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Lisega

Bewertungen

Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2017
Roberts, John Maddox

SPQR V: Saturnalia (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rom, 59 v. Chr.: Nach längerem Exil in Alexandria und auf Rhodos wird Decius Caecilius Metellus der Jüngere von seiner Familie nach Rom zurückgerufen. Tatsächlich wollen sie seine absonderliche Neigung zum „Rumschnüffeln“ für sich nutzen, denn es gilt, den plötzlichen Tod des Familienoberhauptes Celer aufzuklären. Hat ihn seine durchtriebene Frau Clodia vergiftet? Oder hat er sich während seines Konsulats zu viele Feinde gemacht? Wie hängen der Tod eines Arztes und einer Kräuterfrau mit Celers Ableben zusammen? Es dauert nicht lange, und Decius gerät durch seine Ermittlungen wieder in höchste Gefahr …

Der fünfte SPQR-Krimi ist wieder ein spannender, flott geschriebener Fall mit interessanten Einblicken in den Alltag in den letzten Jahren der Republik. Vor allem das ausschweifende Fest der Saturnalien – der wichtigste Feiertag im alten Rom – beschreibt John Maddox Roberts sehr bildhaft durch die Augen seines Protagonisten Decius. Aber auch uralte religiöse Riten und natürlich die üblichen politischen Intrigen spielen in „Saturnalia“ eine wichtige Rolle. Wenn die Vorhersage einer Saga im Buch zutrifft und Decius ein langes Leben beschert wird, dann kann der Autor noch einige Bände folgen lassen!

Bewertung vom 17.01.2017

Das verdrehte Labyrinth (Spiel)


gut

Das beliebte Familienspiel „Das verrückte Labyrinth“ kann man getrost einen modernen Klassiker nennen, mit „Das verdrehte Labyrinth“ gibt es dieses Spiel nun mit Abwandlungen in neuem Gesicht. In einem geheimnisvollen Zaubergarten gilt es, magische Wesen und wertvolle Schätze zu finden. Statt Mauern zu verschieben, muss man hier mittels Drehrädern den Weg durch die verschlungenen Hecken bahnen. Neben diesem anderen Spielmechanismus gibt es im Unterschied zum Originalspiel auch noch Magiekarten, falls man mal nicht weiterkommt (Waldfee oder Hecken-Schlupfloch). Grundsätzlich ist „Das verdrehte Labyrinth“ einfacher zu spielen als das Original und die Spielrunden sind auch schneller beendet. Für mich ist es damit leider auch etwas langweiliger. Sicher gut für jüngere Kinder, denen „Das verrückte Labyrinth“ etwas zu schwer ist, aber ansonsten muss ich als Fazit sagen: Ganz nett, braucht man aber nicht, lieber das Original kaufen.

Bewertung vom 13.01.2017

Aviator


ausgezeichnet

Milliardenschwerer Ölerbe, leidenschaftlicher Luftfahrtpionier, visionärer Filmproduzent, Liebhaber schöner Schauspielerinnen – der Exzentriker Howard Hughes war vieles, und Martin Scorsese gelingt es in dem biografischen Epos „Aviator“ tatsächlich, alle Facetten dieses faszinierenden Menschen einzufangen. Dazu trägt hauptsächlich der großartig aufspielende Leonardo DiCaprio bei, der den charismatischen, aber auch getriebenen und gegen Ende des Films immer mehr von seinen Zwängen beherrschten Hughes hervorragend darstellt. Ihm steht ein ebenso hochkarätiges Ensemble zur Seite (z.B. Cate Blanchett als Katherine Hepburn), das wie die detailverliebte Ausstattung und die tollen Effekte „Aviator“ zu einem klasse Film macht.

Bewertung vom 10.01.2017
Fante, John

Warte bis zum Frühling, Bandini (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Dio cane, Dio cane" flucht Svevo Bandini, italienischer Einwanderer im Städtchen Rocklin, Colorado. Dem gelernten Maurer geht es zur Zeit der großen Rezession in den 20er Jahren nicht besonders gut. Es ist Winter, er hat eine Frau und drei hungrige Söhne zu versorgen, die Makkaroni sind noch nicht bezahlt, ganz zu schweigen von dem Haus, in dem die Familie wohnt, und er hat gerade seinen Tageslohn beim Pokerspiel im Casino verloren. Und den Augen seiner Frau Maria entgeht nichts. Währdenddessen ist sein Ältester Arturo in die schöne Mitschülerin Rosa verliebt, die natürlich nichts von ihm wissen will. Arturo klaut deshalb seiner Mutter ein geliebtes Schmuckstück, um es seiner Angebeteten zu schenken. Doch auch der alte Svuevo wandelt auf Freiersfüßen - was kann er dafür, dass ihm die reiche Witwe Hildegarde nachsteigt? Dabei liebt er eigentlich nur seine treue, glutäugige Maria ...

"Warte bis zum Frühling, Bandini" ist ein wunderbar tragikomischer Roman über eine Einwandererfamilie zur Zeit der Großen Depression, in dem der Autor John Fante eigene Kindheitserlebnisse verarbeitet hat. Trotz der bitteren Armut, in der die Bandinis leben, sprüht der Roman vor Heiterkeit und Sprachwitz - er ist einfach hervorragend geschrieben und vom Schweizer Autor Alex Capus kongenial übersetzt. Und so taucht man als Leser sehr gerne in die Liebeswirren der Bandinis und ihren von vielen kleinen Sorgen geprägten Alltag ein - die schnörkellose, bodenständige Sprache packt einen von der ersten Seite an und trägt einen flugs bis zum Schluss der selbstironischen Geschichte.

Bewertung vom 29.12.2016
Thomas, Adrienne

Die Katrin wird Soldat und Anderes aus Lothrigen


ausgezeichnet

Den Großteil dieses Buches machen der Antikriegsroman „Die Katrin wird Soldat“ und Materialien dazu aus (u.a. das tatsächliche Tagebuch der Autorin Hertha Strauch), die drei Novellen aus dem späteren Erzählband „Da und dort“ sind aber eine nette Ergänzung dazu.

Am 27. Mai 1911, ihrem 14. Geburtstag, erhält in Metz im „Reichsland“ Elsaß-Lothringen Katrin Lentz, ein hübsches Mädchen aus reichem jüdischen Haus, ein Tagebuch. Zwar kann sie dem Geschenk zunächst nichts abgewinnen, aber irgendwo muss sie dann doch ihren Eindrücken von Mitschülerinnen, Lehrern, Schauspielern und den Eltern freien Lauf lassen, und Seite um Seite des roten Lederbandes füllt sich mit den Erlebnissen und Gedanken des Teenagers. Reisen, ein Nähkurs, die Tanzstunde, die Liebe zu dem Primaner Lucien Quirin beschäftigen Katrin nach dem Schulabschluss. Als im Sommer 1914 der Krieg ausbricht, ist sie 17; als Lothringerin mit starker Neigung zu französischer Wesens- und Lebensart weiß sie anfangs nicht, auf welcher Seite ihre Sympathien sind. Das Pflichtbewusstsein macht ihr schließlich das Nichtstun einer höheren Tochter unerträglich, und sie meldet sich als Helferin beim Roten Kreuz am Metzer Bahnhof. Ihre etwas älteren Schul- und Tanzstundenkameraden sind alle als Soldaten zum deutschen Heer eingerückt.
Dem Begeisterungstaumel der ausziehenden Truppen begegnet die für ihr Alter sehr reife Katrin mit ahnungsvoller Skepsis. Die Kämpfe um Metz mit den nachfolgenden Rücktransporten der Verwundeten erfüllen sie mit Entsetzen, und immer schwerer trägt sie an den grauenhaften Bildern der Zerstörung des Menschen und seiner Würde...

Für mich zählt dieser Roman in Tagebuchform neben „Im Westen nichts Neues“ zu den besten und überzeugendsten Antikriegsromanen der deutschen Literatur - leider ist Adrienne Thomas' Buch aber bei weitem nicht so bekannt. Während Remarque mit Erlebnissen aus dem Schützengraben schockiert, wird hier der Erste Weltkrieg an der Heimatfront und aus Sicht einer Frau geschildert. Das Grauen des Krieges wird dadurch aber nicht gemildert, im Gegenteil, Katrins Erlebnisse bei der Arbeit mit den Verletzten erschüttern genauso stark. Was wie ein normaler Entwicklungsroman eines Backfisches in der Wilhelminischen Zeit beginnt, endet als fesselnde Anklage gegen den Krieg - kein Wunder, dass die Nazis das Buch 1933 verbrannten.

Bewertung vom 28.12.2016
Austen, Jane

Lady Susan


sehr gut

„Lady Susan“ ist in mancher Hinsicht ein besonderer Roman in Jane Austens Werk: 1794 von der erst 18jährigen Pfarrerstochter verfasst, ist er somit ihr erster abgeschlossener und nicht mehr umgeschriebener Roman, außerdem der einzige, der in der Form des Briefromans gelassen wurde und auch der einzige, in dem die Hauptfigur keine Sympathieträgerin sondern eine intrigante, selbstverliebte, gewissenlose Frau ist. Denn die titelgebende Lady Susan, Mitte 30 und frisch verwitwet, ist überaus attraktiv und kann jeden Mann um den Finger wickeln, was sie stets zu ihrem Vorteil nutzt. So charmant sie in Briefen an ihren Schwager Mr. Vernon ist, auf dessen Anwesen die mittellose Witwe für eine Weile unterkommen möchte, so freimütig erklärt sie in anderen Briefen an ihre Freundin Alicia Johnson ihre wahren Beweggründe und wie sie mit anderen Menschen spielt. Darüber hinaus äußert sie sich stets abfällig über ihre Tochter Frederica – Muttergefühle Fehlanzeige. Ihre „Gegenspielerin“ ist die Schwägerin Mrs. Vernon, die beunruhigt bemerkt dass ihr Bruder Reginald de Courcy Lady Susans neuestes „Opfer“ zu werden droht und in vielen Briefen ihre Mutter über die Entwicklung auf dem Laufenden hält. Aus den Briefen ergibt sich ein amüsanter Reigen, der bereits Austens geschliffene Sprache und ihren Hang zur Ironie enthält und bis zum von ihr einige Jahre später hinzugefügtem Schlusswort bestens unterhält.

Bewertung vom 20.12.2016
Peters, Ellis

A Rare Benedictine: The Advent Of Brother Cadfael / Cadfael Chronicles Bd.21 (eBook, ePUB)


sehr gut

„A Rare Benedictine: The Advent of Brother Cadfael“ ist eine Sammlung von drei Kurzgeschichten um den Mönch mit dem detektivischen Talent. In der ersten und längsten Story, „A Light on the Road to Woodstock“, ist Cadfael allerdings noch ein Söldner im Gefolge von Roger Maduit, mit dem er im Herbst 1120 nach erfolgreichem Feldzug in der Normandie nach England zurückkehrt. Maduit befindet sich in einem Rechtsstreit mit der Benediktinerabtei von Shrewsbury, und Cadfael begegnet erstmals dem späteren Abt Heribert, in dieser Geschichte noch Prior der Abtei. Cadfaels Entscheidung, die Waffen abzulegen und ins Kloster einzutreten, wird von Ellis Peters nicht als „Aha!“-Erlebnis beschrieben. Aber als Leser bekommt man den Eindruck, dass die turbulenten Ereignisse rund um den Gerichtstermin und die späte Rückkehr seines Freundes Alard in ein Kloster seinen Entschluss zumindest bestärken. In der zweiten Geschichte „The Price of Light“ werden in der Abtei zwei neu gestiftete, wertvolle Kerzenleuchter gestohlen. Cadfael kommt dem Dieb auf die Spur, doch die Geschichte ist ein schönes Beispiel für seinen ganz eigenen Sinn für Gerechtigkeit. Und in „Eye Witness“, der letzten Geschichte, stellt Cadfael einem Räuber eine geschickte Falle – ein gutes Beispiel für seinen Scharfsinn. Drei nette Geschichten zur Ergänzung der Cadfael Mysteries, die für Fans natürlich Pflicht sind.