Benutzer
Benutzername: 
Forti

Bewertungen

Insgesamt 211 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2017
Ferrante, Elena

Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2


ausgezeichnet

"Die Geschichte eines neuen Namens" ist Band zwei der vierteiligen Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante um eine Frauen-Freundschaft. Ich empfehle, zuerst "Meine geniale Freundin" zu lesen, um zu erfahren, wie sich Elenas Freundschaft mit Lila bisher entwickelt hat, und der Handlung besser folgen zu können.

Das Buch startet mit einer Übersicht über die beteiligten Personen, nach Familien unterteilt. Das ist (für mich) auch dringend notwendig, da Elena Ferrante ihre Saga mit einem reichhaltigen Personal besetzt hat und man nach einen Wochen Lesepause zwischen den einzelnen Bänden schon mal den Überblick verlieren kann.

Elena und Lila sind zu Beginn der Handlung ca. 16 Jahre alt. Die Handlung umfasst etwa 10 Jahre. Ihre Leben entwickeln sich immer unterschiedlicher: Lila ist verheiratet und dadurch zu Wohlstand geraten, Elena geht weiter zur Schule und lebt bei ihren Eltern unter eher ärmlichen Verhältnissen. Interessanterweise beneiden beide einander. Die Freundschaft der beiden ist nicht immer innig und herzlich, es gibt Zeiten, in denen sie wenig Kontakt zueinander haben, aber die Freundschaft besteht und reißt nie völlig ab. Mir gefällt diese ungeschönte Darstellung einer lebenslangen Freundschaft, die ohne Klischees und Kitsch auskommt.

Die Handlung wird langsam erzählt - böse Zungen könnten den Erzählstil auch langatmig nennen. Auch ich habe oft ein Problem mit langatmigen Erzählungen, würde hier aber sagen, dass die Atmosphäre Neapels der 1960'er Jahre, die Lebensrealität im Arbeiterviertel und die Situation der Frauen im Speziellen gleichberechtigt neben der eigentlichen Handlung steht und auch - wie schon im ersten Band - den Reiz dieser Reihe ausmacht. Ich fühlte mich jedenfalls nicht gelangweilt, sondern habe gut ins Neapel der 1960'er Jahre und die beiden jungen Frauen hineinversetzt gefühlt.

Wie schon bei "Meine geniale Freundin" ist das Ende des Buches kein wirklicher Abschluss, sondern eher ein cliffhanger, der neugierig auf den dritten Band der Reihe machen soll (bei mir hat es funktioniert).

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2017
Breuer, Guido M.

Das Lazarus-Syndrom (eBook, ePUB)


gut

Guido M. Breuer greift in "Das Lazarus-Syndrom" interessante Themen auf. Organspende und mafiöse Verstrickungen in dem Zusammenhang sind ein wichtiges und zugleich spannendes Thema. Der harte Alltag von Ärzten ebenso. Alles ist auch für den medizinischen Laien verständlich beschrieben. Die Alkoholabhängigkeit Joes wird schonungslos dargestellt - leider mit zu vielen Wiederholungen.

Mir fehlte beim Lazarus-Syndrom aber die Spannung. Bald ist klar, in welche Richtung es geht - die Frage, wer ist gut und wer ist böse bestimmt neben medizinischer Theorie und der Person Joe die Handlung. Das sind gute Ansätze für einen Roman, aber spannend wird das nicht und für einen Thriller reicht mir das leider nicht.

Bewertung vom 31.10.2016
Bomann, Corina

Winterblüte


weniger gut

Heiligendamm, Dezember 1902 - das klingt interessant und vielversprechend: eintauchen in alte Zeiten, der Flair eines Ostseebads, Weihnachtsstimmung. Leider kommt das alles zu kurz und die Handlung beschäftigt sich fast ausschließlich mit einer Liebesgeschichte. Die Kinder zweier verfeindeter Familien verlieben sich ineinander. Klingt nach Romeo und Julia, kann mit dem Klassiker aber bei weitem nicht mithalten.

Die Geschichte wird ohne große Überraschungen und etwas vorhersehbar erzählt. Das Buch zieht sich etwas bis zum absehbaren Ende - mit einigen fast schon haarsträubenden Wendungen. Insgesamt vorhersehbar und im Detail dann doch nicht sehr wahrscheinlich bzw realistisch.

Mich stört, dass sich die Gedanken der Hauptperson Johanna fast ausschließlich um Liebesdinge drehen. Scheinbar hat sie keine anderen Interessen, keine Freundinnen, kein gesellschaftliches Leben. Vom Lauf der Welt nimmt sie wenig wahr, lebt in der eigenen kleinen Welt.
Auch die meisten anderen Frauen des Romans sind größtenteils auf Liebesdinge und alberne Eifersüchteleien fixiert. Dieses klischeehafte Frauenbild hätte ich bei einer jungen, beliebten Autorin im Jahr 2016 auch bei einem historischen Roman nicht erwartet.
Einzig die Schiffbrüchige Barbara ist eine für ihre Zeit toughe junge Frau, die sich und ihren Weg in Vergangenheit und Zukunft mit mehr Courage sucht, als alle anderen Frauen des Buches zusammen.

Sprachlich leider auch eher mittelmäßig.

Mein erstes Buch von Corina Bomann. Ich habe mir mehr erwartet als diese eher durchschnittliche Geschichte.

Bewertung vom 31.10.2016
Mcfadyen, Cody

Die Stille vor dem Tod / Smoky Barrett Bd.5 (eBook, ePUB)


weniger gut

Der fünfte Thriller rund um die FBI-Ermittlerin Smoky Barrett startet rasant und spannend. Es wird einiges aufgefahren, was ich in diesem Buch erwartet habe: Mord, Entführung, schockierende Szenen - nichts für ganz zart Besaitete. Dann wird die Handlung aber ausgebremst. Statt die begonnen Handlung fortzusetzen begibt sich der Leser mit Smoky in Therapie und auf Reisen in Smokys Seelenleben und Vergangenheit. Das bleibt dann aber oft auf einem oberflächlichen Niveau - vor allem ist es aber sehr langatmig. Schließlich wenden sich Smoky und ihr Team wieder dem Fall zu und können einen Teilerfolg erzielen. Das Ende klärt den Fall aber nicht wirklich auf und auch viele Einzelfragen bleiben offen. Das finde ich enttäuschend.

Böse ausgedrückt könnte man bei "Die Stille vor dem Tod" von Cody Mcfadyen von einer Mischung aus Perversionen und 'Psychogelaber' reden. Die etwas maue Handlung versucht der Autor durch die drastischen Gewaltszenen aufzupeppen und durch seitenlanges Gerede in die Länge zu strecken.
Smoky-Fans mögen das eventuell interessanter finden als ich.

Es war mein erster Smoky Barrett-Thriller. Ich konnte der Handlung gut folgen. Dennoch denke ich, dass man das Buch eventuell mit mehr Gewinn liest, wenn man auch schon die vorherigen Thriller kennt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2016
McKeon, Belinda

Zärtlich


gut

Die achtzehnjährige Studentin Catherine trifft 1997 auf den homosexuellen James. Beide sind jung und lebenshungrig - wollen weg von den Eltern und in der Stadt Erfahrungen sammeln und das Leben genießen. Die beiden sind sich sofort sehr nah. Wir erleben mit den beiden ein intensives Jahr, in dem sich zeigt, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau Schwierigkeiten birgt.

Der Roman entführt uns in die Studenten- und Künstlerszene Dublins. Wir bekommen Einblicke in ein Land, das vom Nordirlandkonflikt geprägt ist und in dem eine junge, aufgeschlossene Generation auf Katholizismus und Konservatismus trifft. All dies spielt aber nur eine Nebenrolle - im Mittelpunkt steht Catherine und ihre Beziehung zu James.

Die Geschichte erzählt - in der dritten Person geschrieben - vor allem von Catherines Gefühlen. Die anderen Protagonisten erleben wir vorwiegend aus ihrem Blickwinkel. Eine interessante Erzählperspektive, die aber manchmal auch einseitig und etwas langgezogen wirken kann.

Ein langsamer Entwicklungsroman über eine Freundschaft zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau.

Bewertung vom 07.10.2016
Guskin, Sharon

Noah will nach Hause


sehr gut

Irgendetwas stimmt mit dem vierjährigen Noah nicht - das wird seiner Mutter Janie immer schmerzlicher bewusst. Abends im eigenen Bett verlangt er immer wieder nach Hause und zu seiner anderen Mutter zu dürfen. Janie trifft schließlich auf den Wissenschaftler Jerry Anderson, der sich mit dem Thema Wiedergeburt beschäftigt. Zusammen wollen sie Noah helfen und dem Geheimnis, das in ihm steckt, auf den Grund gehen.

Ich konnte mich in alle erwachsenen Protagonisten hineinversetzen und ihre Sorgen und Ängste nachvollziehen und beim Lesen miterleben. Noah bleibt hingegen etwas geheimnisvoll, eine Art Bekannter. Als Leser dringen wir nicht in seine Gedankengänge ein, sondern sehen ihn wie die anderen Protagonisten von außen. Das lässt viel Interpretationsspielraum darüber, was in Noah vorgeht, und ist meiner Meinung nach viel authentischer und reizvoller als wenn dies alles offen gelegt würde.

Parallel zur Handlung werden immer wieder reale Studien, die sich mit dem Thema Wiedergeburt beschäftigen, zitiert. Dass es Forscher, die sich wissenschaftlich mit der Wiedergeburt beschäftigen, gibt, hat die Handlung für mich realistischer, vielleicht sogar glaubwürdiger gemacht.

Das Buch lädt zu Gedankenspielen über Wiedergeburt ein. Es wird dabei aber nie zu abgehoben oder esoterisch. Eine minimale Aufgeschlossenheit gegenüber dem Übersinnlichen in der Fiktion reicht aus, um das Buch mit Freude lesen zu können.


Wer zwischen print und eBook schwankt, sollte hier die Print-Ausgabe wählen, da das Cover wirklich besonders ist :-)

Bewertung vom 28.09.2016
Ryan, Donal

Die Gesichter der Wahrheit (eBook, ePUB)


sehr gut

In Donal Ryans "Die Gesichter der Wahrheit" erzählen 21 fiktive Menschen aus ihrem Alltag. Dieser Alltag wird bestimmt von der Wirtschaftskrise, die Irland nach dem Platzen der Immobilienblase erfasste - das Buch spielt im Jahr 2010.
Die Protagonisten, die in alle im gleichen irischen Landstrich wohnen, sind alle direkt oder indirekt von der Immobilienkrise betroffen. Es sind durchschnittliche Menschen - Bauarbeiter und Kindergärtnerinnen, Familienväter und alleinerziehende Mütter, Junge und Alte - die nun von Auftragseinbußen, Lohnkürzungen oder sogar Schulden betroffen sind.
Die 21 Personen des Buches sind miteinander verbunden, die meisten kennen einander. Mir fiel es teilweise schwer, die Personen und ihr Verhältnis zueinander richtig zuzuordnen.
Es fiel mir aber leicht, mich in die Sorgen und Nöte dieser Menschen hineinzuversetzen, die diese Krise, die uns in Deutschland eher indirekt betrifft, hautnah miterleben. Irland und seine Menschen in Zeiten der Wirtschaftskrise ist ein Thema, mit dem ich mich zuvor noch nicht beschäftigt hatte - umso interessanter, diesen intimen Einblick zu erlangen.

Das Buch hat lange keine Handlung im klassischen Sinne. Erst nach ca. der Hälfte des Buches ist von Mord und Kindesentführung die Rede. Spielt in der ersten Hälfte des Buches die wirtschaftliche Krise die Hauptrolle, liegt der Hauptaugenmerk in der zweiten Hälfte mehr und mehr auf den zwei Verbrechen. Gemeinsames Thema sind die persönlichen Schicksale der Erzähler und ihrer Mitmenschen.

Es ist ein spezielles Buch, das bei der Lektüre nicht gerade heiter stimmt - so deprimierend, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt, ist es aber keinesfalls. Es ist dem Buch zu gönnen, das es nicht aufgrund des wenig sagenden deutschen Titels und Covers untergeht!

Ein interessanter Einblick ins Irland in Zeiten der Krise - die Kriminalgeschichte hätte es für mich nicht gebraucht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2016
Schnoy, Sebastian

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt


sehr gut

Der Kabarettist Sebastian Schnoy beschäftigt sich in seinem Buch, das den etwas sperrigen Titel "Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt" trägt, mit dem Thema Geld. Es ist kein Ratgeber - wie man beim Titel vielleicht vermuten könnte - sondern eine gute Darstellung der Geschichte des Geldes und von wirtschaftlichen Zusammenhängen.

Die Geschichte des Geldes war mir zum größten Teil neu und wird vom studierten Wirtschaftshistoriker gut und leicht verständlich dargelegt. Die aktuelle Wirtschaftslage wird immer wieder aufgegriffen und mit historischen Ereignissen verglichen. Dies ermöglicht neue Einblicke in die Welt der Wirtschaft und bietet zugleich neue Blickwinkel und Denkansätze auf für selbstverständlich hingenommene Gegebenheiten. Das könnte den Leser leicht depriminieren - der Autor schafft es aber, immer wieder Witz mit den ernsten Themen zu verbinden.

Um das Buch zu verstehen braucht man keinerlei Vorkenntnisse. Das Buch ist unterhaltsam, leicht verständlich, kurzweilig und amüsant geschrieben.

Besitzer der Print-Ausgabe können zusätzlich auch in der Papego-App mobil weiterlesen.