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Buchstabengeflüster

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Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2020
Kealey, Imogen

Die Spionin


ausgezeichnet

Wahre Begebenheit während 2. WK spannend erzählt

Nancy Wake ist eine forsche und toughe Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist. In Frankreich arbeitet sie während des zweiten Weltkriegs zunächst als Kurierin und Fluchthelferin für die Résistance. Durch ihre klugen Schachzüge und breiten Netz an Beziehungen wird sie von den Deutschen nie geschnappt. Darum erhält sie den Spitznamen „weiße Maus“. Nachdem sie ihr aber langsam auf die Spur kommen, flüchtet sie nach England. Dort wird sie vom SOE als Geheimagentin ausgebildet und kehrt danach wieder nach Frankreich zurück. Hier beginnt ihr Kampf unter Partisanen von innen heraus, um den Angriff der Alliierten zu erleichtern und Frankreich zurückzuerobern.

Die Protagonistin Nancy gab es tatsächlich. Diese Geschichte wurde aufgrund ihrer Erlebnisse gestaltet. Wie im Nachwort zu entnehmen ist, spielten sich manche Begebenheiten etwas anders oder in einer unterschiedlichen Reihenfolge ab. Ich finde es schön am Ende des Buches nochmals die tatsächlichen Fakten und Nancys späteres Leben zu erfahren. Auch wenn die Autorin bei der nicht-fiktiven Protagonistin keinen großen Spielraum hatte, wurde Nancys Charakter umfassend dargestellt. Sie ist eine Frau, die einerseits Härte beweist, andererseits aber verletzlich ist und sich in diesen Zeiten noch um Make-Up und ihren Mann in Gefangenschaft sorgt.

"Nancy mochte keine Furcht kennen, doch Henris Liebe zu ihr hatte ihn nur allzu gut gelehrt, was es bedeutete, sich zu fürchten. Nicht um sich selbst, sondern um den Menschen, den man liebte.", S. 17f

Die Geschichte selbst ist spannend aufgebaut. Schon zu Beginn wird der Leser in eine Situation geworfen, wo Nancy etwas auf dem Schwarzmarkt kauft und danach durch zerstörte Häuser flüchten muss. Dass die Gestapo der weißen Maus langsam auf die Spur kommt, lässt die Geschichte an Fahrt aufnehmen. Dazu trägt ebenfalls bei, dass immer wieder aus der Sicht eines hochrangigen Gestapo-Beamten geschildert wird, der alles an ihrer Ergreifung dransetzt. Auch Nancys Mann Henri, von dem sie nach ihrer Flucht getrennt ist, erzählt in einigen Kapiteln, wie es ihm weiterhin ergeht. Das Geschehen verharrt nie lange, es erscheinen nach einer Weile immer neue Aspekte und Begebenheiten. Das Buch ist spannend, fesselnd und informativ geschrieben.

Fazit:
Durch „Die Spionin“ erhält man einen anderen Einblick in die Zeit des zweiten Weltkriegs. Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, erzählt Nancys Weg, wie sie in Frankreich für die Résistance arbeitet und später den Einfall der Alliierten in Frankreich ermöglichte. Das Buch ist durchweg fesselnd geschrieben und zeigt auch auf grauenvolle Weise, wie die Partisanen und Deutsche Gestapo gegeneinander kämpften.

Bewertung vom 07.05.2020
Miller, Hanna

Denn das Leben ist eine Reise


sehr gut

Berührender Roman über das Leben mit kleinen Schwächen

Aimée sollte eigentlich glücklich sein, denn eine Familie und ein schönes Zuhause, das sie mit Per, ihrem gemeinsamen Sohn Len und einem großen Haus gefunden hat, hat sie sich als Kind immer gewünscht. Doch Per kommt mit Lens introvertierter Art nicht zurecht und die Ehe fängt auch an zu kriseln. Deshalb fährt sie mit Len in ihrem Bulli, in dem sie früher lange gelebt hat, nach England um neu zu beginnen. Doch auch dieser Neuanfang birgt viele Herausforderungen, weil Aimée wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird: ihrer alkoholsüchtigen Mutter, wegen der sie nie eine unbeschwerte Kindheit hatte, und ihre große Jugendliebe Daniel.

Während Aimée versucht in St. Ives ihr Leben in den Griff zu bekommen, passieren auch einige überraschende und schockierende Dinge. Die Geschichte hat ein paar Wendungen, aber auch Momente, in denen man weiß, was passieren wird oder auch einige Geschehnisse, die man nicht versteht. So konnte ich z. B. Pers Verhalten am Anfang nicht einordnen und auch manche Verhaltensweise von Charakteren am Ende nicht nachvollziehen.

》 "Wohin fahren wir?“ Lens Stimme klang nicht müde, sondern klar.
Noch immer hielt sie die Tasche fest. Neben ihr auf dem Beifahrersitz stand ihr alter Koffer, mit dem sie vor acht Jahren hergekommen war. [...] „Dahin, wo wir glücklich sind.“
Aimée drehte den Zündschlüssel, der Motor bullerte. Sie rammte den Schaltknüppel in den Rückwärtsgang und gab Gas.《 - S.66f

Hanna Miller hat einen wirklich schönen Schreibstil. Sie beschreibt die Emotionen der Protagonisten sehr gut, sodass sich der Leser direkt in Aimées Leben einfühlen kann, das viele realistische und momentan eben nicht perfekte Aspekte beinhaltet. Die Autorin spielt auch viel mit Kontrasten: Das gediegene Leben mit Per vs. die Freiheit mit ihrem Bulli in der Kommune zu leben oder ihr momentanes Leben vs. jenes, das sie sich als Jugendliche immer gewünscht hat. Daneben bereichern auch die Rückblenden an den Kapitelanfängen die Geschichte in der Gegenwart, wodurch man Aimées Verhalten und Gefühle besser versteht. Der Leser lernt somit ihre Kindheit in der Kommune, ihre Mutter Marilou und die kurze Beziehung zu Daniel kennen. Der kleine Absatz am Kapitelanfang passt immer gut zu dem aktuellen Konflikt, dem sich Aimée in der Gegenwart aussetzen muss.

Das Ende der Geschichte hat mir insgesamt gut gefallen, weil die Protagonisten einen zu ihnen passenden Weg finden. Die Charaktere haben sich alle während des Jahres (diesen Zeitraum umfasst die Geschichte) weiterentwickelt und ihren Weg gefunden. Jedoch wurde mir einiges zu einfach aufgelöst und zu sehr in ein Happy End gedrängt. Dieser Roman zeichnet sich dadurch aus, dass die Handlung realistisch ist und nicht alles perfekt abläuft, deshalb hätte am Schluss auch manches zu einem weniger sonnigen Ende führen können. Insbesondere die letzte Seite ist wunderbar und berührend, weil sie durch die dort beschriebene Begebenheit so viel erfasst: Die Worte zeigen einerseits zurück zu Aimées Kindheitswünschen und andererseits, wie ihre Zukunft für viele Jahre aussehen wird.

Fazit:
Die Geschichte erzählt, wie Aimée endlich ihren Platz findet und ein Leben führt, das zu ihr passt. Dabei schildert die Autorin gekonnt Gegenwart und Vergangenheit und schafft so ein umfassendes Bild von der Protagonistin, die mit ihrem kleinen Sohn zusammenlebt und sich mit ihren Erlebnissen und Wünschen auseinandersetzen muss. Das Buch endet in einem zu extremen Happy End und hat auch kleine Schwächen. Trotzdem ist die Geschichte mit dem tollen Schreibstil lesenswert.

Bewertung vom 19.04.2020
Macneal, Elizabeth

The Doll Factory


sehr gut

Schöner historischer Roman durch besonderen Schreibstil

Die junge Iris arbeitet gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Rose in einer Puppenmanufaktur. Die triste Arbeit und das Bemalen der Puppengesichter lässt Iris nicht künstlerisch ausleben. Nachts zeichnet sie heimlich im Keller und als sie den Maler Louis trifft, nimmt sie sein Angebot sehr gerne an, für ihn Modell zu stehen und im Austausch von ihm Zeichenstunden zu erhalten. Obwohl es zu Streit in ihrer Familie kommt und Modell stehen damals als unsittlich angesehen wurde, folgt sie ihren Träumen. Der weitere grobe Verlauf der Geschichte ist durch den Klappentext schon abzusehen. Auch wenn die Geschichte sich dadurch an einigen Stellen gezogen hat, ist es trotzdem interessant dem Weg der Protagonisten und ihren Konflikten zu folgen. Denn diese Geschichte wird durch all die kleinen Details getragen.

"Vom Dachfenster aus betrachtet ist die ganze Welt zu einer Miniatur geschrumpft. Die Pferde trippeln durch den Schnee wie pummelige, mit Puderzucker bestäubte Mäuse, die Straßenhändler flitzen umher wie blecherneres Aufziehspielzeug. Ein Mann hackt Feuerholz, seine Axt erscheint kaum größer als ein Zahnstocher.", S. 139

Der Schreibstil von Elizabeth Macneal ist sehr schön, da sie das Geschehen sehr nahe wiedergibt. Die Situationen in der Geschichte werden sehr anschaulich beschrieben, sodass sich das Bild nicht nur im Kopf des Lesers formt, sondern direkt vor dem Auge erscheint, als wäre man wirklich Teil der Geschichte. Das Lesen katapultiert uns Bücherwürmer sowieso immer in die Geschichte, aber in diesem Buch ist es wirklich extrem gut.

Zum Ende hin entwickelt sich ein Showdown und ich habe sehr mit gefiebert. Die Geschichte bündelt sich in einem Punkt, der den Leser erschüttert und bangen lässt. Ganz zum Schluss endet das Buch für meinen Geschmack zu übereilt, denn ich hätte mir noch eine kurze Erwähnung gewünscht, wie es den Charakteren nun ergeht.

Fazit:
„The Doll Factory“ überzeugt durch den einzigartigen, anschaulichen Schreibstil, der den Leser tief in die Geschichte zieht. Auch wenn das Grundgerüst der Geschichte schon vom Klappentext bekannt ist, macht das Lesen jedoch Spaß, da man sympathische Charaktere in schmerzhaften und schönen Situationen verfolgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2019
LaCour, Nina

Alles okay


ausgezeichnet

Berührend, emotional, heartbreaking ♥

Marins Mutter ist gestorben, als sie ein kleines Mädchen war und deshalb ist sie bei ihrem Großvater aufgewachsen, der nun auch verstorben ist. Aufgrund von Trauer und Wut flüchtet sie von ihrem alten Zuhause schon früh ins College. Auch den Kontakt bricht sie vollends ab. Doch ihre beste Freundin Mabel gibt nicht auf und reist, nach unzähligen unbeantworteter Anrufe und Nachrichten, in den Weihnachtsferien zu ihr. Nun begleitet der Leser Marin, die tief in Trauer versunken ist, und in Rückblenden ihr bisheriges Leben.

"Ich wünschte, es gäbe etwas, das die Einsamkeit mildert. Ich wünschte, einsam wäre ein treffendes Wort. Es ist viel zu schön.", S. 12

Nina LaCour vermittelt die Geschichte feinfühlig. Ihr Schreibstil ist so intensiv und ruhig. Durch die kurzen Sätze werden gut Marins trostlose Stimmung, Einsamkeit und ihren Schmerzen verdeutlicht. Der Leser kann von Anfang an Marins Gefühle nachempfinden und man ist direkt so gefangen in der Geschichte, dass man gar keine großen Pausen machen mag. Außerdem hat die Autorin viele kleine Details hinzugefügt, die alle von Bedeutung sind und zur Intensität der Geschichte beitragen. Es gibt so viele Metaphern, die die Gefühle der Protagonisten verdeutlichen.

Mabels Geschichte ist so intensiv, dass bald kein Auge mehr trocken bleibt. Am Ende habe ich viel geweint. Es ist so traurig und schön zugleich. Die Erkenntnisse zum Schluss haben mich sehr überrascht und geschockt. Die Geschehnisse haben mich tief berührt, wirklich tief im Herzen. Ich finde alles perfekt, jedes kleine Detail.

"Ich kann mir vorstellen, wie es wäre [...]. Nur spüren kann ich es nicht." S. 84

Fazit:
Gibt es ein perfektes Buch? Ich weiß es nicht. Aber „Alles okay“ wäre es. Es ist nicht nur mein Monatshighlight, sondern auch Jahreshighlight und das beste Buch über Jahre hinweg! Die Geschichte über Marins Trauer trifft mitten ins Herz und berührt tief. Nina LaCour schafft so viele schöne Details, wovon jede Bedeutung hat und Marins Gefühle veranschaulicht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2019
El-Bahay, Akram

Bücherkrieg / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.3


sehr gut

Die Bücherstadt und Fabelwesen gehören auf die große Leinwand

Nusar, Kani und Sam konnten nach der Rettung unzähliger Fabelwesen mit ihnen flüchten. Doch der Konflikt mit der Wüstenhexe Layl ist noch nicht ausgestanden, denn sie möchte mit allen Mitteln ihren König der Nacht, Nusar, zurückhaben. Somit beginnt das Buch wieder sehr spannend und fesselt den Leser, auch wenn die Geschichte sich nach einiger Zeit etwas im Kreis gedreht hat. Aber dann spitzt sich das Geschehen wieder zu und überschlägt sich fast am Ende, weil der Autor die Leser mit einem kleinen Geniestreich schocken kann. Das Buch ist ein würdiger Abschluss der Trilogie und lässt den Leser mit einem passenden Ende zurück.

"[Sam] blickte auf Regale. Sie waren überall. Hunderte Bücher. Für einen Moment zögerte er, über die Türschwelle zu treten. Paramythia war ein Ort, der ihm einen seltsamen Frieden schenkte. Als könnten die Worte in den Büchern sein wild schlagendes Herz ein ums andere Mal beruhigen. Doch hier lauerte auch stets der Tod." S. 153

Der Autor hat nicht nur überaus fantasievolle Ideen, auch die Beschreibung derer ist sehr wortgewaltig. Akram El-Bahay hat einen poetischen und sehr intensiven Schreibstil. Das orientalische Setting steigt direkt vor meinem geistigen Auge auf. Genauso wie Sam bin ich jedes Mal von den gewaltigen Gassen voller Bücherregale oder den außergewöhnlichen Fabelwesen fasziniert. Deshalb würde ich die Geschichte so gerne auf der großen Leinwand sehen.

Die Geschichte rund um die Bücherstadt Paramythia ist irgendwann mehr als nur der Krieg zwischen Layl und Nusar. Es ist das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Liebe und die Balance in der Welt. Direkt und indirekt werden diese Themen aufgegriffen und miteinander versponnen. Beim Lesen des dritten Bandes habe ich bemerkt, wie viel wahre und tiefgreifende Worte in Akram El-Bahays Fantasywelt steckt.

„Liebe. Oder Rache. Das eine reimt sich allzu schnell auf das andere, wenn Herzen enttäuscht werden.“ Sam, S. 30

Fazit:
„Der Bücherkrieg“ war wieder durchweg spannend und ein würdiger Abschluss der orientalisch angehauchten Reihe. Akram El-Bahay überzeugt wieder mit seinem wortgewandten und fesselnden Schreibstil und den beeindruckenden Geschehnissen.

Bewertung vom 08.10.2019
Mohn, Kira

Show me the Stars / Leuchtturm-Trilogie Bd.1


gut

Schöne Liebesgeschichte mit einigen Schwächen

Liv hat sich während ihres Journalistik-Studiums und danach mächtig ins Zeug gelegt, aber es läuft beruflich trotzdem nicht gut. Als sie ihre größte Einnahmequelle bei einer Zeitung verliert, meldet sie sich zunächst betrunken bei der Annonce für das Housesitting. Doch aus ihrer finanziellen Not heraus fliegt sie schließlich doch nach Irland um dort den Leuchtturm zu beziehen und ihr berufliches Leben neu anzugehen. In dem kleinen Örtchen lernt Liv Airin, die ein kleines Bed & Breakfest führt, und Kjer, der sie und regelmäßig Lebensmittel zum Leuchtturm bringt, kennen.

Liv ist ein Charakter, dem ich zwiegespalten gegenüberstehe. Sie ist zielstrebig und obwohl sie alles dafür gegeben hat, hat es beruflich bisher einfach nicht geklappt. Ihre Verzweiflung und Einsamkeit, die sich durch die letzten Jahre ohne enge Freunde gegeben hat, sind ein wichtiger Aspekt von Livs Leben. Auch ihrer Angststörung, an der sie seit früherster Kindheit leidet, findet einen präsenten Platz in der Geschichte. Ich finde es gut, dass eine Protagonistin auch mal ein nicht so gut funktionierendes Leben hat, denn viele Aspekte davon sind mehr als real. Ebenfalls wie ihre absolute Naivität, die mich jedoch immer öfter gestört hat. Etwas wurde von anderen Charakteren im Buch mehrmals angesprochen und auch Liv war sich dessen sehr bewusst, aber trotzdem hat sie mehrmals ihren Kopf ausgeschaltet und sehr impulsiv und naiv gehandelt. Mir war das leider stellenweise zu viel, sodass sie mit den Seiten einiges an Sympathie bei mir eingebüßt hat.

Der Schreibstil von Kira ist gewohnt humorvoll und sarkastisch. Dies hat mich besonders zu Anfang durch die Geschichte getragen und mich oft amüsiert. Ich liebe Geschichten, die humorvolle Begebenheiten beinhalten.
Die Beschreibungen über Irland sind wunderschön. Man kann sich die Wiesen voller Schafe, den Lichteinfall, das Farbspektrum und das raue Wetter an der Küste bildlich vorstellen. Besonders die kleine Insel mit dem Leuchtturm und der Aussicht daraus sind von Liv anschaulich beschrieben.

"Zerrissene Wolken, zusammengeballte Wolken, turmhoch aufragend Wolken, manchmal weiß und harmlos, manchmal dunkel und bedrohlich. Mitunter wogt das Meer sanft, unbeschwert, kaum eine Welle ist darauf zu erkennen, und dann gibt es Tage, an denen die Gischt bis weit über den Rand der klippen aufspritzt. Und es wechselt seine Farbe. Graublau, grünblau, stahlgrau, an einem Tag beinahe schwarz, dann wieder moosgrün. Man muss völlig neue Farbennamen erfinden, um der Vielfalt gerecht zu werden." S. 243

Das Ende war mir etwas zu aufgebauscht und hätte schneller vonstattengehen können. Zwischen Liv und Kjer ging es immer einen Schritt vor und einen zurück, bis endlich mal sein Problem ans Licht kommt. Ich empfand es als verständlich, wenn auch leicht übertrieben im Sinne von unrealistisch. Aber die Beziehung der beiden und ihre aufgebaute Vertrautheit fand ich gut.


Fazit:
„Show me the Stars“ ist eine tolle Liebesgeschichte, deren Ende mich nicht gänzlich überzeugen konnte. Die Beschreibungen der grünen Insel sind sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, sodass ich am liebsten auch in den Leuchtturm ziehen würde. Außerdem überzeugt Kira Mohn wieder mit ihrem humorvollen Schreibstil und unschlagbaren Sarkasmus.

Bewertung vom 18.06.2019
Janus, Elja

Immer noch wir


ausgezeichnet

Romantische Geschichte erzählt durch einen wunderschönen Schreibstil voller treffender Worte

Als Lina mit ihren Freundinnen in der Disco ist, beobachtet sie ein fremder Mann. Er behauptet, dass er sie von irgendwoher kennt. Doch dies ist kein plumper Anmachspruch, denn Lina kommt der freundliche Fremde auch vertraut vor. In den nächsten Stunden lernen sich die zwei näher kennen. Bereits zu diesem Zeitpunkt sind die beiden schon auf einer Wellenlänge und haben den gleichen Humor. Ich hab ihre Gespräche und ihr Beisammensein sehr genossen. Und dann finden Lina und Joe heraus, dass sie als Kinder befreundet waren – beste Freunde – und kommen sich noch näher, wenn das denn noch geht. Und es geht! Die Liebesgeschichte zwischen Lina und Joe ist wunderschön, weil ihre Verbindung einzigartig ist. Der Leser fühlt direkt, wie wohl sich die beiden zusammen fühlen, wie die Gegenwart des anderen beruhigt, beflügelt und inspiriert. Natürlich gibt es im weiteren Verlauf auch Probleme, denn die beiden haben sich über 20 Jahre nicht mehr gesehen, kennen eigentlich nur den kleine Knirps und das aufgewecktes Mädchen, das sie mal waren, und haben viel während der letzten Jahre erlebt.

》„Aber ich mag Liebe. Was ist daran schlimm?“
„Nie von ihr enttäuscht worden?“, kann [Joe sich] nicht verkneifen zu fragen.
Ihre Augenbrauen wandern ein Stückchen höher. „Nicht von der Liebe. Nur von Menschen.“《

Was das Buch und die Beziehung von Lina und Joe so besonders macht, ist der Schreibstil der Autorin. Elja Janus erzählt das Geschehen sehr intensiv und beschreibend. Der Leser dringt somit tief in die Geschichte ein und fühlt, wie die Worte sich direkt ins eigene Herz schleichen. Die Gefühle der Protagonisten werden immer sehr verständlich beschrieben, weil die Autorin treffende Worte findet und die Emotionen mit tollen Vergleichen und außergewöhnlichen Beschreibungen schildert.

》Ich mit meinem Laptop, wie ich das Kinn in die Hand gestützt aus einem unserer Dachfenster in die Wolken sehe. Sie scheinen sich gemeinsam mit meinen Gedanken zu bewegen.《 - Lina

Fazit:
Ich bin begeistert von diesem Buch! Elja Janus hat mit ihrem Debüt eine wunderschöne Liebesgeschichte geschaffen, die mitten ins Herz trifft. Mit ihrem bildhaften Schreibstil findet sie immer passende Worte, um die Beziehung von Lina und Joe lebendig und intensiv werden zu lassen.

Bewertung vom 23.04.2019
Seck, Kati

Dein fremdes Herz


ausgezeichnet

Die Geschichte um Nela und ihrer Suche nach dem Empfänger von Hannes‘ Herz ist gut durchdacht und nimmt eine angenehme Wendung. Nela verlebt trotz der emotionalen Situation eine tolle Zeit an der Ostsee. Dennoch sind wichtige Situationen bei Nelas Suche typisch für Liebesgeschichten und Pilcher-Verfilmungen. Oft ahnte ich, was passieren würde, bevor die dramatische Situation eintraf. Obwohl vieles vorhersehbar war, musste ich doch mitfiebern, da die Autorin das Geschehen sehr intensiv beschreibt.

》Und Worte, das hatte ich über all die Jahre gelernt, waren etwas so Machtvolles. Sie erschufen Kinderfantasien, sie ließen Erwachsenen fliegen, wenn sie längst kein Kind mehr waren, sie formten Gesetze und Ordnung, sie brachten Träume und ganze Leben zu Papier, und manchmal auch Menschen zusammen.《
Nela, S. 28


Kati Secks Schreibstil ist wunderschön und poetisch. Vor allem die Briefe der Künstlerin Ella, die ebenfalls im Buch abgedruckt sind, sind sehr gefühlvoll und mit poetischen Worten verfasst. Während ich sie las, hatte ich oft Tränen in den Augen, weil sie mich so sehr berührt haben. Auch die normale Schilderung des Geschehens trifft durch die bildhafte und tiefgreifende Form sowie den vielen passenden und außergewöhnlichen Vergleichen mitten ins Herz. Aus jedem von Kati Secks Worten sprießen pure Emotionen, die den Leser direkt treffen.

》Ich würde manchmal gern sagen, dass ich dein Geheimnis am liebsten nie erfahren hätte. Aber Liebe, glaube ich, muss auch aushalten, wenn die Masken fallen und offenbaren, was darunterliegt. | Selbst wenn es etwas Hässliches ist.《
Ellen, S. 90

Das Ende eines Buches ist mir enorm wichtig, und dieses sticht besonders unter den gelesenen Geschichten hervor – positiv! Nachdem die Spannung und Dramatik abgeflaut ist, schließt die Geschichte mit einem Ende ab, das nicht typisch Happy End ist, sondern voller Hoffnung in Nelas Zukunft blickt. Vor allem der letzte Absatz hat es mir angetan und Kati Secks letzter Satz zu der Geschichte hat sich direkt in mein Herz geschrieben.

》„Kämpfer fühlen sich nie wie Kämpfer“, sagte Nela, „weil sie nicht mit Fanfaren und Trompeten durch die Straßen ziehen und ihre Siege in die Welt hinausschreien. Wahre Kämpfer sind leise und vernarbt, und die Siege, die sie errungen haben, haben ihnen einen Preis abverlangt."《
S. 274f


Fazit:
„Dein fremdes Herz“ handelt von Nelas Suche nach dem Empfänger des Herzens von ihrem Vater. Am Meer und durch die Briefe in der Vergangenheit gefangen, setzt sie sich auch mit ihrer Beziehung zu ihrem Vater auseinander. Kati Seck beschreibt dies sehr eingehend und bildhaft, wodurch das Geschehen den Leser auch emotional trifft. Obwohl einige Dinge sehr vorhersehbar waren, verhindert der besondere Schreibstil jedoch, dass die Geschichte oberflächlich wurde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2019
Robinson, Lucy

Zwei wie du und ich


gut

Zunächst mittelmäßige Geschichte, deren Ende überrascht

In dem Buch wird abwechselnd die Geschichte von Annie und Kate beschrieben. Beide haben eine harte Zeit durchgestanden und verlieben sich nun in einen Mann. Können sie sich in der Beziehung fallen lassen oder wirft die Vergangenheit immer noch Schatten auf ihr Leben?

Kate ist aus Dublin und ihrem Job geflohen, um sich auf einem Reiterhof eine Auszeit zu nehmen. Obwohl sie keine Ahnung von Pferden hat, gibt sie einen guten Stallburschen ab und kommt den menschlichen wie tierischen Bewohner immer näher. Ihre Kollegen werden ihr gute Freunde und mit einem Pferd baut sie eine sehr enge Beziehung auf, wo sie sich fallenlassen und die Ruhe genießen kann. Währenddessen verliebt sie sich in den Stallbesitzer Mark.

Annie hingegen ist sehr verschlossen und ängstlich, seitdem ihre Mutter in ihrer Kindheit verstorben ist. Sie trägt sehr viel negative Gefühle mit sich, die sie hindern, ihr Leben zu leben und nicht vor allem und jedem Angst zu haben. Selbst ihre Freunde von „Le Clöbb“, wie sie sich nennen, können sie nicht darin bestärken, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dann trifft sie Stephen, einen sehr smarten und zuvorkommenden Geschäftsmann, der ihr einen Job in seiner Firma anbietet. Annie verliebt sich in ihn und auch er scheint Gefühle für sie zu haben. Kann dieses Märchen wahr sein?

Der Leser lernt die toughe Kate und die sensible Annie immer näher kennen. Man erkennt gut, wie unterschiedlich die beiden sind und wie sie sich fühlen. Trotzdem konnte ich Annie nicht wirklich verstehen, geschweige denn den Grund für ihre Gefühle nachvollziehen. Auch wurden ihre Kapitel immer langweiliger, sodass ich lieber in die Geschichte von Kate eintauchen wollte. Annies Erlebnisse ziehen sich anfangs sehr, doch ab circa der Hälfte werden auch diese Abschnitte berührend und spannender.
Ich muss ehrlich sagen, dass mich Annies Geschichte kaum interessiert und ergriffen hat. Ich habe weitergelesen, um mich mit Kate in Mark zu verlieben und herauszufinden, was der starken Frau immer noch so zusetzt. Das Ende jedoch hat mich sehr überrascht und die gesamte Handlung auf den Kopf gestellt. Ich habe so vieles, vor allem Annie, mit anderen Augen gesehen. Ich bin sehr beeindruckt, welch eine grandiose Geschichte Lucy Robinson geschaffen hat. Das Ende hat mich sehr bewegt und bestürzt.

Fazit:
„Zwei wie du und ich“ erzählt zwei Geschichten: Die Liebesgeschichten von Annie und Kate, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein können. Der Leser ist dabei, als sich anfängliche Gefühle entwickeln und immer stärker werden um eine Beziehung zu bilden. Doch beide Frauen wurden vom Leben verletzt. Ob sie dennoch glücklich werden, beschreibt Lucy Robinson sehr intensiv und berührend, aber auch oft langwierig und ermüdend. Das Ende sticht mit einer sehr beeindruckenden und überraschenden Wendung hervor, sodass mich die Geschichte wieder überzeugt hat. Für Fans von Liebesgeschichten, verletzten Charakteren und Geheimnissen kann sich die Geduld lohnen, auf der letzten Seite anzugelangen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2019
El-Bahay, Akram

Bücherkönig / Die Bibliothek der flüsternden Schatten Bd.2


ausgezeichnet

Fabelwesen und spannende Abenteuer


Im ersten Teil der Buchreihe konnten Sam und Kani ein paar Fabelwesen retten und einen Teil der Geheimnisse von Paramythias Herz erforschen – doch noch längst nicht alle. Die befreiten Fabelwesen wissen nicht mehr ihre Namen und damit verbunden auch nicht, wer sie eigentlich sind. Außerdem sind in den Tiefen der Bücherstadt noch tausende von ihnen gefangen – sollten die mystischen Kreaturen ebenfalls befreit werden? Der Beginn des Buches schließt hier nahtlos an den ersten Band an. Gemeinsam mit Sam werden wir sofort wieder in neue Abenteuer geworfen und der Zauber der Geschichte ist von Anfang an abermals spürbar. An bestimmten Stellen sind geschickt Rückblenden an die Geschehnisse des ersten Bands enthalten, sodass man sich diese wieder in Erinnerung rufen kann. Die Erzählung konnte von Anfang an fesseln und Spannung aufbauen.

"Namen sind trügerische Dinger. [...] Denn sie zeigen dir nur, wer du sein kannst. Geben dir ein Versprechen, das du aber ganz alleine einlösen musst." S. 187

Ich liebe die Beschreibungen von Akram El-Bahay. Diese wunderschönen poetischen Sätze. Die Wörter, die tief in das eindringen, was sie beschreiben. Akrams Worten liegt so viel Zauber und Fantasie inne. Ich hab mir unzählige Zitate im Buch angestrichen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und sehr besonders. Er ist bildhaft und beschreibend, wodurch die Bedeutung der Worte nochmals hervorgehoben wird. Hierdurch war ich auch sehr fasziniert von der Vielzahl der Fabelwesen, ihren Fähigkeiten und ihrem Ursprung. Auch von der Bücherstadt und deren Herzen war ich wieder tief beeindruckt und hätte am liebsten, wie ich es in meiner Rezension zu Teil 1 bereits erwähnt habe, einen Kinofilm, um die eindrucksvollen, meterhohen Regale mit eigenen Augen sehen zu können.

"Sam war wieder einmal darüber erstaunt, wie plötzlich ihn der Frieden überkam, kaum dass er einen Fuß zwischen die Bücher gesetzt hatte. Die Große Galerie von Paramythia hatte ihm bei seinem ersten Besuch noch beinahe die Luft zum Atmen genommen, so ehrfurchtgebietend hatte sie sich ihm präsentiert. Doch nun fühlte er sich jedes Mal mehr, als käme er nach Hause, wenn er sie betrat. Sam, der Mann, der nicht lesen konnte, hatte ausgerechnet unter Büchern ein Heim gefunden." S. 310

Die Liebesgeschichte zwischen Sam und Kani ist zwar präsent, rückt das eigentliche Geschehen aber nie in den Hintergrund. Diese ruhige und schöne Art die Beziehung in das Geschehen einzuflechten hat mir sehr gut gefallen. Auch Kanis Charakter ist man in diesem Band näher gekommen. Der Leser lernt die Charakterzüge der ruhigen und intelligenten jungen Frau besser kennen. Viele andere Charaktere wurden ebenfalls vielschichtig dargestellt und entwickelten sich nun weiter. Einige waren nicht das, was sie zu sein schienen bzw. man sich vorgestellt hat. Akram El-Bahay hat tolle Charaktere geschaffen, die die Geschichte neben den außergewöhnlichen und fantasievollen Ideen tragen.

Fazit:
„Bücherkönig“ ist die fesselnde Fortsetzung von „Bücherstadt – Die Bibliothek der flüsternden Schatten“. Akram El-Bahay entführt den Leser in eine Welt aus Büchern, Mystik, Intrigen, Fabelwesen und fantastischen Abenteuern. Der Autor beschreibt die Szenen sehr anschaulich und eindrucksvoll, wodurch Paramythia und ihre Fabelwesen für mich sehr imponierend und gewaltig werden.