trägt und als Erwachsener nicht nennenswert größer wird, doch so erkennnt man die Hauptperson auf jeder Seite einfach besser. Vor allem auf den Bildern, die größere Menschenansammlungen zeigen, ist das von Vorteil. Die Zeichnungen sind alle wie Comics gestaltet, es gibt daher auch Sprechblasen, die kurze Gespräche miterleben lassen. Es gibt aber auch eine machbare Menge an Fließtext. Dieser ist in einer angenehmen, gut lesbaren Schrift abgedruckt, so dass Kinder der Zielgruppe (ab 7) auch allein lesen können.

Die Biographie beginnt mit der Kindheit Martin Luther King jrs und zeigt sehr gut, wie ungerecht das Leben für ihn war. Martin verstand nicht, warum. Es machte einfach keinen Sinn. Und diese Erkenntnis dürften auch die kleinen Leser haben. Warum sollte Martin nicht mit einem weißen Jungen spielen dürfen? Dieses lebensnahe Beispiel hat meine Tochter sehr betroffen gemacht. Auch sie konnte das nicht nachvollziehen und war sofort interessiert daran, was Martin dagegen unternehmen wollte. Sehr beeindruckend und berührend wird dann der Boykott der Busgesellschaften und sein gewaltfreier Protest gegen die Rassentrennung erzählt. Dass Martin diese Ereignisse aus der Ich-Perspektive schildert, sorgt dafür, dass man sich ganz nah dran fühlt. Es gibt einige sehr berührende Momente und es beeindruckt, wie beharrlich Martin trotz aller Rückschläge bleibt. Er gibt nicht auf, weil der überzeugt von der Sache ist. Für Kinder ist das eine sehr wichtige Botschaft. Man freut sich über alle kleinen und großen Erfolge, die erreicht werden.

Besonders ergreifend ist die berühmte Rede Martin Luther King jrs vor den Menschenmassen, die beim Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit dabei waren. "Ich habe einen Traum..." und bis zu seinem Lebensende hat sich Martin dafür eingesetzt. Der Ausschnitt der Rede ist zum besseren Verständnis in deutscher Sprache abgedruckt. Der plötzliche, gewaltsame Tod dieses großen Mannes wird am Ende nur kurz in einem Zeitstrahl seines Lebens markiert. Für mich etwas schade, dass nicht im Text erwähnt wird, dass Martin Luther Kind jr für seine Überzeugungen sterben musste. Womöglich dachte man, dass dies für Kinder zu schockierend ist. Ich bin aber immer eher für offene Worte. Neben der Zeitleiste gibt es aber noch einige sw-Fotografien von Martin und seiner Familie, die das Buch gut abrunden.

Insgesamt bin ich sehr positiv überrascht, wie gut mir diese Biographie als Mischung aus Text und Comic gefalllen hat. Sie konnte sowohl mich, als auch meine Tochter berühren und uns das wichtigste aus dem Leben von Martin Luther King jr vermitteln. 4,5 Sterne

Bewertung vom 08.05.2023
Escabasse, Sophie

Witches of Brooklyn - Eine Stadt voller Hexen


sehr gut

Weniger "hexisch" als der Vorgänger
Effie hat sich mittlerweile bei ihren Hexen-Tanten in Brooklyn gut eingelebt, bekommt Zauberunterricht und hat Freunde gefunden. Doch die ganzen Ferien über kann sie Berrit nicht erreichen. Dafür wird sie feierlich in den Hexenzirkel der Stadt aufgenommen. Dieser kümmert sich um alle magischen Vorkommnisse in der Gegend. Zum Beispiel um die windige Ecke, in der immer wieder seltsame Unfälle passieren. Zurück in der Schule muss Effie feststellen, dass sich Berrit mit einem Mädchen angefreundet hat, das neu in ihre Nachbarschaft gezogen ist. Garance kommt aus Frankreicht und hat Berrit in ihren Bann gezogen. Kein Wunder, dass Effie eifersüchtig ist. Doch nach einem Unfall muss sie sich sowohl dem magischen als auch dem Freundschaftsproblem stellen.

Von ersten Band der "Witches of Brooklyn" war ich total begeistert, besonders weil es ein tolles Erstlingswerk der Autorin und Zeichnerin ist. Natürlich musste ich dann auch diese Fortsetzung lesen. Zeichnerisch, also vom Comicstil her, bin ich wieder vollkommen überzeugt worden. Mir gefallen sowohl die liebevoll gestalteten, teils schrullig wirkenden Figuren, als auch die Settings, in die sie platziert werden. Zudem bringt die Autorin es sehr gut rüber, wenn es sich um besonders actiongeladene, bewegte Szenen handelt. Es gibt einige neue Charaktere, von denen aber keiner dem anderen ähnelt. Sie sind alle etwas ganz Besonderes. Mir gefiel zum Beispiel ein Bonsai sehr gut, hinter dem mehr steckte als erwartet.

Bei der Story geht es um eine typische Eifersucht, die auftreten kann, wenn die beste Freundin plötzlich eine weitere Freundin hat und man sich als fünftes Rad am Wagen fühlt. An sich wird sich jede*r junge Leser*in da gut hineinversetzen können. Effie probiert auch alles, um damit klarzukommen. Es klappt eben irgendwie nicht und der Konflikt zieht sich ziemlich lang durch die Geschichte, bis durch ein Ereignis endlich Bewegung hineinkommt. Klar hält der Comic dann auch ein paar Überraschungen bereit. Gehext wird auch, aber im Vergleich zum ersten Band bleibt das Magische hier etwas zu sehr im Hintergrund. Dabei mag ich gerade die hexischen Momente bei Effie und ihren Tanten gern. Daher gibt es diesmal 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.05.2023
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna / Die Henkerstochter-Saga Bd.9 MP3-CD


ausgezeichnet

Setzt auf ein tolles Buch das Sahnehäubchen
Jakob Kuisl besucht gerade seine Tochter Magdalena und deren Familie in München, als sein Schwiegersohn als kurfürstlicher Leibarzt nach Altötting bestellt wird. Mit ihm die ganze Familie. So unternimmt der alte Schongauer Scharfrichter eine Reise in den bekannten Wallfahrtsort, in dem sich Kurzfürst Max Emanuel und der österreichische Kaiser Leopold I. treffen, um ein Bündnis gegen die Türken zu schließen. Doch dann entdeckt Jakob während des Gebets vor der Schwarzen Madonna etwas sehr Merkwürdiges und Gefährliches und in der Probstei wird ein Mann ermordet. An wem möchte sich ein geheimnisvoller und mordlustiger Schatten rächen? Jakob, Simon und der Rest der Familie machen Jagd auf den Mörder. Dabei gerät nicht nur ein Familienmitglied in große Gefahr.

Dieser neunte war tatsächlich mein erster Band der Henkerstochter-Reihe von Oliver Pötzsch. Ich habe etwas gehadert, ob es Sinn macht, so spät in die Reihe einzusteigen, doch mir wurde so vom Schreibstil des Autors vorgeschwärmt, dass ich es gewagt habe. Eine gute Entscheidung, denn schon nach kurzer Zeit war ich gefesselt und es fühlte sich an, als würde die Familie Kuisl schon immer zu mir gehören. Meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt notwendig, die vorherigen Bände gelesen zu haben. (Ich versuche es aber auf jeden Fall nachzuholen!) Es ist einfach herrlich die ganzen verschiedenen Charaktere kennenzulernen und es fiel mir sehr sehr leicht sie trotz ihrer Eigenheiten zu mögen. Vor allem der allzeit grantelnde und sich nicht verbiegende Ex-Henker ist ein sympathisches Urgestein, dessen Flucherei sich für einen Wallfahrtsort nicht ungedingt eignet, ihn aber irgendwie authentisch macht.

Sehr interessant war nicht nur die Geschichte des Mörders, sondern auch das Ränkeschmieden des Kurfürsten, der sehr Ich-bezogen und abgehoben ist. Die ganze Zeit fragt man sich, ob er das eigentliche Ziel des Mörders ist und worum es demjenigen überhaupt geht. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird und wenn man glaubt, man wüsste es bleibt der Faden liegen und ein anderer wird aufgenommen. Trotzdem schafft es Pötzsch am Ende alle logisch und in einem fulminanten Ende alle miteinander zu verbinden. Im letzten Drittel bin ich nur noch so durch die Geschichte geflogen, um endlich Gewissheit zu erhalten. Oft erschien mir die Schreibweise dabei sehr modern, trotzdem trifft der Roman sehr gut den geschichtlichen Hintergrund und ist atmosphärisch sehr dicht erzählt. Ich konnte mich richtig für den Fall, als auch für das Setting begeistern. Weniger als 5 Sterne kommen also erst gar nicht in Frage. Auf jeden Fall haben Pötzsch und die Familie Kuisl jetzt einen Fan mehr. Wärmstens empfohlen!

Ergänzung zur Hörversion: Die Umsetzung des Hörbuches durch Johannes Steck setzt auf die ohnehin tolle Geschichte noch ein Sahnehäubchen. Ein solches Leseerlebnis bekomme ich selbst nicht annähernd so lebendig im Kopf hin. Steck versteht es nicht nur fesselnd vorzulesen, sondern haucht den unterschiedlichen Figuren das Höchstmaß an Persönlichkeit ein. Das liegt vor allem auch daran, wie er seine Stimme modulieren kann und die verschiedenen Dialekte nahezu perfekt hinbekommt. Grandios als Kuisl, aber auch die weiblichen Rollen sind fantastisch. Zudem bringt er Leben in die vielen spannenden Szenen. Besser kann man es nicht machen.

Bewertung vom 29.04.2023
Erne, Andrea

Die Müllfahrzeuge / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.74


ausgezeichnet

Fahrzeuge zum Staunen
Die Erfolgsreihe Wieso? Weshalb? Warum? startet mit dem 74. Band in eine neue Runde. Diesmal geht es um Müllfahrzeuge, ein spezielles Thema, das wir so alleinstehend noch nie in einem Kinderbuch gesehen haben, das aber viele Kinder brennend interessieren dürfte. Zumindest steht meine Kleine oft am Fenster, wenn das Müllauto kommt und der Müllwerker geschickt und flott die Tonne entleert. Doch wie funktioniert eigentlich so ein Müllfahrzeug? Was passiert mit dem Müll im Auto? Welche verschiedenen Müllfahrzeuge gibt es und für welche Arten von Müll sind sie bestimmt? Wer sorgt für Sauberkeit auf den Straßen und in Parks? Und wo wird das Fahrzeug repariert, wenn mal etwas kaputt geht? Mit diesen kindlichen Fragen beschäftigen sich die kurzen, kindgerechten Texte im Buch. Durch ansprechende, detaillierte Illustrationen und Klappen erfahren die Kinder tiefere Einblicke in die Fahrzeuge und können sehen, was mit dem Müll im Inneren passiert. Oft sind es komplexe Vorrichtungen, die dafür sorgen, dass der Müll im Auto bleibt und so behandelt wird, dass möglichst viel in das Auto hineinpasst.

Meine Kinder sind ganz fasziniert, wie viele verschiedene Fahrzeuge es tatsächlich gibt und schauen das Buch immer wieder gern an, spitzen unter die Klappen und verfolgen, wie die unterschiedlichen Müllsorten abtransportiert werden. Es gibt hier viel mehr zu entdecken, als ich erwartet habe, denn es werden auch kleinere Fahrzeuge der Stadtreinigung gezeigt und ihre Funktionsweise so erklärt, dass schon kleinere Kinder ab zwei bis drei Jahren gut folgen können. In den Illustrationen gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Wer hätte gedacht, dass es sogar Pferdefuhrwerke für die Müllsammlung gibt? Es ist wirklich genial wie umfangreich hier die kindliche Neugier bedient wird. Für uns ein besonders gelungener Band der Reihe und das nicht nur für Fahrzeugfans.

Bewertung vom 29.04.2023
Gernhäuser, Susanne

Tiere der Welt / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.73


ausgezeichnet

Spielerisch erstes Wissen über die Tiere der Welt erlangen
Die meisten Bände aus der Reihe "Wieso? Weshalb? Warum? junior" gefallen uns super und sind genau richtig für meine 2-jährige Tochter, die sich gerade für so ziemlich alles interessiert und neugierig blättert. Mit steigendem Alter hört sie auch gern beim Vorlesen des Textes zu. In diesem 73. Band der Reihe geht es um ein Thema, das alle Kinder spannend finden: Die Tiere der Welt. Hier geht es vor allem um Tiere, die nicht in unserer Region heimisch sind. Anhand von Fragen, wie Kinder sie stellen könnten, werden verschiedene Regionen der Erde erkundet und auf richtig großen Illustrationen eine Vielzahl an Tieren gezeigt. Bei jedem Tier steht auch gleich der Name dabei. Im Text werden einzelne herausgegriffen und ihr Verhalten, ihr Aussehen, ihr Lebensraum oder ihre Kinderstube näher erklärt. Der Text bleibt kindgerecht und hat so keine zu hohe Informationsdichte, damit die Kleinsten nicht überfordert werden. Es macht richtig Spaß die beschriebenen Szenen dann auch auf den Bilder zu suchen und anzusehen. So verstehen Kinder den Text gleich noch viel besser und der Wortschatz wird nach un nach erweitert. Bald kennen die Kinder nicht nur die verschiedenen Regionen wie Regenwald (Südamerika), Arktis, Antarktis, afrikanische Savanne, den Norden, den Pazifik, die australische Steppe und die Regenwälder Asiens, sondern auch die unterschiedlichsten Tiere, die dort leben.

Das Buch bietet große Anreize zur Beschäftigung. Da sind natürlich auf der einen Seite die bekannten und beliebten Klappen, unter denen sich immer wieder interessante Veränderungen und lustige Details verstecken, auf der andern Seite gibt es Fragen im Text, die die Kinder zur näheren Beschäftigung mit den Seiten und zum genauen Hinsehen bei den Bildern einladen. Besonders gut gefallen mir die Fehlerbilder auf der letzten Seite, die das Gelesene noch einmal rekapitulieren. Es ist interessant, wie viel sich gerade die Kleinsten schon merken können. Meine einzige klitzekleine Kritik ist, dass sich auf den Bildern manchmal unnatürlich viele Tiere befinden. Das ist eben nicht ganz realitätsnah, dafür aber ein wuseliger Spaß für die Kids. Daher 4,5 Sterne

Bewertung vom 28.04.2023
Poston, Ashley

Dead Romantics


sehr gut

Die Liebe ist tot, es lebe die Liebe
Florence, Ghostwriterin einer berühmten Romance-Bestsellerautorin, hat eine Schreibblockade, seit sie vor einem Jahr von ihrem Partner verraten wurde und nun die schmerzhafte Trennung verarbeiten muss. Sie glaubt einfach nicht mehr an die Liebe für sich und kann somit auch kein Happy End für ihren aktuellen Roman aus dem Hut zaubern. Ihr neuer, ziemlich heißer Lektor Benji Andor jedoch verweigert ihr die Verlängerung der Abgabefrist. Dann ereilt Florence auch noch ein familiärer Schicksalsschlag, so dass sie in die Heimat zurückkehrt, die sie für immer hinter sich lassen wollte. Kaum im Familienbetrieb, einem Bestattungsinstitut, angekommen, taucht auch Benji auf, der sich vorgenommen hat, sie davon zu überzeugen, dass es wahre Liebe wirklich gibt.

Das verpielte Cover strahlte für mich Leichtigkeit aus und auch die Beschreibung ließ mich annehmen, dass es sich bei dem Buch um einen witzigen Liebesroman handelt. Ganz so einfach gestrickt ist die Geschichte jedoch nicht. Zunächst habe ich mir mit dem Schreibstil nicht so leicht getan, denn man wird ziemlich flott ins Geschehen geworfen und mir kamen die Anfangsszenen etwas abgehackt vor. Das gab sich dann, je weiter las. Trotzdem ist Florence' Lebensart etwas verwirrend. Vor Jahren verließ sie ihre Heimat und die Familie auf der Flucht vor einem Ereignis, das durch übernatürliche Phänomene ausgelöst wurde. Florence hat eine besondere Gabe, für sie ist es eher ein Fluch, den sie zu ignorieren versucht. Das lässt sie aber auch Abstand zu anderen Menschen halten, genau wie ihre gescheiterten Beziehungen. Nur ihre Freundin und Mitbewohnerin und ihr Bruder scheinen sie zu verstehen. Für meine Begriffe denkt Florence zu viel nach und redet zu wenig Klartext. Das fand ich stellenweise etwas anstrengend. Selbst in Szenen mit ironischem und witzigem Unterton, bleibt sie irgendwie steif.

Benji lernt man erst im Laufe der Geschichte besser kennen und je mehr man erfährt, umso sympathischer wird er. Neben dem Problem mit ihrem Roman, muss Florence auch noch einen persönlichen Verlust hinnehmen. Das Thema Tod ist also nicht nur durch das Bestattungsunternehmen der Familie ständig präsent. Hier muss ich allerdings sagen, dass es der Autorin sehr gut gelingt, ein schwieriges Thema mit einer gewissen Leichtigkeit zu bearbeiten, ja sogar etwas Positives daraus zu ziehen. Das gefiel mir richtig gut und hat mich auch berührt. An anderen Stellen hat sie es sich manchmal zu einfach gemacht und eine Sache in der Erzählung hat mich von der Logik her stutzig gemacht. Besonders gut gefiel mir das Geplänkel zwischen Benji und Florence, da mir diese Art von Humor gefällt. Emotional konnte mich die Geschichte nur in einigen Szenen wirklich berühren. Da hatte ich mir mehr Gefühl für diese RomCom erwartet. Insgesamt war das Buch ganz schön zu lesen, ganz zufrieden war ich am Ende aber doch nicht. 4 Sterne

Bewertung vom 26.04.2023
Bertram, Rüdiger

Willkommen im Hotel Zur Grünen Wiese Bd.1


ausgezeichnet

Hotel der Extraklasse
Ein Insektenhotel inmitten einer grünen Wiese. Kein Wunder, dass dort so viele verschiedene Insekten einchecken, denn es bietet eine tolle Aussicht und besten Service. Dafür sorgt Adlon, Grashüpfer und engagierter Hotelmanager mit seinem Team, zu dem noch die emsige Ameise Alexa und die mürrische Fliege Margot, die beste Köchin weit und breit, gehören. Ob es nun Beschwerden über einen aufdringlichen Geruch im Hotel gibt, weil der Mistkäfer seine Mistkugel aufs Zimmer geschmuggelt hat oder die dicke Hummel noch mehr Appetit hat oder Madame Spinoza, die Spinne, noch eine Rechnung offen hat. Die drei guten Geister des Hotels kümmern sich um alles und sorgen für das Wohl der Gäste. Besonders aufregend wird es, als die Bienenprinzessin mit ihrem Hofstaat im Hotel eincheckt und Adlon nahezu um den Verstand bringt. Zudem ist eine listige Schabe eingezogen und dann verschwindet auch noch ein Gast. Adlon hat alle vier Hände viel zu tun, doch noch einfacher ist es, wenn alle zusammenarbeiten.

Mich hat dieses Sommerwiesen-Cover unheimlich angesprochen. Es wirkt so lebendig und frisch. Die Idee, eine Geschichte zu schreiben, in der ein Grashüpfer ein Insektenhotel betreibt finde ich großartig, da man diese Bauten in so vielen Gärten sieht und Kinder sie natürlich auch kennen, ja vielleicht sogar schon selbst gebaut und eingerichtet haben und sich manchmal auch fragen, was im Inneren passiert. Mit viel Fantasie und Sprachwitz hat Rüdiger Bertram mit dieser tollen Vorlesegeschichte eine unterhaltsame Antwort auf diese Frage.

Gleich zu Beginn sind uns die Protagonist*innen ans Herz gewachsen, allen voran Adlon, der Hotelmanager und seine fleißigen Helfer. Aber auch Madam Spinoza ist einfach eine Perle und das, obwohl zumindest ich kein Spinnenfreund bin. Diese Grande Dame hat so einige Geschichten auf Lager und jede Menge Lebenserfahrung. Man glaubt gar nicht, was alles in so einem Insektenhotel passieren kann. Sehr lustig wird es nicht nur durch die immer wieder auftauchende Mistkugel, den Appetit der Hummel, der zu großen Problemen führt, sondern auch, weil die Dialoge erfrischend sind und die Schreibweise sehr abwechslungsreich und voller Sprachwitz ist. Vor allem als Adlon wegen der Prinzessin etwas verwirrt ist, mussten wir echt lachen. Hinzu kommen ein herrlicher "Ausflug", eine zwielichtige Schabe und ein verschwundener Käfer. Fertig ist das perfekte Hotelabenteuer, das nicht nur witzig ist, sondern auch die ein oder andere schöne Botschaft beinhaltet ohne belehrend zu wirken. Ein ganz besonderer Genuss sind auch die zauberhaften Illustrationen, die die ohnehin schon fabelhafte Geschichte noch einmal aufwerten, den Text unterstützen und einfach wunderschön anzuschauen sind, egal ob ganzseitiges Wiesenbild oder kleine Ausschmückung. Hier wurde sehr liebevoll gearbeitet. Ein toller und wuseliger Vorlesespaß, den man nicht verpassen sollte. 5 Sterne

PS: Weil uns das Buch so gut gefallen hat, haben wir uns noch die Hörversion zugelegt. Auch diese ist großartig, denn der Sprecher ist ein wunderbar wandelbarer Vorleser und macht jede Figur des Buches zu etwas Besonderem.

Bewertung vom 26.04.2023
Schmitt, Caroline

Liebewesen


gut

Für mich ein Fehlgriff, da unglaubwürdig
Lio lässt ungern jemanden näher an sich heran. Ihren Körper verbindet sie am ehesten mit dem Wort Schmerz. Als Max in ihr Leben tritt, geht sie mit ihm eine Beziehung ein, die gefühlsmäßig jedoch sehr distanziert ist. Sie überdenkt ihre Vergangenheit, die sie mit einer eiskalten Mutter und dem ohnmächtigen Vater verbracht hat, in der sie verletzt wurde. Kann sie sich dieser Vergangenheit stellen? Denn sie ist ungewollt schwanger und steht vor schwierigen Entscheidungen.

Der Klappentext hat mich eigentlich total angesprochen. Er macht den Eindruck, als würde die Geschichte mit einer ungewollten Schwangerschaft beginnen, die einige Prozesse in der Protagonistin in Gang setzt. So ist es aber nicht. Das Buch beginnt mit dem schon recht seltsamen Kennenlernen von Lio und ihrem zukünftigen Freund Max. Lio ist so distanziert und sich selbst gegenüber ungnädig, dass man sich rasch fragt, was sie wohl zu diesem Menschen gemacht hat. Bis dahin konnte ich folgen und hab mich auch ein wenig in der Geschichte verloren. Doch je weiter ich las, umso konstruierter und unglaubwürdiger wurde sie für mich. Lio, so erfährt man es auch schon im Klappentext, ist mit einer kalten Mutter und einem hilflosen Vater aufgewachsen, hatte ein traumatisches Erlebnis in ihrer Jugend, geht eine Beziehung mit dem ebenfalls versehrten Max ein und wird dann noch ungewollt schwanger. Aha. All das erfahren wir aus Lios Gedanken und nicht, weil sie auch nur einmal mit ihrem Freund darüber spricht. Einzig Lios bisexuelle Freundin Mariam kommt einem hier halbwegs offen und positiv vor.

Eigentlich schreibt die Autorin in einem ziemlich offenen, auch mal frech-rotzigen Ton, was teilweise wirklich erfrischend ist. Andererseits macht die verschlossene Protagonistin diesen Eindruck wieder zunichte und manchmal schießen die Schilderungen meines Erachtens etwas über das Ziel hinaus. Dieses ist, die Leser*innen aufzurütteln, zu überraschen und zu schockieren. Doch ich mag diese Aufregung um jeden Preis nicht. Allgemein wurde mir zu dick aufgetragen. Die paar Male, die die Protagonistin Freude empfunden hat, kann man an einer Hand abzählen. Ja, natürlich ist sie anders, als andere. Weil die Autorin sie so gemacht hat, nicht, weil sie durch den Plot natürlich geformt wurde. Ein Trauma, man nehme die gewalttätige Mutter, hätte vollkommen gereicht, ist aber vielleicht heute auch nicht mehr schlimm genug, um Mitgefühl auszulösen. Ein paar Emotionen hätten Lio gut gestanden, hätten vielleicht dazu geführt, dass sie sich als Person weiterentwickelt. Stattdessen war für mich nach dem Lesen, vor dem Lesen. Es hat sich nichts geändert. Die Lobeshymnen, die es hier reihenweise hagelt, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Für mich war das Buch häufig unglaubwürdig und somit ein Fehlgriff. Wegen des außergewöhnlichen Stils und weil es sehr zum Nachdenken anregt, bekommt es noch 2,5 Sterne.

Bewertung vom 26.04.2023
Killick, Jennifer

Schlaf NIEMALS ein / Crater Lake Bd.1


sehr gut

Ziemlich gruselig
Lance und seine Freunde Katja, Big Mak und Chets unternehmen eine Klassenfahrt ins neue Crater Lake Camp, das direkt am Kratersee liegt, der durch einen Meteoriteneinschlag entstand. Mit dabei ist auch Lances verhasste stellvertretende Schulleiterin Miss Hoche, die ihn seit einem Vorfall in der Schule unter Beobachtung hat und der arrogante Trent, den Lance überhaupt nicht leiden kann. Doch noch bevor der Bus das Camp erreicht taumelt ein blutüberströmter Camp-Mitarbeiter direkt vor den Bus und brabbelt eine seltsame Warnung. Auch der Camp-Leiter verhält sich ziemlich komisch. Als dann auch noch nachts dutzende Mitschüler wie schlafwandelnd und mit Wespen-Augen über die Gänge laufen, wird klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Gemeinsam machen sich die Freunde an die Rettung und merken: Sie dürfen auf keinen Fall einschlafen!

Nach der Beschreibung auf der Rückseite nahm ich an, dass es sich bei diesem Kinderbuch um eine einfache Gruselgeschichte handelt (siehe Monster auf dem Cover), was nicht ganz stimmt, denn eigentlich ist es eher eine Sci-Fi-Geschichte, die teilweise ziemlich horrormäßig wirkt. Zumindest ist sie viel düsterer und gruseliger, als ich dachte. Schon der Moment, als da jemand vor den Bus läuft war ziemlich heftig und zunächst denken alle Schüler an einen Zombie. Überhaupt verhalten sich die Erwachsenen sehr komisch und es passieren Dinge, die man rational eigentlich nicht erklären kann. Und dann kommt immer der Moment, wo es sich nur noch um extraterrestrische Wesen handeln kann. Solche Geschichten mag ich eigentlich nicht so gern und auch hier zog sich der Anfang etwas hin. Richtig gut wird es dann aber trotzdem noch, wenn sich die Freunde daran machen, das Schlimmste zu verhindern. Hier gibt es einige spannende und gruselige Stellen und auch wenn die Grundidee des Buches nicht ganz neu ist, hat mir die Geschichte zunehmend besser gefallen. Das lag vor allem an den vielfältigen Charakteren.

Allen voran ist da Lance, der von Miss Hoche mies behandelt wird, weil er angeblich in der Schule einen Mitschüler in der Toilette eingesperrt hat. Er ist für sie auf jeden Fall ein Junge, der nur Probleme macht. Und auch einige Mitschüler glauben zu wissen, dass Lance nicht normal ist. Tatsächlich hat der Junge, der unbedingt seine Freunde vor der Bedrohung retten will, einige Geheimnisse. Ebenso wie seine Freund*innen bzw. Klassenkamerad*innen. Die Geschichte zeigt sehr schön, was möglich ist, wenn man zusammenhält. Freundschaft und Vorurteile gegenüber anderen sind auf jeden Fall Themen, die der Geschichte mehr Tiefgang verleihen und mich mit den Protagonist*innen mitfiebern lassen. Am Schluss gehen mir die Pläne der Kinder aber etwas zu glatt. Trotzdem ist das Buch für nervenstarke Kids eine tolle Unterhaltung zum Gruseln und vielleicht auch Ekeln. Leider finde ich , dass das Cover dazu beiträgt, dass man eigentlich etwas Anderes erwartet. 4 Sterne

Bewertung vom 14.04.2023
Grimm, Sandra

Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling


ausgezeichnet

Tolles Frühlingsbilderbuch
Lotta und ihre Oma gehen spazieren. Draußen ist es schön, überall grünt und blüht es. Mal scheint die Sonne, dann regnet es kurz. Richtiges Frühlingswetter. Außerdem begegnen die beiden vielen Tieren, einem Schäfer und säen Gemüse im Garten. So entdeckt Lotta Stück für Stück den Frühling.

Nachdem wir vom letzten Lotta-Band nicht ganz so überzeugt waren, haben wir nach kurzem Zögern trotzdem wieder zugegriffen. Vor allem das Thema Frühling hat uns überzeugt, da wir zu dieser schönen Jahrezeit noch kein Buch hatten. Den Kauf haben wir nicht bereut. Die Geschichte von Lottas Tag mit Oma ist ganz liebenswert verfasst für Kinder ab etwa 2 Jahren. Besonders toll ist, dass es nicht nur viel zu sehen gibt, wie Tierbabys, Blumen, das wechselhafte Wetter und die Aussaat im Garten, sondern dass auch immer wieder andere Sinne angesprochen werden. So nimmt Lotta zum Beispiel den Duft des Frühlings wahr und hört ein Platschen oder Tierlaute, die im Text enthalten sind. Für kleinere Kinder, die sich nun im Sprechen üben ist das eine tolle Gelegenheit, die Geräusche zu imitieren.

Wie in den anderen Lotta-Bänden auch, sind gezeichnete Personen und Tiere in Landschaftsfotografien gesetzt worden, die mit ihrem satten grün und den leuchtenden Blütenfarben einfach Lust auf den Frühling machen. Die Figuren sind diesmal wirklich gut eingepasst und verstärken die perspektivischen Sicht. Manchmal muss man sehr gut hinschauen um "hinten" im Bild auch noch die letzten Ziegen zu erblicken. Manchmal sind die Illustrationen zwar etwas überladen, aber das stört in diesem Band weniger, da es im Frühling eben grünt und blüht und es so viel zu entdecken, zu zeigen, zu suchen und zu benennen gibt. Im Text sind einige Wörter wieder in Form oder anderer Schriftart gedruckt, was ihn auflockert, für die Kleinen aber wohl kaum eine Rolle spielt.

Meine Tochter schaut sich dieses Bilderbuch immer wieder gern an und erfreut sich an den wimmeligen Bildern, etwas ältere Kinder können hier schon sehr gut die Merkmale der frühlingshaften Natur erlernen und durch die Farben macht das Buch auch einfach mal gute Laune und Lust auf den Frühling in der Natur. 4,5 Sterne