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lustaufbuch

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2021
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


sehr gut

Tom Saller hat in seinem dritten Roman "Julius oder die Schönheit des Spiels", wiederum ein historisches Thema aufgegriffen, welches er in seinem Buch auch ausführlich behandelt und mit fiktionalen Figuren und Fassaden umgibt und inhaltlich, sowie thematisch ausschmückt.
Wir, die Leser dieses Buches, werden mit einigen Szenen-, Perspektiv-, als auch Zeitwechseln konfrontiert, welche jedoch vom Autor sehr verständlich und gut umgesetzt wurden.
Das Buch ist grundlegend in einem sehr schönen, gut verständlichem Stil geschrieben und die Kapitel beschränken sich meist nur auf wenige Seiten und werden, vor allem im letzten Teil des Buches, der Spannung wegen, immer kürzer.

Wer also einen Einblick bekommen möchte, wie man ganz unbewusst in das Blickfeld des NS-Regimes gekommen ist und somit auch ins Netz der Propaganda von Hitler geriet, für den ist dieses Buch unbedingt lesenswert. Genauso auch für Leser, die der Sportart Tennis nicht viel abgewinnen können. Es geht zwar viel um Sport, doch nicht nur ausschließlich.

Passend zum Inhalt des Buches ist auch das Cover. Ein besseres Cover hätte man für dieses Buch kaum entwerfen können.

Tom Saller gibt mit diesem Roman einen guten Einblick in die NS-Zeit und dessen Gräueltaten. Selbst, wenn man nur erfolgreich war im Tennis-Spielen, sollte man für die hitlersche Propaganda zweckentfremdet werden.

Bewertung vom 14.07.2021
Nunez, Sigrid

Was fehlt dir


schlecht

„Was fehlt dir“. Allein dieser Satz, der zugleich auch der Titel dieses neuen Buches von Sigrid Nunez ist, wirkt schon ansprechend und weckt das Interesse, aus purer Neugier zu wissen, um was es in diesem vielversprechenden Buch denn geht. Dieser kurze Satz, bestehend aus drei banalen Wörtern, die alleine stehend nichts besonderes bedeuten, bedeuten in ihrer Kombination doch eine ganze Menge und regen sofort zum Nachdenken, wenn nicht gar zum Philosophieren an.

Das Cover ist zudem sehr schön gestaltet und sogleich schlicht gehalten mit einer Couchecke und einer Katze. Passend dazu die Schriftzüge in grellen, prägnanten Farben.

Was ist Verlust? Was bedeuten Schicksalsschläge für einen selbst und für andere?

Das Buch bietet äußerlich, vom Cover und vom Titel her gesehen, alles, was ein Buch ansprechend macht. Doch leider hat mich dieses Buch trotz der besten Vorraussetzungen maßlos enttäuscht…

Es handelt sich hierbei, obgleich das Buch nur etwa 220 Seiten umfasst, um eine schier endlose und nicht enden wollende Aneinanderreihung von Banalitäten.
Man bekommt sowohl Einblicke in das jetzige Leben, sowie in die Vergangenheit der Protagonistin, als auch in die tiefsten Wünsche und Sehnsüchte. Doch dabei handelt es sich leider um keine schöne Verknüpfung dessen oder gar einen gerne zu lesenden Roman, sondern nur um lose Einblicke, welche eine Romanstruktur oder gar einen roten Faden nur um so mehr missen lassen.

Zudem ist der Schreibstil von Sigrid Nunez nicht gerade der Schönste, der von einer ansprechenden Lektüre erwartet wird. Es folgen Unmengen kurzer Sätze und Gedanken. Was nicht schlimm wäre, wenn es doch wenigstens etwas aussagen würde...!

Deshalb schließe ich meine Rezension mit einem, mehr als passenden Zitat aus Shakespeares Hamlet und stelle dieses als Gesamtfazit ans Ende dieser Besprechung, da es meiner Meinung nach das Buch grundlegend beschreibt.
"Mehr Inhalt, weniger Kunst!"

Bewertung vom 27.06.2021
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


gut

Lukas Rietzschel schildert, genauso wie in seinem Debütroman "Mit der Faust in die Welt schlagen" vom Jahre 2018, mit einer höchst präzisen, dennoch kaum anspruchsvollen Sprache tiefe Lebenseinblicke und Momentaufnahmen der Protagonisten. Dabei reihen sich in diesem, seinem neuem Buch "Raumfahrer" relativ viele, meist sehr knapp gehaltene Kapitel aneinander, wobei zu bemerken sei, dass Zeit, Ort und auch die jeweilige Sicht dabei sehr sprunghaft wechseln, ohne, drauf aufmerksam zu machen. Bei diesen vielzähligen Kapiteln, handelt es sich zudem großteils nur um die entscheidenden Schlüsselereignisse. Alles, nicht direkt für das Verständnis beitragende, wird sparsam geschildert oder gar komplett außen vor gelassen.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die große Frage, der aktuellen Verbindung zwischen Vergangenem und dem Jetzt.
Leider bleiben die Figuren, das ganze Buch über, ziemlich leblos und durch die vielen Wechsel, wird ein sich Hineinversetzen in diese schier unmöglich.

Allem in allem ist "Raumfahrer" ein gelungenes, meiner Meinung nach jedoch zu wenig aussagendes und zu kunstvoll geschriebenes Buch. Ich hätte mir eine einfühlsamere Schilderung der Figuren gewünscht und nicht so viele Wechsel in diesem, doch relativ schnell zu lesenden, und kurzen Buch.

Bewertung vom 08.06.2021
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Im Reich der Schuhe. Ja, wirklich. Mit diesem Buch taucht man direkt in den Alltag einer kapitalistischen Schuhfabrik in China ein. Der Konflikt zwischen dem Vater, der den skrupellosen Kapitalismus mit allen seinen zu Verfügung stehenden Mitteln verteidigen und aufrecht erhalten will und dessen Sohn Alex, zugleich auch der Protagonist dieses Romans ist, wird wortgewaltig und präzise geschildert. Es beginnt harmlos. Alex bekommt die Schuhfabrik vom seinem Vater überschrieben, doch leider bringt ihm das überhaupt nichts, sondern er steht nun noch mehr unter der Macht seines Vaters. Doch dann lernt er die Arbeiterin Ivy, welche in Schuhfabrik für seinen Vater arbeitet, kennen, verliebt sich in sie und bekommt von ihr die Realität vor Augen geführt. In der Fabrik tummeln sich vielzählige Skandale und diese werden zudem noch bewusst ignoriert. Alex beginnt sich gegen seinen Vater zu erheben und stellt sich auf die Seite der Arbeiter. Er unterstützt sie im Kampf für Unabhängigkeit, bessere Arbeitsbedingungen und ganz grundlegend für das Angesehenwerden, der vielen Arbeiter, als Menschen, statt als Maschinen.
Ein lesenswertes Buch, welches mich echt überrascht hat und mit einer Explosion endet. Es ist auch ein Buch, welches manchmal wehtut, da es immer noch die aktuelle Realität in vielen Ländern beschreibt...

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